DAS NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG DER BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG PRAXISRELEVANTE FORSCHUNG ZUM ÜBERGANG IN AUSBILDUNG, STUDIUM UND BERUF IMPRESSUM ERGEBNISSE UND ERKENNTNISSE AUS DEM PROGRAMM NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG HERAUSGEBERIN Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Kriegsbergstraße 42 70174 Stuttgart VERANTWORTLICH Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen Dr. Andreas Weber, Baden-Württemberg Stiftung REDAKTION Ingrid Bildstein, Universität Tübingen Sarah Günster, Landesinstitut für Schulentwicklung Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen Frank Pfänder, Landesinstitut für Schulentwicklung Ulrike Vogelmann, Baden-Württemberg Stiftung Christina Warren, Universität Tübingen KONZEPTION UND GESTALTUNG srp. Werbeagentur GmbH, Freiburg www.srp.de DRUCKEREI Burger Druck, Waldkirch BILDMATERIAL Titelbild, S. 003, 014, 034, 054: shutterstock S. 008, 011, 013, 074: Baden-Württemberg Stiftung © September 2015, Stuttgart 0 0 2 . . 0 0 3 ./ Inhalt INHALT VORWORT BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG 006 EINLEITUNG 008 NACHWUCHSFÖRDERUNG012 PROJEKTBESCHREIBUNGEN 1. Ausbildungsabbrüche im Berufssegment Maler/Lackierer 016 2 .Ausmaß und Ursachen ethnischer Ungleichheit in beruflicher Bildung 018 3. Auswahlprozesse in der Lehrstellenvergabe 020 4. B erufsfeldspezifische Förderung und Berufsorientierung von Lernenden in Abgangsklassen der Werkreal- und Gemeinschaftsschule (BeFöOr) 022 5. Determinanten und Konsequenzen von Übergangsentscheidungen und Ausbildungsverläufen von Realschulabsolventen 024 6. Diagnose von und Umgang mit Schülerfehlern als Facette der professionellen Kompetenz von Lehrkräften 026 7. D ie Nutzung von Öffnungsoptionen in Bildungssystemen – ein binationaler Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland 028 8. F örderung der Lern- und Leistungsmotivation für einen erfolgreichen Übergang in die Berufsausbildung 030 9. Förderung lernschwacher Auszubildender im Berufsfeld Metalltechnik (FlAM) 032 10. Gemeinsam stark durch Sprache 036 11. I ndividuelle Bildungsverläufe im Übergangssystem: Zur Wechselwirkung von individuellen und sozialen Merkmalen und institutionellen Bedingungen (IBIS) 038 12. Kognitive Grundfähigkeit, deklaratives Wissen und leistungsrelevante Präferenzen als Determinanten der Ausbildungsfähigkeit 040 13. LiST: Life Skills als Transitionshilfe? 042 14. Machbarkeitsstudie für ein Baden-Württemberg-Panel 044 15. Mathematische Basiskompetenzen in der Berufsausbildung mit unterschiedlichem Anforderungsniveau im Vergleich zu Schülern allgemeinbildender Schulen 046 0 0 4 . 16. M otivations- und Interessenprofile der Schüler in 8. Klassen allgemeinbildender Gymnasien und beruflicher Gymnasien der sechsjährigen Aufbauform (6BG-Studie) 048 17. Pädagogisch-psychologisches Wissen von Lehrkräften im berufsbildenden Bereich 050 18. PIAAC-L – Kooperative längsschnittliche Weiterverfolgung der PIAAC-Studie in Deutschland 052 19. Qualifikationsentwicklung und Übergänge 056 20. Schulische und berufliche Bildung, Übergänge und Arbeitsmarktergebnisse 058 21. Steigerung der sozialen, personalen und methodischen Kompetenzen bei Schülern von Haupt-, Werkreal- und Sonderschulen sowie beruflichen Schulen 060 22. Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben (TREE) 062 23. Ü bergänge am Ende der Sekundarstufe I in weiterführende Schulen und die berufliche Bildung 064 24. Übertritt in das Übergangssystem oder in die duale Ausbildung 066 25. Verstehensleistungen im Kontext von Wissenserwerbsprozessen 068 26. Wirtschaftsbürgerliche Kompetenz von Jugendlichen 070 27. Z urückweisung an der 1. Schwelle – Wahrnehmung und Verarbeitung aus der Sicht von betroffenen Jugendlichen (ZadeS) 072 HINWEIS In Überschriften, Aufzählungen und bei Berufsgruppen wird aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form erwähnt. Gliederung der Projekte in alphabetischer Reihenfolge Bezeichnung von Projektarten: PROJEKT PROJEKT AUS DER NACHWUCHSFÖRDERUNG ASSOZIIERTES PROJEKT . 0 0 5 ./ Vorwort Baden-Württemberg Stiftung LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, das Netzwerk Bildungsforschung (NeBf) hat sich seit seinem Start als eine beachtliche wissenschaftlichinterdisziplinäre Struktur in Baden-Württemberg entwickelt. Es wurde von der Baden-Württemberg Stiftung im Jahr 2011 mit einem Volumen von 1,5 Mio. Euro auf den Weg gebracht. In dieser Publikation stellen sich die Projekte aus dem Netzwerk Bildungsforschung vor. Gleichzeitig werden die ersten Ergebnisse aus der Forschung exklusiv publiziert. In den derzeit 27 Forschungsprojekten bearbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, Standorte und fachlicher Zugänge Themen der Empirischen Bildungsforschung. Davon werden 15 Forscherteams an baden-württembergischen Hochschulen im Rahmen des NeBf von der Baden-Württemberg Stiftung finanziert. Darüber hinaus sind zwölf weitere Projekte mit dem Programm assoziiert, die zum Teil auch in Forschungseinrichtungen außerhalb BadenWürttembergs angesiedelt sind. Sie zeichnen sich neben einer inhaltlichen Nähe und Relevanz für das Netzwerk durch aktive Mitarbeit etwa bei den Netzwerktreffen aus. Im Netzwerk Bildungsforschung werden umfassende Expertisen zum Themenbereich „Übergänge in die berufliche Bildung und den Beruf“ gebündelt. Die Fokussierung auf dieses thematische Feld ist kein Zufall: zum einen unterstreicht dies die Bedeutung der beruflichen Bildung. Zum anderen wird damit ein Bereich der Empirischen Bildungsforschung bearbeitet, der auch bundesweit bislang noch zu wenig Beachtung findet. Ein wichtiges Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung ist es, mit dem Programm NeBf den akademischen Nachwuchs in der Empirischen Bildungsforschung zu fördern. Ziel ist es, mittel- und langfristig die Ressourcen und Kapazitäten in diesem Feld auszubauen. Dies soll wiederum zur Verbesserung des Schul- und Ausbildungssystems – insbesondere in Baden-Württemberg – beitragen. 0 0 6 . Die thematische Ausdifferenzierung der Arbeiten reicht von der Betrachtung von Übergängen nach der Sekundarstufe I über die Modellierung pädagogisch-psychologischen Wissens von Lehrkräften bis hin zur Darstellung von Auswahlprozessen bei der Lehrstellenvergabe. Die Forschungsprojekte aus dem Netzwerk Bildungsforschung gehen dabei beispielsweise Fragen zum Einfluss sozialer, schulischer und außerschulischer Kontextfaktoren auf den Bildungsverlauf nach. Sie untersuchen die Entwicklung und Relevanz spezifischer Kompetenzen für den schulischen und den Ausbildungserfolg. Andere betrachten die Wirkung pädagogischer Interventionen und Institutionen im Übergangssystem. Das Landesinstitut für Schulentwicklung ist mit der Programmträgerschaft für das Netzwerk Bildungsforschung von der Baden-Württemberg Stiftung beauftragt. Das an der Universität Tübingen angesiedelte Netzwerkbüro gestaltet den organisatorischen und wissenschaftlichen Rahmen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beider Einrichtungen danken wir für die sehr gute, zuverlässige und kontinuierliche Unterstützung bei der Umsetzung des Programms, insbesondere auch bei der sorgfältigen Vorbereitung dieser Broschüre. Christoph Dahl, Geschäftsführer Baden-Württemberg Stiftung Dr. Andreas Weber, Abteilungsleiter Bildung Baden-Württemberg Stiftung Christoph Dahl Dr. Andreas Weber Wir hoffen, dass die vorliegende Publikation zu einem Transfer der Erkenntnisse aus dem Netzwerk Bildungsforschung in die bildungspolitische Diskussion und damit zum Prozess der Verbesserung unserer Bildungslandschaft beiträgt. Wir wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. . 0 0 7 ./ Einleitung NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG Erkenntnisgewinn und Netzwerkbildung in einem bisher zu wenig erforschten Gebiet lauteten die beiden zentralen Ziele, die bei der Gründung des Netzwerks Bildungsforschung der Baden-Württemberg Stiftung vor knapp vier Jahren im Mittelpunkt standen. Die Übergänge zwischen allgemeinbildender und beruflicher Bildung waren und sind trotz ihres hohen Stellenwerts in der bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Debatte bisher nicht so gut erforscht, wie es wissenschaftlich möglich und in praktischer Perspektive wünschenswert wäre. Es fehlte an einer verlässlichen, nachhaltigen Forschungsförderung, die hohe wissenschaftliche Qualität und hohe gesellschaftliche Relevanz gleichermaßen zum Ziel hat, und ergo an verlässlichen Daten genauso wie an entsprechender Expertise. Beim Netzwerk Bildungsforschung, das den Fokus auf nutzeninspirierte Grundlagenforschung legt, ging es also von Anfang an nicht nur um die spezifische Förderung einzelner Projekte, sondern auch darum ein Netzwerk für einen wichtigen, aber bisher wenig beachteten Themenbereich zu bilden. Wir wollen Kompetenzen bündeln, die Qualität der Forschung stetig verbessern und durch gemeinsame Forschungsaktivitäten systematisch aussagekräftige Daten generieren und damit vermehrt steuerungsrelevantes Wissen – insbesondere für Baden-Württemberg – generieren. Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist eine der Kernaufgaben des Forschungsnetzwerks. Durch diese Anstrengungen soll der Empirischen Bildungsforschung in Baden-Württemberg im Bereich der Übergänge von Schule in Ausbildung und Beruf deutschlandweit innerhalb weniger Jahre eine Führungsrolle zuwachsen. Der Anfang ist nun gemacht. In den knapp vier Jahren seines Bestehens wurde ein großes, funktionierendes Netzwerk geschaffen, an dem 27 Projekte beteiligt sind. Über 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich auf mehreren Netzwerktreffen ausgetauscht; zahlreiche Kooperationen zwischen verschiedenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind entstanden. Dazu kommen Erfolge, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen – seien es Kompetenzgewinne durch den regelmäßigen Austausch, die im Netzwerk gelebte Interdisziplinarität oder die Zusammenarbeit über Projektgrenzen hinweg. Durch aufeinander abgestimmte Forschungsprojekte zu zentralen Fragestellungen und die Generierung von neuen Untersuchungsinstrumenten, wie beispielsweise Kompetenztests in der beruflichen Ausbildung, sowie durch die Nutzbarmachung vorhandener Daten hat sich die Situation im Forschungsbereich bereits deutlich verbessert. 0 0 8 . . 0 0 9 ./ Einleitung Von der Relevanz des Netzwerks für Politik und Verwaltung zeugen erste Ergebnisse der beteiligten Projekte: So zeigt etwa eine Studie an beruflichen Gymnasien (6BG), dass das Interesse von Schülerinnen und Schülern an Mathematik und Naturwissenschaften in der achten Klasse an technischen Gymnasien der sechsjährigen Aufbauform überdurchschnittlich stark zunimmt. Ein anderes Projekt konnte Belege für eine Benachteiligung von Migranten bei der Lehrstellensuche erbringen. Die Ergebnisse der Studie „TREE“ wiederum geben detailliert Aufschluss darüber, unter welchen Bedingungen der Übergang in die Ausbildungs- und Erwerbsphase gelingt. Mit diesen Befunden an der Hand geht es darum, bislang fehlende Expertise aufzubauen und in das System zurückzuspeisen – ein langfristiger Prozess, der in der Regel mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Kompetenzaufbau und Kommunikation mit der Praxis gehen im Netzwerk Hand in Hand, wovon alle Seiten profitieren. Die Unterstützung des Netzwerks Bildungsforschung durch die Baden-Württemberg Stiftung führt zu einer Professionalisierung auf breiterer Ebene und hilft den personellen Nachwuchs auszubilden, der an zentralen Stellen in der Bildungsforschung und den Kultus- und Schulverwaltungen im Land Baden-Württemberg benötigt wird. Ein stabiles Netzwerk Bildungsforschung legt damit auch den Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung im Bildungsbereich auf lange Sicht. Prof. Bernd Fitzenberger,Ph.D. 0 1 0 . Prof. Dr. Reinhold Nickolaus Prof. Dr. Beatrice Rammstedt Prof. Dr. Ulrich Trautwein (Netzwerksprecher) . 0 1 1 ./ Nachwuchsförderung FÖRDERN UND FORDERN DIE NACHWUCHSARBEIT DES NETZWERKS BILDUNGSFORSCHUNG Den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern ist eine zentrale Säule des Netzwerks Bildungsforschung der Baden-Württemberg Stiftung mit einer klaren Vision: Will man praxisrelevante und nachhaltige Bildungsforschung auf hohem Niveau betreiben, kommt es auf die exzellente Ausbildung der nächsten Forschergeneration an. Das Netzwerk will daher Heimat von Spitzen-Nachwuchs sein, der in der Wissenschaft, aber auch in Praxis und Verwaltung Führungspositionen übernehmen kann. wissenschaftlichen Diskurs werden die Nachwuchstagungen vor allem genutzt, um neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Darüber hinaus beinhalten die Tagungen Workshops, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einerseits ihre methodischen Fähigkeiten vertiefen und ausbauen, andererseits wichtige Unterstützung für die Planung ihrer eigenen wissenschaftlichen Karrieren erhalten. Die Treffen werden dabei in großem Maße vom wissenschaftlichen Nachwuchs selbst geplant. Mittlerweile gehören dem Netzwerk über 30 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus diversen Disziplinen mit unterschiedlichen fachlichen Zugängen an. Sie treiben zum einen als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Hauptprojekte an und leisten dabei hervorragende Arbeit, bei der sie mehr und mehr Verantwortung übernommen haben. Zum anderen haben sie insgesamt sechs eigene Projekte eingeworben, an denen meist mehrere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler arbeiten. Die thematische Bandbreite reicht dabei von der Ursachensuche und Verarbeitung von Ausbildungsabbrüchen über die mathematischen Basiskompetenzen von Auszubildenden bis hin zur Untersuchung von Lern- und Leistungsmotivation bei Jugendlichen an der Schwelle zur Ausbildung. Zusätzlich haben die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Möglichkeit sogenannte Lab-Visits zu beantragen. Darunter werden kürzere und längere Aufenthalte in Forschergruppen anderer Projekte verstanden, die vom Netzwerk Bildungsforschung finanziell unterstützt werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, die im Netzwerk vorhandene Interdisziplinarität zu nutzen, um die jeweils eigene Perspektive zu erweitern. Genauso wie das Übernehmen von Projektverantwortung gehören Nachwuchsworkshops und die Unterstützung von Kooperationen zwischen den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Förderangeboten des Netzwerks. Ein weiteres wesentliches Element der Nachwuchsarbeit sind regelmäßige formelle und informelle Treffen. Auf diesen Tagungen haben die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gelegenheit ihre Projekte dem Netzwerk zu präsentieren und sich auszutauschen. Neben dem 0 1 2 . Um die Empirische Bildungsforschung am Standort Baden-Württemberg auch über die Laufzeit des Netzwerks hinaus nachhaltig zu stärken, soll der Bereich der Nachwuchsförderung in Zukunft weiter ausgebaut werden. Neben der Fortführung und Ausweitung der Nachwuchstreffen sollen unter anderem durch weitere Lab-Visits der Austausch und die Kooperation zwischen den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefördert werden. Die intensive Weiterbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Themenfeld der Übergänge in die berufliche Bildung soll darüber hinaus auf lange Sicht für eine hohe Qualität in diesem Forschungssegment sorgen. . 0 1 3 0 1 4 . . 0 1 5 ./ Projekt aus der Nachwuchsförderung AUSBILDUNGSABBRÜCHE IM BERUFSSEGMENT MALER/LACKIERER WARUM BRECHEN JUGENDLICHE IHRE AUSBILDUNG AB? Daher sollen in dieser Studie folgende Fragen geklärt werden: Welche leistungsbezogenen, motivationalen und sozioökonomischen Merkmale machen Ausbildungsabbrüche im Berufsfeld Maler/Lackierer wahrscheinlich? Gibt es einen Zusammenhang von Fachleistung, Motivation, sozialem Hintergrund und Abbrüchen? Stimmen die Ursachenzuschreibungen für Abbrüche von Auszubildenden und Lehrkräften überein? METHODE Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart Didem Atik, Universität Stuttgart In den letzten Jahrzehnten hat das Thema „Ausbildungsabbrüche“ zunehmende Aufmerksamkeit erhalten. Die Zahl der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge ist deutlich gestiegen. Insbesondere in den handwerklichen Berufen sind die Vertragslösungsquoten hoch. Zu den zwanzig am stärksten besetzten dualen Ausbildungsberufen gehören die Maler/ Lackierer, die mit 37 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil an vorzeitig gelösten Ausbildungsverträgen aufweisen. In den bisherigen Studien, die sich mit dieser Problematik beschäftigten, wurden überwiegend Betroffene befragt, um die Gründe für einen drohenden oder realisierten Ausbildungsabbruch zu erfassen. Die Ergebnisse zeigen höchst unterschiedliche Ursachenzuschreibungen von Auszubildenden und Ausbildern auf. Kaum untersucht sind bisher Leistungsprobleme als Ursachen, die neben interessenbedingten Passungsproblemen vor allem in den weniger attraktiven Berufen bedeutsam sein dürften, in die vermehrt Jugendliche mit ungünstigen Leistungsvoraussetzungen einmünden. Die Studie nutzt die erhobenen Leistungs-, motivationsbezogenen und soziodemografischen Daten von 337 Malern/Lackierern, die im 1. Ausbildungsjahr erhoben wurden. Zu zwei Messzeitpunkten wurden dann im 2. Lehrjahr die Abbrecher erfasst und Daten zur Ausbildungszufriedenheit erhoben. Ergänzend wurden die Lehrkräfte um ihre Einschätzung der Abbruchsursachen gebeten. Mit den erhobenen Daten können relevante Ursachen für einen drohenden oder realisierten Ausbildungsabbruch aufzeigt werden. Die Studie begann im Herbst 2014 und endet im Winter 2015. