Nr. 14 / 15.12.2015 Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, Fakten Ab 01.01.2016 nur noch online erhältlich. Anmeldung zum Newsletter: www.bvr.de/Publikationen/ Konjunkturberichte Deutsche Wirtschaft weiterhin in konjunkturell ruhigem Fahrwasser - Zum Jahresende 2015 befindet sich die deutsche Wirtschaft nach wie vor in einem robusten Aufschwung. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vollzog sich zuletzt trotz der Abschwächung in den Schwellenländern und der allgemeinen Unsicherheit über die Weltkonjunktur ruhig und ohne größere Störungen. Die in der Konjunkturprognose des BVR vom Juli 2015 für das Sommerhalbjahr erwartete merkliche Wachstumsbeschleunigung ist allerdings nicht eingetreten. - Vor dem Hintergrund der aktuellen Datenkonstellation ist im zu Ende gehenden Jahr 2015 mit einem Zuwachs des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um 1,7 % zu rechnen. Für 2016 wird mit 1,6 % ein ähnlich starkes Wirtschaftswachstum prognostiziert. Der BIP-Anstieg wird damit in beiden Jahren voraussichtlich über dem Potenzialwachstum liegen, das sich derzeit bei etwa 1,3 % befinden dürfte. - Die merklich expandierenden Konsumausgaben werden in 2016 voraussichtlich der wichtigste Wachstumstreiber bleiben. Sie werden dabei auch durch die Folgen der andauernden Zuwanderung nach Deutschland befördert. Von den Investitionen und vom Außenhandel dürften hingegen insgesamt nur wenige Wachstumsimpulse ausgehen. - Das hier skizzierte Konjunkturszenario ist mit hohen Unsicherheiten behaftet. Die Risiken einer ungünstigeren Entwicklung gehen dabei vor allem vom internationalen Umfeld aus. Sollte sich das globale Wirtschaftswachstum entgegen den allgemeinen Erwartungen merklich vermindern, wäre auch in Deutschland mit einem geringeren BIP-Anstieg zu rechnen. Andererseits ist aber auch denkbar, dass das weltwirtschaftliche Wachstum stärker ausfällt als angenommen. In diesem Fall könnten die Ausfuhren Deutschlands in größeren Umfang zulegen und zusätzliche Investitionsausgaben nach sich ziehen. Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/ Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · [email protected] Meinung Deutsche Wirtschaft weiterhin in konjunkturell Leichte Abwärtsrevision der BIP-Prognosewerte ruhigem Fahrwasser Angesichts des weniger dynamisch als erwartet Zum Jahresende 2015 befindet sich die deutsche ausgefallenen Sommerhalbjahrs und der sich ab- Wirtschaft nach wie vor in einem robusten Auf- zeichnenden leichten Abschwächung im Jahres- schwung. Wichtige Stimmungsindikatoren wie der endquartal nimmt der BVR eine geringfügige Ab- ifo Geschäftsklimaindex und die ZEW-Konjunktur- wärtsrevision seiner Wachstumseinschätzung für erwartungen für Deutschland lassen erkennen, Deutschland vor. Gegenüber der Konjunkturprog- dass die wirtschaftliche Grundtendenz hierzulande nosen vom Juli 2015 werden die BIP-Wachstums- weiterhin aufwärtsgerichtet ist. raten für 2015 und 2016 jeweils um 0,1 Prozentpunkte vermindert. Demnach ist im zu Ende ge- Wachstum ohne große Schwankungen henden Jahr 2015 mit einem Zuwachs des preisbereinigten BIP um 1,7 % zu rechnen. Für 2016 Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutsch- wird mit 1,6 % ein ähnliches starkes Wirtschafts- lands vollzog sich im bisherigen Jahresverlauf trotz wachstum prognostiziert. Der BIP-Anstieg wird der Abschwächung in den Schwellenländern und damit in beiden Jahren voraussichtlich über dem der allgemeinen Unsicherheit über die Weltkon- Potenzialwachstum liegen, das sich derzeit bei junktur ruhig und ohne größere Störungen. In den etwa 1,3 % befinden dürfte. Das Potenzialwachs- ersten drei Quartalen ist das Bruttoinlandsprodukt tum beschreibt das Expansionstempo das maximal (BIP) mit Verlaufsraten von 0,3 %, 0,4 % und 0,3 % erreicht werden kann, ohne langfristig zu inflatio- gestiegen (siehe Abbildung 1). Das Wachstum ver- nären Tendenzen zu führen. lief damit gleichförmiger als in früheren Jahren. Die in der Konjunkturprognose des BVR vom Juli 2015 Die merklich expandierenden Konsumausgaben für das Sommerhalbjahr erwartete merkliche werden in 2016 voraussichtlich der wichtigste Wachstumsbeschleunigung ist allerdings nicht ein- Wachstumstreiber bleiben (siehe Abbildung 2). Sie getreten. werden dabei auch durch die Folgen der andauernden Zuwanderung nach Deutschland befördert. Für das zu Ende gehende vierte Quartal lassen mo- Von den Investitionen und vom Außenhandel dellbasierte Schätzungen des BVR eine Fortsetzung dürften hingegen insgesamt nur wenige Wachs- des Wirtschaftswachstums erwarten. Der BIP-Zu- tumsimpulse ausgehen. wachs dürfte vor dem Hintergrund des im dritten Quartal rückläufigen Industrie-Auftragseingangs Grundlage für die hier skizzierte Konjunkturprog- aber mit einer Verlaufsrate von 0,2 % etwas nose ist die Annahme, dass das globale Wirtschafts- schwächer ausfallen als im Vorquartal (+0,3 %). wachstum in naher Zukunft etwas an Schwung ge- 2 Meinung Kräftiger Anstieg der Konsumausgaben winnen wird. So wird für die USA und den Euroraum im kommenden Jahr ein beschleunigter BIPAnstieg unterstellt. Ferner wird davon ausgegan- Die privaten Haushalte haben im bisherigen Ver- gen, dass das hohe Wirtschaftswachstum