Eigenartig. Die Spanten laden achtern nach oben aus, der Freibord ist konkav ausgeführt Seltene Mischung Die Rufi-Werft in Polen baut einen Performance-Cruiser, der die Konkurrenz zumindest in Sachen Preis klar achteraus lässt. Die Cobra 33 ist aber mehr als nur ein Discount-Renner 76 YA C H T 7 / 2 0 1 2 COBRA 33 YACHT-TEST halbautomatisierte Serienproduktion der Giebelstädter Yachtbauer macht die scharfe Kalkulation möglich. Über hohe Stückzahlen lassen sich Preise senken, logisch. Das ist schön für die Kunden, unerfreulich jedoch für viele Mitbewerber, die diesen Kurs nicht mitgehen können. Anders als Bavaria, können die Polen von Rufi mit ihrer Cobra 33 nicht in großer Serie produzieren. So drängt sich angesichts des Preises die Frage auf, wo die Werft spart und worauf sie verzichtet, um dennoch auf dem Markt bestehen zu können. Das Schiff kostet in der Grundausstattung inklusive der Segel nur 68 800 Euro. Die Forderungen der Konkurrenzwerften in dieser Klasse sind derweil meist schon in Richtung sechsstelliger Bereich angesiedelt. Winkel von 45 Grad zum wahren Wind auch die für eine sportlich orientierte Fahrtenyacht dieser Größe gewünschten Leistungsdaten. Positiv fällt die hohe Drehfreudigkeit auf. Der schlanke T-Kiel und das ungewöhnlich weit achtern angebaute Ruderblatt sorgen zudem für eine Menge Dynamik beim Segeln. Probleme stellen sich beim Testboot mit der Steuerung ein, das Ruderblatt ist offenbar zu stark vorbalanciert. Unterwegs muss man das große Steuerrad deshalb dauerhaft festhalten, damit die an der Flosse anliegende Strömung es nicht herumreißen kann, unter Maschine sogar krampfhaft. Der Werft ist das Thema bekannt, und man wird die neuen Boote mit einem anderen, besseren Ruderblatt bestücken. Das Problem soll damit behoben sein. FOTOS: YACHT/T. STOERKLE Der Preis als Blender E ine richtige, vollständig ausgestattete Segelyacht von zehn Metern Länge für weniger als 70 000 Euro? Das ist nicht mehr nur Wunschdenken, sondern mittlerweile schon Realität. Zuletzt hat es Bavaria mit der Cruiser 32 (Test in YACHT 22/09) geschafft, einen derartigen Kampfpreis zu präsentieren. Die hochentwickelte, Eine oder vielmehr die Antwort liefert die Bestandsaufnahme der Ausstattung an Deck. Für einen Performance-Cruiser, als der die Cobra 33 angeboten wird, fehlt es hier an Funktion und Qualität. Leinenverstellbare Holepunkte für die Genua zum Beispiel oder einen Traveller für die Großschot gibt es nicht. Die 30er-Schotwinschen sind zu klein, um damit wirkungsvoll arbeiten zu können. Die Umlenkblöcke und Klemmen stammen von namenlosen Herstellern, und die Fallen, Trimmleinen und Schoten sind von minderer Qualität, dehnen unter Belastung über ein verträgliches Maß hinaus. Natürlich erhält man über die Werft und den Handel entsprechende Upgrades und die zusätzlichen Ausstattungen als Optionen, sogar in umfangreichen Paketen. Wer mit der Cobra 33 ambitioniert und ohne Enttäuschungen segeln will, muss also deutlich tiefer in die Tasche greifen. So gesehen ist der erstaunlich niedrige Grundpreis ganz klar ein Blender. Am norditalienischen Lago Maggiore hat der dortige Händler sein Vorführboot für einen YACHT-Test zur Verfügung gestellt. Der Wind weht nur schwach, 6 Knoten sind es im Mittel. Damit zeigt die Cobra 33 aber schon ein ganz gutes Potenzial. Ausgestattet mit den etwas besseren, optional erhältlichen Segeln, kommt die Konstruktion von Andrzej Skrzat schnell in Fahrt, beschleunigt zügig und erreicht mit 4,5 Knoten Speed auf einem Noch Abstimmungsprobleme Ebenfalls als unangenehm wird am Wind eine ausgeprägte Leegierigkeit empfunden. Die Ursache dafür ist im Rigg zu suchen. Der