praxisrelevante forschung zum übergang in ausbildung, studium

DAS NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG DER BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG
PRAXISRELEVANTE
FORSCHUNG ZUM ÜBERGANG
IN AUSBILDUNG,
STUDIUM UND BERUF
IMPRESSUM
ERGEBNISSE UND ERKENNTNISSE
AUS DEM PROGRAMM NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG
HERAUSGEBERIN
Baden-Württemberg Stiftung gGmbH
Kriegsbergstraße 42
70174 Stuttgart
VERANTWORTLICH
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen
Dr. Andreas Weber, Baden-Württemberg Stiftung
REDAKTION
Ingrid Bildstein, Universität Tübingen
Sarah Günster, Landesinstitut für Schulentwicklung
Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen
Frank Pfänder, Landesinstitut für Schulentwicklung
Ulrike Vogelmann, Baden-Württemberg Stiftung
Christina Warren, Universität Tübingen
KONZEPTION UND GESTALTUNG
srp. Werbeagentur GmbH, Freiburg
www.srp.de
DRUCKEREI
Burger Druck, Waldkirch
BILDMATERIAL
Titelbild, S. 003, 014, 034, 054: shutterstock
S. 008, 011, 013, 074: Baden-Württemberg Stiftung
© September 2015, Stuttgart
0 0 2 .
. 0 0 3
./ Inhalt
INHALT
VORWORT BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG
006
EINLEITUNG
008
NACHWUCHSFÖRDERUNG012
PROJEKTBESCHREIBUNGEN
1. Ausbildungsabbrüche im Berufssegment Maler/Lackierer
016
2 .Ausmaß und Ursachen ethnischer Ungleichheit in beruflicher Bildung
018
3. Auswahlprozesse in der Lehrstellenvergabe
020
4. B
erufsfeldspezifische Förderung und Berufsorientierung von Lernenden in Abgangsklassen der Werkreal- und Gemeinschaftsschule (BeFöOr)
022
5. Determinanten und Konsequenzen von Übergangsentscheidungen und Ausbildungsverläufen von Realschulabsolventen
024
6. Diagnose von und Umgang mit Schülerfehlern als Facette der professionellen Kompetenz von Lehrkräften
026
7. D
ie Nutzung von Öffnungsoptionen in Bildungssystemen – ein binationaler Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland
028
8. F örderung der Lern- und Leistungsmotivation für einen erfolgreichen Übergang in die Berufsausbildung
030
9. Förderung lernschwacher Auszubildender im Berufsfeld Metalltechnik (FlAM)
032
10. Gemeinsam stark durch Sprache
036
11. I ndividuelle Bildungsverläufe im Übergangssystem: Zur Wechselwirkung von individuellen und sozialen Merkmalen und institutionellen Bedingungen (IBIS)
038
12. Kognitive Grundfähigkeit, deklaratives Wissen und leistungsrelevante Präferenzen als Determinanten der Ausbildungsfähigkeit
040
13. LiST: Life Skills als Transitionshilfe?
042
14. Machbarkeitsstudie für ein Baden-Württemberg-Panel
044
15. Mathematische Basiskompetenzen in der Berufsausbildung mit unterschiedlichem
Anforderungsniveau im Vergleich zu Schülern allgemeinbildender Schulen
046
0 0 4 .
16. M
otivations- und Interessenprofile der Schüler in 8. Klassen allgemeinbildender Gymnasien
und beruflicher Gymnasien der sechsjährigen Aufbauform (6BG-Studie)
048
17. Pädagogisch-psychologisches Wissen von Lehrkräften im berufsbildenden Bereich 050
18. PIAAC-L – Kooperative längsschnittliche Weiterverfolgung der PIAAC-Studie in Deutschland
052
19. Qualifikationsentwicklung und Übergänge
056
20. Schulische und berufliche Bildung, Übergänge und Arbeitsmarktergebnisse
058
21. Steigerung
der sozialen, personalen und methodischen Kompetenzen bei Schülern von Haupt-, Werkreal- und Sonderschulen sowie beruflichen Schulen
060
22. Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben (TREE)
062
23. Ü
bergänge am Ende der Sekundarstufe I in weiterführende Schulen und die berufliche Bildung
064
24. Übertritt in das Übergangssystem oder in die duale Ausbildung
066
25. Verstehensleistungen im Kontext von Wissenserwerbsprozessen
068
26. Wirtschaftsbürgerliche Kompetenz von Jugendlichen
070
27. Z
urückweisung an der 1. Schwelle – Wahrnehmung und Verarbeitung aus der Sicht von betroffenen Jugendlichen (ZadeS)
072
HINWEIS
In Überschriften, Aufzählungen und bei Berufsgruppen wird aus Gründen
der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form erwähnt.
Gliederung der Projekte in alphabetischer Reihenfolge
Bezeichnung von Projektarten:
PROJEKT
PROJEKT AUS DER
NACHWUCHSFÖRDERUNG
ASSOZIIERTES
PROJEKT
. 0 0 5
./ Vorwort Baden-Württemberg Stiftung
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
das Netzwerk Bildungsforschung (NeBf) hat sich seit
seinem Start als eine beachtliche wissenschaftlichinterdisziplinäre Struktur in Baden-Württemberg entwickelt. Es wurde von der Baden-Württemberg Stiftung
im Jahr 2011 mit einem Volumen von 1,5 Mio. Euro auf
den Weg gebracht. In dieser Publikation stellen sich die
Projekte aus dem Netzwerk Bildungsforschung vor.
Gleichzeitig werden die ersten Ergebnisse aus der Forschung exklusiv publiziert.
In den derzeit 27 Forschungsprojekten bearbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener
Fachrichtungen, Standorte und fachlicher Zugänge
Themen der Empirischen Bildungsforschung. Davon
werden 15 Forscherteams an baden-württembergischen
Hochschulen im Rahmen des NeBf von der Baden-Württemberg Stiftung finanziert. Darüber hinaus sind zwölf
weitere Projekte mit dem Programm assoziiert, die zum
Teil auch in Forschungseinrichtungen außerhalb BadenWürttembergs angesiedelt sind. Sie zeichnen sich neben
einer inhaltlichen Nähe und Relevanz für das Netzwerk
durch aktive Mitarbeit etwa bei den Netzwerktreffen
aus.
Im Netzwerk Bildungsforschung werden umfassende
Expertisen zum Themenbereich „Übergänge in die
berufliche Bildung und den Beruf“ gebündelt. Die
Fokussierung auf dieses thematische Feld ist kein Zufall:
zum einen unterstreicht dies die Bedeutung der beruflichen Bildung. Zum anderen wird damit ein Bereich der
Empirischen Bildungsforschung bearbeitet, der auch
bundesweit bislang noch zu wenig Beachtung findet.
Ein wichtiges Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung ist es, mit dem Programm NeBf den akademischen
Nachwuchs in der Empirischen Bildungsforschung
zu fördern. Ziel ist es, mittel- und langfristig die
Ressourcen und Kapazitäten in diesem Feld auszubauen. Dies soll wiederum zur Verbesserung des
Schul- und Ausbildungssystems – insbesondere in
Baden-Württemberg – beitragen.
0 0 6 .
Die thematische Ausdifferenzierung der Arbeiten reicht
von der Betrachtung von Übergängen nach der Sekundarstufe I über die Modellierung pädagogisch-psychologischen Wissens von Lehrkräften bis hin zur Darstellung von Auswahlprozessen bei der Lehrstellenvergabe.
Die Forschungsprojekte aus dem Netzwerk Bildungsforschung gehen dabei beispielsweise Fragen zum
Einfluss sozialer, schulischer und außerschulischer
Kontextfaktoren auf den Bildungsverlauf nach. Sie
untersuchen die Entwicklung und Relevanz spezifischer
Kompetenzen für den schulischen und den Ausbildungserfolg. Andere betrachten die Wirkung pädagogischer Interventionen und Institutionen im Übergangssystem.
Das Landesinstitut für Schulentwicklung ist mit der
Programmträgerschaft für das Netzwerk Bildungsforschung von der Baden-Württemberg Stiftung beauftragt. Das an der Universität Tübingen angesiedelte
Netzwerkbüro gestaltet den organisatorischen und
wissenschaftlichen Rahmen. Den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern beider Einrichtungen danken wir für
die sehr gute, zuverlässige und kontinuierliche Unterstützung bei der Umsetzung des Programms, insbesondere auch bei der sorgfältigen Vorbereitung dieser Broschüre.
Christoph Dahl, Geschäftsführer
Baden-Württemberg Stiftung
Dr. Andreas Weber, Abteilungsleiter Bildung
Baden-Württemberg Stiftung
Christoph Dahl
Dr. Andreas Weber
Wir hoffen, dass die vorliegende Publikation zu einem
Transfer der Erkenntnisse aus dem Netzwerk Bildungsforschung in die bildungspolitische Diskussion und
damit zum Prozess der Verbesserung unserer Bildungslandschaft beiträgt. Wir wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
. 0 0 7
./ Einleitung
NETZWERK BILDUNGSFORSCHUNG
Erkenntnisgewinn und Netzwerkbildung in einem
bisher zu wenig erforschten Gebiet lauteten die beiden
zentralen Ziele, die bei der Gründung des Netzwerks
Bildungsforschung der Baden-Württemberg Stiftung
vor knapp vier Jahren im Mittelpunkt standen. Die
Übergänge zwischen allgemeinbildender und beruflicher Bildung waren und sind trotz ihres hohen
Stellenwerts in der bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Debatte bisher nicht so gut erforscht, wie es
wissenschaftlich möglich und in praktischer Perspektive wünschenswert wäre. Es fehlte an einer verlässlichen, nachhaltigen Forschungsförderung, die
hohe wissenschaftliche Qualität und hohe gesellschaftliche Relevanz gleichermaßen zum Ziel hat,
und ergo an verlässlichen Daten genauso wie an entsprechender Expertise.
Beim Netzwerk Bildungsforschung, das den Fokus auf
nutzeninspirierte Grundlagenforschung legt, ging es
also von Anfang an nicht nur um die spezifische Förderung einzelner Projekte, sondern auch darum ein Netzwerk für einen wichtigen, aber bisher wenig beachteten Themenbereich zu bilden. Wir wollen Kompetenzen
bündeln, die Qualität der Forschung stetig verbessern
und durch gemeinsame Forschungsaktivitäten systematisch aussagekräftige Daten generieren und damit
vermehrt steuerungsrelevantes Wissen – insbesondere
für Baden-Württemberg – generieren. Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist eine der
Kernaufgaben des Forschungsnetzwerks. Durch diese
Anstrengungen soll der Empirischen Bildungsforschung
in Baden-Württemberg im Bereich der Übergänge von
Schule in Ausbildung und Beruf deutschlandweit innerhalb weniger Jahre eine Führungsrolle zuwachsen.
Der Anfang ist nun gemacht. In den knapp vier Jahren
seines Bestehens wurde ein großes, funktionierendes
Netzwerk geschaffen, an dem 27 Projekte beteiligt sind.
Über 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
haben sich auf mehreren Netzwerktreffen ausgetauscht; zahlreiche Kooperationen zwischen verschiedenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind
entstanden. Dazu kommen Erfolge, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen – seien es Kompetenzgewinne
durch den regelmäßigen Austausch, die im Netzwerk
gelebte Interdisziplinarität oder die Zusammenarbeit
über Projektgrenzen hinweg. Durch aufeinander abgestimmte Forschungsprojekte zu zentralen Fragestellungen und die Generierung von neuen Untersuchungsinstrumenten, wie beispielsweise Kompetenztests in
der beruflichen Ausbildung, sowie durch die Nutzbarmachung vorhandener Daten hat sich die Situation im
Forschungsbereich bereits deutlich verbessert.
0 0 8 .
. 0 0 9
./ Einleitung
Von der Relevanz des Netzwerks für Politik und Verwaltung zeugen erste Ergebnisse der beteiligten Projekte: So
zeigt etwa eine Studie an beruflichen Gymnasien (6BG),
dass das Interesse von Schülerinnen und Schülern an
Mathematik und Naturwissenschaften in der achten
Klasse an technischen Gymnasien der sechsjährigen
Aufbauform überdurchschnittlich stark zunimmt. Ein
anderes Projekt konnte Belege für eine Benachteiligung
von Migranten bei der Lehrstellensuche erbringen. Die
Ergebnisse der Studie „TREE“ wiederum geben detailliert Aufschluss darüber, unter welchen Bedingungen
der Übergang in die Ausbildungs- und Erwerbsphase
gelingt.
Mit diesen Befunden an der Hand geht es darum, bislang fehlende Expertise aufzubauen und in das System
zurückzuspeisen – ein langfristiger Prozess, der in der
Regel mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Kompetenzaufbau und Kommunikation mit der Praxis gehen im
Netzwerk Hand in Hand, wovon alle Seiten profitieren.
Die Unterstützung des Netzwerks Bildungsforschung
durch die Baden-Württemberg Stiftung führt zu einer
Professionalisierung auf breiterer Ebene und hilft den
personellen Nachwuchs auszubilden, der an zentralen
Stellen in der Bildungsforschung und den Kultus- und
Schulverwaltungen im Land Baden-Württemberg
benötigt wird. Ein stabiles Netzwerk Bildungsforschung
legt damit auch den Grundstein für eine nachhaltige
Entwicklung im Bildungsbereich auf lange Sicht.
Prof. Bernd Fitzenberger,Ph.D.
0 1 0 .
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus
Prof. Dr. Beatrice Rammstedt
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
(Netzwerksprecher)
. 0 1 1
./ Nachwuchsförderung
FÖRDERN UND FORDERN
DIE NACHWUCHSARBEIT DES NETZWERKS BILDUNGSFORSCHUNG
Den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern ist
eine zentrale Säule des Netzwerks Bildungsforschung
der Baden-Württemberg Stiftung mit einer klaren
Vision: Will man praxisrelevante und nachhaltige
Bildungsforschung auf hohem Niveau betreiben,
kommt es auf die exzellente Ausbildung der nächsten
Forschergeneration an. Das Netzwerk will daher
Heimat von Spitzen-Nachwuchs sein, der in der Wissenschaft, aber auch in Praxis und Verwaltung Führungspositionen übernehmen kann.
wissenschaftlichen Diskurs werden die Nachwuchstagungen vor allem genutzt, um neue Kontakte zu
knüpfen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Darüber
hinaus beinhalten die Tagungen Workshops, in denen
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einerseits ihre
methodischen Fähigkeiten vertiefen und ausbauen,
andererseits wichtige Unterstützung für die Planung
ihrer eigenen wissenschaftlichen Karrieren erhalten.
Die Treffen werden dabei in großem Maße vom wissenschaftlichen Nachwuchs selbst geplant.
Mittlerweile gehören dem Netzwerk über 30 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus diversen
Disziplinen mit unterschiedlichen fachlichen Zugängen
an. Sie treiben zum einen als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Hauptprojekte an und
leisten dabei hervorragende Arbeit, bei der sie mehr und
mehr Verantwortung übernommen haben. Zum anderen haben sie insgesamt sechs eigene Projekte eingeworben, an denen meist mehrere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler arbeiten.
Die thematische Bandbreite reicht dabei von der Ursachensuche und Verarbeitung von Ausbildungsabbrüchen über die mathematischen Basiskompetenzen
von Auszubildenden bis hin zur Untersuchung von
Lern- und Leistungsmotivation bei Jugendlichen an der
Schwelle zur Ausbildung.
Zusätzlich haben die jungen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler die Möglichkeit sogenannte Lab-Visits
zu beantragen. Darunter werden kürzere und längere
Aufenthalte in Forschergruppen anderer Projekte verstanden, die vom Netzwerk Bildungsforschung finanziell unterstützt werden. Besonderes Augenmerk liegt
dabei darauf, die im Netzwerk vorhandene Interdisziplinarität zu nutzen, um die jeweils eigene Perspektive
zu erweitern.
Genauso wie das Übernehmen von Projektverantwortung gehören Nachwuchsworkshops und die Unterstützung von Kooperationen zwischen den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den
Förderangeboten des Netzwerks. Ein weiteres wesentliches Element der Nachwuchsarbeit sind regelmäßige
formelle und informelle Treffen. Auf diesen Tagungen
haben die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gelegenheit ihre Projekte dem Netzwerk
zu präsentieren und sich auszutauschen. Neben dem
0 1 2 .
Um die Empirische Bildungsforschung am Standort
Baden-Württemberg auch über die Laufzeit des Netzwerks hinaus nachhaltig zu stärken, soll der Bereich der
Nachwuchsförderung in Zukunft weiter ausgebaut
werden. Neben der Fortführung und Ausweitung der
Nachwuchstreffen sollen unter anderem durch weitere
Lab-Visits der Austausch und die Kooperation zwischen
den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefördert werden. Die intensive Weiterbildung des
wissenschaftlichen Nachwuchses im Themenfeld der
Übergänge in die berufliche Bildung soll darüber hinaus
auf lange Sicht für eine hohe Qualität in diesem Forschungssegment sorgen.
. 0 1 3
0 1 4 .
. 0 1 5
./ Projekt aus der Nachwuchsförderung
AUSBILDUNGSABBRÜCHE IM BERUFSSEGMENT
MALER/LACKIERER
WARUM BRECHEN JUGENDLICHE IHRE AUSBILDUNG AB?
Daher sollen in dieser Studie folgende Fragen geklärt
werden: Welche leistungsbezogenen, motivationalen
und sozioökonomischen Merkmale machen Ausbildungsabbrüche im Berufsfeld Maler/Lackierer wahrscheinlich? Gibt es einen Zusammenhang von Fachleistung, Motivation, sozialem Hintergrund und Abbrüchen?
Stimmen die Ursachenzuschreibungen für Abbrüche
von Auszubildenden und Lehrkräften überein?
METHODE
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart
Didem Atik, Universität Stuttgart
In den letzten Jahrzehnten hat das Thema „Ausbildungsabbrüche“ zunehmende Aufmerksamkeit erhalten. Die Zahl der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge ist deutlich gestiegen. Insbesondere in den
handwerklichen Berufen sind die Vertragslösungsquoten hoch. Zu den zwanzig am stärksten besetzten
dualen Ausbildungsberufen gehören die Maler/
Lackierer, die mit 37 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil an vorzeitig gelösten Ausbildungsverträgen aufweisen.
In den bisherigen Studien, die sich mit dieser Problematik beschäftigten, wurden überwiegend Betroffene
befragt, um die Gründe für einen drohenden oder realisierten Ausbildungsabbruch zu erfassen. Die Ergebnisse zeigen höchst unterschiedliche Ursachenzuschreibungen von Auszubildenden und Ausbildern auf. Kaum
untersucht sind bisher Leistungsprobleme als Ursachen,
die neben interessenbedingten Passungsproblemen vor
allem in den weniger attraktiven Berufen bedeutsam
sein dürften, in die vermehrt Jugendliche mit ungünstigen Leistungsvoraussetzungen einmünden.
Die Studie nutzt die erhobenen Leistungs-, motivationsbezogenen und soziodemografischen Daten von 337
Malern/Lackierern, die im 1. Ausbildungsjahr erhoben
wurden. Zu zwei Messzeitpunkten wurden dann im 2.
Lehrjahr die Abbrecher erfasst und Daten zur Ausbildungszufriedenheit erhoben. Ergänzend wurden die
Lehrkräfte um ihre Einschätzung der Abbruchsursachen gebeten. Mit den erhobenen Daten können relevante Ursachen für einen drohenden oder realisierten
Ausbildungsabbruch aufzeigt werden. Die Studie
begann im Herbst 2014 und endet im Winter 2015.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Bisher wurden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres befragt. Ab
Ende des Schuljahres 2014/2015 können die Daten ausgewertet werden.
Abbrüche je nach Schulabschluss
Nach dem Ende des 1. Ausbildungsjahres lässt sich
eine Abbruchquote von 38,5 Prozent feststellen. Diese
Befunde bestätigen die Zahlen aus dem Berufsbildungsbericht 2013 mit einer Vertragslösungsquote für die
Maler/Lackierer von 37 Prozent.
„Jugendliche mit
höheren Fähigkeiten laufen
weniger Gefahr ihre
Ausbildung vorzeitig
abzubrechen als jene mit
geringeren Fähigkeiten.“
Bisherige Ergebnisse zeigen auch, dass mit steigendem
Schulabschluss die Abbruchquote sinkt. Jugendliche
mit höheren Fähigkeiten im Eingangs- als auch im
Abschlusstest sind weniger abbruchgefährdet als jene
mit geringeren Fähigkeiten. Hinzu kommt, dass die
Fähigkeiten mit steigendem Schulabschluss signifikant
zunehmen.