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Bisher wurden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres befragt. Ab Ende des Schuljahres 2014/2015 können die Daten ausgewertet werden. Abbrüche je nach Schulabschluss Nach dem Ende des 1. Ausbildungsjahres lässt sich eine Abbruchquote von 38,5 Prozent feststellen. Diese Befunde bestätigen die Zahlen aus dem Berufsbildungsbericht 2013 mit einer Vertragslösungsquote für die Maler/Lackierer von 37 Prozent. „Jugendliche mit höheren Fähigkeiten laufen weniger Gefahr ihre Ausbildung vorzeitig abzubrechen als jene mit geringeren Fähigkeiten.“ Bisherige Ergebnisse zeigen auch, dass mit steigendem Schulabschluss die Abbruchquote sinkt. Jugendliche mit höheren Fähigkeiten im Eingangs- als auch im Abschlusstest sind weniger abbruchgefährdet als jene mit geringeren Fähigkeiten. Hinzu kommt, dass die Fähigkeiten mit steigendem Schulabschluss signifikant zunehmen. Weitere Ergebnisse folgen mit dem Projektabschluss Ende 2015. ZUM WEITERLESEN Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW), 108(1), 6-17. 100% 90% 74% Abbrüche in % 80% 70% 50% 59% 54% 60% 46% 41% 40% 26% 30% 20% 10% 0% kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss Schulabschluss kein Abbruch Abbruch n = 337 Abbrüche je nach Schulabschluss bei Maler/Lackierer 0 1 6 . PROJEKT AUS DER NACHWUCHSFÖRDERUNG Prof. Dr. Reinhold Nickolaus Didem Atik . 0 1 7 Anlagenmechaniker: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses ./ Assoziiertes Projekt AUSMASS UND URSACHEN ETHNISCHER UNGLEICHHEIT IN BERUFLICHER BILDUNG WELCHE ROLLE SPIELT DER REGIONALE KONTEXT? Schleswig-Holstein 10 Hessen Karin Schuller, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim Als Ursachen für das durchschnittlich schlechtere Abschneiden von Jugendlichen mit Migrationshintergrund beim Übergang in die berufliche Bildung haben sich in vorausgegangenen Studien vor allem die durchschnittlich schlechteren Schulabschlüsse, fehlende Netzwerke und mangelnde Deutschkenntnisse herauskristallisiert. Bedingt durch den Föderalismus unterscheidet sich die Schullandschaft innerhalb Deutschlands und auch das Angebot von Lehrstellen variiert beträchtlich. Bislang gibt es jedoch auch hier wenige Erkenntnisse, wie sich diese unterschiedlichen Gegebenheiten auf die Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auswirken, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. "Baden-Württemberg verfügt über ein großes Angebot an Lehrstellen und einen vergleichsweise kleinen Anteil an schulischen Ausbildungsangeboten. Ethnische Nachteile in der beruf lichen Bildung sind hier geringer als in einigen anderen Bundesländern." 0 1 8 . METHODE Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde der Mikrozensus 2008-2010 ausgewertet. Der Mikrozensus ist eine statistische Erhebung, bei der jährlich ein Prozent der deutschen Bevölkerung unter anderem zu Bildung und Erwerbsbeteiligung befragt wird. Anhand dieser Daten wurde die Beteiligung an beruflicher Bildung von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund verglichen – und zwar nach Bundesländern getrennt. Mögliche Einflüsse auf die Beteiligung an beruflicher Bildung, wie etwa Unterschiede in den erreichten Schulabschlüssen, der Alters- oder Geschlechtszusammensetzung, wurden durch statistische Methoden berücksichtigt. Das Ausmaß ethnischer Ungleichheit verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem mit dem Angebot an Lehrstellen, schulischen Ausbildungsangeboten und Programmen im Übergangssystem in den jeweiligen Bundesländern. Migrationshintergrund, die nach ihrem 15 6. Lebensjahr zugewandert sind 19 21 4 21 11 Berlin Diese Studie soll deshalb folgende Fragen beantworten: Unterscheidet sich das Ausmaß ethnischer Ungleichheit zwischen den Bundesländern in Deutschland? Wo steht Baden-Württemberg? Welche Rolle spielt das Angebot von Lehrstellen, schulischen Ausbildungsangeboten und Programmen im Übergangssystem? Personen mit 13 7 Neue Bundesländer zugewandert sind 13 5 Nordrhein-Westfalen oder bis zu ihrem 6. Lebensjahr 7 Baden-Württemberg Niedersachsen Die bisherige Forschung zeigt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund schulisch weniger erfolgreich sind als ihre einheimischen Altersgenossen. Dieser vergleichsweise niedrige Bildungserfolg setzt sich im Übergang in die berufliche Bildung fort, was bisher jedoch weit weniger erforscht ist. geboren wurden 13 Bildungsausländer: 9 Bayern die in Deutschland 11 10 Rheinland-Pfalz Personen mit Migrationshintergrund, 8 Hamburg Bildungsinländer: 17 10 0 5 23 10 15 20 25 Unterschiede in der Beteiligung an beruflicher Bildung (duales System, schulische Berufsbildung) zwischen Jugendlichen im Alter von 15-24 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund in den Bundesländern (Prozentpunkte), n = 27.206 Interpretationsbeispiel: In Berlin ist die Beteiligung an beruflicher Bildung von Bildungsausländern um 23 Prozentpunkte niedriger als die von Personen ohne Migrationshintergrund ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund – auch nach Berücksichtigung der Unterschiede in den erreichten Schulabschlüssen – in allen betrachteten Bundesländern geringer an beruflicher Bildung beteiligt sind als ihre einheimischen Altersgenossen. Dabei sind junge Erwachsene, die bis zu ihrem sechsten Lebensjahr eingewandert sind oder in Deutschland geboren wurden (Bildungsinländer), in den meisten Bundesländern besser integriert als Migrantinnen und Migranten, die nach ihrem sechsten Lebensjahr zugewandert sind (Bildungsausländer). Was das Ausmaß ethnischer Nachteile betrifft, zeigen sich teils beträchtliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Berlin, Nordrhein-Westfalen und die neuen Bundesländer gehören zu den Bundesländern mit den größten ethnischen Nachteilen für Bildungsausländer. Der Unterschied in der Beteiligung an beruflicher Bildung zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund liegt hier zwischen 21 und 23 Prozent- ASSOZIIERTES PROJEKT punkten. Diese Bundesländer haben gleichzeitig ein geringeres Angebot an Lehrstellen und ein vergleichsweise großes Angebot an schulischen Berufsbildungsprogrammen. Demgegenüber sind die ethnischen Nachteile in den Bundesländern kleiner, die über ein großes Angebot an Lehrstellen und einem vergleichsweise kleinen Anteil an schulischen Ausbildungsangeboten verfügen (Baden-Württemberg, Bayern, SchleswigHolstein, Hamburg). Ein knappes Angebot an Lehrstellen in Kombination mit einer großen Anzahl an Programmen im Übergangssystem wie in Niedersachsen scheint ethnische Nachteile ebenfalls zu vergrößern. Karin Schuller . 0 1 9 ./ Projekt AUSWAHLPROZESSE IN DER LEHRSTELLENVERGABE c) d as Selbstverständnis des Betriebs (Weltmarktorientierung vs. regionale Ausrichtung); DISKRIMINIERUNG MIGRANTISCHER JUGENDLICHER BEI DER VERGABE VON AUSBILDUNGSSTELLEN DURCH BETRIEBE d) branchen- und berufsspezifische Merkmale, insbesondere in Abhängigkeit von der Bedeutung von Kundenkontakten. Prof. Dr. habil. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg Caroline Janz, Universität Freiburg Dr. Stefan Müller, Universität Duisburg-Essen Der Fokus der Untersuchung lag auf der Analyse der betrieblichen Prozesse und Mechanismen, die bei der Vergabe von Lehrstellen zur Diskriminierung migrantischer Bewerberinnen und Bewerber führen können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessierten sich besonders für die Frage ,,wie Diskriminierung auch dann zustande kommt, wenn Betriebe nicht diskriminieren wollen und davon überzeugt sind, keine Vorurteile gegen migrantische Bewerberinnen und Bewerber zu haben.” METHODE Zentrale Grundlage der Untersuchung waren ausführliche qualitative Tiefeninterviews mit Personalverantwortlichen von Klein-, Mittel- und Großbetrieben sowie mit Expertinnen und Experten aus Innungen und Verbänden. Ergänzend wurden Expertengespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wirtschaftsverbänden, Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern sowie in der Jugendberufshilfe tätigen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern geführt. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND sich nicht angemessen durch diskriminierende Absichten erklären, sondern resultiert aus Kalkülen, die aus der Sicht der Betriebe betriebswirtschaftlich rational sind. 3. Ein entscheidendes Auswahlkriterium ist die Passung einer Bewerberin oder eines Bewerbers in den Betrieb als soziale Gemeinschaft. Dies kann zur Abschließung gegenüber Migrantinnen und Migranten führen. Für Großbetriebe wurden Konzepte zur Realisierung einer nicht-diskriminierenden Personalpolitik entwickelt. Die Anpassung dieser Konzepte auf die Gegebenheiten von Klein- und Mittelbetrieben stellt eine bisher ungelöste Herausforderung dar. "Ein entscheidendes Auswahlkriterium ist die Passung einer Bewerberin oder eines Bewerbers in den Betrieb als soziale Gemeinschaft. Dies kann zur Abschließung gegenüber Migrantinnen und Migranten führen." Scherr, A., Janz, C., & Müller, S. (2013). Diskriminierungsbereitschaft in der beruflichen Bildung. Ergebnisse und Folgerungen aus einer Betriebsbefragung. Soziale Probleme. Zeitschrift für soziale Probleme und soziale Kontrolle, 24 (2), 245-270. Scherr, A. (Hrsg.) (2015). Diskriminierung migrantischer Jugendlicher in der beruflichen Bildung. Stand der Forschung, Kontroversen, Forschungsbedarf. Weinheim: Beltz-Juventa. Scherr, A., Janz, C., & Müller, S. (2015). Diskriminierung in der beruflichen Bildung. Wie migrantische Jugendliche bei der Lehrstellenvergabe benachteiligt werden. Wiesbaden: VS Springer. KOOPERATIONEN Prof. Dr. Barbara Stauber, Universität Tübingen Prof. Dr. Christine Riegel, Pädagogische Hochschule Freiburg 4. Bei Auswahlprozessen wird die „ganze Person“ in den Blick genommen. Wer von den Normalitätsvorstellungen der Betriebe abweicht, hat schlechtere Chancen. 5. Betriebe verweisen auf die Notwendigkeit, solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen, die von der Kundschaft akzeptiert werden. Sie verfügen jedoch über kein gesichertes Wissen zu den Erwartungen ihrer Kundschaft. 6. Die Diskriminierung von kopftuchtragenden Musliminnen ist sozial weitgehend akzeptiert. Die Untersuchung kam zu folgenden Ergebnissen: ie genannten Punkte bedeuten aber keineswegs, dass D alle Betriebe in gleichem Ausmaß zu Diskriminierung tendieren. Für Unterschiede lassen sich folgende Faktoren benennen: 1. Auswahlprozesse bei der Lehrstellenvergabe erfolgen nicht konsequent leistungsgerecht. a) die Geschichte des jeweiligen Einzelbetriebs als Organisation; 2. Diskriminierung bei der betrieblichen Auswahl lässt b) der regionale Kontext des Betriebs; 0 2 0 . In der öffentlichen Kommunikation ist die Verharmlosung von betrieblicher Diskriminierung ebenso problematisch wie eine Dramatisierung: Verharmlosung führt zur Unterschätzung des gesellschaftlichen Handlungsbedarfes, Dramatisierung kann aber dazu führen, dass migrantische Bewerberinnen und Bewerber demotiviert werden. ZUM WEITERLESEN PROJEKT Prof. Dr. habil. Albert Scherr Caroline Janz Dr. Stefan Müller . 0 2 1 ./ Projekt aus der Nachwuchsförderung BERUFSFELDSPEZIFISCHE FÖRDERUNG UND BERUFSORIENTIERUNG VON LERNENDEN IN ABGANGSKLASSEN DER WERKREAL- UND GEMEINSCHAFTSSCHULE (BEFÖOR) WIE LÄSST SICH HOLZ- UND METALLTECHNISCHE FACHKOMPETENZ IM TECHNIKUNTERRICHT FÖRDERN? Prof. Dr. Bernd Zinn, Universität Stuttgart Matthias Wyrwal, Universität Stuttgart Der Übergang von der allgemeinen Schulbildung zu einer beruflichen Ausbildung gestaltet sich für viele Schülerinnen und Schüler zunehmend schwierig. Daher gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Projekt der Frage nach, ob und wie die allgemeinen technischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Abgangsklassen der Werkreal- und Gemeinschaftsschule verbessert werden können. In einer Studie soll überprüft werden, inwieweit es gelingt, mit einem berufsbezogenen Strategietraining die allgemeine metall- und holztechnische Fachkompetenz im Technikunterricht der 8. und 9. Klassenstufe zu fördern und den Schülerinnen und Schülern eine angepasste Berufsorientierung in diesen Bereichen zu vermitteln. Steigt durch eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis das holz- und metalltechnische Wissen an? Wie entwickeln sich die Motivation und das Berufsinteresse der Schülerinnen und Schüler? Allgemeine Problemlösestrategie übergeordnet universell Bereichsspezifische Lösungsstrategien untergeordnet aufgabenspezifisch Berufsbezogene Inhalte Inhaltliche Orientierung am Lernträger (Werkstück) Lernmodule Modul 1: Strategieinstruktion (APS) Um wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese Fragen zu erhalten, werden im Rahmen des Technikunterrichts zwei Lernträger in den Bereichen Holz und Metall angefertigt. In der 8. Klassenstufe stellen die Schülerinnen und Schüler eine Werkzeugkiste (Bereich Holz) und in der 9. Klassenstufe ein Vorhängeschloss (Bereich Metall) her. Neben der praktischen Fertigung der Lernträger steht das Lösen von problemorientierten holz- und metalltechnischen Aufgaben zu den Lernträgern im Vordergrund. Die Lernenden wenden vorab eingeübte Strategien der Planung, Ausführung und Kontrolle an. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen von März bis Dezember 2015 eine Studie mit rund 200 Schülerinnen und Schülern an Werkreal- und Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg durch. Dabei vergleichen sie zu Beginn und am Ende der Studie Motivation, Berufsinteresse sowie Mathematik- und Fachwissensleistung von Schülerinnen und Schülern, die am Training teilnehmen, mit den Leistungen von Schülerinnen und Schülern, die kein Strategietraining erhalten. Unter Berücksichtigung verschiedener Lernermerkmale wollen die Forscherinnen und Forscher analysieren, ob über die Verzahnung von Theorie und Praxis eine Steigerung der allgemeinen technischen Kompetenz im Technikunterricht gelingt. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Strategietraining BeFöOr Kombiniertes Strategietraining METHODE Modul 2: Lernträger Metall Modul 3: Lernträger Holz Die Interventionsmaßnahme des kombinierten Strategietrainings im Rahmen des Technikunterrichts steht kurz vor dem Abschluss. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen in engem Austausch mit den durchführenden Lehrkräften, um eine wünschenswerte Umsetzung zu gewährleisten und um die Wirkungseffekte zu ermitteln. Werkezugkiste im Bereich Holz Vorhängeschloss im Bereich Metall Mit dem Strategietraining entwickeln die Forscherinnen und Forscher ein Förderkonzept für den Technikunterricht der Werkreal- und Gemeinschaftsschule, das bei positiver Erprobung direkt im Unterricht eingesetzt werden und dann möglicherweise den Schülerinnen und Schülern bei der Berufswahl helfen kann. "Das von uns entwickelte Förderkonzept soll später Schülerinnen und Schülern bei der Berufswahl helfen." Aufbau des Strategietrainings PROJEKT AUS DER NACHWUCHSFÖRDERUNG 0 2 2 . Prof. Dr. Bernd Zinn Matthias Wyrwal . 0 2 3 ./ Projekt DETERMINANTEN UND KONSEQUENZEN VON ÜBERGANGSENTSCHEIDUNGEN UND AUSBILDUNGSVERLÄUFEN VON REALSCHULABSOLVENTEN REANALYSE UND NACHERHEBUNG DER TOSCA-10-STUDIE ZUR ERFASSUNG PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHEN WISSENS Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität Tübingen Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen Nicolas Hübner, Universität Tübingen Sven Rieger, Universität Tübingen In der Empirischen Bildungsforschung gibt es nur wenige aussagekräftige Längsschnittstudien, die helfen können die Bildungswege von Realschulabsolventinnen und -absolventen zu beschreiben, ihre Übertrittsentscheidungen zu erklären und die Konsequenzen der Entscheidungen für die eine oder andere Ausbildungsoption zu verstehen. Insbesondere die Übergänge in das berufliche Gymnasium bzw. in die grundständige Berufsausbildung sind kaum erforscht. 3) W elche individuellen und familiären Merkmale (z. B. Schulleistungen, sozialer Hintergrund) und institutionellen Voraussetzungen (z. B. besuchte Schulart) sagen langfristig den beruflichen Erfolg von Realschulabsolventinnen und Realschulabsolventen vorher? Mit dem vorliegenden Projekt soll diese Forschungslücke für Baden-Württemberg geschlossen werden. Dazu wurde eine repräsentative Stichprobe von baden-württembergischen Realschülerinnen und -schülern, die bereits 2007 als Zehntklässler erstmalig befragt und getestet wurden, erneut postalisch befragt. Im Mittelpunkt standen dabei drei Fragestellungen, die anhand der Ausgangsstichprobe und der neu gewonnenen Daten beantwortet wurden: Eine repräsentative Stichprobe von baden-württembergischen Schülerinnen und Schülern, die im Jahr 2007 an der ersten Datenerhebung von TOSCA-10 teilgenommen hatten, wurde im Jahr 2014 erneut befragt. Zum ersten Erhebungszeitpunkt befanden sich alle Schülerinnen und Schüler am Ende der Jahrgangsstufe 10 in Realschulen (N= 2.095) oder an allgemeinbildenden Gymnasien (N= 482). Zum zweiten Erhebungszeitpunkt studierten die Befragten oder hatten den Berufseinstieg bereits bewältigt. Für die erneute Befragung konnten rund 940 ehemalige Schülerinnen und Schüler rekrutiert werden. Die Daten der Nachbefragung wurden mit jenen aus dem Jahr 2007 zu einem Längsschnittdatensatz verknüpft. Diese Verknüpfung bietet nun die Möglichkeit, die Entwicklung der Befragten vom ersten bis zum zweiten Messzeitpunkt zu untersuchen. 1) W elche Interessen und Fähigkeiten haben Schülerinnen und Schüler am Ende der Realschule? Welche Rolle spielen diese Eigenschaften bei der Berufswahl und bei Übergangsentscheidungen? 2) Z eigen sich bei Übergangsentscheidungen nach der Realschule und beim Übergang ins Studium nach dem beruflichen Gymnasium soziale Disparitäten? Wer nutzt beispielsweise die Möglichkeit, am beruflichen Gymnasium die allgemeine Hochschulreife zu erwerben besonders intensiv: Schülerinnen und Schüler aus Familien mit hohem sozialen Status oder Jugendliche aus weniger privilegierten Familien? 