Artist: Wanda Album: Bussi Label/Vertrieb: Vertigo/Universal VÖ

Artist: Wanda
Album: Bussi
Label/Vertrieb: Vertigo/Universal
VÖ: 2.10.2015
www.wandamusik.com
Es ist noch gar nicht so lange her, da hat man aufwändig und wortreich seinem Gegenüber erklären müssen,
von welcher Wiener Band man denn hier gerade spricht. Heute genügt eigentlich bloß ein Wort und jeder ist
sofort im Bilde: „Amore“!
In erstaunlich kurzer Zeit ist es Wanda nicht nur gelungen, Band und dazugehörige Debüt-Platte auf ein Goldund-Platin-Level hochzuspielen, sondern man hat es ganz nebenbei auch noch geschafft, mit „Amore“ sein
eigenes Schlagwort ins Wörterbuch der deutschsprachigen Popkultur zu zimmern. Und da ist jetzt noch nicht
mal über die kollektive Euphorie an der Schwelle Hysterie gesprochen, die Wanda in den über 100 Konzerten
der letzten 12 Monate auszulösen vermochten.
So liegt diesem Info-Schreiben der wahrlich äußerst seltene Umstand zugrunde, dass nicht mühsam
Breitenwirkung und Ekstase einer Band herbeiphantasiert werden müssen. Viel eher fühlt der Text sich
beflissen, vornehme Zurückhaltung, gar präsidiale Contenance zu üben.
Aber hey... Contenance? Zurückhaltung? Nein, bleiben wir realistisch. Denn hier handelt es sich um Wanda
und die Tatsache, dass bereits weniger als ein Jahr nach dem Debüt nun ein ganz neues, das zweite Album
vorliegt: „Bussi“! Die Atemlosigkeit des letzten Bandjahres findet so auch ihre Entsprechung im
Veröffentlichungsintervall. Plattenregal dankt. Denn Wanda hätten sich eigentlich Zeit lassen können, hätten
noch weiter ihren laufenden Erfolg betouren und pflegen können. Doch die fünf Typen rund um das CharismaBiest Marco Michael Wanda haben andere Pläne – und eben 12 neue Songs. Es gibt keinen Grund, sich diese
transportierte Dringlichkeit selbst zu beschneiden, außer eben vielleicht Business-Pläne und auf die ist
gepfiffen. Das jetzt alles so zu machen, ist ein Statement.
Wanda haben dabei das Album wieder mit ihrem „Lebenszeit“-Produzenten Paul Gallister aufgenommen. Die
Bedingungen blieben bewusst lo-fi, denn es geht immer um die Unmittelbarkeit der Band, fängt man sie ein,
macht man alles richtig. Inmitten von Gallisters Wohnstudio hängt übrigens eine Auszeichnung für „Rise like A
Phoenix“ von Conchita Wurst – dafür hat er die Strings arrangiert. Dieser Wandschmuck stellte bei den
Aufnahmen einen schönen kleinen Kontrast zur speckigen Lederjacke, zu Rausch und diesem nachlässig
lässigen Style der Band dar.
Den eigentlichen Trumpf von „Bussi“ beziffert allerdings, dass sie das Songwriting nicht in den Wirren von
Tourbus, Kater und Soundcheck zusammenstückelten, sondern einen Großteil bereits vor dem Inferno
geschrieben hatten. Das mag auch erklären, warum sich das neue Werk seinem großartigen Vorgänger so
anschmiegt - in Sound und Impetus. Doch nur Kontinuität, das kann es natürlich auch nicht sein. „Bussi“ besitzt
daher mit „Alarm!“ und „Mona Lisa der Lobau“ zwei Stücke, die die Band eben doch in den aufgewühlten
Zeiten zwischen den Orten schrieb, Postkarten aus einer mehr als verrückten Zeit.
Aber auch die zweite Hälfte des neuen Albums lässt die Uptempo-Wiener in einem anderen Licht erscheinen.
