30849 Intim vor der Ehe

War das „Warten vor der Ehe“ nach der 68er
Revolte verpönt, weht in der letzten Zeit ein
anderer Wind. „Wahre Liebe wartet“, heißt
es nun, und Treue ist wieder gefragt.
Ist diese Wende nur ein gesellschaftliches
Phänomen? Mag sein. Vielleicht auch ein
Erwachen inmitten von Scherben der
zerbrochenen Werte.
Im Zeitalter des Pluralismus meint jeder,
seinen eigenen Weg wählen zu können.
Doch gibt es vielleicht gute Gründe, mit der
Sexualität bis zur Ehe zu warten? Was sagt
eigentlich die Bibel zu diesem Thema? Um
diese Fragen geht es dem Autor.
ISBN 10: 3-932308-49-2
ISBN 13: 978-3-932308-49-9
30849 Umschlag.indd 1
04.05.2006 14:07:26
War das „Warten vor der Ehe“ nach der 68er
Revolte verpönt, weht in der letzten Zeit ein
anderer Wind. „Wahre Liebe wartet“, heißt
es nun, und Treue ist wieder gefragt.
Ist diese Wende nur ein gesellschaftliches
Phänomen? Mag sein. Vielleicht auch ein
Erwachen inmitten von Scherben der
zerbrochenen Werte.
Im Zeitalter des Pluralismus meint jeder,
seinen eigenen Weg wählen zu können.
Doch gibt es vielleicht gute Gründe, mit der
Sexualität bis zur Ehe zu warten? Was sagt
eigentlich die Bibel zu diesem Thema? Um
diese Fragen geht es dem Autor.
ISBN 10: 3-932308-49-2
ISBN 13: 978-3-932308-49-9
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04.05.2006 14:07:26
Walter Köhler
Intim vor der Ehe?
Walter Köhler, Intim vor der Ehe? © Brunnen Verlag Gießen 1978
ISBN-10: 3-932308-49-2
ISBN-13: 978-3-932308-49-9
CMV-Bestellnummer: 30849
Lizenzausgabe (2006): Christlicher Missions-Verlag e.V., Bielefeld
Gesamtgestaltung: CMV
Druck: St.-Johannis-Druckerei C. Schweickhardt GmbH & Co KG
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis
Intim vor der Ehe? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Hintergründe und Scheinargumente. . . . . . . . . . . . . 8
1. Was geht in uns vor? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2. Bitte nicht so oberflächlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Wann beginnt die Ehe? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Warum der Trauschein? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1. Was sagt die Bibel zum Ehebeginn? . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2. An was man auch denken sollte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Was ist Ehebruch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Was ist Hurerei? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Praktische Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1. Das Moment der Geborgenheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Verkümmerung der Liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3. Seelische Bindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4. Keine Hochzeitsgarantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5. Die »Katze im Sack kaufen«? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6. Vorsprung durch Erfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7. Warten als Einübung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8. Warum nicht heiraten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9. Ist Petting eine Lösung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10. Das Intime kommt zuletzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Und wenn man schon zu weit gegangen ist?. . . . . 41
Verantwortung und lohnendes Leben . . . . . . . . . . . 43
Intim vor der Ehe?
Wenn junge Leute (und manchmal auch ältere) behaupten, dass die Bibel kaum etwas über das sexuelle Verhalten
vor der Ehe sagt, und man gleichzeitig zusehen muss,
wie viele von ihnen mit ihrer Sexualität nicht fertig werden: Was soll man antworten?
So unternahm ich einen »Gang« durch die Bibel und
sammelte auch anderes Material. Bei diesem Suchen bin
ich froh geworden, denn ich hatte einiges gefunden, was
ich hier in größerem Zusammenhang darstellen will.
Diese Schrift ist an solche gerichtet, die ernsthaft eine
Hilfe suchen. Es würde mich sehr freuen, wenn sich viele
junge Menschen helfen ließen.
Herzlich bedanke ich mich bei allen, die mir durch
ihre Hinweise und Korrekturen geholfen haben.
Walter Köhler
7
Hintergründe und
Scheinargumente
In den letzten Jahren hat sich im allgemeinen sittlichen
Verhalten ein großer Wandel vollzogen. Die christlichen
Maßstäbe sind von vielen abgelegt worden. Nun orientiert
man sich weithin an einem Freiheitsverständnis, das
alles Tun und Lassen in das Belieben des Einzelnen stellt.
Diesen Tatbestand gilt es realistisch zu sehen.
Diese Verhaltensänderung ist auch an den Christen
nicht spurlos vorübergegangen. So kann zum Beispiel
in Bezug auf die sexuelle Verhaltensweise in christlichen
Jugendkreisen längst nicht mehr der Maßstab als selbstverständlich vorausgesetzt werden, der noch vor etwa
zwanzig Jahren1 üblich war.
Damals wurde noch kaum ernsthaft erwogen, ob vorehelicher Geschlechtsverkehr von glaubenden jungen
Menschen praktiziert werden könne. Die Sache war klar:
Jeder ernsthafte Christ hätte mit Nein geantwortet.
Von jungen Christen heute ist mitunter zu hören, dass
die Bibel zum sexuellen Verhalten vor der Ehe kaum
etwas aussagt. Meist will man damit sagen, dass vorehelicher Geschlechtsverkehr doch wohl erlaubt sei.
Wer so redet oder denkt, hat sich aber zu wenig
Mühe gegeben, das Wort Gottes zu studieren. Zugegeben, es gibt kein Kapitel in der Bibel, das unser Thema
ausführlich behandelt. Es gibt aber viele Hinweise, die
zusammen eine klare Linie ergeben. An ihr kann man
sich orientieren.
Dieser Orientierungslinie wollen wir nachgehen, um
die Antwort für eine vor Gott akzeptable Lebensweise
1 Dieses Buch wurde im Jahr 1978 zum ersten Mal veröffentlicht.
(Anmerkung des Herausgebers dieser Auflage.)
8
zu finden. Es sollen dabei auch Fragen aufgegriffen und
beantwortet werden, die mit diesem Thema zusammenhängen.
Zunächst sind zwei Dinge zu beachten, die als Hinführung zum Thema vorgeschaltet werden sollen.
1. Was geht in uns vor?
Junge Leute (aber auch ältere Menschen) können oder
wollen oft nicht begreifen, warum ausgerechnet nur der
leibliche Teil der Liebe in die Ehe gehören soll.
Sie fragen: Warum sollen wir unsere Liebe zueinander
in vielfacher Weise vor der Ehe erproben und dabei die
sexuelle Seite immer ausschließen?
Diese Frage wird deshalb so eindringlich gestellt, weil
ein bedrängender Tatbestand dahinter steht: Das Vorhandensein sexueller Gefühle! Die beiden Liebenden fühlen
sich zueinander hingezogen, um in der Geschlechtsgemeinschaft eine Erfüllung ihrer Liebe zu erleben.
Bestünde die Liebe zweier Menschen nur darin, mit
dem Partner die unterschiedlichsten Interessen, wie
sportlicher, musischer oder intellektueller Art zu teilen,
dann wäre die Frage, warum man mit dem Geschlechtsverkehr bis zur Ehe warten soll, nicht in der Weise
bedrängend.
Nun ist es aber so, dass sich gerade in der liebenden,
partnerschaftlichen Begegnung der Geschlechtstrieb mit
großer Intensität meldet. Das ist besonders dann der Fall,
wenn zur leiblichen Gegenwart des Partners auch noch
die körperliche Berührung kommt.
Die Nähe des Partners ist eine Beglückung. Das ist
normal und gut. Sonst könnte wohl kaum von Liebe
gesprochen werden. Man muss aber auch sehen, dass
die Gegenwart des geliebten Partners unter anderem
nur deshalb als Beglückung empfunden wird, weil man
9
untergründig auch durch eine sexuelle Spannung zum
anderen hingezogen wird. Das gilt besonders für unverheiratete Partner, und man muss das nüchtern sehen.
In diesem Zusammenhang wollen wir festhalten, dass
der Sexualtrieb ein Teil unserer Geschöpflichkeit und von
Gott gewollt ist. Deshalb wollen wir ihn voll und ganz
bejahen, auch wenn er uns mitunter zu schaffen macht.
Der Geschlechtstrieb ist beim Mann meist stärker ausgeprägt als beim Mädchen; es sei denn, der Geschlechtstrieb des Mädchens wurde vorzeitig geweckt. Diese
unterschiedliche Triebstärke ist schöpfungsgemäß. Deshalb braucht sich niemand seines Triebes zu schämen.
Die Frage ist nur, wie der Trieb bewältigt wird!