recht dünne und zudem weiche Mast steht auf dem Testboot mit deutlich zu wenig Mastfall, was sich leider auch nicht mal eben korrigieren ließ, weil das Vorstag zu kurz abgepresst war. Somit liegt der Segeldruckpunkt wohl zu weit vorn. Zweifellos ist dem aber beizukommen, im besten Fall gleich schon vonseiten der Werft. Des Steuermanns gute Position ist stehend hinter dem Rad, so kann er mit Übersicht lenken. Auf den schön langen, aber Hoch angeschlagen. Der Segelhals liegt weit über Deck. Das mindert die Leistung YA C H T 7 / 2 0 1 2 77 M E S SW E RTE TE CH N I S CH E DAT E N Segelleistungen ohne Abdrift und Strom Konstrukteur . . . . . . . . . . . . . . Andrzej Skrat CE-Entwurfskategorie . . . A (Hochsee) Lüa (Rumpflänge) . . . . . . . . . . . . . . . 9,93 m LWL (Wasserlinienlänge) . . . . . . 9,47 m Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,33 m Tiefgang/alternativ . . . . . . . 2,05/1,65 m Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,2 t Ballast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . . 1,1 t/27 % Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36,1 m2 Genua (106 %) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26,8 m2 Maschine (Yanmar) . . . 14 kW/20 PS Am Wind (ca. 45 Grad) 4,3 kn 60 Grad Windeinfall 4,7 kn 90 Grad Windeinfall 5,1 kn 120 Grad (mit Gennaker) 5,6 kn 150 Grad (mit Gennaker) 4,2 kn 2 kn 4 kn 6 kn 8 kn 10 kn Windgeschwindigkeit: 6 kn (2 Bft.), Wellenhöhe: glattes Wasser Potenzial STZ 1 4,9 4,0 Cruiser Performance-Cruiser 5,0 Die Cobra 33 ist leicht und gut betucht. Die hohe Segeltragezahl weist auf eine sportliche Grundausrichtung hin Rumpf- und Decksbauweise Rumpf: GFK-Volllaminat in Handauflage. Deck: GFK-Sandwichkonstruktion in Handauflage mit Schaumkern Vorschiff Achtern Knapp 2,07 x 1,40/0,50 m 2,03 x 0,64/0,40 m 1,90 x 1,56/1,33 m Durchschnitt Komfortabel Konstruktion und Konzept Å Hohe Flexibilität Å Sehr niedriger Preis Í Steuerposition eingeschränkt Segelleistung und Trimm Å Drehfreudig und agil Å Gute Beschleunigung Í Leegierig am Wind Wohnen und Ausbauqualität Å Ordentliche Verarbeitung Å Sehr geräumiges Bad Í Keine Stehhöhe im Vorschiff Grundpreis ab Werft . . . . . . . 68 800 Euro Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . 72 960 Euro Garantie/gegen Osmose . . . 2/4 Jahre Werft Rufi Sp. Jawna, Radomosko/ Ausrüstung und Technik Polen; www.cobrayachts.com 1 Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V) 2 Gemäß YACHT-Definition Sportlich orientiertes Fahrtenschiff mit Potenzial. Aggressive Preisgestaltung, aber mangelhafte Grundausstattung, vor allem an Deck PR E I S U N D W E R F T Kojenmaße Salon Y-B E W E R T U N G Vertrieb Impol Yacht & Bootsimporte, Å Solide Kielaufhängung Í Minderwertige Decksausstattung Í Kein Traveller Viel Mast, schlanke Anhänge. Die 40721 Hilden; www.impol-boote.de auch tiefen Cockpitduchten sitzend, hat er es deutlich schwerer, freie Sicht nach vorn zu erlangen. Der T-Kiel mit Gusseisenbombe ist in zwei verschiedenen Tiefgängen (2,05 und 1,65 Meter) erhältlich. Speziell ist die Auf- hängung des Ballastträgers: Für den Schaft ist in der Bodengruppe eine geschlossene Box einlaminiert, eine Art Kielkasten. Das soll die Struktur entlasten und für eine homogene Verbindung sorgen. Zudem liegt die Kielwurzel so überhalb der Wasserlinie, Was- Cobra 33 hat sportliche Züge sereinbruch durch den Kielflansch ist damit kein Thema. Zudem machbar sind Ausführungen mit Kielschwert oder Schwenkkiel und variablen Tiefgängen von 0,45 bis 1,65 Meter. In diesen Fällen werden doppelte Ruderblätter angebaut, gut zum Trockenfallen oder zum Segeln in seichten Gewässern. In Details