Vogel Gryff äxtra

Die Zeitung für das Kleinbasel, Riehen und Bettingen
a
r
t
x
ä
27. Januar 2016
Anzeige
2
Vogel Gryff äxtra
IM HORST
27. Januar 2016
Sie machen die Talfahrt möglich
Eine Mannschaft aus
zehn Flossbauern baute in
aller Frühe oberhalb der
Schwarzwaldbrücke in
Rekordzeit ein Floss.
Von Werner Blatter
Welch einzigartige Stimmung im
Wild-Maa-Horst! Obwohl seit
Jahrzehnten dasselbe Ritual geboten wird, läuft es einem doch
jedes Mal kalt den Rücken ab.
Der beste Tee für die Mannen
Diesmal startet das Ritual mit
Morgenröte über den bald historischen Kraftwerkshallen zu
Birsfelden. Auf einem uralten
«Postwägeli» werden die alten
Kanonen angeschleppt. Das heimelige Fourgon des Bauuntenehmen Nanni, Giovanni sei Dank,
transportiert
die
legendären
Flossbretter an. Horstwart Roland Frank bringt Wasser, das
aus einem verbürgten Uraltbrunnen tröpfelt. Daraus brüht Edith,
seine «Hochzytere», so sagt man
auf gut Kleinbaslerisch, Europas
allerbesten Tee... Wenn dies keine grandios gelebte Tradition ist!
Kleinbasel und unsere ganze Stadt
Basel sind weit besser, als immer
wieder von vergrämten Ewignörglern und Verhinderern gebellt
wird. «Tun wir was, machen wir
erste Schritte», meint nun Härenmeister René Thoma. Recht so,
attestiert alt Bubengeneral Franz
Bauer, der auf keiner Feier links
und rechts des Rheins fehlt.
Präzisionsarbeit der Flosscrew
Unter der Leitung von Thomas
Wick fugen die kräftigen Männer
Beim Aufwärmen.
Roland und Edith
Frank mit Franz
Baur.
das Holz, die Bretter und gar die
Kanonen durch das dunkle Bord
hinab zum Horst. Dorthin hatte
die Rheinpolizei bereits am Vortag die Weidlinge herangeschleppt
– ihr sei ein besonderer Dank
ausgesprochen! Das Niedrigwasser hatte heuer ganz besondere
Schwierigkeiten bereitet, mussten
doch die Schiffe etwas weiter drin
im Bach verankert werden.
Arbeit im Stillen
Aber das Floss wird einmal mehr
fachmännisch perfekt gebaut. Als
Letztes werden die Flaggen gesetzt
und die Kissen für die Ehrengäste
auf die Bänke gelegt. «Bravo!»,
rufen nun alle. Wirklich eine tolle Arbeit haben die Flossbauer
geleistet, ganz im Stillen, ohne
Glanz und Gloria. Und die Talfahrt kann pünktlich beginnen.
Im Wild-Maa-Horst. Giovanni Nanni, Rico Meier und Hären-Meister
René Thoma. Anzeige
TEKO
Abheben...
...mit Weiterbildung
Infoanlässe oder
Beratungsgespräch:
www.teko.ch
TEKO Schweizerische Fachschule
Clarastrasse 15, 4058 Basel
061 683 51 10, [email protected]
Fotos: ter.
Vogel Gryff äxtra
Gryffe Bogg
Das spezielle Bockbier
zum Vogel-Gryff-Tag
Zum höchsten Kleinbasler
Feiertag hat die
Brauerei Fischerstube wiederum
eine Bierspezialität
gebraut.
Dieses Jahr stellte Braumeister
Jürgen Pinke einen rötlichen,
dunklen «Gryffe Bogg» aus
sechs verschiedenen Hopfenund drei Malzsorten her. Die
Spezialität erweist sich als sehr
charaktervoll von der Nase bis
zum Abgang. Auch Tradition
haben die für diesen Tag speziell
entworfenen und nummerierten
Bierteller (Bild oben).
zen.
Vogel Gryff-Spezialausgabe
vom 27. Januar 2016
Herausgeberin: NKM Verlag AG,
Christian Kern
Auflage: 35 000 Exemplare.
Verteilung: am Vogel Gryff-Tag abends
auf der Gasse, am 28. Januar im Kleinbasel und in den Gemeinden Riehen und
Bettingen
Redaktion und Inserateverwaltung:
Postfach, 4005 Basel,
Tel. 061 691 06 66, Fax 061 691 36 35,
www.vogelgryff.ch, [email protected]
Chefredaktor: Rolf ­Z enklusen (zen.)
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Werner
Blatter (ter.), Markus Knöpfli (knö.),
Patrick Straub (ps.), Tobias Gfeller (tgf.)
Fotos: Werner Blatter, Markus Knöpfli,
Patrick Straub, Rolf Zenklusen
Produktion: ­Dani Gubler
Korrektorat: Markus und Cornelia
Knöpfli
Druck: DZZ Druckzentrum Zürich AG
Inserate: Paul Wisler
Vogel Gryff äxtra
FRÜHSTÜCK
27. Januar 2016
3
Fotos: knö.
Erste Stärkung für den strengen Tag
Rebhaus. (v.l.) Peter Gilgin, Urs von Felten, Erich Hofmann (alle
Hären), Christoph Zuber (ehemals Rebhaus), Roby Ehret (Hären),
Martin Ricklin (Gast), Jan van Berkel (Gast), Lieni Würth (ehemals
Hären), René Ebner (ehemals Rebhaus), Marc Pipoz (Gast).
Fischerstube. (von links) Dieter Graber (Vorgesetzter Greifen und
Organisator dieser Runde), Röbi Schönbächler (Gast), Pat Hills
(Grabers persönlicher Gast am Gryffemähli), Rolf Stohler (Gast),
Markus Zeender (Gast).
Club de Petit Bâle. (v.l.) Benno Panissidi (Gast), Heinz Ritschard
(Gast), Peter Lämmle (Greifen), Dieter Kromer (Gast), Franz Freuler
(Gesellschaftsarzt Greifen), Christoph Nidecker (Rebhaus), Andreas
Zimber (Rebhaus), Markus Zimber (Gesellschaftspfleger Rebhaus),
Hanspeter Frey (Rebhaus und Organisator dieser Runde).
Schafeck. (vorne v. l.): Christian Sidler, Giovanni Nanni, (Mitte v.
l.): Theo Meyer, Victor Pensa, Daniel Hunziker, (hinten von links):
Daniel Buchmüller, Christian Trachsel, Urs Panosetti, Gerry Jäggi,
Christoph Bürgenmeier, André Auderset. Eingeladen haben Christian
Sidler und Christian Kern). Foto: chk.
Hahn. (v.l.)
Linde. Gestandene und werdende Hären-Brüder: (von links) David
von Rohr, Patrick Haas, Daniel Haas, Rolf Märki, Röbi Wiedmann,
«Bolle» Scherb, Karim Wietlisbacher, Sandro Wietlisbacher (Neuaufnahme), Simon Heinzelmann (Neufaufnahme), Marco Zerbini.
Romano
Anselmetti,
Sara Janner,
Marc Magne
(Wirt und
Greifenbruder),
Heinrich
Winkler,
Barbara Frei,
Laurence
Thüring,
Willy Dunkel.
Anzeige
Damit der
Die Zeitung für das Kleinbasel, Riehen und Bettingen
auch künftig über den
Werden auch Sie Genossenschafter: www.gnkm.ch
berichten kann
4
Vogel Gryff äxtra
TALFAHRT
27. Januar 2016
Mit Rauch und Böllerdonner bachab
Einmal mehr war die
Talfahrt des Flosses der
absolute Hit. Abertausende genossen den
Traditionsanlass.
Von Werner Blatter
Begleitet von Böllerdonnern und
Trommelwirbeln der Spieltambouren bot der Wild Maa, das Wappentier der Hären, auf dem Floss
seine urigen Tänze. Vor allem die
«Kracher» unter dem engen Bogen
der Mittleren Brücke hatte es dieses Jahr den Zuschauern angetan.
Die Ehrengäste genossen dieses
einzigartige Erlebnis in vollen Zügen. Wer hier mitfahren darf, ist
Einzig.
Schöne Kulisse. Das Floss kurz vor dem Ankunft beim Kleinen Klingental.
Enorm viele Schulklassen
Auffallend viele junge Zuschauer
standen beidseitig an den Ufern.
Das Brauchtum Vogel Gryff ist in
den Schulen – nicht nur im Stadtkanton – zum Kult geworden. Die
Bemerkung eines älteren Zaungastes am Oberen Rheinweg «Wenn's
gratis isch, kemme si us der Landschaft», wurde von den Nachbarskantönlern mit einem schelmischen Lächeln quittiert. Egal. Wir
lieben und halten das Brauchtum
hoch, sehr hoch sogar, meinte ein
alt Meister mit berechtigtem Stolz.
Der niedrige Wasserstand zwang
die Flossmannschacht, etwas früher zu starten, um wie seit Jahren
punkt elf Uhr im Kleinen Klingental zu landen. Damit die beiden
Wappen­
gspänli Leu und Vogel
Gryff ihren Wild Maa begrüssen
konnten. Alle waren sich einmal
mehr einig: Die Talfahrt ist das
Herzstück des Kleinbasler Ehrentags.
Anzeige
Kanoniere. Sie feuern einen Böller nach
dem anderen ab.
