Voraussichtliche Rapssaat Preisentwicklung in 2016

26. Januar 2016
ISTA Mielke GmbH, OIL WORLD, Hamburg 1
Voraussichtliche Rapssaat Preisentwicklung in 2016
Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Rapool-Fachtagungen am 25. Januar 2016 –
Kurzfassung – Thomas Mielke, CEO, ISTA Mielke GmbH, 21077 Hamburg, Langenberg
25, Tel.: 040 761050-0 im Internet: www.oilworld.de
Auch der Rapsmarkt in Deutschland ist nicht immun gegen die negativen globalen
Einflüsse. Allem voran der Einbruch der Mineralölpreise auf unter 30 US-$ pro Barrel.
Dadurch hat Biodiesel an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Ich halte es für sehr
wahrscheinlich, dass in der EU im Jan/März 2016 die Biodiesel Beimischungsmandate nicht
erfüllt werden. Wegen sinkender Biodieselproduktion kommt es zurzeit zu einem rückläufigen
Einsatz von Rapsöl als Rohstoff für Biodiesel.
Die Preise fast aller Rohstoffe sind weltweit eingebrochen. Der Preisindex aller
wichtigen landwirtschaftlichen und industriellen Rohstoffe lag Anfang Januar 2016 um 25%
unter Vorjahr und sogar um 40% unter dem Niveau
von vor 2 Jahren.
Tägliche Rapspreise in Europa
Euronext Futures (1. Position) und Marktpreise in Hamburg
Vor diesem Hintergrund ist es überraschend,
dass die Rapspreise in Hamburg Ende Dezember
2015 – in Euro – um ca. 5% über dem Vorjahr lagen.
Allerdings sind sie im Januar um etwa 1.50 Euro pro
100 Kilo zurück gegangen. Trotzdem waren die
Preise immer noch in etwa auf Vorjahreshöhe (in
Euro). Zweifellos haben die Landwirte im Euroraum
von dem schwachen Euro profitiert.
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Euronext (EUR/T)
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Es gibt eine ganze Reihe von Besonder- 240
heiten, die dem Rapspreis in Deutschland und in
Europa in den nächsten 6 Monaten – und
wahrscheinlich darüber hinaus – zugutekommen sollten.
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cif Hamburg (US-$/T)
Ja15 Feb März Apr Mai Juni Juli
Aug Sep
Okt
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Nov Dez Ja16
Tägliche Preise vom 2. Jan. 2015 bis 21. Jan. 2016
Ihnen als Landwirt möchte ich empfehlen, die im Folgenden kurz dargestellten
globalen Entwicklungen in den nächsten Wochen zu beobachten und Ihre Vermarktung
danach auszurichten. Einen Verkaufspreis von zurzeit ca. 34 Euro ab Hof halte ich für
unterbewertet, sowohl für die alterntige Ware als auch für die neue Ernte.
Im Jahr 2016 wird Rapssaat von dem relativ hohen Ölgehalt profitieren. Während es
bei Getreide und Sojabohnen (und damit bei Sojaschrot) weltweit Überschüsse gibt, zeichnet
sich bei Pflanzenölen ein Produktionsdefizit ab. Hier sind 4 wichtige Gründe:
1) In Südostasien wurden in vielen Regionen die Ölpalmen durch Trockenheit in einer
Reihe von Monaten im Jahr 2015 (El Nino) zum Teil erheblich geschädigt worden.
Dies wird erst mit einer Zeitverzögerung in kleineren Erträgen sichtbar. Ich erwarte,
dass daher die Weltpalmölproduktion im Kalenderjahr 2016 um etwa 2 Mio. T unter
dem Potenzial bleiben wird.