Weitere Ergebnisse folgen mit dem Projektabschluss
Ende 2015.
ZUM WEITERLESEN
Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der
ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und
Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW), 108(1), 6-17.
100%
90%
74%
Abbrüche in %
80%
70%
50%
59%
54%
60%
46%
41%
40%
26%
30%
20%
10%
0%
kein Abschluss
Hauptschulabschluss
Realschulabschluss
Schulabschluss
kein Abbruch
Abbruch
n = 337
Abbrüche je nach Schulabschluss bei Maler/Lackierer
0 1 6 .
PROJEKT AUS DER
NACHWUCHSFÖRDERUNG
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus
Didem Atik
. 0 1 7
Anlagenmechaniker: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses
./ Assoziiertes Projekt
AUSMASS UND URSACHEN ETHNISCHER UNGLEICHHEIT
IN BERUFLICHER BILDUNG
WELCHE ROLLE SPIELT DER REGIONALE KONTEXT?
Schleswig-Holstein
10
Hessen
Karin Schuller, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Als Ursachen für das durchschnittlich schlechtere
Abschneiden von Jugendlichen mit Migrationshintergrund beim Übergang in die berufliche Bildung haben
sich in vorausgegangenen Studien vor allem die durchschnittlich schlechteren Schulabschlüsse, fehlende
Netzwerke und mangelnde Deutschkenntnisse herauskristallisiert. Bedingt durch den Föderalismus unterscheidet sich die Schullandschaft innerhalb Deutschlands und auch das Angebot von Lehrstellen variiert
beträchtlich. Bislang gibt es jedoch auch hier wenige
Erkenntnisse, wie sich diese unterschiedlichen Gegebenheiten auf die Chancen von Jugendlichen mit
Migrationshintergrund auswirken, einen Ausbildungsplatz zu erhalten.
"Baden-Württemberg verfügt
über ein großes Angebot an
Lehrstellen und einen
vergleichsweise kleinen Anteil
an schulischen
Ausbildungsangeboten.
Ethnische Nachteile in der
beruf lichen Bildung sind hier
geringer als in einigen
anderen Bundesländern."
0 1 8 .
METHODE
Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde der
Mikrozensus 2008-2010 ausgewertet. Der Mikrozensus
ist eine statistische Erhebung, bei der jährlich ein Prozent der deutschen Bevölkerung unter anderem zu Bildung und Erwerbsbeteiligung befragt wird. Anhand
dieser Daten wurde die Beteiligung an beruflicher Bildung von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren mit
und ohne Migrationshintergrund verglichen – und
zwar nach Bundesländern getrennt. Mögliche Einflüsse
auf die Beteiligung an beruflicher Bildung, wie etwa
Unterschiede in den erreichten Schulabschlüssen, der
Alters- oder Geschlechtszusammensetzung, wurden
durch statistische Methoden berücksichtigt. Das Ausmaß ethnischer Ungleichheit verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem mit dem
Angebot an Lehrstellen, schulischen Ausbildungsangeboten und Programmen im Übergangssystem in den
jeweiligen Bundesländern.
Migrationshintergrund,
die nach ihrem
15
6. Lebensjahr
zugewandert sind
19
21
4
21
11
Berlin
Diese Studie soll deshalb folgende Fragen beantworten:
Unterscheidet sich das Ausmaß ethnischer Ungleichheit zwischen den Bundesländern in Deutschland? Wo
steht Baden-Württemberg? Welche Rolle spielt das
Angebot von Lehrstellen, schulischen Ausbildungsangeboten und Programmen im Übergangssystem?
Personen mit
13
7
Neue Bundesländer
zugewandert sind
13
5
Nordrhein-Westfalen
oder bis zu ihrem
6. Lebensjahr
7
Baden-Württemberg
Niedersachsen
Die bisherige Forschung zeigt, dass Jugendliche mit
Migrationshintergrund schulisch weniger erfolgreich sind als ihre einheimischen Altersgenossen.
Dieser vergleichsweise niedrige Bildungserfolg setzt
sich im Übergang in die berufliche Bildung fort, was
bisher jedoch weit weniger erforscht ist.
geboren wurden
13
Bildungsausländer:
9
Bayern
die in Deutschland
11
10
Rheinland-Pfalz
Personen mit
Migrationshintergrund,
8
Hamburg
Bildungsinländer:
17
10
0
5
23
10
15
20
25
Unterschiede in der Beteiligung an beruflicher Bildung (duales System, schulische Berufsbildung) zwischen Jugendlichen im Alter von 15-24 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund in den Bundesländern (Prozentpunkte), n = 27.206
Interpretationsbeispiel: In Berlin ist die Beteiligung an beruflicher Bildung von Bildungsausländern um 23 Prozentpunkte niedriger als die von Personen ohne Migrationshintergrund
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund – auch nach Berücksichtigung der Unterschiede in den erreichten Schulabschlüssen – in allen
betrachteten Bundesländern geringer an beruflicher
Bildung beteiligt sind als ihre einheimischen Altersgenossen. Dabei sind junge Erwachsene, die bis zu ihrem
sechsten Lebensjahr eingewandert sind oder in
Deutschland geboren wurden (Bildungsinländer), in
den meisten Bundesländern besser integriert als Migrantinnen und Migranten, die nach ihrem sechsten
Lebensjahr zugewandert sind (Bildungsausländer). Was
das Ausmaß ethnischer Nachteile betrifft, zeigen sich
teils beträchtliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Berlin, Nordrhein-Westfalen und die neuen
Bundesländer gehören zu den Bundesländern mit den
größten ethnischen Nachteilen für Bildungsausländer.
Der Unterschied in der Beteiligung an beruflicher
Bildung zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund liegt hier zwischen 21 und 23 Prozent-
ASSOZIIERTES
PROJEKT
punkten. Diese Bundesländer haben gleichzeitig ein
geringeres Angebot an Lehrstellen und ein vergleichsweise großes Angebot an schulischen Berufsbildungsprogrammen. Demgegenüber sind die ethnischen Nachteile in den Bundesländern kleiner, die über ein großes
Angebot an Lehrstellen und einem vergleichsweise
kleinen Anteil an schulischen Ausbildungsangeboten
verfügen (Baden-Württemberg, Bayern, SchleswigHolstein, Hamburg).
Ein knappes Angebot an Lehrstellen in Kombination
mit einer großen Anzahl an Programmen im Übergangssystem wie in Niedersachsen scheint ethnische
Nachteile ebenfalls zu vergrößern.
Karin Schuller
. 0 1 9
./ Projekt
AUSWAHLPROZESSE IN DER LEHRSTELLENVERGABE
c) d
as Selbstverständnis des Betriebs (Weltmarktorientierung vs. regionale Ausrichtung);
DISKRIMINIERUNG MIGRANTISCHER JUGENDLICHER
BEI DER VERGABE VON AUSBILDUNGSSTELLEN DURCH BETRIEBE
d) branchen- und berufsspezifische Merkmale, insbesondere in Abhängigkeit von der Bedeutung von Kundenkontakten.
Prof. Dr. habil. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg
Caroline Janz, Universität Freiburg
Dr. Stefan Müller, Universität Duisburg-Essen
Der Fokus der Untersuchung lag auf der Analyse der
betrieblichen Prozesse und Mechanismen, die bei der
Vergabe von Lehrstellen zur Diskriminierung migrantischer Bewerberinnen und Bewerber führen
können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessierten sich besonders für die Frage
,,wie Diskriminierung auch dann zustande kommt,
wenn Betriebe nicht diskriminieren wollen und
davon überzeugt sind, keine Vorurteile gegen migrantische Bewerberinnen und Bewerber zu haben.”
METHODE
Zentrale Grundlage der Untersuchung waren ausführliche qualitative Tiefeninterviews mit Personalverantwortlichen von Klein-, Mittel- und Großbetrieben
sowie mit Expertinnen und Experten aus Innungen und
Verbänden. Ergänzend wurden Expertengespräche mit
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wirtschaftsverbänden, Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern sowie in der Jugendberufshilfe tätigen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern geführt.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
sich nicht angemessen durch diskriminierende
Absichten erklären, sondern resultiert aus Kalkülen,
die aus der Sicht der Betriebe betriebswirtschaftlich
rational sind.
3. Ein entscheidendes Auswahlkriterium ist die Passung
einer Bewerberin oder eines Bewerbers in den Betrieb
als soziale Gemeinschaft. Dies kann zur Abschließung gegenüber Migrantinnen und Migranten führen.
Für Großbetriebe wurden Konzepte zur Realisierung
einer nicht-diskriminierenden Personalpolitik entwickelt. Die Anpassung dieser Konzepte auf die Gegebenheiten von Klein- und Mittelbetrieben stellt eine bisher
ungelöste Herausforderung dar.
"Ein entscheidendes Auswahlkriterium
ist die Passung einer Bewerberin oder
eines Bewerbers in den Betrieb als
soziale Gemeinschaft. Dies kann zur
Abschließung gegenüber Migrantinnen
und Migranten führen."
Scherr, A., Janz, C., & Müller, S. (2013). Diskriminierungsbereitschaft in der beruflichen Bildung. Ergebnisse und Folgerungen aus einer Betriebsbefragung.
Soziale Probleme. Zeitschrift für soziale Probleme und
soziale Kontrolle, 24 (2), 245-270.
Scherr, A. (Hrsg.) (2015). Diskriminierung migrantischer
Jugendlicher in der beruflichen Bildung. Stand der Forschung, Kontroversen, Forschungsbedarf. Weinheim:
Beltz-Juventa.
Scherr, A., Janz, C., & Müller, S. (2015). Diskriminierung
in der beruflichen Bildung. Wie migrantische Jugendliche bei der Lehrstellenvergabe benachteiligt werden.
Wiesbaden: VS Springer.
KOOPERATIONEN
Prof. Dr. Barbara Stauber, Universität Tübingen
Prof. Dr. Christine Riegel, Pädagogische Hochschule Freiburg
4. Bei Auswahlprozessen wird die „ganze Person“ in den
Blick genommen. Wer von den Normalitätsvorstellungen der Betriebe abweicht, hat schlechtere Chancen.
5. Betriebe verweisen auf die Notwendigkeit, solche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen, die
von der Kundschaft akzeptiert werden. Sie verfügen
jedoch über kein gesichertes Wissen zu den Erwartungen ihrer Kundschaft.
6. Die Diskriminierung von kopftuchtragenden Musliminnen ist sozial weitgehend akzeptiert.
Die Untersuchung kam zu folgenden Ergebnissen:
ie genannten Punkte bedeuten aber keineswegs, dass
D
alle Betriebe in gleichem Ausmaß zu Diskriminierung
tendieren. Für Unterschiede lassen sich folgende Faktoren benennen:
1. Auswahlprozesse bei der Lehrstellenvergabe erfolgen
nicht konsequent leistungsgerecht.
a) die Geschichte des jeweiligen Einzelbetriebs als Organisation;
2. Diskriminierung bei der betrieblichen Auswahl lässt
b) der regionale Kontext des Betriebs;
0 2 0 .
In der öffentlichen Kommunikation ist die Verharmlosung von betrieblicher Diskriminierung ebenso problematisch wie eine Dramatisierung: Verharmlosung
führt zur Unterschätzung des gesellschaftlichen Handlungsbedarfes, Dramatisierung kann aber dazu führen,
dass migrantische Bewerberinnen und Bewerber demotiviert werden.
ZUM WEITERLESEN
PROJEKT
Prof. Dr. habil. Albert Scherr
Caroline Janz
Dr. Stefan Müller
. 0 2 1
./ Projekt aus der Nachwuchsförderung
BERUFSFELDSPEZIFISCHE FÖRDERUNG
UND BERUFSORIENTIERUNG VON LERNENDEN
IN ABGANGSKLASSEN DER WERKREAL- UND
GEMEINSCHAFTSSCHULE (BEFÖOR)
WIE LÄSST SICH HOLZ- UND METALLTECHNISCHE FACHKOMPETENZ IM TECHNIKUNTERRICHT FÖRDERN?
Prof. Dr. Bernd Zinn, Universität Stuttgart
Matthias Wyrwal, Universität Stuttgart
Der Übergang von der allgemeinen Schulbildung zu
einer beruflichen Ausbildung gestaltet sich für viele
Schülerinnen und Schüler zunehmend schwierig.
Daher gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Projekt der Frage nach, ob und wie
die allgemeinen technischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Abgangsklassen der Werkreal- und Gemeinschaftsschule verbessert werden
können.
In einer Studie soll überprüft werden, inwieweit es
gelingt, mit einem berufsbezogenen Strategietraining
die allgemeine metall- und holztechnische Fachkompetenz im Technikunterricht der 8. und 9. Klassenstufe zu
fördern und den Schülerinnen und Schülern eine angepasste Berufsorientierung in diesen Bereichen zu vermitteln. Steigt durch eine enge Verzahnung von Theorie
und Praxis das holz- und metalltechnische Wissen an?
Wie entwickeln sich die Motivation und das Berufsinteresse der Schülerinnen und Schüler?
Allgemeine
Problemlösestrategie
übergeordnet
universell
Bereichsspezifische
Lösungsstrategien
untergeordnet
aufgabenspezifisch
Berufsbezogene
Inhalte
Inhaltliche
Orientierung
am Lernträger
(Werkstück)
Lernmodule
Modul 1:
Strategieinstruktion
(APS)
Um wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese
Fragen zu erhalten, werden im Rahmen des Technikunterrichts zwei Lernträger in den Bereichen Holz und
Metall angefertigt. In der 8. Klassenstufe stellen die
Schülerinnen und Schüler eine Werkzeugkiste (Bereich
Holz) und in der 9. Klassenstufe ein Vorhängeschloss
(Bereich Metall) her. Neben der praktischen Fertigung
der Lernträger steht das Lösen von problemorientierten
holz- und metalltechnischen Aufgaben zu den Lernträgern im Vordergrund. Die Lernenden wenden vorab
eingeübte Strategien der Planung, Ausführung und
Kontrolle an.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen
von März bis Dezember 2015 eine Studie mit rund 200
Schülerinnen und Schülern an Werkreal- und Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg durch. Dabei
vergleichen sie zu Beginn und am Ende der Studie Motivation, Berufsinteresse sowie Mathematik- und Fachwissensleistung von Schülerinnen und Schülern, die
am Training teilnehmen, mit den Leistungen von Schülerinnen und Schülern, die kein Strategietraining erhalten. Unter Berücksichtigung verschiedener Lernermerkmale wollen die Forscherinnen und Forscher
analysieren, ob über die Verzahnung von Theorie und
Praxis eine Steigerung der allgemeinen technischen
Kompetenz im Technikunterricht gelingt.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Strategietraining BeFöOr
Kombiniertes
Strategietraining
METHODE
Modul 2:
Lernträger
Metall
Modul 3:
Lernträger
Holz
Die Interventionsmaßnahme des kombinierten Strategietrainings im Rahmen des Technikunterrichts steht
kurz vor dem Abschluss. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler stehen in engem Austausch mit den
durchführenden Lehrkräften, um eine wünschenswerte Umsetzung zu gewährleisten und um die Wirkungseffekte zu ermitteln.
Werkezugkiste im Bereich Holz
Vorhängeschloss im Bereich Metall
Mit dem Strategietraining entwickeln die Forscherinnen und Forscher ein Förderkonzept für den Technikunterricht der Werkreal- und Gemeinschaftsschule, das
bei positiver Erprobung direkt im Unterricht eingesetzt
werden und dann möglicherweise den Schülerinnen
und Schülern bei der Berufswahl helfen kann.
"Das von uns entwickelte
Förderkonzept soll später
Schülerinnen und Schülern
bei der Berufswahl helfen."
Aufbau des Strategietrainings
PROJEKT AUS DER
NACHWUCHSFÖRDERUNG
0 2 2 .
Prof. Dr. Bernd Zinn
Matthias Wyrwal
. 0 2 3
./ Projekt
DETERMINANTEN UND KONSEQUENZEN VON ÜBERGANGSENTSCHEIDUNGEN UND AUSBILDUNGSVERLÄUFEN
VON REALSCHULABSOLVENTEN
REANALYSE UND NACHERHEBUNG DER TOSCA-10-STUDIE ZUR ERFASSUNG PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHEN WISSENS
Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität Tübingen
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen
Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen
Nicolas Hübner, Universität Tübingen
Sven Rieger, Universität Tübingen
In der Empirischen Bildungsforschung gibt es nur
wenige aussagekräftige Längsschnittstudien, die helfen können die Bildungswege von Realschulabsolventinnen und -absolventen zu beschreiben, ihre
Übertrittsentscheidungen zu erklären und die Konsequenzen der Entscheidungen für die eine oder andere
Ausbildungsoption zu verstehen. Insbesondere die
Übergänge in das berufliche Gymnasium bzw. in die
grundständige Berufsausbildung sind kaum erforscht.
3) W
elche individuellen und familiären Merkmale (z. B.
Schulleistungen, sozialer Hintergrund) und institutionellen Voraussetzungen (z. B. besuchte Schulart)
sagen langfristig den beruflichen Erfolg von Realschulabsolventinnen und Realschulabsolventen vorher?
Mit dem vorliegenden Projekt soll diese Forschungslücke für Baden-Württemberg geschlossen werden. Dazu
wurde eine repräsentative Stichprobe von baden-württembergischen Realschülerinnen und -schülern, die
bereits 2007 als Zehntklässler erstmalig befragt und
getestet wurden, erneut postalisch befragt. Im Mittelpunkt standen dabei drei Fragestellungen, die anhand
der Ausgangsstichprobe und der neu gewonnenen
Daten beantwortet wurden:
Eine repräsentative Stichprobe von baden-württembergischen Schülerinnen und Schülern, die im Jahr 2007 an
der ersten Datenerhebung von TOSCA-10 teilgenommen
hatten, wurde im Jahr 2014 erneut befragt. Zum ersten
Erhebungszeitpunkt befanden sich alle Schülerinnen
und Schüler am Ende der Jahrgangsstufe 10 in Realschulen (N= 2.095) oder an allgemeinbildenden Gymnasien
(N= 482). Zum zweiten Erhebungszeitpunkt studierten
die Befragten oder hatten den Berufseinstieg bereits
bewältigt. Für die erneute Befragung konnten rund 940
ehemalige Schülerinnen und Schüler rekrutiert werden.
Die Daten der Nachbefragung wurden mit jenen aus
dem Jahr 2007 zu einem Längsschnittdatensatz verknüpft. Diese Verknüpfung bietet nun die Möglichkeit,
die Entwicklung der Befragten vom ersten bis zum
zweiten Messzeitpunkt zu untersuchen.
1) W
elche Interessen und Fähigkeiten haben Schülerinnen und Schüler am Ende der Realschule? Welche Rolle
spielen diese Eigenschaften bei der Berufswahl und
bei Übergangsentscheidungen?
2) Z
eigen sich bei Übergangsentscheidungen nach der
Realschule und beim Übergang ins Studium nach
dem beruflichen Gymnasium soziale Disparitäten?
Wer nutzt beispielsweise die Möglichkeit, am beruflichen Gymnasium die allgemeine Hochschulreife
zu erwerben besonders intensiv: Schülerinnen und
Schüler aus Familien mit hohem sozialen Status oder
Jugendliche aus weniger privilegierten Familien?
0 2 4 .
METHODE
den sich teilweise deutlich von Schülerinnen und Schülern, die nach der Realschule einen anderen Bildungsweg
wählten. Das zeigte sich zunächst bei den Noten, aber
auch bei den Leistungen der Schülerinnen und Schüler.
Erwartungsgemäß erbrachten Jugendliche, die nach
der Realschule auf ein Gymnasium wechselten, im Mittel bessere Leistungen in Mathematik, Englisch und
Deutsch. Im Bereich Technik zeigten sich hingegen nur
geringfügige Unterschiede.
„Die Studie verdeutlicht die
Schlüsselfunktion von Leistung
und Motivation für zukünftige
Bildungsentscheidungen von
Realschülerinnen und Realschülern.“
Darüber hinaus fanden sich zwischen den beiden Gruppen Unterschiede hinsichtlich der Wahrnehmung der
eigenen Fähigkeiten und der beruflichen Interessen.