Fotos: Patrick Straub.
Aus der Vogelperspektive. Ein ungewohnter Blick auf das
Wild-Maa-Floss.
Vogel Gryff äxtra
GÄ STE UND NEUAUFNAHMEN
Die Ehrengäste am Gryffemähli 2016
27. Januar 2016
(in alphabetischer Reihenfolge)
• Zoran Peric
• Norbert Arnold
Persönlicher Gast des Statthalters Stefan Ospel
Persönlicher Gast des Vorgesetzten Balz Herter
• Lukas Polivka
• Dr. Felix Blumer
Persönlicher Gast des Vorgesetzten Stefan Bruderer
Meister Zunft zu Wiedikon
• Jürg Rämi
• Daniel Cenci
Persönlicher Gast des Schreibers Michael Fischer
• Thomas Gerster
Ehemaliger Direktor EuroAirport
• Yves Riesen
Zunft zu Wiedikon
Persönlicher Gast des Vors. Meisters Raymond Schmid
• Thomas Hediger
• Ivan Rochat
Meister E.E. Zunft zu Webern Basel
• Claus Herrmann
Président Compagnie de 1602 Genève
• Yves Rossier
Persönlicher Gast des Vorgesetzten Roland Frank
Staatssekretär EDA
• Patrick Hills
Persönlicher Gast des Vorgesetzten Dieter Graber
• Claudio Rudin
• Christian Abt
• Marco Streller
Abt Kloster Engelberg
Beatboxer/Musiker
Fussballer/FC Basel
• Jacques Moehl
• Heinz Wildbolz
Compagnie de 1602 Genève
Obmann Zunft zu Webern Bern
• Dr. Guy Morin
• Christian Zingg
Regierungspräsident Kanton Basel-Stadt
Lehrer Integrations-und Berufswahlklassen
Neuaufnahmen 2016
Ehrengesellschaft zum Rebhaus
Ehrengesellschaft zur Hären
Ehrengesellschaft zum Greifen
Urs Hochstrasser
Kevin Rodemerk
Markus Stohler
(Wiederaufnahme)
Georges Bass
Ferenc David
Marc Grossenbacher
Simon Heinzelmann
Heinz Weishaupt
Sandro Wietlisbacher
Robert Hofer
Sebastian Kölliker
Serge Rosenblatt
Ronny Schibler
Christoph Seibert
Daniel Uebersax
Anzeige
5
6
Vogel Gryff äxtra
VORSITZENDER MEISTER
27. Januar 2016
«Mit Vorfreude, Respekt und Demut»
Raymond Schmid ist erstmals Vorsitzender Meister
der Drei E. Ein Gespräch
über die Meisterrede, Bettingen und seine Töchter.
dieser Brauch nicht mehr los.
Doch Gesellschaftsbruder wurde
ich erst mit 34.
Weshalb?
Mein Grossvater gehörte der Gesellschaft zur Hären an, doch
mein Vater trat aus persönlichen
Gründen nicht den Drei E bei.
Deshalb war die Tradition, dass
der Sohn dort beitritt, wo der Vater schon war, unterbrochen. Da
ich aber Fasnacht bei der Clique
Alti Glaibasler mache, der früher
sehr viele Greifenbrüder angehörten, kam ich über Cliquenkollegen zur Gesellschaft zum Greifen.
Von Markus Knöpfli
Herr Schmid, Sie sind Personalverantwortlicher im Basler Finanzdepartement und seit zwei
Jahren Greifen-Meister. Heute
erlebten Sie Ihre Feuertaufe als
Vorsitzender Meister. Mit welchen Gefühlen gingen Sie diese
Aufgabe an?
Raymond Schmid: Mit grosser
Vorfreude. Das gilt auch für die
Vorbereitungen. Diese beginnen
für meine Mitvorgesetzten und
mich ja schon ein Jahr vor dem
eigentlichen Tag, zum Beispiel
mit dem Einladen der Ehrengäste, dem Zusammenstellen des
Programmes oder mit den ersten
Gedanken zur Meisterrede am
Gryffemähli. Diese erste Rede
ist etwas Spezielles. Ich ging mit
Respekt und Demut ran.
In der Rede thematisierten Sie
den «Umgang mit Veränderungen». Dabei sprachen Sie auch
die neue Basler Skyline an. Was
sagen Sie persönlich zu den bestehenden und noch entstehenden
Türmen?
Ich persönlich finde sie toll, ich
freue mich, dass sich etwas tut.
Ich meine damit nicht nur die
Ästhetik der Türme, sondern die
Tatsache, dass Roche und Messe
sich damit zum Standort Basel bekennen. Das ist ein Ja zu unserem
Kanton, zu unserer Stadt und zu
Arbeitsplätzen.
Raymond Schmid. Der Vorsitzende Meister der Drei Ehrengesellschaften Kleinbasels erinnert sich noch gut, wie er als Kind erstmals
zum Horst gehen und den Wild Maa sehen durfte. Foto: Markus Knöpfli.
dass auch das Ladensterben dazu gehört.
Das Fasnachtsmotto
ist für mich daher eine
Bestätigung.
Sie erwähnten auch die
Flüchtlingskrise und das
Verkehrskonzept.
Beides
tangiert uns im Kleinbasel.
Doch das Verkehrskonzept löste
letztes Jahr die weitaus grösseren
Diskussionen aus. Ist das noch
verhältnismässig?
Von meiner Grundhaltung her
denke ich nicht. Die Fragen
rund um die VerSie sprachen auch
vom
Ladenster- «Meine Töchter finden kehrspolitik sind
ben. Das Motto den Brauch auch toll ja – verglichen
der Fasnacht 2016
mit dem Thema
und nehmen sich
Flüchtlinge – eilautet «Mer mache
jedes Jahr am
gentlich sehr eindicht». Gab es den
Anstoss dazu?
Vogel-Gryff-Tag frei.» fach zu lösen.
Ich verstehe aber,
Es ist umgekehrt:
Beim Nachdenken über Verände- dass sich Gewerbe und Anwohrungen war mir schon früh klar, ner gegen die für sie zum Teil
Wie steht es mit Ihren Kindern?
Ich habe zwei Töchter (lacht).
Aber sie finden den Brauch auch
toll und nehmen sich jedes Jahr
am Vogel-Gryff-Tag frei. Vielleicht liesse sich ja etwas bei unseren Schwiegersöhnen bewegen,
wobei beide noch Basler Bürger
werden müssten. Ich arbeite daran. (lacht).
Sie waren von 1999 bis 2002
Bettinger Gemeindeverwalter.
Bekommt man von dort aus ein
schädlichen Verkehrs- etwas anderes Verhältnis zum
bestimmungen weh- Kleinbasel und zur Stadt?
ren. Das betrifft sie Ja, es gibt etwas Distanz. Es ist
ganz persönlich. Das halt eine andere Welt. Vorher arThema
Flüchtlin- beitete ich auf einer Bank am
ge scheint uns dagegen Aeschenplatz, wo es sehr laut ist.
noch nicht so nah zu sein. In Bettingen hingegen hört man
Kuhglocken. Das war wie ein poWelches sind Ihre frühes- sitiver Kulturschock, den ich nicht
ten Erinnerungen an den Vo- missen möchte. Dennoch zog es
gel Gryff?
mich wieder in die Stadt zurück.
Ich bin im Kleinbasel aufgewach- Ein Grund: Vorher konnte ich
sen und besuchte die Primarschu- mich über Mittag oft mit Freunden
le Schoren. Dort wurde uns die- zum Essen treffen, in Bettingen
ser Brauch näher gebracht. Mein war ich etwas «ab der Welt». Jetzt
erstes Highlight war, als ich als kann ich das soziale Netzwerk
wieder einfacher
Drittklässler zum
halten.
Horst gehen, ei- «In Bettingen hört man aufrecht
nen Schnägg hodie Kuhglocken. Das Andrerseits konnlen und den Wild
war wie ein positiver te ich über Mittag
auch nach Hause,
Maa sehen durfKulturschock, den ich was angesichts der
te. Das ist meine
erste Erinnerung, nicht missen möchte.» damals noch halbwüchsigen Töchsamt der klebrigen Hände in der Kälte – ganz ter für mich einen grossen Wert
speziell! Von da an liess mich hatte.
Anzeige
21. – 30. JULI 2016
FEEL THE BEAT!
BASELTATTOO.CH | +41 61 266 1000
203x40mm_Vogel Gryff.indd 1
DAS GROSSE
OPENAIR-SPEKTAKEL
20.01.2016 15:23:28
Vogel Gryff äxtra
DER VOGEL GRYFF
27. Januar 2016
7
«Jeder entwickelt seinen eigenen Stil»
Mit dem neuen Kopf kam
der Vogel Gryff noch majestätischer daher. Unter
dem Kostüm steckte der
Bauingenieur Pascal (35).
Nachfolger weitergegeben. So
entwickelt jeder, der ein Tier
tanzt, seinen etwas eigenen Stil.
Beim Vogel Gryff etwa machen
einige grössere, andere viel kleinere Armbewegungen.
Von Rolf Zenklusen
Kann sich der Tambour automatisch an Ihre Tanzgeschwindigkeit anpassen?
