Internationaler Bäderkongress Basel 2015 Frühere Erinnerungen an Dr. Fabian und einige seiner Weggefährten Hans-Jürgen Wolff, Dipl.-Ing. (FH), 28865 Lilienthal Ich lernte Dr. Fabian im Herbst 1970 kennen. Ein neues Hallenbad in Rotenburg wurde Anfang der 70er Jahre geplant und gebaut. Auf Vorschlag des Bauamtes der Stadt sollte ich damals beauftragt werden. Das Bauamt teilte mir aber mit, dass ich mich bei einem Dr. Fabian von der Bäderberatungsstätte in Bremen zu einem Fachgespräch einfinden müsste. Der IAB, vertreten bei dem Gespräch durch Dr. Fabian und Emil Gansloser, müsste ich meinen Entwurf vortragen und erläutern. Dr. Fabian war in Fachkreisen in Bremen zum Teil noch unbekannt. Kontakte in Bremen damals aufzubauen war zu dieser Zeit als Zugezogener aus Mitteldeutschland sehr schwer. Mit Herrn Jung, dem damaligen Leiter der Bremer Bäder und zugleich Vorsitzender vom Verein Deutscher Badefachmänner mit Sitz in Essen, fand ebenfalls keine Übereinstimmung statt. Über die Bremer Bäder, dem Bremer Senat usw. kam Dr. Fabian nicht weiter, da er die verantwortlichen Personen und die Politik für die 1966 gegründete IAB nicht gewinnen konnte. Dr. Fabian suchte dann den Kontakt in kleineren Kreisstädten außerhalb Bremens, die bereits zu Niedersachsen gehörten. Die IAB führte bald Tagungen und Kongresse durch, wobei die Vertreter der Schwimmbäder dieser Städte und Gemeinden an den IAB-Veranstaltungen teilnahmen. Dr. Fabian hatte in Bremen-Walle außer seiner Augenarztpraxis im Erdgeschoss, die Bäderberatungsstelle für Schwimmbäder im 1. OG, eine Wohnung für eine Mitarbeiterin in Bäderfragen im DG. Privat wohnte Dr. Fabian mit seiner damaligen Frau und seinen drei Kindern in Werschenrege am Stoteler Wald, einem kleinen Ort in der Nähe von der Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck. Die Entfernung von seinem Haus bis zu seiner Praxis betrug etwa 20 km. Das Haus hatte außen ein Springerbecken von 4 m Tiefe und 1 mund 3m- Brett sowie einen Anbau mit Innenbecken 10 x 4 m und einer Sauna. Als Berater war Dr. Fabian in den USA tätig und beriet hier – auf Vermittlung des Präsidenten der FINA Max Ritter – Städte und Gemeinden in den USA. Das Honorar verwendete er für die Finanzierung seines 1958 fertig gestellten o. g. Wohnhauses mit Anbau. Ich fuhr, als der Termin bei Dr. Fabian da war, mit einer inneren Unruhe zu ihm. In seiner Praxis wurde ich dann von seiner engen Mitarbeiterin in den Besprechungsraum der IAB-Beratungsstelle geleitet. Hier traf ich bereits den Bauamtsleiter aus Rotenburg und den Architekten, der den Auftrag für das neue Hallenbad bereits erhalten hatte. Den Architekten fragte Dr. Fabian gleich nach seinen Bäderreferenzen. Der Angesprochene wies auf den gewonnenen Wettbewerb hin sowie auf kleinere Umbauten und zwei Privatbäder. Dr. Fabian wurde ungehalten und sah sich dann die Pläne 1:100 an. Er sagte dann zu dem Vertreter des Bauamtes, dass die Pläne, die Planungsmängel hatten, von der IAB überarbeitet bzw. ergänzt werden müssen. Die Änderungen z. B. Umkleidetrakt und Springerbecken – müssen dann noch von dem Architekten in die Pläne eingearbeitet werden. Danach erfuhr er, dass das Bauamt selber die örtliche Bauleitung übernehmen wollte, also Planung und Bauleitung sollte getrennt durchgeführt werden. In der Zwischenzeit war aus Hannover Emil Gansloser, Regierungsbaurat i. R., eingetroffen. Herr Ganzloser sollte bei allen technischen Fragen Dr. Fabian unterstützen. Das Bauamt bestand auf eine Trennung der Leistungen für Planung und Bauleitung, was jedoch für den Ablauf eines Bauvorhabens immer ungünstig und nicht zu empfehlen ist. Ich trug meinen Entwurf für die technischen Gewerke vor. Dr. Fabian fragte mich dann mit erhobener Stimme: „Junger Mann, haben Sie schon mal die technischen Anlagen eines Bades geplant?