Schülerinnen und Schüler, die nach der Realschule auf
ein berufliches Gymnasium wechselten, schätzten sich
tendenziell besser in den Bereichen Intellekt, Sprache
und Mathematik ein. Außerdem gaben diese Schülerinnen und Schüler an, ein höheres Interesse an intellektuell forschenden und künstlerischen Bereichen und ein
geringeres Interesse an praktisch-technischen Tätigkeiten zu besitzen.
Zum zweiten Messzeitpunkt (ungefähr sieben Jahre
später) hatten sich diese Unterschiede einerseits relativiert, andererseits jedoch verstärkt. Beispielsweise glichen sich die Unterschiede zwischen den Schülergruppen in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen
Fähigkeiten an. Bei den beruflichen Interessen zeigten
sich für die ehemaligen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten deutliche Steigerungen der Interessen im unternehmerischen sowie im sozialen Bereich. Darüber hinaus sahen Befragte, die nach der Realschule nicht auf
das Gymnasium gewechselt hatten, eine größere Übereinstimmung ihres Berufs mit ihren Fähigkeiten und
Interessen. Hierbei gaben sie zudem eine größere Zufriedenheit mit ihrer Arbeit an.
Diese ersten Ergebnisse der Studie verdeutlichen die
Schlüsselfunktion von Leistungs- und motivationalen
Merkmalen für zukünftige Bildungsentscheidungen
von Realschülerinnen und Realschülern am Ende der
Sekundarstufe und für deren langfristigen Bildungserfolg. In weiteren vertiefenden Analysen sollen wertvolle Einblicke zu konkreten Wirkmechanismen und
Folgen von Bildungsentscheidungen am Ende der nichtgymnasialen Schulzeit gewonnen werden.
ZUM WEITERLESEN
Trautwein, U., Nagy, G., & Maaz, K. (2011). Soziale Disparitäten und die Öffnung des Sekundarschulsystems.
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 14(3), 445–463.
doi:10.1007/s11618-011-0220-5
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Rund 40% der Befragten wechselten von der Realschule
in die gymnasiale Oberstufe eines (in aller Regel beruflichen) Gymnasiums. Diese Jugendlichen unterschie-
PROJEKT
Prof. Dr. Benjamin Nagengast
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
Dr. Katharina Lambert
. 0 2 5
./ Assoziiertes Projekt
DIAGNOSE VON UND UMGANG MIT SCHÜLERFEHLERN
ALS FACETTE DER PROFESSIONELLEN KOMPETENZ
VON LEHRKRÄFTEN
ENTWICKLUNG EINES TRAININGSPROGRAMMS FÜR ANGEHENDE LEHRKRÄFTE
Prof. Dr. Jürgen Seifried, Universität Mannheim
Isabel Cademartori, Universität Mannheim
Prof. Dr. Eveline Wuttke, Universität Frankfurt
Claudia Krille, Universität Frankfurt
Benjamin Salge, Universität Frankfurt
Die Fähigkeit, Schülerfehler im Unterricht lernwirksam aufzuarbeiten, wird als wichtige (fachdidaktische) Kompetenz von Lehrkräften angesehen. Lernen
aus Fehlern gelingt vor allem dann, wenn Lernende
in angemessener Art und Weise unterstützt werden.
Um diese Unterstützung leisten zu können, benötigen
Lehrpersonen sowohl Fachwissen als auch fachdidaktisches Wissen. Empirische Befunde zeigen jedoch,
dass diese Fähigkeiten bei Studierenden und Referendarinnen und Referendaren nicht hinreichend ausgeprägt sind.
Daher wurde im Rahmen dieses Projekts eine Trainingsstudie konzipiert, die Maßnahmen zur Professionalisierung von angehenden Lehrkräften zu Beginn des
Vorbereitungsdienstes bereitstellt und deren Erfolg
evaluiert. Die Untersuchung ist im Rechnungswesen
angesiedelt, da dieser Inhaltsbereich zum einen als zentral für die Entwicklung des ökonomischen Verständnisses von Schülerinnen und Schülern gilt, zum anderen aber auch von Lehrenden und Lernenden als äußerst
fehleranfällig beurteilt wird.
die im Abstand von ca. zwei Wochen angeboten wurden. Sie setzen verschiedene Schwerpunkte (Fachinhalte vs. Fachdidaktik), sind aus methodischer Sicht
aber vergleichbar angelegt. Die Trainings wurden in
Zusammenarbeit mit Lehrerbildungsseminaren in
Baden-Württemberg und Hessen umgesetzt.
Mittels einer eigens entwickelten Online-Testumgebung wurden zu drei Messzeitpunkten (Prä-, Post- und
Follow-Up-Test) Daten erhoben, um die Wirksamkeit der
Trainings zu überprüfen. Die Probandinnen und
Probanden bearbeiteten Wissenstests, analysierten
Videosituationen und schätzten die Nützlichkeit des
Trainings ein.
"Mittels des von uns
entwickelten Trainings
lassen sich fachdidaktische
Kompetenzen angehender
Lehrkräfte effizient steigern."
METHODE
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Im Rahmen des Projekts wurden 172 Referendarinnen
und Referendare aus Baden-Württemberg und Hessen
in drei verschiedenen Bedingungen untersucht: Eine
der Gruppen erhielt ein fachwissenschaftliches Training, eine weitere Gruppe ein fachdidaktisches Training. Die dritte Gruppe erhielt kein Training und diente
als Kontrollgruppe. Die Trainings umfassen insgesamt
zwei Module mit jeweils vier einstündigen Lektionen,
Das Training wurde von den Probandinnen und Probanden generell positiv beurteilt und als nützlich empfunden. Es zeigt sich zudem, dass beide Trainingsgruppen ihre Fähigkeit, Schülerfehler erkennen zu können,
signifikant steigern konnten. Bezüglich der Handlungsstrategien überwogen elaborierte Feedbacks. Veränderungen im Zeitablauf waren hier nicht festzustellen.
Grundsätzlich zeigte sich jedoch, dass angehende Lehr-
0 2 6 .
kräfte nicht ausreichend vorbereitet sind, um mit Schülerfehlern im Rechnungswesen angemessen umgehen
zu können. Es empfiehlt sich daher, weitere Lernangebote zu entwickeln, um insbesondere fachdidaktische
Kompetenzen angehender Lehrkräfte noch gezielter
fördern zu können.
ZUM WEITERLESEN
Seifried, J., Wuttke, E., Türling, J. M., Krille, C. & Paul,
O. (im Druck). Teachers' strategies for handling student
errors – the contribution of teacher training programs.
In M. Gartmeier, H. Gruber, T. Hascher & H. Heid (Hrsg.),
Funktionen von Fehlern im Kontext individueller und
gesellschaftlicher Entwicklung. Münster (u.a.): Waxmann.
Seifried, J. & Wuttke, E. (2015). Was wissen und können
(angehende) Lehrkräfte an kaufmännischen Schulen?
– Empirische Befunde zur Modellierung und Messung
der professionellen Kompetenz von Lehrkräften. In
Schumann, S. & Eberle, F. (Hrsg.), Ökonomische Kompetenzen in Schule, Ausbildung und Hochschule (S. 125-145),
Empirische Pädagogik, 29(1) Themenheft. Landau: Verlag Empirische Pädagogik.
Testumgebung
KOOPERATIONEN
Verbundprojekt von Prof. Dr. Jürgen Seifried, Lehrstuhl
für Wirtschaftspädagogik II, Universität Mannheim
Prof. Dr. Eveline Wuttke, Professur für Wirtschaftspädagogik, insbes. Empirische Lehr-Lern-Forschung, Universität Frankfurt
FÖRDERMITTEL
Bundesministerium für Bildung und Forschung –
Forschungsschwerpunkt „Entwicklung von Professionalität des Pädagogischen Personals in Bildungseinrichtungen“
ASSOZIIERTES
PROJEKT
Prof. Dr. Jürgen Seifried
Isabel Cademartori
. 0 2 7
./ Assoziiertes Projekt
DIE NUTZUNG VON ÖFFNUNGSOPTIONEN IN
BILDUNGSSYSTEMEN – EIN BINATIONALER VERGLEICH
ZWISCHEN DER SCHWEIZ UND DEUTSCHLAND
dem Ende der 9. bzw. 10. Klassenstufe eingeschlagen
haben, wie es ihnen dabei ergeht und welche beruflichen Pläne sie für die Zukunft haben. Außerdem werden erneut Interessen und motivationale Aspekte ihrer
Berufswahl erfragt.
WIE WIRKT SICH DAS UNTERSCHIEDLICHE BILDUNGSANGEBOT NACH DER PFLICHTSCHULZEIT AUF DIE AUSBILDUNGSUND SCHULWAHL VON JUGENDLICHEN UND DIE SOZIALE UNGLEICHHEIT AUS?
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen (Projektleitung Baden-Württemberg)
Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen (Wissenschaftliche Koordination Baden-Württemberg)
Prof. Dr. Albert Düggeli, Pädagogische Hochschule Basel (Gesamtprojektleiter)
Prof. Dr. Franz Baeriswyl, Universität Fribourg
Prof. Dr. Kai Maaz, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt
Die Ergebnisse sollen es ermöglichen Profile von
Schülerinnen und Schülern zu identifizieren und zu
analysieren, die die Nutzung der unterschiedlichen Öffnungsoptionen resp. Ausbildungsmöglichkeiten durch
die Heranwachsenden veranschaulichen. Außerdem
lassen sich auf Basis der Untersuchung Einflüsse
des familiären Hintergrunds auf Bildungsentscheide
Schulsysteme unterscheiden sich unter anderem
dadurch, dass Jugendliche zu unterschiedlichen Zeitpunkten in weiterführende Schulen wechseln und
nach der Pflichtschulzeit unterschiedliche Möglichkeiten haben ihre Ausbildung fortzusetzen.
Der Übergang von der Pflichtschule in eine weiterführende schulische oder berufliche Ausbildung ist für
Jugendliche in besonderer Weise bedeutsam, weil hier
individuelle Berufsbiografien gebahnt werden. Studien
zeigen jedoch, dass dieser Übergang sozial selektiv ist.
Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler, deren
Eltern einen hohen sozialen Status haben, beispielweise
eine größere Chance haben das Abitur zu machen und
ein Studium aufzunehmen als Jugendliche, die aus
weniger privilegierten Familien stammen. Die Politik
hat in den vergangenen Jahrzehnten versucht Möglichkeiten zu schaffen, um Bildungsentscheidungen
„korrigieren“ zu können. Diese Möglichkeiten werden
auch als Öffnungsoptionen bezeichnet. So gibt es zum
Beispiel immer mehr nicht-traditionelle Wege zur Hochschulreife, die mehr jungen Menschen den Zugang zu
Hochschulen ermöglichen sollen (z. B. berufliche Gymnasien, Berufsmatura). Allerdings fehlt es bisher an
Studien, die umfassend untersuchen, wer solche Öffnungsoptionen nutzt und ob die Vielfältigkeit der Optionen soziale Ungleichheit reduzieren kann.
Im Rahmen dieses Projekts sollen diese Fragestellungen
am Beispiel Baden-Württembergs und den Schweizer
Kantonen Basel-Stadt und Deutsch-Freiburg untersucht
werden. Die jeweiligen Schulsysteme unterscheiden
sich wesentlich darin, wie viele Übergänge im Laufe der
Schulzeit vollzogen werden, wann diese stattfinden
0 2 8 .
ableiten, sowie dessen Zusammenhang mit psychologischen Merkmalen wie Motivation, Anstrengungsbereitschaft oder Persönlichkeitseigenschaften. Dieses
Wissen soll in der Zukunft dazu beitragen, den Übergang von der Pflichtschulzeit in die berufliche Ausbildung zu gestalten und zu steuern. Möglicherweise lassen sich daraus auch Fördermaßnahmen zur gezielten
Unterstützung von Schülerinnen und Schülern ableiten.
FÖRDERMITTEL
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
und welche schulischen und beruflichen Wege die
Jugendlichen einschlagen können. Außerdem soll
untersucht werden, wie sich das Zusammenspiel von
sozialem Hintergrund und psychologischen Faktoren,
wie Motivation oder Persönlichkeitseigenschaften, auf
die Übergangsentscheidungen auswirkt.
METHODE
An der Studie nehmen rund 3.750 Schülerinnen und
Schüler teil (1.400 aus Baden-Württemberg, 1.180 aus
Basel-Stadt und 860 aus Deutsch-Freiburg).
Die Studie umfasst in Baden-Württemberg drei Untersuchungszeitpunkte, von denen die ersten beiden
bereits abgeschlossen sind:
1. Ende der 9. Klassenstufe (wonach die ersten Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung wechseln)
2. M itte der 10. Klassenstufe bzw. im ersten Ausbildungsjahr
3. A
nfang der 11. Klassenstufe bzw. im zweiten Ausbildungsjahr
Zum ersten Untersuchungszeitpunkt bearbeiteten die
Schülerinnen und Schüler Aufgaben zu Mathematik,
Lesen, Naturwissenschaften und der ersten Fremdsprache und beantworteten eine Reihe von Fragen zu ihrem
sozialen Hintergrund, ihren Ausbildungs- und Berufsplänen sowie psychologischen Variablen wie Interessen, Motivation, Anstrengungsbereitschaft oder Persönlichkeitseigenschaften. Zum zweiten und dritten
Befragungszeitpunkt werden die Schülerinnen und
Schüler dazu befragt, welchen Bildungsweg sie nach
ASSOZIIERTES
PROJEKT
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
Dr. Katharina Lambert
Prof. Dr. Albert Düggeli
Prof. Dr. Franz Baeriswyl
Prof. Dr. Kai Maaz
. 0 2 9
./ Projekt aus der Nachwuchsförderung
FÖRDERUNG DER LERN- UND LEISTUNGSMOTIVATION
FÜR EINEN ERFOLGREICHEN ÜBERGANG
IN DIE BERUFSAUSBILDUNG
Bei der Entwicklung der Interventionsinhalte werden
die folgenden Ansätze zur Steigerung der Lernbereitschaft und Leistungsmotivation verfolgt:
WIE LÄSST SICH DIE LERNAKTIVITÄT VON SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN AN HAUPT- UND WERKREALSCHULEN STEIGERN?
• Betonung der Nützlichkeit verschiedener Schulfächer
für diese Ausbildungsberufe
Dr. Richard Göllner, Universität Tübingen
Dr. Barbara Flunger, Universität Tübingen
Isabelle Häfner, Universität Tübingen
Dr. Hanna Gaspard, Universität Tübingen
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen
Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität Tübingen
• Hinweise zu weiteren Informationsquellen über Ausbildungsberufe und Bildungswege
Wie sehr Schülerinnen und Schüler sich in einem
Fach anstrengen wird laut Erwartungs-Wert-Modell
(Eccles et al., 1983) von Wertvorstellungen bezüglich
des jeweiligen Schulfachs beeinflusst. Dabei spielt die
Nutzenwahrnehmung (Was bringt mir das?) eine
wichtige Rolle. Studien zeigten, dass sich Nutzenüberzeugungen von Lernenden mithilfe elternbasierter
Interventionen steigern lassen.
Innerhalb von Bildungsverläufen stellen Transitionen
eine wichtige Zäsur dar, für deren Gelingen Lernmotivation und Leistungsbereitschaft als zentrale Faktoren
gelten. Dieses Projekt adressiert daher im Rahmen einer
elternbasierten Intervention die subjektive Nützlichkeit
von Schulfächern sowie schulischer Bildung im Allgemeinen, um eine Steigerung überfachlicher Lernbereitschaft und Leistungsmotivation und damit einen
erfolgreichen Übergang von der Schule in die Ausbildung zu fördern.
"Im Rahmen unseres Projekts
sollen mittels einer
elternbasierten Intervention
die berufsrelevanten
Kompetenzen von Schülerinnen
und Schülern nachhaltig
gesteigert werden."
• Darstellung und Information über typische Ausbildungsberufe und Weiterbildungswege
• Zitate von jungen Erwachsenen zur Nützlichkeit von
Schulfächern sowie der schulischen Bildung allgemein für Ausbildungsberufe
METHODE
Schülerinnen und Schüler von Haupt- und Werkrealschulen in Baden-Württemberg (8. Jahrgangsstufe)
sowie deren Eltern sollen mittels Fragebögen befragt
werden. Zu Beginn der Studie werden die Schülerinnen
und Schüler zufällig einer Experimentalbedingung
(elternbasierte Intervention) oder einer Kontrollgruppe
zugewiesen. In der Experimentalbedingung wird eine
elternbasierte Intervention zur Steigerung berufsrelevanter Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern
durchgeführt. Die Umsetzung der Interventionsinhalte
soll anhand verschiedener Informationsmaterialien
(„Stark für die Ausbildung“) erfolgen, die durch die
Eltern vermittelt werden. Vor der Intervention sowie
sechs Wochen nach der Intervention sollen die Schülerinnen und Schüler befragt werden, um die Wirksamkeit der Intervention zu überprüfen.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
PROJEKT AUS DER
NACHWUCHSFÖRDERUNG
0 3 0 .
Dr. Richard Göllner
Dr. Barbara Flunger
Isabelle Häfner
Dr. Hanna Gaspard
Die Studie soll im Zeitraum September bis November
2015 durchgeführt werden. Auf Basis des ErwartungsWert-Modells sowie eigener Vorarbeiten (Gaspard et al.,
in Begutachtung) werden derzeit die Inhalte der Intervention entwickelt. Des Weiteren werden aus Interviews mit jungen Erwachsenen Zitate über die Nützlichkeit der schulischen Bildung ausgewählt.
. 0 3 1
./ Projekt
FÖRDERUNG LERNSCHWACHER AUSZUBILDENDER
IM BERUFSFELD METALLTECHNIK (FLAM)
WIE KANN MAN DAS BERUFSFACHLICHE WISSEN VON ANLAGENMECHANIKERN UND METALLBAUERN FÖRDERN?
Prof. Dr. Bernd Zinn, Universität Stuttgart
Matthias Wyrwal, Universität Stuttgart
Duygu Sari, Universität Stuttgart
André Louis, Universität Stuttgart
Der Übergang von der allgemeinen Schulbildung zu
einer beruflichen Ausbildung stellt sich für viele
Schülerinnen und Schüler als problematisch dar.
Gerade Auszubildende mit einer geringen schulischen Vorbildung haben große Probleme, den Anforderungen einer Ausbildung zu genügen und diese
erfolgreich abzuschließen. Aufgrund mangelnder
bzw. eingeschränkter strategischer Fähigkeiten werden, vor allem im Berufsfeld Metalltechnik, viele
Ausbildungsverträge vor Abschluss aufgelöst.
In der Studie gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage nach, ob die strategischen Fähigkeiten in der metalltechnischen Grundbildung über ein
berufsbezogenes Training zu allgemeinen und fachspezifischen Lösungsstrategien verbessert werden können.
Zudem wurde untersucht, ob ein solches Training die
Überzeugungen zu Wissen und Wissenserwerb fördern
kann. Steigt bei Schülerinnen und Schülern durch das
Training das Fachwissen an? Können die Motivation,
das Interesse und die wissensbezogenen Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler gesteigert werden?
Integrativer Ansatz zur Förderung der
kognitiven Merkmale von Auszubildenden
Kombinierte Strategieförderung
(Adaption des BEST-Konzepts)
Metakognitive
Strategien
Kognitive
Strategien
Überzeugung
zu Wissen
Überzeugung
zum Wissenserwerb
Allgemeine
Problemlösestrategien
Metalltechnische
Problemlösestrategien
Sicherheit des Wissens,
Struktur des Wissens,
Anwendung des Wissens
Wissensbegründung,
Wissensquelle
Konzeption des integrativen Ansatzes
0 3 2 .
Förderung der berufsfeldbezogenen
epistemologischen Überzeugungen
METHODE
Zur Beantwortung dieser Fragestellungen führten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Schuljahr 2013/2014 eine Studie mit 462 Auszubildenden zum
Metallbauer und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik der einjährigen Berufsfachschule in Baden-Württemberg durch. Dabei verglichen
sie die Motivation, das Interesse, die Mathematik-, und
Fachwissensleistung sowie die wissensbezogenen
Überzeugungen zu Beginn und zum Ende der einjährigen Berufsfachschule von Schülerinnen und Schülern,
die am Training teilnahmen mit den Leistungen von
Schülerinnen und Schülern, die kein Strategietraining
erfuhren. Berücksichtigt wurden dabei der allgemeine
Bildungsgrad, die kognitive Fähigkeit sowie weitere
Lernermerkmale.
