Implantierte Kathetersysteme

ALLGEMEINES
KRANKENHAUS
Universitätsklinik für
Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle
HYGIENERICHTLINIE
DER STADT WIEN
AKH-KHH-RL-039
Implantierte zentralvenöse Kathetersysteme („Port-a-Cath®“)
gültig ab: 16.07.2015
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Version 04
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GELTUNGSBEREICH UND ZWECK
Diese Richtlinie beschreibt die hygienisch korrekte Vorgangsweise bei der Punktion und den
hygienisch korrekten Umgang mit implantierbaren Portkathetersystemen (Port-a-Cath®). In dieser
Richtlinie werden die Begriffe Portkathetersystem oder Portsystem durch den handelsüblichen
Markennamen Port-a-Cath®, PowerPort® (PAC) einheitlich ersetzt und gelten als gleichwertig. Der
Umgang mit dem Portkatheter geschieht entsprechend den Kompetenzregelungen der jeweiligen
Abteilungen/Kliniken.
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MITGELTENDE DOKUMENTE

Hygienerichtlinien der Univ. Klinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle AKH Wien
(http://www.meduniwien.ac.at/krankenhaushygiene)
Hygieneplan für vollständig implantierbare Zugänge (Port-Katheter-Systeme), Arbeitskreis für
Krankenhaushygiene des Magistrats der Stadt Wien MA15, Juli 2005

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CL KIM 1
VERWENDETE ABKÜRZUNGEN
AiA
AKH
CL
e.h.
HFK
i.d.R.
KHH
KIM
KL
MA
RL
QB
PAC
Erstellt
Geprüft
Freigegeben
Arzt in Ausbildung
Allgemeines Krankenhaus
Checkliste
eigenhändig
Hygienefachkraft
in der Regel
Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle
Universitätsklinik für Innere Medizin
Klinikleitung
Magistratsabteilung
Richtlinie
Qualitätsbeauftragte/r
Port-a-Cath®, PowerPort®
Funktion
Name
Datum
Unterschrift
AiA
QB
KL
Helga Paula
Magda Diab-Elschahawi
Elisabeth Presterl
17.06.2015
16.07.2015
16.07.2015
e.h.
e.h.
e.h.
HYGIENERICHTLINIE
AKH-KHH-RL-039
Implantierte zentralvenöse Kathetersysteme („Port-a-Cath®“)
gültig ab: 16.07.2015
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TÄTIGKEITSBESCHREIBUNG
4.1
und dem entsprechenden
Hintergrund
PAC ist ein vollständig unter der Haut implantiertes venöses Zugangssystem, das aus einer
Kammer und dem entsprechenden Katheter besteht. Es ist für Patienten vorgesehen, die
regelmäßig parenterale Substanzen oder Flüssigkeit erhalten und bei denen aufgrund ihrer
schlechten peripheren Venenverhältnisse eine Punktion der peripheren Vene deutlich erschwert
ist. Der PAC ermöglicht jederzeitigen Zugang zum Gefäßsystem und ist auch zur venösen
Blutabnahme vorgesehen.
Die Kammer des PAC liegt unter der Haut und ist mittels eines Katheters mit der Vene
verbunden. Die Kammer besitzt eine Membran, welche mit dafür vorgesehenen Hohlnadeln
(Hubernadel) zur Punktion verwendet wird. Eine Punktion der Membran ist etwa 2000 Mal
möglich. Die Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge bei Manipulation des PAC müssen
unter strikter Einhaltung aseptischer Bedingungen und Arbeitstechniken durchgeführt werden.
Der PAC darf nur von Personen angestochen werden, die in der Vorgangsweise instruiert wurden
und die das Funktionieren des Kathetersystems und die Gefahren kennen.
4.2
Anlage des PAC
4.2.1 Vorbereitung der Punktion
 Bei Bedarf Einbezug einer Zweitperson zur Assistenz.