2. Bitte nicht so oberflächlich!
Viele Menschen, die nicht einsehen wollen, warum sie
mit der körperlichen Liebe bis zur Hochzeit warten sollen, sagen:
a) »Was ist denn dabei? Es tun doch alle!«
b) Andere sagen: »Was ist denn verkehrt oder gar
Sünde daran, nicht verheiratet zu sein und sexuell miteinander zu verkehren? Der Geschlechtstrieb ist doch
nicht umsonst von Gott geschaffen worden. Außerdem äußert sich die Bibel positiv zur Betätigung des
Geschlechtstriebes. Warum sollte man denn in einem
ernst gemeinten Liebesverhältnis keinen Geschlechtsverkehr haben dürfen?«
c) Wieder andere sagen: »Der Geschlechtstrieb ist doch
letztlich nichts anderes als der Selbsterhaltungstrieb (der
nicht mit dem Fortpflanzungstrieb zu verwechseln ist).
Wenn wir Hunger oder Durst haben, dann essen oder
trinken wir ja auch. Warum sollte der sexuelle Hunger
eine Ausnahme sein und nicht ebenfalls gestillt werden,
wenn er sich meldet?«
10
Dazu drei Antworten:
a) Wer so verallgemeinert, will wohl sagen: Wenn
es alle oder doch sehr viele tun, dann wird es sicher
nicht verkehrt sein. Damit hat man das Handeln der
Allgemeinheit zu einem Maßstab in sexuellen Fragen
gemacht. – Es ist aber nicht wahr, dass alle Paare vor der
Heirat Geschlechtsverkehr haben!
Auf ein anderes Gebiet übertragen, würde das so aussehen: Wenn die meisten Menschen stehlen, dann wird
das Stehlen schon irgendwie richtig sein. Diese Meinung
werden die meisten vermutlich nur so lange vertreten,
bis sie selbst zu den Bestohlenen gehören.
Wir sehen: Das Verhalten in den unterschiedlichen
Situationen ist eine Frage des Maßstabes. Dieser muss
sich nun irgendwo orientieren.
Woher bekommen wir den richtigen Maßstab, wie
kann man sich richtig orientieren? Für einen Menschen,
der an Jesus glaubt, kann nur das Wort Gottes der entscheidende Orientierungspunkt sein. Aber auch jeder
andere sollte wissen, dass Gott ihn nach dem Maßstab
seines Wortes beurteilt und dass er sein Leben einmal vor
Gott verantworten muss.
b) Es stimmt, dass der Geschlechtstrieb zur Natur des
Menschen gehört; er ist zweifellos ein Teil der Schöpfung
Gottes. Es stimmt auch, dass Gottes Wort sich positiv zur
Betätigung des Geschlechtstriebes äußert. Zum Beispiel
heißt es: »Seid fruchtbar und mehret euch« (1. Mose 1,28)
und »sie werden sein ein Fleisch« (1. Mose 2,24).
Nun muss man allerdings klar sehen, dass sich diese
beiden Schriftstellen eindeutig auf den Bereich der Ehe
beziehen. Damit steht fest: Gott hat die sexuelle Gemeinschaft ausschließlich für das Leben in der öffentlich
geschlossenen Ehe bestimmt.
Darüber werden wir gleich noch reden, vorweg jedoch
11
dies: Vorehelicher Geschlechtsverkehr macht noch keine
Ehe aus, auch wenn damit etwas praktiziert wird, was
in die Ehe gehört. Vorehelicher Geschlechtsverkehr entspricht nicht dem Willen Gottes.
c) Den Geschlechtstrieb und die Befriedigung des
Geschlechtstriebes mit der Befriedigung des Selbsterhaltungstriebes gleichzusetzen, ist falsch. Denn Essen und
Trinken sind nötig, um am Leben zu bleiben. Mit dem
Geschlechtstrieb ist es anders. Sowohl Männer als auch
Frauen können ein langes Leben hinter sich bringen,
ohne Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Es ist auch
nicht wahr, dass sexuelle Enthaltsamkeit zu krankhaften
Erscheinungen im seelischen Bereich führt.
Essen und Trinken betrifft nur jeweils die eigene Person, während Geschlechtsgemeinschaft immer einen
zweiten Menschen beansprucht. Dabei bindet sich besonders die Frau in ihren seelischen Tiefenschichten an den
Mann, dem sie sich zum ersten Mal hingegeben hat.
Nach diesen einleitenden Hinweisen soll uns jetzt die
Frage nach dem Beginn der Ehe beschäftigen.
12
Wann beginnt die Ehe?
Wenn junge Leute fragen, warum sie mit den sexuellen
Beziehungen bis zur Ehe warten sollen, dann wissen
sie letztlich, wann eine Ehe beginnt. Wer nämlich fragt,
warum er »bis zur Ehe« warten soll, der weiß, dass alles,
was »bis zur Ehe« geschieht, nicht innerhalb, sondern
außerhalb der Ehe liegt. Damit ist eigentlich klar, wann
man verheiratet ist und wann nicht.
Dennoch wird immer wieder die Frage aufgeworfen,
wann denn die Ehe wirklich beginnt. Oft wird gesagt,
die Ehe fange an, wenn sich zwei Menschen das Jawort
gegeben haben. Und dies geschehe ja nicht erst auf dem
Standesamt, wo die Ehe rechtlich geschlossen werde.
Mitunter kann man auch den folgenden Satz hören:
»Warum soll denn ausgerechnet die Unterschrift auf
dem Standesamt unter Anwesenheit von Zeugen den
Beginn der Ehe festlegen? Die Ehe ist doch zuerst eine
Angelegenheit zwischen den sich liebenden Partnern
und wohl kaum der Öffentlichkeit.«
So richtig diese Auffassung auch klingt, ist sie doch
sehr einseitig. Zweifellos ist es richtig, dass sich zwei
Menschen persönlich das Jawort fürs Leben geben.
Dieser Entschluss liegt meist schon vor der Verlobung
fest. Richtig ist auch, dass die Ehe einen hohen privaten
Charakter besitzt. Die Eheschließung ist aber alles andere als nur eine private Abmachung der beiden Partner.
Sie ist immer auch eine Sache der Öffentlichkeit, denn
als Bürger unseres Staates sind wir ein Teil der Öffentlichkeit. Zudem spielt sich unser Leben zum Großteil
in der Öffentlichkeit ab und nicht nur in der eigenen
Wohnung.
Weil das gesellschaftliche Leben nur durch feste Verordnungen geregelt werden kann, muss auch die Ehe
13
diesen Verordnungen unterstehen, die zugleich Rechte
wie Pflichten beinhalten. Aus diesem Grund sollte man
nicht so tun, als ob der Beginn der Ehe nur Privatsache
sei!
Warum der Trauschein?
Wer fragt, wann die Ehe beginnt, fragt meist auch: »Wozu
ist ein Trauschein nötig, wenn man heiraten will?«
Hierauf kann nur geantwortet werden, dass der Trauschein, der auf dem Standesamt ausgestellt wird, ein
sehr wichtiges Dokument ist. Er ist die schriftliche Bestätigung des öffentlichen Versprechens der beiden Heiratenden vor Gott und den Menschen.
Wie jeder weiß, beinhaltet dieses Versprechen, dass
sich die beiden Eheleute so lange Liebe und Treue beweisen wollen, »bis der Tod sie scheidet«.
Mit diesem Versprechen gehen beide Eheleute eine
rechtliche Verpflichtung ein, die lebenslange Konsequenzen hat. Darum ist es nicht gleichgültig, ob man dieses
öffentliche Versprechen vor Gott und Menschen ablegt.
Wer seine Ehe nicht öffentlich beginnen will, muss sich
fragen lassen, ob er es mit der Liebe und Treue nicht
ernst nehmen will, selbst wenn er das Gegenteil mit vielen Worten beteuert.
Solche Verbindungen stehen viel eher in der Gefahr,
auseinander zu gehen, wenn Schwierigkeiten und Krisen
kommen. Oft heißt es dann, man habe nicht zueinander
gepasst und müsse wieder auseinander gehen. Außerdem sei man ja auch nicht verheiratet gewesen! Aber
man lebte zusammen, als sei man es gewesen. Zurück
bleiben oft zerstörte Existenzen und seelische Schäden,
die sich nicht so ohne weiteres beheben lassen.
Gerade eine fehlende rechtliche Bindung verleitet
die Partner schneller vor Schwierigkeiten und Krisen
14
zu kapitulieren. Es bedarf der verbindlichen Treue und
Liebe, um gemeinsam die Schwierigkeiten zu überwinden, die einen schließlich fester zusammenwachsen
lassen.
Somit ist die rechtlich geschlossene Ehe für ein gemeinsames Leben eine große Hilfe.
So ähnlich sagte es auch Christa Meves in einem Vortrag: »Der Mensch kann nicht glücklich werden ohne
jenen Schutz, den die Gesetze der Ehe bieten. Wer sie
abschüttelt, riskiert sich selbst.« Und Prof. Illies formulierte es so: »Die Ehegesetze sind die Voraussetzungen
für die Kultur.«
Nach diesen klärenden Hinweisen wollen wir uns jetzt
mit biblischen Aspekten zum Ehebeginn beschäftigen.