in China lauf von 2015 ihre Konsumausgaben merklich aus- nur geringfügig zurückgehen wird. Darüber hinaus geweitet. Sie sind in den ersten drei Quartalen ge- wird unterstellt, dass es im Euroraum zu keiner genüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum weiteren Zuspitzung der Schuldenkrise kommt und preisbereinigt um 2,0 % gestiegen. Maßgeblich für dass die Terror-Anschläge von Paris ein singuläres den Zuwachs waren neben der bereits seit einiger Ereignis bleiben, das keine großen Verwerfungen Zeit aufwärtsgerichteten Beschäftigungs- und nach sich ziehen wird. In Hinblick auf den Ölpreis Tariflohnentwicklung auch Sonderfaktoren wie wird unterstellt, dass dieser unter dem Einfluss der die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Min- sich belebenden Weltkonjunktur leicht steigen destlohns von 8,50 Euro und die Kaufkraftgewinne wird. Die Geldpolitik der EZB wird annahmegemäß durch den niedrigen Ölpreis. Im Jahresendquartal stark expansiv ausgerichtet bleiben. Das im Dezem- dürfte das Expansionstempo, nicht zuletzt wegen ber verlängerte Anleihekaufprogramm wird bis der zusätzlichen Nachfrageimpulse durch die Zu- mindestens März 2017 fortgeführt. Erst nach dem wanderung, hoch bleiben. Darauf deuten auch die Ende des Programms dürfte die EZB eine erste jüngsten Ergebnisse der GfK-Verbraucherumfrage Zinserhöhung in Betracht ziehen. Angesichts der hin. Zwar hat sich das GfK-Konsumklima im No- sich abzeichnenden baldigen Zinswende in den vember gegenüber dem Vormonat um 0,2 Punkte USA wird der Wechselkurs des Euro gegenüber abgeschwächt. Der Stimmungsindikator befindet dem US-Dollar voraussichtlich moderat abwerten. sich mit 9,4 Zählern aber weiterhin auf einem im Abbildung 1 Aufschwung setzt sich fort preis-, saison- und kalenderbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (BIP) 111 5 109 4 107 3 105 2 0,9 103 0,7 0,4 0,3 0,4 0,3 0,2 0,4 0,4 0,4 0,4 1 0 -0,1 -0,3 Q1 0,3 0,2 101 99 0,6 -1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2014 Wachstum zum Vorquartal (%, rechte Skala) Q1 Q2 Q3 2015 BIP (Kettenindex 2010 = 100) Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2016 Jahresdurchschnitt Quelle: Destatis, ab dem vierten Quartal 2015: Prognose des BVR 3 Meinung langjährigen Vergleich sehr hohen Niveau. nen und Anlagen sind mit einer Verlaufsrate von 0,8 % gesunken, nachdem sie in den Vorquartalen Auch im kommenden Jahr ist mit einer günstigen noch um 1,9 % bzw. 0,5 % gestiegen waren. Für Konsumkonjunktur zu rechnen. Das Wachstums- das vierte Quartal zeichnet sich aufgrund der ver- tempo dürfte aber etwas nachlassen, da einige der haltenen Entwicklung des industriellen Auftrags- zuvor stimulierend wirkenden Faktoren auslaufen eingangs und der gestiegenen Unsicherheit wegen werden. Die Konsumausgaben des Staates werden der Terror-Anschläge von Paris ein weiterer Rück- in diesem und im kommenden Jahr voraussichtlich gang ab. Die Ausrüstungsinvestitionen dürften da- noch stärker zulegen als der Privatkonsum. Hier her auf Jahressicht lediglich moderat expandieren. werden unter anderem die Personal- und Sachkos- Wegen der erst allmählich nachlassenden Unsicher- ten zur Betreuung, Unterbringung und Integration heit über die künftige Wirtschaftsentwicklung in von Flüchtlingen zu Mehrausgaben führen. Europa und anderen Teilen der Welt dürfte der Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen auch im Investitionskonjunktur bleibt verhalten kommenden Jahr hinter den Zuwachsraten vergangener Aufschwungsphasen zurückbleiben. Das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen ist im dritten Quartal vor dem Hintergrund der unklaren Die Bauinvestitionen sind nach einer merklichen weltwirtschaftlichen Perspektiven (Stichworte: zeit- Ausweitung im Jahresauftaktquartal (+1,8 %) im weise Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise, zweiten und dritten Quartal um 1,3 % bzw. 0,3 % schwächere Gangart in den Schwellenländern) zum zurückgegangen. Sie werden im Jahresendquartal Stillstand gekommen. Die Investitionen in Maschi- aber voraussichtlich wieder auf ihren WachstumsAbbildung 2 Konsumausgaben bleiben wichtigster Wachstumstreiber Beiträge der Verwendungskomponenten zum Anstieg des preisbereinigten BIP in Prozentpunkten* 6 4 2 0 -2 -4 -6 Außenbeitrag Bruttoinvestitionen 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 -8 Konsumausgaben *Die Beiträge berechnen sich aus dem Vorjahresanteil der Verwendungskomponente am BIP (auf Basis jeweiliger Preise) multipliziert mit der jeweiligen Veränderungsrate (auf Basis preisbereinigter Angaben). Quelle: Destatis, 2015 und 2016: Prognose des BVR 4 Meinung pfad zurückkehren und auch in 2016 nach oben Abwertung mehr und mehr nachlassen. tendieren. Die Bauaktivitäten dürften dabei nicht nur im Wohnungsbau, der weiterhin durch die Die Importe sind in den ersten neun Monaten des niedrigen Hypothekenzinsen und den Mangel an Jahres 2015 preisbereinigt mit einer Wachstums- Anlagealternativen angeregt wird, sondern auch rate von 5,8 % gestiegen. Wegen der hohen Bin- im öffentlichen und gewerblichen Bau zunehmen. nennachfrage dürften sie künftig weiterhin stärker Im öffentlichen Bau werden die aufgestockten zulegen als die