 Es muss ausreichend Vorbereitungsplatz für das Auflegen des PAC-Sets auf einer steril
abgedeckten Arbeitsfläche sein.
 Erforderliche
Materialien
griffbereit
vorbereiten
(PAC-Set,
PAC-Nadel,
Hautdesinfektionsmittel (farblos), sterile Handschuhe, Mundschutz, NaCl-Fertigspritzen,
Fixierungsmaterial, optional: Dreiweghahn, Adapter, Material zur Blutentnahme).
 PAC-Nadeln in passender Länge verwenden.
 Patienten richtig lagern: Oberkörperhochlagerung, Kopf in entgegengesetzte Richtung
blicken und Schultern entspannt zurückziehen lassen.
4.2.2 Punktion des PAC
 Reinigung der Auflagefläche.
 Händedesinfektion
 Öffnen des PAC Sets.
 Vorbereiten des Hautdesinfektionsmittel z.B. Isozid®.
 Sterile Güter auf sterilem Untergrund auflegen.
 Erste Palpation des PAC zur Sicherstellung der Lage.
 Hygienische Händedesinfektion ALLER beteiligten Personen.
 Anlegen der sterilen Handschuhe, empfehlenswert sind auch Mundschutz und Haube (lange
Haare zusammenbinden).
 Desinfektion der Punktionsstelle mit mind. 3 einzelnen, in Hautantiseptikum getränkten
Tupfer in kreisenden Bewegungen von innen nach außen, mit mind. 3 Minuten Einwirkzeit
(Herstellerangaben beachten!).
 Steriles Abdecken durch Festkleben und Ausbreitung des Lochtuchs rund um die
Punktionsstelle.
 Vorbereitung der PAC-Nadel: Konnektieren und Spülen der Nadel mit der sterilen
Fertigspritze.
 Palpation und Fixieren des PAC mit nicht-dominanter Hand, dann langsames Einstechen der
Nadel senkrecht zum PAC (nicht zur Haut).
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Vorsichtiges Spülen mit 20ml NaCl0,9% des PAC bzw. Aspiration von Blut und
anschließender Spülung.
Clip während der Konnektion immer geschlossen halten.
Entfernung des Lochtuchs ohne Zug auf die Nadel auszuüben.
Befestigung des PAC:
o Bei kurzer Liegedauer (z.B. Tagesklinik): steriler Schlitztupfer und konventionelles Pflaster
oder Klebeband.
o Stationär bzw. bei länger liegender PAC-Nadel: Sichtfolie mit kontrollierter
Feuchtigkeitspermeabilität, keine zusätzlichen sterilen Tupfer!
o Zuleitung so befestigen, sodass kein Zug auf die Einstichstelle entsteht  Schlaufe bilden
Korrekte Entsorgung der benötigten Utensilien.
Verband mit Datum der PAC-Punktion versehen und entsprechend dokumentieren.
Händedesinfektion
4.3
Spülung des PAC bei liegender Nadel
Zur Funktionserhaltung ist eine sterile 0,9% NaCl-Lösung anzuwenden. Hierzu sind
ausschließlich Fertigspritzen mit einem Volumen von mindestens 5ml verwenden.
Indikation zur PAC-Spülung:
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Sicherstellung der Durchgängigkeit des PAC.
Bei intermittierender Infusionstherapie jeweils vor Anhängen der ersten Infusion
(Durchflussüberprüfung) sowie nach der letzten Infusion.
Zwischen zwei unterschiedlichen Substanzen, um die Gefahr von Wirkstoffinteraktionen zu
vermeiden .
Nach Verabreichung von Blut und Blutprodukten oder Blutabnahmen aus dem PAC.
Nach totaler parenteraler Ernährung.
Nach Aspiration von Blut.
Nach Abschluss jeder Infusionstherapie muss der PAC obligatorisch mit 5 ml Heparinlösung
(Heparin-Lock mit 100 IE Heparin/ml 0,9%ige NaCl-Lösung) sorgfältig gespült und der
Schlauch mit der Portnadelklemme verschlossen werden.