Das ist so. Zwischen dem Tambour und dem Tier entwickelt sich
eine Symbiose; man ist mehrere
Jahre zusammen unterwegs. Ich
höre auf den Tambour, und der
Tambour schaut auf mich. Wenn
es zum Beispiel rutschig ist, besteht die Gefahr, dass man beim
Drehen das Gleichgewicht verliert. Dann tanze ich langsamer,
und der Tambour passt sich an
mein Tempo an.
Pascal, Sie haben dieses Jahr
den Vogel Gryff mit einem neuen Kopf getanzt. Was bedeutete
das für Sie? Haben Sie anders getanzt?
Pascal: Dieses Jahr war sowieso sehr speziell. Neben der Ehre,
mit dem neuen Kopf zu tanzen,
war es mein letztes Jahr als Vogel
Gryff. Anders habe ich deswegen
aber nicht getanzt. Wichtig war
für mich, diesen wunderschönen
Brauch nochmals zu geniessen
und mit Stolz und Freude dem Ehrenzeichen entsprechend, würdig
abzutreten. Meine Familie und
ich widmeten den ganzen Tag unserem kürzlich verstorbenen Vater, der sehr viel Herzblut für die
schöne Tradition des Vogel Gryff
vergossen hat.
Das neue Kostüm ist sieben Kilo
schwerer. War damit das Tanzen
anstrengender?
Die Flügel sind etwas leichter geworden, dafür ist der Kopf schwerer. Anstrengender war es nicht:
Aber ich musste aufpassen, wenn
ich mich am Schluss des Tanzes
drehte, denn die neuen Flügel haben eine grössere Spannweite.
Im Vergleich zu den anderen zwei
Tieren tanzt der Vogel Gryff weniger wild. Ist Ihr Tanz damit
auch weniger streng?
Der Vogel Gryff ist eine stolze,
majestätische Figur, die langsam und mit einfachen Schritten
tanzt. Aber in Kombination mit
dem Gewicht des Kostüms ist
der Tanz wahrscheinlich nicht
weniger streng als die anderen.
Gerade beim Drehen wirken die
Fliehkräfte stark, was auf die
Dauer auch anstrengend ist. Aus
meiner Sicht brauche ich weniger
Kondition, dafür aber mehr Kraft
Ein neuer Kopf für das letzte Mal. Vor seiner «Pensionierung» als
Vogel Gryff hatte Pascal noch die Ehre, mit dem neuen Vogel-GryffKopf durch das Kleinbasel zu tanzen. Foto: ps.
als meine beiden Kollegen, die den
Leu oder den Wild Maa tanzen.
Der Brauch, der Tag, das ganze Drum und Dran – der Vogel
Gryff hat mich schon als Kind
Wie fit müssen Sie sein, um den stark fasziniert. Mein Vater durfTag gut zu überstehen?
te auch schon den Vogel Gryff
Ich tanzte den Vogel Gryff zum tanzen, zuvor auch sein Bruder.
sechsten Mal und gehörte damit So gesehen habe ich das im Blut.
ja zu den alten Hasen. Im ers- Später hatte ich das Glück, in die
ten Jahr habe ich vor dem Vogel Drei E und später ins Spiel aufgeGryff noch sehr viel trainiert. nommen zu werden. Sehr schön
ist auch, jeweils
Inzwischen weiss
«Wenn es zum
ich genau, was
die
Reaktionen
ich machen muss,
des Publikums zu
Beispiel rutschig ist,
damit es mir auch besteht die Gefahr, dass sehen – vor allem
am nächsten Tag
die leuchtenden
man beim Drehen das Augen der unzähnoch gut geht.
Gleichgewicht verliert.» ligen Kinder, die
Welche Trainings
sich bei der Lanhaben Sie absolviert?
dung des Flosses unten am Rhein
Ich trainierte meine Kondition versammeln.
– vor allem mit Jogging – und
machte gezielte Kraftübungen Tanzt man nach sechs Jahren
für diejenigen Körperpartien, besser als am Anfang?
die beim Tanz am meisten bean- Das ist schwierig zu sagen. Im
sprucht werden.
Gegensatz zum Trommeltext,
der aufgeschrieben ist, sind die
Was ist so faszinierend daran, Tänze ja nicht verbrieft und
werden jeweils mündlich an die
den Vogel Gryff zu tanzen?
Sind Sie beim Tanzen schon mal
aus dem Tritt geraten?
Einmal habe ich im Restaurant
Rebhaus mit einem Flügel an
einem Weinfass angehängt. So
wurde der Tanz ganz kurz unterbrochen, das Zusammenspiel
mit dem Tambour hat aber super
funktioniert.
Hatten Sie vor dem Vogel Gryff
schon Lampenfieber oder schlaflose Nächte?
Ich habe zum Glück einen guten
Schlaf. Aber bevor wir wussten,
wie der neue Vogel-Gryff-Kopf
aussieht und wie er sich anfühlt,
habe ich schon einige Male
schlecht geschlafen. Nach den
ersten erfolgreichen Proben mit
dem neuen Kopf bin ich dann sofort ruhiger geworden.
Brauchten Sie jeweils auch eine
mentale Vorbereitung?
Ein Stück weit schon. Ich habe
immer dafür gesorgt, dass ich
morgens ohne Hektik aufstehen
konnte. Während mein Vorgänger schon sehr früh beim Treffpunkt für den ersten Tanz war,
zog ich es vor, möglichst lange
zuhause zu bleiben und mich
dort in aller Ruhe mental vorzubereiten.
F2 Ski-Snowboard-Brille
Kappa Usermo
9.
Damen Sneaker gefüttert
95
statt 19.90
24.49.-
50
statt
ottos.ch
Puma Sneaker
Herren, Gr. 40-45
34.90
Konkurrenzvergleich
69.-
Artikel nur solange Vorrat
Anzeige
20
8
Vogel
Vogel Gryff äxtra
GSCHNÄ ÄDER
20. Januar 2012
NEUER VOGEL-
Dante
an Vogel
Gryff
Neues Cläärli
Antlitz goot
aus dem
Mythos
der...klas
Das Wappentier der Ehrengesellschaft zum Greifen war am 27. Januar 2016 erstmals mit einem neuen Kopf
Lääberli-Zmoorge
unterwegs.
Nun brach
fällt das
Eine
Nacht früher
BaselFabeltier durch Wächterohren und einen wachsamen Adlerblick auf. Das Lebensalter
Tattoo
Erik wird
Julliard
seines Produzent
Vorgängers
der neue Vogel Gryff wohl nicht erreichen, denn er tanzt viel öfter als früher.
Fotos: ter-
seine Hochzeitsreise ab. Fertig
Karibik, Vater Rhein muss sein.
Von Rolf Zenklusen
Traditionell
bat er mit seinem
ssen, wie Andreas Lehr ausführt. wollten wissen, weshalb dem so
Pizza-Kumpel
Christian
SidWie der Vogel Gryff
ins Klein«Eine erneute Wiederherstellung ist und woher die Figur stammt»,
zu kam,
Baselsweiss
feinstem
Lääberliler
basel
man bis
heute
war nicht mehr möglich.»
erläutert der Spielchef.
Zmoorge
ins Torstübli.
Und der
sie
nicht genau.
Klar ist, dass
Ein neuer Kopf in einem Jahr
Aus tieranatomischer Sicht
rollte
an, die Karawane
mit Muden
Vogel-Gryff-Kopf,
der im
Regierern
Guy Klingental
Morin, er ist
und
seum Kleines
ausgeSo wurde, in knapp einem Jahr, Mit der Konstruktion des neuen
will
bleiben,
SanitätsstelltPräsident
ist, aus dem
17. Jahrhundert
ein neuer Vogel-Gryff-Kopf kons- Vogel-Gryff-Kopfes haben die
minister
Conti
und Hansstammt. Carlo
truiert und gebaut. Spengler Otto drei E sich selbst den Anspruch
Weitere
Vorgängermoan der
Spitze.
Carlo Conti,
Guy
Morin,
Hans-Peter
Wessels
Erik Julliard.
Peter
Wessels
Schächtelin,
gestellt,
das und
Fabelwesen
neu so
delle sind
leider nicht
mehr
vor- Voller Freude. (von links) Christian Sidler,
Sattler
Louis
Spahr
Klar
nahm
auch
die
Finanzwelt
handen, wie Patrick Moser,
und Maler Leo Mensch nahmen zu gestalten, wie es aus historihinter
denLeiter
fein dekorierten
Tel- dieser VIP-Club-Mitglieder spä- sich dieser Herausforderung an scher Betrachtung, aus tieranafrüherer
des Museums,
lern
Platz. der
GarDrei
dieEhrengesellallerobers- ter in eine Weinfl asche gefallen und erstellten ein Beinahe-Eben- tomischer Sicht und in Einklang
im Auftrag
ten
RegioKleinbasels
Bänker, Hans
Rudolf ist, konnten weder Theo Meyer bild des alten Kopfes. Dieser mit dem aktuellen Abbild der
schaften
recherchiert
(Kantonalbank)
Matter
hat. So kann
nur anhand und
von noch Urs Hitz, Andy Kurz oder stand in der Zeit vom 13. Januar Tradition stimmt. «Markante ÄnSämi
Holzachund
(UBS),
was nicht
Zeichnungen
anderen
bild- Rotarier-Obmaa Ernst Staehe- 1948 bis zum 20. Januar 2015 im derungen erfahren haben dabei
«Unsere
Bank Sarasin»vermutet
heisst, lin verbürgt mitteilen. Jedenfalls Einsatz.
speziell die Wächter­ohren und der
lichen Überlieferungen
meinte
musste Dögti Fabio
Sämi Meyer,
werden,sein
Auch dieser Kopf sei zwischen- wachsame Blick des Adlers sowie
wie Assi
die Symbolfigur
der Greifenmaske
vom 7.Gallacchi
Jahrhunnicht zur
greifen.
tauschten
den Börsenbarometer
zeitlich in die Jahre gekommen die Flügelstellung, deren FormEhrengesellschaft
zum Greifen im derts
ausNotfalltasche
Olympia (Griechenfür
gemütliche Stunden
und habe bereits mehrfach repa- gebung und deren Grösse», sagt
15. ein
undpaar
16. Jahrhundert
ausgese- land). Foto: Dokumentation Drei E.
mit
«e me könnte.