Exporte. Insgesamt werden vom Bundesmittel für Kindertagesstätten und Schulen Außenhandel daher sowohl in diesem als auch im sowie das vom Bund zur Verfügung gestellte Son- kommenden Jahr rechnerisch kaum Impulse für das dervermögen zur Belebung der kommunalen In- gesamtwirtschaftliche Wachstum ausgehen. vestitionen verstärkt zum Tragen kommen. Die gewerblichen Bauinvestitionen dürften im Zuge der Beschäftigungsaufbau setzt sich fort sich erholenden Ausrüstungsinvestitionen steigen. Da es in diesem und im nächsten Jahr aus gesamt- Der deutsche Arbeitsmarkt zeigte sich im bisheri- wirtschaftlicher Sicht zu einem Vorratsabbau kom- gen Verlauf von 2015 noch immer in einer guten men dürfte, werden die Investitionen als Ganzes Grundverfassung. Allerdings hat sich das Wachstum voraussichtlich nur wenig zum BIP-Wachstum bei- der Erwerbstätigenzahl angesichts der Einführung tragen. des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und der für einen bestimmten Personenkreis eingeführ- Kaum Impulse vom Außenhandel ten abschlagsfreien Rente mit 63 etwas verlangsamt. Die Erwerbstätigenzahl dürfte im Jahres- Ungeachtet der Wachstumsabschwächung in den durchschnitt 2015 mit rund 300.000 Menschen we- Schwellenländern sind die Exporte Deutschlands niger stark zunehmen als in 2014 mit 375.000. in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres Auch im kommenden Jahr ist mit einem Anstieg preisbereinigt um kräftige 5,5 % über das entspre- der Erwerbstätigenzahl in einer ähnlichen Größen- chende Vorjahresniveau gestiegen. Hierzu dürfte ordnung zu rechnen. auch der Rückgang des Euro-Wechselkurses beigetragen haben, der die preisliche Wettbewerbsfä- Die Arbeitslosenzahl dürfte jedoch, anders als in higkeit der inländischen Exportgüter auf den aus- der Juli-Prognose des BVR angenommen, nicht ländischen Märkten tendenziell verbessert hat. In weiter zurückgehen. Es ist vielmehr damit zu er- naher Zukunft ist angesichts der zu erwartenden warten, dass die Migration nach Deutschland mit moderaten Belebung der Weltkonjunktur mit ei- einer zeitlichen Verzögerung zu einem leichten An- nem weiteren Anstieg der Exporte zu rechnen. Al- stieg führen wird. Die Arbeitslosenquote dürfte lerdings dürfte die belebende Wirkung der im Jahr daher geringfügig von prognostizierten 6,4 % im 2014 bis Anfang 2015 erfolgten deutlichen Euro- Jahresdurchschnitt 2015 auf 6,5 % in 2016 steigen. 5 Meinung Phase niedriger Inflationsraten läuft aus tische Wende in den USA nicht zu abrupten Kapitalabflüssen aus den Schwellenländern und daraus Die Inflationsrate verharrte in Deutschland in den resultierenden wirtschaftlichen Spannungen führt. vergangenen Monaten, gemessen an der jährlichen Sollte sich das globale Wirtschaftswachstum merk- Veränderung des Verbraucherpreisindexes, in der lich vermindern, wäre auch in Deutschland mit ei- Nähe der Null-Prozent-Marke. Zuletzt, im Novem- nem geringeren BIP-Anstieg zu rechnen. Zudem ber, waren die Verbraucherpreise lediglich um wird unterstellt, dass es nach den Terror-Anschlä- 0,4 % gestiegen. Maßgeblich hierfür waren in ers- gen von Paris zu keiner Welle terroristischer Aktio- ter Linie die Energiepreise, die sich in Folge des nen kommen wird. Falls sich weitere Anschlägen in Preisverfalls bei Rohöl deutlich verbilligten. In ande- ähnlichem Umfang ereignen sollten, könnte dies ren Bereichen waren allerdings leichte Preisanhe- über den Außenhandels- und den Investitionskanal bungen zu verzeichnen. Dies gilt insbesondere für das Wirtschaftswachstum in Deutschland belasten. die Dienstleistungspreise, die unter anderem wegen der die Einführung des allgemeinen gesetzli- Andererseits ist aber auch eine günstigere Entwick- chen Mindestlohns aufwärtsgerichtet blieben. lung vorstellbar als in der vorliegenden Prognose skizziert. So ist denkbar, dass das weltwirtschaftli- In naher Zukunft wird der Preisauftrieb voraus- che Wachstum stärker ausfällt als angenommen. In sichtlich etwas an Fahrt aufnehmen. Wie bereits in diesem Fall könnten die Ausfuhren Deutschlands in der „Volkswirtschaft special“-Ausgabe 13/2015 größeren Umfang zulegen und zusätzliche Investi- dargestellt, dürfte sich die Inflationsrate von etwa tionsausgaben nach sich ziehen. Insgesamt sind die 0,2 % im Jahresdurchschnitt 2015 auf rund 1 % in Chancen auf ein stärkeres Wachstum und die Risi- 2016 erhöhen. Treibender Faktor für den Anstieg ken einer ungünstigeren Entwicklung derzeit in der Gesamtrate dürften die Energiepreise sein, de- etwa als ausgeglichen anzusehen. ren entlastende Wirkung allmählich schwächer wird. Prognoserisiken vor allem vom internationalen Umfeld Das hier skizzierte Konjunkturszenario ist mit hohen Unsicherheiten behaftet. Die Risiken einer ungünstigeren Entwicklung gehen dabei vor allem von den globalen Rahmenbedingungen aus. Vo- Autor: raussetzung für das unterstellte weltwirtschaftliche Dr. Gerit Vogt Wachstum ist, dass die sich abzeichnende geldpoli- Mail: [email protected] 6 Geldmenge Kreditvergabe zieht an Beiträge zum M3-Wachstum in Prozentpunkten, saisonbereinigt Die Kreditvergabe der Banken an den Privaten Sek- 10,0 tor hat im Oktober sichtbar angezogen. Insbesondere die Vergabe von Darlehen an nichtfinanzielle Unternehmen