AWO berichtet - AWO Regionalverband

Zeitschrift des AWO Regionalverbands Halle-Merseburg e. V. | Zerbster Str. 14 | 06124 Halle (Saale)
BERICHTET
[Ausgabe #3 2015]
Hilfe für
Geflüchtete
www.awo-halle-merseburg.de
INHALT
Hilfe für Geflüchtete
Liebe Leserinnen und Leser,
Angst und Abwehr oder Courage und Zuversicht ............................... 3
AWO: Angebote und Hilfe für Geflüchtete ........................................ 5
Junge Chefs starten durch ..................................................................... 6
Ein Fest zum Geburtstag ........................................................................ 8
Kisten voller Fakten ............................................................................... 10
Pflege in den eigenen vier Wänden ................................................... 11
Wenn aus der Harfe Tierstimmen kommen .......................................... 12
Aktion Zuckertüte 2015 in Halle & Merseburg .................................. 13
wie viele Menschen bewegt auch uns das Schicksal der
geflüchteten Menschen, die zu uns kommen und unsere Hilfe benötigen. Als Wohlfahrtsverband sehen wir uns besonders in der Pflicht zu helfen und auch unsere Mitglieder zum
Engagement zu ermuntern. Lesen Sie dazu auf den Seiten
3 bis 5.
Eine Investition in die Zukunft ................................................................ 14
Eingreifen oder Laufenlassen? ............................................................. 16
Volle Fahrt voraus für Kapitäns-Training .............................................. 17
Meldungen & Termine .......................................................................... 18
Angst und Abwehr
oder Courage und
Zuversicht
In unserer AWO-Kleiderkammer: Mitarbeiterin Silke Reubert und Adbi Hamda Mohamed aus Somalia.
Und der Esel sagt zum Hahn, dem am Abend von der Hausfrau der Kopf abgeschnitten werden soll:
„Ei was, du Rotkopf. Zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen. Etwas Besseres als den Tod
findest du überall …“ aus Die Bremer Stadtmusikanten (eine Migrationsgeschichte)
Ansonsten steht das aktuelle Heft ganz im Zeichen vieler
neuer und noch junger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Obwohl es noch gar nicht so lange her ist, dass zumindest
einige von ihnen Studium oder Ausbildung beendet haben,
sind sie nun bereits in leitender Funktion bei uns tätig. Dieser
Einstieg ist sowohl für sie als auch für die AWO eine Chance.
Denn wir wollen junge und kreative Köpfe möglichst langfristig an uns binden. Damit Sie sich ein Bild von den neuen
Gesichtern machen können, stellen wir drei von ihnen vor.
Und schließlich möchten wir Sie auf eine neue Serie, unseren Erziehungsratgeber, hinweisen. Angelika Jongen, ihres
Zeichens Diplompsychologin und Leiterin der Stationären
Erziehungshilfen, antwortet darin auf alltägliche, aber wichtige Fragen zur Erziehung. In dieser Ausgabe widmet sie
sich dem Thema: Eingreifen oder Laufenlassen? Wie verhält
man sich, wenn das Kind über Probleme in der Schule berichtet? Falls Sie selbst eine Frage haben, können Sie diese
gern an die Redaktion stellen.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Allen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern sowie unseren Leserinnen und Lesern wünschen wir einen stimmungsvollen Jahresausklang.
Die nächste Ausgabe von AWO berichtet erscheint im
März 2016.
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Ausgabe 3/2015
Alles Gute wünscht Ihnen
Ihre Sylvia Plättner
Geschäftsführerin
Abertausende Menschen in der Bundesrepublik waren
und sind bereit, bei der Aufnahme von Geflüchteten zu
helfen, ehrenamtlich Unterstützung anzubieten und Mitgefühl für die Notlagen der Flüchtlinge zu zeigen. Es
sind diejenigen, die sich nicht von einer „Flüchtlingswelle“ überrollen lassen, sondern die Menschen – Männer,
Frauen und Kinder – hinter den Zahlen sehen, die nach
ihrer Ankunft in Deutschland dringend Hilfe benötigen.
Menschen, die sich entschieden haben, ihre Heimat zu
verlassen, um Gewalt, Krieg, Unterdrückung und Hunger
zu entfliehen, sich auf eine lebensgefährliche Flucht zu
begeben in ein fremdes Land, in der Hoffnung, dort Aufnahme und Schutz zu finden.
Und viele von uns kennen Geschichten von Vertreibung,
Verfolgung und Flucht aus Erzählungen der Großeltern,
von Genossen und AWO-Freunden. Wie wichtig war es
für diese Menschen, Aufnahme in anderen Ländern zu
finden, in die sie nach riskanten, gefahrvollen Wegen
gelangten. Marie Juchacz, die Gründerin der AWO
erreichte (von Marseille über die Insel Martinique in einem völlig überfüllten Frachtschiff) New York 1941. Und
zwar nachdem die amerikanische Regierung 1940 endlich eine Rettungsaktion für Flüchtlinge begonnen hatte,
die Situation zu Hause immer bedrohlicher wurde und
Ausgabe 3/2015
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Hilfe für Geflüchtete
„Lassen wir uns nicht schrecken durch die Ungunst äußerer Missstände,
haben wir für alle Schwierigkeiten nur eine Antwort. Erst recht!“
Clara Zetkin
keine Hoffnung mehr auf einen politischen Umsturz in
Deutschland bestand. Juchacz musste sich als „Enemy
Alien“ (feindliche Ausländerin) registrieren lassen und
ständig um eine Aufenthaltsverlängerung bangen. Sie
fühlte sich als „unwillkommener, überflüssiger und unbequemer Gast dieses Landes“ (USA). Es fiel ihr schwer,
sich die englische Sprache anzueignen, die amerikanische Lebensweise, Sitten und Mentalitäten zu verstehen. Sie konnte keine unabhängige berufliche Existenz
finden und blieb in den acht Jahren ihrer Emigration
auf die Hilfe des Jewish Labor Commitee und der Quäkerhilfe angewiesen. Prägender Zufluchtsort für sie und
viele andere Flüchtlinge aus Europa war das Quäkerheim Scattergood in Iowa, in dem ehrenamtliche Helfer
versuchten, für die Flüchtlinge eine Oase der Ruhe und
Geborgenheit zu schaffen. Mit einem intensiven Integrations- und Trainingsprogramm (Sprachkurse, Vorträge,
kulturelle und gesellige Veranstaltungen, Ausflüge, Hilfe
bei Bewerbungsschreiben …) sollten die Neuankömmlinge auf ein Leben in Amerika vorbereitet werden.
Auch hier erleben Geflüchtete Hilfsbereitschaft, Toleranz
und Mitmenschlichkeit nach ihrer Ankunft in einem fremden Land, in das sie mittel- und orientierungslos, traumatisiert und erschöpft mit einer völlig unsicheren Perspektive
für die Zukunft kommen. Neben einer von vielen Bürgern
gelebten Willkommenskultur gibt es aber die anderen
Deutschen. Jene, die mit Hass, Wut, Hetzkampagnen und
menschenverachtenden Aktionen auf die Neuankömmlinge reagieren. Hier ist Zivilcourage gefragt und gilt
es, gegen solche selbsternannten Abendlandsdefinierer
unsere demokratische Gesellschaft und Grundordnung
zu verteidigen. Nicht von den Geflüchteten, sondern von
diesen Deutschen (frei nach Heinrich Heine) „werd´ ich
um den Schlaf gebracht“. Dass die neue Situation uns
vor große Herausforderungen stellt, ist unumstritten. Auch
dass Unbekanntes, Neues und Fremdes Angst machen
kann, ist verständlich. Verantwortungslos ist es, Ängste zu
schüren, Panik zu verbreiten und Parallelgesellschaften
heraufzubeschwören, bevor die Geflüchteten überhaupt
die Chance haben, Teil dieser Gesellschaft zu werden.
Immer mehr sollen es werden. Millionen, die uns über-
rollen. Keine Welle, nein ein Tsunami werde das, wenn
man CSU-Politikern glaubt. Tatsächlich sind es bisher ca.
550.000 Menschen, und sicher werden es noch mehr.
Viele aktuelle Probleme durch die Einreise der Flüchtlinge sind vor allem auf fehlende Ressourcen und eine
mangelhafte Infrastruktur zurückzuführen. Stammtischparolen helfen nicht weiter. Wir brauchen Lösungen!
Keine Lösung sind Mauern und Stacheldrähte und die
Einschränkung des individuellen Asylrechts.