Gleesli Wyyse». Der Tisch mit Damen
hen haben
riert werden müssen, erklärt Lehr. Lehr.
Christian Club hatte seine Lead- Ehrengesellschaft zum Baum ge- «Heute werden die Kostüme und
Der neue Kopf wurde vom
1520 im Kern,
Kleinbasel
Figuren,
Sennunterwegs
und Vul- gründet.
Die gestandenen
Gryffebrieder
Ihren Namen
hat sie erst Masken deutlich mehr bean- Metallkünstler Beat Zeuggin von
und alt
delegiert.
Für man
die Sicherheit
Dieter sprucht als noch vor 60 Jahren. Hand aus Aluminium getrieben.
tier
im Löschmeister
Jahr 1444 angenomImmerhin
weiss
mit Be- später
sorgten
die dass
Obersten
Dominik
Bangerter,
Peter und Jürg HasDie Namensänderung
geht Dem
Alwin Probst,
stimmtheit,
der Vogel
Gryff men.
Routenwerden
die Kostüme
nicht
«meh plan
Drei Löschmeister.
(v. l.) Jürg
Hasler, Dieter
Bangerter Präparator
und Peter Hasler.
Walliser,
Hans-Peter
Barth
ler riefen
am
schon 1520
von 1950 «Heute
als eines der
drei und
Eh- zurück
auffür
deneinmal
Kauf des
damalirenzeichen
unter der
Obhut gen
Gesellschaftshaues
zum GreiSchluuch»
sondern «meh
Wys- kann man rund und Masken deutlich mehr N a t u r h i s t o r i Gerry
Lips,und
die später
umgehend
Museum
eines
Die Symbolfigur
des Vogel
Tänze ent«Tierwächters»aus
in dem
Gestalt
se»! Diesem
Hilferuf konnten
die 22
genannten
Zahnstocherclub an ist die nächsteschen
die
Kommunikation
Ba- fen.
Grossformation
noch vor Die
in Basel,
Amins beansprucht
eines Ueli
durch
das von
Kleinbasel
muss zu dieser
Zeit zum nehmen.
war
Tischnachbarn,
Comité-Obmaa
selbiger Tafel
Leben gerufen als
Mein- Gryffs
selbiet
– in der
Person
angekündigt:
Fasnachtsge60 Jahren.
Vogel Olympia
geführt
wurde.
Dies
belegen
das Wappenhalter
der NachwuchsGesellschaft Vogel
für die
Gryffwiderstehen.
hatten, nicht
Die Am
– zur
Hilfe
nahmen.
Christoph Bürgin,
sellschaft
1908Bemawird
rad
Stöcklin
Buch von
Andreas
Ryff– so
«Der
lung
des
Kopfwerden
burschikose
Wirtin Gryff
Welcher
(eben
der Meini)
in- geworden
förderin sein.
Pia Inderbitzin, die 2016
Lotti Weber
nach
dem
Rundgang
hinter
den
2016 haben die
Stadt Basel
Regiment
Ord- Riehener Polithoffnung Salo- die
es verantworttensive
Recherchen
von und
Grossrtat
liessDrei
ihreEhrenTraktörli Frau Hürli- Kleinbasler Honorationen
zu EuDrei Ehrenzeichen 53-mal lich. Das Leder
Uhr Flügel
abgebrochen
nung» von Nanni
1597 und
das Inventar
aber Miss
53 Mini Cab, mit ropas bester Gulaschsuppe
Giovanni
– immer
mehr Um
samt Babbe
Mathis, zeichen
samt
mé 21
Hofer
mann und
getanzt.»
der Ehrengesellschaft
stammt auserwarzum Grei- «Der
–
dem
Kopf aus dem
17. und
Jahrhunund
immer öfters das Kleinbasel
und natürlich
schiertanzen
unverantwortlichem
Temzischendem Gerstensaft
Simon
Gil- Mal
fen aus dieser
Zeit.
mehr Beizli
als sausen. Schon tet. E Guete!
Emmental und
bis die
1947einst
im einen
Einsatz,
unsicher
macht.
Wer und wo einer dert
po durchs
so also
bert war
Thiriet,
Die Figur an sich ist selbstver- musste aber mehrfach repariert doppelt so oft wie früher.»
wurde dort von einem AutosattBevor dem Vogel Gryff von ler verarbeitet.
ständlich viel älter und stammt und restauriert werden», erklärt
Die Metallkonstruktion des
aus der Zeit um 3000 v. Chr. Andreas Lehr, Spielchef der Drei 1948 das gleiche Schicksal wiederfährt wie seinem Vorgänger, Körpers und der Flügel entstand in
aus Ägypten und Mesopotamien. Ehrengesellschaften Kleinbasels.
Im Buch «Vogel Gryff: Geschich- haben sich die Drei E vor gut drei Zusammenarbeit mit Beat ZeugVon dort breitete sich der Greif
und der Glaube an den Greifen te und Brauchtum der Drei Ehren- Jahren dazu entschieden, einen gin und Markus Wattermann.
aus nach Syrien, Palästina, Ana- gesellschaften Kleinbasels» von neuen Vogel-Gryff-Kopf herzu- Seitens der Drei Ehrengesellschaftolien und Zypern, wie im Buch Eugen A. Meier steht geschrieben, stellen.
ten waren Markus Freuler, PasAuf vielen Abbildungen, Skiz- cal Bossert, Thomas Kämmerle,
«Fabeltiere» von John Cherry zu dass am 27. Januar 1947 – also
lesen ist. «Gegen 1700 vor Chris- genau vor 68 Jahren – um etwa 21 zen, Malereien und weiteren Ge- Ruedi Kämmerle und Andreas
tus erreichte er Kreta. Überall Uhr dem Vogel Gryff beim Tanz genständen aus früheren Zeiten Lehr im Projekt involviert. Geleiwurde der Greif als unbesiegba- im Restaurant Rheinfelderhof die wird der Vogel Gryff als grim- tet wurde es vom früheren Vogelre Wächterfigur heiliger Schätze Flügel abgebrochen sind.
mige, grosse Wächterfigur mit Gryff-Darsteller Ruedi Bossert:
Man konnte diese glücklicher- dem Körper, den Beinen und dem Er ist aber am 27. Dezember
betrachtet», lässt sich dem Buch
weise noch einmal notdürftig am Schwanz eines Löwen und dem 2015 gestorben und konnte die
entnehmen.
Die Ehrengesellschaft zum Torso befestigen und den Klein- Kopf, den Flügeln und dem Tor- Pre­miere des neuen Kopfes leider
Greifen wurde
Jahr
1409und
als Gille
basler
Festtag
würdig abschlieFröhliche
Runde.im
(v.l.)
Simon
Thiriet,
Pia Inderbitzin,
Salomé so eines Adlers dargestellt. «Wir nicht mehr miterleben.
und Mathis Hofer.
Banker unter sich. Samuel Holzach (links) und Hans Rudolf Matter.
Anzeige
Italien am Rhein. Das ist picobello.
Blumenrain 12, Basel
Telefon 061 261 30 44
PIZZERIA
VINERIA TERRAZZA
- GRYFF- KOPF
27. Januar 2016
ssischen Römerzeit
Schönes Kinderbuch
über den Vogel Gryff
zen. In einer lustigen Geschichte in
Versform erzählt Dorette Gloor
das Brauchtum Vogel Gryff für
Kinder im Alter zwischen vier
und zehn Jahren. Die zahlreichen
Illustrationen von Iris Lydia Frei
wirken überaus anregend auf die
Kinderphantasie.
Von Dorette Gloor (Texte) und
Iris Lydia Frei (Illustrationen)
IL-Verlag, Januar 2016
Hardcover, 44 Seiten, 27 Franken
erhältlich im Buchhandel
ISBN: 978-3-906240-37-4
Am 27. Januar
1947 – also vor
genau 68 Jahren – sind
dem Vogel Gryff beim Tanz im
Restaurant Rheinfelderhof die Flügel
abgebrochen. Man konnte sie notdürftig
reparieren und den Kleinbasler Festtag
würdig abschliessen.
Foto: zvg Drei E.
Anzeige
9
10
IMPRES
Vogel Gryff äxtra
Der Vogel Gryff und sein neues Kostüm
Mit der Tanne voraus. Bewaffnet mit seiner Tanne, bahnt sich der Wild Maa
seinen Weg durch die Menschenmenge.
Stolzer Vogel Gryff. In seinem neuen Kostüm macht sich der
Vogel Gryff besonders gut.
Ueli. Wieder sammelten sie für einen guten
Zweck.