1. Was sagt die Bibel zum Ehebeginn?
Gleich am Anfang, als Gott die ersten Menschen zu seinem
Ebenbild schuf und sie zur ehelichen Gemeinschaft
bestimmte, erklärte er, was Ehe ist und wie eine rechte
Ehe zu Stande kommt.
Der grundlegende Satz über die Ehe steht in 1. Mose
2,24: »Darum wird ein Mann seinen Vater und seine
Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie
werden sein ein Fleisch.«
Dieser Satz weist über die beiden ersten Menschen
hinaus und ist für alle verbindlich. Wir sehen das daran,
dass Jesus diese Ehedefinition Gottes zweimal aufgreift,
um ein eindeutiges Wort gegen die Auflösung der Ehe zu
sagen (Matthäus 19,5.6; Markus 10,7.8).
Bezeichnend ist, dass Jesus dem Wort aus 1. Mose 2,24
noch ein weiteres hinzufügt: »So sind sie nun nicht mehr
zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!«
Paulus zitiert das Wort aus 1. Mose 2,24 in Epheser
15
5,31.32 und überträgt das tiefe Verhältnis von Mann
und Frau in der Ehe auf das Verhältnis Christi zu seiner
Gemeinde.
a) Was bedeutet also Ehe?
Das Wort »Ehe« kommt sprachgeschichtlich von einer
urgermanischen Sprachwurzel, der auch die Worte
»Gesetz« und »Recht« entstammen. Es ist auch verwandt
mit dem Wort »ewig«. Man kann daher sagen, dass die
Ehe ein »ewig geltendes Recht« ist. Ganz ähnlich wird
das Wort Ehe auch vom etymologischen Duden erklärt.
Nach dieser Erklärung wenden wir uns noch einmal
der grundlegenden Bedeutung der Ehedefinition in 1.
Mose 2,24 zu und versuchen, sie zu erfassen. Es geht
dabei um die Ausdrücke »verlassen«, »anhangen« und
»ein Fleisch werden«.
Das Verlassen
Das Verlassen von Vater und Mutter spricht von der
Wirklichkeit des Eheschlusses. Der junge Mann löst sich
von seinem Elternhaus und macht sich selbstständig, um
einen eigenen Hausstand zu gründen.
»Die Eltern verlassen« heißt für ihn: Aus ihrer Wohnung ausziehen, um sich im Hinblick auf die eigene Ehe
eine Wohnung einzurichten. Es bedeutet weiter, dass er
jetzt selbstständig plant und finanziell von seinen Eltern
unabhängig wird. Das hat nichts mit einer Ablehnung
der Eltern zu tun. Diese mussten in ihrer Jugendzeit
genauso handeln, um eine neue Ehe gründen zu können.
Hierzu kommt noch ein wichtiger Gesichtspunkt: Das
Verlassen des Elternhauses wurde sowohl in Israel als
auch bei den meisten anderen Völkern mit dem öffentlichen Akt der Eheschließung verbunden. Deshalb spricht
16
die Bibel auch vom »Heimholen« der Braut (Matthäus
1,18). Diese Heimholung war mit dem Hochzeitsfest
verbunden, das bis zu sieben Tage dauerte. Die ganze
Verwandtschaft und viele Bekannte wurden dazu eingeladen (1. Mose 29,27).
Die Ehe wurde in der Regel mit der Unterschrift unter
einen Ehevertrag begonnen. In dem apokryphen Buch
Tobias (7,16) wird denn auch berichtet: »Und sie nahmen
einen Brief und schrieben eine Ehe-Stiftung.« Nach dem
Inhalt von Vers 17 folgte nach der eigentlichen Eheschließung das Lob Gottes und das Festmahl.
Im Buch Ruth (4,11) haben wir einen ähnlichen Hinweis: »Und alle Leute, die im Tor waren und die Ältesten
sprachen: Wir sind Zeugen. Der Herr mache die Frau,
die in dein Haus kommt, wie Rahel und Lea, die beide
das Haus gebaut (d.h. Kinder geboren) haben.«
Auch hier ist klar zu erkennen, dass die Ehe öffentlich
geschlossen wurde. Die Ältesten der Stadt verstanden
sich als Trauzeugen und wünschten dem Paar Gottes
Segen. Nichts anderes geschieht heute bei uns auf dem
Standesamt und bei der gottesdienstlichen Trauung.
Intime Beziehungen waren bis zur offiziell geschlossenen Ehe nicht erlaubt. Wenn in Israel ein Mann mit
einem Mädchen geschlafen hatte, musste er es heiraten
und den Brautpreis bezahlen. Der Geschlechtsverkehr
selbst galt durchaus nicht als Beginn der Ehe.
In anderen Völkern konnte ein Mädchen sogar gesteinigt werden oder durfte nicht mehr heiraten, wenn
bekannt geworden war, dass es voreheliche sexuelle
Beziehungen aufgenommen hatte.
Dass sowohl im Alten als auch im Neuen Testament
sexuelle Praktiken vor der Ehe nicht an der Tagesordnung waren, zeigen uns folgende Begebenheiten:
Als die vereinbarten sieben Jahre bis zur Heirat vor17
bei sind, sagt Jakob zu seinem Schwiegervater Laban:
»Gib mir nun meine Braut; denn die Zeit ist da, dass
ich zu ihr gehe.« (1. Mose 29,21) Die Zürcher Bibel übersetzt mit den Worten: »[...] dass ich ihr beiwohne.« Im
weiteren Verlauf des Kapitels wird klar, dass damit die
Geschlechtsgemeinschaft gemeint ist.
Wenn Jakob sagt, dass er mit seiner Braut erst nach
dem Akt der Eheschließung leibliche Gemeinschaft
haben will, dann darf man daraus schließen, dass er mit
Rahel vor der Heirat nicht sexuell verkehrte. Das bedeutet doch: Bevor die beiden zusammen schlafen konnten,
musste das öffentliche Fest der Hochzeit vorausgehen.
In Richter 14,1ff. wird von einem anderen Beispiel
berichtet: Simson will ein Mädchen heiraten und fragt
deshalb seine Eltern, ob sie ihm das Hochzeitsfest vorbereiten, »wie es die jungen Leute zu tun pflegen«. Dann
wird sieben Tage Hochzeit gefeiert. Auch an dieser Stelle
lässt der Textzusammenhang nicht den Schluss zu, dass
Simson schon vor der Hochzeit sexuell mit dem Mädchen verkehrte.
Im Neuen Testament wird anhand der Geschichte von
Maria und Josef der Normalfall zum Thema »Sexualität
vor der Ehe« verdeutlicht: »Als Maria [...] dem Josef
vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie
schwanger war von dem Heiligen Geist [...]« (Matthäus
1,18ff.)
Aus Lukas 1,26-38 ist klar zu ersehen, dass Maria über
die Schwangerschaft vor der Eheschließung bestürzt ist.
Sie sagt deshalb: »Wie soll das zugehen, da ich doch von
keinem Mann weiß?« (Lukas 1,34)
Als Joseph von der Schwangerschaft erfährt, ist auch
er bestürzt. Er beschließt, Maria heimlich zu verlassen,
weil er meint, sie habe sich mit einem anderen Mann
eingelassen.
18
Das heißt doch: Obwohl Maria verlobt war, hatte sie
mit Josef, ihrem Verlobten, keine Geschlechtsgemeinschaft. Deshalb konnte er nicht Vater dieses Kindes sein.
Den beiden muss völlig klar gewesen sein, dass die leibliche Seite der Liebe in den Bereich der geschlossenen
Ehe gehört.
Wie Jesus die Dinge gesehen hat, erkennen wir aus
Johannes 4. Dort muss er der Frau am Brunnen sagen,
dass der Mann, den sie jetzt hat, nicht ihr Mann ist. Wäre
sie durch eine öffentliche Eheschließung mit ihm verheiratet gewesen, hätte Jesus sicher nicht in dieser Weise mit
ihr gesprochen.
Wir halten als Ergebnis fest: Das »Verlassen« der Eltern
ist in der Bibel mit einer öffentlichen Eheschließung verbunden. Dieser Eheschluss wurde vor Zeugen vollzogen
und damit rechtskräftig.
Das Anhangen
»Verlassen« und »Anhangen« gehören zusammen. Das
»Verlassen« beschreibt den öffentlich rechtlichen Teil der
Ehe und das »Anhangen« das persönliche Verhältnis der
beiden Ehepartner zueinander.
Das Wort »anhangen« könnte man falsch verstehen,
so, als würde sich der Mann an die Frau hängen und
sozusagen ein Anhängsel von ihr werden. Das wird aber
schon dadurch ausgeschlossen, dass das griechische
Wort für »anhangen« (kallao) auch mit »zusammenfügen« oder »verbinden« übersetzt werden kann.
