Augenzeugenbericht – Anschlag in Tunesien

HALLE / SAALEKREIS
26. JAHRGANG | NR. 146 | F 9438
WWW.MZ−WEB.DE
Ü B E R PA RT E I L I C H & UN A B H Ä N G I G
WOCHENENDE, 27./28. JUNI 2015
EINZELPREIS: 1,30 EUR
Mitten in der
Urlaubszeit ist Hauptbahnhof
fünf Tage gesperrt Seite 7
In der Halle einer Firma
laufen mehrere 100 Liter eines
Trocknungsmittels aus. Seite 11
HALLE
HEUTE IN DER MZ
HALLE
GEWINNSPIEL
Täglich 500 Euro
gewinnen. Panorama
„Also sind wir gerannt“
Zwei junge Hallenser haben den Terroranschlag in Tunesien miterlebt. Dort
sterben mindestens 37 Menschen. Auch in Kuwait und Frankreich gibt es islamistische Angriffe.
AUGENZEUGENBERICHT
VON KENDRA STENZEL
- In Wittenberg
ist am Freitag die Landesausstellung „Lucas Cranach der
Jüngere - Entdeckung eines
Meisters“ mit einem Festakt in
der Stadtkirche St. Marien und
einem Bürgerfest eröffnet worden. Zur Eröffnung der Ausstellung erscheint die Mitteldeutsche Zeitung mit einer zwölfseitigen Sonderbeilage.
WITTENBERG/MZ
Informationen im Internet:
www.mz-web.de/cranach
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Freizeit Wochenendtipps
für Sachsen-Anhalt.
www.mz-web.de/tipps
Mobil Sonne oder Regen:
So wird das Wetter heute!
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G ED A N K E N ZU M TAG
„Eine stolz
getragene Niederlage
ist auch
ein Sieg.“
Marie von Ebner-Eschenbach
(1830 - 1916)
österreichische Schriftstellerin
IN KÜRZE
WIR HELFEN
123 000 Euro für
Kinder in Not
- Der MZ-Verein „Wir
helfen“ hat im Rahmen seines
Jahresprojektes 2014/15 Spenden in Höhe von gut 123 000 Euro verteilt. Empfänger sind
42 Einrichtungen in der Region,
die sich um benachteiligte Kinder kümmern.
Seite 6
HALLE/MZ
SUPERMARKT-ÜBERFÄLLE
Polizei fasst
Raubmörder
- Nach einer Serie
von Raubüberfällen auf Supermärkte, bei dem auch ein Kunde
erschossen wurde, hat die Polizei in Dresden einen Verdächtigen verhaftet. Dem Polen werden mindestens 17 Taten zugeordnet, darunter drei in Sachsen-Anhalt.
Seite 3
HALLE/MZ/LÖ
SACHSEN-ANHALT
Jogis Mercedes wird für
guten Zweck versteigert
- Ein Autohaus am
Harz versteigert einen Mercedes, der einst Bundestrainer
Joachim Löw gehört hat. Den
Erlös erhalten Sportler im Burgenlandkreis, deren Vereinshaus abgebrannt ist. Panorama
HALLE/MZ
Franziska: Wir sind seit Dienstag
hier im Hotel. Den Freitagmorgen
haben wir am Pool verbracht. Plötzlich hat es aus Strandrichtung geknallt. Es hat sich angehört wie
Feuerwerk oder als ob etwas in der
Küche explodiert. Wir haben uns
nicht viel dabei gedacht. Irgendwann hat es dann noch einmal geknallt – und plötzlich kamen Menschen vom Strand aus in unsere
Richtung gelaufen. Irgendwer hat
gerufen „run, run, run!“, also sind
wir mit den anderen gerannt. Es
herrschte Panik. Bis zum Haupthaus des Hotels waren es etwa
150 Meter. Unterwegs haben Jan
und ich uns zwischen den Menschen aus den Augen verloren.
Hinter der Rezeption geht es in
eine Art Kellerraum, eine Vorratskammer. Da sind wir rein, um
Schutz zu suchen. Wir waren etwa
50 Menschen, hauptsächlich Briten und Franzosen. Der Raum war
stickig, voll Oliven und Spirituosen. Wasser gab es eigentlich nicht.
Panik ging um. Ein Mann blutete
am Bauch. Ihn hatte wohl eine Kugel gestreift. Ich habe versucht, andere ein wenig zu beruhigen. Es
gab Handys, doch kaum Empfang.
Also haben wir gewartet, ein oder
zwei Stunden, so hat es sich zumindest angefühlt.
Jan: Ich bin währenddessen mit einem britischen Pärchen im Aufzug
nach oben gefahren. Ich hatte ja
nichts dabei, unsere Sachen lagen
immer noch an den Liegen am Pool.
Also bin ich zu dem Pärchen aufs
Zimmer. Warum weiß ich nicht, ob
uns das jemand geraten hat oder
nicht – ich glaube, das haben alle
einfach automatisch gemacht. Wir
haben dann vom Balkon aus beob-
Im Badeort Sousse an der tunesischen Mittelmeerküste gab
es einen Anschlag auf das Hotel
„Imperial Marhaba“ in Sousse.
Am vollbesetzten Strand schoss
ein Angreifer wild um sich. Er wurde von Sicherheitskräften getötet.
Bei dem mutmaßlich islamistischen Überfall kamen mindestens 37 Menschen ums Leben,
die meisten waren Urlauber.
In Frankreich wurde nach einem Überfall auf eine Industriegase-Fabrik bei Lyon die Leiche
eines enthaupteten Mannes entdeckt. Ein 35-Jähriger mit Kontakten zur radikal-islamistischen Szene wurde festgenommen.
