tintenklecks Nr. 02 / 2015 26 Freie Schule Anne-Sophie Berlin Podiumsdiskussion Digital Eatery Lernpartner der Freien Schule Anne-Sophie Berlin, Schulleiter Dr. Vito Susca und geladene Experten diskutierten am 26. April im Microsoft Café „Digital Eatery“ über „Digitale Bildung.“ Vorab hatten die Lernpartner (Elina Fainrach, Caprice Talke, Joshua Nathan, Corvin Wolff, Tobias Laws) selbst die Möglichkeit erhalten, an ihrer Schule einen Einblick in die Welt des Programmierens zu gewinnen (TouchDevelop zur Programmierung von Turtle-Grafiken). Den Aussagen zufolge hat ihnen dies viel Spaß gemacht und den einen oder anderen bestärkt, in dieser Richtung weiterzumachen. Die Offenheit Neuem gegenüber wird an der Freien Schule AnneSophie Berlin generell genauso gepflegt wie ein respektvoller Umgang. Wertschätzung, Achtsamkeit, Lernbereitschaft und Zuversicht bilden die Grundlage für selbstverantwortliches Lernen. Die Angst vor der nicht mehr ganz so neuen digitalen Welt erläuterte Dr. Vito Susca (Bild links) bei der Podiumsdiskussion mit einem Beispiel aus der Zeit, als ausdrücklich vor der Nutzung von Zügen gewarnt wurde, es bestehe Gefahr für Leib und Leben. Heute könne man darüber nur noch lächeln. Ähnlich verhalte es sich mit der Nutzung unserer heutigen Technik. Die Angst davor begründe sich vor allem durch Unwissenheit und die Schnelllebigkeit immer neuer Möglichkeiten digitaler Kommunikation. Auch der geladene Medien-Experte Thomas Schmidt (Geschäftsführer von Helliwood) und die Psychologin und Buchautorin Julia von Weiler („Innocence in Danger“) waren sich einig, dass man nur durch Nutzung einen guten Umgang mit der digitalen Welt lernen könne. „Mediengrundbildung bei Erwachsenen ist noch wichtiger als bei Kindern“, sagt Julia von Weiler (im Bild auf der rechten Seite neben Thomas Schmidt), „Eltern geben in der analogen Welt ganz selbstverständlich Regeln und Normen mit auf den Weg, in der virtuellen Welt aber trauen sie sich das nicht zu. Sicher ist es komplexer als Rad fahren lernen. Aber Eltern müssen sich dem stellen.“ tintenklecks Nr. 02 / 2015 27 Freie Schule Anne-Sophie Berlin Der Kölner Musiklehrer André Spang war der Diskussionsrunde übrigens per Live-Stream zugeschaltet. Spang hat u.a. für Lehrer und Interessierte einen digitalen Stammtisch gegründet - den EdchatDE. Dies ist ein wöchentlich stattfindender Twitterchat nach amerikanischem Vorbild. Spang ist sehr interessiert am Konzept der Freien Schule Anne-Sophie Berlin, da er ebenfalls selbst seit Jahren das Ziel verfolgt, „das Internet ins Klassenzimmer zu lassen.“ Digitale Instrumente, Beamer, Laptops, interaktive Whiteboards und Tablet PCs können den Unterricht sinnvoll unterstützen. „Unkontrolliert geschehe dies nicht“, so Dr. Vito Susca während der Podiumsdiskussion. „Wer auf dem Tablet daddelt, statt zu lernen, muss auch an der Freien Schule Anne-Sophie Berlin mit Konsequenzen rechnen.“ Insgesamt setze man aber auf Vertrauen. „Uns Pädagogen kommt hier die Aufgabe zu, den Lernort auch als Lebensort zu gestalten. Ein generelles Verbot aller digitalen privaten Aktivitäten halte ich daher nicht für förderlich.“ Dr. Vito Susca sieht dieses Experiment bisher als gelungen an. „Das befreit uns jedoch nicht davon, beständig mit unseren Lernpartnern im Kontakt zu sein und gegebenenfalls auch mal ein Gespräch über digitale Grenzüberschreitungen zu führen.“ Insgesamt habe sich der Blick auf das Positive bewährt. Nicht nur in der digitalen Bildung, sondern auch im täglichen Miteinander. „Schule ist kein künstlicher Ort, sondern sollte alles behandeln, was unsere Welt ausmacht“, so Dr. Vito Susca abschließend. Text: Redaktion, Fotos: Nicole Susca
© Copyright 2024 ExpyDoc