Verwandten-Treffen 1954 - Ladenburger

VON DER VERWANDTEN-TAGUNG
AUF DEM SCHÖNENBERG UND IN ELLWANGEN
am 30. August 1954
Der 30. August 1954, der uns auf dem Schönenberg und in Ellwangen in so großer Zahl
zusammenführte, ist für unseren Verwandtenkreis zu einem Markstein geworden. Es war
ein Tag voll festlicher Stimmung, voll wahrer und aufrichtiger Freude, ein Tag der ersten
persönlichen Begegnung. Da gab es ein frohes Grüßen, ein neugieriges Fragen nach
Namen und Heimat, ein warmes Händedrücken. Viele sahen sich zum ersten Mal und
kannten sich noch nicht.
Sie kamen aus der ganzen Gegend von Ellwangen und Aalen, vom Jagsttal, vom Kochertal, vom Remstal, vom Lande und von der Stadt, von Bayern (Ingolstadt-MünchenAugsburg-Dinkelsbühl), vom Ober- und Unterland, vom Ries und vom Härtsfeld, von der
Donau vom Neckar, vom Schwarzwald, von Stuttgart, vom Rhein, von Düsseldorf eilten
Verwandt herbei, ja eine Familie kam eigens zu diesem Feste von Amerika, von St. Louis
zu uns herüber.
Zu einer weihevollen Stunde riefen die Glocken um 9.00 Uhr uns alle in das lichtfrohe Heiligtum auf dem Schönenberg zum feierlichen Gottesdienst. Nach einer guten Schätzung
mögen 600 sich hier zusammengefunden haben. Unter dem Klang der vollen Orgel, gemeistert von einem jungen Verwandten, begleiteten 16 Ministranten im Alter von 10-20
Jahren die drei Priester an den geschmückten Altar zum feierlichen Gottesdienst. Die
Predigt nach dem Evangelium wurde von der großen Schar mit bereitem Herzen und voll
Liebe aufgenommen. (Die Predigt wurde dann später auf besonderen Wunsch im Druck
an alle Verwandten geschickt). Sehr viele fanden sich bei der heiligen Kommunion ein.
Besonders erhebend war es und allen ging es zu Herzen, als am Schluss des Gottesdienstes das Gnadenbild, begleitet von den 16 Ministranten, mit Kerzen in der Hand, in
unsere Mitte herein getragen wurde, wo wir der lieben Muttergottes betend und singend
unsere Verehrung und liebende Huldigung darbrachten.
Gegen 10.30 Uhr verließen wir gehobenen Herzens den Schönenberg. Nach 11 Uhr versammelten wir uns in Ellwangen im „Weißen Ochsen" zum gemeinsamen Mittagsmahl, an
dem aber viele nicht mehr teilnehmen konnten. Der erste schöne Sonnentag nach vielen
Regentagen rief viele zur Erntearbeit nach Hause. Aber immerhin fanden sich noch über
300 liebe Verwandte zusammen. Besonders die frohe Jugend war stark vertreten und sie
war ganz dabei.
In erster Linie galt es nun, all die vielen Erschienenen in herzlicher Begrüßung zu einer
innerlich verbundenen Familie zusammenzuschließen: alle wurden persönlich aufgerufen.
Als besondere Ehre mussten wir es bewerten, dass Herr Bürgermeister Rothmeier im
Namen der guten Stadt Ellwangen uns alle herzlich begrüßte und seine freudige Teilnahme an dieser unserer Zusammenkunft ausdrückte.
aus dem Sippenbuch 1590-1955 von Pater Maurus Ladenburger
Seite 1
Grußworte aus der Stadt Ladenburg
Stadtverwaltung Ladenburg a. N.
Ladenburg, den 30. August 1954
An die Teilnehmer des Familientags der Familie Ladenburger in Ellwangen
Liebe Angehörige der Familien Ladenburger!
Als Bürgermeister der Heimatstadt Ihrer Vorväter entbiete ich Ihnen zu Ihrem Familientag
die herzlichsten Grüße der Stadt Ladenburg und ihrer Bevölkerung.
Sie alle tragen den Namen unserer alten Stadt, und Sie haben ihm jederzeit Ehre gemacht.
Wir sind stolz darauf, dass ein so lebenskräftiges und lebenstüchtiges Geschlecht ihren Ursprung in unserer Stadt hat, und es freut mich, dass Sie durch einige Ihrer Glieder die anlässlich des 1850jährigen Stadtjubiläums neu geknüpften Bande mit der Urheimat Ladenburg
pflegen und freundschaftliche Beziehungen mit dem Heimatbund Ladenburg verbinden.