Bei der Gestaltung des Zusammenlebens mit den Geflüchteten, die schon hier sind oder noch kommen, ist die
ganze Gesellschaft, sind wir alle gefragt. Wir müssen uns
über Regeln des Zusammenlebens verständigen. Nicht
alle Migranten sind freundlich und „gut“, genauso wenig wie es alle Deutschen sind. Menschen anderer Herkunft und anderen Glaubens sind weder bessere noch
schlechtere Menschen als deutsche Staatsbürger. Rechte
und Pflichten gelten für alle in diesem Land, um ein friedliches, freiheitliches und gemeinschaftliches Miteinander
zu gestalten. Wir brauchen eine konstruktive Streit- und
Auseinandersetzungskultur, kreative Konfliktlösungsstrategien und die Bereitschaft zur gegenseitigen Toleranz.
Wir müssen nicht ängstlich zittern vor Menschen anderer Herkunft oder anderen Glaubens, sie ablehnen und
nach der Bestätigung unserer Vorurteile suchen, sondern
sollten versuchen, die Potentiale, Chancen und Ressourcen ethnisch-kultureller Vielfalt zu entdecken und wertschätzen zu lernen. Dieselbe Offenheit, Toleranz und
Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit und der Respekt
vor unseren Werten ist genauso von den Geflüchteten zu
erbringen. Um unsere Gesellschaft und Kultur aber kennen und verstehen zu lernen, brauchen die Flüchtlinge
all das, was die Quäker in den USA unseren Emigranten
geboten haben: Möglichkeiten des Spracherwerbs, die
Vermittlung von Kenntnissen über Rechte und Pflichten,
Werte und Normen, Land und Bewohner, aber auch
menschliche Zuwendung, Zeit, sich zurechtzufinden und
anzukommen, persönliche Gespräche, Möglichkeiten
gemeinsamer Aktivitäten und Interesse an ihren Gewohnheiten und ihrer Kultur.
Barbara Höckmann
Vorstandsvorsitzende des AWO Regionalverbands Halle-Merseburg
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Ausgabe 3/2015
AWO STANDPUNKT
Angebote der AWO
für Geflüchtete
Hilfe für Geflüchtete
Stellungnahme des AWO Regionalverbands Halle-Merseburg e.V.
Kleiderkammer
Telemannstraße 11, 06124 Halle (Saale)
Montag und Dienstag 12 - 18 Uhr
Mittwoch, Donnerstag, Freitag 9 - 15 Uhr
Telefon: 0345 2984881
Familiencafé der Ambulanten Erziehungshilfe
Kinder- und Jugendhaus: Trakehner Straße 20, 06124 Halle (Saale)
Treffpunkt für Familien
Getränke & Snacks zu kleinen Preisen
Öffnungszeiten: mittwochs 14 – 17 Uhr
Telefon: 0345 8059946
Deutschcafé von Amnesty International
Deutschkurs für Flüchtlinge
keine Anmeldung nötig
Kinder-, Jugend- u. Familienzentrum „Dornröschen“
Hallorenstraße 31a, 06122 Halle (Saale)
Öffnungszeiten: mittwochs von 18 – 20 Uhr
Telefon: 0345 8059982
Offenes Frauencafé für Frauen mit ihren Kindern
von Amnesty International
Kinder-, Jugend- und Familienzentrum „Dornröschen“
Hallorenstraße 31a, 06122 Halle (Saale)
Jeder kann kommen!
Teetrinken & ins Gespräch kommen
dienstags 12.30 – 14 Uhr
Telefon: 0345 8059982
Familien-Café
Kinder-, Jugend- und Familienzentrum „Dornröschen“
Hallorenstraße 31a, 06122 Halle (Saale)
montags von 15 bis 18 Uhr
Jeder ist herzlich willkommen zum gemeinsamen Kochen,
Spielen und Basteln und zu Infoveranstaltungen.
Auch Kindereinrichtungen unseres
Verbandes engagieren sich für
Begegnung und Integration:
So etwa mit Deutschunterricht
für Kinder im Hort
„Am Kirchteich“.
In der Kita „Goldener
Gockel“ halfen in einer Gemeinschaftsaktion Geflüchtete,
Mitarbeiter der Kita und einer
Berufsschule und Eltern, einen
Erlebnisgarten für Kinder zu
schaffen.
Der AWO-Regionalverband Halle-Merseburg e. V. heißt
alle Geflüchteten willkommen, die aus unterschiedlichen
Gründen ihre Heimat verlassen mussten. Als Arbeiterwohlfahrt, die sich den Grundwerten der Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verpflichtet
fühlt, sehen wir uns alle in der Verantwortung. Neben
der praktischen Hilfe vor Ort geht es darum, rassistischer
Hetze gegen die Geflüchteten bzw. gegen die Flüchtlingsunterkünfte entschieden entgegenzutreten.
Rund 800.000 Geflüchtete suchen in diesem Jahr in der
Bundesrepublik Deutschland Schutz vor Krieg, Hunger
und politischer sowie religiöser Verfolgung. Die Aufgaben zur Bewältigung des Zustroms von geflüchteten
Menschen sind enorm. Auch in Halle und im Saalekreis
kommen pro Monat hunderte Geflüchtete an. Die Stadt,
der Landkreis und die Kommunen stehen zunächst vor
der Aufgabe, eine menschenwürdige Unterbringung für
die Neuankömmlinge zur Verfügung zu stellen. In der Folgezeit geht es darum, den Grundstein für eine gelingende
Integration zu legen. Doch es ist nicht nur die Aufgabe der
Behörden, unterstützend und begleitend tätig zu sein. Wir
alle sind nun gefragt: Die Gebote der Stunde sind Solidarität, Gastfreundschaft und unbürokratische Hilfe.
Die Einrichtungen des AWO-Regionalverbandes stehen allen Geflüchteten, die in Halle und im Saalekreis
Zuflucht gefunden haben, selbstverständlich offen. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern, Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern werden unsere Einrichtungen Begegnungs-,
Hilfs- und Lernangebote für Geflüchtete anbieten und
kontinuierlich fortentwickeln – wie zum Beispiel in unserem „Familiencafé“, im Kinder-, Jugend- und Familienzentrum „Dornröschen“ und im „Café 22“. Der Maßstab
unseres Engagements sind dabei die Bedürfnisse und Erwartungen der geflüchteten Menschen.
Möchten Sie unser Engagement für Geflüchtete unterstützen? Unsere Einrichtungen, Stadtverbände
und Ortsvereine freuen sich über Ihr ehrenamtliches
Engagement oder eine Spende. Mehr Informationen unter:
www.awo-halle-merseburg.de/ehrenamt
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AWO INNENANSICHTEN
Junge Chefs
starten durch
Sie sind jung und dynamisch, und sie sind
inzwischen keine Ausnahme mehr: Die Rede
ist von den den jungen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, die in den vergangenen Monaten in verschiedenen Einrichtungen der
AWO angefangen haben, und von denen ein
großer Teil gleich in eine leitende Position
eingestiegen ist. „Wir wollen jungen und gut
ausgebildeten Menschen bei uns eine Chance
geben“, sagt Geschäftsführerin Sylvia Plättner
und ergänzt: „Wenn es uns gelingt, ihnen
eine interessante Perspektive zu bieten, dann
können wir sie auch langfristig bei uns halten.
Und das möchten wir natürlich.“
Eine gesunde Mischung von jüngeren und
älteren Kollegen befördert nach Ansicht der
Geschäftsführerin die Zusammenarbeit. Denn
die Jüngeren bringen unkonventionelle Ideen,
die Älteren wertvolle Erfahrungen mit ein.
Nur aus dieser ausgewogenen Mischung könne
Qualität erwachsen, die letztlich nicht nur
zum Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beiträgt, sondern auch die Zufriedenheit
von Gästen, Klienten und Patienten der AWO
steigert.
Der Erfolg der jungen Kolleginnen und die
vielen motivierten Aktionen, die sie bereits
nach wenigen Wochen in ihren Einrichtungen
etabliert haben, zeigen, dass der Vertrauensvorschuss wohlbegründet war. Um den Lesern von AWO berichtet einen Überblick über
die neuen Einrichtungsleiterinnen zu geben,
möchten wir sie auf den folgenden Seiten
kurz vorstellen:
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Anne Cierpinski
Ina Hahn-Klabes
Franziska Käsmarker
30 Jahre, Leiterin der Kita
„Goldener Gockel“
28 Jahre, Leiterin des
Seniorenheims „Inselblick“
34 Jahre, Leiterin der
Integrativen Tagesstätte (ITG)
Um es gleich vorweg
zu nehmen: Ja, Anne
Cierpinski, die neue
Leiterin der AWO-Kita
„Goldener Gockel“ in
Neustadt ist mit dem
Olympiasieger gleichen Namens verwandt: Der Marathonläufer Waldemar Cierpinski ist ihr Schwiegervater.