Vom Hebräischen her könnte man »anhangen« auch
mit »kleben« wiedergeben. Damit wird etwas unerhört
Tiefes ausgesagt. Die von Gott gewollte Verbindung
von Mann und Frau in der Ehe soll so fest sein wie die
Verbindung von zwei Blatt Papier, die mit einem guten
Kleber zusammengeleimt sind. Will man das Papier wie19
der voneinander lösen, dann zerreißen beide Blätter und
sind zerstört.
Gehen wir von dieser Wortbedeutung aus, verstehen
wir auch das Wort Jesu besser, das er von den Eheleuten sagt: »So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein
Fleisch.« (Matthäus 19,6)
Der Satz: »Er wird seiner Frau anhangen«, ist ein starkes Wort für die Einehe. Diese totale eheliche Bindung,
von der die Bibel spricht, kann man nur mit einem
Menschen eingehen. Mit mehreren Partnern gleichzeitig
wäre das nicht möglich.
Diese totale Bindung in der Einehe wird durch echte
Liebe möglich. Deshalb ist sie auch bereit, bedingungslose Treue zu praktizieren. »Anhangen« bedeutet dann
auch, dass sich die beiden Ehepartner am nächsten
stehen. Erst nach dem Ehepartner kommen die Kinder
oder solche Menschen, mit denen die Ehepartner eng
verbunden sind.
Weil Gott diese starke Einheit der beiden Ehepartner
gewollt hat und jeder Ehe eine starke innere Bindung
geben will, kann ein Partnerwechsel keine Lösung der
Probleme sein, die in einer Ehe auftreten können und
um derentwillen manche Ehe aufgelöst wird.
Wer in der einen Ehe nicht im Stande ist, seine Probleme zu lösen, wird sie wahrscheinlich auch nicht in der
nächsten lösen können.
Wir halten als Ergebnis fest: Eine Ehe ist ihrem Wesen
nach auf Lebenslänge angelegt. Wer sie nicht ernst
nimmt, zerstört sich und den Partner.
Ein-Fleisch-Werden
Dieser Ausdruck beinhaltet nicht nur »die sexuelle Vereinigung und die Einheit im Kinde, sondern auch das
Wie-ein-Mann gemeinsame Handeln« (Klaus Bockmühl).
20
Wenn die Bibel vom »Ein-Fleisch-Werden« spricht,
dann zeigt das zunächst ihre Offenheit gegenüber der
Sexualität. Sexuelle Gemeinschaft in der Ehe ist keine
sündhafte Nebensache, sondern ein gottgewolltes Teilgebiet des ehelichen Lebens – und das nicht nur wegen
der Kinder.
Das »Ein-Fleisch-Werden« umfasst in der Ehe das ganze
Menschsein: Das Denken, Fühlen, Wollen und Handeln.
Man kann deshalb sagen, dass mit »Ein-Fleisch-Werden«
ein Vorgang gemeint ist, durch den zwei Menschen in
allen Lebensbereichen ein einheitliches Ganzes werden.
Das mag zunächst zur Erklärung des biblischen Ehebegriffes genügen, da er nur so weit für unsere Überlegungen wichtig ist.
Wir halten das Ergebnis fest: Das »Ein-Fleisch-Werden« bezeichnet die totale Gemeinschaft zwischen Mann
und Frau. Es ist nur in der Ehe erfahrbar.
Auf dieselbe Weise wie das Wort Gottes die sexuelle
Gemeinschaft der Ehepartner in der Ehe bejaht, verwirft
es den vorehelichen Geschlechtsverkehr.
Die Brüder der Dina empören sich z.B. darüber, dass
ein Mann bei ihr schläft, ohne ein eheliches Bündnis mit
ihr geschlossen zu haben (1. Mose 34).
In 2. Mose 22,15 wird das Schlafen bei einem unverlobten Mädchen Verführung genannt. Der Verführer
musste den Brautpreis bezahlen und das Mädchen heiraten. Damit ist keineswegs das Schlafen zweier Verlobter
miteinander gerechtfertigt oder gar gestattet. Wir haben
dies am Beispiel von Maria und Joseph gesehen.
In 2. Samuel 13,11-14 wird berichtet, dass Amnon
seine Stiefschwester Tamar vergewaltigte, obwohl sie
ihm zugeredet hatte, doch erst den König zu bitten, ob
sie seine Frau werden dürfe. Als Amnon nicht darauf
einging, sagte sie zu ihm: »Schände mich nicht; denn so
21
tut man nicht in Israel. Tu nicht solch eine Schandtat! Wo
soll ich mit meiner Schande hin? Und du wirst in Israel
sein wie ein Ruchloser.«
Auch an dieser Begebenheit ist zu sehen, was im Volk
Gottes allgemeine Norm war: Voreheliche sexuelle Beziehungen wurden als Schande bezeichnet.
Das ist wieder ein Hinweis dafür, dass die Geschlechtsgemeinschaft zwischen Mann und Frau nur in die Ehe
gehört. Und diese wird öffentlich und vor Zeugen
geschlossen.
b) Ein biblischer Aspekt anderer Art
In Römer 13,1-7 spricht Paulus von der staatlichen
Obrigkeit, die das Recht schützt und die Gesetzlosigkeit
bestraft. Die staatliche Obrigkeit wird auch »Gottes
Dienerin« genannt, der wir »um des Gewissens willen«
gehorchen sollen.
Obwohl in Deutschland die Ehe erst seit 1874/75
rechtsgültig vor dem Standesamt geschlossen wird, kann
man nicht sagen: Weil die Leute bis dahin ohne Standesamt ausgekommen sind, deshalb kommen auch wir
heute ohne Standesamt aus. Diese Schlussfolgerung ist
nicht stichhaltig, weil die kirchliche Trauung bis 1874/75
auch von Seiten des Staates als rechtsgültig akzeptiert
wurde.
Wenn heute der Staat durch seine Rechtsgebung sagt,
die Ehe beginnt vor dem Standesamt, dann ist alles
eheähnliche Zusammenleben ohne eine rechtliche Eheschließung keine Ehe. Somit steht es auch nicht unter
dem Schutz des Staates. Gottes Wort sagt, dass wir uns
nach den Gesetzen des Staates richten sollen, soweit sie
nicht gegen den Willen Gottes verstoßen. Das gilt für
Christen wie für Nichtchristen. Wer sich dem widersetzt,
wird schuldig am Gesetz und letztlich auch vor Gott.
22
Wir halten als Ergebnis fest: Die Ehe beginnt rechtlich
und gültig vor dem Standesamt.
Was für eine Bedeutung hat dann die gottesdienstliche Trauung? Sie ist nicht nur eine feierliche Ausschmückung des Hochzeitstages. Vielmehr dient sie dazu, die
Ehe bewusst – unter den Zusagen des Wortes Gottes
– inmitten der christlichen Gemeinde zu beginnen. Die
Gemeinde soll für das Hochzeitspaar Fürbitte tun und
sich mitfreuen.
Mit der gottesdienstlichen Trauung wird dem Beginn
der Ehe ein zweiter öffentlicher Aspekt gegeben. Die
Gemeinde sollte wissen, wer in ihrer Mitte den Bund
fürs Leben geschlossen hat.
Nun könnte jemand den Einwand bringen, der Staat
könne die förmlich-rechtliche Eheschließung ja auch
aufheben.
Was müsste geschehen, wenn unser Staat dieses
Gesetz einmal aufheben würde? Die glaubende Gemeinde müsste die rechtliche Ordnung der Ehe in ihrer Mitte
wieder aufrichten, weil sie Gottes Ordnung ist. Zum
anderen würde sich der Staat in seiner kleinsten Zelle
selbst zerstören. – Das könnte nicht lange gut gehen! Er
würde nämlich an einem seiner empfindlichsten Punkte
aufhören, ein sozialer Staat zu sein – sofern er das dann
überhaupt noch sein möchte. So wurde in der Sowjetunion die amtliche Trauung alsbald wieder eingeführt,
nachdem sie für einige Zeit aufgehoben worden war. Das
Chaos wurde offenbar zu groß.
2. An was man auch denken sollte
Man stelle sich zwei junge Leute vor, die den offiziellen
Eheschluss vor dem Standesamt ernsthaft vorhaben, aber
schon so miteinander gelebt haben, als ob sie verheiratet
wären. Sie haben eine gemeinsame Wohnung und sind
23
zusammen am Tisch und im Bett. Wenn nun der junge
Mann oder das Mädchen vor der Hochzeit stirbt? Wäre
dann – rechtlich gesehen – der Ehemann oder die Ehefrau gestorben? Niemand würde das denken, da ja beide
nicht verheiratet waren!