Das gern durchgepowerte Tempo findet sich mitunter mal gedrosselt, statt Slogans werden mehr Storys
rausgehauen. Es gibt eben viel zu erzählen.
„Bussi“ festigt so den Eindruck, den man das letzte Jahr bereits gewinnen konnte: Hier hat man es einfach mit
einer mächtigen Rockband zu tun. Die Rockband als Gang, als charmante Schwerenöter. Was Wanda dabei
allerdings sicher nicht sind: Öde Mucker und blöde Macker. Dafür ist allein schon ihre Selbstironie zu greifbar.
Und auch der Reflex, die Band mit dem humpelnden Behelfsbegriff Austropop auf einen fragwürdigen Zeitgeist
festnageln zu wollen, kann dem Phänomen nicht gerecht werden. Schließlich subsumiert das amorphe
Konstrukt Austropop neben vielen Klassikern auch etliche Dinge, bei denen nicht nur Wanda kotzen müssen.
Viel eher stellen die fünf ihre Version einer kosmopolitischen Band dar, die ganz für sich selbst zu stehen im
Stande ist. Und zwar gerade auch wegen (und nicht trotz) des Wiener Schmähs. Wanda International quasi.
Mehr muss man nicht sagen, streng genommen hätte man auch viel weniger sagen können. Schließlich ist es
kein Geheimnis, es liegt auf der Hand: Wanda sind es.
Text von Linus Volkmann
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Wandas Debütalbum „Amore“ ist am 17.10.2014 erschienen und seitdem (Stand August 2015) ohne
Unterbrechung in den österreichischen Verkaufscharts vertreten (höchste Platzierung: #2), sowie auf Platz eins
in allen relevanten Indie- und Alternative-Charts des deutschsprachigen Raums gewesen (bzw teils immer
noch).
Es hat in Österreich mittlerweile Gold-Status erreicht und steht knapp vor Platin. Mit anderen Worten: es hat
alle Grenzen die bislang für aus dem Indie-Bereich stammende österreichische Bands gegolten haben
gesprengt. Wanda, diese vor knapp drei Jahren gegründete Wiener Vorstadt-Band ist somit vielleicht nicht nur
die beste, sondern möglicherweise auch die erste österreichischen Rock’n’Roll-Band aller Zeiten; und zwar in
dem Sinn, dass ihr die gemütliche Wiener Indie-Szene von Anfang an zu eng, zu kleinmütig, und zu verkopft
erschienen war. Wanda strebte von Anfang an nach mehr. Nach Maßlosigkeit, Exzess, Übermut; kurz: nach der
seligmachenden Euphorie und dem Wahnsinn des Rock’n’Roll. Wanda international wie Linus es nennt, und
somit eben kein Provinzialismus, kein Austro-Chauvinismus, sondern im Gegenteil unsere eigene Variante von
internationalem Pop.
Ich bin ein trauriger europäischer Geist und so…
Knappe elf Monate nach „Amore“ erscheint nun mit „Bussi“ also bereits Album zwei; ein Album welches den
Weg von „Amore“ weiterführt aber auch neue Facetten zeigt. Introspektiver, persönlicher, ja gewissermaßen
souliger ist es geworden… was für „Amore“ galt, gilt aber nach wie vor; diese ureigene Grammatik der Band,
die tief in jedem einzelnen von Marcos Song-Texten greifbar ist, und den Fans der Band eine beinah schon
unheimliche Identifikation mit Wanda ermöglicht; sie schreibt sich hier reigenartig fort; ein Wir-Gefühl, wie es
in der schnelllebigen heutigen Pop-Maschinerie kaum noch erlebbar ist. Als Wanda-Fan ist man kein „User“,
kein „Konsument“, kein Opfer einer totgeweihten Industrie die schon beinah alles an Glamour, Abenteuer und
Rebellion verspielt hat; man ist ein Eingeweihter; der Sex, der Tod, die Euphorie, Drogen, und diese
unerschrockene, bedingungslose Lust am Leben, machen Wanda so wichtig. Und richtig. Bussi.
- Stefan Redelsteiner, Manager, 21.7.2015