THAL/GÄU 25 OLTNER TAGBLATT MITTWOCH, 6. JANUAR 2016 «Mobbing hört nicht nach der Schule auf» Kreisschule Gäu Schuldirektor Christoph Kohler äussert sich nach dem Enthauptungsvideo zum Schulklima Massnahmen wurden in die Wege geleitet. VON ERWIN VON ARB Die Kreisschule Gäu geriet Ende 2015 in die Schlagzeilen, weil Schüler mittels Handy ein Video im Umlauf brachten, das die Enthauptung eines Menschen durch IS-Henker vor laufender Kamera zeigt. Der Fall flog auf, weil dieses Video von einem anderen Schüler benutzt wurde, um einem Mitschüler damit zu drohen. Die vier bis fünf involvierten Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren müssen sich dafür vor dem Jugendanwalt verantworten (wie berichteten). Diese Zeitung fragte Schuldirektor Christoph Kohler, wie sich dieses Vorkommnis auf das Klima in der Schule ausgewirkt hat und ob Mobbing an der Kreisschule Gäu ein Thema ist. Welches sind die Ursachen von Mobbing und welche Schüler werden gemobbt? Jede Schülerin, jeder Schüler kann von Mobbing betroffen sein. Eine wichtige Rolle spielen gruppendynamische Aspekte: Eine neu zusammengewürfelte Klasse, der oder die «Neue» in einer Klasse, aber auch persönliche Aspekte wie Eifersucht, Konkurrenzdruck oder andere Gründe bilden ein mögliches Motiv. Generell ist Mobbing ein Symptom für gestörte Kommunikation: Die Opfer werden isoliert, die Täter bekommen keine Rückmeldung über die Auswirkungen ihrer Schikane, und die passiven «Zuschauer» sind ratlos, haben Angst oder verhalten sich auch in gewisser Weise voyeuristisch. Herr Kohler: Hatte das erwähnte Gewaltvideo Auswirkungen auf den Schulbetrieb? Christoph Kohler: Nein. Es handelt sich hierbei um einen Einzelfall. Die meisten Kinder verhalten sich ja äusserst korrekt und halten sich an die Regeln. «Wir schauen nicht weg und nehmen jeden Vorfall ernst.» Christoph Kohler Direktor Kreisschule Gäu schauen nicht weg und nehmen jeden Vorfall ernst. In diesen Bereichen gilt an der Kreisschule Gäu die Null-Toleranz-Grenze. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Welche Konsequenzen hat der Vorfall für den Schulalltag? Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, welches alle Schulen und somit die gesamte Gesellschaft betrifft. Der beste Schutz gegen die Verbreitung von unerträglichen Gewaltdarstellungen, Pornografie und Mobbing mittels Smartphone ist ein positives Schulklima. Daran arbeiten wir täglich von neuem. Wo sich Kinder und Lehrpersonen mit Vertrauen begegnen, ist das Risiko von Cyberdarstellung und Cybermobbing gering. Dadurch, dass der Vorfall an unserer Schule publik wurde, bestätigt uns, dass die Strategie einer offenen und wertschätzenden Haltung gegenüber den Kindern der richtige Weg ist. Wir setzen an der Kreisschule Gäu weiterhin auf eine umfassende Prävention und hoffen darauf, dass sich alle Kinder und Jugendlichen, die Kenntnis über solche Vorfälle haben, sich umgehend an eine Vertrauensperson wenden. Wir Schuldirektor Christoph Kohler bereitet die starke Zunahme vom Mobbing unter Jugendlichen Sorgen. Gibt es für Schüler Vorschriften zur Handhabung der Handys? Wie an den meisten Schulen wird die Handhabung der Handys innerhalb der Schulhausordnung geregelt. An der Kreisschule Gäu ist die Nutzung der Handys während des Unterrichts und der Pausen grundsätzlich nicht erlaubt. Die Kinder können die Geräte im persönlichen Spint