Rede Susanne Sackl-Sharif - Bundesministerium für Wissenschaft

Dankesworte Gabriele Possanner-Förderungspreis 2015
Mag. Dr. Susanne Sackl-Sharif, MA
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen
und Freunde, liebe Eltern, liebe Metalfans,
ich muss gestehen, dass ich wirklich sehr überrascht war als ich von der Verleihung
des Gabriele-Possanner-Förderungspreises erfahren habe, vor allem auch
deswegen, da ich mich in meiner Dissertation doch mit einem etwas ungewöhnlichen
Thema beschäftigt habe. Daher freut es mich umso mehr, dass meine Arbeit über die
Grazer Metalszene mit diesem wichtigen Preis ausgezeichnet wird.
Auch wenn Metal eines der beliebtesten Genres in Österreich ist, gehe ich nun
einfach einmal davon aus, dass es sich nicht bei allen heute hier anwesenden
Personen um Metalfans handelt. Ich nehme aber gleichzeitig an, dass dennoch bei
allen sofort gewisse Vorstellungen und Bilder im Kopf entstehen, wenn sie von dieser
Musikrichtung hören. So gibt es in unserer Gesellschaft zahlreiche Klischees,
wonach Metal zum Beispiel als besonders harter, brutaler und auch männlicher
Musikstil gilt. Der Kleidungsstil von Metalfans wirkt für Außenstehende teilweise
furchteinflößend, für manche aber auch lustig und nicht ernstzunehmend. Die Texte
würden durchwegs von negativen Themen wie Satanismus oder heimlichen
Mordgelüsten bestimmt werden.
Genau diese und noch viele weitere Stereotypien waren der Ausgangspunkt für
meine Auseinandersetzungen mit dieser Thematik. Das Ziel meiner Dissertation war
es, in Gesprächen mit Metalfans und durch Beobachtungen auf Konzerten hinter die
Kulissen, d.h. hinter diese Klischees zu blicken. Ich wollte herausfinden, aus welchen
Gründen Jugendliche Metal hören und die dazugehörige Kultur leben. Ich wollte
aufzeigen, was Metalfans selbst mit ihrer Szene verbinden und welche Geschlechtervorstellungen darin existieren.
Insbesondere die Theorien der konstruktivistischen Geschlechterforschung haben
mir bei meinem Vorhaben geholfen, da diese einen kritischen Blick auf die Welt
vermitteln und zum Hinterfragen von Stereotypien anregen. So konnte ich etwa
entdecken, dass es in der Metalszene eine Vielzahl an Weiblichkeits- und
Männlichkeitsvorstellungen gibt, die den gängigen Klischees oftmals vehement
widersprechen. Darüber hinaus gehören auch sanfte, unverzerrte Klänge sowie
Frauen vor, hinter und auf der Bühne heutzutage wie selbstverständlich zur Szene.
Ohne die Ansätze der Geschlechterforschung wären viele dieser Momente
womöglich nicht in meinen Blick geraten.
Ich mich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich beim Bundesministerium für
Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie bei der Jury für die Verleihung des
Gabriele Possanner-Förderungspreises 2015 bedanken, allen voran bei
Staatssekretär Doktor Harald Mahrer, bei der Sektionschefin Doktorin Iris Rauskala
sowie bei der Leiterin der Stabstelle Gender- und Diversitätsmanagement Doktorin
Roberta Schaller-Steidl. Vor allem in Zeiten, in denen Gender und Feminismus
Bashing für viele zum Alltag gehört und reaktionäre Stimmen immer lauter werden,
sind diese Auszeichnungen aus meiner Perspektive auch ein sehr wichtiges
politisches Statement für die Öffentlichkeit.
Bedanken möchte ich mich außerdem bei meinen Eltern Heinz und Marianne, die
meine Sicht auf die Welt nachhaltig, aber vor allem auch humorvoll geprägt haben.
Außerdem bedanke ich mich bei meinem Mann Malik, der mich geduldig auf meiner
langen Metal-Reise begleitet und in allen Phasen hervorragend unterstützt hat. Mein
größter Dank gilt allerdings jenen zwanzig Metalheads, die bereitwillig ihre
Leidenschaft zur Musik mit mir geteilt haben und die mir nicht nur in langen
Interviews, sondern auch auf gemeinsamen Konzertbesuchen wertvolle Einblicke in
die Grazer Metalszene gewährt haben. Ohne sie wäre diese Studie nicht möglich
gewesen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und noch einen schönen Nachmittag.