Pressekonferenz Kein Platz in der Herberge?

Pressekonferenz
Kein Platz in der Herberge?
Obdachlosigkeit erfolgreich verhindern
Consozial 2015
Donnerstag, 22. Oktober 2015, 11.00 Uhr
Statement Dr. Tobias Mähner, 2. Vorstand der Diakonie Bayern
Anrede,
wenn man eine Studie vorstellt, dann geht es meistens um
Zahlen, und da will ich Sie heute auch nicht enttäuschen. Zu
Beginn also einige Zahlen:
335.000 Menschen waren laut der Bundesarbeitsgemeinschaft
Wohnungslosigkeit
im
Jahr
2014
ohne
Wohnung.
Eine
Steigerung von 18 Prozent im Vergleich zum Jahr 2012. Vom
Verlust ihrer Wohnung bedroht waren ca. 172.000 Haushalte,
über 30.000 mehr als noch im Jahr 2012. In ca. 50 % der Fälle
konnte die Wohnung durch präventive Maßnahmen erhalten
werden. Doch insgesamt gab es im Jahr 2014 bundesweit
86.000 neue Wohnungsverluste in 2014.
Die Gründe dafür sind vielfältig, einer davon ist der seit langem
stagnierende soziale Wohnungsbau: In Bayern hat sich laut dem
Verband
der
bayerischen
Wohnungsunternehmen
der
Sozialwohnungsbestand nahezu halbiert: Von 250 000 im Jahr
1999 auf nur noch 130 000 im Jahr 2014. Gleichzeitig wächst
insbesondere in den Ballungsräumen der der Druck auf den
Wohnungsmarkt;
der
verstärkte
Zuzug
von
Flüchtlingen
verschärft die Situation noch zusätzlich.
Aus diesem Grund ist die Bereitstellung von 500 Millionen Euro
für den Sozialen Wohnungsbau durch den Bund, wie in der
vergangenen Woche von der Bundesregierung beschlossen, ein
Schritt in die richtige Richtung. Verglichen mit den ca. 700
Millionen Euro, die die Stadt Wien im Jahr 2015 in den Sozialen
Wohnungsbau investiert, nimmt sich dieser Betrag jedoch eher
bescheiden an.
Darüber hinaus ist festzuhalten: Die angespannte Situation auf
dem
Wohnungsmarkt
durch
die
Flüchtlingszahlen der vergangenen Monate verursacht.
Die
Flüchtlinge
verschärfen
wird
nicht
vielmehr
alleine
einen
ohnehin
schon
schwierigen Markt.
Wie die Bayerische Diakonie bereits im Februar 2015 auf ihrer
Jahrespressekonferenz deutlich gemacht hat,
hätte
schon
deutlich früher wieder mehr Geld in den Sozialen Wohnungsbau
investiert werden müssen.
Die stetige Verteuerung der Baukosten oder der Wegfall von
Steuererleichterungen für Bauherrn (degressive Abschreibung)
haben zu dem Umstand geführt, dass der soziale Wohnungsbau
für private Investoren unattraktiv geworden ist.
Aktuell sind es im Wesentlichen alleine die
kommunale oder
kirchliche Wohnungsbauunternehmen, die auf dem Feld des
sozialen Wohnungsbaus aktiv sind.
Um
zumindest
mittelfristig
eine
Entspannung
auf
dem
Wohnungsmarkt herbeiführen zu können muss aus Sicht der
Bayerischen Diakonie - neben der Frage, wie wir in möglichst
kurzer Zeit einen möglichst großen Bestand an Wohnraum für
die bedürftigen Personengruppen in unserem Land schaffen - ein
weiteres Handlungsfeld in den Blick genommen werden:
Die Verhinderung von Wohnungslosigkeit.
Es
war
vor
diesem
Hintergrund
Präventionsarbeit, die in acht
naheliegend,
die
Fachstellen der Diakonie
bayernweit geleistet wird, eingehender zu analysieren und auf
ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen.
Auf Initiative und Betreiben des diakonischen Fachverbandes
Evangelische Wohnungslosen und Straffälligenhilfe
konnte
hierfür mit der Evangelischen Fachhochschule ein kompetenter
Partner gewonnen werden. Die Ergebnisse der Studie zeigen
deutlich:
Der
Einsatz
für
die
Verhinderung
von
Wohnungslosigkeit lohnt sich. Und zwar nicht nur für die
Menschen, sondern auch für die Kommunen. Wir können
nachweisen, dass er sich auf Euro und Cent rechnet.
Dieser Nachweis ist unseres Erachtens umso wichtiger, weil die
Arbeit auch in Zukunft immer wichtiger sein wird: Die
Bundesarbeitsgemeinschaft
perspektivisch
mit
Wohnungslosigkeit
einem
weiteren
Anstieg
rechnet
der
Wohnungslosigkeit – auf mehr als eine halbe Millionen
Menschen im Jahr 2018.
Dass
die
angestellte
Kosten/Nutzen-Rechnung
unserer
diakonischen Arbeit der Studie zufolge so positivausfällt, freut
uns sehr; es hat uns ehrlich gesagt sogar selbst ein wenig
überrascht.
Seien Sie gespannt.