besser als andere Praktisch. Die einseitig aufklappbare Heckbrücke öffnet den Zugang Multifunktional. Die Bugnase führt den Gennaker und dient als Ankerhalterung Eingespart. Eine große Decksluke gibt es nicht, zwei kleine sollen sie ersetzen Offen. Der Quadrant ist erreichbar, die Verkabelung der Elektrik ungeschützt 78 YA C H T 7 / 2 0 1 2 Für eine ganze Reihe positiver Überraschungen sorgt die Cobra 33 unter Deck. Der Innenausbau ist modern und freundlich gestaltet, die hellen Einbauten aus Mahagoni vermitteln ein angenehmes und wohnliches Ambiente. Auch ist die Qualität der Verarbeitung gut. Die Cobra 33 kann die Standards der höherpreisigen Konkurrenz klar mitgehen, in besonders schön gemachten Bereichen sogar übertrumpfen. So sind etwa die Stauräume unterhalb der Kojen in den Kabinen sowie der Sofas im Salon als Teile der durchgehenden Bodengruppe ausgeformt. Staugut liegt hier trocken und geschützt. Rand- und Schlingerleisten sowie die Türrahmen bestehen aus formverleimten Mahagoni-Teilen. Das alles hinterlässt einen hochwertigen Eindruck. Die Kojen in den Kabinen sind zwar nicht üppig in den Abmessungen, aber noch COBRA 33 YACHT-TEST Flexibel. Ein Einlagebrett mit Polster vergrößert die Koje im Standbereich Eingeengt. Die Pantry fällt insgesamt klein aus, Kochen ist schwierig Ausgedehnt. Die Nasszelle übertrifft den Klassenstandard um Längen Behaglich. Im Salon wohnt man komfortabel, auf den Sofas kann man schlafen groß genug, damit zwei erwachsene Personen mit ausreichend Komfort schlafen können. Einzige Einschränkung in dieser Hinsicht: Im Vorschiff beträgt die Höhe gerade mal 1,60 Meter. Aufrecht stehen kann man hier also nicht. Booten um zehn Meter Länge mittlerweile eine übliche Anordnung. Der kleine Navigationstisch mit den Randleisten bietet sich auch als Ablagefläche für dies und das an. Standard ist die Version mit zwei Kabinen, großer Nasszelle und geräumiger Backskiste. Alternativ dazu wird auch eine Variante mit drei Kammern angeboten. In diesem Fall fällt die Navigation ganz weg, und das Bad wird auf ein Minimum geschrumpft. Fazit: Die Cobra 33 wäre auch ohne die aggressive Kampfpreis-Politik ein gutes, attraktives Boot. Das Interieur weist einen erfreulichen Ausbaustandard auf, und die Yacht zeigt auch Potenzial unter Segeln. Für eine bessere Decksausstattung mit höherwertigen Anbauteilen wären zweifellos viele Kunden bereit, etwas mehr Geld lockerzumachen. Und die Kinderkrankheiten, vor allem im Rigg- und Steuerungsbereich, wird die Werft fraglos in den Griff bekommen. Michael Good FOTOS: YACHT/T. STOERKLE; ZEICHNUNG: A. HOPPENHAUS Es lockt der niedrige Preis. Darunter leidet die Qualität der Ausstattung Geräumig und komfortabel zeigt sich die Nasszelle achtern. Die Auszugsdusche und Wasserdrainage am Boden sind standardmäßig eingebaut, und es stehen eine Reihe gut erreichbare Stauräume zur Verfügung, in die viel hineinpasst. Allerdings müssen größere Leute auch hier den Kopf einziehen, die Innenraumhöhe von 1,76 Meter ist knapp. Wer auf der Toilette sitzt, wird zudem von den eingeformten Cockpitduchten behindert. Als beengt in Größe und Funktion erweist sich auch der Pantrybereich, die Ablagen sind klein, Staufächer knapp. Zudem ist das Kochen in der schmalen Nische zwischen Kajütschott und Küchenblock nur mit Einschränkungen möglich. An der kleinen Navigation arbeitet man auf dem Sofa sitzend mit dem Rücken zur Fahrtrichtung – bei Tests zu Vergleichsschiffen als PDFDownload plus weitere Infos im Internet: www.yacht.de, Webcode #69863 YA C H T 7 / 2 0 1 2 79 Vetus3.42x248.indd 1 26.11.2008 14:34:47 Uhr
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