Verhaltensstörungen beim Schwein über Futter und Wasser entgegenwirken – geht das? Dr. Benjamin Schröder Pulte GmbH & Co. KG Vechta, 18.06.2015 Unwohlsein Stress Verhaltensstörungen 2 Rolle des Futters Unwohlsein durch Verdaulichkeitsprobleme Akzeptanzprobleme Mangel 3 Rolle des Futters - sehr komplexer Bereich - 2 Aspekte: 1. adäquate Versorgung 2. Toxinbelastung und Hygiene - Einflussmöglichkeiten überschätzt ? Anzahl Hofmischer , Fertigfutter 4 Rolle des Futters Dennoch: Fehlversorgung führt zu Verhaltensstörungen! Folgende Ursachen kommen in Frage: • Mangel an Rohfaser, Eiweiß, bestimmten Aminosäuren, Mineralstoffen (Na, Mg) • Futter mit zu geringer Nährstoffdichte • unangepasstes Aminosäuremuster • Futterwechsel ohne Verschneiden • Mykotoxinbelastung • Futterhygiene • Wasserversorgung! 5 Rolle der Fütterung Folgende Ursachen kommen in Frage: • Hygiene (auch Vorratssilos!) • Futterkonsistenz (zu fein /grob/breiig/flüssig) • Futterzuteilung (zu wenig, nicht an den biolog. Rhythmus der Tiere angepasste Fütterungszeiten) • Wasserversorgung! 6 Was kann man tun? 1.Stress- Auslöser suchen & beseitigen! Bis dahin: 2. Stress- Auswirkung abmildern! 3. Stress- Empfinden dämpfen! 7 Was kann man tun? 1.Stress- Auslöser suchen & beseitigen! Bis dahin: 2. Stress- Auswirkung abmildern! 3. Stress- Empfinden dämpfen! 8 Stress-Auswirkung abmildern! Physischer und psychischer Stress führt zu oxidativem Stress. Was ist oxidativer Stress? 9 Stress-Auswirkung abmildern! Oxidativer Stress: Störung des Gleichgewichts zwischen Antioxidantien und freien Radikalen Stress Faktoren Stress Faktoren Antioxidans Antioxidans Antioxidans Unter normalen Umständen reguliert der Organismus selbst die Balance und die Unversehrtheit der Zelle ist gewährleistet. Stören Faktoren das Gleichgewicht, können freie Radikale die Zellmembran schädigen. Wird das Gleichgewicht nicht wieder hergestellt, können irreversible Schäden entstehen. Aurousseau (2002) 10 Stress-Auswirkung abmildern! Was ist ein freies Radikal? • Ein »nicht komplettes« Atom: Instabil durch eine nicht ausreichenden Zahl an Elektronen • Enthält immer mindestens ein Sauerstoffatom ( O-O, O2 -, NO, HO, ROO, …) • Natürlicherweise wird es während dem Respirationsvorgang hergestellt − »Elektronen-Lücke« während der zellulären Respiration − Spielt in einigen physiologischen Vorgängen eine Rolle (Phagozytose, Entgiftung) − Gesundheitsschädlich in größeren Mengen - - Elektronenaustausch mit einem freien Radikal - Zelloxidation Freies Radikal - Radikalneutralisation - - 11 Stress-Auswirkung abmildern! Was ist ein Antioxidans? • Stabiles Molekül, das Elektronen abgeben kann (wichtige Elektronenreserve) • körpereigene Quellen (z. B. antioxidative Enzyme: Glutathionperoxidase GPx, Superoxid-Dismutase (SOD) • Exogene Quellen (durch die Nahrung aufgenommen: z.B. Vit. E, Vit. C., Selen, Polyphenole aus Trauben) Wirkungsweise: Neutralisation freier Radikale durch eine Versorgung von Elektronen => Unterdrückung der radikalen Aktivität - - Elektronenaustausch mit einem freien Radikal => Neutralisation des freien Radikals - - - - - - Antioxidans - - - - - Freies Radikal - - - - - - - - - - 12 Stress-Auswirkung abmildern! Wirkung der Trauben • Polyphenole – Antioxidative Eigenschaften durch Regeneration von Vitamin E und C – Immunstimulierende Wirkung • Anthozyane – Entzündungshemmende Eigenschaften • Tannine – Darmschutz durch Schutzfilm 13 Stress-Auswirkung abmildern! Traubenprodukte (Traubenextrakt, Traubenkernmehl, Traubentrester /-mark) Auf standardisierte Minimalgehalte achten für Gesamt-Polyphenole, Procyanidine, Antocyane! Vergleich der antioxidative Kapazität Traubenextrakt Faktor 12,4 - 31,6 Traubenkernmehl Faktor 64,7 – 310,2 Traubentrester /-mark Tessier et al. 2014 14 Was kann man tun? 1.Stress- Auslöser suchen & beseitigen! Bis dahin: 2. Stress- Auswirkung abmildern! 