„Ich selbst bin allerdings gar nicht so sportlich“, sagt
die 30-Jährige mit einem Lächeln. Aber vermutlich hat
sich die Lauffreude auf ihren dreieinhalbjährigen Sohn
Roman Waldemar vererbt. „Er hält mich ganz schön in
Bewegung“, sagt die Mama, die nach eigenem Bekunden ausgesprochen gern mit Kindern zusammen ist. Und
so ist es nicht verwunderlich, dass sie auch früher schon
viel mit Kindern gearbeitet hat. Bevor sie zur AWO kam,
leitete sie den Hort der Saaleschule.
Ganz bewusst, so meint sie, habe sie sich auf die Stelle im
„Goldenen Gockel“ beworben. Dabei hat sie vor allem
die Tatsache gereizt, dass dort viele Kinder mit Migrationshintergrund betreut werden. „Durch mein Studium sind mir
solche Aspekte sehr vertraut“, sagt die junge Hallenserin,
die an der Uni Halle Erziehungswissenschaften und Interkulturelle Wissenskommunikation studiert hat.
Für rund 260 Kinder und 28 Mitarbeiterinnen ist sie seither verantwortlich. Die Kolleginnen haben ihr den Einstieg sehr leicht gemacht, so dass sie sich von Anfang an
sehr willkommen gefühlt hat. „Ich freue mich außerdem,
hier auf viele engagierte Eltern zu treffen“, sagt sie mit
Blick auf das erste größere Projekt, dass in der Kita mit
Hilfe des Fördervereins und der Eltern in Angriff genommen worden ist: Kürzlich wurde der Innenhof auf Vordermann gebracht. Und viele Eltern sind dabei gewesen,
haben mitgearbeitet und eigene Ideen eingebracht.
Anne Cierpinski wünscht sich für die Zukunft, dass sich
der bauliche Zustand der Kita noch verbessert. Denn das
würde auch die Arbeit erleichtern. In der Tat ist der Sanierungsbedarf im „Goldenen Gockel“ sehr groß. Bis es
soweit ist, versuchen sie und ihr Team, das Beste daraus
zu machen.
Ina Hahn-Klabes könnte sich keinen anderen
Beruf vorstellen als ihren eigenen. „Ich wollte nie etwas anderes
werden“, sagt die gelernte Altenpflegerin.
Der Grund: Man bekommt von den alten Menschen so
viel zurück. Und man kann sich in so viele Richtungen
weiterbilden. Letzteres hat Ina Hahn-Klabes bereits nach
dem Ende ihrer Ausbildung in Angriff genommen. Nachdem sie sowohl im stationären als auch im ambulanten
Bereich erste Erfahrungen gesammelt hatte, drückte sie
noch einmal für anderthalb Jahre die Schulbank und
schaffte den Abschluss als Pflegedienstleiterin. Sie leitet
das AWO-Haus „Inselblick“ in Halles Süden, wo sie sich
gemeinsam mit einem achtköpfigen Team um das Wohl
von 13 pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohnern kümmert. Besonders gefällt ihr die Mischung aus
administrativen Leitungsaufgaben und dem direkten Kontakt zu den Bewohnern, der ihr nach eigenem Bekunden
immer noch sehr wichtig ist.
Ihre Begeisterung für den Beruf führt Ina Hahn Klabes
auch auf ihre familiäre Prägung zurück: „Das Soziale
liegt bei uns in der Familie“, sagt die 28-Jährige, die aus
Vatterode im Mansfelder Land stammt und derzeit noch
in Leipzig wohnt. „Meine Mutter ist Altenpflegerin. Mein
Bruder arbeitet als Krankenpfleger, und mein Vater, ein
Garten- und Landschaftspfleger, kümmert sich eben um
Natur und Bäume“, so die Leiterin mit einem verschmitzten Lächeln. Überhaupt liegt der jungen Frau ihre Familie
sehr am Herzen. Nicht zuletzt deshalb ist sie gerade dabei, sich auch privat wieder zu verändern: Gemeinsam
mit ihrem Mann Carsten, mit Hund Jette und Kater Peter
kehrt sie demnächst der Metropole Leipzig den Rücken
und zieht zurück in ihre alte Heimat nach Vatterode.
„Genau wie meinen Beruf brauche ich auch meine Familie um mich.“
Franziska Käsmarker
ist das, was man neudeutsch getrost mit dem
Begriff „Powerfrau“
umschreiben könnte:
Die 34-jährige Erziehungswissenschaftlerin
leitet seit September die Integrative Tagesstätte (ITG) der
AWO in Halle. Zudem hat sie Familie und ist Mutter eines zweieinhalbjährigen Sohnes. Und als ob das nicht
genug wäre, absolviert sie in Berlin noch ein nebenberufliches Studium im Fach Sozialmanagement. „Da bleibt
momentan wenig Zeit für meine Hobbys“, sagt die gebürtige Hallenserin, die leidenschaftlich gern wandert,
klettert und läuft. Dennoch: Ihre neue Stelle gefällt ihr
sehr gut. Die 13 Kinder, die das Team hier in den Nachmittagsstunden gemeinsam betreut, haben ihr den Start
nach eigenem Bekunden sehr leicht gemacht. „Wir sind
sehr schnell warm miteinander geworden“, so Franziska
Käsmarker, die zuvor bei der Caritas in der schulbezogenen Jugendarbeit und der Berufsorientierung tätig war.
Künftig möchte sie bei ihrer Arbeit in der ITG den Einsatz
von Freiwilligen weiter voranbringen. Ein Gebiet übrigens, auf dem sie sich auch theoretisch auskennt. Denn
nach dem Ende ihres Studiums war sie an der MartinLuther-Universität als wissenschaftliche Mitarbeiterin im
Fachbereich Erziehungswissenschaften tätig. „Dort habe
ich im Rahmen von Forschungsprojekten zu diesem Thema gearbeitet“, sagt sie und ergänzt: „Die Forschung
belegt, dass es viele Erfolge mit dem Einsatz von Ehrenamtlichen gibt.“
Stärker einbinden möchte Franziska Käsmarker künftig
außerdem die Eltern der „ITG-Kinder“. Das sei für alle
Seiten ein Gewinn. Eine erste große Gelegenheit dazu
wird es demnächst geben: Denn alle Eltern sind eingeladen, gemeinsam mit ihren Kindern und den Mitarbeitern
der ITG das Außengelände in der Zerbster Straße umzugestalten. Franziska Käsmarker: „Ich freue mich darauf.“
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AUS DER ERZIEHUNGSHILFE
Ein Fest zum Geburtstag
Ehrenamtlich geführtes Familiencafé der Ambulanten Erziehungshilfe besteht seit zehn Jahren
Manuela Rothe, Heidrun und Sylvana Preiß - Ehrenamtliche im Familiencafé
Die leckeren Torten und Kuchen, die die Mitarbeiterinnen
des AWO-Familiencafés zur Feier des Tages zubereitet
hatten, waren ganz schnell weg. Genau wie die ebenfalls
servierten Häppchen. Denn zur Jubiläumsfeier am 9. September waren viele Gäste in die Trakehnerstraße 20 gekommen. Seit zehn Jahren besteht das Familiencafé nun. Und es
erfreute sich von Anfang an großer Beliebtheit im Quartier.
Dass dem so ist, liegt auch am großen Engagement der vielen Freiwilligen, die dort seit Jahren ehrenamtlich tätig sind.
Eine von ihnen ist Manuela Rothe. Sie kann sich noch genau
an den Eröffnungstag erinnern. Es war der 29. März 2005.
Damals wie heute gilt für sie: „Ich bin sehr gern hier. Es tut
gut, unter Leute zu kommen und eine Aufgabe zu haben,
die Spaß macht“, sagt die 47-Jährige. Als gelernte Chemiefacharbeiterin war sie kurz nach der Wende arbeitslos geworden. Inzwischen glaubt sie nicht mehr an eine Chance
auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Trotz allem will sie etwas Sinnvolles tun. Auch deshalb gefiel
ihr die Idee für ein Familiencafé von Anfang an gut. Als ihr
der Leiter der Ambulanten Erziehungshilfe, Wolf-Ekkehard
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Ausgabe 3/2015
Elz, im Jahr 2005 davon erzählte, war sie sofort begeistert.
„Ich habe nicht lange gezögert und mitgemacht“, sagt sie.
Bereut hat sie das bisher ebenso wenig wie ihre beiden Mitstreiterinnen Heidrun und Sylvana Preiß.