Das nochmalige Andocken einer gebrauchten Spülspritze an das Nadelschlauchsystem ist
streng untersagt.
4.4
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Pflege des PAC bei liegender Nadel
Grundsätzlich sind Manipulationen an der Einstichstelle auf ein Minimum zu beschränken.
Vor und nach Manipulationen an oder Kontakt mit der Einstichstelle ist immer eine
Händedesinfektion durchzuführen.
Tägliche Kontrolle auf lokale Entzündungszeichen (Palpation bei Pflasterverband;
Sichtkontrolle bei transparentem Verband).
Überprüfen der Indikation zum weiteren Verbleib der Nadel.
4.4.1 Verbandwechsel
 Händedesinfektion vor dem Anziehen der Handschuhe.
 Routinemäßiger Verbandwechsel:
Für den Pflasterverband wird ein Wechselintervall zwischen 24 und 72 Stunden
empfohlen.
Für semipermeable Folienverbände wird – sofern vom Hersteller nicht anders vorgegeben
– ein routinemäßiger Wechsel spätestens nach 5 Tagen empfohlen.

Sofortiger Verbandwechsel bei:
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4.5
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5.
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4.7
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o Ablösen des Verbandes durch Zug oder Schwitzen.
o Verschmutzung durch Nässe, Blut oder Sekret.
Dokumentation in der Krankengeschichte bei lokalen Entzündungszeichen rund um
Einstichstelle.
Verweildauer der Nadel
Es müssen gewisse Grundvoraussetzungen für den Verbleib der Nadelerfüllt werden; Die
Indikation zur weiteren Verwendung muss gegeben sein.
Voraussetzung für einen Verbleib der Nadel >24 Stunden ist die tägliche Kontrolle.
Bei Langzeittherapien ist ein Wechsel der Nadel nach spätestens 7 Tagen empfohlen (bei
Kindern Wechsel nur nach klinischen Kriterien).
Bei jedem Wechsel der Portnadel sind, wie beim Setzen, alle Barrieremaßnahmen (siehe
Kapitel 4.2.1) einzuhalten.
Bei lokalen Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung, Eiteraustritt um Einstichstelle),
Undurchgängigkeit des PAC oder Schmerzen an der Einstichstelle ist eine sofortige
ärztliche Entscheidung über den weiteren Verbleib des PAC zu treffen.
Bei blander Einstichstelle und Fieber unklarer Genese bzw. bei Verdacht auf
katheterassoziierte Infektion ist die weitere Vorgehensweise von der klinischen und
mikrobiologischen Diagnostik abhängig zu machen.
Entfernung des PAC
Vor Entfernung der Nadel muss der PAC obligatorisch mit 5 ml Heparinlösung (HeparinLock mit 100 IE Heparin/ml 0,9%ige NaCl-Lösung) sorgfältig gespült und der Schlauch mit
der PAC-Nadelklemme verschlossen werden.
Händedesinfektion
Anlegen von nicht-sterilen Handschuhen.
Mit einer Hand die Portkammer fixieren, mit der anderen die Nadel vorsichtig
herausziehen.
Stichkanal mit Pflaster versorgen.
Händedesinfektion
Nichtgebrauch des PAC
Bei Nichtgebrauch muss der PAC alle 6 Wochen bis 3 Monate mit 20 ml 0,9%iger NaClLösung und speziellen Portspülnadeln gespült werden, um zukünftige Durchgängigkeit
und Funktion zu gewährleisten.
ÄNDERUNGEN
Datum
1.10.2008
1.8.2009
1.1.2010
16.07.2015
Version
01
02
03
04
Änderung
Ersterstellung, erste Freigabe
4.4. Wortänderung: hygienische Händedesinfektion
Neues Layout, Ergänzung der mitgeltenden Dokumente
Komplette Überarbeitung; Update Literatur