Und wenn vor der geplanten Eheschließung eine
Schwangerschaft eintritt? Ist das Kind dann ehelich oder
unehelich? – Es wird ein uneheliches Kind sein! Oder es
kommt aus irgendeinem Grund nicht zur Heirat, und die
beiden trennen sich wieder, was ja nicht gerade selten
vorkommt. Haben sie mit ihrer Trennung eine Ehescheidung vollzogen? Keiner der beiden wird das zugeben,
»denn wir waren ja noch nicht verheiratet«. – Man lebte
aber so zusammen, als sei man verheiratet gewesen!
Bei solchen Überlegungen ist leicht zu erkennen, wie
unwahr dieses Verhalten ist: Zuerst lebt man zusammen,
als sei man verheiratet, und hinterher tut man so, als ob
nichts gewesen wäre. Das ist aber nichts anderes als eine
gelebte Lüge!
Außerdem stehen alle vorehelichen sexuellen Beziehungen unter einer Belastung. Denn trotz Verhütungsmitteln kann es zu einer Schwangerschaft kommen, die
man vor der Hochzeit wohl meist nicht will.
Das Wissen, vorehelich geboren oder gar nicht gewollt
zu sein, ist für die seelische Entwicklung des Kindes schädigend. Es kann bei ihm zu Minderwertigkeitsgefühlen
kommen, von denen es schwer wieder loskommt.
Oder es schämt sich wegen seiner Eltern, die nicht bis
zur Ehe warten konnten. Es kann aber auch später das
Verhalten der Eltern als Freibrief oder als Recht zu sexueller Freizügigkeit betrachten.
Gewiss ist es möglich, dass sich trotz vorehelichen
Geschlechtsverkehrs kein Kind einstellt. Aber auch Kinder, die später in der Ehe geboren werden, könnten ihre
24
Eltern in aller Offenheit einmal fragen, ob sie vor ihrer
Ehe sexuell enthaltsam gewesen sind. Mancher junge
Mensch möchte sich am Verhalten seiner Eltern orientieren. Haben die Eltern nicht bis zur Ehe gewartet, kann
eine solche Frage sehr peinlich sein. Aus Enttäuschung
über die Eltern kann durchaus ein Vertrauensschwund
werden, der den Eltern dann schwer zu schaffen macht.
Die Weichen zur Vertrauenswürdigkeit werden deshalb
schon vor der Ehe gestellt.
Es wäre kurzsichtig zu sagen: Warum sollte man so
weit vorausdenken? In dieser Hinsicht kann gar nicht
weit genug vorausgedacht werden, denn die jetzt noch
weit entfernte Zukunft ist schneller da, als man ahnt;
schon bald ist sie erlebte Gegenwart.
25
Was ist Ehebruch?
Es versteht sich von selbst, dass der Begriff »Ehebruch«
nur dann definiert werden kann, wenn zuvor der Begriff
»Ehe« klar ist. Wenn man nämlich nicht weiß, wann die
Ehe beginnt, dann weiß man auch nicht, was Ehebruch
ist.
Wie wir gesehen haben, ist die Eheschließung ein
öffentlich-rechtlicher Akt unter Anwesenheit von Zeugen. Nun sagt das Wort Gottes über eine geschlossene
Ehe: »Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der
Mensch nicht scheiden!« (Matthäus 19,6)
Wie wir hier sehen, ist der Eheschluss nicht nur
eine menschliche Angelegenheit, sondern Gottes Schöpfungsordnung. Gott ist an der Eheschließung der beiden
Partner beteiligt, indem er »zusammenfügt«. Dieses
»Zusammenfügen« ist wie die Liebe ein Geheimnis. Gott
schweißt zwei Menschen tief innerlich so zusammen,
dass sie ein ganzes Leben zusammenbleiben können
und auch sollen.
Weil der Mensch die Ehe aber zerbrechen kann, gebietet Gott zum Schutz der Ehe und Familie: »Du sollst nicht
ehebrechen.« (2. Mose 20,14) Wo der Ehebruch beginnt,
verdeutlicht Jesus in Matthäus 5,28: »Wer eine Frau
ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe
gebrochen in seinem Herzen.«
Gemeint ist hier eine verheiratete Frau, die von einem
anderen Mann sexuell begehrt wird. »Begehren« bedeutet so viel wie Pläne schmieden, um an die Frau heranzukommen. Das Pläneschmieden also ist schon Ehebruch
und nicht erst die Tat.
Mit Ehebruch ist außerdem jeder gedanklich oder
praktisch ausgeführte Geschlechtsverkehr außerhalb
einer geschlossenen Ehe zu verstehen.
26
Nach Matthäus 15,19 beginnt der Ehebruch in den
Gedanken: »Aus dem Herzen kommen böse Gedanken,
Mord, Ehebruch, Unzucht [...]« Von den Ehebrechern
sagt Gottes Wort, dass sie »das Reich Gottes nicht ererben
werden« (1. Korinther 6,9), denn »die Unzüchtigen und
die Ehebrecher wird Gott richten.« (Hebräer 13,4)
Diese biblischen Aussagen sind unmissverständlich.
Sie lassen sich nicht wegdiskutieren. Es gibt darum nur
zwei Möglichkeiten: Entweder lehnt man diese Aussagen als ungültig ab oder man stellt sich ihnen. Wer
diesen göttlichen Maßstab ablehnt, muss wissen, dass er
dadurch noch nicht ungültig wird.
27
Was ist Hurerei?
Die griechische Sprache des Neuen Testaments hat
für die beiden deutschen Ausdrücke »Hurerei« und
»Unzucht« nur ein Wort: porneia. Dieser Begriff findet sich
in dem uns bekannten Wort »Pornographie« wieder.
Es wird immer wieder gesagt, dass Hurerei und
Unzucht nur auf die »käufliche Liebe«, d.h. auf die Prostitution angewendet werden kann. Wie wir aber sehen
werden, ist das nach gesamtbiblischem Verständnis nicht
so.
Es mag zwar sein, dass der Begriff »Hurerei« zunächst
nur für die öffentliche Prostitution angewandt wurde.
Im Neuen Testament werden aber Hurerei und Unzucht
in einem weiteren Rahmen gesehen. Im Begriffslexikon
zum Neuen Testament wird der Begriff »Hurerei« folgendermaßen definiert: »Hurerei bezieht sich auf jede Art
von illegitimem Geschlechtsverkehr.«
Wenn nun die Gesamtaussagen des Wortes Gottes erkennen lassen, dass der rechtmäßige (legitime)
Geschlechtsverkehr nur in die Ehe gehört, dann ist jeder
voreheliche Geschlechtsverkehr unrechtmäßig (illegitim)
und darum Hurerei und Unzucht.
Hans Engelland schreibt zur Hurerei Folgendes:
»Wie der Mensch alle guten Gaben, die Gott gegeben hat, missbrauchen und damit Gott entehren kann,
so auch die Gabe des Geschlechts. Bonhoeffer: ›Die
Geschlechtlichkeit ist nicht nur Mittel der Fortpflanzung,
sondern trägt innerhalb der Ehe ihre Freude unabhängig
von dieser Zweckbestimmung in der Liebe zweier Menschen zueinander (vgl. Prediger 9,9).‹
Dagegen ist jede Betätigung des Geschlechtstriebes vor
oder außerhalb der Ehe Hurerei, gleichgültig, in welcher
Form sie geschieht: Ob mit einer anderen Frau (Matthäus
28
5,32; 19,9), oder mit einer Hure (1. Mose 38,15ff.), oder
durch Homosexualität (1. Mose 19,5; Römer 1,26ff.; 1.
Timotheus 1,10), oder durch Blutschande (1. Korinther
5,1ff.), oder durch ein Vergehen mit dem Vieh (3. Mose
18,23).
Die Hurerei ist nicht deshalb verboten, weil etwa die
Sexualität an sich mit einem Leben unter Gott nicht vereinbar wäre, sondern weil die Hurerei das Geschlecht
und seine Kraft dem entzieht, der nach Gottes Willen
allein das Recht darauf hat: Dem Ehegatten (1. Korinther
7,4). Sie unterwirft stattdessen die Sexualität der eigenen
Sucht und zwingt sie in ihren Dienst.
Die Hurerei zerstört Gottes Ordnung und ist ein
Anzeichen für den menschlichen Aufruhr gegen Gott
(Matthäus 15,19).
Paulus weist in 1. Korinther 6,12ff. darauf hin, dass der
Mensch, der zu Christus gehört, nicht gleichzeitig zur
Hure gehen kann.«
Hai Lindsey erklärt in »Die Feuerflut« den Begriff
»Hurerei« folgendermaßen: »Porneia (Hurerei, Unzucht)
bezieht sich auf alle sexuellen Beziehungen außerhalb
der von der Bibel geregelten Beziehung zwischen einem
verheirateten Paar.«
Was sagt Gottes Wort nun von denen, die Hurerei
treiben? – »Weder Unzüchtige noch Götzendiener [...]
werden das Reich Gottes ererben.« (1. Korinther 6,9.10)
– »Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut,
bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt,
der sündigt am eigenen Leibe.« (1. Korinther 6,18) – »Von
Unzucht aber und jeder Art Unreinheit [...] soll bei euch
nicht einmal die Rede sein.« (Epheser 5,3) – »Draußen (in
der Verdammnis) sind die [...] Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und alle, die
die Lüge lieben und tun.« (Offenbarung 22,15)
29
Weil die Dinge so klar sind und jeder Geschlechtsverkehr vor der Ehe unter dem Gerichtsurteil Gottes steht,
sollte man nicht mehr fragen: Warum mit den sexuellen
Beziehungen bis zur Ehe warten? Der Wille Gottes ist
klar! Wir müssten ihn deshalb zu unserem eigenen Wohl
akzeptieren und danach leben.