Die beiden Frauen – Mutter und Tochter – sind zwar etwas später zum Team gestoßen, ihrer Begeisterung für die
Arbeit tut das jedoch absolut keinen Abbruch. „Man trifft
Leute, denen es ähnlich geht wie einem selbst, und man erfährt viel“, sagt Heidrun Preiß. Auch sie ist seit vielen Jahren
arbeitslos. Vier Kinder hat die 55-Jährige großgezogen.
Inzwischen kümmert sie sich vor allem um ihre Enkel. Ihre
Tochter Sylvana ist inzwischen selbst Mutter von drei Kindern, die 8, 3 und 2 Jahre alt sind. Und obwohl die gelernte
Hauswirtschaftlerin und Gebäudereinigerin zwei Berufsabschlüsse in der Tasche hat, ist es mit einem festen Job nicht
leicht, denn die Kinder sind einfach noch zu klein. Auch deshalb gehört die 30-Jährige gern zum Team des Familiencafés. Schließlich findet sie hier nicht nur eine Tätigkeit, die ihr
Spaß macht, sie kann auch ihre Kinder mitbringen. „Das ist
ein großer Vorteil“, sagt Sylvana Preiß.
Jeden Mittwochnachmittag hat das Familiencafé für seine
Gäste geöffnet. Bereits am Vortag treffen sich die derzeit
sieben Ehrenamtler zur Teambesprechung, um den Folgetag zu planen. Betreut und pädagogisch begleitet werden
sie dabei von Mitarbeitern der Ambulanten Erziehungshilfe der AWO. Welcher Kuchen wird backen? Gibt es Obst
oder Häppchen? Welche Spiele werden für die Kinder vorbereitet? – All diese Fragen gilt es vorab zu klären.
Sobald das Familiencafé dann schließlich seine Pforten
öffnet, lassen die ersten Gäste nicht lange auf sich warten.
Unter ihnen sind viele Familien, die durch die Ambulante Erziehungshilfe betreut werden. Aber auch Migranten nutzen
das Angebot inzwischen regelmäßig. Und jeder von ihnen
ist willkommen. „Sie wissen, dass es bei uns auf Spendenbasis etwas Leckeres gibt. Und sie schätzen es, dass ihre
Kinder während dieser Zeit sinnvolle Freizeitangebote nutzen können“, sagt Manuela Rothe. Die Spendeneinnahmen
werden dann anschließend dafür genutzt Zutaten und Proviant für die kommende Woche einzukaufen.
Einmal monatlich finden im Familiencafé zudem Elternbildungsveranstaltungen statt, die in Zusammenarbeit mit Beratungsstellen der AWO und anderen Partnern realisiert
werden. Auch an diesen Tagen können sich die Mitstreiter
des Familiencafés nicht über zu wenig Zulauf beklagen.
Die Arbeit im Familiencafé hat übrigens drei bisherigen
Ehrenamtlern den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht. Denn über ihre Tätigkeit ist es ihnen gelungen, einen
Arbeitsplatz in der Gastronomie zu ergattern. Und selbst,
wenn das eher die Ausnahme als die Regel ist, so sind Heidrun und Sylvana Preiß und auch Manuela Rothe doch davon überzeugt, dass sie durch ihre ehrenamtliche Arbeit im
Café viel für ihr eigenes Leben mitnehmen.
Wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte sind auch die Unterstützer des Familiencafés: Das sind von Beginn an die GWG
Wohnungsgesellschaft Halle-Neustadt und seit 2014 humalios, die Stiftung der Arbeiterwohlfahrt, die beide dazu beitragen, das Projekt und seine präventive und niedrigschwellige Hilfe zu finanzieren. Und das soll auch so bleiben.
Denn wenn es nach den Wünschen der Ehrenamtler gehen
würde, die im Familiencafé tätig sind, dann, so Heidrun
Preiß, „könnte das Café ruhig öfter als einmal pro Woche
geöffnet sein.“
„Eltern finden im Familiencafé einen geschützten Raum, in
dem sie Akzeptanz erleben, sich mit anderen austauschen
und Kraft tanken können. Sie merken, dass sie nicht allein
sind und dass sie selbst etwas auf die Beine stellen können.
Das Café ist auch Hilfe zur Selbsthilfe“, beschreibt Cathleen
Sczeponek, stellvertretende Leiterin der Ambulanten Erziehungshilfe, die Bedeutung des Angebotes für das Wohnviertel.
Öffnungszeiten Familiencafé
Trakehnerstraße 20
jeden Mittwoch
April bis September 14:00 bis 16:30 Uhr Oktober bis März
14:00 bis 16:00 Uhr
Leiter der AEH Wolf-Ekkehard Elz mit Frau Landgraf und Frau Henning von der
GWG bei der Spendenübergabe
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AUS DER ERZIEHUNGSHILFE
Kisten voller Fakten
Fachstelle für Suchtprävention
der AWO-Erziehungshilfe
bietet Hilfe für Lehrer an
Neben dem Elternhaus kann auch die Schule großen Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen haben. Kinder
und Jugendliche sind hier über viele Jahre erreichbar, bestimmte Verhaltensmuster können hier gut kommuniziert und gefördert werden.
„Suchtprävention muss und kann mehr sein
als reine Wissensvermittlung“, sagt Hammer. Die „Substanz-Boxen“ liefern
daher auch einen besonders niedrigschwelligen Zugang zum Thema.
Sie möchten die Jugendlichen über
Spiele, Methodenvielfalt und direkte
Beteiligung für das Thema öffnen.
Lehrerinnen und Lehrer können künftig ein neues Angebot zur Suchtprävention nutzen: Wer mit seinen Schülerinnen und Schülern über Tabak, Alkohol, Cannabis und
Crystal sprechen will, kann auf die Hilfe der zur AWO-Erziehungshilfe gehörenden Fachstelle für Suchtprävention
im Saalekreis zurückgreifen. Dort hat Claudia Hammer,
gemeinsam mit Lehrerinnen und Schulsozialarbeiterinnen des Saalekreises, in den vergangenen Monaten
vier so genannte Substanz-Boxen erarbeitet. Sie können
nach einer dreistündigen Schulung ausgeliehen werden
und im Unterricht zum Einsatz kommen.
Die jeweils in unterschiedlichen Farben gestalteten Boxen enthalten Fachwissen, Methoden, Material, eine
vollständige Unterrichtseinheit und Hinweise zur suchtpräventiven Arbeit in den vier Substanz-Bereichen. Eine
entsprechende Schulung ist kostenfrei. „Den Lehrern wird
der Einstieg in das jeweilige Thema mit unserem Material
sehr leicht gemacht. Das spart Zeit und ist effektiv“, sagt
Claudia Hammer. Sie weiß, wovon sie spricht, denn als
Leiterin der Fachstelle stellt sie immer wieder fest, dass
viele Lehrer den Wunsch haben, das Thema Sucht im Unterricht anzusprechen, ihnen jedoch mitunter das entsprechende Handwerkszeug dazu fehlt.
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Ausgabe 3/2015
Aus dem Bereich Senioren
Ein Beispiel dafür ist ein Spiel namens „Gerüchteküche“. Dabei sind
die Schüler aufgefordert, aus einem Topf
verschiedene Zettel mit Aussagen zu ziehen und sie
auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. „Cannabis ist die
Einstiegs-droge Nr. 1“ steht da etwa. „Indem die Schüler sich zu dieser Aussage positionieren, kommt man mit
ihnen über die Inhalte ins Gespräch“, erklärt Claudia
Hammer. Erste Erfahrungen im Umgang mit den neuen
Boxen zeigen eine überwiegend positive Resonanz. So
seien am Gymnasium in Querfurt bereits alle Lehrer im
Umgang mit den neuen Kompaktmethoden geschult worden. Fast alle haben hinterher angegeben, sich vorstellen
zu können, die Boxen in ihrem Unterricht einzusetzen.
Dies, so Claudia Hammer, wäre sehr wünschenswert.
Denn selbst wenn es viele Eltern nicht glauben mögen,
„so steht dennoch fest, dass es keine Schule gibt, in der
nicht irgendwelche Substanzen konsumiert werden.“
Wer sich zur „Boxen-Schulung“
anmelden möchte, kann dies unter:
[email protected]
Derzeit befindet sich eine weitere Box
zum Thema Essstörungen in Arbeit.
Pflege in den eigenen vier Wänden
Die Hilfsangebote der Sozialstation Halle sollen Umzug ins Heim verhindern.