Möge Gottes Segen auch weiterhin über Ihnen allen und Ihren Familien walten. Ihrem Familientag wünsche ich einen schönen Verlauf und grüße Sie alle herzlichst
Ihr (gez.) Dr. Hohn, Bürgermeister.
Ganz besonders aber muss der ehrenvolle Gruß der Stadt Ladenburg hervorgehoben werden, den Herr Chefredakteur Cornel Serr zusammen mit Herrn Regierungsrat Dr. Arnold
persönlich überbrachte, die eigens als Abordnung der Stadt Ladenburg zur Teilnahme
nach Ellwangen reisten. Diese beiden Herren bilden den Vorstand des Heimatbundes in Ladenburg. Sehr warme und herzliche Worte fand Herr Serr in dieser Stunde unter uns und zu
uns. Er schlug kurz die Geschichtsblätter aus der Vergangenheit der Stadt Ladenburg auf und
nannte diese Stadt unsere Urheimat. Als Kurfürst Friedrich III. in der Kurpfalz ein strenges
kalvinisches Regiment einführte — so erzählte er —, unter dem Katholiken und Lutheraner
in gleichem Maße schwer zu leiden hatten, verließen zwei Brüder ihre Heimatstadt Ladenburg und wanderten in den Virngrund, wo sie sich niederließen und ihrem Glauben treu
bleiben konnten. Das müsse in der Zeit um 1570-80 gewesen sein. Welchen Namen sie in
Ladenburg getragen hatten, ist nicht mehr festzustellen; in der neuen Heimat aber wurden
sie einfach nach ihrem Herkunftsort die „Ladenburger" genannt und unter diesem neuen
Geschlechtsnamen in die amtlichen Bücher eingetragen. Und so finden wir sie unter diesem
Namen in den Zins- und Gültbüchern des Fürstl. Wallerstein'schen Archivs auf einem Hofgut
in Wöhrsberg aufgeführt: Melchior Ladenburger, geb. um 1550, gest. 1612.
Herr Serr übergab uns dann im Auftrag des Stadtrates von Ladenburg einen OriginalMerianstich der Stadt Ladenburg, der ungefähr aus der Zeit um 1570 stammt und schenkte
mir persönlich ein Lichtbild einer gotischen Muttergottesstatue aus dem Jahr 1500, über die
ich ausführlich in meiner Predigt, die allen zugeschickt wurde, berichtete.
Zu unserer ganz großen Freude durften wir jetzt alle den Glocken Ladenburgs lauschen, die
auf einer Schallplatte aufgenommen worden waren; es sind zum Teil noch die gleichen Glocken, welche unsere Vorväter vor fast 400 Jahren schon gehört haben.
aus dem Sippenbuch 1590-1955 von Pater Maurus Ladenburger
Seite 2
Schreiben des Landrates Dr. Huber
Und zur großen Freude aller Anwesenden lief am Schluss noch ein Schreiben von Herrn
Landrat Dr. Huber von Aalen ein, das mit tiefer Dankbarkeit entgegengenommen wurde.
Er schrieb uns:
„Gerne hätte ich meiner Verbundenheit mit Ihnen, Hochw. Herr Pater, und den anderen Angehörigen der großen Familie Ladenburger durch meine Teilnahme am Gottesdienst und der
Familienzusammenkunft Ausdruck gegeben. Aber ich muss Sie leider bitten, mich für entschuldigt zu halten, da ich mich z. Zt. zu einer Erholungskur in Wörishofen aufhalte."
Dann schreibt er:
„So sei es mir gestattet, der versammelten Familie Ladenburger auf diesem Wege und durch
Ihre gütige Vermittlung herzliche Grüße zu entbieten. Das morgige Treffen auf dem Schönenberg rechtfertigt sich nicht nur durch die zahlenmäßige Größe der Verwandtschaft, sondern vielmehr dadurch, dass mit dem Namen Ladenburger eine große und verehrungswürdige Tradition eines in Heimat und Kirche tief verwurzelten Geschlechts verbunden ist. Deshalb dürfte auch die morgige Wallfahrt eine der denkwürdigsten des großen Wallfahrtsjahres des Schönenbergs sein, und eine der erhebendsten.
Möge der Familientag dazu beitragen, dass die bei Ihnen vorhandene beispielhafte familiäre
Verbundenheit auch für die Zukunft eine Quelle reichen Segens bleibe.
Vivat, floreat, crescat — gens Ladenburgensis.
In aufrichtiger Verbundenheit
Ihr sehr ergebener Dr. Huber
aus dem Sippenbuch 1590-1955 von Pater Maurus Ladenburger
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