„Das von uns entwickelte
Förderkonzept kann helfen,
bei schwächeren Schülern einen
Einbruch der Motivation und
des Interesses zu verhindern.“
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass sowohl kognitiv
schwächere als auch kognitiv stärkere Schülerinnen
und Schüler in der Entwicklung der metalltechnischen
Fachkompetenz deutlich gefördert werden können und
durch das Strategietraining profitieren. Sowohl die
Metallbauer als auch die Anlagenmechaniker zeigen
einen statistisch nachweisbaren Wissenszuwachs. Die
Studie zeigt, dass lernschwache (und lernstärkere) Auszubildende ohne zusätzliche Lernzeit im regulären
Unterricht bei ganzer Klassengröße gezielt gefördert
werden können. Das Training führt zwar nicht zu einer
unmittelbaren Motivations- und Interessenentwicklung, jedoch kann ein für schwächere Schülerinnen und
Schüler typischer Einbruch der Motivation und des Interesses verhindert werden. Die Studienergebnisse zu den
wissensbezogenen Überzeugungen belegen einen
bedeutsamen Zusammenhang zur metalltechnischen
Fachkompetenz am Ende des ersten Ausbildungsjahres.
Zudem konnte festgehalten werden, dass bei vielen
PROJEKT
Auszubildenden individuelle Entwicklungspotenziale
im Hinblick auf die Überzeugungen zu Wissen- und
Wissenserwerb bestehen.
Es wurde im Projekt ein Förderkonzept entwickelt, das
in der berufsschulischen Praxis direkt eingesetzt werden kann und einen positiven Einfluss auf die berufsbezogene Entwicklung der Auszubildenden nimmt. Die
entwickelten Förderhefte können über das Landesinstitut für Schulentwicklung bezogen werden.
ZUM WEITERLESEN
Zinn, B., Wyrwal, M., Sari, D., & Louis, A. (2015). Förderung von Auszubildenden im Berufsfeld Metalltechnik.
Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 111 (1),
56-78.
Zinn, B. & Söylemez, D. (2013). Entwicklungsstand der
epistemologischen Überzeugungen von Auszubildenden in gewerblich-technischen Berufen und seine
Implikationen. Zeitschrift für Praxis und Theorie in
Betrieb und Schule, 67, 19-22.
Zinn, B. & Sari, D. (2015). Epistemologische Überzeugungen von Auszubildenden und deren Einfluss auf die
metalltechnische Fachkompetenz. Journal of Technical
Education, 3(1), 91-108.
Prof. Dr. Bernd Zinn
Matthias Wyrwal
Duygu Sari
André Louis
. 0 3 3
0 3 4 .
. 0 3 5
./ Assoziiertes Projekt
GEMEINSAM STARK DURCH SPRACHE
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
EIN PROJEKT ZUR FÖRDERUNG DER SPRACHKOMPETENZ UND DER INTERKULTURELLEN KOMPETENZ
IN DER DUALEN BERUFSAUSBILDUNG
In der Berufsschule sind es vor allem grundsprachliche
Fähigkeiten, die von den Lehrkräften eingefordert werden: Wortschatz, Aussprache, die Fähigkeit, Sprache
situationsangemessen und damit auch in einem internationalen Umfeld anzuwenden, sowie der kompetente
Umgang mit verschiedenen Textarten. In den Ausbildungsbetrieben stehen ebenfalls Grammatik, Wortschatz und Aussprache ganz oben auf der Liste der am
meisten geforderten sprachlichen Fähigkeiten. Auch die
Lesekompetenz nimmt hier einen hohen Stellenwert
ein, vor allem in den Großbetrieben, in denen die Auszubildenden mit schriftlichen Schulungsunterlagen in
praktische Tätigkeiten eingewiesen werden.
Nina Pucciarelli, Universität Hohenheim
Die duale Berufsausbildung nimmt seit jeher eine
zentrale Rolle im deutschen Bildungswesen ein. Der
prognostizierte Fachkräftemangel und die zunehmend internationale Ausrichtung vieler Unternehmen stellen sie nun aber vor eine große Herausforderung bezüglich der Qualifizierung von notwendigen Nachwuchsfachkräften. Die Unterschiede in
Alter, Herkunft und Wissensstand der Jugendlichen
an den Berufsschulen erschweren den Lehrkräften
den Unterricht zusätzlich. Zudem häufen sich Klagen
aus der Wirtschaft, die Auszubildenden, ob mit oder
ohne Migrationshintergrund, verfügten über mangelhafte Deutschkenntnisse. Dabei stellt Sprachkompetenz die Basis für den Erwerb von Fachwissen und
damit für eine erfolgreiche Berufsausbildung dar.
Daneben ist die interkulturelle Kompetenz für das
Lernen von weiteren Sprachen und das Verbessern der
Muttersprache angesichts des multinationalen
Umfelds in den Betrieben, aber auch in der Gesellschaft elementar.
Projekte, die die deutschen Sprachfähigkeiten von Auszubildenden und deren Förderung beinhalten, sind
jedoch rar. Zudem berücksichtigen sie häufig nur einzelne sprachliche Teilkompetenzen (z. B. Lesekompetenz), vernachlässigen Probleme des Zweitspracherwerbs bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund
oder sind Versuche einzelner Engagierter, die dann
aus Zeitgründen oder bei der Umsetzung in die Praxis
scheitern.
Das Projekt „Gemeinsam stark durch Sprache” an einer
kaufmännischen Berufsschule in Baden-Württemberg
möchte daher eine gezielte Förderung von Sprache und
0 3 6 .
interkultureller Kompetenz in die Berufsausbildung
integrieren. Vor der Einführung des Programms musste
jedoch analysiert werden, welche sprachlichen (und
interkulturellen) Anforderungen im Betrieb und in der
Berufsschule an die Auszubildenden gestellt werden
und welche davon den Auszubildenden Probleme bereiten.
"Auf bauend auf den
Projektergebnissen kann
nun ein wirksames
Sprachförderprogramm
für Berufsschülerinnen
und Berufsschüler
konzipiert werden."
METHODE
Um dies herauszufinden, wurden nicht nur die Lehrpläne und Ausbildungsordnungen von sieben kaufmännischen Ausbildungsberufen nach sprachlichen
Anforderungen, u. a. in den Bereichen Lesen, Schreiben,
Zuhören und Sprechen, analysiert, sondern auch die
Lehrerschaft und die kooperierenden Ausbildungsbetriebe der Berufsschule nach sprachlichen und interkulturellen Anforderungen befragt. Anschließend wurden
die Ergebnisse mit den selbsteingeschätzten Fähigkeiten der kaufmännischen Auszubildenden verglichen.
Dieses Vorgehen ermöglichte jene Bereiche aufzudecken, die in der Berufsausbildung gefordert werden,
denen die Auszubildenden jedoch kaum gerecht werden
können.
Die Auszubildenden stufen ihre eigenen sprachlichen
Fähigkeiten allerdings gerade in den von Berufsschule
und Betrieb geforderten Sprachbereichen als schlecht
ein. Während also in Berufsschule und Ausbildungsbetrieb der Fokus auf dem „Wie“ der Sprache (und damit
auf der sprachlichen Grundkompetenz) liegt, wenden
Auszubildende Sprache lediglich „irgendwie“ an.
ZUM WEITERLESEN
Pucciarelli, N. (2013). „Gemeinsam stark durch Sprache“
– Förderung der Sprachkompetenz und der interkulturellen Kompetenz von Auszubildenden im Rahmen
eines berufsschulspezifischen Projekts. bwp@ Spezial 6
– Hochschultage Berufliche Bildung 2013, Fachtagung 18.
Verfügbar unter http://www.bwpat.de/ht2013/ft18/
pucciarelli_ft18-ht2013.pdf.
Pucciarelli, N. (2015). Sprachliche Anforderungen und
Fähigkeiten in der kaufmännischen Berufsausbildung
– eine empirische Analyse im Rahmen des Projekts
„Gemeinsam stark durch Sprache“. In C. Efing, 18. Hochschultage Berufliche Bildung, Dresden.
FÖRDERMITTEL
Dissertationsprojekt an der Universität Hohenheim
Hier muss Sprachförderung in der Berufsausbildung
folglich ansetzen. Aufgrund des zeitlich engen Korsetts
– bedingt durch eine geringe Anzahl an Deutschunterrichtsstunden und den Arbeitszeiten der Auszubildenden – muss eine sprachliche Vorbereitung bereits beim
Übergang in die Berufsausbildung beginnen, dann aber
konsequent auch während der Ausbildung im Deutschunterricht und in einem sprachsensiblen Fachunterricht fortgeführt werden. Darüber hinaus muss auch
interkulturelle Kompetenz verstärkt in die Ausbildung
integriert werden. Eine solche Sprachförderung verbunden mit einem Sprachdiagnoseinstrument für Berufsschülerinnen und -schüler soll durch das Projekt
„Gemeinsam stark durch Sprache” an der kaufmännischen Berufsschule entwickelt und eingeführt werden.
ASSOZIIERTES
PROJEKT
Nina Pucciarelli
. 0 3 7
./ Assoziiertes Projekt
INDIVIDUELLE BILDUNGSVERLÄUFE IM ÜBERGANGSSYSTEM:
ZUR WECHSELWIRKUNG VON INDIVIDUELLEN UND SOZIALEN
MERKMALEN UND INSTITUTIONELLEN BEDINGUNGEN (IBIS)
WELCHE FAKTOREN BEEINFLUSSEN DEN ERFOLGREICHEN ÜBERGANG IN DIE AUSBILDUNG?
Prof. Dr. Susan Seeber, Universität Göttingen
Janna Kosanke, Universität Göttingen
Constanze Stange, Universität Göttingen
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart
Sabine Gauch, Universität Stuttgart
Anne Windaus, Universität Stuttgart
Die berufliche Integration junger Menschen trägt
maßgeblich zur ökonomischen, sozialen und kulturellen gesellschaftlichen Partizipation und zum sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Gerade in
den letzten Jahren hat das System der beruflichen
Bildung jedoch an Integrationskraft verloren. Insbesondere Jugendliche mit schwierigen Bildungsbiografien oder einem niedrigen Schulabschluss haben bei
dem Übergang in eine berufliche Ausbildung Probleme. Mehr als ein Viertel der ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen (27%) mündet zunächst in
das berufliche Übergangssystem ein.
Mit dieser Entwicklung und den damit verbundenen
Problemen geht ein erheblicher Forschungsbedarf einher. Zum einen müssen die Einflussfaktoren und deren
Wechselwirkungen auf die Ausbildungseinmündung
untersucht werden. Zum anderen ist das Wissen um
Bildungsverläufe an den systemischen Schnittstellen
zwischen Allgemein- und Berufsbildung unter dem Einfluss von Marktkräften, institutionellen Gegebenheiten
und Selektionsbedingungen als auch individuellen Ressourcen und beruflichen Entscheidungsprozessen von
Jugendlichen allenfalls als rudimentär zu bezeichnen.
Die IBIS-Studie widmet sich diesem Forschungsbedarf
mit drei zentralen Forschungsfragen: (1) Wie gestalten
sich die Übergangsprozesse zwischen Schule und
Berufsvorbereitung für Jugendliche mit niedrigen
Schulabschlüssen und Kompetenzen in den Basisdomänen Mathematik und Deutsch? (2) Wie verläuft die
Entwicklung von Jugendlichen aus sog. Risikogruppen
(z. B. Abgänger von Förderschulen) in der Berufsvorbereitung? (3) Wie gestalten sich Übergangsprozesse zwi-
0 3 8 .
schen Berufsvorbereitung und Berufsausbildung und
welchen Beitrag zur kognitiven Entwicklung leisten
Maßnahmen des Übergangssystems zur Unterstützung
dieser Prozesse?
METHODE
Im Rahmen der längsschnittlich angelegten IBIS-Studie,
einem Verbundprojekt der Universitäten Göttingen und
Stuttgart, wurden insgesamt 5.567 Schülerinnen und
Schüler aus 372 Klassen der unterschiedlichen Bildungsgänge (BVJ bzw. VAB, BEK bzw. BEJ und BFS) des beruflichen Übergangssystems an 100 berufsbildenden Schulen in den Bundesländern Baden-Württemberg (1.978
Schüler) und Niedersachsen (3.026 Schüler) sowie der
Stadtregion Berlin (563 Schüler) getestet und befragt.
Die Erhebungen fanden jeweils zu Beginn und zum
Abschluss des Schuljahres 2012/13 bzw. 2013/14 statt.
Erfasst wurden soziale, kulturelle, motivationale und
volitionale Ressourcen sowie kognitive, bildungsbiografische und fachspezifische Leistungsmerkmale. Ergänzend wurde sechs bis 18 Monate nach Beendigung der
Bildungsmaßnahme ein telefonisches Leitfadeninterview zum Verbleib nach dem Übergangsschuljahr
durchgeführt (BW: 417; NDS/B: 272).
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die Ergebnisse der IBIS-Studie zeigen u.a., dass für einen
gelungenen Übergang in eine berufliche Ausbildung die
empfundene individuelle, institutionelle und systemische Unterstützung von hoher Bedeutung ist. Unabhängig davon, welchen Bildungsgang im Übergangssystem
sie besuchen, spielt für Jugendliche die Unterstützung,
die sie aus ihrem privaten Netzwerk wahrnehmen, eine
große Rolle. Die Bewerbungsunterstützung der Bundesagentur für Arbeit scheint dagegen weniger wichtig für
die befragten Jugendlichen zu sein. Zur Rolle der Unterstützung seitens der Schule, durch Lehrer oder Schulberatung, ergeben sich in den beteiligten Bundesländern
unterschiedliche Ergebnisse (negativer Effekt in einem
Bundesland), was künftig genauer untersucht werden
sollte.
"Beim Übergang in die berufliche
Ausbildung ist es für Jugendliche
besonders wichtig, ob sie sich durch
ihr privates Netzwerk angemessen
unterstützt fühlen."
Entgegen der Ergebnisse vorhergehender Studien, in
denen die mathematischen Kompetenzen als starker
Einflussfaktor für einen gelungenen Übergang in eine
Berufsausbildung identifiziert wurden, zeigen die
Ergebnisse der IBIS-Studie für die spezifische Gruppe der
leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler des
Übergangssystems nur einen geringen Einfluss der am
Ende des Schuljahres erhobenen mathematischen Kompetenzen auf den Übergang. Signifikante Zuwächse der
mathematischen Kompetenzen lassen sich im Verlauf
der Übergangsmaßnahmen für die Gesamtgruppe
nicht dokumentieren. Für den Übergang vom Übergangsystem in eine Ausbildung erweisen sich Praktika
als besonders bedeutsam. Die Übergangsquoten in Ausbildung, weiterführende Schulen oder eine erneute
Übergangsmaßnahme variieren stark in Abhängigkeit
von der besuchten Maßnahme (BVJ, BEJ/BEK, BFS).
ZUM WEITERLESEN
Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der
ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und
Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik 108( 1), 6-17.
Seeber, S. (2013). Der Übergang von der Schule in den
Beruf: Rahmenbedingungen und aktuelle Herausforderungen. In: Wirth, K., Krille, F., Tramm, T. & Vollmer,
T. (Hrsg.), Weiterentwicklung dualer Berufsausbildung:
Konsekutiv, kompetenzorientiert, konnektiv. Erfahrungen
und Impulse aus dem Schulversuch EARA. bwp@spezial
7_EARA. http://www.bwpat.de/spezial7/seeber_eara
2013.pdf.
Seeber, S. (2013). Zum Einfluss mathematischer Kompetenzen auf den Übergang in eine berufliche Ausbildung
und auf die Entwicklung beruflicher Fachkompetenzen
im kaufmännischen Bereich. Zeitschrift für Berufs- und
Wirtschaftspädagogik, 67-93.
Untersucht wurden Eingangsprofile in das Übergangssystem, individuelle Dispositionen, Leistungsentwicklungen und institutionelle Förderaspekte sowie die
Relevanz des regionalen Arbeitsmarkts für einen erfolgreichen Übergang in eine berufliche Ausbildung.
ASSOZIIERTES
PROJEKT
Prof. Dr. Susan Seeber
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus
. 0 3 9
./ Projekt
KOGNITIVE GRUNDFÄHIGKEIT, DEKLARATIVES WISSEN
UND LEISTUNGSRELEVANTE PRÄFERENZEN
ALS DETERMINANTEN DER AUSBILDUNGSFÄHIGKEIT
KANN MAN DEN AUSBILDUNGSERFOLG IN DER DUALEN AUSBILDUNG IN DEN BEREICHEN
MEDIZIN, WIRTSCHAFT UND INFORMATIK VORHERSAGEN?
Prof. Dr. Oliver Wilhelm, Universität Ulm
Prof. Dr. Ulrich Schroeders, Universität Bamberg
Anne Möhring, Universität Ulm
Welche Schülermerkmale können den Erfolg in der
kaufmännischen Ausbildung vorhersagen? Brauchen
die Berufsschülerinnen und Berufsschüler eine gute
Allgemeinbildung oder ist es wichtiger, logische
Schlüsse ziehen zu können und aus komplexen Informationen das Wesentliche zu entnehmen? Solchen
und ähnlichen Fragen widmen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Projekt.
In der pädagogisch-psychologischen Forschung gilt es
als gut gesicherter Befund, dass vor allem die Fähigkeit
zum schlussfolgernden Denken für schulischen, universitären und beruflichen Erfolg verantwortlich ist. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass berufsbezogene
Interessen wesentlich mit Berufszufriedenheit sowie
Übergangs- und Wahlentscheidungen im Bildungssystem zusammenhängen. Für den Erfolg in der dualen
Berufsausbildung in Deutschland fehlt jedoch eine
solche umfassende Betrachtung der verschiedenen Einflussgrößen. Bisherige Studien in diesem Bereich
beschränken sich meist auf einen bestimmten Beruf
oder eine bestimmte Phase der Ausbildung. Daher können bisherige Erkenntnisse zum Erfolg in der dualen
Ausbildung kaum über einen konkreten Ausbildungsgang oder eine bestimmt Ausbildungsphase hinaus
verallgemeinert werden.
„Wissen und Fertigkeiten
können mit den Tests
zuverlässig und effizient
erfasst werden.“
In diesem Projekt wurden deshalb Berufsschülerinnen
und Berufsschüler aus verschiedenen Ausbildungsbereichen (Medizinische Fachangestellte, Kaufleute und
Fachinformatiker) in unterschiedlichen Ausbildungsphasen eingehend befragt. Die Untersuchung ging
dabei unter anderem folgenden Fragen nach: Durch
welche Merkmale lässt sich die Leistung von Berufsschülerinnen und Berufsschülern zu Beginn, in der
Mitte und am Ende ihrer Ausbildung vorhersagen? Verändern sich diese Zusammenhänge im Verlauf der Ausbildung oder bleiben sie im Verlauf der Ausbildung
unverändert?
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Wissen und Fertigkeiten der Berufsschülerinnen und
Berufsschüler können mit den Fachwissenstests zuverlässig und effizient erfasst werden. Vor allem das Allgemeinwissen zeigt deutliche Zusammenhänge mit dem
beruflichen Fachwissen. In weiteren Analysen wird die
Vorhersagekraft der unterschiedlichen Merkmale verglichen und die Veränderungen der Ausbildungsleistungen zwischen Anfang, Mitte und Ende der Ausbildung werden näher betrachtet. Durch den Vergleich
zwischen Personengruppen in recht unterschiedlichen
Ausbildungsberufen kann zudem gezeigt werden,
inwieweit das Befundmuster über unterschiedliche
Ausbildungsberufe stabil ist. Mittels geeigneter Leistungstests lässt sich so ein genaueres Bild des Kompetenzniveaus der Auszubildenden erarbeiten. Durch die
inhaltliche Konkretisierung sind Kernkompetenzen
auch für die duale Ausbildung in Deutschland benannt,
sodass die im Rahmen des Projekts entwickelten Verfahren insbesondere die Berufsberatung diagnostisch
bereichern können.
Schroeders, U., Schipolowski, S., & Böhme, K. (2014).
Typical intellectual engagement and achievement in
math and the sciences in secondary education. Paper
submitted for publication.
Wilhelm, O. & Nickolaus, R. (2013). Was grenzt das Kompetenzkonzept von etablierten Kategorien wie Fähigkeit, Fertigkeit oder Intelligenz ab? Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 16, 23–26.
Wilhelm, O., Schroeders, U., & Schipolowski, S. (2014).
Berliner Test zur Erfassung fluider und kristalliner Intelligenz für die 8. bis 10. Jahrgangsstufe. BEFKI 8-10. Göttingen: Hogrefe.