2) In Indonesien, Brasilien, den USA und wahrscheinlich auch in Argentinien werden die
Regierungen in diesem Jahr eine expansive Biodieselpolitik betreiben. Die
Biodieselproduktion wird zunehmen, zulasten der Exporte von Pflanzenölen. Dies
wird besonders deutlich sein im Palmölmarkt, wo wir mit einem Rückgang der
indonesischen Palmölexporte rechnen. Außerdem werden die Palmölvorräte in
Indonesien und Malaysia in diesem Jahr zurückgehen.
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3) Die Ölsaatenproduktion ist rückläufig in Indien und China und in einigen anderen
Ländern, weil viele Kleinbauern bei den reduzierten Preisen ihre Produktionskosten
nicht mehr decken können. Dies führt zu erheblich höheren Importen, insbesondere
von Pflanzenölen in Indien und von Ölsaaten in China.
4) Die Weltproduktion von Rapssaat ist in der Saison 2015/16 auf ein 3-Jahrestief von
ca. 64 Mio. T gefallen (im Vergleich zu 67,7 Mio. T vor einem und 69,9 Mio. T vor 2
Jahren). Die größten Rückgänge gab es im Sommer 2015 in der EU, China, der
Ukraine und Australien. Selbst wenn die Vorräte bis Juni 2016 abgebaut werden, ist
ein weltweiter Rückgang der Verarbeitung von Raps in der Saison 2015/16
unvermeidlich. Dadurch fällt die Produktion von Rapsöl und –schrot.
Produktionsaussichten
Für die EU erwarte ich zurzeit eine Rapsproduktion von insgesamt ca. 22,0 Mio. T im
Sommer 2016, d.h. in etwa eine Stagnation auf dem reduzierten Niveau des Vorjahres. Die
Winterrapsaussaatfläche wurde EU-weit um ca. 120-150 Tsd. Hektar reduziert. Dazu kamen
bereits einige Auswinterungen im Januar. Natürlich gibt es noch viele Unsicherheitsfaktoren,
ich rechne allerdings mit einer leichten Verbesserung der Durchschnittserträge in 2016.
Damit bleibt die EU auch weiterhin ein großer Importeur von Rapssaat in der kommenden
Saison.
Die Ernte in der Ukraine wird deutlich zurückgehen und möglicherweise nur 1,2 Mio.
T (oder weniger) betragen, das tiefste Niveau seit 9 Jahren und deutlich unter den
Vorjahresmengen. Dadurch wird das Exportangebot 2016/17 entsprechend kleiner ausfallen.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit die verbesserte Preissituation von Raps und Canola
im Vergleich zu Getreide dazu führt, dass die Landwirte in Kanada und Australien in 2016
ihre Aussaat ausdehnen. Ich rechne dort mit einer Ausdehnung der Canola Fläche.
Schlussbetrachtungen
Raps bleibt knapp, zumindest in Europa. Die Rapspreise werden relativ fester laufen
als Weizen. Es ist damit zu rechnen, dass die weltweiten Pflanzenölvorräte um ca. 2 Mio. T
in Jan/Sept 2016 abgebaut werden. Das wird zu höheren Pflanzenölpreisen führen.
Allerdings ist der Preisspielraum nach oben bei Rapssaat und –öl begrenzt, insbesondere
wegen der Überschusssituation bei Sojabohnen und Getreide. Weiterer Preisdruck bei
Sojaschrot ist nicht auszuschließen. Dadurch wird auch Rapsschrot nach unten gezogen. Es
wird nötig sein, dass Rapsöl relativ höher bewertet wird, um die Marge bei der
Ölsaatenverarbeitungsindustrie positiv zu gestalten.
Das Team von der Oil World in Hamburg wird die Märkte weiter beobachten und
regelmäßig neue Analysen erarbeiten. Gerne stellen wir jedem von Ihnen weitere
Informationen in unseren Tages und Wochenberichten zur Verfügung. Besuchen Sie uns
gern auf www.oilworld.de oder rufen Sie uns an, wenn Sie Hilfe benötigen.
Thomas Mielke
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