legte im vergangenen Monat deut- 5,0 lich zu. Auf Monatssicht verzeichnete sie einen Anstieg in Höhe von 15 Mrd. Euro. Die Jahreswachs- 0,0 tumsrate der Unternehmenskredite lag bei 0,5 % und damit so hoch wie seit Januar 2012 nicht mehr. Im September war die Kreditvergabe an Unternehmen aber noch im Monatsvergleich um 15 Mrd. Euro zurückgegangen. Die Kreditvergabe an die privaten Haushalte war im Oktober um 9 Mrd. Euro gestiegen. Im September hatte sie bei 11 Mrd. Euro gelegen. Nach den Zahlen der Euro- -5,0 01/13 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Marktfähige Finanzinstrumente (M3-M2) Termin- und Spareinlagen (M2-M1) Bargeld und Sichteinlagen (M1) M3 insgesamt Kredite an Privatsektor Quelle: Thomson Reuters Datastream, BVR päischen Zentralbank (EZB) notierten die Kredite an Unternehmen und private Haushalte im Okto- EZB lockert erneut Geldpolitik ber um 0,9 % über ihrem Vorjahresniveau. Die EZB hat ihren expansiven Kurs trotz aller BeGeldmengenwachstum legt zu denken über steigende Risiken für die Finanzstabilität noch einmal verschärft. Der Rat der EZB be- Das Wachstum des breit abgegrenzten Geldmen- schloss auf seiner Sitzung am 3. Dezember eine Er- genaggregats M3 lag im Oktober saisonbereinigt höhung des Strafzinses auf Einlagen der Geschäfts- bei 5,3 %. Die Jahreswachstumsrate fiel damit um banken bei der EZB. Der Einlagezins, d. h. der Zins 0,4 Prozentpunkte höher aus als im September. für Übernachteinlagen der Geschäftsbanken bei Stärkster Wachstumstreiber war mit 6,7 Prozent- der EZB, sank von -0,2 auf -0,3 %. Den Hauptrefi- punkten erneut die besonders liquide Geldmenge nanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungs- M1. Ihr Wachstumsbeitrag hatte im September mit satz beließ der Rat hingegen bei 0,05 bzw. 0,3 %. 6,6 Prozentpunkten ähnlich hoch gelegen. Der Bei- Darüber hinaus verlängerten die europäischen No- trag der Termin- und Spareinlagen lag bei -1,6 Pro- tenbanker den Zeitraum des aktuellen Anleihe- zentpunkten und damit etwas höher als im Vor- kaufprogramms (APP). Der EZB-Rat legte dabei monat. Der Wachstumsbeitrag der marktfähigen fest, dass die EZB bis März 2017 monatlich Wertpa- Finanzinstrumente fiel im Oktober mit 0,2 Prozent- piere im Wert von unverändert 60 Mrd. Euro auf- punkten positiv aus. kaufen wird. Die Einnahmen aus dem Wertpapier- 7 Geldpolitik und Geldmarkt aufkaufprogramm sollen dabei reinvestiert wer- zulegen. Die Projektionen zur Inflationsrate wur- den. Die Aufkäufe von Wertpapieren der öffentli- den hingegen leicht nach unten korrigiert. Die EZB- chen Hand werden zudem auf Anleihen regionaler Volkswirte rechnen nun für 2016 mit einer Teue- Gebietskörperschaften im Euroraum, wie z. B. rungsrate von 1,0 % und für 2017 von 1,6 %. Kommunalanleihen, ausgeweitet. Ihre geldpolitischen Tendergeschäfte wird die EZB zum Festzins BVR Zins-Tacho: Inflationsdruck moderat bei Vollzuteilung bis Ende 2017 fortsetzen. Der EZB-Rat begründete seine Entscheidung mit der Nach den Zahlen des BVR Zins-Tachos herrscht im immer noch ausgesprochen niedrigen Inflation im Euroraum aktuell ein moderater Inflationsdruck europäischen Währungsraum. Die anhaltend gerin- vor. Das Barometer zur Messung des mittelfristigen gen Teuerungsraten im Euroraum sind nach An- Inflationsdrucks im Währungsraum verzeichnete sicht des EZB-Präsidenten Mario Draghi ein Hinweis zuletzt einen leichten Anstieg um 1 auf 50 Punkte auf eine ernstzunehmende wirtschaftliche Unter- im Dezember. Ende Oktober hatte es noch bei auslastung der Euro-Wirtschaft. Konjunkturelle Ab- 49 Zählern gelegen. Im Vergleich zum Vorjahr wärtsrisiken für die Euro-Wirtschaft gehen dabei verzeichnet der Tacho einen Anstieg in Höhe von weiterhin vom unsicheren Wachstumspfad der glo- 5,2 Punkten. Angesichts der besseren konjunkturel- balen Wirtschaft aus. Die Wirtschaftsprojektionen len Lage im Euroraum ist die Konjunktur laut Tacho der EZB blieben gegenüber September weitestge- aktuell die stärkste preistreibende Kraft im Wäh- hend unverändert. So werde die Euro-Wirtschaft rungsraum. im Jahr 2016 um 1,7 % und im Jahr 2017 um 1,9 % BVR Zins-Tacho 20 50 60 30 40 70 80 90 100 10 0 Okt 15 49 58 Nov 15 50 58 Dez 15 50 58 Preise/Kosten (40 %) 37 39 39 Liquidität (10 %) 48 48 46 BVR Zins-Tacho Konjunktur (50 %) 75 5,00 70 4,50 65 4,00 60 3,50 55 3,00 50 2,50 45 2,00 40 1,50 35 1,00 30 0,50 25 0,00 99 01 03 05 BVR Zins-Tacho 07 09 11 13 15 EZB-Leitzins in % (rechte Skala) Der BVR Zins-Tacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007 8 Geldpolitik und Geldmarkt EZB und Ölpreis treiben Zinsen Notenbankzinsen international in % Die Zinsen auf dem europäischen Geldmarkt wa- 0,50 ren im Dezember zwei starken Einflüssen ausgesetzt. In der ersten Dezemberwoche zeigten sich Händler und Investoren über die geldpolitische USA* 0,25 Japan** Entscheidung der EZB enttäuscht. Viele waren im Vorfeld der EZB-Ratssitzung von einer deutlich in- Eurozone 0,00 D J F M A M J J A S O N D tensiveren Lockerung der europäischen Geldpolitik ausgegangen. Es kam zu einer Neubewertung der europäischen Geldpolitik, in deren Folge die Zinsen *Die Federal Reserve hat seit 16.12.2008 einen Zielbereich von 0-0,25 % für die Federal Funds Target Rate