Balmer, Paul Friedrich Wilhelm, Bildnis eines kleinen Mädchens vor Engadinerlandschaft, 1904, Öl auf Eternit, 60 x 45 cm Bearbeitungstiefe Name Balmer, Paul Friedrich Wilhelm Namensvariante/n Ballmer, Wilhelm Lebensdaten * 18.6.1865 Basel, † 1.3.1922 Rörswil (Ostermundigen) Bürgerort Basel, Lausen (BL) Staatszugehörigkeit CH Vitazeile Maler, Grafiker, Zeichner und Bildhauer. Familien- und Kinderbildnisse. Mitarbeiter Albert Weltis am Fresko im Ständeratssaal des Bundeshauses in Bern Tätigkeitsbereiche Malerei, Grafik, Zeichnung, Fassadenmalerei, Fresko Lexikonartikel Wilhelm Balmer wächst als Sohn eines Architekten und Mathematiklehrers aus Lausen in Basel auf; seine Mutter stammt aus dem Karlsruher Bürgertum. 1884 zieht er nach dem Unterricht bei Fritz Schider an der lokalen Gewerbeschule nach München, um bei Ludwig von Löfftz die traditionelle Akt- und Bildnismalerei zu erlernen. Ergänzt seine Studien zwischen 1887 und 1892 durch mehrere Paris- und Italienaufenthalte und eignet sich in dieser Zeit die Pleinairmalerei und Seite 1/5, http://www.sikart.ch das plastische Gestalten an. Danach regelmässig an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Lässt sich 1892 in Basel nieder, um primär als Bildnismaler im Auftrag und als Radierer tätig zu sein. 1893 heiratet er in Le Havre Alice Vieillard, die ihm zwischen 1894 und 1903 vier Söhne schenkt. Lebt 1897–1902 in München, wo er Ernst Kreidolf und Albert Welti kennenlernt. Nimmt 1900–03 regionale Aufträge für Fassadenmalerei an und malt unter anderem am neuen Basler Rathausturm einen über sechs Meter hohen Bannerträger. Übersiedelt 1902, von seinem Neffen Karl Dick gefolgt, nach Florenz und reist wiederum viel in Europa. Zieht 1908 nach Rörswil bei Bern, um Albert Welti am grossen Fresko Landsgemeinde im Ständeratssaal des Bundeshauses zu assistieren, das er nach dessen Tod (1912) bis 1914 fertigstellt. Malt während des Krieges zurückgezogen im Kreis der Familie Bildnisse und Interieurs. Gedächtnisausstellungen in der Kunsthalle Bern (1922) und im Kunsthaus Zürich (1923) und mehrere Veröffentlichungen bezeugen die Wertschätzung, die Balmer bei seinem Tod im Jahre 1922 genoss. Für die Söhne hielt er in einfacher, anrührender Sprache seine Lebenserinnerungen fest. Die starke, persönliche Förderung, die Wilhelm Balmer auch nach der Ausbildungszeit vom einflussreichen Vertreter der Münchner Schule, Ludwig von Löfftz, erfuhr, wirkte auf Themenwahl und Malweise prägend. Balmers künstlerisches Talent geht in den Bedürfnissen seines bürgerlichen Publikums auf: Er meidet grössere Abweichungen vom Gefälligen und bevorzugt handwerklich solide Arbeit. Unter diesen Voraussetzungen entwickelt er ein bemerkenswert eigenständiges Œuvre, das durch stimmungsvolle, einem gemässigten Naturalismus verpflichtete Kompositionen überzeugt und in der mittleren Zeit bisweilen symbolistische Züge annimmt. Das Bildnis – zeitlebens seine wichtigste Einnahmequelle – regte ihn zu seinen besten Leistungen an. Die in der eigenen Familie entstandenen Kinderporträts sind meist frei von anekdotischer Genrehaftigkeit und legen Zeugnis ab von Balmers Beobachtungsgabe und Fähigkeit, diese in qualitätvolle Bilder zu übersetzen. Seine Gewohnheit, sich durch Kopieren von grossen Meistern in den führenden Museen Europas zu schulen, erweist sich hier als besonders fruchtbar. Der kleine Soldat, 1898 (Nachlass des Künstlers), Rico Balmer, 1905, Jeannot Balmer, 1905, Max Balmer, 1910 zeigen das Kind in seiner