KOOPERATIONEN
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart
Prof. Dr. Susan Seeber, Universität Göttingen
METHODE
Im Februar und März 2015 wurden Testungen mit 1.632
Berufsschülerinnen und Berufsschülern durchgeführt,
von denen sich 981 in einer kaufmännischen, 443 in
einer medizinisch-gesundheitlichen und 208 in einer
informationstechnischen Ausbildung befinden. Die
bereichsspezifischen Leistungen von Schülerinnen und
Schülern aus unterschiedlichen Ausbildungsphasen
wurden mittels speziell entwickelter Fachwissenstests
erhoben. Neben dem Fachwissen wurden zusätzlich die
Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken, Allgemeinwissen, berufsbezogene Interessen und intellektuelle
Neugier erhoben.
PROJEKT
0 4 0 .
ZUM WEITERLESEN
Prof. Dr. Oliver Wilhelm
Prof. Dr. Ulrich Schroeders
Anne Möhring
. 0 4 1
./ Projekt
LIST: LIFE SKILLS ALS TRANSITIONSHILFE?
tions- und Kontrollklassen erfolgt mittels quantitativer
statistischer Auswertungsprogramme.
BERUFSBIOGRAFISCHE KONSEQUENZEN GESTÄRKTER LEBENSKOMPETENZEN
Insgesamt konnten 22 Schulen (5 Realschulen, 12 Haupt-/
Werkrealschulen und 5 Förderschulen) für die Mitarbeit
an der Studie gewonnen werden.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Prof. Dr. Uwe H. Bittlingmayer, Pädagogische Hochschule Freiburg
Prof. Dr. Stefan Immerfall, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Jürgen Gerdes, Pädagogische Hochschule Freiburg
Fereschta Sahrai, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Prof. Dr. Uwe Faßhauer, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Prof. Dr. Christine Riegel, Pädagogische Hochschule Freiburg
Das LiST-Projekt geht der Frage nach, ob allgemeine
Lebenskompetenzen (Life Skills) bzw. deren systematische Stärkung mittels eines schulischen Life-SkillsFörderungsprogramms hilfreich sind für einen
gelungenen Übergang von der schulischen in die
berufliche Ausbildung.
Die Stärkung der Persönlichkeit durch die Vermittlung
allgemeiner Lebenskompetenzen (z. B. Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten, Problemlösungsund Entscheidungskompetenzen) gilt als ein wirksamer
Beitrag zur Prävention von selbstschädigendem (z. B.
Drogenmissbrauch) und fremdschädigendem Verhalten (z. B. Gewalt). Angesichts immer komplexerer Berufsbiografien und der Flexibilisierung von Arbeitsprozessen und Arbeitsverhältnissen kann vermutet werden,
dass Life Skills auch für den Übergang in die Berufsbildung eine Rolle spielen. Dies ist bislang noch nicht systematisch untersucht worden. Viele Ausbildungsbetriebe legen aber mittlerweile auf persönliche und
soziale Kompetenzen genauso viel Wert wie auf Sprachund Rechenfähigkeiten ihrer Auszubildenden.
Neben der Frage, ob allgemeine Lebenskompetenzen die
Realisierung der individuellen beruflichen Vorstellungen begünstigen und ggf. auch den konstruktiven
Umgang mit Scheiternserfahrungen erleichtern, untersucht das Projekt, ob die Verfügung über Life Skills je
nach sozialstrukturellen Merkmalen (z. B. soziale Herkunft, Geschlecht, Migrationshintergrund) unterschiedlich verteilt ist.
METHODE
Das LiST-Projekt ist eine schulische Interventionsstudie. Zufällig ausgewählten Projektschulen (der Schulformen Real-, Werkreal-, Haupt- und Förderschule) in
Baden-Württemberg wurden Unterrichtsmaterialien
aus einem neu entwickelten Lebenskompetenz-Förderungsprogramm (Lions-Quest „Erwachsen Handeln“)
zum regelmäßigen Einsatz in den Abschlussklassen zur
Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurden bzw. werden
die Schülerinnen und Schüler einmal vor der Intervention zu Beginn des Schuljahres, nach der Intervention am Ende des Schuljahres sowie schließlich neun
Monate nach dem Verlassen der Schule befragt. Neben
der Befragung von Schülerinnen und Schülern aus den
Klassen, in denen das erwähnte Programm eingesetzt
wurde (Interventionsgruppe), wurden Schülerinnen
und Schüler der jeweils gleichen Schulform und Klassenstufe (so weit wie möglich in Parallelklassen) mittels der gleichen standardisierten Fragebogen befragt
(Kontrollgruppe). Der Vergleich der Ergebnisse zwischen
beiden Gruppen ermöglicht es, die Frage zu beantworten, ob und inwiefern die Verfügung über Life Skills
beim Übergang in die berufliche Ausbildung einen
positiven Beitrag leistet.
Inzwischen sind im LiST-Projekt zwei Befragungswellen erhoben und ausgewertet worden (die letzte Befragung der ehemaligen Schülerinnen und Schüler läuft
derzeit). Der Vergleich der Daten von Interventions- und
Kontrollgruppe ergab, dass sich die beiden Gruppen im
Hinblick auf ihre allgemeinen Lebenskompetenzen
nicht deutlich unterscheiden.
„Geschlecht und schulische Leistung
beeinflussen die Verfügbarkeit von
Life Skills mehr als die soziale Herkunft
oder der Migrationshintergrund.“
Markant waren dafür aber vor allem geschlechtsspezifische Unterschiede: Mädchen verfügen im Durchschnitt über weniger Life Skills als Jungen in allen
untersuchten Schulformen. Ebenfalls bedeutsam ist die
schulische Leistung der Schülerinnen und Schüler, vor
allem die Mathematik- und Englischnote. Laut den erhobenen Daten beeinflussen aber weder der Migrationshintergrund noch die soziale Herkunft der Schülerinnen und Schüler die individuelle Verfügbarkeit von Life
Skills.
Die Befunde lassen zusammenfassend erstens darauf
schließen, dass bei Jugendlichen in den Schulformen
unterhalb des Gymnasiums die Geschlechtszugehörigkeit und schulische Leistung einen größeren Einfluss
auf die individuelle Verfügbarkeit von Life Skills haben
als die soziale Herkunft oder der Migrationshintergrund. In Hinblick auf die durchgeführte Intervention
zur Life Skills-Stärkung ist aber zweitens festzuhalten,
dass Abschlussklassen keine guten Rahmenbedingungen für eine strukturierte und kontinuierliche Intervention bieten und deshalb die Schulen nur eingeschränkt
eine erforderliche Programmtreue aufrecht erhalten
konnten. Mit Blick auf die geringe Selektivität von Life
Skills ist drittens eine methodische Problematisierung
angebracht, die die verwendeten psychometrischen
Skalen daraufhin befragt, was genau durch sie erfasst
wird.
KOOPERATIONEN
Hilfswerk der Deutschen Lions, Wiesbaden
In der Befragung wurden einerseits psychometrische
Skalen zur Messung allgemeiner Lebenskompetenzen
(insbesondere zu Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen
und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen) verwendet,
andererseits wurden die Schülerinnen und Schüler
auch nach ihren beruflichen Zukunftsplänen und -vorstellungen befragt. Der Vergleich zwischen IntervenPROJEKT
0 4 2 .
Die Betrachtung der Entwicklung der Schülerinnen und
Schüler im Verlauf des Schuljahres ergab, dass Mädchen
sich gegenüber den Jungen in ihren Life Skills maßgeblich verbessert haben und am Ende des Abschlussjahres
keine maßgeblichen Unterschiede mehr vorlagen. Signifikant positive Entwicklungen waren bei den Schülerinnen und Schülern der Förderschule zu beobachten,
allerdings konnte hier aufgrund der kleinen Stichprobe
kein Vergleich zu einer Kontrollgruppe gezogen werden.
Prof. Dr. Uwe Bittlingmayer
Prof. Dr. Stefan Immerfall
. 0 4 3
./ Projekt
MACHBARKEITSSTUDIE FÜR EIN
BADEN-WÜRTTEMBERG-PANEL
sollten durch Befragungen der Berufsschullehrenden
und der Ausbildenden ergänzt werden, um einen
umfassenderen Einblick in die Fähigkeiten und Entwicklung der Jugendlichen zu bekommen.
Übergangspanel
Klassenbefragung
Abschlussklassen
KOMPETENZEN VON JUGENDLICHEN AM ÜBERGANG VON DER SCHULE IN DIE AUSBILDUNG UND IM VERLAUF DER AUSBILDUNG
Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin,
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen
Daniela Ackermann, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Dr. Nicole Biedinger, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Dr. Anja Tausch, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim
Einem erheblichen Anteil von Jugendlichen gelingt
es nach dem Ende ihres Schulbesuchs nicht, direkt
eine berufliche Ausbildung aufzunehmen und erfolgreich abzuschließen. Gleichzeitig bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt, weil jugendliche Schulabgängerinnen und -abgänger von der Wirtschaft als
nicht ausbildungsreif angesehen werden. Der
dadurch entstehende Fachkräftemangel könnte möglicherweise durch Maßnahmen im Berufsbildungssystem gemildert werden. Aktuell gibt es jedoch zu
wenige Daten über Entscheidungsprozesse und
Erfolge von Jugendlichen beim Übergang von der
schulischen in die berufliche Bildung sowie innerhalb
der beruflichen Bildung und in die Erwerbstätigkeit.
befragt werden sollten, um ein repräsentatives Bild für
Baden-Württemberg zu erhalten und in welchem Rahmen diese befragt werden sollten. Zusätzlich wurde der
Frage nachgegangen, ob es sinnvoll wäre, die Auskünfte
der Jugendlichen durch Befragungen weiterer Bezugspersonen, wie Lehrenden oder Ausbildenden, zu ergänzen. Die Eckdaten des entwickelten Studiendesigns
dienten im Anschluss dazu, die Kosten für einzelne
Teilkomponenten und das Gesamtprojekt zu ermitteln.
METHODE
Nach der Sammlung des aktuellen Wissenstands wurden zunächst die Fragestellungen zusammengetragen,
die mit der Studie zu beantworten sein sollten. Da für
die Messung von Prozessen und Entwicklungen mehrere Befragungszeitpunkte erforderlich sind, mussten
deren Häufigkeit und Zeitpunkte ebenfalls erarbeitet
werden. Hinzu kam die Frage, welche Jugendlichen
Zusätzlich sollten für alle Jugendlichen, die im Folgejahr
eine Ausbildung aufnehmen, drei jährliche Befragungen stattfinden (Ausbildungspanel). Diese sollten weitere Messungen der Kompetenzentwicklung einschließen, wobei der Schwerpunkt hier auf der Entwicklung
der berufsbezogenen Kompetenzen läge. Die Ergebnisse
von Kompetenztests und Antworten der Jugendlichen
0 4 4 .
Ausbildungspanel
Befragung 1:
Ausbildungsbeginn
regionale Kontexte
Einzel-OnlineBefragung 1
Screening
Für die Entwicklung möglicher Unterstützungsmaßnahmen wären vor allem auch solche Jugendliche interessant, die eine begonnene Ausbildung abbrechen.
Diese könnten durch kurze Zwischenbefragungen
(Screenings) ermittelt und im Rahmen des Übergangspanels weiter befragt werden. Eine längerfristige Verfolgung des Ausbildungs- und Berufsverlaufs der
befragten Jugendlichen wäre, bei deren Einverständnis,
durch eine Zuspielung von Berufsverlaufsdaten der
Bundesagentur für Arbeit möglich.
Befragung 2:
Zwischenprüfung
Ausbilderbefragung
Einzel-OnlineBefragung 2
Screening
Befragung 3:
Ausbildungsende
Zuspielung von
BA-Berufsverlaufsdaten
Einzel-OnlineBefragung 3
Mögliches Studiendesign eines Baden-Württemberg-Panels
Auf der Grundlage der Kostenschätzung für das
Gesamtprojekt sowie für einzelne Komponenten werden aktuell Finanzierungsmöglichkeiten eruiert.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Es wurde eine Längsschnittstudie mit vier Befragungszeitpunkten geplant (vgl. Grafik). Um auch regionale
Bedingungen der Berufswahl zu erfassen, sollten alle
Jugendlichen in ihrem Abschlussschuljahr aus ausgewählten Regionen Baden-Württembergs befragt werden (ca. 9.000). Bereits hier sollte eine erste Kompetenzmessung stattfinden (allgemeine Kompetenzen wie
Lesen, Schreiben und Rechnen) und die Jugendlichen
über ihre Berufswahl befragt werden. Der weitere
Schul- oder Ausbildungsverlauf aller Jugendlichen
sollte durch jährliche Online-Befragungen weiterverfolgt werden (Übergangspanel).
In diesem Projekt gingen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler verschiedener Disziplinen deshalb der
Frage nach, wie eine Studie aussehen müsste, mit der
Entscheidungsprozesse, Erfolge und die Kompetenzentwicklung von Jugendlichen in dieser Lebensphase
umfassend erhoben werden und daraus praktische Vorschläge für Unterstützungsmaßnahmen abgeleitet
werden könnten.
„Ein Baden-Württemberg-Panel
könnte Aufschluss darüber
geben, durch welche Maßnahmen
im Berufsbildungssystem sich
der entstehende Fachkräftemangel
abmildern ließe.“
KOOPERATIONEN
Prof. Dr. Holger Bonin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim
Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik
der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel
Prof. Dr. Heike Solga, Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung
Prof. Dr. Susan Seeber, Universität Göttingen
Prof. Dr. Reinhold Weiß, Bundesinstitut für Berufsbildung, Berlin
PROJEKT
Prof. Dr. Beatrice Rammstedt
Prof. Bernd Fitzenberger,Ph.D.
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
. 0 4 5
./ Projekt aus der Nachwuchsförderung
MATHEMATISCHE BASISKOMPETENZEN IN DER
BERUFSAUSBILDUNG MIT UNTERSCHIEDLICHEM
ANFORDERUNGSNIVEAU IM VERGLEICH ZU SCHÜLERN
ALLGEMEINBILDENDER SCHULEN
ALLTAGSRELEVANTES MATHEMATIKWISSEN IN DER WEITERFÜHRENDEN SCHULE UND DER BERUFSAUSBILDUNG
Aus den allgemeinbildenden Schulen (Werkrealschule,
Realschule und Gymnasium) nahmen ca. 400 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 10 an der
Untersuchung teil.
Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen
Didem Atik, Universität Stuttgart
In modernen Gesellschaften haben wir täglich mit
Zahlen und einfachen Rechenprozeduren zu tun.
Mathematische Basiskompetenzen stellen daher eine
wichtige Voraussetzung nicht nur für die Bewältigung der Mathematik in der Schule, sondern auch für
das Zurechtfinden in Beruf und Alltag dar. Unter
Basiskompetenzen versteht man unter anderem Zählfähigkeiten, das Verständnis von der Mächtigkeit von
Zahlen, den sicheren Umgang mit den Grundrechenarten oder das Abschätzen von Mengen und Mengenrelationen. Jedoch zählen auch einfaches geometrisches Wissen, das Lesen der Uhr oder der Umgang mit
Tabellen und Schaubildern dazu.
Kinder, die bereits früh Defizite in diesen Bereichen aufweisen, holen diese meist nicht mehr auf und haben
langfristig erhebliche Probleme in der Schule und wahrscheinlich auch der Berufsausbildung. Die Erforschung
von Basiskompetenzen und deren Auswirkungen konzentriert sich derzeit jedoch überwiegend auf den Kindergarten- und Grundschulbereich. Darüber, wie sich
diese Fähigkeiten nach der Grundschule entwickeln,
weiß man hingegen wenig. Erste Studien deuten darauf
hin, dass manche Schülerinnen und Schüler auch in der
weiterführenden Schule nach wie vor Defizite bei
mathematischen Grundkompetenzen haben, wie dem
Bestimmen von Vorgänger und Nachfolger einer Zahl,
dem Einordnen von Zahlen auf dem Zahlenstrahl oder
bei Zahlenvergleichen. Für den beruflichen Ausbildungssektor liegen derzeit nur vereinzelte Hinweise
darauf vor, dass die mangelnde Beherrschung der
Grundrechenarten in der Berufsgrundbildung und im
Übergangssystem erhebliche Schwierigkeiten bei der
fachlichen Kompetenzentwicklung verursacht. Aller-
0 4 6 .
Rund 500 davon absolvierten das erste Ausbildungsjahr in einer der folgenden Berufsgruppen: Fliesenleger,
Maurer, Anlagenmechaniker, Friseure, Industriemechaniker, Kaufleute oder Zimmerleute. Mit dieser Auswahl sollten sowohl Ausbildungsbereiche, in die eher
leistungsstärkere Jugendliche einmünden, als auch
Ausbildungsgänge, die eher von leistungsschwächeren
Jugendlichen besucht werden, berücksichtigt werden.
Mit den Kaufleuten und Friseuren wurden bewusst
zwei Berufsgruppen einbezogen, die bevorzugt von
Mädchen gewählt werden.
dings werden die mathematischen Basiskompetenzen
in solchen Studien meist nicht im oben genannten
Sinne erfasst, sodass unklar bleibt, wie mathematische
Basiskompetenzen im ersten Jahr der Ausbildung in
unterschiedlichen Berufsgruppen ausgeprägt sind.
Dieses Projekt soll diese Forschungslücke schließen.
Untersucht werden soll, wie sich Berufsschülerinnen
und Berufsschüler im ersten Ausbildungsjahr im Hinblick auf die basalen mathematischen Kompetenzen
zwischen einzelnen Ausbildungsgängen unterscheiden. Außerdem soll überprüft werden, ob sich zwischen
der 8. bis 10. Klasse und der Berufsausbildung Unterschiede finden lassen oder ob einmal ausgebildete
Basiskompetenzen auf einem Niveau bleiben. Ziel ist es
außerdem zu überprüfen, ob sich verschiedene „Gruppen“ von leistungsschwächeren Schülerinnen und
Schülern mit unterschiedlichen Defiziten identifizieren
lassen. Diese Information würde Hinweise darauf
geben, welche Fördermaßnahmen die betreffenden
Jugendlichen jeweils benötigen würden.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die Erhebungen wurden im April 2015 abgeschlossen.
Die ermittelten Daten werden derzeit ausgewertet,
sodass im Herbst 2015 mit ersten Erkenntnissen zu rechnen ist.
ZUM WEITERLESEN
Lambert, K. (2015). Rechenschwäche – Grundlagen, Diagnostik und Förderung. Göttingen: Hogrefe.
KOOPERATIONEN
Prof. Dr. Korbinian Möller, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen
Dr. Tanja Dackermann, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen
METHODE
Zur Überprüfung von mathematischen Basiskompetenzen in der weiterführenden Schule und der Berufsausbildung wurden insgesamt über 900 Schülerinnen und
Schüler befragt.
PROJEKT AUS DER
NACHWUCHSFÖRDERUNG
Dr. Katharina Lambert
Didem Atik
. 0 4 7
./ Assoziiertes Projekt
FÖRDERUNG FACHLICHER INTERESSEN SCHON AB DER 8. KLASSE?
Entwicklungseffekte: technische Interessen
0,50
Schuljahresbeginn
MOTIVATIONS- UND INTERESSENPROFILE DER
SCHÜLER IN 8. KLASSEN ALLGEMEINBILDENDER
GYMNASIEN UND BERUFLICHER GYMNASIEN DER
SECHSJÄHRIGEN AUFBAUFORM (6BG-STUDIE)
Beispielfrage:
„In einem Versuchslabor
Experimente durchführen.“
0,25
Beispielfrage:
„Mit Maschinen oder technischen
Geräten arbeiten.“
0,00
-0,25
-0,50
untersuchend-forschend
Dr. Jochen Kramer, Universität Tübingen
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen
Allgemeinbildende Gymnasien
handwerklich-technisch
Technische Gymnasien
Wirtschaftsgymnasien
Zu- und Abnahme des technischen Interesses im Vergleich zum Schuljahresbeginn (0,00)
Die gymnasiale Schullandschaft in Baden-Württemberg zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus.
Neben allgemeinbildenden Gymnasien können
Eltern aus einer Reihe von beruflichen Gymnasien
wählen, um ihren Kindern so die Möglichkeit zu
geben, ihren Interessen und Begabungen nachzugehen. Mit den beruflichen Gymnasien der 6-jährigen
Aufbauform (6BG) ist dies in Baden-Württemberg
schon ab der 8. Klasse möglich.
und -ende. Andere mögliche Einflüsse auf Interessensund Motivationsveränderungen, wie etwa Unterschiede
in kognitiven Fähigkeiten, Geschlecht oder Bildungsnähe der Eltern, wurden durch statistische Methoden
berücksichtigt. So konnten die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler analysieren, welche Veränderungen während der achten Klasse mit dem Besuch der
Schulform zusammenhingen.