Das Team der Sozialstation Halle
Die Sozialstation der AWO war im Jahr 1991 die erste
Einrichtung ihrer Art in Halle. Und obwohl sie sich inzwischen in der Saalestadt längst etabliert hat, haben viele Menschen immer noch eine eher diffuse Vorstellung
von dem, was sich hinter diesem Begriff konkret verbirgt.
„Wir versorgen Menschen in ihrem häuslichen Umfeld“,
erklärt Kevin Blaß. Der 37-jährige gelernte Altenpfleger
ist Leiter der Sozialstation in Merseburg und berät derzeit außerdem die Mitarbeiter der Sozialstation in Halle,
die ihren Sitz im Seniorenheim „Haus Silberhöhe“ in der
Querfurter Straße hat.
Oberstes Ziel der täglichen Arbeit sei es, den überwiegend pflegebedürftigen Senioren einen Umzug in ein
Heim zu ersparen. Um das zu erreichen bietet die Sozialstation neben pflegerischen Dienstleistungen auch soziale
Betreuung sowie Hauswirtschaft an. Alle Komponenten
können beliebig und je nach persönlichem Bedarf gewählt werden. Dafür zahlen die Pflegekassen – je nach
Einstufung – einen bestimmten Satz. Zudem haben Menschen mit Pflegestufe die Möglichkeit, zusätzliche Entlastungsleistungen zu nutzen, wenn ein entsprechender
Hilfebedarf festgestellt wird. Dadurch können die oft überforderten Angehörigen entlastet werden, denn das Personal der Sozialstation übernimmt in solchen Fällen auch die
Gestaltung des Alltags oder mobilisiert die Senioren mit
Spielen, Gedächtnistraining und Erinnerungsarbeit.
Rund 120 Menschen werden derzeit vom Pflegeteam
der Sozialstation in Halle betreut. „Sie alle leisten hervorragende Arbeit“, sagt Kevin Blaß. Dafür, so meint
er, spricht auch die Tatsache, dass sich viele Senioren
sehr positiv über die Betreuung äußern. Das Team besteht aus examinierten Pflegefachkräften, Pflegekräften,
Haushaltshilfen und dem sozialem Dienst. Enger Kontakt
besteht dabei zu den Haus- und Fachärzten und auch
zu den Kranken- und Pflegekassen der Senioren. Die
Anbindung der Sozialstation an die AWO hat zudem
den Vorteil, dass bei Bedarf kurzfristig der Kontakt zu
anderen Angeboten des Bereichs Altenhilfe wie etwa zur
Kurzzeitpflege, zum betreuten Wohne, zu Seniorenheimen sowie zur Tagespflege hergestellt werden kann.
In der täglichen Arbeit des Pflegeteams seien Flexibilität
und Kreativität gleichermaßen gefragt. „Denn einerseits
stehen sie bei ihrer Arbeit stets unter Zeitdruck. Andererseits benötigen die Senioren neben der bloßen Pflege
auch menschliche Wärme und Nähe“, sagt Kevin Blaß.
– Ein Spagat, der oft nur schwer gelingt. Denn die Sätze, die die Pflegekassen für die Dienste der Sozialstation
übernehmen, sind oft nicht kostendeckend. Ein Beispiel:
Für eine große Körperpflege zahlt die Kasse 18,32 Euro.
Viel zu wenig, wenn man bedenkt, wie zeitaufwändig
diese Tätigkeit ist. Kevin Blaß zieht jeden Tag den Hut vor
der Leistung der Altenpfleger. „Sie leisten sehr viel und
das verdient gesellschaftliche Wertschätzung“, sagt er.
Wir sind stets auf der Suche nach Pflegefachkräften im stationären wie auch ambulanten
Bereich. Bewerbungen senden Sie an:
[email protected]
Ausgabe 3/2015
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AUS DEN KITAS
AWO AKTION ZUCKERTÜTE
Spendentisch in einer
Merseburger Schule
Wenn aus der Harfe Tierstimmen kommen
Den Tag, als das MusizebHelene-Fischer-Songs mitsin„Fast
jedes
unserer
Kinder
kann
ra in der Kita „Villa Kuntergen. Aber nur noch wenige
Helene-Fischer-Songs mitsingen.
bunt“ in Wallwitz zu Besuch
kommen heutzutage mit den
war, werden die Kinder
Aber nur noch wenige kommen heut- vielen unterschiedlichen
nicht so schnell vergessen.
Musikstilen in Berührung“,
zutage mit den vielen unterschiedliDas gestreifte Fantasie-Tier
sagt die Kita-Leiterin, die
chen Musikstilen in Berührung“
machte sich gemeinsam
daran etwas ändern wollte
mit den beiden Musikern
und sich auf die Suche nach
Ivo Nitschke (Schlagwerk) und Birgit Schnurpfeil (VioliKooperationspartnern begab. So bekam sie Kontakt zu
ne) auf die Suche nach einem Geigenbauer. Dabei nahm
Dr. Anke Krüger, freischaffende Konzertpädagogin bei
es die 41 Kinder mit auf eine abenteuerliche Reise durch
der Staatskapelle in Halle, die sie auf das Programm mit
die Welt der Musik. Die Drei- bis Sechsjährigen konnten
dem offiziellen Namen „TamTam in der Schule“ aufmerkmitsingen, klatschen, stampfen oder einfach nur zuhören.
sam machte.
„Sie waren begeistert, was auch daran abzulesen war,
Schnell wurde man sich handelseinig, denn das Prodass selbst die Dreijährigen wie gebannt zugeschaut hagramm ist in doppelter Hinsicht ein Gewinn. Schließlich
ben“, sagt Ulrike Kwas, Leiterin der Einrichtung, die die
bietet es nicht nur einen Hörgenuss. Schön ist auch, dass
Idee dazu hatte, das Musizebra einzuladen.
es völlig kostenlos angeboten wird, so dass die Geldbeutel der Eltern nicht zusätzlich belastet werden.
Dahinter verbirgt sich eine Kooperation mit der StaatsIn den nächsten Wochen soll ein Kooperationsvertrag
kapelle Halle, die speziell auf kleine Zuhörer zugeschnitdie dauerhafte Zusammenarbeit von Staatskapelle und
ten ist. Dabei ist der Besuch des Musizebras nur einer
Kita Wallwitz besiegeln. Die Wallwitzer Kinder freuen
von vielen Bausteinen. Neben verschiedenen Programsich bereits jetzt auf die nächste Vorstellung der Berufsmen für Kinder unterschiedlichen Alters werden außermusiker. Die steht unter dem Motto „Zauberharfe Kländem eine Führung durch das Opernhaus, der Besuch
ge“. Im Mittelpunkt wird dann die Harfe mit ihren 47
einer Orchesterprobe sowie der eines Kinderstücks anSaiten stehen. Und eine Harfinistin der Staatskapelle
geboten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer
wird den Kindern zeigen, was man damit alles anfangen
begleitenden Fortbildung für Erzieher in der Kunst des
kann. Und selbst wenn man es sich kaum vorstellen kann,
Instrumentenbaus.
so wird es ihr dabei sogar gelingen, auf ihrem Instrument
Am Anfang stand die Idee, den Kindern die Vielfalt der
verschiedenste Bauernhoftiere klanglich zum Leben zu
Musik näherzubringen. „Fast jedes unserer Kinder kann
erwecken.
Aktion Zuckertüte 2015
in Halle & Merseburg
Bericht aus Halle (Saale)
Inzwischen ist sie längst Tradition, unsere „Aktion Zuckertüte“, bei der sich die AWO-Ortsvereine HalleNord und Halle-Mitte alljährlich für Chancengleichheit
beim Schuleintritt einsetzen. Dabei werden Spenden für
Schulmaterialien und Zuckertüten für künftige Erstklässler
gesammelt, die aus Elternhäusern mit wenig Einkommen
stammen.
Auch in diesem Jahr kamen viele Spenden zusammen.
Allein 757 Euro sammelten AWO-Mitglieder an einem
Stand auf dem halleschen Marktplatz, 500 Euro steuerte
die Saalesparkasse bei. Der Fotograf Theo John versteigerte auf Facebook eigene Werke und nahm so für die
Aktion noch einmal 211 Euro ein.
Darüber hinaus wurde die AWO-Zuckertüte auf dem
Marktplatz dank Spenden von Galeria Kaufhof und
Mäc Geiz gefüllt. Gleich mehrere Kisten mit Schulmaterial kamen zudem aus Magdeburg vom AWO-Landesverband. Dessen Vorsitzende, Petra Grimm-Benne, reiste
eigens zur Spendenübergabe nach Halle.