Prominenter Ehrengast. Marco Streller (mit Schal), früherer Stürmerstar des FC Basel, beim
Marsch vom Café Spitz zur Messe.
Fotos: Patrick Straub.
Anzeige
WIR WÜNSCHEN IHNEN EINEN SCHÖNEN VOGEL GRYFF!
SIONEN
27. Januar 2016
11
m begeisterten die Massen im Kleinbasel
Der Vogel Gryff lockte viel Publikum an. Für den Vogel-Gryff-Tag wurde die Mittlere Brücke zum ersten Mal speziell beflaggt: Auf der Klein-
basler Seite bis zum Käppelijoch flatterten die Banner der Drei Ehrengesellschaften; auf der Grossbasler Seite wehten Basler Fahnen. Lausbuben abwehren. Immer wieder muss der Wild Maa sein Tännchen einsetzen gegen Buben,
die ihm an die Äpfel wollen oder ihm sonst zu nahe kommen.
Anzeige
Foto: knö.
Sprünge auf der Mittleren Brücke. Unter
Applaus zeigt der Leu seinen wilden Tanz.
12
Vogel Gryff äxtra
VORBEREITUNG IN DER SCHULE
27. Januar 2016
Der Wild Maa und sein Heiratsantrag
Drittklässler der Primarschule Hirzbrunnen bereiteten sich mit dem früheren Wild Maa Sven Kapp
auf den Vogel Gryff vor.
verliere ich die Angst.» Zur Sprache kommen schliesslich auch die
Äpfel, die anfangs am Wild Maa
hängen und die ihm die Kinder
stehlen dürfen – sofern sie sein
Tännchen nicht scheuen.
Doch hier gibt es zwei Fairness-Regeln, betont Kapp: Beim
Wild-Maa-Horst darf man noch
keine Äpfel klauen, denn dort hat
der Wild Maa seine Maske noch
gar nicht auf. Tabu sind die Äpfel
ferner, sobald er tanzt oder sich
dazu bereit macht. Das leuchtet
ein.
Von Markus Knöpfli
«Wer bin ich», fragt Sven Kapp
in die Runde der rund 60 Drittklässler, die vor ihm im Halbkreis auf dem Turnhallenboden
der Primarschule Hirzbrunnen
sitzen. «Der Wild Maa!», rufen
einige Kinder. Denn sie wissen,
dass ein Mann, der mal den Wild
Maa getanzt hatte, in der Schule
zu Besuch kommt.
Aber wild sieht Sven Kapp
gar nicht aus. Und er lacht. «Ja,
ich habe bis vor vier Jahren den
Wild Maa getanzt. Aber was
bin ich jetzt?» «Ein Mensch»,
ruft jemand. Das trifft nun präzis zu. «Und was war ich beim
Vogel Gryff, als ich noch nicht
den Wild Maa tanzte?», fragt
Kapp weiter. Das weiss nun niemand. «Ich war fünf Jahre lang
der blaue Ueli», verrät er den
Kindern.
Mit Larve ein Kind erschreckt
Ein Heiratsantrag mit Apfel
Mit Masken und Ueli-Kassen. Sven Kapp, der früher den Wild Maa
getanzt hat, erzählt den Drittklässerin im Hirzbrunnen über den alten
Brauch. Foto: knö.
Er zeigt zwei Ueli-Kassen, zieht
eine Ueli-Larve aus seiner Tasche chen.» Das Kind habe ihn dann
und gibt sie den Kindern. Kapp noch lange begleitet.
erklärt, dass die Ueli jedes Jahr
Die Kinder interessierten sich
um die 25 000 Franken für Be- natürlich auch für die «Bomben»,
dürftige sammeln und dass die wie sich ein Bub ausdrückte.
Kassen pro Tag 20 bis 30mal ge- Kapp beruhigt: «Das sind keine
leert werden – an geheimen Or- Bomben, sondern Schüsse aus
Kanonen, nur mit
ten.
Dann erzählt er «Das sind keine Bomben, Pulver. Da fliegt
den Kindern von
sondern Schüsse aus nichts weg.»
Die
Kinder
einem Erlebnis:
Als er einmal als Kanonen, nur mit Pulver. schätzen, wie viele Böller auf der
Ueli
unterwegs Da fliegt nichts weg.»
Talfahrt krachen.
war, merkte er,
dass ein kleines Kind über die Sie nennen Zahlen zwischen 4
unbewegliche Larve erschreckt und 50. «Es sind über 100 Bölwar und weinte.
ler», korrigiert Kapp. Die Kinder
Da habe er seinen Ärmel hoch- staunen. Dann nimmt Kapp etwas
gekrempelt und die Hand des Haariges aus der Tasche – das
Kindes auf seinen Unterarm ge- «Gesicht» des Wild Maa.
Die Kinder erfahren, dass man
legt. «Da merkte das Kind, dass
unter der Larve ein normaler dies als «Maske» bezeichnet, im
Mensch ist, und begann zu la- Gegensatz zu den Ueli, die «LarAnzeige
Der Wild Maa sei ein Fruchtbarkeitssymbol, erklärt Kapp weiter. «Wenn ein junger Mann seiner Frau einen Wild-Maa-Apfel
schenkt, hält sie neun Monate
später ein Buschi im Arm.» Er
habe dies ausprobiert, berichtet Kapp: In seinem ersten Jahr
als Wild Maa war bei seinem
drittletzten Tanz seine damalige
Freundin im Publikum, und da
habe er ihr einen Heiratsantrag
gemacht und ihr auch einen Apfel überreicht.
«Jetzt habe ich tatsächlich zwei
Mädchen zu Hause», sagt er
schmunzelnd. Das kommt einem
Mädchen dann doch etwas unheimlich vor und es will wissen,
ob das wahr sei. «Dass die Äpfel
dieser Wirkung haben, ist bloss
eine Sage», beruhigt Kapp.
ven» haben. Die Kinder dürfen
die Wild-Maa-Maske anfassen.
Davon existierten drei Varianten, sagt Kapp – eine freundliche,
eine mittlere und eine grimmige.
Der Tänzer dürfe jeweils selbst Tänze vor den Lehrern
entscheiden, mit welcher er unter- Zum Schluss führt Kapp zum allwegs sein will.
gemeinen Vergnügen die Tänze
«Wie fühlt man
der drei Tiere auf
sich als Wild Maa «Wenn ein junger Mann – ohne Kostüm,
auf dem Floss?»,
seiner Frau einen Wild- Maske und Utensilien. Aber wie es
fragt ein Kind.
«Einsam»,
sagt Maa-Apfel schenkt, hält sich gehört, verKapp. Diese Ant- sie neun Monate später neigt er sich am
wort irritiert die
Schluss
jeweils
ein Buschi im Arm.»
Kinder dann doch
vor den Lehrerinein wenig. Kapp erklärt: «Auf dem nen und Lehrern, die ihrerseits
Floss stehst du im Mittelpunkt. ihren imaginären Hut ziehen.
Vorher könntest du noch weg, auf
Mit grossem Applaus verabdem Floss geht das nicht mehr.» schieden die Drittklässler Sven
Müsse er vor Menschen auftre- Kapp – auch wenn er längst noch
ten, sei er zudem sehr ängstlich, nicht alle Kinderfragen beantworgesteht er. «Aber mit der Maske ten konnte.
Vogel Gryff äxtra
CHOR DER DREI E
27. Januar 2016
13
«Vor allem die tolle Kameradschaft»
Der Chor in Aktion. Im Silberbergsaal des Alterszentrums zum Lamm gibt der Chor der Drei E jeweils ein Konzert, sozusagen als Einstimmung
auf den Auftritt am Gryffemähli. 40 Gesellschaftsbrüder
singen im Chor der Drei
Ehrengesellschaften.
Neue Sänger wären
herzlich willkommen.
Foto: knö.
Von Rolf Zenklusen
rigenten.
Wir treten
jeweils
nach der
Suppe ge­
meinsam mit der Drei E-Clique
auf, dieses Jahr hat uns der Beatbo­
xer Claudio unterstützt.
Vor über 100 Jahren haben einige
Mitglieder der Drei Ehrengesell­
schaft Kleinbasels einen Chor ge­
gründet. Bis heute singt der Chor
jeweils am Gryffemähli. Wie der
Dirigent Walter Weisshaupt er­
klärt, ist die Rekrutierung neuer
Sänger relativ schwierig.
Wer wählt die Lieder aus?
Beim Chor der Drei Ehrenge­
sellschaften besteht eine Lieder­
kommission, zusammengesetzt
aus je einem Sänger pro Register.
Gemeinsam mit dem Dirigenten
wird jedes Jahr ein neues Pro­
gramm zusammengestellt.
Herr Weisshaupt, wie viele Lieder haben
Sie dieses
Jahr gesungen?
Wie oft probt der Chor?
Im ersten Halbjahr nach dem
Vogel Gryff treffen wir uns ein­
mal pro Monat im Silberbergsaal
des Alterszentrums zum Lamm.
Nach den Sommerferien werden
die Proben wöchentlich abgehal­
ten.
Walter
Weisshaupt:
Am Gryf­
fe -M ä h l i
2016 ha­
ben wir
drei Lieder gesungen, nämlich
«Z’Baasel an mym Rhy», «z‘ Baasel
uff dr Brugg» und «d Regimänts­
tochter» mit einem Text vom Di­
Anzeige
Was unternimmt der Chor übers
Jahr? Gibt es noch andere Auftritte?