30
Praktische Überlegungen
Sexualität, die beglücken soll, kann man nicht in kurzer
Zeit testen. Sie braucht einen Rahmen und entsprechend
Zeit, um sich wachstümlich entfalten zu können. Wenn
Gott den Geschlechtsverkehr in die Ehe eingeordnet
hat, dann kann es nicht gut gehen, wenn er von der Ehe
isoliert wird.
Wir stellen deshalb noch einmal die Frage: Warum
sollte man also mit der Aufnahme sexueller Kontakte bis
zur Ehe warten?
1. Das Moment der Geborgenheit
Um Sexualität und Liebe in ihrer ganzen Breite und
Tiefe befriedigend erleben zu können, brauchen beide
Partner, besonders aber die Frau, das Empfinden der
Geborgenheit.
Man kann gerade die Sexualität nicht in befriedigender Weise erleben, wenn man Angst haben muss,
»entdeckt« zu werden – auch dann, wenn man irgendwo ganz allein ist. Es bleibt nämlich – trotz aller Verhütungsmittel – gerade beim Mädchen die Angst vor einer
Schwangerschaft.
Die Praxis sexueller Gemeinschaft zwischen zwei
Partnern braucht Zeit und Geborgenheit, die bei unverheirateten Paaren meist fehlt. Sonst reagiert man sich nur
sexuell ab und »hat nichts davon«. Dies wird besonders
von Seiten der Mädchen immer wieder zugegeben.
Umso größer ist hinterher die Enttäuschung!
Ganz entscheidend ist eine innere Ruhe, die aus dem
Wissen kommt: Was wir jetzt tun, entspricht dem Willen
Gottes, weil er die Sexualität in der Ehe gewollt hat. Die
Folge der Gewissensruhe ist eine seelische Entspannung
31
und Freude an der sexuellen Gemeinschaft, die ebenso
gottgewollt ist.
Da die Frau in dieser Beziehung mit einem besonderen Feingefühl ausgestattet ist, wäre es von Seiten des
Mannes sträflich, dies rücksichtslos zu übergehen. Es
würde seine Lieblosigkeit und seinen Egoismus zeigen.
Leider sagt ein Mädchen seinem Freund recht selten,
was es wirklich empfindet. Vielleicht kann das folgende
Beispiel manchem eine Hilfe sein.
Walter Trobisch erzählt:
»Da war ein junges Paar, das seinen Weg zur Ehe mit
Liebe und Sexualität beschritten hatte. Der junge Mann
erzählte in einem Gespräch, dass die sexuellen Erfahrungen mit seiner Braut ihre gegenseitige Liebe vertieft
hätten, worauf sie sofort entgegnete: ›Vielleicht war es
für dich schön, aber nicht für mich‹, worauf der junge
Mann verwundert zurückfragte: ›Für dich war es nicht
schön?‹ Sie antwortete: ›Alles, der Ort (es war das Auto),
die Eile, das Heimliche, die Angst vor der Entdeckung,
dass jemand kommen könnte.‹
Wie sie weiter erzählte, wurde sie trotz der Vorsichtsmaßnahmen die Angst vor einer Schwangerschaft nicht
los. Sie seufzte, und für ihn brach eine Welt zusammen.
Fast vorwurfsvoll sagte er ihr dann: ›Ich habe dir doch
gesagt, du sollst die Pille nehmen‹, worauf sie wieder
antwortete: ›Ich hatte als unverheiratete Frau nicht den
Mut zum Arzt zu gehen, um mir die Pille verschreiben
zu lassen.‹ Dann gab der junge Mann zu, dass ihm der
Kauf von Verhütungsmitteln für sich auch zu peinlich
gewesen sei.«
Wie vielen mag es heute ähnlich gehen?!
32
2. Verkümmerung der Liebe
Wenn zwei junge Leute erst einmal angefangen haben,
sexuell miteinander zu verkehren, dreht sich jedes
weitere Zusammensein allzu schnell nur noch darum.
Es gibt dafür genug Beweise. Der Wille und die Fähigkeit
schwinden immer mehr, sich nach Geist und Seele
gründlich kennen zu lernen. Das wirkt sich negativ auf
das partnerschaftliche Verhältnis aus.
Wer sich schon vor der Ehe körperlicher Liebe hingibt
(und dies geschieht meist nicht erst eine Woche vor der
Hochzeit), gerät in die Gefahr, die echte Liebe zueinander verkümmern zu lassen. Die Folge davon ist oft, dass
sich die beiden Partner nichts mehr zu sagen haben und
dass die innere Beziehung zueinander brüchig wird.
Nicht selten kommt es dadurch zu einer Trennung.
3. Seelische Bindungen
Wir kommen damit zu einem wichtigen Punkt, der meist
übersehen wird: Ein Mädchen wird in seinen tiefen seelischen Strukturen verändert, wenn es sich zum ersten
Mal einem Mann hingibt. Durch die erste sexuelle
Vereinigung wird ein Mädchen zur Frau und in ihren
tiefen Empfindungen an den Mann gebunden, dem
es sich hingegeben hat. Diese psychische Veränderung
ist von Gott in das Leben der Frau gegeben, um eine
wirklich feste Bindung von Mann und Frau in der Ehe
zu ermöglichen.
Was geschieht, wenn der Mann das Mädchen, das
doch seelisch an ihn gebunden ist, aus irgendeinem
Grund nicht heiratet? – Es wird nicht so ohne weiteres
innerlich von diesem Mann loskommen, auch wenn es
nichts mehr mit ihm zu tun haben will, weil es bitter
enttäuscht wurde.
Tief in seinem Inneren fühlt sich das Mädchen auch
33
weiterhin zu dem Mann hingezogen, dem es »alles«
gegeben hat, was es zu geben hatte. Eine Frau liebt in
der Regel ganzheitlich und nicht nur um des sexuellen
Erlebnisses willen. Die Erfahrung weist diese Tatsache
immer wieder aus. Es mag Ausnahmen geben, aber diese
bestätigen nur die Regel.
Auch wenn das Mädchen später einen anderen Mann
heiratet, verheilt die Wunde nicht ganz. Die Ehe wird
durch diese Vorgeschichte belastet. Das beginnt schon
da, wo das Mädchen ihrem neuen Freund oder Verlobten sagt, dass es mit einem Anderen bereits intime Beziehungen gehabt hat. Manchmal geht nach einem solchen
Geständnis auch das zweite Verhältnis in die Brüche.
Denn auch ein Mann verkraftet das nicht so ohne Weiteres; es sei denn, er hat vergeben gelernt, was letztlich nur
dann möglich ist, wenn er selbst für die Schuld seines
Lebens von Jesus Christus Vergebung empfangen hat.
Eine Frau, die in ihrer Jugend entsprechende Erfahrungen gemacht hatte, sagte einmal: »Im Grunde weiß
jeder, dass er vor der Ehe keine sexuellen Beziehungen
haben sollte. Wenn man aber doch welche gehabt hat,
bleibt eine große innere Narbe zurück; sie scheint zwar
nach außen gut verheilt zu sein, innerlich ist sie aber
umso schmerzhafter.«
Von daher ist es nur zu gut verständlich, dass Gott
die sexuelle Seite der Liebe in die Ehe eingeordnet hat.
Nur so kann sie mit dem Partner beglückend erfahren
werden, mit dem man das ganze Leben teilt. Aus dieser
Sicht verstehen wir besser, warum im Alten Testament
ein Mann das Mädchen heiraten musste, mit dem er vor
der Ehe geschlafen hatte.
Das führt uns zu einer weiteren Überlegung, die von
vielen jungen Leuten nicht mit einbezogen wird.
34
4. Keine Hochzeitsgarantie
Niemand, auch nicht zwei Verlobte, können dafür
garantieren, dass sie tatsächlich heiraten werden, auch
wenn sie dies fest vorhaben. So kann z.B. zwei Tage vor
der Hochzeit ein tödlicher Unfall passieren. Natürlich
gibt es noch andere Gründe, weshalb es nicht zu einer
Hochzeit kommt. Es können auch Angst und letzte
Ungewissheit sein. Es kommt ja nicht gerade selten vor,
dass zwei Verlobte kurz vor der Hochzeit auseinander
gehen, obwohl die Wohnungseinrichtung bereits bestellt
und ein Haus umgebaut war, in das man einziehen
wollte. Oft hing auch schon das Hochzeitskleid im
Schrank, und die Einladungen zur Hochzeit waren
bereits gedruckt und verschickt. Wenn es nun aber schon
zu sexuellen Kontakten gekommen ist?