festgesetzt. **Die Bank of Japan hat seit 19.12.2008 ein Tagesgeld-Zielbereich von rund 0,1 % festgesetzt. deutlich zulegten. In der zweiten Dezemberwoche dreht sich die Stimmungslage hingegen wieder. Vor dem Hintergrund der Entscheidung der OPEC- Wichtige Zinsen im Euroraum Zinssätze in % Staaten, ihre Produktionsmenge nicht zu beschrän- 0,5 ken, gingen die Geldmarktzinsen wieder in den Spitzenrefinanzierungssatz Sinkflug über. Bei kürzeren Laufzeiten fiel der Zins- Tagesgeld (EONIA) Hauptrefinanzierungssatz rückgang stärker aus. Trotz der rückläufigen Fördermengen in den USA das Angebot an Öl bis vo- 0,0 raussichtlich Ende 2016 zulegen. Die Preise für Öl Einlagenfazilität werden daher weiter niedrig bleiben und die Inflation in den Industrienationen anhaltend belasten. -0,5 D Angesichts anhaltend rückläufiger Energiepreise J F M A M J J A S O N D könnte die Geldpolitik im Währungsraum im kommenden Jahr expansiver ausfallen als im Nachgang zur geldpolitischen Sitzung des EZB-Rates vom 3. Dezember erwartet worden war. Der 3-Monats- Geld- und Kapitalmarkt Zinssätze in % 1,0 Euribor fiel bis Mitte Dezember um 1 Basispunkt auf -0,13 %. Der Zins für Jahresgelder lag hingegen Umlaufsrendite 0,5 2 Basispunkte über seinem Vormonatsultimo bei 0,06 %. Der Tagesgeldsatz notierte zur Monatsmitte niedriger bei rund -0,19 %, was dem niedri- EZB-Hauptrefinanzierungssatz 0,0 3-Monatsgeld geren Einlagezins geschuldet ist. -0,5 D J F M A M J J A S O N D Quelle: Thomson Reuters Datastream 9 Rentenmarkt Renditeanstieg bei Staatsanleihen Zinsstruktur am Rentenmarkt Spread Bundesanleihen mit Restlaufzeiten 10/1 Jahr, in % Die enttäuschten geldpolitischen Erwartungen der 1,50 Investoren drückten in der ersten Dezemberhälfte den Rentenmärkten ihren Stempel auf. Nachdem für viele Anleger das vorweihnachtliche „Geschenk“ 1,25 1,00 von Seiten der EZB deutlich kleiner ausgefallen war als erwartet, zeigte sich die Mehrheit der Investoren enttäuscht. Die Nachfrage nach Staatspapieren aus dem Euroraum ging im Zuge dessen deutlich zurück. Die Anleiherenditen im Euroraum zogen 0,75 0,50 0,25 D J F M A M J J A S O N D daraufhin kräftig an. In der zweiten Dezemberwoche kam es im Zuge Bedeutende Benchmarkanleihen Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit sinkender Ölpreise zu einer Gegenbewegung an 3,0 den Rentenmärkten. Die erdölfördernden Staaten der OPEC hatten beschlossen, die Förderung von Öl nicht zu begrenzen. Der Preis für ein Barrel Öl USA 2,0 der Sorte Brent fiel auf unter 25 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit über sieben Jahren. Deutschland 1,0 Viele Anleger werteten dies als einen Vorboten einer schwachen Weltkonjunktur und eines noch län- Japan 0,0 D ger anhaltenden niedrigen Inflationsdrucks. In solch J F M A M J J A S O N D einer Gemengelage dürfte auch die Geldpolitik dies- wie jenseits des Atlantiks auf Jahressicht expansiver ausfallen als bislang angenommen. Zur Monatsmitte lag die Rendite zehnjähriger Bundes- Ausgewählte Staatsanleihen des Euroraums Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit 3,0 anleihen bei 0,56 %. Das waren 9 Basispunkte mehr als zum Vormonatsultimo. Die Umlaufsrendite pen- Italien 2,0 delte sich zum gleichen Zeitpunkt bei 0,40 % und lag damit 8 Basispunkte über ihrem Vormonatswert. Die Renditen von zehnjährigen US-Staats- Spanien 1,0 anleihen stiegen auf Monatssicht um 2 Basispunkte auf 2,23 %. Frankreich 0,0 D J F M A M J J Quelle: Thomson Reuters Datastream 10 A S O N D Devisenmarkt Euro legt zu Euro-Wechselkurs (I) Ausländerwährung pro Euro Der Euro hat von der hinter den Erwartungen lie- 1,6 160 genden geldpolitischen Entscheidung der EZB profitieren können. Im Anschluss an die geldpolitische Sitzung des EZB-Rates setzte der Euro-Dollar Kurs 1,4 150 US-Dollar 1,2 140 zu einem kleinen Höhenflug an. Innerhalb weniger Stunden machte der Euro knapp 3 US-Cent gegenüber dem US-Dollar gut. Grund waren die enttäuschten Erwartungen der Händler. Viele waren von einer deutlich schärferen Lockerung der EZB- 1,0 130 0,8 Japanischer Yen (rechte Skala) 0,6 120 D J F M A M J J A S O N D Geldpolitik ausgegangen. Die erwartete Lockerung war schon vor der EZB-Ratssitzung voll im Außenwert des Euro eingepreist. Euro-Wechselkurs (II) Auslandswährung pro Euro 1,4 In der zweiten Dezemberwoche tendierte der Euro-Dollar Kurs seitwärts. Selbst gute Konjunktur- 1,2 Schweizer Franken daten konnten sich kaum durchsetzen. Auch der Ölpreisverfall konnte den Euro-Dollar Kurs nicht nachhaltig belasten. Grund war, dass sich viele Händler angesichts der anstehenden zweitägigen geldpolitischen Sitzung des Offenmarktausschusses 1,0 Britisches Pfund 0,8 0,6 D der Federal Reserve am 15. und 16. Dezember an J F M A M J J A S O N D den Devisenmärkten zurückhielten. Die Mehrzahl der Händler und Investoren rechnet damit, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen leicht anheben wird. Der Euro-Dollar Kurs lag Mitte des Monats bei rund 1,10 US-Dollar und damit 4 US-Cent höher als zum Vormonatsultimo. Effektiver Wechselkurs des Euro* in EUR, Quartal 1, 1999 = 100 105 100 95 90 85 N D J F M A M J J A S O N *Nominale Wertentwicklung des Euro gegenüber den 19 wichtigsten Handelspartnern des