Bislang fehlte es jedoch an Studien, die untersuchen, ob
die Wahl des 6-jährigen beruflichen Gymnasiums tatsächlich durch das Interesse geleitet wird und ob diese
Schulform es vermag, die spezifischen Interessen ihrer
Schülerinnen und Schüler schon in der Sekundarstufe I
zu fördern.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
In ihrer Studie gingen die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler deshalb zwei Fragestellungen nach:
Wie unterscheiden sich die Schülerinnen und Schüler
der verschiedenen Gymnasialtypen? Wie wirkt sich der
Besuch der verschiedenen Gymnasien auf ihre beruflichen Interessen aus?
METHODE
Um diese Fragen zu beantworten, führten die Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher im Schuljahr
2013/2014 eine Studie mit 430 Achtklässlerinnen
und Achtklässlern an allgemeinbildenden Gymnasien,
Technischen Gymnasien und Wirtschaftsgymnasien in
Baden-Württemberg durch. Dabei verglichen sie deren
Interesse und Motivation jeweils zu Schuljahresbeginn
0 4 8 .
An sechsjährigen Technischen Gymnasien nimmt das
Interesse der Schülerinnen und Schüler im technischen
und naturwissenschaftlichen Bereich im Vergleich zu
anderen Gymnasialtypen stärker zu. Außerdem schätzen die Schülerinnen und Schüler Mathematik als
nützlicher ein als Schülerinnen und Schüler an anderen
Gymnasien.
„Aus wissenschaftlicher Sicht
sind die Befunde ein
weiterer Beleg dafür, dass sich
Schülerinnen und Schüler
unterschiedlich entwickeln, wenn sie
unterschiedliche Schulen besuchen.“
Im Detail zeigte die Studie, dass Schülerinnen und Schüler am Technischen Gymnasium bereits zu Beginn der
achten Klasse über ein deutlich anderes Profil verfügen
als Schülerinnen und Schüler an den anderen beiden
Gymnasialtypen. Sie sind technisch interessierter und
haben eine höhere Wertschätzung von Mathematik
und Physik.
Im Verlauf der achten Klasse beobachteten die Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher bei den Schülerinnen und Schülern an Technischen Gymnasien im
Vergleich zu den anderen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten dann eine weitere Vertiefung der Interessen
im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich.
Bei den Wirtschaftsgymnasiastinnen und Wirtschaftsgymnasiasten konnten die Forscherinnen und Forscher
keine stärkere Ausdifferenzierung der Interessen im
wirtschaftlichen Bereich beobachten, wie beispielsweise bei führenden, verkaufenden und verwaltenden
Tätigkeiten.
FÖRDERMITTEL
Rotary Club Bietigheim-Vaihingen (Spende über den
Universitätsbund)
ASSOZIIERTES
PROJEKT
Dr. Jochen Kramer
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
. 0 4 9
./ Projekt
PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHES WISSEN VON
LEHRKRÄFTEN IM BERUFSBILDENDEN BEREICH
PROFESSIONELLE KOMPETENZ VON BERUFSSCHULLEHRKRÄFTEN: ENTWICKLUNG UND ERPROBUNG
EINES MESSINSTRUMENTS ZUR ERFASSUNG PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHEN WISSENS
Prof. Dr. Thamar Voss, Universität Tübingen
Verena Hoehne, Universität Tübingen
Katharina Wolter (geb. Zieher), Universität Tübingen
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen
Pädagogisch-psychologisches Wissen
Wissen über Lernprozesse
von Lernenden
Wissen über Lernziele
Wissen über die
Heterogenität der Lernenden
Wissen über
Lehr-Lern-Methoden und
Lehr-Lern-Konzepte
Wissen über Kommunikation
und Interaktion
mit den Lernenden
Wissen über die
Besonderheiten des
betrieblichen Lernens
Wissen über Methoden
der Individual- und
Lernprozessdiagnostik
Wissen über die effiziente
Führung von Lerngruppen
(classroom management)
Wissen über die physische,
materiale und mediale
Gestaltung von Lernumgebungen
Konzeptualisierung des pädagogisch-psychologischen Wissens von Berufsschullehrkräften in neun Facetten
Was macht eine gute Lehrkraft aus? Welche Faktoren
bestimmen, ob Berufsschullehrkräfte ihren beruflichen Alltag erfolgreich meistern?
Diese Fragen stellen den Ausgangspunkt für das Projekt
dar, in dem die professionelle Kompetenz von Berufsschullehrkräften untersucht wird. Ein Schwerpunkt
liegt dabei auf der Untersuchung des pädagogisch-psychologischen Wissens als einem wichtigen Aspekt der
professionellen Kompetenz (neben fachlichem Wissen,
Überzeugungen, der Motivation sowie der Fähigkeit zur
professionellen Selbstregulation).
Ziel des Projekts ist es, (a) das pädagogisch-psychologische Wissen von Berufsschullehrkräften zu definieren
und zu konzeptualisieren sowie (b) darauf aufbauend ein
Messinstrument zu entwickeln. Das Instrument, das
die Grundlage für weitere Forschung in dem Bereich
bildet, wird in dem Projekt unter anderem dazu eingesetzt, um (c) systematisch Seiteneinsteiger und Lehrkräfte mit regulärer Ausbildung zu vergleichen.
METHODE
Die Konzeptualisierung des pädagogisch-psychologischen Wissens wurde auf der Grundlage der Forschungsliteratur zum Lehrerwissen erarbeitet und
anhand einer Befragung von 16 Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis überprüft und ergänzt.
Darauf aufbauend wurden Aufgaben zur Erfassung des
pädagogisch-psychologischen Wissens entwickelt. Ein
Schwerpunkt bei der Erfassung liegt auf dem prozedu-
0 5 0 .
ralen, handlungsbezogenen Wissen, weshalb neben
textbasierten Aufgaben auch videobasierte und interaktive Aufgaben entwickelt wurden. In zwei Vorstudien (mit insgesamt rund 340 Personen) wurden die
Aufgaben auf Verständlichkeit und logische Konsistenz
sowie psychometrische Qualität hin überprüft.
Eine große Stichprobe von Berufsschullehrkräften bearbeitet die entwickelten Aufgaben in der derzeit laufenden Hauptstudie. Unter anderem werden hier Seiteneinsteiger mit regulär ausgebildeten Lehrkräften
verglichen.
"Neben fachlichem Wissen,
Überzeugungen, Motivation sowie
der Fähigkeit zur professionellen
Selbstregulation ist das
pädagogisch-psychologische Wissen
einer der wichtigsten Aspekte der
professionellen Kompetenz von
Berufsschullehrkräften."
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die erarbeitete Konzeptualisierung beschreibt das pädagogisch-psychologische Wissen von Berufsschullehrkräften anhand neun inhaltlicher Facetten (vgl. Abb.).
Alle Facetten wurden in der Expertenbefragung als
relevant angesehen und von den Expertinnen und
Experten inhaltlich weiter ausdifferenziert.
Die Aufgaben zur Erfassung des pädagogisch-psychologischen Wissens wurden aufgrund der Rückmeldungen
der befragten Lehrkräfte der ersten Vorstudie, bei der
die Lehrkräfte die Aufgaben „laut denkend“ bearbeiten
sollten, optimiert und in der zweiten Vorstudie eingesetzt. Die Ergebnisse der zweiten Vorstudie weisen darauf hin, dass der Großteil der Aufgaben geeignet erscheint, um das pädagogisch-psychologische Wissen in
den neun distinkten inhaltlichen Facetten zu erfassen.
Nach der Hauptstudie wird das Projekt somit ein Messinstrument zur Verfügung stellen, das die Grundlage
für weitere Forschung zur professionellen Kompetenz
von Berufsschullehrkräften bildet und viele Möglichkeiten für weitere Forschungsvorhaben im beruflichen
Segment eröffnet. Mit dem geplanten Vergleich von
Seiteneinsteigern und regulär ausgebildeten Lehrkräften in der Hauptstudie kann das Projekt der bildungspolitischen Frage, ob Seiteneinsteiger ein adäquater
Ansatzpunkt zur Lösung des derzeitigen Mangels an
nachrückenden Berufsschullehrkräften sind, empirisch
belastbare Befunde beisteuern. Zudem kann das Instrument langfristig dazu dienen, die Bedeutung der
professionellen Kompetenz der Berufsschullehrkräfte
für die Leistungs- und Motivationsentwicklung von
Berufsschülerinnen und Berufsschülern zu untersuchen. Weiterhin kann der Wissensstand von Berufsschullehrkräften festgestellt und darauf aufbauend
Trainings und Interventionen entwickelt sowie evaluiert werden.
PROJEKT
ZUM WEITERLESEN
Voss, T., Kunina-Habenicht, O., Hoehne, V., & Kunter,
M. (2015). Stichwort Pädagogisches Wissen von Lehrkräften: Empirische Zugänge und Befunde. Zeitschrift
für Erziehungswissenschaft (Advance online publication.
doi: 10.1007/s11618-015-0626-6).
Voss, T., Kunter, M., & Baumert, J. (2011). Assessing
teacher candidates’ general pedagogical/psychological
knowledge: Test construction and validation. Journal of
Educational Psychology, 103(4), 952–969. doi: 10.1037/
a0025125.
Prof. Dr. Thamar Voss
Verena Hoehne
. 0 5 1
./ Assoziiertes Projekt
PIAAC-L – KOOPERATIVE LÄNGSSCHNITTLICHE
WEITERVERFOLGUNG DER PIAAC-STUDIE IN DEUTSCHLAND
KOMPETENZEN IM ERWACHSENENALTER UND DEREN BEDEUTUNG IM LEBENSLAUF
Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim (Gesamtleitung)
Silke Martin, Dr. Anja Tausch, Anouk Zabal, GESIS
Prof. Dr. Claus H. Carstensen, Dr. Jutta von Maurice, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Bamberg
Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Blossfeld, Mareike Burger, Odin Jost, Prof. Dr. Corinna Kleinert, LIfBi
Prof. Dr. Jürgen Schupp, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin
Dr. Simone Bartsch & Katharina Poschmann, DIW
Im Rahmen des „Programme for the International
Assessment of Adult Competencies (PIAAC)“ wurden
in Deutschland in den Jahren 2011 und 2012 – wie in
über zwanzig weiteren Ländern weltweit – über 5.000
Erwachsene im Alter von 16 bis 65 Jahren befragt.
Dabei wurden ihre grundlegenden Kompetenzen in
den Domänen Lesen, Alltagsmathematik und technologiebasiertes Problemlösen gemessen. Mit dem
Anschlussprojekt PIAAC-L wird die deutsche PIAACStichprobe über mehrere Jahre mit einem erweiterten
Spektrum an Fragestellungen weiterverfolgt.
Dieses Vorhaben führt das GESIS – Leibniz-Institut für
Sozialwissenschaften im Verbund mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung; DIW) und dem Leibniz-Institut für
Bildungsverläufe e.V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg durch.
Dabei stehen u.a. folgende Fragen im Zentrum: Wie entwickeln sich Kompetenzen von Erwachsenen über die
Zeit? Welche Effekte haben Kompetenzen auf Bildungsund Erwerbsmobilität? Wie hängen die Kompetenzen
von Partnern miteinander zusammen? Sind die PIAACKompetenzmaße mit denen anderer nationaler Studien
(z. B. Nationales Bildungspanel, NEPS) vergleichbar?
METHODE
Das Projekt erstreckt sich über drei Befragungszeitpunkte (2014, 2015, 2016). Um an zentrale nationale Studien anzuknüpfen, werden dabei Fragen und Aufgaben
aus den Studien SOEP und NEPS übernommen. Diese
0 5 2 .
werden durch neu entwickelte Fragen zu weiteren interessierenden Themen ergänzt. Im Jahr 2014 wurden
neben der Person, die bereits 2012 an der PIAAC-Studie
teilnahm (die sog. PIAAC-Ankerperson), auch weitere
im selben Haushalt lebende Personen ab 18 Jahren mit
SOEP-Kerninstrumenten (Haushalts- und Personenfragebogen) befragt. Die Erhebung 2015 zielt auf die Wiederholung einiger Fragestellungen aus der PIAAC-Studie aus den Jahren 2011/12 sowie auf den Vergleich der
PIAAC- und NEPS-Instrumente ab. Neben den PIAACAnkerpersonen werden zusätzlich deren im Haushalt
lebende Partnerinnen bzw. Partner (sofern vorhanden)
befragt; auch diese bearbeiten Kompetenzaufgaben. In
2016 findet wiederum eine Befragung aller im Haushalt
der PIAAC-Ankerperson lebenden Erwachsenen statt.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
2014 konnten 3.758 PIAAC-Ankerpersonen wieder
befragt werden sowie weitere 2.473 Haushaltsmitglieder. Hierbei stand die Ergänzung der in PIAAC erhobenen Hintergrundvariablen wie z. B. soziodemografische
Angaben durch weitere Kontextmerkmale (z. B. Wohnsituation, Gesundheit, Zufriedenheit, Einstellungen) im
Vordergrund. Aktuell werden diese Daten aufbereitet
und voraussichtlich Ende des Jahres 2015 interessierten
Forscherinnen und Forschern in Form eines Scientific
Use Files (Datensatz für wissenschaftliche Zwecke der
Datennutzung) über das PIAAC-Forschungsdatenzentrum bei GESIS zur Auswertung zur Verfügung gestellt.
Gleichzeitig läuft die zweite Befragungswelle, in der die
PIAAC-Ankerpersonen und deren Partnerinnen bzw.
Partner neben der Beantwortung eines Fragebogens
Kompetenzaufgaben aus PIAAC und/oder NEPS bearbeiten. Die dritte und (im Rahmen des PIAAC-L-Projekts)
letzte Befragungswelle (2016), bei der unter anderem
neu entwickelte Fragen (z. B. zur Weiterbildung) zum
Einsatz kommen, ist bereits in Vorbereitung.
"Die PIAAC-L-Studie liefert wichtige
Erkenntnisse dazu, wie die
Kompetenzen Erwachsener mit
deren Bildungs- und Erwerbsmobilität
zusammenhängen."
Die PIAAC-L-Daten schaffen damit einen inhaltlichen
Mehrwert zu Kompetenzen im Erwachsenenalter und
deren Bedeutung im Lebenslauf und bieten der Wissenschaft eine fundierte Ergänzung zu den vorhandenen
PIAAC-L-Daten. Die Studie trägt somit dazu bei, dass
sich künftig besser beantworten lässt, wie Kompetenzen mit Bildungs-, Einkommens- und Berufsverläufen,
mit sozialen Faktoren sowie mit der gesellschaftlichen
Nutzung von Kompetenzen und individuellen Chancen
im internationalen Vergleich zusammenhängen.
FÖRDERMITTEL
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) für die Laufzeit von 2013 bis 2017.
KOOPERATIONEN
Kooperationen mit weiteren Leibniz-Instituten im Rahmen des PIAAC-Leibniz-Netzwerks:
• Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE), Bonn
• Deutsches Institut für Internationale Pädagogische
Forschung (DIPF), Frankfurt
• Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB),
Nürnberg
• Institut für Wirtschaftsforschung (ifo), München
• Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), Kiel
• Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
(WZB), Berlin
ZUM WEITERLESEN
Rammstedt, B., Ackermann, D., Helmschrott, S., Klaukien, A., Maehler, D. A., Martin, S. et al. (2013). PIAAC
2012: Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick. Münster:
Waxmann.
Rammstedt, B. (Hrsg.) (2013). Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich. Ergebnisse von PIAAC 2012. Münster: Waxmann.
ASSOZIIERTES
PROJEKT
Prof. Dr. Beatrice Rammstedt
Prof. Dr. Claus H. Carstensen
Dr. Jutta von Maurice
Prof. Dr. Jürgen Schupp
. 0 5 3
0 5 4 .
. 0 5 5
./ Assoziiertes Projekt
QUALIFIKATIONSENTWICKLUNG UND ÜBERGÄNGE
ÜBERGANG NACH KLASSE 9
DIE LETZTEN ZWEI JAHRE IN DEUTSCHEN HAUPTSCHULEN
Übergang
Anteil in Prozent
Ausbildung
10,62
Klasse 10 (WRS)
12,01
Berufsfachschule
47,58
Berufsvorbereitung
25,40
Sonstiges
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin,
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim
Stefanie Licklederer, Universität Freiburg
gesamt
4,39
433 Beobachtungen
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Fitzenberger & Licklederer (2015)
Die Ausbildungsfähigkeit schwächerer Schülerinnen
und Schüler zu stärken und den Übergang von Schule
in Beruf zu optimieren bleibt trotz sinkender Schülerzahlen eine große gesellschaftliche Herausforderung. Für die vorliegende Längsschnittstudie
befragten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 2008 bis 2012 wiederholt zwei Jahrgänge
in den Klassen 8 und 9 der Freiburger Hauptschulen
(heute: Werkrealschulen). Dadurch sollten zunächst
die empirischen Zusammenhänge zwischen den
Schülercharakteristika und den Startbedingungen
am Ende der Klasse 7 erfasst werden. In einem nächsten Schritt sollten wichtige Indikatoren für die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler im Hinblick
auf schulische Leistungen und die Berufsorientierung sowie für den Übergang nach der Klasse 9 aufgezeigt werden.
METHODE
Basis der Studie sind Befragungen in den vier Schulhalbjahren der Klassen 8 und 9 in allen Freiburger
Hauptschulen von zwei Jahrgängen, die entweder 2007
oder 2008 mit der achten Klasse begonnen hatten. Es
wurden sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch
die Lehrkräfte und Eltern befragt. Hauptziel der Befragungen war zu erfassen, welche Maßnahmen der
Berufsorientierung die Schülerinnen und Schüler
ergreifen und wie diese verläuft. Die Erhebungen
umfassten zudem die Notenentwicklung in den Fächern
Deutsch und Mathematik ab dem Jahreszeugnis in
Klasse 7, die Teilnahme am Zusatzunterricht (ZU, vor
der Reform zur Werkrealschule) als Vorbereitung für
0 5 6 .
weiterführende Schulen sowie den Übergang nach
Abschluss der Klasse 9.
„In unserer Studie konnten
wir zeigen, dass leistungsschwachen
Schülerinnen und Schülern der
direkte Übergang in die
Berufsausbildung trotz
verschiedener Fördermaßnahmen
nach wie vor oft nicht gelingt.“
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die Studie zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Schülerinnen und Schüler nach Abschluss der Klasse 9 direkt eine
berufliche Ausbildung startet. Einen Wechsel in das
Übergangssystem beobachten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem bei männlichen
Schülern mit Migrationshintergrund. Die leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler scheinen von vornherein zu beabsichtigen, nach Klasse 9 eine weiterführende allgemeine oder berufliche Schule zu besuchen,
um ihre langfristigen Arbeitsmarktchancen zu erhöhen. Den leistungsschwächeren Schülerinnen und
Schülern gelingt der direkte Übergang in eine berufliche Ausbildung meist nicht. Dies gilt häufig auch dann,
wenn intensive Maßnahmen der Berufsorientierung
absolviert wurden, eine positive Entwicklung der schulischen Leistungen und eine merkliche Verbesserung
der Berufsorientierung vorlag.
ZUM WEITERLESEN
Fitzenberger, B. & Licklederer, S. (in Druck). Career
Planning, School Grades, and Transitions: The Last Two
Years in a German Lower Track Secondary School.
Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik.
Fitzenberger, B., Licklederer, S. & Zimmermann, M.
(in Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden
Schule in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die
ökonomische Perspektive. In J. Seifried, S. Seeber & B.
Ziegler (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung 2015. Schriftenreihe der Sektion
Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara
Budrich.
ASSOZIIERTES
PROJEKT
FÖRDERMITTEL
Universität Freiburg und Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im
Rahmen des Projekts „Die Wirkung des Bildungssystems auf den Übergang von Schule in Beruf – Evaluation
des Pilotprojekts Erfolgreich in Ausbildung“ (Nr.
31-7532.20/068).
Prof. Bernd Fitzenberger,Ph.D.