Heiratet das Mädchen einen anderen Mann, wird dieser damit fertig werden müssen. Man muss sich einmal
vorstellen, was in dem Mann vorgeht, der immer daran
denken muss (trotz Vergebung), dass seine Frau innerlich an ihren früheren Verlobten gebunden ist.
Fairerweise muss hier deutlich gesagt werden, dass es
auch einem Mädchen kaum zuzumuten ist, einen Mann
zu heiraten, der schon mit anderen Mädchen geschlafen
hat. Wie wenig hier mit gleichem Maß gemessen wird,
zeigt die Erfahrung, wonach mancher Playboy von seiner Braut erwartet, dass sie »unberührt« ist.
5. Die »Katze im Sack kaufen«?
Oft wird in einer Diskussion das Argument gebracht:
Man kann doch nicht »die Katze im Sack kaufen«!
Nun, ein Mädchen wird nicht zum Kauf in einem Sack
angeboten, und der junge Mann hat unter normalen
Umständen vor der Heirat genügend Zeit, das Mädchen
gründlich kennen zu lernen, das er liebt.
35
Mit dieser Redensart will man aber sagen: Es könnte
durchaus sein, dass die beiden Partner in der Ehe sexuell nicht zueinander passen. Oder noch deutlicher: Es
könnte sein, dass die Geschlechtsorgane der beiden nicht
zueinander passen.
Wer eine solche Erwägung ernsthaft ins Feld führt,
zeigt deutlich, wie wenig sachliche Kenntnis er hat. Man
muss ihm geradezu unterstellen, er wolle mit einem solchen Argument seine charakterliche Oberflächlichkeit
verdecken. Ein Mädchen ist weder eine Handelsware
noch eine Maschine, die man versuchsweise ausprobiert,
um sie dann entweder »käuflich zu erwerben« oder
»gebraucht« stehen zu lassen.
Ob Mann und Frau »zusammenpassen«, ist zunächst
keine Frage der Anatomie, sondern eine Frage, wie sich
Geist und Seele der beiden verstehen. Sollte bei einem
der beiden Partner allerdings sexuelle Impotenz vorliegen, muss man sich das in Ehrlichkeit sagen – und zwar
schon vor einer eventuellen Verlobung. Der Mann weiß
das von sich auch ohne Geschlechtsverkehr. Die Ursachen liegen fast ausschließlich im psychischen Bereich.
Eine Heilung müsste also auch im psychischen Bereich
ansetzen. Geschlechtliche Erfahrungen sind dabei keine
Hilfe, sondern eher Ursache des Versagens.
6. Vorsprung durch Erfahrung
Die Berechtigung zu vorehelichen sexuellen Erfahrungen
suchen manche darin, dass Frauen, die vor der Ehe
sexuelle Erfahrungen gesammelt haben, in der Ehe schneller zu sexueller Befriedigung kommen. Bei Umfragen
hat sich jedoch herausgestellt, dass Frauen, die erst in
der Ehe Geschlechtsverkehr hatten, genauso viel oder
genauso wenig Zeit brauchten, um zu einer sexuellen
Erfüllung zu kommen.
36
Wie schon erwähnt, ist für die Frau (aber auch für den
Mann) die Geborgenheit in der Ehe von großer Wichtigkeit, um sich sexuell befriedigend entfalten zu können.
Es geht ja um mehr, als nur um etwas Liebestechnik, die
man eventuell einüben könnte. Es ist erst recht keine
gefühllose Angelegenheit, wenn Sexualität aus echter,
schenkender Liebe heraus praktiziert werden soll. Das
Sexualleben in der Ehe ist vielmehr eine Erfahrung,
durch die beide Partner in der Tiefe ihres Personseins
beteiligt sind. Positiv dann, wenn die äußeren und inneren Voraussetzungen dafür geschaffen sind – und diese
sind letztlich nur in der Ehe gegeben. Negativ werden
sich sexuelle Begegnungen da auswirken, wo mit der
äußeren Ordnung der Eheschließung die innere Voraussetzung für ein ruhiges Gewissen und schenkende Liebe
nicht vorhanden sind. Deshalb sind sexuelle Erfahrungen vor der Ehe keine Hilfe und auch kein »Vorsprung«,
sondern ein Schritt zurück. Man erreicht das Gegenteil
von dem, was man eigentlich wollte.
7. Warten als Einübung
Wer vor der Ehe das Warten nicht gelernt hat, wird es
schwerlich in der Ehe können. Denn in der Ehe kann es
z.B. durch Krankheit oder durch die Geburt eines Kindes
sehr wohl längere Wartezeiten geben.
Wenn ein Mädchen vor der Ehe ihren Freund oder
Verlobten nicht zum Warten bewegen konnte, weil er
ihr beteuerte, dass »die Männer das haben müssen«,
dann wird sie zu befürchten haben, dass ihr Mann in
der Ehe nicht treu ist, wenn sie längere Zeit nicht zur
Geschlechtsgemeinschaft fähig ist. – Oder sie wird einen
sehr unzufriedenen Mann ertragen müssen.
Wer vor der Ehe das Warten nicht gelernt hat, weil er
dazu nicht bereit war, der zeigt nur, dass er für eine Ehe
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nicht reif ist. Er erweckt den Anschein, seinen Egoismus
ausleben zu wollen.
8. Warum nicht heiraten?
Es ist sicher nicht einfach, lange Zeit in einem liebenden
Verhältnis zu einem Menschen zu stehen, ohne die
sexuelle Seite in das Verhältnis einzubringen. Wenn junge
Leute schon lange miteinander gehen, sollten sie sich
fragen, ob es nicht besser wäre zu heiraten. Es ist besser,
eine Ehe schlicht und ohne viel Wohnungskomfort zu
beginnen, als ständig unter sexuellen Spannungen zu
leiden. Voraussetzung sollte allerdings sein, dass sie
finanziell auf eigenen Füßen stehen können.
Ein anderer Aspekt, der nicht so schnell vom Tisch
gewischt werden sollte, wäre die Überlegung, ein Verhältnis sehr zurückhaltend zu pflegen, wenn aus irgendwelchen Gründen noch nicht geheiratet werden kann.
Ein intensives Liebesverhältnis drängt nach Heirat und
voller Gemeinsamkeit.
9. Ist Petting eine Lösung?
Manche Paare, die mit dem Geschlechtsverkehr bis
zur Ehe warten wollen, versuchen ihre sexuellen Spannungen durch Petting (»alles ist erlaubt außer dem
Geschlechtsverkehr«) zu lösen. Aber hinterher sagten
einige, dass Petting ihre Liebe nicht gefördert habe. Sie
versuchten damit aufzuhören. Ein junger Mann sagte:
»Ich habe unser Verhältnis durch meinen Egoismus
kaputt gemacht.« Er bezog das auf seine Erfahrungen
mit dem Petting. Ein anderer meinte: »Es ist sehr schwer,
vom Petting zu lassen, wenn man erst einmal damit
begonnen hat.«
Es ist überhaupt die Frage, warum man den »sexuellen Motor« erst auf Hochtouren bringen sollte, um ihn
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dann gewaltsam wieder abbremsen zu müssen. Viele
junge Leute fragen, wie weit sie vor der Ehe in sexueller
Hinsicht überhaupt gehen können. – Das ist eine Frage,
die nicht in allen Einzelheiten beantwortet werden kann.
Das Gewissen ist bei jedem anders geprägt. Deshalb sieht
jeder die Grenze woanders. Wohl gemerkt, es geht hier
nicht um die Frage, ob der Geschlechtsverkehr vor der
Ehe erlaubt ist. Dazu sagt das Wort Gottes ein deutliches
Nein. Aber die Grenze davor ist fließend.
Hier ein Rat: Zieht euch nicht voreinander aus! Die
Nacktheit gehört ausschließlich in den Intimbereich der
Ehe. Wer sich voreinander auszieht, könnte sehr schnell
zu Fall kommen, auch wenn er es nicht will. Überschätzt
eure Kräfte nicht!
Prof. Hanselmann schreibt in seinem »Buch für Verlobte« einige Sätze über Zärtlichkeiten vor der Ehe, die des
Nachdenkens wert sind: »Je weniger sich Verlobte körperlich betasten, umso tiefer berühren sich ihre Seelen.
Die Hände bedürfen des Zügels des guten Willens. Die
Hand des einen sei die Fessel für die Hand des anderen.