deponieren. BRUNO KISSLING Sind Drohungen und Mobbing an der Schule ein Thema? Nein, Drohungen und Mobbing sind an der Kreisschule kein Thema. Eine aktuell durchgeführte Befragung bei 421 Schülerinnen und Schülern hat ergeben, dass sich lediglich zwei Kinder gemobbt fühlen (siehe auch Artikel oben). Diese sind der Schulsozialarbeiterin bekannt. Entsprechende ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Gab es Sanktionen für die darin verwickelten Schüler? Vorerst warten wir die Ergebnisse des laufenden Verfahrens ab. Der Austausch von Videos mit gewalttätigem Inhalt innerhalb der Schülerschaft wird an der Kreisschule Gäu nicht toleriert. Weitere schulinterne Sanktionen sind nicht auszuschliessen. UMFRAGE Acht Schüler beim Mobbing beobachtet A n der Kreisschule Gäu wurde im Dezember 2015 von der schulinternen Schulsozialarbeiterin eine Umfrage zum Thema «Mobbing» durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass von den insgesamt 421 befragten Schülerinnen und Schülern nur gerade zwei Kinder von den Mitschülern vermehrt gemobbt wurden. Erwähnt wurden bei der Umfrage acht Schülerinnen und Schüler, die von Mitschülern beim Mobben anderer Schüler beobachtet wurden. Zwei Kinder fühlen sich der Umfrage zufolge nicht wohl in der Klasse. In Prozenten ausgedrückt ergibt sich folgendes Bild: Auf die Frage, «wie wohl ist es mir in der Klasse?», antworteten 64 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit «super», 33 Prozent mit «gut» und 3 Prozent mit «geht so». Ähnlich sieht es bei der Bewertung der Schule insgesamt aus. 52 Prozent der befragten Kinder fühlen sich «super» an der Schule, 44 Prozent «gut» und 3 Prozent votierten mit «geht so». Noch «gar nie» gemobbt wurden von den 421 befragten Kindern 68 Prozent, 28 Prozent wurden «nie», 2 Prozent «manchmal» und 1 Prozent «oft» gemobbt. 39 Prozent der befragten Kinder stellten «gar nie» Mobbing oder Gewalt bei Mitschülern fest, 37 Prozent «nie», 12 Prozent «manchmal» und ebenfalls 12 Prozent «oft». Beim zuletzt genannten Prozentsatz handelt es sich allerdings um Mehrfachnennungen, wie die Kreisschule dazu bemerkt. Effektiv sind davon wie erwähnt acht Schülerinnen und Schüler betroffen. Die Schulsozialarbeiterin tritt mit diesen Schülern und den Klassenlehrern in Kontakt, um das Problem anzugehen. Dasselbe gilt auch für die zwei von Mobbing betroffenen Schüler. (EVA) Der Brandschutz war bei der Schreinerei Rütti nicht mehr aktuell Die Wirtschaftlichkeit von Brandschutzauflagen müsse immer auch abgewogen werden. Fluri fügt aber hinzu, dass die Wohnbauten und ihre Bewohner auf dem Areal vor grösserem Schaden bewahrt werden konnten, weil die ehemalige Schreinerei in genügendem Brandschutzabstand gebaut wurde. Balsthal Die Schreinerei Rütti in Balsthal war in Sachen Brandschutz nicht mehr auf dem neuesten Stand. Trotzdem musste das Gebäude nicht den heute geltenden Brandvorschriften angepasst werden. Warum? Das zahlt die Versicherung VON FABIAN MUSTER Die Bauten der ehemaligen Schreinerei Rütti waren zum Teil über 100 Jahre alt und das Areal historisch gewachsen. «Die Brandschutzbehörde fordert Anpassungen an die laufend aktualisierten Brandschutzvorschriften, wenn wesentliche bauliche und/oder betriebliche Veränderungen vorgenommen werden; oder wenn die Gefahr für Personen gross ist», heisst es vonseiten der Solothurnischen Gebäudeversicherung. Dies