“ Als ich auf ein größeres Privatbad für einen reichen Landwirt, der viel Land für ein neues Wohngebiet in Bremen verkauft hatte sowie ein Freibad in Neumünster hinwies, wurde Dr. Fabian noch erregter. „Das ist nicht vertretbar, der Architekt und der Fachingenieur haben keine richtigen Referenzen nachzuweisen.“ Herr Emil Gansloser schaltete sich dann ein und sagte: „Diedrich lass doch mal den jungen Mann seinen Entwurf vortragen.“ Als ich dann die Wassertechnik vortrug, verbesserte sich die Situation. Da ich vorher Kontakt aufgenommen hatte zu einem Außendienstmitarbeiter einer Firma aus Hannover, so hatte ich das Strahlenturbulenzsystem, dass die Firma entwickelt hatte, in der Planung berücksichtigt. Das veraltete System der Längsdurchströmung, das große Nachteile hatte, hatte ich nicht vorgesehen. Das Strahlenturbulenzsystem wurde von den Vertretern der IAB bei Beratungen fast immer vorgeschlagen. Dr. Fabian wurde mir gegenüber zurückhaltender. Für die Gewerke Lüftung, Heizung und Sanitär interessierte er sich nicht mehr so intensiv. Emil Gansloser war sachlich und stellte etliche Fragen. Die Schwerpunkte für Dr. Fabian lagen bei den Umkleideräumen mit Duschen, Springerbecken, KAB-Becken und Schwimmer-/ Nichtschwimmerbecken. Das Hallenbad Rotenburg wurde damals mit Springerbecken und Sportbecken gebaut: Das Bad wurde später mehrere Mal vom Büro de Witt + Partner erweitert und ist heute ein modernes Freizeit- und Sportbad. Der Leiter des Bauamtes, der Architekt und ich hatten eine Lektion erhalten und uns allen war zum Teil der Kopf gewaschen worden. Ich hatte danach dann Dr. Fabian mehrere Jahre aus den Augen verloren. Als die Architekten Latta und Hölscher aus Oldenburg das Meerwasserwellenhallenbad Langeoog 1977 planten, wurde mein Büro von der Gemeinde eingeschaltet. Da das Hauptbecken als Wellenbecken gebaut wurde, besuchte ich das erste Mal eine IAB-Veranstaltung in Bad Pyrmont. Hier trafen dann als Referenten Dr. Fabian, Bernd Kannewischer, Gustav Keinemann und Vertreter von Fachfirmen auf. Die spätere Führung durch das neue Wellenhallenbad in Bad Pyrmont übernahm Dr. Gunter Gansloser, der Sohn von Emil Gansloser, der damals in Bremen in der Beratungsstelle dazu beigetragen hatte, dass das Gespräch mit Dr. Fabian nicht vorzeitig beendet wurde. Dr. Fabian hielt seinen Eröffnungsvortrag aus dem Stehgreif ohne Manuskript. Er wies auf der Veranstaltung auf die Bedeutung des Schwimmsports hin sowie auf das Schwimmen lernen von Kindern und Erwachsenen. Er appellierte an die Länder, Städte, Landkreise und Gemeinden, entsprechende Bäder zu bauen. Seine Rede hielt er mit großer Leidenschaft für den Schwimmsport. Er führte bei den IABVeranstaltungen immer in seinen Reden ein Wachrütteln der Politik und der Öffentlichkeit durch, damit der Schwimmsport gefördert wird und Gelder bereitgestellt werden. Diedrich Fabian war unermüdlich und sprach immer wieder die Politik und die Öffentlichkeit an, den Schwimmsport zu fördern. Es war voller Initiative und packte viele