0 2 4 . METHODE den sich teilweise deutlich von Schülerinnen und Schülern, die nach der Realschule einen anderen Bildungsweg wählten. Das zeigte sich zunächst bei den Noten, aber auch bei den Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Erwartungsgemäß erbrachten Jugendliche, die nach der Realschule auf ein Gymnasium wechselten, im Mittel bessere Leistungen in Mathematik, Englisch und Deutsch. Im Bereich Technik zeigten sich hingegen nur geringfügige Unterschiede. „Die Studie verdeutlicht die Schlüsselfunktion von Leistung und Motivation für zukünftige Bildungsentscheidungen von Realschülerinnen und Realschülern.“ Darüber hinaus fanden sich zwischen den beiden Gruppen Unterschiede hinsichtlich der Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und der beruflichen Interessen. Schülerinnen und Schüler, die nach der Realschule auf ein berufliches Gymnasium wechselten, schätzten sich tendenziell besser in den Bereichen Intellekt, Sprache und Mathematik ein. Außerdem gaben diese Schülerinnen und Schüler an, ein höheres Interesse an intellektuell forschenden und künstlerischen Bereichen und ein geringeres Interesse an praktisch-technischen Tätigkeiten zu besitzen. Zum zweiten Messzeitpunkt (ungefähr sieben Jahre später) hatten sich diese Unterschiede einerseits relativiert, andererseits jedoch verstärkt. Beispielsweise glichen sich die Unterschiede zwischen den Schülergruppen in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten an. Bei den beruflichen Interessen zeigten sich für die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten deutliche Steigerungen der Interessen im unternehmerischen sowie im sozialen Bereich. Darüber hinaus sahen Befragte, die nach der Realschule nicht auf das Gymnasium gewechselt hatten, eine größere Übereinstimmung ihres Berufs mit ihren Fähigkeiten und Interessen. Hierbei gaben sie zudem eine größere Zufriedenheit mit ihrer Arbeit an. Diese ersten Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Schlüsselfunktion von Leistungs- und motivationalen Merkmalen für zukünftige Bildungsentscheidungen von Realschülerinnen und Realschülern am Ende der Sekundarstufe und für deren langfristigen Bildungserfolg. In weiteren vertiefenden Analysen sollen wertvolle Einblicke zu konkreten Wirkmechanismen und Folgen von Bildungsentscheidungen am Ende der nichtgymnasialen Schulzeit gewonnen werden. ZUM WEITERLESEN Trautwein, U., Nagy, G., & Maaz, K. (2011). Soziale Disparitäten und die Öffnung des Sekundarschulsystems. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 14(3), 445–463. doi:10.1007/s11618-011-0220-5 ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Rund 40% der Befragten wechselten von der Realschule in die gymnasiale Oberstufe eines (in aller Regel beruflichen) Gymnasiums. Diese Jugendlichen unterschie- PROJEKT Prof. Dr. Benjamin Nagengast Prof. Dr. Ulrich Trautwein Dr. Katharina Lambert . 0 2 5 ./ Assoziiertes Projekt DIAGNOSE VON UND UMGANG MIT SCHÜLERFEHLERN ALS FACETTE DER PROFESSIONELLEN KOMPETENZ VON LEHRKRÄFTEN ENTWICKLUNG EINES TRAININGSPROGRAMMS FÜR ANGEHENDE LEHRKRÄFTE Prof. Dr. Jürgen Seifried, Universität Mannheim Isabel Cademartori, Universität Mannheim Prof. Dr. Eveline Wuttke, Universität Frankfurt Claudia Krille, Universität Frankfurt Benjamin Salge, Universität Frankfurt Die Fähigkeit, Schülerfehler im Unterricht lernwirksam aufzuarbeiten, wird als wichtige (fachdidaktische) Kompetenz von Lehrkräften angesehen. Lernen aus Fehlern gelingt vor allem dann, wenn Lernende in angemessener Art und Weise unterstützt werden. Um diese Unterstützung leisten zu können, benötigen Lehrpersonen sowohl Fachwissen als auch fachdidaktisches Wissen. Empirische Befunde zeigen jedoch, dass diese Fähigkeiten bei Studierenden und Referendarinnen und Referendaren nicht hinreichend ausgeprägt sind. Daher wurde im Rahmen dieses Projekts eine Trainingsstudie konzipiert, die Maßnahmen zur Professionalisierung von angehenden Lehrkräften zu Beginn des Vorbereitungsdienstes bereitstellt und deren Erfolg evaluiert. Die Untersuchung ist im Rechnungswesen angesiedelt, da dieser Inhaltsbereich zum einen als zentral für die Entwicklung des ökonomischen Verständnisses von Schülerinnen und Schülern gilt, zum anderen aber auch von Lehrenden und Lernenden als äußerst fehleranfällig beurteilt wird. die im Abstand von ca. zwei Wochen angeboten wurden. Sie setzen verschiedene Schwerpunkte (Fachinhalte vs. Fachdidaktik), sind aus methodischer Sicht aber vergleichbar angelegt. Die Trainings wurden in Zusammenarbeit mit Lehrerbildungsseminaren in Baden-Württemberg und Hessen umgesetzt. Mittels einer eigens entwickelten Online-Testumgebung wurden zu drei Messzeitpunkten (Prä-, Post- und Follow-Up-Test) Daten erhoben, um die Wirksamkeit der Trainings zu überprüfen. Die Probandinnen und Probanden bearbeiteten Wissenstests, analysierten Videosituationen und schätzten die Nützlichkeit des Trainings ein. "Mittels des von uns entwickelten Trainings lassen sich fachdidaktische Kompetenzen angehender Lehrkräfte effizient steigern." METHODE ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Im Rahmen des Projekts wurden 172 Referendarinnen und Referendare aus Baden-Württemberg und Hessen in drei verschiedenen Bedingungen untersucht: Eine der Gruppen erhielt ein fachwissenschaftliches Training, eine weitere Gruppe ein fachdidaktisches Training. Die dritte Gruppe erhielt kein Training und diente als Kontrollgruppe. Die Trainings umfassen insgesamt zwei Module mit jeweils vier einstündigen Lektionen, Das Training wurde von den Probandinnen und Probanden generell positiv beurteilt und als nützlich empfunden. Es zeigt sich zudem, dass beide Trainingsgruppen ihre Fähigkeit, Schülerfehler erkennen zu können, signifikant steigern konnten. Bezüglich der Handlungsstrategien überwogen elaborierte Feedbacks. Veränderungen im Zeitablauf waren hier nicht festzustellen. Grundsätzlich zeigte sich jedoch, dass angehende Lehr- 0 2 6 . kräfte nicht ausreichend vorbereitet sind, um mit Schülerfehlern im Rechnungswesen angemessen umgehen zu können. Es empfiehlt sich daher, weitere Lernangebote zu entwickeln, um insbesondere fachdidaktische Kompetenzen angehender Lehrkräfte noch gezielter fördern zu können. ZUM WEITERLESEN Seifried, J., Wuttke, E., Türling, J. M., Krille, C. & Paul, O. (im Druck). Teachers' strategies for handling student errors – the contribution of teacher training programs. In M. Gartmeier, H. Gruber, T. Hascher & H. Heid (Hrsg.), Funktionen von Fehlern im Kontext individueller und gesellschaftlicher Entwicklung. Münster (u.a.): Waxmann. Seifried, J. & Wuttke, E. (2015). Was wissen und können (angehende) Lehrkräfte an kaufmännischen Schulen? – Empirische Befunde zur Modellierung und Messung der professionellen Kompetenz von Lehrkräften. In Schumann, S. & Eberle, F. (Hrsg.), Ökonomische Kompetenzen in Schule, Ausbildung und Hochschule (S. 125-145), Empirische Pädagogik, 29(1) Themenheft. Landau: Verlag Empirische Pädagogik. Testumgebung KOOPERATIONEN Verbundprojekt von Prof. Dr. Jürgen Seifried, Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik II, Universität Mannheim Prof. Dr. Eveline Wuttke, Professur für Wirtschaftspädagogik, insbes. Empirische Lehr-Lern-Forschung, Universität Frankfurt FÖRDERMITTEL Bundesministerium für Bildung und Forschung – Forschungsschwerpunkt „Entwicklung von Professionalität des Pädagogischen Personals in Bildungseinrichtungen“ ASSOZIIERTES PROJEKT Prof. Dr. Jürgen Seifried Isabel Cademartori . 0 2 7 ./ Assoziiertes Projekt DIE NUTZUNG VON ÖFFNUNGSOPTIONEN IN BILDUNGSSYSTEMEN – EIN BINATIONALER VERGLEICH ZWISCHEN DER SCHWEIZ UND DEUTSCHLAND dem Ende der 9. bzw. 10. Klassenstufe eingeschlagen haben, wie es ihnen dabei ergeht und welche beruflichen Pläne sie für die Zukunft haben. Außerdem werden erneut Interessen und motivationale Aspekte ihrer Berufswahl erfragt. WIE WIRKT SICH DAS UNTERSCHIEDLICHE BILDUNGSANGEBOT NACH DER PFLICHTSCHULZEIT AUF DIE AUSBILDUNGSUND SCHULWAHL VON JUGENDLICHEN UND DIE SOZIALE UNGLEICHHEIT AUS? ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen (Projektleitung Baden-Württemberg) Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen (Wissenschaftliche Koordination Baden-Württemberg) Prof. Dr. Albert Düggeli, Pädagogische Hochschule Basel (Gesamtprojektleiter) Prof. Dr. Franz Baeriswyl, Universität Fribourg Prof. Dr. Kai Maaz, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt Die Ergebnisse sollen es ermöglichen Profile von Schülerinnen und Schülern zu identifizieren und zu analysieren, die die Nutzung der unterschiedlichen Öffnungsoptionen resp. Ausbildungsmöglichkeiten durch die Heranwachsenden veranschaulichen. Außerdem lassen sich auf Basis der Untersuchung Einflüsse des familiären Hintergrunds auf Bildungsentscheide Schulsysteme unterscheiden sich unter anderem dadurch, dass Jugendliche zu unterschiedlichen Zeitpunkten in weiterführende Schulen wechseln und nach der Pflichtschulzeit unterschiedliche Möglichkeiten haben ihre Ausbildung fortzusetzen. Der Übergang von der Pflichtschule in eine weiterführende schulische oder berufliche Ausbildung ist für Jugendliche in besonderer Weise bedeutsam, weil hier individuelle Berufsbiografien gebahnt werden. Studien zeigen jedoch, dass dieser Übergang sozial selektiv ist. Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler, deren Eltern einen hohen sozialen Status haben, beispielweise eine größere Chance haben das Abitur zu machen und ein Studium aufzunehmen als Jugendliche, die aus weniger privilegierten Familien stammen. Die Politik hat in den vergangenen Jahrzehnten versucht Möglichkeiten zu schaffen, um Bildungsentscheidungen „korrigieren“ zu können. Diese Möglichkeiten werden auch als Öffnungsoptionen bezeichnet. So gibt es zum Beispiel immer mehr nicht-traditionelle Wege zur Hochschulreife, die mehr jungen Menschen den Zugang zu Hochschulen ermöglichen sollen (z. B. berufliche Gymnasien, Berufsmatura). Allerdings fehlt es bisher an Studien, die umfassend untersuchen, wer solche Öffnungsoptionen nutzt und ob die Vielfältigkeit der Optionen soziale Ungleichheit reduzieren kann. Im Rahmen dieses Projekts sollen diese Fragestellungen am Beispiel Baden-Württembergs und den Schweizer Kantonen Basel-Stadt und Deutsch-Freiburg untersucht werden. Die jeweiligen Schulsysteme unterscheiden sich wesentlich darin, wie viele Übergänge im Laufe der Schulzeit vollzogen werden, wann diese stattfinden 0 2 8 . ableiten, sowie dessen Zusammenhang mit psychologischen Merkmalen wie Motivation, Anstrengungsbereitschaft oder Persönlichkeitseigenschaften. Dieses Wissen soll in der Zukunft dazu beitragen, den Übergang von der Pflichtschulzeit in die berufliche Ausbildung zu gestalten und zu steuern. Möglicherweise lassen sich daraus auch Fördermaßnahmen zur gezielten Unterstützung von Schülerinnen und Schülern ableiten. FÖRDERMITTEL Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Schweizerischer Nationalfonds (SNF) und welche schulischen und beruflichen Wege die Jugendlichen einschlagen können. Außerdem soll untersucht werden, wie sich das Zusammenspiel von sozialem Hintergrund und psychologischen Faktoren, wie Motivation oder Persönlichkeitseigenschaften, auf die Übergangsentscheidungen auswirkt. METHODE An der Studie nehmen rund 3.750 Schülerinnen und Schüler teil (1.400 aus Baden-Württemberg, 1.180 aus Basel-Stadt und 860 aus Deutsch-Freiburg). Die Studie umfasst in Baden-Württemberg drei Untersuchungszeitpunkte, von denen die ersten beiden bereits abgeschlossen sind: 1. Ende der 9. Klassenstufe (wonach die ersten Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung wechseln) 2. M itte der 10. Klassenstufe bzw. im ersten Ausbildungsjahr 3. A nfang der 11. Klassenstufe bzw. im zweiten Ausbildungsjahr Zum ersten Untersuchungszeitpunkt bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler Aufgaben zu Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und der ersten Fremdsprache und beantworteten eine Reihe von Fragen zu ihrem sozialen Hintergrund, ihren Ausbildungs- und Berufsplänen sowie psychologischen Variablen wie Interessen, Motivation, Anstrengungsbereitschaft oder Persönlichkeitseigenschaften. Zum zweiten und dritten Befragungszeitpunkt werden die Schülerinnen und Schüler dazu befragt, welchen Bildungsweg sie nach ASSOZIIERTES PROJEKT Prof. Dr. Ulrich Trautwein Dr. Katharina Lambert Prof. Dr. Albert Düggeli Prof. Dr. Franz Baeriswyl Prof. Dr. Kai Maaz . 0 2 9 ./ Projekt aus der Nachwuchsförderung FÖRDERUNG DER LERN- UND LEISTUNGSMOTIVATION FÜR EINEN ERFOLGREICHEN ÜBERGANG IN DIE BERUFSAUSBILDUNG Bei der Entwicklung der Interventionsinhalte werden die folgenden Ansätze zur Steigerung der Lernbereitschaft und Leistungsmotivation verfolgt: WIE LÄSST SICH DIE LERNAKTIVITÄT VON SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN AN HAUPT- UND WERKREALSCHULEN STEIGERN? • Betonung der Nützlichkeit verschiedener Schulfächer für diese Ausbildungsberufe Dr. Richard Göllner, Universität Tübingen Dr. Barbara Flunger, Universität Tübingen Isabelle Häfner, Universität Tübingen Dr. Hanna Gaspard, Universität Tübingen Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität Tübingen • Hinweise zu weiteren Informationsquellen über Ausbildungsberufe und Bildungswege Wie sehr Schülerinnen und Schüler sich in einem Fach anstrengen wird laut Erwartungs-Wert-Modell (Eccles et al., 1983) von Wertvorstellungen bezüglich des jeweiligen Schulfachs beeinflusst. Dabei spielt die Nutzenwahrnehmung (Was bringt mir das?) eine wichtige Rolle. Studien zeigten, dass sich Nutzenüberzeugungen von Lernenden mithilfe elternbasierter Interventionen steigern lassen. Innerhalb von Bildungsverläufen stellen Transitionen eine wichtige Zäsur dar, für deren Gelingen Lernmotivation und Leistungsbereitschaft als zentrale Faktoren gelten. Dieses Projekt adressiert daher im Rahmen einer elternbasierten Intervention die subjektive Nützlichkeit von Schulfächern sowie schulischer Bildung im Allgemeinen, um eine Steigerung überfachlicher Lernbereitschaft und Leistungsmotivation und damit einen erfolgreichen Übergang von der Schule in die Ausbildung zu fördern. "Im Rahmen unseres Projekts sollen mittels einer elternbasierten Intervention die berufsrelevanten Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern nachhaltig gesteigert werden." • Darstellung und Information über typische Ausbildungsberufe und Weiterbildungswege • Zitate von jungen Erwachsenen zur Nützlichkeit von Schulfächern sowie der schulischen Bildung allgemein für Ausbildungsberufe METHODE Schülerinnen und Schüler von Haupt- und Werkrealschulen in Baden-Württemberg (8. Jahrgangsstufe) sowie deren Eltern sollen mittels Fragebögen befragt werden. Zu Beginn der Studie werden die Schülerinnen und Schüler zufällig einer Experimentalbedingung (elternbasierte Intervention) oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. In der Experimentalbedingung wird eine elternbasierte Intervention zur Steigerung berufsrelevanter Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Die Umsetzung der Interventionsinhalte soll anhand verschiedener Informationsmaterialien („Stark für die Ausbildung“) erfolgen, die durch die Eltern vermittelt werden. Vor der Intervention sowie sechs Wochen nach der Intervention sollen die Schülerinnen und Schüler befragt werden, um die Wirksamkeit der Intervention zu überprüfen. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND PROJEKT AUS DER NACHWUCHSFÖRDERUNG 0 3 0 . Dr. Richard Göllner Dr. Barbara Flunger Isabelle Häfner Dr. Hanna Gaspard Die Studie soll im Zeitraum September bis November 2015 durchgeführt werden. Auf Basis des ErwartungsWert-Modells sowie eigener Vorarbeiten (Gaspard et al., in Begutachtung) werden derzeit die Inhalte der Intervention entwickelt. Des Weiteren werden aus Interviews mit jungen Erwachsenen Zitate über die Nützlichkeit der schulischen Bildung ausgewählt. . 0 3 1 ./ Projekt FÖRDERUNG LERNSCHWACHER AUSZUBILDENDER IM BERUFSFELD METALLTECHNIK (FLAM) WIE KANN MAN DAS BERUFSFACHLICHE WISSEN VON ANLAGENMECHANIKERN UND METALLBAUERN FÖRDERN? Prof. Dr. Bernd Zinn, Universität Stuttgart Matthias Wyrwal, Universität Stuttgart Duygu Sari, Universität Stuttgart André Louis, Universität Stuttgart Der Übergang von der allgemeinen Schulbildung zu einer beruflichen Ausbildung stellt sich für viele Schülerinnen und Schüler als problematisch dar. Gerade Auszubildende mit einer geringen schulischen Vorbildung haben große Probleme, den Anforderungen einer Ausbildung zu genügen und diese erfolgreich abzuschließen. Aufgrund mangelnder bzw. eingeschränkter strategischer Fähigkeiten werden, vor allem im Berufsfeld Metalltechnik, viele Ausbildungsverträge vor Abschluss aufgelöst. In der Studie gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage nach, ob die strategischen Fähigkeiten in der metalltechnischen Grundbildung über ein berufsbezogenes Training zu allgemeinen und fachspezifischen Lösungsstrategien verbessert werden können. Zudem wurde untersucht, ob ein solches Training die Überzeugungen zu Wissen und Wissenserwerb fördern kann. Steigt bei Schülerinnen und Schülern durch das Training das Fachwissen an? Können die Motivation, das Interesse und die wissensbezogenen Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler gesteigert werden? Integrativer Ansatz zur Förderung der kognitiven Merkmale von Auszubildenden Kombinierte Strategieförderung (Adaption des BEST-Konzepts) Metakognitive Strategien Kognitive Strategien Überzeugung zu Wissen Überzeugung zum Wissenserwerb Allgemeine Problemlösestrategien Metalltechnische Problemlösestrategien Sicherheit des Wissens, Struktur des Wissens, Anwendung des Wissens Wissensbegründung, Wissensquelle Konzeption des integrativen Ansatzes 0 3 2 . Förderung der berufsfeldbezogenen epistemologischen Überzeugungen METHODE Zur Beantwortung dieser Fragestellungen führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Schuljahr 2013/2014 eine Studie mit 462 Auszubildenden zum Metallbauer und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik der einjährigen Berufsfachschule in Baden-Württemberg durch. Dabei verglichen sie die Motivation, das Interesse, die Mathematik-, und Fachwissensleistung sowie die wissensbezogenen Überzeugungen zu Beginn und zum Ende der einjährigen Berufsfachschule von Schülerinnen und Schülern, die am Training teilnahmen mit den Leistungen von Schülerinnen und Schülern, die kein Strategietraining erfuhren. Berücksichtigt wurden dabei der allgemeine Bildungsgrad, die kognitive Fähigkeit sowie weitere Lernermerkmale. „Das von uns entwickelte Förderkonzept kann helfen, bei schwächeren Schülern einen Einbruch der Motivation und des Interesses zu verhindern.“ ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die Ergebnisse der Studie belegen, dass sowohl kognitiv schwächere als auch kognitiv stärkere Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung der metalltechnischen Fachkompetenz deutlich gefördert werden können und durch das Strategietraining profitieren. Sowohl die Metallbauer als auch die Anlagenmechaniker zeigen einen statistisch nachweisbaren Wissenszuwachs. Die Studie zeigt, dass lernschwache (und lernstärkere) Auszubildende ohne zusätzliche Lernzeit im regulären Unterricht bei ganzer Klassengröße gezielt gefördert werden können. Das Training führt zwar nicht zu einer unmittelbaren Motivations- und Interessenentwicklung, jedoch kann ein für schwächere Schülerinnen und Schüler typischer Einbruch der Motivation und des Interesses verhindert werden. Die Studienergebnisse zu den wissensbezogenen Überzeugungen belegen einen bedeutsamen Zusammenhang zur metalltechnischen Fachkompetenz am Ende des ersten Ausbildungsjahres. Zudem konnte festgehalten werden, dass bei vielen PROJEKT Auszubildenden individuelle Entwicklungspotenziale im Hinblick auf die Überzeugungen zu Wissen- und Wissenserwerb bestehen. Es wurde im Projekt ein Förderkonzept entwickelt, das in der berufsschulischen Praxis direkt eingesetzt werden kann und einen positiven Einfluss auf die berufsbezogene Entwicklung der Auszubildenden nimmt. Die entwickelten Förderhefte können über das Landesinstitut für Schulentwicklung bezogen werden. ZUM WEITERLESEN Zinn, B., Wyrwal, M., Sari, D., & Louis, A. (2015). Förderung von Auszubildenden im Berufsfeld Metalltechnik. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 111 (1), 56-78. Zinn, B. & Söylemez, D. (2013). Entwicklungsstand der epistemologischen Überzeugungen von Auszubildenden in gewerblich-technischen Berufen und seine Implikationen. Zeitschrift für Praxis und Theorie in Betrieb und Schule, 67, 19-22. Zinn, B. & Sari, D. (2015). Epistemologische Überzeugungen von Auszubildenden und deren Einfluss auf die metalltechnische Fachkompetenz. Journal of Technical Education, 3(1), 91-108. Prof. Dr. Bernd Zinn Matthias Wyrwal Duygu Sari André Louis . 0 3 3 0 3 4 . . 0 3 5 ./ Assoziiertes Projekt GEMEINSAM STARK DURCH SPRACHE ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND EIN PROJEKT ZUR FÖRDERUNG DER SPRACHKOMPETENZ UND DER INTERKULTURELLEN KOMPETENZ IN DER DUALEN BERUFSAUSBILDUNG In der Berufsschule sind es vor allem grundsprachliche Fähigkeiten, die von den Lehrkräften eingefordert werden: Wortschatz, Aussprache, die Fähigkeit, Sprache situationsangemessen und damit auch in einem internationalen Umfeld anzuwenden, sowie der kompetente Umgang mit verschiedenen Textarten. In den Ausbildungsbetrieben stehen ebenfalls Grammatik, Wortschatz und Aussprache ganz oben auf der Liste der am meisten geforderten sprachlichen Fähigkeiten. Auch die Lesekompetenz nimmt hier einen hohen Stellenwert ein, vor allem in den Großbetrieben, in denen die Auszubildenden mit schriftlichen Schulungsunterlagen in praktische Tätigkeiten eingewiesen werden. Nina Pucciarelli, Universität Hohenheim Die duale Berufsausbildung nimmt seit jeher eine zentrale Rolle im deutschen Bildungswesen ein. Der prognostizierte Fachkräftemangel und die zunehmend internationale Ausrichtung vieler Unternehmen stellen sie nun aber vor eine große Herausforderung bezüglich der Qualifizierung von notwendigen Nachwuchsfachkräften. Die Unterschiede in Alter, Herkunft und Wissensstand der Jugendlichen an den Berufsschulen erschweren den Lehrkräften den Unterricht zusätzlich. Zudem häufen sich Klagen aus der Wirtschaft, die Auszubildenden, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, verfügten über mangelhafte Deutschkenntnisse. Dabei stellt Sprachkompetenz die Basis für den Erwerb von Fachwissen und damit für eine erfolgreiche Berufsausbildung dar. Daneben ist die interkulturelle Kompetenz für das Lernen von weiteren Sprachen und das Verbessern der Muttersprache angesichts des multinationalen Umfelds in den Betrieben, aber auch in der Gesellschaft elementar. Projekte, die die deutschen Sprachfähigkeiten von Auszubildenden und deren Förderung beinhalten, sind jedoch rar. Zudem berücksichtigen sie häufig nur einzelne sprachliche Teilkompetenzen (z. B. Lesekompetenz), vernachlässigen Probleme des Zweitspracherwerbs bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund oder sind Versuche einzelner Engagierter, die dann aus Zeitgründen oder bei der Umsetzung in die Praxis scheitern. Das Projekt „Gemeinsam stark durch Sprache” an einer kaufmännischen Berufsschule in Baden-Württemberg möchte daher eine gezielte Förderung von Sprache und 0 3 6 . interkultureller Kompetenz in die Berufsausbildung integrieren. Vor der Einführung des Programms musste jedoch analysiert werden, welche sprachlichen (und interkulturellen) Anforderungen im Betrieb und in der Berufsschule an die Auszubildenden gestellt werden und welche davon den Auszubildenden Probleme bereiten. "Auf bauend auf den Projektergebnissen kann nun ein wirksames Sprachförderprogramm für Berufsschülerinnen und Berufsschüler konzipiert werden." METHODE Um dies herauszufinden, wurden nicht nur die Lehrpläne und Ausbildungsordnungen von sieben kaufmännischen Ausbildungsberufen nach sprachlichen Anforderungen, u. a. in den Bereichen Lesen, Schreiben, Zuhören und Sprechen, analysiert, sondern auch die Lehrerschaft und die kooperierenden Ausbildungsbetriebe der Berufsschule nach sprachlichen und interkulturellen Anforderungen befragt. Anschließend wurden die Ergebnisse mit den selbsteingeschätzten Fähigkeiten der kaufmännischen Auszubildenden verglichen. Dieses Vorgehen ermöglichte jene Bereiche aufzudecken, die in der Berufsausbildung gefordert werden, denen die Auszubildenden jedoch kaum gerecht werden können. Die Auszubildenden stufen ihre eigenen sprachlichen Fähigkeiten allerdings gerade in den von Berufsschule und Betrieb geforderten Sprachbereichen als schlecht ein. Während also in Berufsschule und Ausbildungsbetrieb der Fokus auf dem „Wie“ der Sprache (und damit auf der sprachlichen Grundkompetenz) liegt, wenden Auszubildende Sprache lediglich „irgendwie“ an. ZUM WEITERLESEN Pucciarelli, N. (2013). „Gemeinsam stark durch Sprache“ – Förderung der Sprachkompetenz und der interkulturellen Kompetenz von Auszubildenden im Rahmen eines berufsschulspezifischen Projekts. bwp@ Spezial 6 – Hochschultage Berufliche Bildung 2013, Fachtagung 18. Verfügbar unter http://www.bwpat.de/ht2013/ft18/ pucciarelli_ft18-ht2013.pdf. Pucciarelli, N. (2015). Sprachliche Anforderungen und Fähigkeiten in der kaufmännischen Berufsausbildung – eine empirische Analyse im Rahmen des Projekts „Gemeinsam stark durch Sprache“. In C. Efing, 18. Hochschultage Berufliche Bildung, Dresden. FÖRDERMITTEL Dissertationsprojekt an der Universität Hohenheim Hier muss Sprachförderung in der Berufsausbildung folglich ansetzen. Aufgrund des zeitlich engen Korsetts – bedingt durch eine geringe Anzahl an Deutschunterrichtsstunden und den Arbeitszeiten der Auszubildenden – muss eine sprachliche Vorbereitung bereits beim Übergang in die Berufsausbildung beginnen, dann aber konsequent auch während der Ausbildung im Deutschunterricht und in einem sprachsensiblen Fachunterricht fortgeführt werden. Darüber hinaus muss auch interkulturelle Kompetenz verstärkt in die Ausbildung integriert werden. Eine solche Sprachförderung verbunden mit einem Sprachdiagnoseinstrument für Berufsschülerinnen und -schüler soll durch das Projekt „Gemeinsam stark durch Sprache” an der kaufmännischen Berufsschule entwickelt und eingeführt werden. ASSOZIIERTES PROJEKT Nina Pucciarelli . 0 3 7 ./ Assoziiertes Projekt INDIVIDUELLE BILDUNGSVERLÄUFE IM ÜBERGANGSSYSTEM: ZUR WECHSELWIRKUNG VON INDIVIDUELLEN UND SOZIALEN MERKMALEN UND INSTITUTIONELLEN BEDINGUNGEN (IBIS) WELCHE FAKTOREN BEEINFLUSSEN DEN ERFOLGREICHEN ÜBERGANG IN DIE AUSBILDUNG? Prof. Dr. Susan Seeber, Universität Göttingen Janna Kosanke, Universität Göttingen Constanze Stange, Universität Göttingen Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart Sabine Gauch, Universität Stuttgart Anne Windaus, Universität Stuttgart Die berufliche Integration junger Menschen trägt maßgeblich zur ökonomischen, sozialen und kulturellen gesellschaftlichen Partizipation und zum sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Gerade in den letzten Jahren hat das System der beruflichen Bildung jedoch an Integrationskraft verloren. Insbesondere Jugendliche mit schwierigen Bildungsbiografien oder einem niedrigen Schulabschluss haben bei dem Übergang in eine berufliche Ausbildung Probleme. Mehr als ein Viertel der ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen (27%) mündet zunächst in das berufliche Übergangssystem ein. Mit dieser Entwicklung und den damit verbundenen Problemen geht ein erheblicher Forschungsbedarf einher. Zum einen müssen die Einflussfaktoren und deren Wechselwirkungen auf die Ausbildungseinmündung untersucht werden. Zum anderen ist das Wissen um Bildungsverläufe an den systemischen Schnittstellen zwischen Allgemein- und Berufsbildung unter dem Einfluss von Marktkräften, institutionellen Gegebenheiten und Selektionsbedingungen als auch individuellen Ressourcen und beruflichen Entscheidungsprozessen von Jugendlichen allenfalls als rudimentär zu bezeichnen. Die IBIS-Studie widmet sich diesem Forschungsbedarf mit drei zentralen Forschungsfragen: (1) Wie gestalten sich die Übergangsprozesse zwischen Schule und Berufsvorbereitung für Jugendliche mit niedrigen Schulabschlüssen und Kompetenzen in den Basisdomänen Mathematik und Deutsch? (2) Wie verläuft die Entwicklung von Jugendlichen aus sog. Risikogruppen (z. B. Abgänger von Förderschulen) in der Berufsvorbereitung? (3) Wie gestalten sich Übergangsprozesse zwi- 0 3 8 . schen Berufsvorbereitung und Berufsausbildung und welchen Beitrag zur kognitiven Entwicklung leisten Maßnahmen des Übergangssystems zur Unterstützung dieser Prozesse? METHODE Im Rahmen der längsschnittlich angelegten IBIS-Studie, einem Verbundprojekt der Universitäten Göttingen und Stuttgart, wurden insgesamt 5.567 Schülerinnen und Schüler aus 372 Klassen der unterschiedlichen Bildungsgänge (BVJ bzw. VAB, BEK bzw. BEJ und BFS) des beruflichen Übergangssystems an 100 berufsbildenden Schulen in den Bundesländern Baden-Württemberg (1.978 Schüler) und Niedersachsen (3.026 Schüler) sowie der Stadtregion Berlin (563 Schüler) getestet und befragt. Die Erhebungen fanden jeweils zu Beginn und zum Abschluss des Schuljahres 2012/13 bzw. 2013/14 statt. Erfasst wurden soziale, kulturelle, motivationale und volitionale Ressourcen sowie kognitive, bildungsbiografische und fachspezifische Leistungsmerkmale. Ergänzend wurde sechs bis 18 Monate nach Beendigung der Bildungsmaßnahme ein telefonisches Leitfadeninterview zum Verbleib nach dem Übergangsschuljahr durchgeführt (BW: 417; NDS/B: 272). ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die Ergebnisse der IBIS-Studie zeigen u.a., dass für einen gelungenen Übergang in eine berufliche Ausbildung die empfundene individuelle, institutionelle und systemische Unterstützung von hoher Bedeutung ist. Unabhängig davon, welchen Bildungsgang im Übergangssystem sie besuchen, spielt für Jugendliche die Unterstützung, die sie aus ihrem privaten Netzwerk wahrnehmen, eine große Rolle. Die Bewerbungsunterstützung der Bundesagentur für Arbeit scheint dagegen weniger wichtig für die befragten Jugendlichen zu sein. Zur Rolle der Unterstützung seitens der Schule, durch Lehrer oder Schulberatung, ergeben sich in den beteiligten Bundesländern unterschiedliche Ergebnisse (negativer Effekt in einem Bundesland), was künftig genauer untersucht werden sollte. "Beim Übergang in die berufliche Ausbildung ist es für Jugendliche besonders wichtig, ob sie sich durch ihr privates Netzwerk angemessen unterstützt fühlen." Entgegen der Ergebnisse vorhergehender Studien, in denen die mathematischen Kompetenzen als starker Einflussfaktor für einen gelungenen Übergang in eine Berufsausbildung identifiziert wurden, zeigen die Ergebnisse der IBIS-Studie für die spezifische Gruppe der leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler des Übergangssystems nur einen geringen Einfluss der am Ende des Schuljahres erhobenen mathematischen Kompetenzen auf den Übergang. Signifikante Zuwächse der mathematischen Kompetenzen lassen sich im Verlauf der Übergangsmaßnahmen für die Gesamtgruppe nicht dokumentieren. Für den Übergang vom Übergangsystem in eine Ausbildung erweisen sich Praktika als besonders bedeutsam. Die Übergangsquoten in Ausbildung, weiterführende Schulen oder eine erneute Übergangsmaßnahme variieren stark in Abhängigkeit von der besuchten Maßnahme (BVJ, BEJ/BEK, BFS). ZUM WEITERLESEN Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik 108( 1), 6-17. Seeber, S. (2013). Der Übergang von der Schule in den Beruf: Rahmenbedingungen und aktuelle Herausforderungen. In: Wirth, K., Krille, F., Tramm, T. & Vollmer, T. (Hrsg.), Weiterentwicklung dualer Berufsausbildung: Konsekutiv, kompetenzorientiert, konnektiv. Erfahrungen und Impulse aus dem Schulversuch EARA. bwp@spezial 7_EARA. http://www.bwpat.de/spezial7/seeber_eara 2013.pdf. Seeber, S. (2013). Zum Einfluss mathematischer Kompetenzen auf den Übergang in eine berufliche Ausbildung und auf die Entwicklung beruflicher Fachkompetenzen im kaufmännischen Bereich. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 67-93. Untersucht wurden Eingangsprofile in das Übergangssystem, individuelle Dispositionen, Leistungsentwicklungen und institutionelle Förderaspekte sowie die Relevanz des regionalen Arbeitsmarkts für einen erfolgreichen Übergang in eine berufliche Ausbildung. ASSOZIIERTES PROJEKT Prof. Dr. Susan Seeber Prof. Dr. Reinhold Nickolaus . 0 3 9 ./ Projekt KOGNITIVE GRUNDFÄHIGKEIT, DEKLARATIVES WISSEN UND LEISTUNGSRELEVANTE PRÄFERENZEN ALS DETERMINANTEN DER AUSBILDUNGSFÄHIGKEIT KANN MAN DEN AUSBILDUNGSERFOLG IN DER DUALEN AUSBILDUNG IN DEN BEREICHEN MEDIZIN, WIRTSCHAFT UND INFORMATIK VORHERSAGEN? Prof. Dr. Oliver Wilhelm, Universität Ulm Prof. Dr. Ulrich Schroeders, Universität Bamberg Anne Möhring, Universität Ulm Welche Schülermerkmale können den Erfolg in der kaufmännischen Ausbildung vorhersagen? Brauchen die Berufsschülerinnen und Berufsschüler eine gute Allgemeinbildung oder ist es wichtiger, logische Schlüsse ziehen zu können und aus komplexen Informationen das Wesentliche zu entnehmen? Solchen und ähnlichen Fragen widmen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Projekt. In der pädagogisch-psychologischen Forschung gilt es als gut gesicherter Befund, dass vor allem die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken für schulischen, universitären und beruflichen Erfolg verantwortlich ist. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass berufsbezogene Interessen wesentlich mit Berufszufriedenheit sowie Übergangs- und Wahlentscheidungen im Bildungssystem zusammenhängen. Für den Erfolg in der dualen Berufsausbildung in Deutschland fehlt jedoch eine solche umfassende Betrachtung der verschiedenen Einflussgrößen. Bisherige Studien in diesem Bereich beschränken sich meist auf einen bestimmten Beruf oder eine bestimmte Phase der Ausbildung. Daher können bisherige Erkenntnisse zum Erfolg in der dualen Ausbildung kaum über einen konkreten Ausbildungsgang oder eine bestimmt Ausbildungsphase hinaus verallgemeinert werden. „Wissen und Fertigkeiten können mit den Tests zuverlässig und effizient erfasst werden.“ In diesem Projekt wurden deshalb Berufsschülerinnen und Berufsschüler aus verschiedenen Ausbildungsbereichen (Medizinische Fachangestellte, Kaufleute und Fachinformatiker) in unterschiedlichen Ausbildungsphasen eingehend befragt. Die Untersuchung ging dabei unter anderem folgenden Fragen nach: Durch welche Merkmale lässt sich die Leistung von Berufsschülerinnen und Berufsschülern zu Beginn, in der Mitte und am Ende ihrer Ausbildung vorhersagen? Verändern sich diese Zusammenhänge im Verlauf der Ausbildung oder bleiben sie im Verlauf der Ausbildung unverändert? ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Wissen und Fertigkeiten der Berufsschülerinnen und Berufsschüler können mit den Fachwissenstests zuverlässig und effizient erfasst werden. Vor allem das Allgemeinwissen zeigt deutliche Zusammenhänge mit dem beruflichen Fachwissen. In weiteren Analysen wird die Vorhersagekraft der unterschiedlichen Merkmale verglichen und die Veränderungen der Ausbildungsleistungen zwischen Anfang, Mitte und Ende der Ausbildung werden näher betrachtet. Durch den Vergleich zwischen Personengruppen in recht unterschiedlichen Ausbildungsberufen kann zudem gezeigt werden, inwieweit das Befundmuster über unterschiedliche Ausbildungsberufe stabil ist. Mittels geeigneter Leistungstests lässt sich so ein genaueres Bild des Kompetenzniveaus der Auszubildenden erarbeiten. Durch die inhaltliche Konkretisierung sind Kernkompetenzen auch für die duale Ausbildung in Deutschland benannt, sodass die im Rahmen des Projekts entwickelten Verfahren insbesondere die Berufsberatung diagnostisch bereichern können. Schroeders, U., Schipolowski, S., & Böhme, K. (2014). Typical intellectual engagement and achievement in math and the sciences in secondary education. Paper submitted for publication. Wilhelm, O. & Nickolaus, R. (2013). Was grenzt das Kompetenzkonzept von etablierten Kategorien wie Fähigkeit, Fertigkeit oder Intelligenz ab? Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 16, 23–26. Wilhelm, O., Schroeders, U., & Schipolowski, S. (2014). Berliner Test zur Erfassung fluider und kristalliner Intelligenz für die 8. bis 10. Jahrgangsstufe. BEFKI 8-10. Göttingen: Hogrefe. KOOPERATIONEN Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart Prof. Dr. Susan Seeber, Universität Göttingen METHODE Im Februar und März 2015 wurden Testungen mit 1.632 Berufsschülerinnen und Berufsschülern durchgeführt, von denen sich 981 in einer kaufmännischen, 443 in einer medizinisch-gesundheitlichen und 208 in einer informationstechnischen Ausbildung befinden. Die bereichsspezifischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen Ausbildungsphasen wurden mittels speziell entwickelter Fachwissenstests erhoben. Neben dem Fachwissen wurden zusätzlich die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken, Allgemeinwissen, berufsbezogene Interessen und intellektuelle Neugier erhoben. PROJEKT 0 4 0 . ZUM WEITERLESEN Prof. Dr. Oliver Wilhelm Prof. Dr. Ulrich Schroeders Anne Möhring . 0 4 1 ./ Projekt LIST: LIFE SKILLS ALS TRANSITIONSHILFE? tions- und Kontrollklassen erfolgt mittels quantitativer statistischer Auswertungsprogramme. BERUFSBIOGRAFISCHE KONSEQUENZEN GESTÄRKTER LEBENSKOMPETENZEN Insgesamt konnten 22 Schulen (5 Realschulen, 12 Haupt-/ Werkrealschulen und 5 Förderschulen) für die Mitarbeit an der Studie gewonnen werden. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Prof. Dr. Uwe H. Bittlingmayer, Pädagogische Hochschule Freiburg Prof. Dr. Stefan Immerfall, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Jürgen Gerdes, Pädagogische Hochschule Freiburg Fereschta Sahrai, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Prof. Dr. Uwe Faßhauer, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Prof. Dr. Christine Riegel, Pädagogische Hochschule Freiburg Das LiST-Projekt geht der Frage nach, ob allgemeine Lebenskompetenzen (Life Skills) bzw. deren systematische Stärkung mittels eines schulischen Life-SkillsFörderungsprogramms hilfreich sind für einen gelungenen Übergang von der schulischen in die berufliche Ausbildung. Die Stärkung der Persönlichkeit durch die Vermittlung allgemeiner Lebenskompetenzen (z. B. Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten, Problemlösungsund Entscheidungskompetenzen) gilt als ein wirksamer Beitrag zur Prävention von selbstschädigendem (z. B. Drogenmissbrauch) und fremdschädigendem Verhalten (z. B. Gewalt). Angesichts immer komplexerer Berufsbiografien und der Flexibilisierung von Arbeitsprozessen und Arbeitsverhältnissen kann vermutet werden, dass Life Skills auch für den Übergang in die Berufsbildung eine Rolle spielen. Dies ist bislang noch nicht systematisch untersucht worden. Viele Ausbildungsbetriebe legen aber mittlerweile auf persönliche und soziale Kompetenzen genauso viel Wert wie auf Sprachund Rechenfähigkeiten ihrer Auszubildenden. Neben der Frage, ob allgemeine Lebenskompetenzen die Realisierung der individuellen beruflichen Vorstellungen begünstigen und ggf. auch den konstruktiven Umgang mit Scheiternserfahrungen erleichtern, untersucht das Projekt, ob die Verfügung über Life Skills je nach sozialstrukturellen Merkmalen (z. B. soziale Herkunft, Geschlecht, Migrationshintergrund) unterschiedlich verteilt ist. METHODE Das LiST-Projekt ist eine schulische Interventionsstudie. Zufällig ausgewählten Projektschulen (der Schulformen Real-, Werkreal-, Haupt- und Förderschule) in Baden-Württemberg wurden Unterrichtsmaterialien aus einem neu entwickelten Lebenskompetenz-Förderungsprogramm (Lions-Quest „Erwachsen Handeln“) zum regelmäßigen Einsatz in den Abschlussklassen zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurden bzw. werden die Schülerinnen und Schüler einmal vor der Intervention zu Beginn des Schuljahres, nach der Intervention am Ende des Schuljahres sowie schließlich neun Monate nach dem Verlassen der Schule befragt. Neben der Befragung von Schülerinnen und Schülern aus den Klassen, in denen das erwähnte Programm eingesetzt wurde (Interventionsgruppe), wurden Schülerinnen und Schüler der jeweils gleichen Schulform und Klassenstufe (so weit wie möglich in Parallelklassen) mittels der gleichen standardisierten Fragebogen befragt (Kontrollgruppe). Der Vergleich der Ergebnisse zwischen beiden Gruppen ermöglicht es, die Frage zu beantworten, ob und inwiefern die Verfügung über Life Skills beim Übergang in die berufliche Ausbildung einen positiven Beitrag leistet. Inzwischen sind im LiST-Projekt zwei Befragungswellen erhoben und ausgewertet worden (die letzte Befragung der ehemaligen Schülerinnen und Schüler läuft derzeit). Der Vergleich der Daten von Interventions- und Kontrollgruppe ergab, dass sich die beiden Gruppen im Hinblick auf ihre allgemeinen Lebenskompetenzen nicht deutlich unterscheiden. „Geschlecht und schulische Leistung beeinflussen die Verfügbarkeit von Life Skills mehr als die soziale Herkunft oder der Migrationshintergrund.“ Markant waren dafür aber vor allem geschlechtsspezifische Unterschiede: Mädchen verfügen im Durchschnitt über weniger Life Skills als Jungen in allen untersuchten Schulformen. Ebenfalls bedeutsam ist die schulische Leistung der Schülerinnen und Schüler, vor allem die Mathematik- und Englischnote. Laut den erhobenen Daten beeinflussen aber weder der Migrationshintergrund noch die soziale Herkunft der Schülerinnen und Schüler die individuelle Verfügbarkeit von Life Skills. Die Befunde lassen zusammenfassend erstens darauf schließen, dass bei Jugendlichen in den Schulformen unterhalb des Gymnasiums die Geschlechtszugehörigkeit und schulische Leistung einen größeren Einfluss auf die individuelle Verfügbarkeit von Life Skills haben als die soziale Herkunft oder der Migrationshintergrund. In Hinblick auf die durchgeführte Intervention zur Life Skills-Stärkung ist aber zweitens festzuhalten, dass Abschlussklassen keine guten Rahmenbedingungen für eine strukturierte und kontinuierliche Intervention bieten und deshalb die Schulen nur eingeschränkt eine erforderliche Programmtreue aufrecht erhalten konnten. Mit Blick auf die geringe Selektivität von Life Skills ist drittens eine methodische Problematisierung angebracht, die die verwendeten psychometrischen Skalen daraufhin befragt, was genau durch sie erfasst wird. KOOPERATIONEN Hilfswerk der Deutschen Lions, Wiesbaden In der Befragung wurden einerseits psychometrische Skalen zur Messung allgemeiner Lebenskompetenzen (insbesondere zu Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen) verwendet, andererseits wurden die Schülerinnen und Schüler auch nach ihren beruflichen Zukunftsplänen und -vorstellungen befragt. Der Vergleich zwischen IntervenPROJEKT 0 4 2 . Die Betrachtung der Entwicklung der Schülerinnen und Schüler im Verlauf des Schuljahres ergab, dass Mädchen sich gegenüber den Jungen in ihren Life Skills maßgeblich verbessert haben und am Ende des Abschlussjahres keine maßgeblichen Unterschiede mehr vorlagen. Signifikant positive Entwicklungen waren bei den Schülerinnen und Schülern der Förderschule zu beobachten, allerdings konnte hier aufgrund der kleinen Stichprobe kein Vergleich zu einer Kontrollgruppe gezogen werden. Prof. Dr. Uwe Bittlingmayer Prof. Dr. Stefan Immerfall . 0 4 3 ./ Projekt MACHBARKEITSSTUDIE FÜR EIN BADEN-WÜRTTEMBERG-PANEL sollten durch Befragungen der Berufsschullehrenden und der Ausbildenden ergänzt werden, um einen umfassenderen Einblick in die Fähigkeiten und Entwicklung der Jugendlichen zu bekommen. Übergangspanel Klassenbefragung Abschlussklassen KOMPETENZEN VON JUGENDLICHEN AM ÜBERGANG VON DER SCHULE IN DIE AUSBILDUNG UND IM VERLAUF DER AUSBILDUNG Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen Daniela Ackermann, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim Dr. Nicole Biedinger, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim Dr. Anja Tausch, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim Einem erheblichen Anteil von Jugendlichen gelingt es nach dem Ende ihres Schulbesuchs nicht, direkt eine berufliche Ausbildung aufzunehmen und erfolgreich abzuschließen. Gleichzeitig bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt, weil jugendliche Schulabgängerinnen und -abgänger von der Wirtschaft als nicht ausbildungsreif angesehen werden. Der dadurch entstehende Fachkräftemangel könnte möglicherweise durch Maßnahmen im Berufsbildungssystem gemildert werden. Aktuell gibt es jedoch zu wenige Daten über Entscheidungsprozesse und Erfolge von Jugendlichen beim Übergang von der schulischen in die berufliche Bildung sowie innerhalb der beruflichen Bildung und in die Erwerbstätigkeit. befragt werden sollten, um ein repräsentatives Bild für Baden-Württemberg zu erhalten und in welchem Rahmen diese befragt werden sollten. Zusätzlich wurde der Frage nachgegangen, ob es sinnvoll wäre, die Auskünfte der Jugendlichen durch Befragungen weiterer Bezugspersonen, wie Lehrenden oder Ausbildenden, zu ergänzen. Die Eckdaten des entwickelten Studiendesigns dienten im Anschluss dazu, die Kosten für einzelne Teilkomponenten und das Gesamtprojekt zu ermitteln. METHODE Nach der Sammlung des aktuellen Wissenstands wurden zunächst die Fragestellungen zusammengetragen, die mit der Studie zu beantworten sein sollten. Da für die Messung von Prozessen und Entwicklungen mehrere Befragungszeitpunkte erforderlich sind, mussten deren Häufigkeit und Zeitpunkte ebenfalls erarbeitet werden. Hinzu kam die Frage, welche Jugendlichen Zusätzlich sollten für alle Jugendlichen, die im Folgejahr eine Ausbildung aufnehmen, drei jährliche Befragungen stattfinden (Ausbildungspanel). Diese sollten weitere Messungen der Kompetenzentwicklung einschließen, wobei der Schwerpunkt hier auf der Entwicklung der berufsbezogenen Kompetenzen läge. Die Ergebnisse von Kompetenztests und Antworten der Jugendlichen 0 4 4 . Ausbildungspanel Befragung 1: Ausbildungsbeginn regionale Kontexte Einzel-OnlineBefragung 1 Screening Für die Entwicklung möglicher Unterstützungsmaßnahmen wären vor allem auch solche Jugendliche interessant, die eine begonnene Ausbildung abbrechen. Diese könnten durch kurze Zwischenbefragungen (Screenings) ermittelt und im Rahmen des Übergangspanels weiter befragt werden. Eine längerfristige Verfolgung des Ausbildungs- und Berufsverlaufs der befragten Jugendlichen wäre, bei deren Einverständnis, durch eine Zuspielung von Berufsverlaufsdaten der Bundesagentur für Arbeit möglich. Befragung 2: Zwischenprüfung Ausbilderbefragung Einzel-OnlineBefragung 2 Screening Befragung 3: Ausbildungsende Zuspielung von BA-Berufsverlaufsdaten Einzel-OnlineBefragung 3 Mögliches Studiendesign eines Baden-Württemberg-Panels Auf der Grundlage der Kostenschätzung für das Gesamtprojekt sowie für einzelne Komponenten werden aktuell Finanzierungsmöglichkeiten eruiert. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Es wurde eine Längsschnittstudie mit vier Befragungszeitpunkten geplant (vgl. Grafik). Um auch regionale Bedingungen der Berufswahl zu erfassen, sollten alle Jugendlichen in ihrem Abschlussschuljahr aus ausgewählten Regionen Baden-Württembergs befragt werden (ca. 9.000). Bereits hier sollte eine erste Kompetenzmessung stattfinden (allgemeine Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen) und die Jugendlichen über ihre Berufswahl befragt werden. Der weitere Schul- oder Ausbildungsverlauf aller Jugendlichen sollte durch jährliche Online-Befragungen weiterverfolgt werden (Übergangspanel). In diesem Projekt gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen deshalb der Frage nach, wie eine Studie aussehen müsste, mit der Entscheidungsprozesse, Erfolge und die Kompetenzentwicklung von Jugendlichen in dieser Lebensphase umfassend erhoben werden und daraus praktische Vorschläge für Unterstützungsmaßnahmen abgeleitet werden könnten. „Ein Baden-Württemberg-Panel könnte Aufschluss darüber geben, durch welche Maßnahmen im Berufsbildungssystem sich der entstehende Fachkräftemangel abmildern ließe.“ KOOPERATIONEN Prof. Dr. Holger Bonin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel Prof. Dr. Heike Solga, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung Prof. Dr. Susan Seeber, Universität Göttingen Prof. Dr. Reinhold Weiß, Bundesinstitut für Berufsbildung, Berlin PROJEKT Prof. Dr. Beatrice Rammstedt Prof. Bernd Fitzenberger,Ph.D. Prof. Dr. Reinhold Nickolaus Prof. Dr. Ulrich Trautwein . 0 4 5 ./ Projekt aus der Nachwuchsförderung MATHEMATISCHE BASISKOMPETENZEN IN DER BERUFSAUSBILDUNG MIT UNTERSCHIEDLICHEM ANFORDERUNGSNIVEAU IM VERGLEICH ZU SCHÜLERN ALLGEMEINBILDENDER SCHULEN ALLTAGSRELEVANTES MATHEMATIKWISSEN IN DER WEITERFÜHRENDEN SCHULE UND DER BERUFSAUSBILDUNG Aus den allgemeinbildenden Schulen (Werkrealschule, Realschule und Gymnasium) nahmen ca. 400 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 10 an der Untersuchung teil. Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen Didem Atik, Universität Stuttgart In modernen Gesellschaften haben wir täglich mit Zahlen und einfachen Rechenprozeduren zu tun. Mathematische Basiskompetenzen stellen daher eine wichtige Voraussetzung nicht nur für die Bewältigung der Mathematik in der Schule, sondern auch für das Zurechtfinden in Beruf und Alltag dar. Unter Basiskompetenzen versteht man unter anderem Zählfähigkeiten, das Verständnis von der Mächtigkeit von Zahlen, den sicheren Umgang mit den Grundrechenarten oder das Abschätzen von Mengen und Mengenrelationen. Jedoch zählen auch einfaches geometrisches Wissen, das Lesen der Uhr oder der Umgang mit Tabellen und Schaubildern dazu. Kinder, die bereits früh Defizite in diesen Bereichen aufweisen, holen diese meist nicht mehr auf und haben langfristig erhebliche Probleme in der Schule und wahrscheinlich auch der Berufsausbildung. Die Erforschung von Basiskompetenzen und deren Auswirkungen konzentriert sich derzeit jedoch überwiegend auf den Kindergarten- und Grundschulbereich. Darüber, wie sich diese Fähigkeiten nach der Grundschule entwickeln, weiß man hingegen wenig. Erste Studien deuten darauf hin, dass manche Schülerinnen und Schüler auch in der weiterführenden Schule nach wie vor Defizite bei mathematischen Grundkompetenzen haben, wie dem Bestimmen von Vorgänger und Nachfolger einer Zahl, dem Einordnen von Zahlen auf dem Zahlenstrahl oder bei Zahlenvergleichen. Für den beruflichen Ausbildungssektor liegen derzeit nur vereinzelte Hinweise darauf vor, dass die mangelnde Beherrschung der Grundrechenarten in der Berufsgrundbildung und im Übergangssystem erhebliche Schwierigkeiten bei der fachlichen Kompetenzentwicklung verursacht. Aller- 0 4 6 . Rund 500 davon absolvierten das erste Ausbildungsjahr in einer der folgenden Berufsgruppen: Fliesenleger, Maurer, Anlagenmechaniker, Friseure, Industriemechaniker, Kaufleute oder Zimmerleute. Mit dieser Auswahl sollten sowohl Ausbildungsbereiche, in die eher leistungsstärkere Jugendliche einmünden, als auch Ausbildungsgänge, die eher von leistungsschwächeren Jugendlichen besucht werden, berücksichtigt werden. Mit den Kaufleuten und Friseuren wurden bewusst zwei Berufsgruppen einbezogen, die bevorzugt von Mädchen gewählt werden. dings werden die mathematischen Basiskompetenzen in solchen Studien meist nicht im oben genannten Sinne erfasst, sodass unklar bleibt, wie mathematische Basiskompetenzen im ersten Jahr der Ausbildung in unterschiedlichen Berufsgruppen ausgeprägt sind. Dieses Projekt soll diese Forschungslücke schließen. Untersucht werden soll, wie sich Berufsschülerinnen und Berufsschüler im ersten Ausbildungsjahr im Hinblick auf die basalen mathematischen Kompetenzen zwischen einzelnen Ausbildungsgängen unterscheiden. Außerdem soll überprüft werden, ob sich zwischen der 8. bis 10. Klasse und der Berufsausbildung Unterschiede finden lassen oder ob einmal ausgebildete Basiskompetenzen auf einem Niveau bleiben. Ziel ist es außerdem zu überprüfen, ob sich verschiedene „Gruppen“ von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Defiziten identifizieren lassen. Diese Information würde Hinweise darauf geben, welche Fördermaßnahmen die betreffenden Jugendlichen jeweils benötigen würden. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die Erhebungen wurden im April 2015 abgeschlossen. Die ermittelten Daten werden derzeit ausgewertet, sodass im Herbst 2015 mit ersten Erkenntnissen zu rechnen ist. ZUM WEITERLESEN Lambert, K. (2015). Rechenschwäche – Grundlagen, Diagnostik und Förderung. Göttingen: Hogrefe. KOOPERATIONEN Prof. Dr. Korbinian Möller, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen Dr. Tanja Dackermann, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen METHODE Zur Überprüfung von mathematischen Basiskompetenzen in der weiterführenden Schule und der Berufsausbildung wurden insgesamt über 900 Schülerinnen und Schüler befragt. PROJEKT AUS DER NACHWUCHSFÖRDERUNG Dr. Katharina Lambert Didem Atik . 0 4 7 ./ Assoziiertes Projekt FÖRDERUNG FACHLICHER INTERESSEN SCHON AB DER 8. KLASSE? Entwicklungseffekte: technische Interessen 0,50 Schuljahresbeginn MOTIVATIONS- UND INTERESSENPROFILE DER SCHÜLER IN 8. KLASSEN ALLGEMEINBILDENDER GYMNASIEN UND BERUFLICHER GYMNASIEN DER SECHSJÄHRIGEN AUFBAUFORM (6BG-STUDIE) Beispielfrage: „In einem Versuchslabor Experimente durchführen.“ 0,25 Beispielfrage: „Mit Maschinen oder technischen Geräten arbeiten.