Stefanie Licklederer
. 0 5 7
./ Assoziiertes Projekt
SCHULISCHE UND BERUFLICHE BILDUNG,
ÜBERGÄNGE UND ARBEITSMARKTERGEBNISSE
WELCHE AUSWIRKUNGEN HABEN ÜBERGÄNGE NACH DER SCHULE AUF DEN LANGFRISTIGEN ERFOLG AM ARBEITSMARKT?
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin,
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim
Prof. Dr. Aderonke Osikominu, Universität Hohenheim
Markus Zimmermann, Humboldt-Universität zu Berlin
Dieses Projekt untersucht empirisch die Übergänge
von der allgemeinbildenden Schule in die Ausbildung
sowie von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt. Die
Wissenschaftler analysieren dabei, wie sich die Übergangsmuster verschiedener Kohorten (Altersgruppen) verändert haben. Indem sie Daten aus Umfragen
mit administrativen Sozialversicherungsdaten verknüpfen, können sie die zunehmend komplexen
Übergangswege Jugendlicher präziser beschreiben
als dies in bisherigen Forschungsarbeiten möglich
war. Zudem soll untersucht werden, ob die Bildungsentscheidungen Jugendlicher sich langfristig auf
Löhne oder die Beschäftigung im Erwachsenenalter
auswirken.
METHODE
Für ihre Untersuchung verknüpfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die folgenden zwei Datensätze: 1) die Erwachsenenkohorte des Nationalen Bildungspanels (NEPS), die für ca. 17.000 Personen der
Geburtskohorten 1944-1988 umfangreiche Informationen zum sozialen Hintergrund sowie zur Bildungs- und
Erwerbsbiografie enthält, sowie 2) die Integrierten
Erwerbsbiografien (IEB), die administrative Sozialversicherungsdaten zu Erwerbstätigkeit und Leistungsbezug
umfassen.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
ZUM WEITERLESEN
Fitzenberger, B., Licklederer, S. & Zimmermann, M. (in
Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule
in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökonomische Perspektive. In J. Seifried, S. Seeber & B. Ziegler
(Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung 2015. Schriftenreihe der Sektion Berufsund Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich.
FÖRDERMITTEL
Förderung im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1646 „Education as a Lifelong Process“
KOOPERATIONEN
Prof. Christian Dustmann, University College London
(UCL)
Sowohl Haupt- als auch Realschülerinnen und -schüler
beschreiten auf dem Weg in eine berufliche Ausbildung
zunehmend Umwege, entweder über das Nachholen
eines allgemeinbildenden Schulabschlusses oder das
Absolvieren einer Maßnahme im Übergangssystem. In
der Abgängerkohorte 1989-2000 durchläuft etwa jeder
vierte Hauptschulabsolvent nach der Schule eine Übergangsmaßnahme. Die Mehrheit der Absolventinnen
und Absolventen des Übergangssystems schafft es später eine berufliche Ausbildung abzuschließen, wobei
aber auch hier die Hauptschülerinnen und Hauptschüler schlechter abschneiden. In der jüngsten Kohorte
holen 16 Prozent der Realschulabsolventinnen und Realschulabsolventen das Abitur oder eine Fachhochschulreife nach. Bei den Abiturientinnen und Abiturienten
ist ein Trend hin zu beruflichen Abschlüssen und weg
von Universitätsabschlüssen festzustellen.
In der weiteren Projektphase werden die langfristigen
Übergänge in den Arbeitsmarkt beschrieben. Die bisherigen Ergebnisse zeigen aber bereits, dass leistungsschwächere Jugendliche auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt nicht nur während der Schulzeit, sondern auch
danach gefördert werden müssen. Gleichzeitig zeigt
sich die Bedeutung von Öffnungsoptionen im Bildungssystem, z. B. über das Nachholen des Abiturs nach der
Realschule.
ASSOZIIERTES
PROJEKT
0 5 8 .
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D.
Prof. Dr. Aderonke Osikominu
Markus Zimmermann
. 0 5 9
./ Assoziiertes Projekt
STEIGERUNG DER SOZIALEN, PERSONALEN UND
METHODISCHEN KOMPETENZEN BEI SCHÜLERN
VON HAUPT-, WERKREAL- UND
SONDERSCHULEN SOWIE BERUFLICHEN SCHULEN
WIE LASSEN SICH DIE LEBENSKOMPETENZEN IN DER SCHULE FÖRDERN?
Dr. Richard Göllner, Universität Tübingen
Prof. Dr. Ulrich Trautwein, Universität Tübingen
Prof. Dr. Benjamin Nagengast, Universität Tübingen
Dr. Katharina Lambert, Universität Tübingen
Schule sollte auf das Leben vorbereiten und zwar
nicht nur, indem die Schülerinnen und Schüler dort
Lesen, Schreiben und Mathematik lernen. Zu den
nicht-akademischen Fähigkeiten oder Lebenskompetenzen gehören auch soziale und methodische Kompetenzen sowie die persönliche Entwicklung. Aber
was sind mögliche Wege, um diese Fähigkeiten zu
lehren? Wie können sie erfolgreich in der Praxis
umgesetzt werden? Welche Rolle spielt die Lehrerkompetenz? Das vom Ministerium für Kultus, Jugend
und Sport des Landes Baden-Württemberg finanzierte
Projekt zielt darauf ab, evidenzbasierte Ansätze auf
diese Fragen zu finden.
METHODE
In einer im Schuljahr 2013/2014 durchgeführten Evaluationsstudie wurde der Frage nachgegangen, inwieweit
sich schülerseitige Schlüsselkompetenzen im Bereich
methodischer (z. B. Planungsfähigkeit), sozialer (z. B.
Konfliktfähigkeit) und personaler (z. B. Durchhaltevermögen) Fähigkeiten mittels eines Workshops begleitend
zum regulären Unterricht fördern lassen. Insgesamt
nahmen 74 Klassen mit 902 Schülerinnen und Schülern
aus Werkreal- und Sonderschulen (8. Jahrgangsstufe)
sowie beruflichen Schulen in Baden-Württemberg an
der Untersuchung teil. Die Workshops umfassten für
jede der beteiligten Klassen jeweils ein Angebot aus
einem der Kompetenzbereiche und wurden durch einen
externen Anbieter durchgeführt. Mögliche Effekte zur
Wirksamkeit der Fördermaßnahme wurden anhand
eines Kontrollgruppendesigns ermittelt, wobei nicht
teilnehmende Parallelklassen für einen Vergleich herangezogen wurden. Zur Kontrolle möglicher Kompetenzunterschiede zwischen den Workshop- und Kontrollklassen konnte auf bereits vorhandene Kompetenzmessungen zurückgegriffen werden.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die Ergebnisse bisheriger Analysen ergaben, dass die
durchgeführten Workshopangebote zu einer Steigerung
berufsrelevanter Kompetenzen führten. Insbesondere
bei den sozialen Kompetenzen konnten Unterschiede
zur Kontrollgruppe gefunden werden. Allerdings zeigten sich für alle Kompetenzbereiche deutliche Überlappungen, sodass sich die Effekte der Workshopinhalte
auf die spezifischen Kompetenzen nicht in konsistenter
Weise nachweisen ließen. Die Förderangebote zur Steigerung berufsrelevanter Schlüsselqualifikationen blieben also nicht ausschließlich auf einen Kompetenzbereich beschränkt, sondern „übertrugen“ sich auf weitere
Schlüsselqualifikationen. Schließlich lassen die bisherigen Ergebnisse vermuten, dass der Erfolg schulbasierter Förderprogramme von der Akzeptanz des Angebots
durch die handelnden Personen abhängig ist. Weiterführende Analysen widmen sich daher verstärkt der
Implementationsqualität als einen möglicherweise
entscheidenden Gelingensfaktor.
FÖRDERMITTEL
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport BadenWürttemberg
Dr. Richard Göllner
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
Prof. Dr. Benjamin Nagengast
Dr. Katharina Lambert
„Mit Workshops lassen
sich berufsrelevante
Schlüsselqualifikationen
bei Schülerinnen und
Schülern steigern.“
ASSOZIIERTES
PROJEKT
0 6 0 .
. 0 6 1
./ Assoziiertes Projekt
TRANSITIONEN VON DER ERSTAUSBILDUNG
INS ERWERBSLEBEN (TREE)
WIE VOLLZIEHEN JUNGE MENSCHEN IN DER SCHWEIZ DEN ÜBERGANG IN AUSBILDUNG UND ARBEITSMARKT?
Prof. Dr. Ben Jann, Universität Bern (Hauptantragsteller)
Prof. Dr. Rolf Becker, Universität Bern (Mitantragsteller)
Prof. Dr. Christian Imdorf, Universität Bern (Mitantragsteller)
Wissenschaftliches Team: Dr. Sandra Hupka-Brunner, Maarten Koomen, Thomas Meyer,
Barbara Müller, Dr. Stefan Sacchi, Dr. Katja Scharenberg, Christina von Rotz, Universität Bern
TREE ist die erste Längsschnittuntersuchung in der
Schweiz, die sich mit dem Übergang Jugendlicher von
der Schule ins Erwerbs- und Erwachsenenleben
befasst. Im Zentrum der Studie stehen die Ausbildungs- und Erwerbsverläufe von Schulabgängern aus
dem Jahr 2000, die an PISA teilgenommen haben.
In einer ersten Projektphase wurden Ausbildungs- und
Erwerbsverläufe an der Schnittstelle zwischen den
Sekundarstufen I und II detailliert erfasst. Im Vordergrund standen dabei Entstehungsbedingungen, Prozessmerkmale und Auswirkungen von irregulären
Ausbildungsverläufen (z. B. Ausbildungswechsel oder
-abbruch). Die zweite Projektphase fokussierte den
Übergang aus der Allgemein- oder Berufsbildung in der
Sekundarstufe II ins Erwerbsleben oder in eine Tertiärausbildung. In einer dritten Phase lag der Schwerpunkt auf dem Übergang aus der Tertiärausbildung und
der langfristigen Integration in den Arbeitsmarkt. In
einer vierten Phase wurden die mittlerweile jungen
Erwachsenen u. a. auch danach gefragt, inwiefern sie
ihre Familiensituation mit ihrer Berufstätigkeit vereinbaren können und welchen Stellenwert (berufliche)
Weiterbildung für sie hat.
Ein zentrales Forschungsanliegen von TREE ist zu identifizieren, unter welchen Bedingungen die Transition in
die verschiedenen Ausbildungs- und Erwerbsphasen
gelingt. Darüber hinaus lässt sich aus interdisziplinärer
Perspektive auch das Zusammenspiel mit weiteren Kontextfaktoren (z. B. soziokulturelle Herkunft, Schulleistung, Gesundheit und Wohlbefinden, Belastungen und
Ressourcen in Arbeit und Ausbildung) analysieren.
0 6 2 .
METHODE
Ausgangsstichprobe der TREE-Studie sind rund 6.000
Schweizer Jugendliche, die an PISA 2000 teilnahmen
und im selben Jahr die Schulpflicht beendeten. Diese
wurden in sieben jährlichen Erhebungen (2001-2007),
zehn Jahre nach Ende der Pflichtschulzeit (2010) und
zuletzt im Durchschnittsalter von rund 30 Jahren (2014)
nachbefragt. Die Befragung erfolgte einerseits anhand
eines standardisierten telefonischen Interviews (CATI),
andererseits wurde ein situationsspezifisch angepasster schriftlicher Fragebogen versandt, um individuelle
Ausbildungs- und Erwerbsverläufe episodisch und retrospektiv zu erfassen. Die TREE-Stichprobe ist für die
gesamte Schweiz, für die drei Sprachregionen und
einige Kantone repräsentativ.
Der Start einer zweiten Panel-Befragung ist für 2016
geplant. Damit wird TREE zu einer der weltweit wenigen
Multi-Kohorten-Studien ausgebaut. Dies ermöglicht
kohortenvergleichende Analysen, z. B. zur Frage, wie sich
die beobachteten Verläufe und deren Rahmenbedingungen in den vergangenen 15 bis 20 Jahren verändert haben.
eine Berufsausbildung ein. Diese ist in der Schweiz nach
wie vor der mit Abstand häufigste Ausbildungsweg in
der Sekundarstufe II. Ab 2004 gibt es eine beträchtliche
Anzahl junger Erwachsener, die weder in Ausbildung
noch erwerbstätig sind. Sie haben jedoch einen
Abschluss der Sekundarstufe II, sodass ihre Ausbildungs- und Erwerbssituation nicht dauerhaft in der
Schwebe ist.
„Die Ergebnisse der TREE-Studie
zeigen, welche Bedingungen für
einen erfolgreichen Übergang in
Ausbildung und Erwerbstätigkeit
gewährleistet sein müssen.“
ZUM WEITERLESEN
Bergman, M. M., Hupka-Brunner, S., Keller, A., Meyer,
T. & Stalder, B. E. (Hrsg.). (2011). Transitionen im Jugendalter. Ergebnisse der Schweizer Längsschnittstudie
TREE. Zürich: Seismo. (Bd. 1).
Scharenberg, K., Hupka-Brunner, S., Meyer, T. & Bergman, M. M. (Hrsg.). (2015). Transitionen im Jugend- und
jungen Erwachsenenalter: Ergebnisse der Schweizer
Längsschnittstudie TREE. Zürich: Seismo. (Bd. 2).
TREE (Hrsg.). (2013). Projekt-Dokumentation TREE 20002012. Basel: TREE. Verfügbar unter: www.tree-ch.ch
FÖRDERMITTEL
Der Übergang in den Arbeitsmarkt erfolgt zumeist aus
der Berufsbildung heraus. Die Einmündung ins Erwerbsleben verläuft aufgrund von Einstiegsverzögerungen
und Verlaufsdiskontinuitäten stark gestaffelt. Übergänge nach einer allgemeinbildenden, post-obligatorischen Ausbildung münden zumeist in Tertiärausbildungen an Universitäten und Fachhochschulen.
Zehn Jahre nach Beendigung der obligatorischen Schule
ist die überwiegende Mehrheit der Befragten ausschließlich erwerbstätig. Ein Viertel der Kohorte befindet sich
noch in Tertiärstudiengängen. 10 Prozent der Befragten
haben keinen post-obligatorischen Abschluss. Die Abschlussquoten unterscheiden sich deutlich in den drei
Sprachregionen oder bei Personen mit und ohne Migrationshintergrund. Neben leistungs- und ausbildungsbezogenen Merkmalen erweisen sich auch Herkunftsmerkmale als bedeutsam für die Chance, einen
post-obligatorischen Bildungsabschluss zu erwerben.
Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF)
Die TREE-Daten sind für alle interessierten Forschenden
kostenlos zugänglich und können über das Datenarchiv
der Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften (FORS) bezogen werden.
KOOPERATIONEN
• Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn
• Deutsches Jugendinstitut (DJI), München/Halle
• European University Institute, Florenz
• Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB),
Berlin
• Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Bamberg
• Universität Konstanz
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Rund einem Viertel der Jugendlichen gelingt der direkte
Einstieg in eine post-obligatorische Ausbildung, die zu
einem anerkannten Abschluss der Sekundarstufe II
führt, nicht. Die meisten überbrücken diese Zeit mit
einer Zwischenlösung und steigen ein Jahr später in
ASSOZIIERTES
PROJEKT
Das TREE-Team an der Universität Bern
. 0 6 3
Lösungsquote i
./ Projekt
4,26%
5%
3,12%
0%
-5%
-3,25% -3,43%
-10%
-15%
METHODE
-20%
ÜBERGÄNGE AM ENDE DER SEKUNDARSTUFE I IN
WEITERFÜHRENDE SCHULEN UND DIE BERUFLICHE BILDUNG
Hauptschulabschluss
Realschulabschluss
Abitur
Schulabschluss
Eingangstest
Abschlusstest
WOHIN NACH DER SCHULE UND WARUM?
Maler/ Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses
Lösungsquote in %
Prof. Dr. Holger Bonin, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, Universität Kassel,
30%
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, Bonn
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D., Humboldt-Universität zu Berlin,
20%
12,38%
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim
10,15%
10%
Dr. Maresa Sprietsma, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim
Annette Hillerich, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim
0%
-2,60%
Über- und-4,36%
-schüler,
-10% werden relevante Faktoren der
In dem Projekt
die eine solche Ausbildung anstreben,
-11% der Sekundarstufe I an
gangsentscheidung am Ende
erforscht. Ein Forschungsschwerpunkt ist dabei die
-20%
-15,69%
allen allgemeinbildenden Schularten
untersucht. Intensität der Suche sowie die KompromissbereitDabei sind -30%
insbesondere Angebote zur Berufsorien- schaft der Schülerinnen und Schüler bei der BerufsAbschluss
Hauptschulabschluss
tierung von Interesse. Alskein
ein Faktor
des erfolgreichen
wahl. Angesichts derRealschulabschluss
steigenden BildungsaspiratioSchulabschluss
Übergangs in eine duale Ausbildung wird die Ent- nen wird darüber hinaus untersucht, inwieweit diese
wicklung der Berufsorientierung und das Bewer- Bildungspläne realistisch sind und die Schülerinnen
Eingangstest
Abschlusstest
bungsverhalten der Werkreal- und Realschülerinnen und Schüler ihre Chancen gut einschätzen können.
Anteil der Schüler mit Beratungsgesprächen bei...
100%
80%
Im Rahmen des Projekts wurden zwei Befragungen
durchgeführt. Um die Ausgangssituation zu erfassen
fand die erste Befragung im Klassenverband der 9. bzw.
10. Klassen im Frühjahr 2014 an Schulen aller Schularten in Mannheim und Freiburg statt. Zusätzlich wurden
Eltern und Lehrkräfte befragt. Die zweite Befragung
im Frühjahr 2015 wurde online durchgeführt. Bei der
Wiederholungsbefragung wurden die gleichen Schülerinnen und Schüler wie im Jahr zuvor nach ihrem tatsächlich erfolgten Übergang, ihrem Bewerbungsverhalten sowie ihren weiteren Bildungsplänen befragt. Die
Schülerinnen und Schüler wurden außerdem um eine
rückblickende Bewertung der in Anspruch genommenen Berufsorientierungsangebote gebeten.
Die auf diesem Weg erhobenen Daten werden mit ökonometrischen Methoden in Bezug auf die Forschungsfragen analysiert.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Erste Ergebnisse zeigen, dass die Angebote zur Berufsorientierung an den Werkrealschulen sehr umfangreich
sind und insbesondere persönliche Beratungsgespräche
stark von den Schülerinnen und Schülern in Anspruch
genommen werden. 85% der Werkrealschülerinnen und
-schüler haben persönliche Gespräche über ihre Berufsorientierung mit Berufsberatern, Coaches und Lotsen
an ihren Schulen geführt, davon im Durchschnitt sechs
Gespräche mit Berufsberatern an den Schulen über
Bewerbung und Berufswahl. Aber auch Berater der
Arbeitsagenturen und Lehrkräfte stellen wichtige
Gesprächspartner der Jugendlichen dar.
60%
„An den Werkrealschulen
werden persönliche
Beratungsgespräche stark genutzt,
an den Realschulen eher
das Angebot der Arbeitsagenturen.“
40%
20%
0%
Werkrealschule
Berufsberatern/Lotsen an der Schule
ZUM WEITERLESEN
Fitzenberger, B., Licklederer, S., & Zwiener, H. (in
Druck). Mobility across Firms and Occupations among
Graduates from Apprenticeship (ZEW Discussion Paper
15-022). Labour Economics.
Fitzenberger, B., Licklederer, S.‚ & Zimmermann, M. (in
Druck). Übergänge von der allgemeinbildenden Schule
in berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt: Die ökonomische Perspektive. In: Seifried, J., Seeber, S. & Ziegler,
B. (Hrsg.), Jahrbuch der berufs- und wirtschaftspädago­
gischen Forschung. Schriftenreihe der Sektion Berufs- und
Wirtschaftspädagogik. Opladen: Barbara Budrich.
Fitzenberger, B. und S. Licklederer (in Druck). Career
Planning, School Grades, and Transitions: The Last Two
Years in a German Lower Track Secondary School (ZEW
Discussion Paper 14-026). Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik.
KOOPERATIONEN
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften,
Mannheim
Lehrkräfte
PROJEKT
0 6 4 .
Anhand der zweiten Befragung wird untersucht, ob die
ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Realschulen
schlechtere Erfahrungen bei dem Übergangsprozess
nach der Sekundarstufe I hatten und ob dies einen Ausbau der Berufsorientierungsangebote an den Realschulen nahelegt. Hierbei spielt vermutlich eine Rolle, wie
realistisch die Einschätzung der Bildungs- und Berufschancen auf Seiten der Jugendlichen ist.