Dinge zur gleichen Zeit an. Diedrich Fabian gründete später die Internationale Akademie für Kulturwissenschaften (IAK) und befasste sich mit der Geschichte der Roentgenmöbel aus dem 18. Jahrhundert. Ferner gehörte er der Goethe-Gesellschaft an und war ein großer Anhänger von Johann Wolfgang von Goethe. Zu seinen engen Verbündeten gehörten: Rolf Störmer, Bremen (ab 1966) Hinrich de Witt, Bad Zwischenahn (ab 1966) Bernd Kannewischer, Zug/Schweiz (die ersten drei Jahrzehnte) Emil Gansloser, Hannover (die ersten Jahrzehnte bis zum Ausscheiden) Gustav Keinemann, Hamm (später, ab Mitte der 70er Jahre) Günter Weis (nach der Wende 1990) Dr. Witlof Stange (nach der Wende 1990) Wolfgang Kretschel (Anfang der 70er Jahre; W. Kretschel konnte als hoher Sportfunktionär frei in den Westen reisen) Später – etwa um 1999 wurde Gustav Keinemann Geschäftsführer der IAB und der Sitz wurde von Bad Neustadt nach Hamm/Westfalen verlegt. Gustav Keinemann war dann etliche Jahre Geschäftsführer der IAB bis zu seinem Tode 2011. Er hat im Sinne von Dr. Fabian immer wieder appelliert, den Schwimmsport zu fördern und das Schwimmen lernen bei den Kindern und Jugendlichen in der Bevölkerung und Politik durchzusetzen. Zu einer Vorstandssitzung in den 80er Jahren, die in Düsseldorf stattfand, wurde ich als Gast eingeladen. Hier lernte ich den damaligen Präsidenten Hanauer kennen. Herr Rudolf Hanauer war anfangs noch Präsident des Bayrischen Landtages gewesen und wurde 1966 Präsident der IAB. In seiner Rede während der Sitzung war er humorvoll, er wies daraufhin, dass er bald von Jüngeren abgelöst werden müsste, da er bereits Oldie sei und er bald das Alter eines Gruftie erreicht hat. Man konnte sich in dieser Vorstandsgruppe wohlfühlen. Leider habe ich Rudolf Hanauer nicht wieder gesehen, er verstarb 1992. Danach wurde Dr. Fabian Präsident der IAB. Bei dem Treffen des Vorstandes in Düsseldorf hatte ich Dr. Fabian wieder angetroffen. Da ich für Hinrich de Witt tätig war und zur IAB gehörte war er zu mir völlig anders, als beim ersten Treffen damals in Bremen. Als er dann noch erfuhr, dass ich aus Magdeburg, das in der Nähe von Halle liegt, kommen würde, war er mir gegenüber viel offener geworden. Ab 2000 trat Dr. Fabian als Präsident zurück. Harm Beyer aus Hamburg, den Dr. Fabian vom DSV vorher kannte, wurde dann Präsident der IAB. Die Zusammenarbeit mit ihm im Vorstand war angenehm und freundschaftlich. Die IAB führte in dieser Zeit etliche Tagungen und Kongresse durch. So wurden z. B. regelmäßige Kongresse in der Handwerkskammer in Hamburg durchgeführt. Weiterhin erfolgten Tagungen in Bad Oeynhausen, Bad Pyrmont, Bad Nenndorf und Scharbeutz (Ostsee). Harm Beyer schied dann als Präsident 2008 aus. Sein Nachfolger wurde Günter Quast, der aus dem Hamburger Schwimmsport kam und hier seine Erfahrungen gewonnen hatte. Als Referenten auf Tagungen und Kongresse sowie in Ostfildern in der Akademie traf ich meist immer Bernd Kannewischer an, der hier als Referent bzw. Dozent auftrat. Er besaß ein um fangreiches Fachwissen. Ich war fast 10 Jahre zu den Seminaren nach Ostfildern gefahren. Bernd Kannewischer trat bei etlichen Seminaren als Dozent auf. Weitere Dozenten waren hier Dr. Gansloser, Gustav Keinemann, anfangs Rolf Störmer. Bernd Kannewischer war lange Jahre im Vorstand der IAB. Er schrieb etliche interessante Fachberichte für die Fachzeitschrift Sport Bäder Freizeit Bauten, die