Und schließlich übergaben Mitarbeiter der Firma Dell
Geld- und Sachspenden im Wert von 1000 Euro. Sie
waren zuvor in einer konzertierten und kreativen Aktion
von rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Computerherstellers am Standort Halle gesammelt worden. Damit engagiert sich das Unternehmen bereits zum
zweiten Mal für die Initiative.
Bericht aus
Merseburg
Seit 2007 gibt es auch in Merseburg die „Aktion Zuckertüte“. In den ersten Jahren noch unterstützt durch den
Regionalverband Halle-Merseburg und die Stiftung „humalios“, übernahm der AWO-Stadtverband Merseburg
vor einigen Jahren die Ausrichtung in eigener Regie.
Viele Jahre lang erhielten hilfebedürftige Schulanfänger aus AWO-Kindergärten in Merseburg und über die
AWO-Begegnungsstätte Leuna dank der Unterstützung
zahlreicher regionaler Sponsoren eine Grundausstattung
für den Schulstart. Bei einem Besuch der Rosentalgrundschule Merseburg erfuhren wir, dass bei einigen Kindern
auch im Laufe des Schuljahres Materialien knapp wurden und die Schule für diese aufkommen muss.
Das war DIE Idee! Wir erstellten gemeinsam mit der
Schule eine Übersicht der notwendigen Schulmaterialien und beschlossen, nicht nur diese eine, sondern nach
Möglichkeit alle Grundschulen in unserem Umfeld – in
Merseburg, Braunsbedra und der Kernstadt Leuna – zu
unterstützen. Gesagt – getan. Wir informierten unsere
langjährigen Unterstützer über die Neuausrichtung unserer Aktion und erfuhren viel Zustimmung sowie entsprechende finanzielle Zuwendungen.
Folgende Grundschulen konnten wir unterstützen,
die sich alle hoch erfreut über diese Hilfe zeigten:
„Lessing“-Grundschule Braunsbedra, Grundschule Roßbach, Braunsbedra/
OT Roßbach, Grundschule „Friedrich-Ludwig Jahn“ Leuna, Grundschule „Albrecht Dürer“ Merseburg, Grundschule „Am Geiseltaltor“ Merseburg, Grundschule Geusa, Merseburg/OT Geusa, Grundschule „Im Rosental“ Merseburg,
Grundschule „Joliot Curie“ Merseburg, Grundschule „Otto Lilienthal“ Merseburg. Insbesondere die Rosental-Grundschule und die Grundschule „Am
Geiseltaltor“ werden von vielen Flüchtlingskindern besucht. In der Rosentalgrundschule lernen Kinder aus 19 verschiedenen Nationen. Gerade ausländische
Familien haben oft große Schwierigkeiten, die notwendigen Schulmaterialien zu
finanzieren, so dass unsere Aktion gerade recht gekommen ist, hier zu helfen.
Großer Dank an die Unterstützer unserer Aktion:
Gebäudewirtschaft GmbH Merseburg, MAZDA-Autohaus Kurt Ludwig GmbH,
Merseburger Entsorgungsgesellschaft mbH, Raben-Apotheke Merseburg-West,
Total Raffinerie Leuna, Wohnungsgenossenschaft „Aufbau“ Merseburg e.G.
Es freut uns sehr, dass viele dieser Sponsoren ihre Unterstützung auch für die
nächste Zuckertütenaktion zugesagt haben.
Dr. Verena Späthe, Vorstandsvorsitzende des AWO Stadtverbands Merseburg e.V.
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Ausgabe 3/2015
Ausgabe 3/2015
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Aus der Schulsozialarbeit
Die Neustädter Salzmann-Schule ist eine von insgesamt
acht Einrichtungen in Halle und dem Saalekreis, die derzeit vom AWO-Team „Schulsozialarbeit“ betreut werden. Rund 1267 Schüler konnten von den Mitarbeiterinnen vor Ort im Schuljahr 2013/14 erreicht werden. Mit
Projekten, Einzelfallhilfe und effektiver Netzwerkarbeit ist
damit bei vielen Kindern der Schulerfolg gesichert worden. Ulrike Pilz: „Das ist eine Investition in unser aller
Zukunft.“
Eine Investition in die Zukunft
Oft gebe es sogar in ausweglos erscheinenden Situationen noch Stellschrauben, an denen sich drehen lässt.
Wenn es zum Beispiel gelingt, Eltern zu überzeugen,
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Das Team „Schulsozialarbeit“ der AWO
erreicht inzwischen
Schüler aus acht Einrichtungen in Halle
und dem Saalekreis.
einem Hilfsangebot des Jugendamts zuzustimmen oder
ihnen anderweitig Orientierung im Umgang mit ihren
Kindern zu geben, dann sei das ein Erfolgserlebnis im
Alltag eines Schulsozialarbeiters. Auch wenn ein leistungsschwacher Schüler den Hauptschulabschluss oder
einer ihrer Schützlinge das Fachabitur schafft.
All das sind für die Hallenserin Belege dafür, dass sich
die Schulsozialarbeit inzwischen im Land etabliert hat.
Dass Angebote geschaffen worden sind, die funktionieren und die es auszubauen und langfristig zu erhalten
lohnt. Denn auch künftig wird sich an der grundsätzlichen Hilfsbedürftigkeit vieler Elternhäuser nichts ändern,
werden soziale Probleme weiter zur Gesellschaft gehören, ja sich vielleicht sogar weiter verstärken und zuspitzen. „Der Bedarf ist da“, sagt Ulrike Pilz. Ihre Stelle an
der Neustädter Salzmann-Schule ist für die nächsten drei
Jahre gesichert. Dank einer Förderung aus Mitteln des
Europäischen Sozialfonds (ESF). Wenn sie ausläuft, sei
auch die Landespolitik gefordert. Sie müsse sich schon
jetzt darüber Gedanken machen, wie sie diese Angebote finanzieren wolle, wenn die EU-Mittel nicht mehr in
dieser Höhe fließen. Fiele die Finanzierung irgendwann
weg, werden die Schulen wieder allein gelassen. Das
sei gefährlich, denn die Schulsozialarbeit mit ihren inzwischen vorhanden Qualitätsstandards, brauche Stetigkeit,
um zu wirken.
Förderschule für Ausgleichsklassen
„Christian Gotthilf Salzmann“, Halle (Saale)
Schulsozialarbeiterin: Ulrike Pilz
Förderschule für Lernbehinderte
„Fröbelschule“, Halle (Saale)
Schulsozialarbeiterin: Jenny Stapel
Die Schulsozialarbeit der AWO hat sich etabliert
Ulrike Pilz wirkt ebenso strukturiert wie engagiert. In
ihrem Arbeitszimmer hängen viele Zeichnungen, die
Schüler angefertigt haben. Kinder, die die Neustädter
Salzmann-Schule besuchen, in der Ulrike Pilz als Schulsozialarbeiterin tätig ist.
Seit 2009 kümmert sie sich dort um rund 100 Schüler.
Viele von ihnen haben emotionale und häusliche Probleme, stammen aus sozial benachteiligten Familien, die
von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Anfangs sei viel Aufbauarbeit zu leisten gewesen, doch inzwischen, so sagt
sie, „ist bei Lehrern, Schülern und Eltern bekannt, wofür
ich da bin. Und es besteht ein echtes Vertrauensverhältnis.“ Das ist besonders wichtig, denn Ulrike Pilz leistet
Dinge, die die Pädagogen der Schule schon allein aus
zeitlichen Gründen nicht leisten könnten. Da geht es nicht
nur darum, die älteren Schüler auf die Zeit nach ihrem
Schulabschluss vorzubereiten, ihnen sowohl Lebens- als
auch berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Auch Krisenintervention und Hilfe bei häuslichen Problemen gehören zum Alltag. „Dabei ist es ein großer Vorteil, dass ich
über die Jahre ein funktionierendes Netzwerk aufbauen
konnte, mit dessen Hilfe es jetzt einfacher ist, spezielle
Ansprechpartner für ganz konkrete und individuelle Probleme ins Boot zu holen“, sagt Ulrike Pilz, die inzwischen
viele positive Rückmeldungen für ihre Arbeit erhält.
Hier engagiert sich die AWO Halle-Merseburg
mit Schulsozialarbeit:
Förderschule für Lernbehinderte
„Makarenkoschule“, Halle (Saale)
Schulsozialarbeiterin: Sabine Euler
Förderschule für Lernbehinderte
„Comeniusschule“, Halle (Saale)
Schulsozialarbeiterin: Anke Vollert
Goethe-Sekundarschule
Bad Lauchstädt
Schulsozialarbeiterin: Madeleine Opitz
Sekundarschule „Albrecht Dürer“
Merseburg
Schulsozialarbeiterin: Mandy Dongmann
Grundschule „Albrecht Dürer“
Merseburg
Schulsozialarbeiterin: Sandra Kiesewetter
Sekundarschule „Am Petersberg“
Wallwitz
Schulsozialarbeiterin: Steffi Hildebrandt
Auch Sportangebote können
helfen, den Alltag
von Schülern zu
erleichtern und zu
strukturieren.