Die ungefesselte Hand ist eine gefährliche Hand. Sie
beginnt zu schweifen, und sie ist es, die aus Liebe so viel
zu Leide tut. Aber was ist das für eine Liebe? Sie täuscht,
denn sie geht zum Anderen mit einer schenkenden
Gebärde und will doch vor allem für sich nehmen. Diese
Liebe ist hauptsächlich egoistisch.«
Ein Eheberater sagte: »Das verlobte (auch das nichtverlobte [W.K.]) Mädchen hat ihrem drängenden Geliebten den schuldigen Grenzwächterdienst zu tun.«
Außerdem liegen Erfahrungen vor, dass es durch
Petting zu ungewollten Schwangerschaften kam, denn
durch die sexuelle Spielerei kann der Same unbemerkt
übertragen werden. Auch aus diesem Grund ist Petting
keine Möglichkeit, um sexuelle Spannungen zu lösen.
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10. Das Intime kommt zuletzt
Warum gehört die Geschlechtsgemeinschaft in die Ehe?
Hier noch ein Hinweis und eine Begründung: Die
eheliche Gemeinschaft zwischen zwei Menschen ist so
intim, dass die Bibel vom Zusammenschmelzen zweier
Personen zu einer Einheit spricht.
Damit kann der Intimbereich nur der letzte Schritt
einer menschlichen Begegnung sein. Alle anderen
Dinge, die weniger intim sind, wie Besitz-, Wirtschaftsund Wohnungsfragen müssen geklärt sein, bevor intime
Beziehungen aufgenommen werden können. Es gibt
leider viele junge Leute, die umgekehrt beginnen. Sie
beginnen mit dem Intimbereich und fragen sich erst
anschließend, ob es die äußeren Umstände auch ermöglichen, ein gemeinsames Leben zu führen.
Zusammenfassung
Der beste Weg ist es, sich nach dem Willen Gottes zu
richten. Er will eine beglückende Liebesgemeinschaft
in der Ehe schenken. Nur auf eine totale Gemeinschaft
in der Ehe hat er seinen Segen gelegt. Wer das Intime
schon vor der Ehe praktizieren will, verstößt gegen die
Schöpfungsordnung Gottes; er wird schuldig vor Gott.
Wir sollten unser Leben nach Gottes Willen ausrichten.
Das zu tun, bedeutet Leben.
40
Und wenn man schon zu weit
gegangen ist?
Es mag sein, dass mancher, der dieses Buch liest, schon
vorehelichen Geschlechtsverkehr gehabt hat. Vielleicht
wird er beim Lesen unruhig geworden sein, weil er
merkte, dass er vor Gott und Menschen schuldig geworden ist. Ihm sollen folgende Sätze eine Hilfe sein:
1. Was geschehen ist, kann gerade auf dem Gebiet
der Sexualität nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Einmal ist vor Gott nicht keinmal, auch bei dir und dem
Mädchen nicht. Du hast wissentlich oder unwissentlich
die Schöpfungsordnung Gottes übertreten, die Gott
helfend für unser Leben gegeben hat. Das ist Schuld vor
Gott. Versuche nicht, sie zu bagatellisieren oder gar zu
ignorieren, sondern stelle dich deiner Schuld.
2. Bringe die Schuld vor Gott und Menschen ins Reine,
indem du sie zu Jesus bringst und ihn um Vergebung
bittest. Mit der Vergebung der Schuld wird die Partnerin allerdings nicht wieder zum unberührten Mädchen.
Doch diese Tatsache schmälert nicht den vollen Umfang
der Vergebung.
3. In Johannes 8 zeigt Jesus deutlich, dass er Ehebruch
und Hurerei nicht akzeptiert. Dennoch verdammt er
keinen Menschen, der mit seiner Schuld zu ihm kommt.
Er sagt ihm jedoch, wie auch hier dieser Frau: »Gehe
hin und sündige hinfort nicht mehr!« Die Vergebung,
die Jesus gibt, ist für Menschen da, die bereit sind, ihre
Sünde zu lassen. Gottes Wort sagt denn auch: »Wer seine
Sünde [...] bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit
erlangen.« (Sprüche 28,13)
4. Wenn dein Leben Jesus noch nicht gehört, dann liefere es ihm aus. Er gibt dir Kraft zu einem neuen Leben.
41
Das haben viele Menschen erfahren, und sie bekennen
es froh.
5. Wenn du jung bist, dann halte dich zu jungen Leuten (es können auch ältere sein), die bereit sind, ihren
Weg klar mit Jesus zu gehen.
6. Wenn du sexuell aufreizende Literatur zu Hause
hast, die deine Phantasie anregt: Wirf sie ins Feuer! Du
kannst von Jesus keine Hilfe erwarten, wenn du selbst
keine Konsequenzen ziehen willst.
7. Entschließe dich, wirklich konsequent den Willen
Gottes zu tun. Es nützt nichts, den Willen Gottes nur
vordergründig zu bejahen und es dann doch einmal
»drauf ankommen zu lassen«. Diese Halbheit führt zur
Niederlage.
8. Wenn du nicht allein zurechtkommst, dann gehe
zu einem Menschen, zu dem du Vertrauen hast. Führe
mit ihm ein offenes Gespräch. Es könnte dir dadurch
entscheidend geholfen werden.
9. Rechne mit der Gegenwart Jesu. Er ist der Sieger
und will auch dir den Sieg geben. Konzentriere dich
nicht auf die Anfechtung. Wende dich von ihr ab und
danke für den Sieg, den Jesus dir gibt.
42
Verantwortung und lohnendes
Leben
Das Nachdenken über unser Thema soll nicht ohne die
Hinweise abgeschlossen werden, die jeder bedenken
sollte, der sich in Ehrlichkeit und sachlicher Offenheit
mit dieser Thematik in seinem Leben auseinander setzt:
Als Geschöpfe Gottes sind wir gerufen, das Leben in
Gottes Gegenwart zu bewältigen. Deshalb müssen wir
unser Leben einmal vor ihm verantworten. Auch im
Blick auf unsere Sexualität werden wir vor Gott Rede
und Antwort zu stehen haben.
Verantwortung vor Gott zu haben, bedeutet aber
auch, dass wir für den Menschen Mitverantwortung
tragen, der in unseren engeren Lebensbereich kommt.
Dazu gehören selbstverständlich die Freundin oder der
Freund.
Gott wird uns einmal fragen, ob wir durch unser sexuelles Verhalten die Persönlichkeit des Anderen zerstört
oder aber helfend auf den Partner eingewirkt haben.
Wir werden gefragt, ob wir den guten Absichten Gottes mit dem Menschen (nämlich ihn zu retten und zur
Entfaltung seiner Person zu führen) unterstützend oder
zerstörerisch gegenüberstanden.
Einen Menschen vom Willen Gottes abzubringen, ist
Aufruhr gegen Gott! Konkret: Einen anderen Menschen
zu vorehelichem Geschlechtsverkehr zu überreden, ist
Terror gegen Gottes Ordnung!
Mache dir klar, dass Gott ein lohnendes Leben für dich
bereithält. Dieses Leben ist zwar nicht immer leicht, aber
sehr befriedigend.
Zu diesem Leben möchte ich dir Mut machen. Denke
daran, dass der Geist Gottes, der dir in der Stunde der
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Wiedergeburt gegeben wurde (sofern du ein Eigentum
Jesu bist), dir die Kraft gibt, nach dem Willen Gottes zu
leben.
Es gibt genug Menschen, die sich und andere durch
ihren Egoismus kaputtmachen. Zeige ihnen, dass ein
Christ zur Förderung des Nächsten lebt. Sie sehnen sich
nach diesem Vorbild.
44
Partnerwahl aus biblischer Sicht
Peter Rempel
Ob die Ehe glücklich wird, hängt zum großen Teil davon
ab, wie die Wahl getroffen wird. Das Buch richtet sich
besonders an diejenigen, die vor dieser Frage stehen.
Aber auch an Eltern und alle, die mit Jugendlichen zu
tun haben.
Tb., 80 Seiten
Best.-Nr.: 30805
Paul E. Billheimer
Vollmacht - Kraft - Autorität
Vom Segen des Kreuzes
Paul E. Billheimer
Das Kreuz muss zum Mittelpunkt im Leben der
Gläubigen werden. Paulus schreibt im Römerbrief, unser
alter Mensch sei mit Christus gekreuzigt. Aber die
Kreuzigung des alten Menschen ist kein einmaliges
Geschehen. Wir müssen am Kreuz bleiben, denn nur
von dort aus haben wir Sieg und können den Satan in
die Schranken weisen.
Ein äußerst hilfreiches Buch!
Tb., 96 Seiten
Best.-Nr.: 30848
So ist Jesus
Werner de Boor
Wir erblicken hier den selbstlosen „Menschensohn“ – den
Herrn Jesus, der auf dieser Erde ganz für Gott lebte. Bei
diesem Anblick wird unser eigenes Ich entblößt und
erschüttert; wir bekommen eine neue Ausrichtung für
unser Leben.
Tb., 128 Seiten
Best.-Nr.: 30847