“ 0,00 -0,25 -0,50 untersuchend-forschend Dr. Jochen Kramer, Universität Tübingen Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen Allgemeinbildende Gymnasien handwerklich-technisch Technische Gymnasien Wirtschaftsgymnasien Zu- und Abnahme des technischen Interesses im Vergleich zum Schuljahresbeginn (0,00) Die gymnasiale Schullandschaft in Baden-Württemberg zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus. Neben allgemeinbildenden Gymnasien können Eltern aus einer Reihe von beruflichen Gymnasien wählen, um ihren Kindern so die Möglichkeit zu geben, ihren Interessen und Begabungen nachzugehen. Mit den beruflichen Gymnasien der 6-jährigen Aufbauform (6BG) ist dies in Baden-Württemberg schon ab der 8. Klasse möglich. und -ende. Andere mögliche Einflüsse auf Interessensund Motivationsveränderungen, wie etwa Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten, Geschlecht oder Bildungsnähe der Eltern, wurden durch statistische Methoden berücksichtigt. So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysieren, welche Veränderungen während der achten Klasse mit dem Besuch der Schulform zusammenhingen. Bislang fehlte es jedoch an Studien, die untersuchen, ob die Wahl des 6-jährigen beruflichen Gymnasiums tatsächlich durch das Interesse geleitet wird und ob diese Schulform es vermag, die spezifischen Interessen ihrer Schülerinnen und Schüler schon in der Sekundarstufe I zu fördern. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND In ihrer Studie gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deshalb zwei Fragestellungen nach: Wie unterscheiden sich die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Gymnasialtypen? Wie wirkt sich der Besuch der verschiedenen Gymnasien auf ihre beruflichen Interessen aus? METHODE Um diese Fragen zu beantworten, führten die Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher im Schuljahr 2013/2014 eine Studie mit 430 Achtklässlerinnen und Achtklässlern an allgemeinbildenden Gymnasien, Technischen Gymnasien und Wirtschaftsgymnasien in Baden-Württemberg durch. Dabei verglichen sie deren Interesse und Motivation jeweils zu Schuljahresbeginn 0 4 8 . An sechsjährigen Technischen Gymnasien nimmt das Interesse der Schülerinnen und Schüler im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich im Vergleich zu anderen Gymnasialtypen stärker zu. Außerdem schätzen die Schülerinnen und Schüler Mathematik als nützlicher ein als Schülerinnen und Schüler an anderen Gymnasien. „Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Befunde ein weiterer Beleg dafür, dass sich Schülerinnen und Schüler unterschiedlich entwickeln, wenn sie unterschiedliche Schulen besuchen.“ Im Detail zeigte die Studie, dass Schülerinnen und Schüler am Technischen Gymnasium bereits zu Beginn der achten Klasse über ein deutlich anderes Profil verfügen als Schülerinnen und Schüler an den anderen beiden Gymnasialtypen. Sie sind technisch interessierter und haben eine höhere Wertschätzung von Mathematik und Physik. Im Verlauf der achten Klasse beobachteten die Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher bei den Schülerinnen und Schülern an Technischen Gymnasien im Vergleich zu den anderen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten dann eine weitere Vertiefung der Interessen im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich. Bei den Wirtschaftsgymnasiastinnen und Wirtschaftsgymnasiasten konnten die Forscherinnen und Forscher keine stärkere Ausdifferenzierung der Interessen im wirtschaftlichen Bereich beobachten, wie beispielsweise bei führenden, verkaufenden und verwaltenden Tätigkeiten. FÖRDERMITTEL Rotary Club Bietigheim-Vaihingen (Spende über den Universitätsbund) ASSOZIIERTES PROJEKT Dr. Jochen Kramer Prof. Dr. Ulrich Trautwein . 0 4 9 ./ Projekt PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHES WISSEN VON LEHRKRÄFTEN IM BERUFSBILDENDEN BEREICH PROFESSIONELLE KOMPETENZ VON BERUFSSCHULLEHRKRÄFTEN: ENTWICKLUNG UND ERPROBUNG EINES MESSINSTRUMENTS ZUR ERFASSUNG PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHEN WISSENS Prof. Dr. Thamar Voss, Universität Tübingen Verena Hoehne, Universität Tübingen Katharina Wolter (geb. Zieher), Universität Tübingen Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen Pädagogisch-psychologisches Wissen Wissen über Lernprozesse von Lernenden Wissen über Lernziele Wissen über die Heterogenität der Lernenden Wissen über Lehr-Lern-Methoden und Lehr-Lern-Konzepte Wissen über Kommunikation und Interaktion mit den Lernenden Wissen über die Besonderheiten des betrieblichen Lernens Wissen über Methoden der Individual- und Lernprozessdiagnostik Wissen über die effiziente Führung von Lerngruppen (classroom management) Wissen über die physische, materiale und mediale Gestaltung von Lernumgebungen Konzeptualisierung des pädagogisch-psychologischen Wissens von Berufsschullehrkräften in neun Facetten Was macht eine gute Lehrkraft aus? Welche Faktoren bestimmen, ob Berufsschullehrkräfte ihren beruflichen Alltag erfolgreich meistern? Diese Fragen stellen den Ausgangspunkt für das Projekt dar, in dem die professionelle Kompetenz von Berufsschullehrkräften untersucht wird. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung des pädagogisch-psychologischen Wissens als einem wichtigen Aspekt der professionellen Kompetenz (neben fachlichem Wissen, Überzeugungen, der Motivation sowie der Fähigkeit zur professionellen Selbstregulation). Ziel des Projekts ist es, (a) das pädagogisch-psychologische Wissen von Berufsschullehrkräften zu definieren und zu konzeptualisieren sowie (b) darauf aufbauend ein Messinstrument zu entwickeln. Das Instrument, das die Grundlage für weitere Forschung in dem Bereich bildet, wird in dem Projekt unter anderem dazu eingesetzt, um (c) systematisch Seiteneinsteiger und Lehrkräfte mit regulärer Ausbildung zu vergleichen. METHODE Die Konzeptualisierung des pädagogisch-psychologischen Wissens wurde auf der Grundlage der Forschungsliteratur zum Lehrerwissen erarbeitet und anhand einer Befragung von 16 Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis überprüft und ergänzt. Darauf aufbauend wurden Aufgaben zur Erfassung des pädagogisch-psychologischen Wissens entwickelt. Ein Schwerpunkt bei der Erfassung liegt auf dem prozedu- 0 5 0 . ralen, handlungsbezogenen Wissen, weshalb neben textbasierten Aufgaben auch videobasierte und interaktive Aufgaben entwickelt wurden. In zwei Vorstudien (mit insgesamt rund 340 Personen) wurden die Aufgaben auf Verständlichkeit und logische Konsistenz sowie psychometrische Qualität hin überprüft. Eine große Stichprobe von Berufsschullehrkräften bearbeitet die entwickelten Aufgaben in der derzeit laufenden Hauptstudie. Unter anderem werden hier Seiteneinsteiger mit regulär ausgebildeten Lehrkräften verglichen. "Neben fachlichem Wissen, Überzeugungen, Motivation sowie der Fähigkeit zur professionellen Selbstregulation ist das pädagogisch-psychologische Wissen einer der wichtigsten Aspekte der professionellen Kompetenz von Berufsschullehrkräften." ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die erarbeitete Konzeptualisierung beschreibt das pädagogisch-psychologische Wissen von Berufsschullehrkräften anhand neun inhaltlicher Facetten (vgl. Abb.). Alle Facetten wurden in der Expertenbefragung als relevant angesehen und von den Expertinnen und Experten inhaltlich weiter ausdifferenziert. Die Aufgaben zur Erfassung des pädagogisch-psychologischen Wissens wurden aufgrund der Rückmeldungen der befragten Lehrkräfte der ersten Vorstudie, bei der die Lehrkräfte die Aufgaben „laut denkend“ bearbeiten sollten, optimiert und in der zweiten Vorstudie eingesetzt. Die Ergebnisse der zweiten Vorstudie weisen darauf hin, dass der Großteil der Aufgaben geeignet erscheint, um das pädagogisch-psychologische Wissen in den neun distinkten inhaltlichen Facetten zu erfassen. Nach der Hauptstudie wird das Projekt somit ein Messinstrument zur Verfügung stellen, das die Grundlage für weitere Forschung zur professionellen Kompetenz von Berufsschullehrkräften bildet und viele Möglichkeiten für weitere Forschungsvorhaben im beruflichen Segment eröffnet. Mit dem geplanten Vergleich von Seiteneinsteigern und regulär ausgebildeten Lehrkräften in der Hauptstudie kann das Projekt der bildungspolitischen Frage, ob Seiteneinsteiger ein adäquater Ansatzpunkt zur Lösung des derzeitigen Mangels an nachrückenden Berufsschullehrkräften sind, empirisch belastbare Befunde beisteuern. Zudem kann das Instrument langfristig dazu dienen, die Bedeutung der professionellen Kompetenz der Berufsschullehrkräfte für die Leistungs- und Motivationsentwicklung von Berufsschülerinnen und Berufsschülern zu untersuchen. Weiterhin kann der Wissensstand von Berufsschullehrkräften festgestellt und darauf aufbauend Trainings und Interventionen entwickelt sowie evaluiert werden. PROJEKT ZUM WEITERLESEN Voss, T., Kunina-Habenicht, O., Hoehne, V., & Kunter, M. (2015). Stichwort Pädagogisches Wissen von Lehrkräften: Empirische Zugänge und Befunde. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (Advance online publication. doi: 10.1007/s11618-015-0626-6). Voss, T., Kunter, M., & Baumert, J. (2011). Assessing teacher candidates’ general pedagogical/psychological knowledge: Test construction and validation. Journal of Educational Psychology, 103(4), 952–969. doi: 10.1037/ a0025125. Prof. Dr. Thamar Voss Verena Hoehne . 0 5 1 ./ Assoziiertes Projekt PIAAC-L – KOOPERATIVE LÄNGSSCHNITTLICHE WEITERVERFOLGUNG DER PIAAC-STUDIE IN DEUTSCHLAND KOMPETENZEN IM ERWACHSENENALTER UND DEREN BEDEUTUNG IM LEBENSLAUF Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim (Gesamtleitung) Silke Martin, Dr. Anja Tausch, Anouk Zabal, GESIS Prof. Dr. Claus H. Carstensen, Dr. Jutta von Maurice, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Bamberg Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Blossfeld, Mareike Burger, Odin Jost, Prof. Dr. Corinna Kleinert, LIfBi Prof. Dr. Jürgen Schupp, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin Dr. Simone Bartsch & Katharina Poschmann, DIW Im Rahmen des „Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC)“ wurden in Deutschland in den Jahren 2011 und 2012 – wie in über zwanzig weiteren Ländern weltweit – über 5.000 Erwachsene im Alter von 16 bis 65 Jahren befragt. Dabei wurden ihre grundlegenden Kompetenzen in den Domänen Lesen, Alltagsmathematik und technologiebasiertes Problemlösen gemessen. Mit dem Anschlussprojekt PIAAC-L wird die deutsche PIAACStichprobe über mehrere Jahre mit einem erweiterten Spektrum an Fragestellungen weiterverfolgt. Dieses Vorhaben führt das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften im Verbund mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung; DIW) und dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg durch. Dabei stehen u.a. folgende Fragen im Zentrum: Wie entwickeln sich Kompetenzen von Erwachsenen über die Zeit? Welche Effekte haben Kompetenzen auf Bildungsund Erwerbsmobilität? Wie hängen die Kompetenzen von Partnern miteinander zusammen? Sind die PIAACKompetenzmaße mit denen anderer nationaler Studien (z. B. Nationales Bildungspanel, NEPS) vergleichbar? METHODE Das Projekt erstreckt sich über drei Befragungszeitpunkte (2014, 2015, 2016). Um an zentrale nationale Studien anzuknüpfen, werden dabei Fragen und Aufgaben aus den Studien SOEP und NEPS übernommen. Diese 0 5 2 . werden durch neu entwickelte Fragen zu weiteren interessierenden Themen ergänzt. Im Jahr 2014 wurden neben der Person, die bereits 2012 an der PIAAC-Studie teilnahm (die sog. PIAAC-Ankerperson), auch weitere im selben Haushalt lebende Personen ab 18 Jahren mit SOEP-Kerninstrumenten (Haushalts- und Personenfragebogen) befragt. Die Erhebung 2015 zielt auf die Wiederholung einiger Fragestellungen aus der PIAAC-Studie aus den Jahren 2011/12 sowie auf den Vergleich der PIAAC- und NEPS-Instrumente ab. Neben den PIAACAnkerpersonen werden zusätzlich deren im Haushalt lebende Partnerinnen bzw. Partner (sofern vorhanden) befragt; auch diese bearbeiten Kompetenzaufgaben. In 2016 findet wiederum eine Befragung aller im Haushalt der PIAAC-Ankerperson lebenden Erwachsenen statt. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND 2014 konnten 3.758 PIAAC-Ankerpersonen wieder befragt werden sowie weitere 2.473 Haushaltsmitglieder. Hierbei stand die Ergänzung der in PIAAC erhobenen Hintergrundvariablen wie z. B. soziodemografische Angaben durch weitere Kontextmerkmale (z. B. Wohnsituation, Gesundheit, Zufriedenheit, Einstellungen) im Vordergrund. Aktuell werden diese Daten aufbereitet und voraussichtlich Ende des Jahres 2015 interessierten Forscherinnen und Forschern in Form eines Scientific Use Files (Datensatz für wissenschaftliche Zwecke der Datennutzung) über das PIAAC-Forschungsdatenzentrum bei GESIS zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig läuft die zweite Befragungswelle, in der die PIAAC-Ankerpersonen und deren Partnerinnen bzw. Partner neben der Beantwortung eines Fragebogens Kompetenzaufgaben aus PIAAC und/oder NEPS bearbeiten. Die dritte und (im Rahmen des PIAAC-L-Projekts) letzte Befragungswelle (2016), bei der unter anderem neu entwickelte Fragen (z. B. zur Weiterbildung) zum Einsatz kommen, ist bereits in Vorbereitung. "Die PIAAC-L-Studie liefert wichtige Erkenntnisse dazu, wie die Kompetenzen Erwachsener mit deren Bildungs- und Erwerbsmobilität zusammenhängen." Die PIAAC-L-Daten schaffen damit einen inhaltlichen Mehrwert zu Kompetenzen im Erwachsenenalter und deren Bedeutung im Lebenslauf und bieten der Wissenschaft eine fundierte Ergänzung zu den vorhandenen PIAAC-L-Daten. Die Studie trägt somit dazu bei, dass sich künftig besser beantworten lässt, wie Kompetenzen mit Bildungs-, Einkommens- und Berufsverläufen, mit sozialen Faktoren sowie mit der gesellschaftlichen Nutzung von Kompetenzen und individuellen Chancen im internationalen Vergleich zusammenhängen. FÖRDERMITTEL Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Laufzeit von 2013 bis 2017. KOOPERATIONEN Kooperationen mit weiteren Leibniz-Instituten im Rahmen des PIAAC-Leibniz-Netzwerks: • Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE), Bonn • Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt • Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), Nürnberg • Institut für Wirtschaftsforschung (ifo), München • Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), Kiel • Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Berlin ZUM WEITERLESEN Rammstedt, B., Ackermann, D., Helmschrott, S., Klaukien, A., Maehler, D. A., Martin, S. et al. (2013). PIAAC 2012: Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick. Münster: Waxmann. Rammstedt, B. (Hrsg.) (2013). Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich. Ergebnisse von PIAAC 2012. Münster: Waxmann. ASSOZIIERTES PROJEKT Prof. Dr. Beatrice Rammstedt Prof. Dr. Claus H. Carstensen Dr. Jutta von Maurice Prof. Dr. Jürgen Schupp . 0 5 3 0 5 4 . . 0 5 5 ./ Assoziiertes Projekt QUALIFIKATIONSENTWICKLUNG UND ÜBERGÄNGE ÜBERGANG NACH KLASSE 9 DIE LETZTEN ZWEI JAHRE IN DEUTSCHEN HAUPTSCHULEN Übergang Anteil in Prozent Ausbildung 10,62 Klasse 10 (WRS) 12,01 Berufsfachschule 47,58 Berufsvorbereitung 25,40 Sonstiges Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim Stefanie Licklederer, Universität Freiburg gesamt 4,39 433 Beobachtungen Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Fitzenberger & Licklederer (2015) Die Ausbildungsfähigkeit schwächerer Schülerinnen und Schüler zu stärken und den Übergang von Schule in Beruf zu optimieren bleibt trotz sinkender Schülerzahlen eine große gesellschaftliche Herausforderung. Für die vorliegende Längsschnittstudie befragten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 2008 bis 2012 wiederholt zwei Jahrgänge in den Klassen 8 und 9 der Freiburger Hauptschulen (heute: Werkrealschulen). Dadurch sollten zunächst die empirischen Zusammenhänge zwischen den Schülercharakteristika und den Startbedingungen am Ende der Klasse 7 erfasst werden. In einem nächsten Schritt sollten wichtige Indikatoren für die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf schulische Leistungen und die Berufsorientierung sowie für den Übergang nach der Klasse 9 aufgezeigt werden. METHODE Basis der Studie sind Befragungen in den vier Schulhalbjahren der Klassen 8 und 9 in allen Freiburger Hauptschulen von zwei Jahrgängen, die entweder 2007 oder 2008 mit der achten Klasse begonnen hatten. Es wurden sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte und Eltern befragt. Hauptziel der Befragungen war zu erfassen, welche Maßnahmen der Berufsorientierung die Schülerinnen und Schüler ergreifen und wie diese verläuft. Die Erhebungen umfassten zudem die Notenentwicklung in den Fächern Deutsch und Mathematik ab dem Jahreszeugnis in Klasse 7, die Teilnahme am Zusatzunterricht (ZU, vor der Reform zur Werkrealschule) als Vorbereitung für 0 5 6 . weiterführende Schulen sowie den Übergang nach Abschluss der Klasse 9. „In unserer Studie konnten wir zeigen, dass leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern der direkte Übergang in die Berufsausbildung trotz verschiedener Fördermaßnahmen nach wie vor oft nicht gelingt.“ ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die Studie zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Schülerinnen und Schüler nach Abschluss der Klasse 9 direkt eine berufliche Ausbildung startet. Einen Wechsel in das Übergangssystem beobachten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem bei männlichen Schülern mit Migrationshintergrund. Die leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler scheinen von vornherein zu beabsichtigen, nach Klasse 9 eine weiterführende allgemeine oder berufliche Schule zu besuchen, um ihre langfristigen Arbeitsmarktchancen zu erhöhen. Den leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern gelingt der direkte Übergang in eine berufliche Ausbildung meist nicht. Dies gilt häufig auch dann, wenn intensive Maßnahmen der Berufsorientierung absolviert wurden, eine positive Entwicklung der schulischen Leistungen und eine merkliche Verbesserung der Berufsorientierung vorlag. ZUM WEITERLESEN Fitzenberger, B. & Licklederer, S. (in Druck). Career Planning, School Grades, and Transitions: The Last Two Years in a German Lower Track Secondary School. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. Fitzenberger, B., Licklederer, S. & Zimmermann, M. (in Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökonomische Perspektive. In J. Seifried, S. Seeber & B. Ziegler (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung 2015. Schriftenreihe der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich. ASSOZIIERTES PROJEKT FÖRDERMITTEL Universität Freiburg und Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im Rahmen des Projekts „Die Wirkung des Bildungssystems auf den Übergang von Schule in Beruf – Evaluation des Pilotprojekts Erfolgreich in Ausbildung“ (Nr. 31-7532.20/068). Prof. Bernd Fitzenberger,Ph.D. Stefanie Licklederer . 0 5 7 ./ Assoziiertes Projekt SCHULISCHE UND BERUFLICHE BILDUNG, ÜBERGÄNGE UND ARBEITSMARKTERGEBNISSE WELCHE AUSWIRKUNGEN HABEN ÜBERGÄNGE NACH DER SCHULE AUF DEN LANGFRISTIGEN ERFOLG AM ARBEITSMARKT? Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim Prof. Dr. Aderonke Osikominu, Universität Hohenheim Markus Zimmermann, Humboldt-Universität zu Berlin Dieses Projekt untersucht empirisch die Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in die Ausbildung sowie von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt. Die Wissenschaftler analysieren dabei, wie sich die Übergangsmuster verschiedener Kohorten (Altersgruppen) verändert haben. Indem sie Daten aus Umfragen mit administrativen Sozialversicherungsdaten verknüpfen, können sie die zunehmend komplexen Übergangswege Jugendlicher präziser beschreiben als dies in bisherigen Forschungsarbeiten möglich war. Zudem soll untersucht werden, ob die Bildungsentscheidungen Jugendlicher sich langfristig auf Löhne oder die Beschäftigung im Erwachsenenalter auswirken. METHODE Für ihre Untersuchung verknüpfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die folgenden zwei Datensätze: 1) die Erwachsenenkohorte des Nationalen Bildungspanels (NEPS), die für ca. 17.000 Personen der Geburtskohorten 1944-1988 umfangreiche Informationen zum sozialen Hintergrund sowie zur Bildungs- und Erwerbsbiografie enthält, sowie 2) die Integrierten Erwerbsbiografien (IEB), die administrative Sozialversicherungsdaten zu Erwerbstätigkeit und Leistungsbezug umfassen. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND ZUM WEITERLESEN Fitzenberger, B., Licklederer, S. & Zimmermann, M. (in Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökonomische Perspektive. In J. Seifried, S. Seeber & B. Ziegler (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung 2015. Schriftenreihe der Sektion Berufsund Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich. FÖRDERMITTEL Förderung im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1646 „Education as a Lifelong Process“ KOOPERATIONEN Prof. Christian Dustmann, University College London (UCL) Sowohl Haupt- als auch Realschülerinnen und -schüler beschreiten auf dem Weg in eine berufliche Ausbildung zunehmend Umwege, entweder über das Nachholen eines allgemeinbildenden Schulabschlusses oder das Absolvieren einer Maßnahme im Übergangssystem. In der Abgängerkohorte 1989-2000 durchläuft etwa jeder vierte Hauptschulabsolvent nach der Schule eine Übergangsmaßnahme. Die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen des Übergangssystems schafft es später eine berufliche Ausbildung abzuschließen, wobei aber auch hier die Hauptschülerinnen und Hauptschüler schlechter abschneiden. In der jüngsten Kohorte holen 16 Prozent der Realschulabsolventinnen und Realschulabsolventen das Abitur oder eine Fachhochschulreife nach. Bei den Abiturientinnen und Abiturienten ist ein Trend hin zu beruflichen Abschlüssen und weg von Universitätsabschlüssen festzustellen. In der weiteren Projektphase werden die langfristigen Übergänge in den Arbeitsmarkt beschrieben. Die bisherigen Ergebnisse zeigen aber bereits, dass leistungsschwächere Jugendliche auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt nicht nur während der Schulzeit, sondern auch danach gefördert werden müssen. Gleichzeitig zeigt sich die Bedeutung von Öffnungsoptionen im Bildungssystem, z. B. über das Nachholen des Abiturs nach der Realschule. ASSOZIIERTES PROJEKT 0 5 8 . Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D. Prof. Dr. Aderonke Osikominu Markus Zimmermann . 0 5 9 ./ Assoziiertes Projekt STEIGERUNG DER SOZIALEN, PERSONALEN UND METHODISCHEN KOMPETENZEN BEI SCHÜLERN VON HAUPT-, WERKREAL- UND SONDERSCHULEN SOWIE BERUFLICHEN SCHULEN WIE LASSEN SICH DIE LEBENSKOMPETENZEN IN DER SCHULE FÖRDERN? Dr. Richard Göllner, Universität Tübingen Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität Tübingen Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen Schule sollte auf das Leben vorbereiten und zwar nicht nur, indem die Schülerinnen und Schüler dort Lesen, Schreiben und Mathematik lernen. Zu den nicht-akademischen Fähigkeiten oder Lebenskompetenzen gehören auch soziale und methodische Kompetenzen sowie die persönliche Entwicklung. Aber was sind mögliche Wege, um diese Fähigkeiten zu lehren? Wie können sie erfolgreich in der Praxis umgesetzt werden? Welche Rolle spielt die Lehrerkompetenz? Das vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg finanzierte Projekt zielt darauf ab, evidenzbasierte Ansätze auf diese Fragen zu finden. METHODE In einer im Schuljahr 2013/2014 durchgeführten Evaluationsstudie wurde der Frage nachgegangen, inwieweit sich schülerseitige Schlüsselkompetenzen im Bereich methodischer (z. B. Planungsfähigkeit), sozialer (z. B. Konfliktfähigkeit) und personaler (z. B. Durchhaltevermögen) Fähigkeiten mittels eines Workshops begleitend zum regulären Unterricht fördern lassen. Insgesamt nahmen 74 Klassen mit 902 Schülerinnen und Schülern aus Werkreal- und Sonderschulen (8. Jahrgangsstufe) sowie beruflichen Schulen in Baden-Württemberg an der Untersuchung teil. Die Workshops umfassten für jede der beteiligten Klassen jeweils ein Angebot aus einem der Kompetenzbereiche und wurden durch einen externen Anbieter durchgeführt. Mögliche Effekte zur Wirksamkeit der Fördermaßnahme wurden anhand eines Kontrollgruppendesigns ermittelt, wobei nicht teilnehmende Parallelklassen für einen Vergleich herangezogen wurden. Zur Kontrolle möglicher Kompetenzunterschiede zwischen den Workshop- und Kontrollklassen konnte auf bereits vorhandene Kompetenzmessungen zurückgegriffen werden. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die Ergebnisse bisheriger Analysen ergaben, dass die durchgeführten Workshopangebote zu einer Steigerung berufsrelevanter Kompetenzen führten. Insbesondere bei den sozialen Kompetenzen konnten Unterschiede zur Kontrollgruppe gefunden werden. Allerdings zeigten sich für alle Kompetenzbereiche deutliche Überlappungen, sodass sich die Effekte der Workshopinhalte auf die spezifischen Kompetenzen nicht in konsistenter Weise nachweisen ließen. Die Förderangebote zur Steigerung berufsrelevanter Schlüsselqualifikationen blieben also nicht ausschließlich auf einen Kompetenzbereich beschränkt, sondern „übertrugen“ sich auf weitere Schlüsselqualifikationen. Schließlich lassen die bisherigen Ergebnisse vermuten, dass der Erfolg schulbasierter Förderprogramme von der Akzeptanz des Angebots durch die handelnden Personen abhängig ist. Weiterführende Analysen widmen sich daher verstärkt der Implementationsqualität als einen möglicherweise entscheidenden Gelingensfaktor. FÖRDERMITTEL Ministerium für Kultus, Jugend und Sport BadenWürttemberg Dr. Richard Göllner Prof. Dr. Ulrich Trautwein Prof. Dr. Benjamin Nagengast Dr. Katharina Lambert „Mit Workshops lassen sich berufsrelevante Schlüsselqualifikationen bei Schülerinnen und Schülern steigern.“ ASSOZIIERTES PROJEKT 0 6 0 . . 0 6 1 ./ Assoziiertes Projekt TRANSITIONEN VON DER ERSTAUSBILDUNG INS ERWERBSLEBEN (TREE) WIE VOLLZIEHEN JUNGE MENSCHEN IN DER SCHWEIZ DEN ÜBERGANG IN AUSBILDUNG UND ARBEITSMARKT? Prof. Dr. Ben Jann, Universität Bern (Hauptantragsteller) Prof. Dr. Rolf Becker, Universität Bern (Mitantragsteller) Prof. Dr. Christian Imdorf, Universität Bern (Mitantragsteller) Wissenschaftliches Team: Dr. Sandra Hupka-Brunner, Maarten Koomen, Thomas Meyer, Barbara Müller, Dr. Stefan Sacchi, Dr. Katja Scharenberg, Christina von Rotz, Universität Bern TREE ist die erste Längsschnittuntersuchung in der Schweiz, die sich mit dem Übergang Jugendlicher von der Schule ins Erwerbs- und Erwachsenenleben befasst. Im Zentrum der Studie stehen die Ausbildungs- und Erwerbsverläufe von Schulabgängern aus dem Jahr 2000, die an PISA teilgenommen haben. In einer ersten Projektphase wurden Ausbildungs- und Erwerbsverläufe an der Schnittstelle zwischen den Sekundarstufen I und II detailliert erfasst. Im Vordergrund standen dabei Entstehungsbedingungen, Prozessmerkmale und Auswirkungen von irregulären Ausbildungsverläufen (z. B. Ausbildungswechsel oder -abbruch). Die zweite Projektphase fokussierte den Übergang aus der Allgemein- oder Berufsbildung in der Sekundarstufe II ins Erwerbsleben oder in eine Tertiärausbildung. In einer dritten Phase lag der Schwerpunkt auf dem Übergang aus der Tertiärausbildung und der langfristigen Integration in den Arbeitsmarkt. In einer vierten Phase wurden die mittlerweile jungen Erwachsenen u. a. auch danach gefragt, inwiefern sie ihre Familiensituation mit ihrer Berufstätigkeit vereinbaren können und welchen Stellenwert (berufliche) Weiterbildung für sie hat. Ein zentrales Forschungsanliegen von TREE ist zu identifizieren, unter welchen Bedingungen die Transition in die verschiedenen Ausbildungs- und Erwerbsphasen gelingt. Darüber hinaus lässt sich aus interdisziplinärer Perspektive auch das Zusammenspiel mit weiteren Kontextfaktoren (z. B. soziokulturelle Herkunft, Schulleistung, Gesundheit und Wohlbefinden, Belastungen und Ressourcen in Arbeit und Ausbildung) analysieren. 0 6 2 . METHODE Ausgangsstichprobe der TREE-Studie sind rund 6.000 Schweizer Jugendliche, die an PISA 2000 teilnahmen und im selben Jahr die Schulpflicht beendeten. Diese wurden in sieben jährlichen Erhebungen (2001-2007), zehn Jahre nach Ende der Pflichtschulzeit (2010) und zuletzt im Durchschnittsalter von rund 30 Jahren (2014) nachbefragt. Die Befragung erfolgte einerseits anhand eines standardisierten telefonischen Interviews (CATI), andererseits wurde ein situationsspezifisch angepasster schriftlicher Fragebogen versandt, um individuelle Ausbildungs- und Erwerbsverläufe episodisch und retrospektiv zu erfassen. Die TREE-Stichprobe ist für die gesamte Schweiz, für die drei Sprachregionen und einige Kantone repräsentativ. Der Start einer zweiten Panel-Befragung ist für 2016 geplant. Damit wird TREE zu einer der weltweit wenigen Multi-Kohorten-Studien ausgebaut. Dies ermöglicht kohortenvergleichende Analysen, z. B. zur Frage, wie sich die beobachteten Verläufe und deren Rahmenbedingungen in den vergangenen 15 bis 20 Jahren verändert haben. eine Berufsausbildung ein. Diese ist in der Schweiz nach wie vor der mit Abstand häufigste Ausbildungsweg in der Sekundarstufe II. Ab 2004 gibt es eine beträchtliche Anzahl junger Erwachsener, die weder in Ausbildung noch erwerbstätig sind. Sie haben jedoch einen Abschluss der Sekundarstufe II, sodass ihre Ausbildungs- und Erwerbssituation nicht dauerhaft in der Schwebe ist. „Die Ergebnisse der TREE-Studie zeigen, welche Bedingungen für einen erfolgreichen Übergang in Ausbildung und Erwerbstätigkeit gewährleistet sein müssen.“ ZUM WEITERLESEN Bergman, M. M., Hupka-Brunner, S., Keller, A., Meyer, T. & Stalder, B. E. (Hrsg.). (2011). Transitionen im Jugendalter. Ergebnisse der Schweizer Längsschnittstudie TREE. Zürich: Seismo. (Bd. 1). Scharenberg, K., Hupka-Brunner, S., Meyer, T. & Bergman, M. M. (Hrsg.). (2015). Transitionen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter: Ergebnisse der Schweizer Längsschnittstudie TREE. Zürich: Seismo. (Bd. 2). TREE (Hrsg.). (2013). Projekt-Dokumentation TREE 20002012. Basel: TREE. Verfügbar unter: www.tree-ch.ch FÖRDERMITTEL Der Übergang in den Arbeitsmarkt erfolgt zumeist aus der Berufsbildung heraus. Die Einmündung ins Erwerbsleben verläuft aufgrund von Einstiegsverzögerungen und Verlaufsdiskontinuitäten stark gestaffelt. Übergänge nach einer allgemeinbildenden, post-obligatorischen Ausbildung münden zumeist in Tertiärausbildungen an Universitäten und Fachhochschulen. Zehn Jahre nach Beendigung der obligatorischen Schule ist die überwiegende Mehrheit der Befragten ausschließlich erwerbstätig. Ein Viertel der Kohorte befindet sich noch in Tertiärstudiengängen. 10 Prozent der Befragten haben keinen post-obligatorischen Abschluss. Die Abschlussquoten unterscheiden sich deutlich in den drei Sprachregionen oder bei Personen mit und ohne Migrationshintergrund. Neben leistungs- und ausbildungsbezogenen Merkmalen erweisen sich auch Herkunftsmerkmale als bedeutsam für die Chance, einen post-obligatorischen Bildungsabschluss zu erwerben. Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) Die TREE-Daten sind für alle interessierten Forschenden kostenlos zugänglich und können über das Datenarchiv der Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften (FORS) bezogen werden. KOOPERATIONEN • Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn • Deutsches Jugendinstitut (DJI), München/Halle • European University Institute, Florenz • Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Berlin • Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Bamberg • Universität Konstanz ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Rund einem Viertel der Jugendlichen gelingt der direkte Einstieg in eine post-obligatorische Ausbildung, die zu einem anerkannten Abschluss der Sekundarstufe II führt, nicht. Die meisten überbrücken diese Zeit mit einer Zwischenlösung und steigen ein Jahr später in ASSOZIIERTES PROJEKT Das TREE-Team an der Universität Bern . 0 6 3 Lösungsquote i ./ Projekt 4,26% 5% 3,12% 0% -5% -3,25% -3,43% -10% -15% METHODE -20% ÜBERGÄNGE AM ENDE DER SEKUNDARSTUFE I IN WEITERFÜHRENDE SCHULEN UND DIE BERUFLICHE BILDUNG Hauptschulabschluss Realschulabschluss Abitur Schulabschluss Eingangstest Abschlusstest WOHIN NACH DER SCHULE UND WARUM? Maler/ Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses Lösungsquote in % Prof. Dr. Holger Bonin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, Universität Kassel, 30% Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, Bonn Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin, 20% 12,38% Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim 10,15% 10% Dr. Maresa Sprietsma, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim Annette Hillerich, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim 0% -2,60% Über- und-4,36% -schüler, -10% werden relevante Faktoren der In dem Projekt die eine solche Ausbildung anstreben, -11% der Sekundarstufe I an gangsentscheidung am Ende erforscht. Ein Forschungsschwerpunkt ist dabei die -20% -15,69% allen allgemeinbildenden Schularten untersucht. Intensität der Suche sowie die KompromissbereitDabei sind -30% insbesondere Angebote zur Berufsorien- schaft der Schülerinnen und Schüler bei der BerufsAbschluss Hauptschulabschluss tierung von Interesse. Alskein ein Faktor des erfolgreichen wahl. Angesichts derRealschulabschluss steigenden BildungsaspiratioSchulabschluss Übergangs in eine duale Ausbildung wird die Ent- nen wird darüber hinaus untersucht, inwieweit diese wicklung der Berufsorientierung und das Bewer- Bildungspläne realistisch sind und die Schülerinnen Eingangstest Abschlusstest bungsverhalten der Werkreal- und Realschülerinnen und Schüler ihre Chancen gut einschätzen können. Anteil der Schüler mit Beratungsgesprächen bei... 100% 80% Im Rahmen des Projekts wurden zwei Befragungen durchgeführt. Um die Ausgangssituation zu erfassen fand die erste Befragung im Klassenverband der 9. bzw. 10. Klassen im Frühjahr 2014 an Schulen aller Schularten in Mannheim und Freiburg statt. Zusätzlich wurden Eltern und Lehrkräfte befragt. Die zweite Befragung im Frühjahr 2015 wurde online durchgeführt. Bei der Wiederholungsbefragung wurden die gleichen Schülerinnen und Schüler wie im Jahr zuvor nach ihrem tatsächlich erfolgten Übergang, ihrem Bewerbungsverhalten sowie ihren weiteren Bildungsplänen befragt. Die Schülerinnen und Schüler wurden außerdem um eine rückblickende Bewertung der in Anspruch genommenen Berufsorientierungsangebote gebeten. Die auf diesem Weg erhobenen Daten werden mit ökonometrischen Methoden in Bezug auf die Forschungsfragen analysiert. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Erste Ergebnisse zeigen, dass die Angebote zur Berufsorientierung an den Werkrealschulen sehr umfangreich sind und insbesondere persönliche Beratungsgespräche stark von den Schülerinnen und Schülern in Anspruch genommen werden. 85% der Werkrealschülerinnen und -schüler haben persönliche Gespräche über ihre Berufsorientierung mit Berufsberatern, Coaches und Lotsen an ihren Schulen geführt, davon im Durchschnitt sechs Gespräche mit Berufsberatern an den Schulen über Bewerbung und Berufswahl. Aber auch Berater der Arbeitsagenturen und Lehrkräfte stellen wichtige Gesprächspartner der Jugendlichen dar. 60% „An den Werkrealschulen werden persönliche Beratungsgespräche stark genutzt, an den Realschulen eher das Angebot der Arbeitsagenturen.“ 40% 20% 0% Werkrealschule Berufsberatern/Lotsen an der Schule ZUM WEITERLESEN Fitzenberger, B., Licklederer, S., & Zwiener, H. (in Druck). Mobility across Firms and Occupations among Graduates from Apprenticeship (ZEW Discussion Paper 15-022). Labour Economics. Fitzenberger, B., Licklederer, S.‚ & Zimmermann, M. (in Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökonomische Perspektive. In: Seifried, J., Seeber, S. & Ziegler, B. (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädago gischen Forschung. Schriftenreihe der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich. Fitzenberger, B. und S. Licklederer (in Druck). Career Planning, School Grades, and Transitions: The Last Two Years in a German Lower Track Secondary School (ZEW Discussion Paper 14-026). Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. KOOPERATIONEN GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim Lehrkräfte PROJEKT 0 6 4 . Anhand der zweiten Befragung wird untersucht, ob die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Realschulen schlechtere Erfahrungen bei dem Übergangsprozess nach der Sekundarstufe I hatten und ob dies einen Ausbau der Berufsorientierungsangebote an den Realschulen nahelegt. Hierbei spielt vermutlich eine Rolle, wie realistisch die Einschätzung der Bildungs- und Berufschancen auf Seiten der Jugendlichen ist. Das Beratungsangebot durch Berufsberater an den Realschulen ist weniger stark ausgebaut bzw. wird seltener Realschule Arbeitsagentur von den Jugendlichen wahrgenommen. Sie greifen dafür stärker auf das Angebot der Arbeitsagenturen zurück. Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D. Prof. Dr. Holger Bonin . 0 6 5 74% ./ Projekt Abbrüche in % 80% 70% 50% 59% 54% 60% 46% 41% 40% 26% 30% 20% 10% 0% ÜBERTRITT IN DAS ÜBERGANGSSYSTEM ODER IN DIE DUALE AUSBILDUNG kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss Schulabschluss PRÄDIKTIVE EFFEKTE DER BASISKOMPETENZEN, MOTIVATIONALEN EINSTELLUNGEN UND SOZIALEN HERKUNFT SOWIE kein Abbruch n = 337 DIE ENTWICKLUNG VONAbbruch FACHKOMPETENZEN NACH DEM ÜBERTRITT. Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart Prof. Dr. Ulrich Trautwein,inUniversität Tübingen Anlagenmechaniker: Fähigkeiten Abhängigkeit des Schulabschlusses Didem Atik, Universität Stuttgart 20% Lösungsquote in % 15% 8,88% 10% 4,26% 5% In den vergangenen Jahren sind eher leistungsschwa0% che Schülerinnen und Schüler zunehmend in das Blickfeld der -5% Bildungspolitik geraten, was sich -3,25% -3,43% u.a. in der Reform des Übergangssystems in Baden-10% Württemberg ausdrückt. -15% 3,12% -20% Mit den Berufen Maler/Lackierer und Anlagenme(1) Welche Leistungs-, motivationalen und sozioökonoHauptschulabschluss Realschulabschluss Abitur chaniker gibt es im Metall- und Baubereich zwei stark mischen Merkmale sagen eine Einmündung in die Schulabschluss besetzte Ausbildungsberufe, in die besonders viele duale Ausbildung bzw. das Übergangssystem voraus? Eingangstest Abschlusstest leistungsschwache Jugendliche einmünden. Trotz der starken Besetzung dieser Berufsfelder fehlt es bislang (2) Wie entwickelt sich die Leistung dieser Schülerinnen und Schüler in den ersten 12 Monaten ihrer Ausbildung? Maler/ Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses Lösungsquote in % 30% 10,15% 12,38% 10% 0% -2,60% -4,36% -10% -20% ZUM WEITERLESEN Um diesen Fragen nachzugehen, wurde in den Schuljahren 2012 bis 2015 eine Studie mit rund 850 Anlagenmechanikern und Malern/Lackierern an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg durchgeführt. Um die fachlichen Kompetenzen der Jugendlichen zu erfassen, wurden für beide Berufsgruppen berufsfachliche Tests entwickelt und zum Anfang und Ende des 1. Ausbildungsjahres eingesetzt. Anhand der Testergebnisse werden Modelle entwickelt, die Aussagen zu den erreichten Niveaus bereitstellen und Hinweise auf Förderbedarfe geben. Des Weiteren wurde analysiert inwieweit sich Geschlecht, relevante Schulnoten, Motivation und sozialer Hintergrund auf die Leistungsentwicklungen auswirken. Nickolaus, R. & Seeber, S. (2013). Berufliche Kompetenzen: Modellierungen und diagnostische Verfahren. In: Frey, A., Lissmann, U., Schwarz, B. (Hrsg.), Handbuch Berufspädagogische Diagnostik (155-180). Weinheim und Basel: Beltz. Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW), 108 (1), 6-17. 8,52% jedoch an aussagekräftigen Studien zur Einmündung dieser Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung bzw. das Übergangssystem sowie ihre weitere Leistungsentwicklung. In der Studie werden daher zwei Fragestellungen untersucht: 20% METHODE „Für beide Berufsgruppen zeigen sich signifikante Leistungsdifferenzen der Auszubildenden.“ ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Die Studie wird Ende des Jahres 2015 abgeschlossen. Vorläufige Auswertungen zeigen, dass die entwickelten Tests die fachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in beiden Berufsgruppen sehr gut abbilden. Wie in der Grafik ersichtlich, zeigen sich für beide Berufsgruppen signifikante Leistungsdifferenzen der Auszubildenden in Abhängigkeit von ihrem Schulabschluss: Je höher der Schulabschluss, desto höhere Fähigkeiten ergeben sich für die Schülerinnen und Schüler in beiden Berufssegmenten. Weitere Analysen sollen Einflussfaktoren wie sozialen Hintergrund, Motivation und Schulnoten berücksichtigen. Zusätzlich sollen Aussagen zu den Entwicklungen im 1. Ausbildungsjahr generiert werden. -11% -15,69% -30% kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss Schulabschluss Eingangstest Abschlusstest Maler/Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses Der Eingangs- und Abschlusstest beinhaltet unterschiedliche Aufgaben, daher ist der Vergleich der Lösungsquoten nur bezogen auf den jeweiligen Test in Abhängigkeit des Schulabschlusses gegeben. 0 6 6 . PROJEKT Prof. Dr. Reinhold Nickolaus Didem Atik . 0 6 7 Anteil der Schüler mit Beratungsgesprächen bei... ./ Projekt aus der Nachwuchsförderung ZUM WEITERLESEN VERSTEHENSLEISTUNGEN IM KONTEXT VON WISSENSERWERBSPROZESSEN Schroeders, U., Bucholtz, N., Formazin, M., & Wilhelm, O. (2013). Modality specificity of comprehension abilities in the sciences. European Journal of Psychological Assessment, 29, 3-11. WIE LERNEN WIR IM DIGITALEN ZEITALTER? Schroeders, U., & Wilhelm, O. (2011). Equivalence of reading and listening comprehension across test media. Educational and Psychological Measurement, 71, 849-869. Möhring, A., Leichtmann, B., Wilhelm, O. & Schroeders, U. (2014, September). Verstehensleistungen im Kontext von Wissenserwerbsprozessen. Vortrag auf dem 49. Kongress der DGPS, Bochum. Anne Möhring, Universität Ulm Prof. Dr. Oliver Wilhelm, Universität Ulm Prof. Dr. Ulrich Schroeders, Universität Bamberg Was versteht man unter Nihilismus? Wer war Joseph Weizenbaum? Solche und ähnliche Frage beantworten wir heute in Sekundenschnelle mit dem Smartphone. Das Internet hat die Verfügbarkeit und Vernetztheit von Informationen grundlegend verändert. Wie diese gesucht und verarbeitet werden, stellt einen zentralen Aspekt des Lernverhaltens während der Schulzeit, im Studium und im Berufsleben dar. Möchte man nun untersuchen, wie Menschen sich in ihrer Fähigkeit unterscheiden, Informationen zu suchen und zu verarbeiten, sollte ein dazu geeigneter Test auch ebendiese Möglichkeiten der Informationsbeschaffung berücksichtigen. Allerdings wurden viele ursprüngliche Papier-Stift-Verfahren ohne weitere Anpassung auf den Computer übertragen. In diesen Tests wurden meist Sachtexte vorgegeben, aus denen die zur Lösung notwendigen Informationen entnommen werden sollten. Im vorliegenden Projekt sollen die Testteilnehmer deshalb in einer Reihe von einzelnen Untersuchungen Probleme innerhalb eines Themengebiets (z. B. Gesundheit) durch eine selbstständige Suche im Internet bearbeiten. Zur Lösung solcher komplexer Aufgaben gibt es keinen eindeutigen, festen Lösungsweg. Um die unscharfen Probleme erfolgreich zu lösen, müssen oft mehrere Dokumente gesucht, bewertet und die daraus entnommenen Informationen miteinander in Verbindung gebracht werden. Da sich ein solcher Test stärker an den realen Lerngegebenheiten der Schülerinnen und Schüler orientiert, ist es für sie leichter die Relevanz des Tests zu erkennen, was wiederum zu größerer Akzeptanz führt. 0 6 8 . Das Ziel dieses Projekts ist es, einen Leistungstest zu entwickeln, der die Fähigkeit zur Informationssuche und -verarbeitung bei freier Suche im Internet prüft. Dabei geht es auch um Fragen, wodurch diese Kompetenz zur Informationsverarbeitung beeinflusst wird: Steht hier, wie bei vielen Verstehensleistungen, die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken im Vordergrund? Gibt es einen zusätzlichen Einfluss von bereichsspezifischem Vorwissen und Computernutzung auf die Testleistung? „Ein geeigneter Test zur Erfassung der Fähigkeit Informationen zu suchen und zu verarbeiten, muss an die Herausforderungen des Wissenserwerbs im digitalen Zeitalter angepasst werden.“ METHODE Nachdem im Sommer 2014 bereits 119 Probandinnen und Probanden an einer Vorstudie teilgenommen hatten, wurden im April 2015 weitere 176 Schülerinnen und Schüler eines beruflichen Gymnasiums mit sozialwissenschaftlicher Orientierung getestet. Konkret wurden ihnen komplexe Recherche- und Problemlöseaufgaben aus dem Bereich Medizin und Gesundheit vorgelegt, die mittels einer freien Suche im Internet gelöst werden sollten. Für die Bearbeitung der Aufgaben standen je nach Aufgabenschwierigkeit 3 bis 8 Minuten zur Verfügung. Weiterhin wurden schlussfolgerndes Denken und Beispielitem: Osteosynthese Ihr Nachbar musste operiert werden und zeigt Ihnen sein Röntgenbild von der OP. Welcher operative Eingriff ist auf diesem Bild dargestellt. Nennen Sie den Fachbegriff! Allgemeinwissen, die Computernutzung sowie das medizinische Vorwissen der Schülerinnen und Schüler erfasst. ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND In der Vorstudie konnte ein Großteil der Leistung im Informationsverarbeitungstest durch schlussfolgerndes Denken und Allgemeinwissen vorhergesagt werden, wobei der Einfluss von ersterem besonders stark war. Wie häufig jemand den Computer generell nutzt, hatte dagegen keinen nachweisbaren Einfluss auf die Leistung. Die Schülerinnen und Schüler, die an der Hauptuntersuchung teilgenommen hatten, besuchen ein berufliches Gymnasium mit sozialwissenschaftlicher Orientierung. Daher sollte besonders das medizinische Vorwissen einen großen Einfluss auf die Testleistung ausüben. Dies wird in den weiteren Analysen der Daten aus der Hauptuntersuchung von April 2015 untersucht. PROJEKT AUS DER NACHWUCHSFÖRDERUNG Anne Möhring Prof. Dr. Oliver Wilhelm . 0 6 9 ./ Assoziiertes Projekt WIRTSCHAFTSBÜRGERLICHE KOMPETENZ VON JUGENDLICHEN ZUM WEITERLESEN Schumann, S. & Eberle, F. (2014). Ökonomische Kompetenzen von Lernenden am Ende der Sekundarstufe II. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(1), 103 – 126. WIE BEREITET DIE SCHULE AUF VERANTWORTUNGSÜBERNAHME IN WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT VOR? Prof. Dr. Stephan Schumann, Universität Konstanz (hauptverantwortlich) Dr. Esther Kaufmann, Universität Konstanz Andreas Jüttler, Universität Konstanz Angesichts der wachsenden Bedeutung und Komplexität globalisierter wirtschaftlicher Prozesse stellt die wirtschaftsbürgerliche Kompetenz Jugendlicher eine der Grundlagen für deren soziale und berufliche Teilhabe und damit langfristig für die Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes dar. Im Hinblick auf den Erwerb dieser Kompetenz kommt der Schule und dabei insbesondere dem Wirtschaftsunterricht eine zentrale Vermittlungsrolle zu. Vor allem in der Schule können Jugendliche lernen, die Komplexität wirtschaftlicher Zustände und Prozesse in einem Gesellschaftssystem wahrzunehmen, zu verstehen und sich individueller und kollektiver Perspektiven, Wertungen und Interessen bewusst zu werden. METHODE Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Konstanz und Zürich untersuchen gegenwärtig die wirtschaftsbürgerliche Kompetenz am Beispiel von kaufmännischen Auszubildenden in Deutschland und in der Schweiz. Weiterhin werden die Mathematik- und Deutschfähigkeiten sowie verschiedene Unterrichtsund Schulmerkmale erfasst. Die Studie wird im Querschnitt im letzten Ausbildungsjahr durchgeführt. Beteiligt sind dabei rund 700 Auszubildende aus Deutschland und 400 Lernende aus der Schweiz. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen die Erhebungen computergestützt durch, d.h. die Auszubildenden beantworten die Fragen am Computer in der beruflichen Schule. „Aus unserer Studie könnten sich bedeutsame Rückschlüsse auf die Gestaltung des Wirtschaftsunterrichts ziehen lassen.“ ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Da die letzten Befragungen in der Schweiz noch laufen, können noch keine Ergebnisse berichtet werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwarten neue Erkenntnisse zum Stand wirtschaftsbürgerlicher Kompetenz von Jugendlichen, die es erlauben bedeutsame Rückschlüsse auf die Gestaltung des Wirtschaftsunterrichts zu ziehen. Besonders interessant wird zugleich sein, zu erfahren, welche Rolle Schule, Unterricht und die Lehrpersonen beim Kompetenzerwerb spielen und ob sich Lernkulturunterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz beobachten lassen. Seeber, S., Schumann, S. & Nickolaus, R. (2015). Ökonomische Kompetenzen: Konzeptuelle Grundlagen und empirische Befunde. In G. Weißeno & C. Schelle (Hrsg.), Empirische Forschung in gesellschaftswissenschaftlichen Fachdidaktiken – Ergebnisse und Perspektiven (S. 169 184). Heidelberg/Berlin: Springer. FÖRDERMITTEL Schweizerisches Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) KOOPERATIONEN Prof. Dr. Franz Eberle, Universität Zürich Die Studie ist ein Teil des Verbundprojekts „Competencies in the Field of Business Administration, Learning, Instruction, and Transition (CoBALIT)“ der BMBF-Forschungsinitiative „Technology-based Assessment of Skills and Competencies in VET (ASCOT)“. Zugleich ist das Projekt synergetisch mit dem schweizerischen Leading House „Lehr-Lernprozesse im kaufmännischen Bereich (LINCA)“ an der Universität Zürich verknüpft. ASSOZIIERTES PROJEKT 0 7 0 . Prof. Dr. Stephan Schumann . 0 7 1 ./ Projekt aus der Nachwuchsförderung ZURÜCKWEISUNG AN DER 1. SCHWELLE – WAHRNEHMUNG UND VERARBEITUNG AUS DER SICHT VON BETROFFENEN JUGENDLICHEN (ZADES) WIE GEHEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER DER WERKREALSCHULE MIT ABSAGEN AUF BEWERBUNGEN UM? Duygu Sari, Universität Stuttgart Dr. Martin Kenner, Universität Stuttgart Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist für junge Menschen kein einfacher Schritt. Statistiken belegen, dass viele Jugendliche bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos bleiben und in das berufliche Übergangssystem münden. Mittlerweile gibt es gute Erklärungen dafür, warum der Übergang in vielen Fällen nicht nach Plan verläuft und die Voraussetzungen der Jugendlichen nicht mit den Ausbildungsanforderungen kompatibel sind. Kaum betrachtet wurde dagegen bisher die Frage, wie die betroffenen Jugendlichen mit der Zurückweisung umgehen, d.h. wie sie das (negative) Ereignis wahrnehmen und welche Erklärungen sie dafür heranziehen, aber auch welche Strategien sie daraus entwickeln, sich nicht „unterkriegen“ zu lassen und sich beispielweise zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu bewerben. Entsprechende Fähigkeiten, einen erfolgreichen „Widerstand“ gegenüber negativen Erfahrungen zu entwickeln, werden im Allgemeinen als „Resilienz“ bezeichnet. Das vorliegende Projekt knüpft an diesem Begriff an und untersucht, welche „Resilienz“ sich junge Menschen der Region Stuttgart gegen Ende der Schulzeit angeeignet haben und inwiefern diese Fähigkeiten eine Rolle für den erfolgreichen Übergang ins Berufsleben spielen. METHODE Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen rund 250 Jugendliche, die im Schuljahr 2014/2015 eine Abschlussklasse der Hauptschule oder eine berufsvorbereitende Klasse besuchten. Ihre Resilienz wurde mit drei Skalenwerten (Faktoren) ermittelt und zu zwei Zeitpunkten gemessen. Beim ersten Zeitpunkt im November 2014 wurde untersucht, welche Resilienz die Schülerinnen und Schüler gegen Ende ihrer Schulzeit aufwiesen und von welchen Bedingungen diese Fähigkeit beeinflusst wurde, etwa von der Unterstützung des Elternhauses. Gleichzeitig wurden die beruflichen Ziele der Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt erfasst, z. B. ob sie eine Ausbildung anstreben oder eine weiterführende Schule besuchen möchten. Das zweite Mal wurde am Ende der Bewerbungszeit (Juni 2015) gemessen, als die Jugendlichen bereits entschieden hatten, welchen Weg sie nach den Sommerferien einschlagen. Dabei wurde klar, ob die Jugendlichen ihre im Winter anvisierten Ziele erreicht hatten. Zudem konnte nun der Zusammenhang zwischen Bewerbungsrückmeldungen und vorhandener Resilienz untersucht werden: Können diejenigen Schülerinnen und Schüler, die bei der ersten Befragung über günstigere Resilienzwerte verfügten, das Negativerlebnis besser verkraften? „Jugendliche verfügen tendenziell über gute Fähigkeiten, um mit Niederlagen bei Bewerbungen umzugehen.“ ZENTRALE BEFUNDE BZW. AKTUELLER STAND Da die Datenauswertung noch nicht abgeschlossen ist, können aktuell nur einige ausgewählte Ergebnisse aus der ersten Befragung genannt werden. Hier lässt sich mit den erhobenen Daten zeigen, dass die durchschnittlichen Resilienzwerte der Schülerinnen und Schüler zum ersten Messzeitpunkt tendenziell oberhalb des Skalenmittelwerts liegen. Zudem konnte herausgefunden werden, dass die Schülerinnen und Schüler bei berufs- und schulbezogenen Entscheidungen sich gut von ihren Eltern und von der Schule unterstützt fühlen. Dies ist sowohl bei Schülerinnen und Schülern an Werkrealschulen als auch bei denen an berufsvorbereitenden Schulen der Fall. Was die Entscheidungswege betrifft, streben 144 der insgesamt 256 Befragten (56%) eine Berufsausbildung an. Im November 2014 hatten sich bereits 80 Jugendliche (ca. 31%) auf einen Ausbildungsplatz beworben. Im nächsten Schritt soll überprüft werden, ob und inwieweit sich die Resilienz der Schülerinnen und Schüler im Sommer (nach der Rückmeldung der Betriebe) verändert hat und von welchen Bedingungen diese Fähigkeit beeinflusst wird. Zusätzlich soll der Frage nachgegangen werden, ob und welche Strategien Schülerinnen und Schüler einsetzen, um das negative Ereignis zu verarbeiten. PROJEKT AUS DER NACHWUCHSFÖRDERUNG 0 7 2 . Duygu Sari Dr. Martin Kenner . 0 7 3 0 7 4 . . 0 7 5
© Copyright 2025 ExpyDoc