Jeweils am Montag nach dem
Vogel Gryff geben wir ein Konzert
in einem Alters- und Pflegeheim
im Kleinbasel – dieses Jahr am
1. Feb­
ruar um
17
Uhr
im Elisa­
bethen­
heim. Dort singen wir aus dem
gesamten Repertoir des 3 E Chors.
Während der Sommerferien füh­
ren wir zwei bis drei Sommer­
pläusche durch; meistens sind dies
Besichtigungen oder Spaziergänge
mit anschliessendem Nachtessen.
Ein weiterer Höhepunkt ist der
jährliche Chorbummel.
Im Moment zählen wir 40 Sän­
ger. Die Rekrutierung ist relativ
schwierig, weil es auch andere
Möglichkeiten gibt, aktiv bei den
Drei E mitzumachen. Wir versu­
chen, jeweils bei den neuaufge­
nommenen Gesellschaftsbrüdern
neue Sänger zu gewinnen.
Wie lange sind Sie schon Dirigent? Was befähigt Sie dazu,
haben Sie eine musikalische Ausbildung?
Dirigent bin ich seit 2001. Der
vormalige Dirigent ist leider un­
Kann jeder mitsingen? Was muss erwartet verstorben, und so habe
man mitbringen, um im Chor ich interimistisch dieses Amt
mitzumachen?
übernommen. Eine Ausbildung
Jeder Gesellschaftsbruder hat die dafür habe ich nicht. Man kann
Möglichkeit, bei
sagen, es han­
uns mitzusingen. «Es ist nicht notwendig, delt sich hier um
dass man perfekt
Es ist nicht not­
«learning by do­
wendig, dass man singen kann. Wichtig ist ing».
perfekt
singen
die Freude an der
Was
kann. Wichtig ist
fasziniert
Geselligkeit;
der Rest Sie persönlich am
die Freude an der
Geselligkeit; der
Drei E-Chor?
kommt von selber.»
Rest kommt von
Es ist vor allem
selber.
die tolle Kameradschaft. Aber
auch die Bereitschaft meiner
Wie viele Mitglieder hat der Chor? Kollegen, etwas neues anzuge­
Ist es schwierig, Sänger im Drei hen – auch wenn es auf den ers­
E zu finden? Wie rekrutieren Sie ten Blick etwas Schwierigeres
neue Sänger?
ist.
14
Vogel Gryff äxtra
RÜCK
Charly Zeindler lebt im Exil, doch der Leu
In den 1980er Jahren tanzte Charles Zeindler während acht Jahren den Leu, das Wappentier der Ehrengesellschaft zum Rebhaus. Seit knapp 20 Jahren lebt er in Riehen und musste deswegen aus den Drei E austreten. Für
«Charly», den stolzen Kleinbasler, war der Umzug ein schwerer Schritt.
Von Tobias Gfeller
Charles Zeindler betritt das Restaurant zum Rebhaus an der
Riehentorstrasse, setzt sich in der
Ecke an den Tisch und bestellt sich
ein Glas Rotwein. Nacheinander
kommen Personal und Wirt und
begrüssen «Charly», wie Charles
seit seiner Jugend genannt wird,
per Handschlag und wünschen
ihm ein gutes neues Jahr.
Charly ist im Rebhaus noch immer bestens bekannt, auch wenn
seit seiner Mitgliedschaft in der
Ehrengesellschaft zum Rebhaus
fast 20 Jahre vergangen sind, die
Pächter mehrfach wechselten und
seine Besuche im Vergleich zu früher seltener geworden sind. «Ein
schönes Gefühl», gibt Zeindler unumwunden zu.
Zuerst ein Ueli, dann der Leu
Das Restaurant zum Rebhaus
ist seit Jahrzehnten das Lokal
der gleichnamigen Ehrengesellschaft. Für Charly Zeindler ist es
mehr als bloss ein Ort zum Essen und Trinken. «Ich feierte hier
Geburtstage, die Hochzeit und
die Taufe unserer Kinder und
verbrachte mit meinen Gesellschaftsbrüdern unzählige, teils
unvergessliche Stunden.» Noch
immer fühlt sich Charly mit dem
Rebhaus verbunden. Aufgewachsen ist er in der Nachbarschaft,
in der Kartausgasse. Vom Vater
wurde er vom Vogel-Gryff-Virus
infiziert.
Aufnahme mit 21 Jahren
Mit 21 trat er der Ehrengesellschaft zum Rebhaus bei, wenige
Jahre später wurde er Mitglied
des Spiels. «Eine tolle Gemeinschaft, die auf Freundschaften
zwischen jungen und älteren
Männern basiert. Alle sind aufeinander angewiesen, nur durch
die Zusammengehörigkeit funktioniert es.»
Anzeige
Ein Stück Heimat. Mit dem Restaurant Rebhaus ist Charly Zeindler immer noch stark verbunden. In der
Kartausgasse, also ganz in der Nähe, ist er aufgewachsen.
Zuerst sammelte Charly Zeindler Hingabe und Leidenschaft. Wähals Ueli auf den Kleinbasler Stra- rend acht Jahren war Charly der
ssen Geld, wenige Jahre später Leu. Eine lange, intensive Zeit.
wurde ihm die Ehre zu teil, den Davon kann er stundenlang erzählen.
Von
Leu zu verkör«Wenn ich kurz vor dem den unzähligen
pern. Der König
der Tiere fasziErlebnissen.
Vogel Gryff über die
Den Übungsnierte ihn schon
als Kind. Zu- Mittlere Brücke gehe, fällt stunden. Den
mein Blick noch immer
Gesprächen mit
dem ist der Leu
das Wappentier auf den Rhein und seinen den Altherren.
jeweilige
der
EhrengeWasserstand. Das ist in mir, Der
Höhepunkt des
sellschaft zum
und das wird sich
Vogel
Gryff
Rebhaus,
der
sei für ihn der
auch sein Vater
wohl nie mehr ändern.»
Tanz am Gryfangehört. Charly Zeindler schlüpfte also nicht femähli gewesen. «Wenn der Saal,
nur in das Kostüm des Leu und gefüllt mit 450 Gesellschaftsbrütanzte, er lebte und verkörperte dern, ruhig wird, und ich als Leu
das Ehrenzeichen mit all seiner dem Tambour das Zeichen zum
Foto: tgf.
Tanz gebe, entlädt sich eine unvergleichliche Energie. Die Anspannung zuvor war für mich jedes Mal enorm.»
Wehmut wird immer kleiner
Fast 30 Jahre später ist die Nervosität in den Wochen vor dem
Vogel Gryff der reinen Vorfreude
gewichen. Auch die Wehmut sei
immer kleiner geworden.
Doch Charly Zeindler wird
immer ein wenig der Leu sein.
«Wenn ich kurz vor dem Vogel
Gryff über die Mittlere Brücke
gehe, fällt mein Blick noch immer
auf den Rhein und seinen Wasserstand. Das ist in mir, und das
wird sich wohl nie mehr ändern.»
Der Umzug nach Riehen 1996 fiel
BLICK
27. Januar 2016
15
eu steckt immer noch in seinem Körper
Charly Zeindler enorm schwer.
«Wir fühlten uns nicht mehr
so wohl im Unteren Kleinbasel.
Wir suchten zuerst etwas sonst
wo im Kleinbasel und dann im
Hirzbrunnen. Doch wir wurden
schlichtweg nicht fündig.»
Wohnen im Grossbasel kam für
ihn nie infrage. «Ich konnte mir
eher vorstellen, ganz aus der Region ins Tessin oder nach Graubünden zu ziehen.» Mit seiner
Frau einigte er sich auf Riehen,
weil ihn dort auch die guten Schulen für seine Kinder überzeugten.
Strikte Vorgaben einhalten
Bis zum Verkauf der Eigentumswohnung im Kleinbasel blieb
Charly während zweier weiterer
Jahre Mitglied der Drei E. Denn
mit Grundbesitz im Kleinbasel ist es
auch
in
Grossbasel,
Riehen und
Bettingen
Woh ne nde n
erlaubt, Mitglied der Drei
E zu sein. Um das
Eigentum in Riehen zu finanzieren, verkauften die
Zeindlers aber nach
zwei Jahren ihren Besitz im Kleinbasel.
Somit musste der leidenschaftliche Kleinbasler aus den
der Ehrengesellschaft zum Rebhaus austreten. Mit dieser noch
immer geltenden strikten Regelung kann sich Charly durchaus
anfreunden, auch wenn sie ihn
persönlich trifft. «Der Brauchtum lebt von diesen strengen
Vorgaben. Wenn man diese lockert, verliert das Brauchtum an
Attraktivität.»
Kritischer Beobachter
Noch immer ist der Vogel Gryff
für Charly Zeindler ein ganz
wichtiger Tag im Jahr. Wenn
immer es im Geschäft geht,
nimmt er sich frei und besucht
dann das Waisenhaus, wo er
Anzeige
während Jahren arbeitete und
den Tanz der drei Ehrenzeichen
und das Kleine Vogel Gryff Spiel
organisierte.
