Melanie Knöbel berichtet vom 16. Linzer Kongress. Ich arbeite an

Melanie Knöbel berichtet vom 16. Linzer Kongress.
Ich arbeite an der Eawag im Department Umwelttoxikologie an Alternativen zum akuten
Fischtest, ein Test, in dem an Fischen Substanzen auf ihre Giftigkeit überprüft werden. Über
die letzten Jahre haben wir einen Test zur Vorhersage dieser akuten Fischtoxizität unter
Verwendung einer permanenten Kiemenzelllinie der Regenbogenforelle entwickelt, welchen
wir gerade in einer Ringstudie validieren. Wenn wir die mit unserem Test erhaltenen Werte
für 35 Industriechemikalien mit historischen Daten aus dem akuten Fischtest vergleichen,
erhalten wir sehr gute Korrelationen. Wir arbeiten bewusst mit Fischzellen, um die
Fischtoxizität vorherzusagen, da wir der Meinung sind, dass die Unterschiede in der
Sensitivität zwischen den Spezies beträchtlich sein können.
So fand ich es auch schockierend, auf dem EUSAAT-Kongress zu hören, wie niedrig die
Vorhersagekraft von etablierten Tierversuchsmodellen für die Situation im Menschen ist,
beziehungsweise, wie viele Medikamente, die im Tierversuch entwickelt wurden, keinerlei
Effekt im Menschen haben. So zum Beispiel in der Session zu Krankheitsmodellen, wo ich
erfuhr, dass 99.9 % der Medikamente gegen Alzheimer, die mit Hilfe von Tierversuchen
entwickelt wurden, beim Einsatz am Menschen bisher erfolglos blieben. Im Allgemeinen war
der Grundtenor der Tagung, dass dringend neue Testsysteme, basierend auf humanem
Gewebe, benötigt werden, da Tierversuche die Situation im Mensch einfach nicht
widerspiegeln, so nahe wir auch verwandt sein mögen.
Daher war ich umso beeindruckter vom Fortschritt im Bereich Multi-Organ-Chips. Hier
wurden verschiedene Ansätze gezeigt, wie man 2D- oder 3D-Zellkulturen von verschiedenen
Organen, hergestellt aus menschlichen Stammzellen, kombinieren kann, um realistische
Bedingungen nahe am menschlichen Körper, zu imitieren. Diese Systeme ermöglichen es,
zu untersuchen, wie sich zum Beispiel Medikamente im Körper verteilen, und ob
unerwünschte Effekte durch einen eventuellen Abbau der Substanz entstehen. Ein
limitierender Faktor bei den Multi-Organ-Chips scheint hier noch die Nachahmung der
Durchblutung zu sein, die die verschiedenen Gewebe und Organe schliesslich miteinander
kommunizieren lässt, aber auch hier wurden vielversprechende Ansätze gezeigt.
Bei all diesen neu entwickelten versuchstierfreien Methoden kann man nur hoffen, dass
diese möglichst schnell Anwendung in der Praxis finden und für Grundlagenforschung oder
Medikamentenentwicklung eingesetzt werden. Wichtig ist die behördliche Akzeptanz, um die
Anzahl an Tierversuchen, die offenbar oft nicht zum gewünschten Ziel führen, zu reduzieren.
Ich möchte mich nochmals herzlich bei Stefanie Schindler und Animalfree Research
bedanken, dass Sie mir die Teilnahme am EUSAAT-Kongress ermöglicht haben!