Gefördert werden die Schulsozialarbeitsprojekte im Rahmen des ESF-Programms „Schulerfolg
sichern“aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds
und des Landes Sachsen-Anhalt (Kultusministerium).
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Erziehungsfragen
Eingreifen oder Laufenlassen?
Wie sollten sich Eltern verhalten, wenn das Kind über Probleme
in der Schule berichtet? Es antwortet Diplompsychologin
Angelika Jongen, Leiterin der Stationären Erziehungshilfen
bei der AWO Halle-Merseburg.
Sie als Eltern werden das kennen: Ihr Kind berichtet über
Ärger in der Schule – mit einem Mitschüler, mit der eigenen Clique, mit Lehrern oder anderen Bezugspersonen.
Oft ist es für Sie dann nicht leicht zu entscheiden, wie Sie
sich in einem solchen Fall verhalten sollen. Grundsätzlich gilt: genau hinhören und mit dem Kind gemeinsam
nach einer Lösung suchen. Und ganz wichtig – Nehmen
Sie das Kind mit seinen Nöten auf jeden Fall ernst, auch
dann, wenn Sie die geschilderten Probleme für banal
halten. Wenn ein Kind Ärger mit einem Mitschüler oder
auch einem Lehrer hat, dann nimmt diese Situation in der
kindlichen Wahrnehmung einen großen Raum ein. Für
uns Erwachsene sind Ärger mit Kollegen oder dem Vorgesetzen schließlich auch nicht leicht.
Versuchen sie zunächst herauszufinden, worum es eigentlich genau geht. Fragen Sie nach, um zu verstehen, wie
sich das Kind die Lösung des Konflikts selbst vorstellt. Auf
keinen Fall sollten Sie versuchen, den Konflikt mit den Eltern des anderen betroffenen Kindes zu klären. Da beide
Seiten emotional betroffen sind, geht so etwas meistens
schief. Wesentlich besser wäre es in diesem Fall, das Gespräch mit der Lehrerin oder dem Lehrer zu suchen. Sie
sind in der Pflicht, Dinge wie Streitkultur und Mobbing zum
Thema zu machen. Gerade wenn Ihnen Ihr Kind ängstlich
deutlich macht, dass Sie sich nicht in den Streit einschalten
sollen, weil es sonst noch schlimmer werden könnte, steht
zu befürchten, dass ein ernstes Problem dahinter steht.
Weitere hilfreiche Ansprechpartner in der Schule sind die
Schulsozialarbeiter oder gegebenenfalls die Schulleitung.
Doch Vorsicht: Sie als Eltern sollten Ihre eigenen Befindlichkeiten nicht auf das Kind übertragen. Diese Gefahr
besteht zum Beispiel dann, wenn Sie einen Lehrer nicht
mögen oder bereits bei einem Geschwisterkind negative Erfahrungen mit ihm gemacht haben. In diesem Fall
sollten Sie sich heraushalten und Ihre persönliche Abneigung nicht thematisieren.
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AUS DER ERZIEHUNGSHILFE
Volle Fahrt voraus für
Kapitäns-Training
Tischlerei vom Projekt „Wake Up!“
zimmert Boot für AWO-Erziehungsberatung
Angelika Jongen ist
seit Juni 2015 neue
Leiterin der Stationären Erziehungshilfen.
Die 38-Jährige wurde in Aschersleben geboren und
wuchs in Gatersleben auf. Sie hat von 1995 bis 2001
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Psychologie studiert und ist seit 2005 bei der AWO
Halle-Merseburg beschäftigt. Sie ist verheiratet und
hat zwei Kinder.
Ob und in welcher Form Sie sich in eine Auseinandersetzung einschalten sollten, hängt auch vom Alter des
Kindes und seinem individuellen Entwicklungsstand ab.
Auch die Frage, wie gravierend der Konflikt ist und inwieweit er in das Leben des Kindes eingreift, sollte geklärt werden. Denn grundsätzlich ist es wünschenswert,
wenn Eltern ihren Kindern zutrauen, Dinge selbst regeln
zu können. Bei gravierenden Problemen oder falls Sie
nicht weiterwissen, können Sie sich auch Unterstützung
bei einer Erziehungsberatung holen, wie sie sie auch die
AWO anbietet.
Mein Tipp zu guter Letzt: Lassen Sie sich als Eltern nicht
entmutigen, wenn nicht gleich eine gute Lösung gefunden wurde und bleiben Sie dran. Es ist erst geschafft,
wenn Ihr Kind wieder angstfrei in die Schule geht.
Benötigen Sie Unterstützung? Unsere
Erziehungsberatungsstelle ist für Sie da.
Für eine erste Information oder Terminvereinbarung erreichen Sie sie unter der Telefonnummer
0345 503960 oder per E-Mail: [email protected]
Mehr Informationen finden Sie auch unter:
www.awo-halle-merseburg.de/erziehungsberatung-arbeiterwohlfahrt-halle
lege, der Sozialpädagoge Johannes
Bopp, regelmäßig ein soziales Kompetenztraining für Kinder mit emotionalen Defiziten durch.
Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Sozial-KapitänsTraining“ und ist für Kinder von 6 bis 9 Jahren geeignet.
Sie soll die kleinen Teilnehmer im Umgang mit anderen
Kindern und Gruppen auf spielerische Weise fit machen.
Als Basis dafür dient das Boot, in dem sie im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam sitzen und agieren.
Für das dazu benötigte maritime Klima im Raum sorgte
bisher eine alte Sandkastenumrandung, die die Mitarbeiter der Erziehungsberatung mehr schlecht als recht
zum Boot umgebaut hatten. Doch die Konstruktion war
nicht einfach zu handhaben, weshalb man irgendwann
auf die Idee kam, sich nach einem kostengünstigen Ersatz umzuschauen und jemanden zu fragen, der sich mit
Holzarbeiten auskennt.
Ein kompetenter Partner fand sich in den eigenen Reihen. Das AWO-Projekt „Wake Up“ nämlich, das Jugendlichen auf dem Weg ins Berufsleben unterstützt und zu
dem eine gut funktionierende Wohngebietstischlerei gehört. Schnell wurde man sich mit den dortigen Mitarbeitern einig, und so kam es, dass sich Tischler Thomas Solle
gemeinsam mit drei Praktikanten an die Arbeit machte.
Synergien muss man nutzen. Ein gelungenes Beispiel für
einen solchen Effekt ist eine Zusammenarbeit, wie sie
sich kürzlich zwischen zwei Einrichtungen der AWO ergab mit der AWO-Erziehungsberatung in der Zerbster
Straße und dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Projekt „Wake Up!“ in der Hallorenstraße – überdies zwei
Einrichtungen, die ansonsten nicht viel miteinander zu
tun haben. Die jedoch, wenn es darauf ankommt – und
das zeigt dieses Beispiel – trotzdem hervorragend kooperieren.
Das Ergebnis dieses segensreichen Kontakts ist ein in
Handarbeit und mit viel Sachkenntnis und mindestens
ebenso viel Liebe zum Detail gezimmertes Boot. Es steht
jetzt in einem hellen und freundlichen Raum der Erziehungsberatung inmitten von Spielzeugen und einer Sitzecke. Dort führen Psychologin Annegret Jahn und ihr Kol-
Inzwischen kann sich das Ergebnis, jenes hölzerne Boot
mit einem Mast und einer Fahne, wirklich sehen lassen.
Die Konstruktion aus hellem Holz ist fein geschliffen. Seine Teile sind so montiert, dass sie auch von Kinderhand
einzeln ausgebaut werden können. „Das Boot wurde
genau auf die Bedürfnisse unseres Kompetenztrainings
zugeschnitten“, erklärt Annegret Jahn von der Erziehungsberatung, „dafür möchten wir uns ganz herzlich
bedanken.“
Die Kinder, so Psychologin Jahn, haben längst das neue
Boot in Besitz genommen. Vor allem bei den Jungs kommt
es gut an, auch, weil sie mit einem Schraubenschlüssel
selbst daran arbeiten und Einzelteile an- oder abbauen
können. Als sie die Neuerung zum ersten Mal sahen, seien sie nicht zu halten gewesen. Annegret Jahn: „Das ist
eine echte Bereicherung für unser Projekt.“
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Meldungen
TERMINE & IMPRESSUM
Projekt „Mit Blumen Brücken bauen“
AWO-Fest 2015 ein voller Erfolg
Ursprünglich für den 4. Juli geplant, aber wegen großer
Hitze abgesagt, fand es schließlich am 18. September auf
dem Halleschen Marktplatz statt, das AWO-Fest der Generationen zum 25. Jahrestag des Regionalverbandes.