3. Stress- Empfinden dämpfen! 15 Stress-Empfinden dämpfen! durch Einsatz von Mineralstoffen und Pflanzenextrakten z.B. Magnesium z.B. Melisse 16 Stress-Empfinden dämpfen! Bedeutsamkeit der MagnesiumSupplementierung • Magnesium mindert den post-traumatischen Stress und senkt die Angst bei Ratten • Ein Mangel an Magnesium fördert die Stressanfälligkeit • Magnesium mindert die Wirkungen der sympathischen Nervenbahnen des autonomen Nervensystems • Cortisol-Konzentrationen sind signifikant niedriger nach einer Magnesium-Supplementierung R. Vink et al., 2002; MS Seelig et al., 1994; E. Peeters et al., 2005; SW. Golf et al., 1984 17 Stress-Empfinden dämpfen! • Fütterungsversuch mit Mäusen • Zulage Versuchsgruppe: Clorazepat (Tranquiliser) • Zulage Kontrollgruppe: Extrakte aus kalif. Mohn (Eschscholtzia californica , Zitronenmelisse (Melissa Officinalis), Passionsblume ( Passiflora incarnata), Baldrian ( Valeriana officinalis) • Gesucht wurde die Konzentration des jeweiligen Extraktes für eine Aktivitätsabsenkung um 50% Absenkung der Aktivität in % Wirkung von Pflanzenextrakten Eschscholtzia Passiflora Melissa Valeriana mg / kg Clorazepat Zitronenmelissen-Extrakt mindert das Aktivitätslevel bereits bei sehr geringer Konzentration Soulimani et al., 1991 18 Stress-Empfinden dämpfen! Die Extrakte von Melissa officinalis finden vielfältige Anwendung • Zitronenmelissen-Extrakt wird als aromatischer Duftstoff verwendet (CE 280) und wird als Gewürz verwendet (AFNOR Nr. 48) • Zitronenmelissen-Extrakt ist ebenso als pharmazeutisches Produkt zugelassen • Zitronenmelissen-Extrakt ist ein standardisiertes Produkt. 19 Stress-Empfinden dämpfen! Kombination von Melisse und Magnesium Rezeptoren GABA Aktivierung Melisse Doppelte Entspannunswirkung Glutamatrezeptoren (NMDA) O. David et al., 2004 20 Stress-Empfinden dämpfen! Fütterungsversuch mit Schweinen • 125 Ferkel nach Umstallung Zulage Versuchsgruppe: 1 l Durelax® auf 1000 l Trinkwasser in 4 Tagen Beobachtet wurde die Häufigkeit von aggressiven Verhaltensweisen während 4 Perioden zu je 120 Minuten Aggressive Verhaltensweisen / Tier • • 4,5 4 3,5 3 2,5 2 Kontrolle 1,5 Du-Relax 1 0,5 0 Durelax® mindert die Häufigkeit aggressiver Verhaltensweisen * Signifikanzniveau 5% Nor-Feed & Zootech, 2005 21 Stress-Empfinden dämpfen! Fütterungsversuch mit Schweinen 125 Tiere (30 kg) während der Umgruppierungs-phase • Zulage Versuchsgruppe: 1 l Durelax® auf 1000 l Trinkwasser in 4 Tagen • Beobachtet wurde die Häufigkeit der Liegephasen alle 15 Minuten in 4 Perioden während 2 Stunden Durelax® fördert die Liegephasen der Tiere und trägt somit zur Entspannung bei Anzahl der liegenden Tiere in % • Kontrolle Durelax® Morgens Nachmittags 22 Stress-Empfinden dämpfen! Fallbeispiel NW-Deutschland • • • • • Schwanzbeißen hauptsächlich bei ca. 70 kg LW Zulage 1 l Durelax® auf 1000 l Trinkwasser für 7 Tagen Nach 2 Tagen deutlich mehr Ruhe im Stall, weniger Aggressivität, deutlich weniger Schwanzbeißen Nach „Absetzen“ von Durelax®: Schwanzbeißen beginnt von Neuem Nach 10 Tagen erneute Zulage 1 l Durelax® auf 1000 l Trinkwasser für 7 Tagen: wieder dieselben positiven Effekte mit Durelax ohne Durelax mit Durelax Verluste 2,5 % 2,8 % 1,6 % Schwanzbeißen 25 % > 50% 20 % Durelax® wirkt schnell über das Tränkewasser innerhalb von 2 Tagen; es erfolgt keine Gewöhnung 23 FAZIT - „Kannibalismus“ ist multifaktoriell Auf angepasste Fütterung achten Hygiene bei Futter, Fütterung und Wasser! Bei Auftreten von Aggressivität schnell handeln, nach Ursachen suchen und diese abstellen! 24
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