Vorakklimatisation unter simulierten Höhenbedingungen als Vorbereitung für das Höhenbergsteigen Martin Faulhaber Höhenexpositionen über 2500 bis 3000 m können sogenannte Höhenerkrankungen, von denen die akute Bergkrankheit die häufigste Erscheinungsform darstellt, hervorrufen. Obwohl die akute Bergkrankheit nur in wenigen Fällen lebensbedrohliche Formen annimmt, beeinträchtigen die Symptome (u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel) die betroffenen Personen massiv. Zur Prävention der akuten Bergkrankheit wird ein langsamer Anstieg (v.a. der Schlafhöhe) und somit eine adäquate Höhenakklimatisation empfohlen. Allerdings gibt es im Bergsport häufig Situationen, bei denen eine ausreichende Akklimatisation entsprechend der allgemeinen Akklimatisations-Empfehlungen nicht stattfindet (z.B. Westalpentouren). Außerdem reichen die empfohlenen Akklimatisationszeiten für Personen mit einer Anfälligkeit für die akute Bergkrankheit oftmals nicht aus. In diesen Fällen könnte eine Vorakklimatisation unter simulierten Höhenbedingungen eine interessante Option darstellen. Hier wird in der Regel nur die Höhenhypoxie erzeugt, und andere Veränderungen in der Höhe werden nicht berücksichtigt. Simulierte Höhenbedingen werden in der Praxis entweder hypobar in Unterdruckkammern oder – weit öfter – normobar in Höhenzelten/-kammern beziehungsweise über das Atmen hypoxischer Gasgemische mittels Atemmaske erzeugt. Die bisherigen Studien zeigen, dass wiederholte Nächtigungen in normobarer Hypoxie das Risiko für eine akute Bergkrankheit bei einem nachfolgenden akuten Höhenaufenthalt effektiv reduzieren. Ebenso dürften wiederholte Expositionen von 3 bis 4 Stunden an 6 oder mehr Tagen positive Effekte haben. Wird die Dauer der Einzelexpositionen weiter reduziert, sind die positiven Effekte nicht mehr eindeutig nachweisbar. Obwohl eine gut kontrollierte Laborstudie durchaus Effekte einer Vorakklimatisation mit 7 einstündigen Expositionen auf einer simulierten Höhe von 4500 m ergab, konnten diese in einer nachfolgen Studie im Feld nicht mehr gezeigt werden. Allerdings wurden hier Personen, die von Symptomen der akuten Bergkrankheit bei früheren Höhenaufenthalten berichteten, also eine klassische Zielgruppe für eine Vorakklimatisation, herangezogen. Diese Ergebnisse werfen die Frage nach der Wirkung einer Vorakklimatisation speziell bei dieser Personengruppe auf. Unabhängig davon lässt sich aufgrund der Homogenität der Studien nicht beurteilen, ob für eine Vorakklimatisation in simulierter Höhe eine Dosis-Wirkungs-Beziehung besteht. Auch gibt es bisher keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Effekten einer Vorakklimatisation bei nachfolgenden längeren Höhenaufenthalten, wie sie in der Regel bei Höhenexpeditionen der Fall sind. Abschließend lässt sich sagen, dass eine Vorakklimatisation in simulierter Höhe mit mindestens 4-stündigen täglichen Höhenexpositionen (≥ 4000 m) innerhalb einer Woche bei einem nachfolgenden akuten Höhenaufenthalt das Risiko für eine akute Bergkrankheit reduzieren. Allerdings müssen in Zukunft weitere wissenschaftliche Studien noch etliche offene Fragen klären.
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