Euroraums. Eine Bewegung nach oben entspricht einer Aufwertung des Euro Quelle: Thomson Reuters Datastream 11 Aktienmarkt Aktienmärkte im Minus Deutscher Aktienmarkt Dax, 40-/200-Tagesschnitt Die Jahresendrallye an den Aktienmärkten dürfte 13.000 dieses Jahr ausbleiben. Aktien waren in der ersten Dezemberhälfte kaum gefragt. DAX und Dow Jones vermeldeten deutliche Kursrückgänge in den 12.000 11.000 ersten zwei Wochen des Monats. Zum einen reagierten die Investoren verschnupft auf die geldpolitische Entscheidung der EZB. Die EZB hatte die hohen und wohl auch überzogenen Erwartungen an den Finanzmärkten nicht erfüllen können. Die 10.000 9.000 8.000 D J F M A M J J A S O N D J A S O J A S O N D Mehrheit der Anleger und Investoren war von einer deutlich stärkeren geldpolitischen Lockerung ausgegangen. Insbesondere der DAX gab darauf- Aktien im Euroraum Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt hin einen Teil seiner Gewinne aus dem November 4.000 wieder ab. 3.800 In der zweiten Dezemberwoche belasteten dann der scharfe Rückgang der Ölpreise sowie der Kurs- 3.600 3.400 rutsch der chinesischen Währung Yuan die Aktien- 3.200 kurse dies- wie jenseits des Atlantiks. Viele Anleger 3.000 zeigten sich verunsichert über die weitere Entwick- 2.800 D lung der Weltwirtschaft. Viele fürchteten eine in- J F M A M J N D tensivere Wachstumsdelle in China. Die Sorgen um die globale Konjunktur erhielten angesichts der anstehenden Zinswende in den USA eine besondere Aktienmarkt USA Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt Brisanz. Ein Großteil der Investoren fürchtet die ne- 18.500 gativen Folgen eines restriktiveren Kurses der welt- 18.000 weit wichtigen US-Geldpolitik für die leicht schwä- 17.500 chelnde Weltwirtschaft. Im Vergleich zum Vormo- 17.000 natsultimo verlor der DAX -10,9 % auf bei 10.140 Punkten. Der US-Leitindex gab ebenfalls nach. Er 16.500 fiel im gleichen Zeitraum um -2,0 % und lag am 16.000 14. Dezember bei 17.369 Punkten. 15.500 D J F M A M J Quelle: Thomson Reuters Datastream 12 Eurokonjunktur Angaben zum BIP-Wachstum bekräftigt Dies legt zumindest der Wirtschaftsklimaindex nahe, der sich nach wie vor auf einem überdurch- Vom europäischen Statistikamt Eurostat wurden schnittlich hohen Stand befindet. Für das gesamte zwischenzeitlich die ersten Schätzungen zur ge- Jahr 2015 ist ein Anstieg des preisbereinigten Euro- samtwirtschaftlichen Entwicklung im dritten Quar- raum-BIP um etwa 1,5 % zu erwarten. tal bestätigt. Gemäß den amtlichen Daten ist das preis- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt Stabile Wirtschaftsstimmung (BIP) des Euroraums gegenüber dem zweiten Quartal um 0,3 % gestiegen. Maßgeblich für den Das Wirtschaftsklima im Euroraum hat sich zuletzt BIP-Zuwachs waren die privaten und staatlichen nicht verändert. Der von der EU-Kommission an- Konsumausgaben, die um 0,4 % bzw. 0,6 % zuleg- hand einer regelmäßigen Umfrage unter Verbrau- ten. Die Bruttoinvestitionen stagnierten hingegen chern und Unternehmen ermittelte Wirtschafts- und auch vom Außenhandel gingen rechnerisch klimaindex verharrte im November auf seinem keine Wachstumsimpulse aus. Im Gegenteil: da die Vormonatsniveau von 106,1 Punkten. In den ein- Exporte (+0,2 %) weniger stark ausgeweitet wur- zelnen Wirtschaftsbereichen zeigten sich allerdings den als die Importe (+0,9 %) hat der grenzüber- erneut unterschiedliche Trends. Auf der einen Seite schreitende Handel insgesamt den BIP-Anstieg um hat sich die Stimmung bei den Verbrauchern sowie 0,3 Prozentpunkte vermindert. bei den Dienstleistungs- und Bauunternehmen verbessert. Andererseits ist in der Industrie und im Im zu Ende gehenden vierten Quartal dürfte sich Handel eine Klimaeintrübung zu verzeichnen. das Wirtschaftswachstum im Euroraum fortsetzen. 10 100 0 90 -10 80 -20 70 -30 60 -40 Einzelhandel2 Bau2 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 110 Verbraucher2 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 20 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 120 Dienstleister2 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Industrie2 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Gesamt1 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Wirtschaftsklima im Euroraum 1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen, 20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen 2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten) Quelle: Thomson Reuters Datastream 13 Eurokonjunktur Deutlicher Produktionszuwachs Aufträge und Produktion Euroraum, saisonbereinigt Die Industriebetriebe des Euroraums haben ihre 120 20 Erzeugung im Oktober merklich ausgeweitet. Im Vormonatsvergleich ist die Produktion saisonbereinigt um 0,6 % gestiegen. Zuvor, im August und 0 Aufträge (rechte Skala)* 110 -20 September, hatte der Ausstoß noch mit Verlaufsraten von -0,4 % bzw. -0,3 % nachgegeben. Für die -40 100 Produktion -60 nächsten Monate zeichnet sich eine weitere Belebung ab. Dies lässt zumindest der Order-Indikator erwarten. Der Indikator ist im November zwar um 1,8 Punkte gesunken. Er befindet sich aber weiterhin über seinem Vorjahresstand. Unverändert niedrige Inflationsrate Im November ist die Inflationsrate des Euroraums, 90 