von vielen Personen mit Interesse gelesen werden. Die Berichte waren praxisnah, so dass man sein Wissen ausbauen konnte. Bernd Kannewischer hat drei Söhne, die alle in der Bäderbranche als Ingenieure und Ökonomen tätig sind und seine große Erfahrung und sein Wissen heute weitertragen. Sein Sohn Jürgen Kannewischer ist heute im Vorstand der IAB. Dr. Stange lernte Dr. Fabian auf dem Kongress in Leipzig kennen. Vorher gehörte er zu einem staatlichen Planungsbüro in der DDR, das sich vorwiegend mit Sport- und Bäderbauvorhaben befasste. Günter Weis lernte Dr. Fabian ebenfalls in Leipzig auf dem Kongress kennen. Beide Kollegen arbeiteten eng mit Dr. Fabian zusammen und waren ebenfalls nach der Wende seine Weggefährten. Dem Vorstand gehören beide seit 2000 an. Günter Weis ist bereits aus dem Vorstand ausgeschieden; Dr. Stange wird in absehbarer Zeit ausscheiden. Wolfgang Kretschel hatte zu Dr. Fabian schon während der DDR-Zeit intensive Kontakte, da Wolfgang Kretschel vor der Wende als hoher Sportfunktionär zu Kongressen reisen durfte. Er war ebenfalls Mitglied des Vorstandes bis zu seinem Tod 2006. Dr. Gunter Gansloser, der später an der FH Professor wurde, hielt ebenfalls in Ostfildern an der Führungsakademie mehrere interessante Vorträge. Dr. Gansloser war jahrelang Kassenprüfer in der IAB. In der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdBw) war er ebenfalls engagiert und war hier Dozent und Referent. Er war lange Jahre der Vorsitzende des technischen Ausschusses der DGfdBw, die für die Überarbeitung von Richtlinien und Normen mit zuständig ist. Emil Gansloser war in den ersten Jahrzehnten der IAB regelmäßig dabei. Später zog er sich langsam zurück und verbrachte seinen Lebensabend in Hannover. Er hatte das Strahlenturbulenzsystem entwickelt, das heute noch eingebaut wird. Die Idee von Dr. Fabian, vor 50 Jahren die IAB zu gründen, hat sich bewährt. Die IAB ist heute ein anerkannter Partner in der Bäderbranche. Die Richtlinien 101 für die Legionellenprophylaxe in Bädern (Ausgabe 2006) und die Richtlinie 100 für die Aufbereitung von ortsgebundenen Heilmitteln wie Meerwasser, Sole und Peloide (Ausgabe 2001) wurden in den vergangenen Jahren herausgegeben und haben sich in der Praxis und in Fachkreisen sehr bewährt. Etliche andere Richtlinien und Details werden heute in Fachkreisen intensiv genutzt. Kongresse, Tagungen und Seminare werden regelmäßig veranstaltet. Dr. Fabian hatte sich immer leidenschaftlich für den Bau von Sportbädern eingesetzt und dass alle Kinder und Erwachsenen schwimmen lernen müssen. Das Ziel konnte er nicht erreichen, denn die große Zunahme der Spaßbäder, Freizeitbäder, wo man heute kaum noch sportlich schwimmen kann, konnte er nicht verhindern. Heute weiß man, dass die Vernachlässigung des Schwimmens in den Schulen ein Fehler war. Der Anteil der Kinder, die nicht schwimmen können, wird immer größer. Leider gibt es heute einen höheren Anteil an verunglückten Kindern und Personen gegenüber früher. Hier ist es notwendig, dass die IAB und die DGfdBw sich über diesen Punkt abstimmen und zusammenarbeiten. Die Verbände müssen der Politik entgegentreten und verlangen, dass der Schwimmsport wieder überall in den Schulen eingeführt wird. Anmerkung: Falls ich bei der Nennung der Weggefährten von Dr. Fabian jemand übersehen bzw. nicht erwähnt habe, so bitte ich um Entschuldigung.
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