An Junge weitergeben
Während über 20 Jahren war
Charly Zeindler auch Spielchef
des Kleinen Vogel-Gryff-Spiels
das jeweils am Sommerfest des
Jugendfestvereins Kleinbasel auftritt. Das Brauchtum den Jungen
weiterzugeben, lag Charly Zeindler immer am Herzen. Er konnte ihnen das Trommeln und alle
Tänze der drei Ehrenzeichen vorzeigen. Charly Zeindler, der Inbegriff des Vogel Gryff. Er ist ein
Vorbild für viele Junge, die heute
Teil des grossen Vogel-Gryff-Tags
sind.
Mit Stolz kann er heute
aus der Ferne
das
Spiel
an diesem
Feiertag auf
der Strasse
beobachten.
«Natürlich
bin ich kritisch. Ich äussere
die Kritik aber nur,
wenn ich direkt gefragt werde.» Diese
Zurückhaltung ist für
Charly Zeindler Ehrensache.
Zurück ins Kleinbasel?
Im Herzen immer Kleinbasler,
auf dem Papier Riehener. Wenn
Charly Zeindler über seine Zukunft spricht, dann kommt eines
klar zum Vorschein: Zurück ins
Kleinbasel, das geht immer. «Ich
würde es nicht ausschliessen»,
sagt er mit einem Schmunzeln.
Die Rückkehr sei auch immer
mal wieder Thema zwischen ihm
und seiner Frau.
Seine erste Amtshandlung
als zurückgekehrter Kleinbasler wäre klar: Sich beim Meister melden und wieder Gesellschaftsbruder werden. Bis dahin
bleibt aber der Leu in seinem
Exil in Riehen.
Der Leu und «sein» Tambour. Mit Christoph Hochstrasser hat sich
Charly Zeindler (links) bestens verstanden, wie das Bild aus dem Jahr
1988 zeigt. Foto: Archiv Charly Zeindler.
«Ich bin nachts schweissgebadet aufgewacht»
zen. Auszüge aus dem Originaltext eines Interviews mit Charly Zeind-
ler, veröffentlicht in der Zeitung «Vogel Gryff» vom 13. Januar 1988.
Als sie merkten, dass Sie als Leu in Frage kommen würden, haben
Sie da unter anderem auch Angst-, oder sagen wir sogar Alpträume
gehabt?
Ich muss gestehen, dass ich einige Mal nachts schweissgebadet aufgewacht bin. Jetzt, da sich alles zuspitzt, ist das eigentlich nicht
mehr der Fall.
Sie üben auch zu Hause?
Ja, ich habe ein Tonband von der Platte mit den Trommelmärschen
der drei Tiere.
Sie müssen eine gute körperliche Verfassung haben.
Ich treibe Sport und renne viel. In den Langen Erlen, Finnenbahn.
Am Wochenende. Und tagsüber renne ich am Rhein bis zur Solitude.
Dreimal pro Woche ist das Minium.
Was trinkt ein Leu am Vogel Gryff?
Alles, nur keinen Alkohol. Oder wenn schon, dann nur, wenn es
dem Ende zugeht. Ueli und Dier würde sunnscht nit durehalte.
«Wenn der Saal, gefüllt mit 450 Gesellschaftsbrüdern,
ruhig wird, und ich als Leu dem Tambour das Zeichen
zum Tanz gebe, entlädt sich eine unvergleichliche
Energie. Die Anspannung vor diesem Moment war
für mich jedes Mal enorm.»
16
Vogel Gryff äxtra
NEUER HÄRENBRUDER
27. Januar 2016
«Bräuche müssen gepflegt werden»
Marc Grossenbacher
(34) wurde heute in die
E. Gesellschaft zur Hären
aufgenommen. Er hat vier
Jahre darauf gewartet.
Rolle zu übernehmen. «Schön
wäre es, Begleiter des Spiels zu
werden – oder Bannerherr wie
früher mein Schwiegervater und
jetzt mein Schwager. Aber ich lasse alles auf mich zukommen.»
Marc Grossenbacher möchte
die Kleinbasler Tradition unbedingt an seinen Sohn weitergeben.
«Ich finde es sehr wichtig, dass
Bräuche gepflegt und weitergelebt
werden – vor allem in der heutigen Zeit», unterstreicht der Familienvater. So erstaunt es nicht,
dass er seinen Sohn Tom bereits
für das Kleine Vogel-Gryff-Spiel
angemeldet hat.
Sich für das Kleinbasel als
Wohnort entschieden zu haben,
bereut er keine Sekunde. «Ich fühle mich mit meiner Familie absolut daheim im Hirzbrunnen. Das
Kleinbasel hat Dorfcharakter,
man kennt und grüsst einander.»
Von Rolf Zenklusen
Mit dem Vogel Gryff und mit dem
Kleinbasel hatte er lange Zeit wenig am Hut. «Als kleiner Bub war
ich zwar einmal am Vogel Gryff
und weiss noch, wie mir der Wild
Maa grosse Angst eingejagt hat.»
Sonst jedoch gab es bei Marc
Grossenbacher, der im Grossbasel
aufgewachsen ist, wenige Berührungspunkte zum historischen
Brauch und zu den Drei Ehrengesellschaften Kleinbasels.
Vom Vogel Gryff geschwärmt
Das Ganze änderte sich schlagartig, als Marc Grossenbacher
Sohn Tom steht im Mittelpunkt
seine Freundin Evelyne – eine
waschechte Kleinbaslerin – kenMarc Grossenbacher ist gelernter
nenlernte. «Ihr Vater und ihr
Logistiker und arbeitet bei der
Bruder haben die ganze Zeit vom
IWB, wo er für das Lager aller
Wasser-, Strom-, Fernwärme- und
Vogel Gryff und von den Drei E
Gaszähler zuständig ist.
geschwärmt», erzählt GrossenbaAls wichtigstes Hobby gibt er
cher. Im Januar 2008 durfte er
den Kleinbasler Feiertag live vor Vom Gross- ins Kleinbasel. Marc Grossenbacher freute sich riesig auf seine Familie an, wobei der dreijährige Tom natürlich im MittelOrt miterleben. «Ich war sofort die Mitgliedschaft bei den Drei E.
Foto: Evelyne Grossenbacher.
punkt steht. Daneben geniesst
fasziniert von den tanzenden Tieren und der ganzen Atmosphäre», wenig ungeduldig geworden, gibt Hären zu sein? «Ich empfinde es Marc Grossenbacher seinen wöberichtet er begeistert.
als grosse Ehre, bei den Drei Eh- chentlichen Männerabend mit
er zu.
Als er später heiratete und ins
Eine gute Woche vor dem Vo- rengesellschaften dabei zu sein. Freunden und spielt Fussball bei
Kleinbasel zog, beschloss er, sich gel Gryff wurde er gemeinsam Es sind ja nur 450 Männer, denen den Senioren des Sportclubs der
bei den Drei EhIWB.
mit allen anderen diese Ehre zuteil
rengesellschaften
Er macht bei
Neuaufgenomme- wird.»
«Als kleiner Bub war
anzumelden. Da
A n g e f a n g e n «Ich finde es wichtig, E.E. Zunft zu Finen in den Meriich einmal am Vogel an-Saal des Café hat er seinen ers- dass Bräuche gepflegt schern und beim
sein
SchwiegerWurzegrabervater
Christian Gryff und weiss noch, Spitz eingeladen. ten Tag als Drei
und weitergelebt
Trachsel und sein wie mir der Wild Maa Dort wurde den E-Mitglied beim
Kämmerli mit.
werden – vor
neuen
Gesell- L ä ä b e r l i­- E s s e n
Und
Marc
Schwager Michagrosse
Angst
allem in der
s c h a f t s b r ü d e r n mit
Grossenbacher ist
el der E. GesellFreunden,
der Ablauf und später verfolgte er
grosser
Motorschaft zur Hären
eingejagt hat.»
heutigen Zeit.»
sportfan:
«Alle
angehörten, war
die Regeln am mit seiner Familie
auch schnell klar, wo er sich an- Vogel Gryff erklärt. «Wir haben die Ankunft des Flosses im Klin- zwei Jahre besuche ich mit
meldete. Vier Jahre hat er gewar- ein Buch, ein Abzeichen und eine gental. Am meisten gefreut hat er Freunden das Formel 1-Rennen
tet, bis sein Traum wahr gewor- Urkunde», erzählt Grossenba- sich natürlich auf das traditionelle in Hockenheim.» Ein Hobby, das
den ist. «Kurz vor Weihnachten cher. Danach gab es für die neuen Aufnahmeritual am Gryffemähli. derzeit etwas zu kurz kommt, ist
2015 wurde mir schriftlich mit- Härenbrüder ein feines Essen mit Als neuer Härenbruder durfte er sein Velosolex, das er in Einzelgeteilt, dass ich am Vogel Gryff den Vorgesetzten und dem Hären­ Weisswein aus dem Kelch der E. teile zerlegt und renoviert – mit
dem Ziel, damit später mal zur
Gesellschaft zur Hären trinken.
2016 aufgenommen werde. Das meister René Thoma.
Bei den Drei E könnte er sich Arbeit nach Kleinhüningen zu
Was bedeutet es für ihn, jetzt
hat mich riesig gefreut.» Nach der
langen Wartezeit sei er schon ein Mitglied E. E. Gesellschaft zur vorstellen, einmal eine aktive fahren.
Anzeige
Bei uns gewinnt die schönste Liebeserklärung!
Mach mit beim Stücki-Schreibwettbewerb!