Das Beratungsangebot durch Berufsberater an den Realschulen ist weniger stark ausgebaut bzw. wird seltener
Realschule
Arbeitsagentur
von den Jugendlichen wahrgenommen. Sie greifen dafür
stärker auf das Angebot der Arbeitsagenturen zurück.
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph. D.
Prof. Dr. Holger Bonin
. 0 6 5
74%
./ Projekt
Abbrüche in %
80%
70%
50%
59%
54%
60%
46%
41%
40%
26%
30%
20%
10%
0%
ÜBERTRITT IN DAS ÜBERGANGSSYSTEM
ODER IN DIE DUALE AUSBILDUNG
kein Abschluss
Hauptschulabschluss
Realschulabschluss
Schulabschluss
PRÄDIKTIVE EFFEKTE DER BASISKOMPETENZEN, MOTIVATIONALEN EINSTELLUNGEN UND SOZIALEN HERKUNFT SOWIE
kein
Abbruch
n = 337
DIE ENTWICKLUNG
VONAbbruch
FACHKOMPETENZEN
NACH DEM ÜBERTRITT.
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart
Prof. Dr. Ulrich
Trautwein,inUniversität
Tübingen
Anlagenmechaniker:
Fähigkeiten
Abhängigkeit
des Schulabschlusses
Didem Atik, Universität Stuttgart
20%
Lösungsquote in %
15%
8,88%
10%
4,26%
5%
In den vergangenen
Jahren sind eher leistungsschwa0%
che Schülerinnen
und Schüler zunehmend in das
Blickfeld der
-5% Bildungspolitik geraten, was sich
-3,25% -3,43%
u.a. in der Reform
des Übergangssystems in Baden-10%
Württemberg ausdrückt.
-15%
3,12%
-20%
Mit den Berufen Maler/Lackierer
und Anlagenme(1) Welche Leistungs-, motivationalen
und sozioökonoHauptschulabschluss
Realschulabschluss
Abitur
chaniker gibt es im Metall- und Baubereich zwei stark
mischen Merkmale sagen eine Einmündung in die
Schulabschluss
besetzte Ausbildungsberufe, in die besonders viele
duale Ausbildung bzw. das Übergangssystem voraus?
Eingangstest
Abschlusstest
leistungsschwache Jugendliche einmünden. Trotz der
starken Besetzung dieser Berufsfelder fehlt es bislang (2) Wie entwickelt sich die Leistung dieser Schülerinnen
und Schüler in den ersten 12 Monaten ihrer Ausbildung?
Maler/ Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses
Lösungsquote in %
30%
10,15%
12,38%
10%
0%
-2,60% -4,36%
-10%
-20%
ZUM WEITERLESEN
Um diesen Fragen nachzugehen, wurde in den Schuljahren 2012 bis 2015 eine Studie mit rund 850 Anlagenmechanikern und Malern/Lackierern an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg durchgeführt.
Um die fachlichen Kompetenzen der Jugendlichen zu
erfassen, wurden für beide Berufsgruppen berufsfachliche Tests entwickelt und zum Anfang und Ende
des 1. Ausbildungsjahres eingesetzt. Anhand der Testergebnisse werden Modelle entwickelt, die Aussagen
zu den erreichten Niveaus bereitstellen und Hinweise
auf Förderbedarfe geben. Des Weiteren wurde analysiert inwieweit sich Geschlecht, relevante Schulnoten,
Motivation und sozialer Hintergrund auf die Leistungsentwicklungen auswirken.
Nickolaus, R. & Seeber, S. (2013). Berufliche Kompetenzen: Modellierungen und diagnostische Verfahren. In:
Frey, A., Lissmann, U., Schwarz, B. (Hrsg.), Handbuch
Berufspädagogische Diagnostik (155-180). Weinheim und
Basel: Beltz.
Nickolaus, R. (2012). Erledigen sich die Probleme an der
ersten Schwelle von selbst? Strukturelle Probleme und
Forschungsbedarfe. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW), 108 (1), 6-17.
8,52%
jedoch an aussagekräftigen Studien zur Einmündung
dieser Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung bzw.
das Übergangssystem sowie ihre weitere Leistungsentwicklung. In der Studie werden daher zwei Fragestellungen untersucht:
20%
METHODE
„Für beide Berufsgruppen
zeigen sich signifikante
Leistungsdifferenzen der
Auszubildenden.“
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Die Studie wird Ende des Jahres 2015 abgeschlossen. Vorläufige Auswertungen zeigen, dass die entwickelten
Tests die fachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und
Schüler in beiden Berufsgruppen sehr gut abbilden.
Wie in der Grafik ersichtlich, zeigen sich für beide Berufsgruppen signifikante Leistungsdifferenzen der Auszubildenden in Abhängigkeit von ihrem Schulabschluss:
Je höher der Schulabschluss, desto höhere Fähigkeiten
ergeben sich für die Schülerinnen und Schüler in beiden
Berufssegmenten. Weitere Analysen sollen Einflussfaktoren wie sozialen Hintergrund, Motivation und Schulnoten berücksichtigen. Zusätzlich sollen Aussagen zu
den Entwicklungen im 1. Ausbildungsjahr generiert
werden.
-11%
-15,69%
-30%
kein Abschluss
Hauptschulabschluss
Realschulabschluss
Schulabschluss
Eingangstest
Abschlusstest
Maler/Lackierer: Fähigkeiten in Abhängigkeit des Schulabschlusses
Der Eingangs- und Abschlusstest beinhaltet unterschiedliche Aufgaben, daher ist der Vergleich der Lösungsquoten nur
bezogen auf den jeweiligen Test in Abhängigkeit des Schulabschlusses gegeben.
0 6 6 .
PROJEKT
Prof. Dr. Reinhold Nickolaus
Didem Atik
. 0 6 7
Anteil der Schüler mit Beratungsgesprächen bei...
./ Projekt aus der Nachwuchsförderung
ZUM WEITERLESEN
VERSTEHENSLEISTUNGEN IM KONTEXT
VON WISSENSERWERBSPROZESSEN
Schroeders, U., Bucholtz, N., Formazin, M., & Wilhelm,
O. (2013). Modality specificity of comprehension abilities in the sciences. European Journal of Psychological
Assessment, 29, 3-11.
WIE LERNEN WIR IM DIGITALEN ZEITALTER?
Schroeders, U., & Wilhelm, O. (2011). Equivalence of
reading and listening comprehension across test media.
Educational and Psychological Measurement, 71, 849-869.
Möhring, A., Leichtmann, B., Wilhelm, O. & Schroeders, U. (2014, September). Verstehensleistungen im
Kontext von Wissenserwerbsprozessen. Vortrag auf
dem 49. Kongress der DGPS, Bochum.
Anne Möhring, Universität Ulm
Prof. Dr. Oliver Wilhelm, Universität Ulm
Prof. Dr. Ulrich Schroeders, Universität Bamberg
Was versteht man unter Nihilismus? Wer war Joseph
Weizenbaum? Solche und ähnliche Frage beantworten wir heute in Sekundenschnelle mit dem Smartphone. Das Internet hat die Verfügbarkeit und Vernetztheit von Informationen grundlegend verändert.
Wie diese gesucht und verarbeitet werden, stellt einen
zentralen Aspekt des Lernverhaltens während der
Schulzeit, im Studium und im Berufsleben dar.
Möchte man nun untersuchen, wie Menschen sich in
ihrer Fähigkeit unterscheiden, Informationen zu suchen
und zu verarbeiten, sollte ein dazu geeigneter Test auch
ebendiese Möglichkeiten der Informationsbeschaffung
berücksichtigen. Allerdings wurden viele ursprüngliche Papier-Stift-Verfahren ohne weitere Anpassung auf
den Computer übertragen. In diesen Tests wurden meist
Sachtexte vorgegeben, aus denen die zur Lösung notwendigen Informationen entnommen werden sollten.
Im vorliegenden Projekt sollen die Testteilnehmer deshalb in einer Reihe von einzelnen Untersuchungen Probleme innerhalb eines Themengebiets (z. B. Gesundheit)
durch eine selbstständige Suche im Internet bearbeiten.
Zur Lösung solcher komplexer Aufgaben gibt es keinen
eindeutigen, festen Lösungsweg. Um die unscharfen
Probleme erfolgreich zu lösen, müssen oft mehrere
Dokumente gesucht, bewertet und die daraus entnommenen Informationen miteinander in Verbindung
gebracht werden. Da sich ein solcher Test stärker an den
realen Lerngegebenheiten der Schülerinnen und Schüler orientiert, ist es für sie leichter die Relevanz des Tests
zu erkennen, was wiederum zu größerer Akzeptanz
führt.
0 6 8 .
Das Ziel dieses Projekts ist es, einen Leistungstest zu
entwickeln, der die Fähigkeit zur Informationssuche
und -verarbeitung bei freier Suche im Internet prüft.
Dabei geht es auch um Fragen, wodurch diese Kompetenz zur Informationsverarbeitung beeinflusst wird:
Steht hier, wie bei vielen Verstehensleistungen, die
Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken im Vordergrund? Gibt es einen zusätzlichen Einfluss von bereichsspezifischem Vorwissen und Computernutzung auf die
Testleistung?
„Ein geeigneter Test zur Erfassung
der Fähigkeit Informationen zu
suchen und zu verarbeiten, muss an
die Herausforderungen des
Wissenserwerbs im digitalen Zeitalter
angepasst werden.“
METHODE
Nachdem im Sommer 2014 bereits 119 Probandinnen
und Probanden an einer Vorstudie teilgenommen hatten, wurden im April 2015 weitere 176 Schülerinnen und
Schüler eines beruflichen Gymnasiums mit sozialwissenschaftlicher Orientierung getestet. Konkret wurden
ihnen komplexe Recherche- und Problemlöseaufgaben
aus dem Bereich Medizin und Gesundheit vorgelegt, die
mittels einer freien Suche im Internet gelöst werden
sollten. Für die Bearbeitung der Aufgaben standen je
nach Aufgabenschwierigkeit 3 bis 8 Minuten zur Verfügung. Weiterhin wurden schlussfolgerndes Denken und
Beispielitem: Osteosynthese
Ihr Nachbar musste operiert werden und zeigt Ihnen sein
Röntgenbild von der OP. Welcher operative Eingriff ist auf
diesem Bild dargestellt. Nennen Sie den Fachbegriff!
Allgemeinwissen, die Computernutzung sowie das
medizinische Vorwissen der Schülerinnen und Schüler
erfasst.
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
In der Vorstudie konnte ein Großteil der Leistung im
Informationsverarbeitungstest durch schlussfolgerndes Denken und Allgemeinwissen vorhergesagt werden, wobei der Einfluss von ersterem besonders stark
war. Wie häufig jemand den Computer generell nutzt,
hatte dagegen keinen nachweisbaren Einfluss auf die
Leistung. Die Schülerinnen und Schüler, die an der
Hauptuntersuchung teilgenommen hatten, besuchen
ein berufliches Gymnasium mit sozialwissenschaftlicher Orientierung. Daher sollte besonders das medizinische Vorwissen einen großen Einfluss auf die Testleistung ausüben. Dies wird in den weiteren Analysen der
Daten aus der Hauptuntersuchung von April 2015 untersucht.
PROJEKT AUS DER
NACHWUCHSFÖRDERUNG
Anne Möhring
Prof. Dr. Oliver Wilhelm
. 0 6 9
./ Assoziiertes Projekt
WIRTSCHAFTSBÜRGERLICHE KOMPETENZ
VON JUGENDLICHEN
ZUM WEITERLESEN
Schumann, S. & Eberle, F. (2014). Ökonomische Kompetenzen von Lernenden am Ende der Sekundarstufe II.
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(1), 103 – 126.
WIE BEREITET DIE SCHULE AUF VERANTWORTUNGSÜBERNAHME IN WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT VOR?
Prof. Dr. Stephan Schumann, Universität Konstanz (hauptverantwortlich)
Dr. Esther Kaufmann, Universität Konstanz
Andreas Jüttler, Universität Konstanz
Angesichts der wachsenden Bedeutung und Komplexität globalisierter wirtschaftlicher Prozesse stellt die
wirtschaftsbürgerliche Kompetenz Jugendlicher eine
der Grundlagen für deren soziale und berufliche Teilhabe und damit langfristig für die Entwicklung der
Gesellschaft als Ganzes dar. Im Hinblick auf den
Erwerb dieser Kompetenz kommt der Schule und
dabei insbesondere dem Wirtschaftsunterricht eine
zentrale Vermittlungsrolle zu. Vor allem in der Schule
können Jugendliche lernen, die Komplexität wirtschaftlicher Zustände und Prozesse in einem Gesellschaftssystem wahrzunehmen, zu verstehen und sich
individueller und kollektiver Perspektiven, Wertungen und Interessen bewusst zu werden.
METHODE
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus
Konstanz und Zürich untersuchen gegenwärtig die
wirtschaftsbürgerliche Kompetenz am Beispiel von
kaufmännischen Auszubildenden in Deutschland und
in der Schweiz. Weiterhin werden die Mathematik- und
Deutschfähigkeiten sowie verschiedene Unterrichtsund Schulmerkmale erfasst. Die Studie wird im Querschnitt im letzten Ausbildungsjahr durchgeführt. Beteiligt sind dabei rund 700 Auszubildende aus Deutschland
und 400 Lernende aus der Schweiz. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen die Erhebungen
computergestützt durch, d.h. die Auszubildenden
beantworten die Fragen am Computer in der beruflichen Schule.
„Aus unserer Studie
könnten sich bedeutsame
Rückschlüsse auf die Gestaltung
des Wirtschaftsunterrichts
ziehen lassen.“
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Da die letzten Befragungen in der Schweiz noch laufen,
können noch keine Ergebnisse berichtet werden. Die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwarten
neue Erkenntnisse zum Stand wirtschaftsbürgerlicher
Kompetenz von Jugendlichen, die es erlauben bedeutsame Rückschlüsse auf die Gestaltung des Wirtschaftsunterrichts zu ziehen. Besonders interessant wird
zugleich sein, zu erfahren, welche Rolle Schule, Unterricht und die Lehrpersonen beim Kompetenzerwerb
spielen und ob sich Lernkulturunterschiede zwischen
Deutschland und der Schweiz beobachten lassen.
Seeber, S., Schumann, S. & Nickolaus, R. (2015). Ökonomische Kompetenzen: Konzeptuelle Grundlagen und
empirische Befunde. In G. Weißeno & C. Schelle (Hrsg.),
Empirische Forschung in
gesellschaftswissenschaftlichen
Fachdidaktiken – Ergebnisse und Perspektiven (S. 169 184). Heidelberg/Berlin: Springer.
FÖRDERMITTEL
Schweizerisches Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI)
KOOPERATIONEN
Prof. Dr. Franz Eberle, Universität Zürich
Die Studie ist ein Teil des Verbundprojekts „Competencies in the Field of Business Administration, Learning,
Instruction, and Transition (CoBALIT)“ der BMBF-Forschungsinitiative „Technology-based Assessment of
Skills and Competencies in VET (ASCOT)“. Zugleich ist
das Projekt synergetisch mit dem schweizerischen Leading House „Lehr-Lernprozesse im kaufmännischen
Bereich (LINCA)“ an der Universität Zürich verknüpft.
ASSOZIIERTES
PROJEKT
0 7 0 .
Prof. Dr. Stephan Schumann
. 0 7 1
./ Projekt aus der Nachwuchsförderung
ZURÜCKWEISUNG AN DER 1. SCHWELLE –
WAHRNEHMUNG UND VERARBEITUNG AUS DER SICHT
VON BETROFFENEN JUGENDLICHEN (ZADES)
WIE GEHEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER DER WERKREALSCHULE MIT ABSAGEN AUF BEWERBUNGEN UM?
Duygu Sari, Universität Stuttgart
Dr. Martin Kenner, Universität Stuttgart
Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist für
junge Menschen kein einfacher Schritt. Statistiken
belegen, dass viele Jugendliche bei ihrer Suche nach
einem Ausbildungsplatz erfolglos bleiben und in das
berufliche Übergangssystem münden. Mittlerweile
gibt es gute Erklärungen dafür, warum der Übergang
in vielen Fällen nicht nach Plan verläuft und die Voraussetzungen der Jugendlichen nicht mit den Ausbildungsanforderungen kompatibel sind. Kaum betrachtet wurde dagegen bisher die Frage, wie die
betroffenen Jugendlichen mit der Zurückweisung
umgehen, d.h. wie sie das (negative) Ereignis wahrnehmen und welche Erklärungen sie dafür heranziehen, aber auch welche Strategien sie daraus entwickeln, sich nicht „unterkriegen“ zu lassen und sich
beispielweise zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu
bewerben. Entsprechende Fähigkeiten, einen erfolgreichen „Widerstand“ gegenüber negativen Erfahrungen zu entwickeln, werden im Allgemeinen als
„Resilienz“ bezeichnet.
Das vorliegende Projekt knüpft an diesem Begriff an
und untersucht, welche „Resilienz“ sich junge Menschen der Region Stuttgart gegen Ende der Schulzeit
angeeignet haben und inwiefern diese Fähigkeiten eine
Rolle für den erfolgreichen Übergang ins Berufsleben
spielen.
METHODE
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen rund 250
Jugendliche, die im Schuljahr 2014/2015 eine Abschlussklasse der Hauptschule oder eine berufsvorbereitende
Klasse besuchten. Ihre Resilienz wurde mit drei Skalenwerten (Faktoren) ermittelt und zu zwei Zeitpunkten
gemessen. Beim ersten Zeitpunkt im November 2014
wurde untersucht, welche Resilienz die Schülerinnen
und Schüler gegen Ende ihrer Schulzeit aufwiesen und
von welchen Bedingungen diese Fähigkeit beeinflusst
wurde, etwa von der Unterstützung des Elternhauses.
Gleichzeitig wurden die beruflichen Ziele der Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt erfasst, z. B. ob sie eine Ausbildung anstreben oder eine weiterführende Schule
besuchen möchten. Das zweite Mal wurde am Ende der
Bewerbungszeit (Juni 2015) gemessen, als die Jugendlichen bereits entschieden hatten, welchen Weg sie nach
den Sommerferien einschlagen. Dabei wurde klar, ob
die Jugendlichen ihre im Winter anvisierten Ziele
erreicht hatten. Zudem konnte nun der Zusammenhang
zwischen Bewerbungsrückmeldungen und vorhandener Resilienz untersucht werden: Können diejenigen
Schülerinnen und Schüler, die bei der ersten Befragung
über günstigere Resilienzwerte verfügten, das Negativerlebnis besser verkraften?
„Jugendliche verfügen
tendenziell über gute Fähigkeiten,
um mit Niederlagen bei
Bewerbungen umzugehen.“
ZENTRALE BEFUNDE
BZW. AKTUELLER STAND
Da die Datenauswertung noch nicht abgeschlossen ist,
können aktuell nur einige ausgewählte Ergebnisse aus
der ersten Befragung genannt werden. Hier lässt sich
mit den erhobenen Daten zeigen, dass die durchschnittlichen Resilienzwerte der Schülerinnen und Schüler
zum ersten Messzeitpunkt tendenziell oberhalb des
Skalenmittelwerts liegen. Zudem konnte herausgefunden werden, dass die Schülerinnen und Schüler bei
berufs- und schulbezogenen Entscheidungen sich gut
von ihren Eltern und von der Schule unterstützt fühlen.
Dies ist sowohl bei Schülerinnen und Schülern an Werkrealschulen als auch bei denen an berufsvorbereitenden
Schulen der Fall.
Was die Entscheidungswege betrifft, streben 144 der
insgesamt 256 Befragten (56%) eine Berufsausbildung
an. Im November 2014 hatten sich bereits 80 Jugendliche (ca. 31%) auf einen Ausbildungsplatz beworben.
Im nächsten Schritt soll überprüft werden, ob und
inwieweit sich die Resilienz der Schülerinnen und Schüler im Sommer (nach der Rückmeldung der Betriebe)
verändert hat und von welchen Bedingungen diese
Fähigkeit beeinflusst wird. Zusätzlich soll der Frage
nachgegangen werden, ob und welche Strategien Schülerinnen und Schüler einsetzen, um das negative Ereignis zu verarbeiten.
PROJEKT AUS DER
NACHWUCHSFÖRDERUNG
0 7 2 .
Duygu Sari
Dr. Martin Kenner
. 0 7 3
0 7 4 .
. 0 7 5