war auf dem Rütti-Areal nicht der Fall. «Im Gegenteil, die Zahl der Personen, die auf dem Areal arbeite- Wie erfährt die Schulleitung von Mobbing und was wird dagegen unternommen? Wie bereits erwähnt, sind ein gutes und auf Vertrauen aufbauendes Unterrichtsklima sowie Präventionsprogramme wichtige Mosaiksteine für einen positiven Umgang mit den neuen Medien. Es ist in jedem Fall überaus wichtig, sich jemandem anzuvertrauen. Am besten eignen sich die Eltern, die Klassenlehrperson oder die Fachperson der Schulsozialarbeit. Es ist wichtig, als Mobbing-Opfer nicht alleine dazustehen. Deshalb ist es dringend notwendig, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Wir nehmen die Thematik des Mobbings an der Kreisschule Gäu ernst. Oftmals ist den Jugendlichen, welche einen Mitschüler mobben nicht bewusst, was sie dem Opfer antun. Wird die Schreinerei erneut aufgebaut, zahlt die Versicherung den Neuwert. ten, hat sich in der Vergangenheit klar reduziert», sagt Thomas Fluri, Leiter Brandschutz bei der Gebäudeversicherung. Zudem wäre der Einbau von BKO Brandwänden oder die Installation einer Sprinkleranlage nachträglich nur schwierig und mit unverhältnismässig hohem Aufwand verbunden gewesen. Grundsätzlich sind alle Gebäude im Kanton bei der Solothurnischen Gebäudeversicherung versichert. Sollte der Eigentümer Max Rütti die Gebäude auf dem Areal wieder aufbauen, dann werden die Leistungen dem Neuwert entsprechen, also wie wenn das Gebäude heute erstellt werden müsste. Geschieht dies nicht, ist nur der Zeitwert versichert, also der Preis fürs Gebäude inklusive Wertminderung durch Abnützung und Alter. Was die Versicherungsprämie anbetrifft, so ist diese von der Nutzung, also vom Risiko abhängig. Schreinereien werden mit einem Risikozuschlag belastet. Wir heute mehr gemobbt als früher? Eindeutig. Noch vor wenigen Jahren galt Mobbing unter Jugendlichen als marginales Problem. Mobbing unter Jugendlichen erachte ich als ein sehr ernst zu nehmendes gesellschaftliches Phänomen. Die deutliche Zunahme von Kinder und Jugendlichen zu Mobbing ist eine grosse Herausforderung der heutigen Gesellschaft. Nicht nur die Schulen sind gefordert. Nur durch eine kooperative Unterstützung und ein massgebliches Mittragen an Verantwortung durch das Elternhaus werden wir der extremen Hilflosigkeit und Verzweiflung der betroffenen Jugendlichen entgegnen können. Das Mobbing hört nicht nach der Schule auf. Die Geplagten sind auch zu Hause nicht davor sicher. HINWEIS BALSTHAL Feuerwehr-Veteranen springen in die Bresche Der Kluser Märet am ersten Januarwochenende war bis zu seiner Einstellung vor zwei Jahren das erste Fest im Veranstaltungskalender von Balsthal. Die Organisatoren waren in die Jahre gekommen, Publikum wurde immer rarer. Dennoch gibt es Leute, die sich nach der alten Tradition sehnen und dem Chluser Märet nachweinen. Insbesondere werden die Spezialitäten in den verschiedenen Stübli vermisst. Für all diese Personen springen die Feuerwehr-Veteranen Balsthal in die Bresche. Sie organisieren am 9. Januar – sozusagen als eine Art Ersatz – ein Fischessen» im Feuerwehrmagazin Litzi. Ab 11 Uhr können die Köstlichkeiten genossen werden. Für Unterhaltung sorgt Handörgeli-Spieler Thomas Stich. Das «Fischessen» – gemeint sind Fischknusperli - ist bis 22 Uhr möglich. (FRB)
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