Mikroökonomik 3.3 Einkommens- und Substitutionseffekte "normaler" Preiseffekt = "Substitutionseffekt" + "Einkommenseffekt". Wozu die Zerlegung? • beispielsweise, um das Phänomen von Giffengütern besser zu verstehen • beispielsweise, um das Konzept verzerrender Steuern zu verstehen……… Einkommen weiterhin exogen Wir betrachten eine Preiserhöhung Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 1 Mikroökonomik Die Zerlegung nach Slutsky: x2 B C A x1 Übergang von A nach C = Substitutionseffekt, Übergang von C nach B = Einkommenseffekt Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 2 Mikroökonomik Die Zerlegung nach Hicks x2 B C A x1 Der Substitutionseffekt einer Preiserhöhung ist immer negativ (in Ausnahmefällen Null). Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 3 Mikroökonomik Slutsky-Gleichung Δx1 = + = Δx1S + Δx1E x1B − x1A = x1C − x1A x1B − x1C 1 424 3 1 424 3 1 424 3 Gesamteffekt Substitutionseffekt Einkommenseffekt Bei marginalen Änderungen eines Preises verschwindet der Unterschied zwischen der Zerlegung nach Slutsky und derjenigen nach Hicks. Aber wie kann man dies bei marginalen Änderungen hinschreiben? Genauer: wie drückt man den Substitutionseffekt und den Einkommenseffekt aus? Dazu die folgenden Überlegungen, die aber auch in anderen Kontexten helfen: Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 4 Mikroökonomik Marshall'sche Nachfragefunktion x ( p, m) ist die Lösung von: maxu ( x ) u.d.N. p1x1 + p2 x2 ≤ m, x1 ≥ 0, x2 ≥ 0 . x "indirekte Nutzenfunktion" V ( p, m ) := u ( x ( p, m )). Hicks'sche Nachfragefunktion oder kompensierte Nachfragefunktion h ( p , u ) ist die Lösung von: min p1x1 + p2 x2 u.d.N. u ( x ) ≥ u , x1 ≥ 0, x2 ≥ 0 x Ausgabenfunktion e ( p , u ) := p1 h1 ( p , u ) + p2 h2 ( p , u ) Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 5 Mikroökonomik x2 h(p, u) u x1 Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 6 Mikroökonomik Zusammenhang zwischen den "Nachfragekonzepten" x ( p, e ( p , u )) = h ( p , u ) und x ( p, m ) = h ( p , V ( p, m )). ∂e ( p, u ) = hi ( p, u ) ∂pi Slutsky-Gleichung analytisch hergeleitet: x1 ( p, e ( p , u )) = h1 ( p , u ) nach p1 abzuleiten: ∂x1 ∂x ∂e ∂h ( p, e( p, u )) + 1 ( p, e( p, u )) ( p, u ) = 1 ( p, u ) ∂p1 ∂m ∂p1 ∂p1 oder ∂x1 ∂h ∂x ∂e ( p, e( p, u )) = 1 ( p, u ) − 1 ( p, e( p, u )) ( p, u ) ∂p1 ∂p1 ∂m ∂p1 oder ∂x1 ∂h ∂x ( p, e( p, u )) = 1 ( p, u ) − 1 ( p, e( p, u ))h1 ( p, u ) ∂p1 ∂p1 ∂m Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 7 Mikroökonomik oder ∂x1 ∂h ∂x ( p, m) = 1 ( p, V ( p, m))− 1 ( p, m) x1 ( p, m) ∂p1 ∂p1 m4424443 1∂4 1442443 Substitutionseffekt Einkommenseffekt Was lehrt uns dies in Bezug auf Giffengüter? Da der Substitutionseffekt (einer Preiserhöhung) immer negativ ist, kann ein normales Gut kein Giffengut sein. Ein Giffengut ist also notwendigerweise ein inferiores Gut. Aber nicht jedes inferiore Gut ist ein Giffengut. Dafür muss das inferiore Gut einen (positiven) Einkommenseffekt besitzen, der betragsmäßig den Substitutionseffekt übersteigt. Was lehrt uns dies in Bezug auf verzerrende Steuern? Dazu betrachten wir das Beispiel aus Kapitel 1, in dem wir alternative Steuerquellen untersucht haben. Alternativ sollte ein Steueraufkommen durch eine spezifische Verbrauchssteuer oder durch eine Einkommenssteuer erzielt werden. Hier noch einmal die dazu gehörige Zeichnung: Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 8 Mikroökonomik x2 xm xe nS vS x1 Die Verbrauchssteuer (Mehrwertsteuer auf das erste Gut) verursacht einen höheren Nutzenverlust als die Einkommensteuer. Dieser zusätzliche Nutzenverlust wird auch Zusatzlast genannt. Eine Einkommensteuer ruft (in diesem einfachen Modell) nur Einkommenseffekte, aber keine Substitutionseffekte hervor! Steuern, die nur Einkommenseffekte hervorrufen, nennt man Pauschalsteuern oder Lump-sum-Steuern. Einkommenseffekte sind bei Steuern nicht zu vermeiden. Die Verbrauchssteuer ruft Einkommens- und Substitutionseffekte hervor. Steuern, die neben Einkommenseffekten auch Substitutionseffekte haben, nennt man verzerrende Steuern. Sie sind mit Zusatzlasten verbunden und sollten möglichst vermieden werden. Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb (Industrieökonomik) 9
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