Entlang einer großen Rallye begaben sich rund 70 Kinder auf eine Entdeckungsreise durch die Geschichte und
Gegenwart der AWO Halle-Merseburg. An den Ständen
informierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Vorstandsmitglieder und ehrenamtliche Helfer über das Angebot der Einrichtungen und kamen mit den zahlreichen
großen und kleinen Hallensern – darunter auch viele prominente Gesichter – ins Gespräch.
Für ein unterhaltsames Bühnenprogramm sorgten viele kreative Menschen aus AWO-Einrichtungen: Die Kita „Goldener Gockel“ zeigte eine originelle „Ökomodenschau“,
das Kinder-, Jugend- und Familienzentrum „Dornröschen“
beteiligte sich mit Breakdance und Seniorentanz, die Hortband und die Trommelgruppe vom Hort „Albrecht Dürer“
zeigten, was sie können. Außerdem bereicherten die
„Tanzperlen“, die „Dance Devils“ und die Trommelgruppe
„Takt!Los!“ das Programm.
Kulinarisch rundete die AWO-Küche mit spätsommerlichen Leckereien das rundherum gelungene Fest ab.
AWO Halle-Merseburg mit neuer Website
Frischer, zeitgemäßer und im neuen Corporate Design –
so präsentiert sich seit Anfang Oktober die neue Webpräsenz des AWO Regionalverbands Halle-Merseburg.
http://www.awo-halle-merseburg.de
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Veranstaltungen NOVEMBER / DEZEMBER
Ehrenamts-Café intern
Fr, 11.12. | 15 Uhr
Seniorenheim „Haus Silberhöhe“
Querfurter Straße 13, 06132 Halle (Saale)
„Engel für einen Tag“ –
AWO-Einrichtungen beim Freiwilligentag 2015
Der diesjährige Freiwilligentag am 19. September war
ein voller Erfolg: Über helfende Hände konnten sich insgesamt sechs Einrichtungen des AWO-Regionalverbands
Halle-Merseburg freuen. Viele Ehrenamtliche nutzten an
diesem Tag die Gelegenheit, ihr Können kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Hilfe konnten gleich mehrere
Projekte vorangebracht werden: So zum Beispiel eine gemeinschaftliche Aktion der Neustädter Makarenko-Schule, der Koordinierungsstelle „Engagiert für Flüchtlinge“,
dem städtischen Grünflächenamt, der Kirchengemeinde
Halle-Neustadt/Nietleben und der Bewohner der Unterkunft für Geflüchtete in der Trakehner Straße. Unter dem
Namen „Mit Blumen Brücken bauen“ verschönerten sie
gemeinsam die Grünflächen vor einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Halle-Neustadt.
Auch das AWO-Projekt „Wake Up!“ bekam Unterstützung
von drei Freiwilligen. Sie halfen beim Schleifen von Bänken. Und im benachbarten Kinder,- Jugend- und Familienzentrum „Dornröschen“ wurden Wände neu gestaltet.
Schließlich gab es auch Hilfe für die Kleinsten: In der
AWO-Kita „Bummi“ in Neustadt wurde von zwei Freiwilligen und mehreren Eltern eine Holzeisenbahn angefertigt.
Darüber hinaus konnten sich die Kinder des Hortes „Am
Kirchteich“ freuen, denn dort kamen immerhin elf Freiwillige zusammen, die mehrere Räume der Einrichtung einer
intensiven Reinigungs- und Aufräum-Aktion unterzogen.
Und schließlich erfreuten vier „Engel für einen Tag“ – so der
offizielle Slogan des Freiwilligentags – gemeinsam mit zwei
Hausmeistern die Senioren im „Haus Silberhöhe“. Dort wurde für die Bewohner ein Pavillon aufgebaut, der künftig den
richtigen Rahmen für Teekränzchen im Grünen bietet.
Azubis lassen die Kugel rollen
Vier junge Menschen haben in diesem Jahr bei uns ihre
Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger gestartet: Isabella Frost, Alexander Paproth, Jasmin Groß
und Tom Kuhlmann.
Um ihren Einstand beim AWO Regionalverband HalleMerseburg zu feiern und sich kennenzulernen ging es für
unsere Azubis einen Nachmittag auf die Bowlingbahn.
Dort bewiesen sie, dass sie nicht nur ein gutes Händchen
für ältere Menschen haben, sondern auch Sportlichkeit
und viel Humor. Herzlich Willkommen bei der AWO!
IMPRESSUM
Herausgabe und Vertrieb:
AWO Regionalverband Halle-Merseburg e. V.
Zerbster Str. 14 | 06124 Halle (Saale)
Telefon: 0345 69163 | Telefax: 0345 6916413
[email protected]
www.awo-halle-merseburg.de
V.i.S.d.P.: Sylvia Plättner
E-Mail: [email protected]
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Kerstin Berger, Katharina Lipskoch
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Ines Godazgar, Sylvia Plättner, Dr. Gaby Hayne
Redaktionsschluss: Oktober 2015
Abbildungsnachweis: S. 2 Markus Scholz • S. 3 Günther Bauer, Sebastian
Backhaus • S. 5/13 Kerstin Berger • S. 6/7/8/10/12/14/15/16/17
Ines Godazgar • S. 9/19 Katharina Lipskoch • S. 11 Theo John • S. 18
Jan Henze • S. 19 Renate Franke • S. 20 Britta Pedersen/dpa
Titelmotiv: Katja Schiller
Gestaltung, Satz, Layout: Holger Volk
Druck: Saxoprint
Auflage: 2.500
(In den Texten dieser Ausgabe sind aus Gründen der Lesbarkeit, des
Textverständnisses und des Platzes nicht an allen Stellen weibliche Formen genannt. Frauen sind jedoch ausdrücklich und immer mit gemeint.)
„Aktion Sterntaler“Halle (Saale) öffentlich
Do, 26.11. | 15 – 19 Uhr
Fr, 27.11. | 15 – 19 Uhr
Sa, 28.11. | 13 –19 Uhr
Do, 03.12. | 15 – 19 Uhr
Fr, 04.12. | 15 – 19 Uhr
Sa, 05.12. | 13 – 19 Uhr
Stand auf dem Marktplatz vor Galeria Kaufhof
„Aktion Sterntaler“ Merseburg öffentlich
Sa, 28.11. | 10 – 12 Uhr
Mo, 30.11. | 15 – 17 Uhr
Di, 01.12. | 10 – 12 Uhr
Do, 03.12. | 10 – 12 sowie 15 – 17 Uhr
Sa, 05.12. | 10 – 12 Uhr
Stand im Kaufhaus „Müller“
Wunschzettel sind ab Mitte November hier erhältlich:
Wahlkreisbüro Frau Dr. Späthe, Entenplan 1
AWO Bürgerhaus, Neumarkt 5, Schäfe Immobilien, Entenplan 5
„Aktion Sterntaler“ Leuna öffentlich
27. – 29.11. | ganztägig
„AWO-Hütte“ auf dem Weihnachtsmarkt
Wir wünschen all unseren Leserinnen und Lesern sowie ihren
Familien ein besinnliches Weihnachtsfest mit Momenten der
Ruhe und Erholung sowie einen guten Rutsch ins Jahr 2016.
Wir freuen uns auf weitere spannende und schöne
AWO-Momente mit Ihnen!
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Wer Lust hat zu helfen oder sich
ehrenamtlich im Bereich der
Flüchtlingshilfe bei der AWO zu
engagieren, meldet sich bitte unter
[email protected]
oder unter 0345 6916408
Der AWO-Regionalverband Halle-Merseburg e. V. heißt alle Geflüchteten willkommen, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten. Als Arbeiterwohlfahrt, die sich den Grundwerten der Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und
Gerechtigkeit verpflichtet fühlt, sehen wir uns alle in der Verantwortung. Neben der
praktischen Hilfe vor Ort geht es darum, rassistischer Hetze gegen die Flüchtenden
bzw. gegen die Flüchtlingsunterkünfte entschieden entgegenzutreten.
AWO | BERICHTET [Ausgabe #3 2015] Zeitschrift des AWO Regionalverbands Halle-Merseburg e. V. | Zerbster Str. 14 | 06124 Halle (Saale)
www.awo-halle-merseburg.de