Sende uns eine persönliche Liebeserklärung für deine/n Liebste/n. Die fünf schönsten Texte werden
in der Woche vor dem Valentinstag in der Print-Ausgabe des «20 Minuten» veröffentlicht und erhalten
zudem einen Geschenkgutschein vom Stücki im Wert von CHF 500.–. Einsendeschluss: 30.1.2016.
Infos unter www.stuecki-shopping.ch und stucki.20min.ch
e ng
Deinlä
ru
k
r
e
s
e
Lieb im
ten »
«20 Minu
Vogel Gryff äxtra
PROM INENZ
27. Januar 2016
17
Dante Clara trifft vyyl Lyt im Glaibasel
Patrick Biri, Guy Lachappelle, Samuel Holzach (jeweils von links).
Conradin Cramer, Baschi Dürr und Carlo Conti.
René Kamm, Erik Julliard, Bernhard Heusler.
Richard Wherlock, Stephan Wullschleger und Thomi Stauffer.
Dominik Walliser, Ralph Jeitziner und Gerry Lips.
Andreas Burckhardt, Wolfgang Würzburger, Markus Hubeli.
Anzeige
Custom-shoes.ch
Hammerstrasse 14
4058 Basel
Tel.: 061 691 00 66
www.winkler-osm.ch
Fotos: ter.
18
Vogel Gryff äxtra
ALLERLEI
Erfolgreiche Sammlung ...
Bereits zum 35. Mal standen
in der Adventszeit die Hirten der
Drei E auf dem Claraplatz, um
für gute Zwecke zu sammeln.
Über 100 Hirten, Helferinnen
und Helfer haben in Fronarbeit
zum hervorragenden Ergebnis
von rund 28 500 Franken beigetragen. Das Geld wird auf drei
Institutionen aufgeteilt:
• So genannte «Schmetterlingskinder», die wegen des unheilbaren Gendefekts Epidermolysis bullose (EB) sehr verletzliche
Haut haben, können mit ihren Angehörigen einen Ausflug machen.
• Der Robinsonspielplatz Allmend kann die beliebte RobiSeilbahn erneuern.
• Die Stiftung Jugendpatronat
St. Josef kann ihre alten Nähmaschinen ersetzen.
zen.
Bei der Checkübergabe. (von links) Raymond Schmid, Vorsitzender Meister der Drei E; Elio Tomasetti, Jugendpatronat St. Josef
«Näh- und Flickstube»; ein Hirte; Tanja Reusser von Debra Schweiz
«Schmetterlingskinder»; Patrick Meder, Robi Allmend, und Oberhirte Stephan Keller.
Foto: zvg Drei E.
27. Januar 2016
Die Tännli aus dem
Riehener Wald
tgf. Während Jahren stammten
die Tännli des Wild Maa aus
aus der Eisernen Hand im Riehener Wald. «Zu dritt oder viert
fuhren wir damals ins Gebiet
Maien­bühl und suchten mit dem
Förster die geeigneten Tannen»,
erinnert sich Felix «Fille» Lehr,
früherer Spielchef der Drei E.
Dass die Tannen jeweils aus Riehen kamen, war Zufall, so Lehr.
«Ich übernahm dies von meinem
Vorgänger Karl Schweizer, der
in Riehen wohnte, im Gebiet auf
die Jagd ging und sich schon im
Sommer nach geeigneten Tannen
umsah.» Diese Tradition wurde
weitergeführt, bis die Genehmigung kam, die Tannen aus den
Langen Erlen zu holen.
... und einige schöne Schaufenster
In der Rebgasse. Mit Figuren der drei Wappentiere und des Ueli
beweist Hans Kiefer seine Liebe zum Vogel Gryff. Fotos: zen.
Grossformat.
Am Claraplatz. Die UBS zeigt die Bilder der drei Ehrenzeichen im
In der Clarastrasse. Bei Photo Basilisk ist ein Wild Maa ausgestellt,
dessen Tanne sich dreht.
Im Grossbasel. Sogar das Antiquariat Gerber an der Schneidergasse
präsentiert Bilder und Bücher zum Vogel Gryff.
Anzeige
het die heerlig Sytte meeglig gmacht.
Gryff äxtra
Gryff äxtra
2VogelVogel
VIER
TÄNZE
Frühmorgens
19
Donnerstag,
13. Januar 2011
27. Januar 2016
Präzisionsarbeit
dunkler
Nacht
Für drei
Meister undineinen
Spielchef
Flossbau
Jeder Griff sitzt. Traditionell
vor Tagesanbruch begann
der Flossbau auf dem Bach
beim Wild-Maa-Horst. Es
wurde perfekt gearbeitet.
Damit das eingespielte Team der
Flossbauer in der Morgenfrühe des
Vogel-Gryff-Tags seine Arbeit aufnehmen kann, wurden die beiden
Weidlinge – der Flossunterbau –
bereits am Vortag unterhalb der
Johanniterbrücke gewassert. Danach durch die Mannen der hiesigen Rheinpolizei, unter engagierter
Mithilfe von Fährimaa Urs Zimmerli, zum Wild-Maa-Horst ans
Kleinbasler Ufer oberhalb der Eisenbahnbrücke geschippert.
Weidling im
Bach.
Die Bootsmannschaft
wassert die beiden Weidlinge,
unter gütiger
Mithilfe der
Mannen der
Stadtgärtnerei.
Glück – falsch getippt: Es regnet
nicht. Die Temperatur wird mit, für
die Jahreszeit angenehmen, 8 Grad
angezeigt. Der Tag scheint gerettet!
Der kleine Camion des BauunterPrickelnde Stimmung
nehmers Nanni, beladen mit dem
Rohmaterial
für Schmid
das Wild-MaaSeit
Jahren dasselbe
dieselben Meister.
Greifenmeister
undBild,
Vorsitzender
Raymond
begrüsst
Floss,
rollt vorsichtig rückwärts
Arbeiten
doch nach
von der
lähmender
den Vogel–Gryff
Landung im
Klingental.
Routine keine Rede. Die Stimmung das steile Weglein hinunter.
Stolz führt Junior Flavio Nanni
einmal mehr prickelnd. Alle sind
sich bewusst, hier wird die match- das Kommando, noch stolzer zeigt
entscheidende Vorarbeit für einen sich «Babbe» Giovanni, der optisch
gelungenen Vogel-Gryff-Tag gelei- schon mal das Ruder in die Hände
stet: Kurz nach 7 Uhr in der Früh, der nächsten Generation weiterüber der Stadt dunkle Wolken. Ein- reichte. Während am steilen Bord
mal mehr haben die Wetterfrösche und im noch finsteren Rhein emsig
des staatlichen Rundfunks – zum gearbeitet wird, brüht drinnen im
Rebhaus-Meister. Peter Stalder huldigt dem Leu an der Rheingasse,
beobachtetim
von
zahlreichen Kindern.
Teeküche
Wild-Maa-Horst.
Edith und Roland Frank brauen ihren
«weltbekannten» Tee.
Anzeige
Horst auf dem uralten Herd Edith
Frank mit viel Liebe, nach alter
Tradition, den feinen Tee. Heuer
gar in zwei Sorten. Klar, dass sich
der Traditionsgast, alt BuebeGeneral Franz Baur, für den «avec»
entschied. Horstwart
Roland
Härenmeister.
René Thoma
zieht
Frank, inRheinweg.
stoischer Ruhe, sorgt für
Oberen
den Wassernachschub, wie seit Urzeiten, in der alten verbeulten
«Kruse» aus dem kleinen Brunnen.
Der Flossbau ist beendet.
Kurz vor 8 Uhr werden die Kanonen gesetzt und als Letztes die
beiden Flaggen gesteckt, die Rettungsringe an Bord gebracht und
die hölzernen Sitzflächen mit
Decken belegt. Die Ehrengäste sollen «First»-, nicht «Holzklasse»,
bachab gondeln. Der mit Spannung
erwarteten Talfahrt steht nun
nichts mehr im Wege.
Bravo an die Wasserfahrer
den Hut vor dem Wild Maa am
Erfreulich, dass heuer nicht nur im
Kleinbasel und auf den Brücken,
sondern vor allem am Grossbasler
Ufer und auf dem Logenplatz Pfalz
unzählige Zuschauer die einzigartige Flossfahrt verfolgten. Das vorgegebene Ziel – Landung punkt 11
Uhr beim Kleinen Klingental – wurde exakt eingehalten. Ein Bravo an
die gestandenen Wasserfahrer.
Fotos: ter
Von Werner Blatter
Spielchef. Andreas Lehr erweist dem Vogel Gryff auf der Mittleren
Brücke
seine Reverenz.
Fotos: Patrick
Straub.
Steuerübergabe.
Symbolisch gibt Baumeister Giovanni Nanni
(rechts)
das Steuer in die festen Hände seines Filius Flavio.
Ja, das sind wir. Seit 1957 spalten wir von jedem Kundenfranken
einen Rappen ab. Mit diesem freiwilligen Engagement fördern, unterStützen und erhalten wir Projekte und Aktivitäten in den Bereichen Kultur,
Soziales, Bildung, Freizeit und Wirtschaft. Zum Vorteil und zum Wohl der
Breiten Bevölkerung.
So wie das älteste lebendige Brauchtum der Schweiz, den Vogel Gryff,
mit dieser Anzeige. Herzlichst, Ihre Migros Basel.
www.kulturprozent.ch