Würde und Persönlichkeit, während in den italianisierenden, mehr- und vielfigurigen Kompositionen Pose und Typisierung überwiegen (Die vier Brüder, Seite 2/5, http://www.sikart.ch 1903–04, Lausanne, Musée cantonal des Beaux-Arts; Paradiesgärtlein, 1904/08, Kunstmuseum Luzern). Interieurszenen schildert Balmer als stimmungsreiche Lichträume. Luc Balmer am Klavier, 1917, zeigt ihn auf der Höhe seiner Meisterschaft, Lebensqualität darzustellen, ohne Idyllen zu malen. Die Mitarbeit am Fresko Landsgemeinde sichert ihm einen Platz unter den ambitioniertesten Bukolikern des nationalen Selbstverständnisses zu Beginn unseres Jahrhunderts. Werke: Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kunstmuseum und Kupferstichkabinett; Kunstmuseum Bern; Genf, Musée d’art et d’histoire; Lausanne, Musée cantonal des Beaux-Arts; Kunstmuseum Luzern; Schaffhausen, Museum zu Allerheiligen; Kunsthaus Zürich; Pannerherr Hans Bär, 1901, Mineralfarben, Rathaus Basel, Turmfassade; Einzug der Eidgenossen in Basel im Jahre 1501, 1903, Ölfarben, Rathaus Basel, Hauptfront des Saalbaues; Gerechtigkeitsszenen, 1900–01, Rathaus Liestal. Stephan E. Hauser, 1998 Literaturauswahl - Wilhelm Balmer 1865-1922. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen. Schloss Spiez, 1982. [Text:] Ernst Kreidolf. Spiez, 1982 - Wilhelm Balmer 1865-1922. Kunstmuseum Bern, 1952. [Text:] Luc Balmer. Bern, 1952 - Wilhelm Balmer in seinen Erinnerungen, hrsg. von Francis Kervin, Erlenbach-Zürich, Leipzig: Rotapfel, 1924. - Paul Balmer: «Der Kindermaler Wilhelm Balmer». In: Pro Juventute, 4, 1923, 3. S. 107-112 - Wilhelm Balmer Mappe. Einführung: Ernst Kreidolf. Erlenbach-Zürich, Leipzig, München: Rotapfel, [1923] - Conrad de Mandach: «Wilhelm Balmer». In: Pages d'art, octobre 1922. pp. 261-288 - Gedächtnis-Ausstellung Wilhelm Balmer. Kunsthalle Bern, 1922 Nachschlagewerke - Historisches Lexikon der Schweiz. Dictionnaire historique de la Suisse. Dizionario storico della Svizzera, hrsg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz; Chefredaktor: Marco Jorio, Basel: Schwabe, 2002 ff. - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle Seite 3/5, http://www.sikart.ch édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München, Leipzig: Saur, 1992 ff. - Künstlerlexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Hrsg.: Verein zur Herausgabe des schweizerischen Künstler-Lexikons; Redaktion: Eduard Plüss. Hans Christoph von Tavel, Frauenfeld: Huber, 1958-1967, 2 Bde. [unveränderter Neudruck 1983]. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet, redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. 6 Bände. Leipzig: Seemann, [1953-1962] [unveränderter Nachdruck: München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1992] - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes herausgegeben von Ulrich Thieme und Felix Becker. 37 Bände. Leipzig: Seemann, 1907-1950 [Taschenbuchausgabe: München: DTV, 1992] - Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein, redigiert unter Mitwirkung von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, 1905-1917[Reprint: Nendeln: Kraus, 1982]. Website Geschichte des Kantons Baselland Archiv SIK-ISEA, Schweizerisches Kunstarchiv, HNA 69 Direktlink http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4022984&lng=de Normdaten GND 1017141738 | Deutsche Biographie Letzte Änderung 05.08.2015 Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. 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