2.Brief an SommarugaNov15

Roland W. Widmer
Hohle Gasse 8a
8154 Oberglatt
079 208 21 68
14. November 2015
Frau Simonetta Sommaruga
Persönlich
Bundespräsidentin Schweiz
Bundeshaus
CH 3003 Bern
Betrifft: Ausschaffung Tschetschenienfamilie im Kanton Zürich
Sehr geehrte Frau Sommaruga
Herzlichen Dank für ihr Schreiben an meine Wenigkeit. Habe auch den Brief an Frau Isabelle
Blümlein durchgelesen.
Mir ist bekannt, dass eine Beschwerde der Familie M am Bundesverwaltungsgericht zur
Neubeurteilung liegt. Ich teile mit Ihnen auch die Anerkennung der Gewaltentrennung.
Sollte das Verwaltungsgericht alle Informationen wieder über das SEM einholen, so hätte ich kein
Respekt gegenüber diesem Gericht. Nehmen wir jetzt an, es ist nicht so.
Es ist mir ein Rätsel, wie die Behörden, notabene das SEM, darauf kommt, dass sich die Situation
in Tschetschenien weiterhin beruhig haben soll. Amnesty International hat erst letzten Samstag
bei einer Tagung in Bern gesagt, dass sich in Tschetschenien gar nichts geändert habe und
immer noch sehr brutal vorgegangen wird.
Mich und auch Mitunterzeichner der Petition würde es schon interessieren, auf Grund welcher
Informationen das SEM zu seiner (Neu-)Einschätzung zu Tschetschenien kommt. Lehnt das
Staatssekretariat jegliche Berichte von Menschenrechtsorganisationen (wie Amnesty International
oder auch die Schweizerische Flüchtlingshilfe) ab? Wie kommt es dann zu dieser
haarsträubender Einschätzung?
Frau Sommaruga, es kann nicht sein, dass Kinder nach 4 Jahren jäh aus ihrem sozialen Netz
gerissen werden und in eine Kultur verpflanzt werden, die sie nicht kennen und die nichts mit ihrer
jetzigen Heimat, der Schweiz, zu tun hat, und in der der Vater bedroht und verfolgt wird.
Frau Sommaruga, sie haben die Macht, zusammen mit dem SEM und ungeachtet des Entscheids
des BVGs (eben wegen der Gewaltentrennung) den Fall neu zu beurteilen und positiv zu
entscheiden. Als Präjudiz könnte diese Entscheidung nicht taxiert werden oder ganz einfach
in dubio pro reo..
Frau Sommaruga, sind wir als Schweizer schon so weit, Kinder wie auch anständige Flüchtlinge
wie Schwerverbrecher zu behandeln und zu Traumatisieren.
Für mich als normal denkender Schweizer ist es dringend nötig, dass das SEM das Land
Tschetschenien -welches vom Gewaltherrscher Kadyrow brutal regiert wird- neu zu Beurteilen. In
der Beilage sende ich ihnen nochmals den Amnesty International und neu den Bericht von
Jackson Diehl von der Washington Post. Meiner Meinung nach ist Jackson Diehl ein
hervorragender Journalist.
Ich erlaube mir nochmals, gegen den brutalen Ausweisungsversuch der Familie M bei ihnen zu
protestieren. Ich ärgere mich als Schweizer über diesen vermutlich illegalen unmenschlichen
Ausweisungsversuch. Schande!!
Gerne erwarte ich - trotz Ihres enormen Arbeitseinsatzes- eine Antwort.
Herzlich grüsst Sie
Roland W. Widmer
Kopie an: Mario Gattiker und Barbara Büschi ,
Staatssekretariat für Migration
Isabelle Blümlein www.hierzuhause.ch
Beilagen erwähnt