07/13 01/15 07/15 Verbraucher- und Erzeugerpreise Euroraum, in % gg. Vorjahr 3,0 2,0 1,0 nisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), gegenüber 0,0 Die Gesamtentwicklung wird weiterhin vor allem 07/14 *Order-Indikator der EU-Kommission gemessen an den ersten Schätzungen zum Harmodem Vormonat unverändert bei 0,1 % geblieben. -80 01/14 4,0 2,0 Verbraucherpreise Kerninflation* 0,0 -2,0 -1,0 durch die Energiepreise gedämpft. Zur Entwick- Erzeugerpreise (rechte Skala) -2,0 07/13 01/14 07/14 01/15 lung der Erzeugerpreise sind für November noch *ohne Energie und unbearbeitete Lebensmittel -4,0 07/15 keine Angaben verfügbar. Im Oktober war der Erzeugerpreisindex mit einer Jahresrate von 3,1 % gesunken. Arbeitslosenquote Euroraum, saisonbereinigt 13,0 Arbeitslosenquote gibt erneut nach 12,0 Am Arbeitsmarkt hat sich Lage weiter aufgehellt. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist im Ok- 11,0 tober gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 10,7 % zurückgegangen. 10,0 07/13 01/14 07/14 01/15 Quelle: Thomson Reuters Datastream 14 07/15 Deutsche Konjunktur Prognosen lassen Fortsetzung des 2,2 % rechnen. Grundlage für diesen Prognose- Aufschwungs erwarten wert ist die Erwartung, dass sich das sich sowohl das Außenhandelsgeschäft als auch die Investiti- In den zurückliegenden Wochen haben viele Insti- onskonjunktur in Deutschland merklich beleben tutionen eine Aktualisierung ihrer Wachstumsein- werden. Deutlich zurückhaltender sind die Ökono- schätzung für Deutschland vorgenommen. Die men des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Prognosewerte für das laufende Jahr wurden da- die für das kommende Jahr ein Wirtschaftswachs- bei tendenziell nach unten korrigiert. So vermin- tum von 1,5 % prognostizieren. Im aktuellen Prog- derte neben dem BVR beispielswiese auch das nosespektrum befindet sich der BVR auf der vor- Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsfor- sichtigen Seite. schung (RWI) seinen Prognosewert für den AnIndustrie nimmt an Fahrt auf stieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber der Sommerprognose leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 1,7 %. Die deutsche Industrie scheint allmählich die Schwächephase vom Sommer zu überwinden. Im Bezüglich des BIP-Wachstums in 2016 gehen die Oktober konnten die Industriebetriebe ihre Pro- Wachstumseinschätzungen der Fachleute teilweise duktion erhöhen und zudem mehr Aufträge ein- beträchtlich auseinander. Am oberen Rand des fahren. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, Prognosespektrums liegen derzeit die Experten ist die Industrieproduktion gegenüber dem Vor- des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), die in ihrem monat preis-, kalender- und saisonbereinigt um jüngsten Ausblick mit einem BIP-Zuwachs um 0,7 % gestiegen. Zuvor, im September, hatte sie Konjunktur 2016 - Prognosen für Deutschland preisbereinigt, Jahreswachstumsrate des BIP in % Bbk DIW 2,5 GD IfW IfW 2,0 DIW OECD RWI HWWI; IWH IMK GD; REG IMF 1,5 OECD KOM Bbk, RWI SVR ifo HWWI BVR 1,0 Okt 15 Nov 15 IfW IMF IMK IW IWH KOM OECD IW Sep 15 HWWI ifo Dez 15 REG RWI SVR - Deutsche Bundesbank - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin - Gemeinschaftsdiagnose (Frühjahrs- bzw. Herbstprognose) - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut - Institut für Wirtschaftsforschung, München - Institut für Weltwirtschaft, Kiel - Internationaler Währungsfonds - Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Düsseldorf - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle - Europäische Kommission - Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - Bundesregierung - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen - Sachverständigenrat Quelle: BVR 15 Deutsche Konjunktur noch um 1,1 % nachgegeben und auch im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich Juli/August gegenüber September/Oktober war Produktion 2010=100, preis- und saisonbereinigt 120 ein Rückgang zu verzeichnen (-1,0 %). Der AufIndustrie tragseingang ist im November mit einer Verlaufsrate von 1,8 % gestiegen, nachdem er im Oktober 110 noch um 0,7 % gesunken war. Für den Auftragszuwachs waren vor allem die Bestellungen aus Baugewerbe 100 den Partnerländern des Euroraums verantwortlich, die sich um 2,4 % erhöhten. Die Nachfrage aus dem Inland (+1,7 %) und aus den Ländern außer- 90 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 halb des Euroraums (+1,4 %) legte hingegen weniger deutlich zu. Für die nächsten Monate lassen wichtige Stimmungsindikatoren wie der ifo Ge- Aufträge 2010=100, preis- und saisonbereinigt schäftsklimaindex eine weitere Belebung der In- 130 dustriekonjunktur erwarten. 120 Aufträge aus dem Ausland Schwache Außenhandelszahlen 110 Im Oktober hat der grenzüberschreitende Handel der deutschen Wirtschaft weiter an Schwung verloren. Zwar sind die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,3 % gestiegen. Im Vergleich 100 Aufträge aus dem Inland 90 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 01/15 07/15 zum Vormonat war saison- und kalenderbereinigt jedoch ein Rückgang um 1,2 % zu verzeichnen. Bei den Einfuhren zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Ausfuhren. Sie sind binnen Jahresfrist um 3,0 % gestiegen; im Vormonatsvergleich aber um 3,4 % gesunken. Nach dem verhaltenen dritten Quartal zeichnet sich somit auch für das Jahres- Außenhandel in Mrd. Euro, saisonbereinigt 110 100 Ausfuhren 90 endquartal eine schwächere Entwicklung des Außenhandels ab. Das Exportgeschäft wird derzeit 80 Einfuhren vor allem durch die rückläufige Nachfrage aus den Schwellenländern gedämpft. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Ausfuhren in 70 07/13 01/14 07/14 Quelle: Thomson Reuters Datastream 16 Deutsche Konjunktur die Länder außerhalb der EU im Oktober mit einer Jahresrate von 0,9 % zurückgegangen sind. Die Ausfuhren in die EU-Partnerländer legten hinge- Wirtschaftliche Einschätzung saisonbereinigt 80 120 zung der konjunkturellen Erholung in Europa 60 115 schließen lässt. 40 110 gen merklich zu (+6,4 %), was auf eine Fortset- ifo Geschäftsklimaindex* 20 Stimmungsindikatoren zeigen nach oben 105 0 100 ZEW-Konjunkturerwartungen Die wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands wurden von Finanzmarktexperten jüngst erneut optimistischer beurteilt. Wie heute Vormittag bekannt wurde sind die ZEW-Konjunkturerwartungen im Dezember gegenüber dem Vormonat -20 07/13 dem sie bereits im November merklich zugelegt 4 teilnehmern insgesamt günstiger bewertet. Der entsprechende ZEW-Lageindikator legte allerdings nur geringfügig um 0,6 Punkte auf 55,0 Punkte 01/15 07/15 Verbraucher- und Erzeugerpreise gg. Vorjahr in % 5 wurde auch die aktuelle Lage von den Umfrage- 07/14 *rechte Skala, 2010=100 um 5,7 Punkte auf 16,1 Punkte gestiegen, nachhatten. Neben den Konjunkturerwartungen 95 01/14 4 2 Erzeugerpreise (rechte Skala) 0 3 -2 Kerninflation* 2 -4 1 -6 Verbraucherpreise 0 -8 zu. Für den ifo Geschäftsklimaindex liegen im De- -1 07/13 -10 zember noch keine Angaben vor. Der Geschäfts- *ohne Energie und Lebensmittel 01/14 07/14 01/15 07/15 klimaindex war im November um 0,8 Punkte auf 109,0 Punkte gestiegen. Insgesamt lassen die jüngsten Umfrageergebnisse erkennen, dass die Insolvenzen Monatliche Fallzahlen wirtschaftliche Grundtendenz in Deutschland wei- 12.000 terhin aufwärtsgerichtet ist. 10.000 Verbraucher 8.000 Leichter Anstieg der Verbraucherpreise In Deutschland hat sich der allgemeine Preisauftrieb im November geringfügig erhöht. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist gegenüber dem Vor- 6.000 4.000 Unternehmen 2.000 0 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Quelle: Thomson Reuters Datastream 17 Deutsche Konjunktur jahresmonat um 0,4 % gestiegen. Zuvor, im Oktober, hatten die Verbraucherpreise noch mit einer Jahresrate von 0,3 % zugelegt. Zum Anstieg der Erwerbstätige u. Arbeitslosenquote in Tsd., saisonbereinigt 7,5 43.300 Inflationsrate trugen in erster Linie die Energie- 43.100 preise bei, die im November weniger stark nachgaben als zuvor (-7,5 % gegenüber -8,6 %). Zudem Erwerbstätige* 7,0 42.900 42.700 wirkten sich die stärkeren Preisanhebungen bei Nahrungsmitteln erhöhend auf die Gesamtrate 6,5 42.500 Arbeitslosenquote aus (+2,3 % gegenüber +1,6 %). Bezüglich der Erzeugerpreise sind für November noch keine Daten verfügbar. Im Oktober waren die Erzeugerpreise um 2,3 % gesunken. Insolvenzzahl stark rückläufig 42.300 6,0 07/13 42.100 01/14 07/14 01/15 07/15 *rechte Skala Quelle: Thomson Reuters Datastream Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Anzahl der arbeitslosen Menschen von Oktober auf Novem- Die Abwärtsbewegung in den amtlichen Monats- ber um 16.000 auf 2,633 Mio. gesunken. In saison- daten zum Insolvenzgeschehen in Deutschland bereinigter Rechnung ging die Arbeitslosenzahl dauert an. Wie das Statistische Bundesamt mit- um 13.000 Personen zurück. Die saisonbereinigte teilte wurden von den Amtsgerichten im Septem- Arbeitslosenquote verminderte sich im Vormo- ber 1.841 Unternehmens- und 6.476 Verbrau- natsvergleich um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 %. cherinsolvenzen gemeldet. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat gab die Anzahl der Die insgesamt günstige Arbeitsmarktlage zeigt Firmenpleiten um deutliche 10,4 % nach. Die Zahl sich auch in den aktuellen Monatsdaten zur Er- der Verbraucherinsolvenzen ist mit einer Jahres- werbstätigkeit und zur sozialversicherungspflichti- rate von 5,6 % demgegenüber weniger kräftig gen Beschäftigung. So ist die saisonbereinigte Er- gesunken. Im längerfristigen Zeitraum der Monate werbstätigenzahl im Oktober gegenüber dem Januar bis September sind die Verbraucherinsol- Vormonat um 27.000 Menschen gestiegen. Die venzen (-8,2 %) allerdings stärker zurückgegangen saisonbereinigte Beschäftigtenzahl nahm zuletzt, als die Unternehmensinsolvenzen (-4,4 %). im September, sogar um 60.000 Personen zu. In naher Zukunft ist mit einer Fortsetzung des Stel- Arbeitsmarktentwicklung noch immer gut lenaufbaus zu rechnen. Dies legt zumindest die Zahl der von der BA erfassten offenen Stellen Zum Jahresende 2015 befindet sich der deutsche nahe, die im November gegenüber dem Vormo- Arbeitsmarkt nach wie vor in einer soliden Grund- nat saisonbereinigt um 11.000 stieg. verfassung. Gemäß den jüngsten Angaben der 18
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