Am Strand des tunesischen Badeortes Sousse liegt eine Leiche zugedeckt im Sand.
achtet, was um uns rum passiert,
aber man sah nicht wirklich etwas.
Ein entfernter Knall. Dann Tunesier, die über die Straßen rannten.
Kurze Stille. Dann Schüsse. Ich
weiß nicht mehr, wann ich realisiert habe, dass das Schüsse waren. Ich glaube, irgendwer hat gerufen: „Shooting, shooting!“ Wir
haben den Fernseher eingeschaltet
und BBC geschaut. Erst lief nichts
über Tunesien. Wir haben die
Nachrichten aus Frankreich gesehen, dann aus Kuwait. Als dann
endlich etwas über Tunesien kam,
war mein erster Gedanke: Das hat
sicher was miteinander zu tun.
Zwischendurch sind wir immer
wieder auf den Balkon. Ich habe
mich gefragt, ob die Täter jetzt vielleicht in einem anderen Hotel sind.
Und immer wieder die Gedanken:
Wo ist Franzi? Geh ich raus? Dann
habe ich gesehen, wie Menschen
auf Liegen vom Strand zum Hotel
getragen wurden.
Franziska: Die Armee hat uns aus
dem Raum geholt. Im ersten Mo-
FOTO: REUTERS
Ob die Anschläge in Zusammenhang stehen, war unklar.
Überall gab es jedoch Hinweise
auf einen islamistischen Hintergrund. Am Dienstag nächster Woche jährt sich die Ausrufung des
Kalifats durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe
forderte dazu auf, während des
laufenden Fastenmonats Ramadan Attentate auf „Feinde“ des IsDPA
lams zu verüben.
Franziska und Jan aus Halle hatten großes Glück.
ment war man sich gar nicht sicher, ob das jetzt Polizei ist oder
nicht, sie hatten riesige Maschinengewehre. Irgendwann bin ich
ihnen dann gefolgt.
Als wir wieder draußen waren,
haben wir dann die Verletzten und
Leichen liegen sehen. Irgendwann
haben Jan und ich uns dann wiedergefunden. Natürlich haben wir
In Kuwait sind bei einem Selbstmord-Attentat in der Nähe einer
Moschee während des Freitagsgebets mindestens 27 Menschen
getötet worden. Mehr als
220 Menschen wurden verletzt.
FOTO: PRIVAT
uns direkt bei Familie und Freunden gemeldet, damit sie sich keine
Sorgen mehr machen müssen. Das
Hotel versorgt uns, aber natürlich
herrscht Chaos. Irgendwann kam
der Präsident mit seiner ganzen
Riege, überall ist die Presse, nichts
ist abgesperrt. Die Stimmung ist
natürlich schlecht. Der Tui-Reiseveranstalter hat die Urlauber spä-
ter in der Lobby darüber informiert, dass sie noch in der Nacht
einen Lufthansa-Flieger nach
Frankfurt nehmen können. Die
Entscheidung läge bei ihnen. Aber
das gilt natürlich nur für die, die
über den Reiseveranstalter gebucht haben. Wir haben direkt gebucht – und wir wissen noch nicht,
was wir jetzt machen.
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Am Sonntag wird geradelt
Picknick zum Familienfest sowie Kaffee und Kuchen unterwegs
Auf geht’s! Am Sonntag startet
zum neunten Mal die MZ-Radpartie. An Start und Ziel in Halle in
der Delitzscher Straße wird bereits
die Bühne für das Familienfest
aufgebaut. Entlang der vier Strecken bereiten sich zudem Helfer
darauf vor, den Radfahrern Kultur
und Stärkung bieten zu können.
In Dieskau, Landsberg und Zörbig
können sich die Teilnehmer auf
Essen und Trinken freuen. In anderen Orten werden die sportlichen Leser auch zum Verweilen
eingeladen. In Kütten und Klepzig
0345/5 65 22 33
60826
Mehrere deutsche Touristen
sind am Freitag bei einem Anschlag in Tunesien ums Leben gekommen. In Frankreich und Kuwait töteten Terroristen mindestens 27 Menschen.
MZ - A KT IO N
LESERSERVICE
4 190943 801300
Drei Anschläge
HALLE/MZ - Franziska und Jan aus
Halle wollten im Strandhotel Imperial Marhaba im tunesischen Sousse zwei entspannte Urlaubswochen
verbringen. Dann schlug am Freitag der Terror zu: Bei einem Anschlag am Strand des Hotels am
Mittelmeer starben mindestens
37 Menschen, darunter mehrere
Deutsche. Die beiden 28-jährigen
Hallenser schildern in der Mitteldeutschen Zeitung ihre Erlebnisse.
Montag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr
Sonnabend von 6 bis 14 Uhr
Cornelia Mokosch vom Lesermarketing mit Picknickdecken FOTO: WÜRBACH
beispielsweise stehen die Türen
der Dorfkirchen extra für die MZRadler offen. Die Klepziger locken
LESERTELEFON
0345/5 65 42 40
E-Mail:
[email protected]
Wetter heute
14° / 26°
Min./Max. des 24h-Tages
sogar mit Kaffee und Kuchen. In
Trebitz rollt das Feld über das
Gelände des Obstbaus Wallwitz.
Der Hofladen werde offen sein,
sagt Betriebsleiter Dieter Hornung.
Die Radfahrer könnten sich mit
Erdbeeren oder Äpfeln stärken.
Weil morgen das Wetter mitspielt - MZ-Radler sind ja Optimisten -, wird nach der Zielankunft
Picknick gemacht. Decken dafür
können an Ort und Stelle ausgeliehen werden.
Lutz Würbach
su
Fitn
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Cranach-Schau
desLandes
TERROR
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Neuanmeldungen.
Weitere Informationen im Internet
unter www.mz-radpartie.de
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