Seltene Mischung

Eigenartig. Die Spanten
laden achtern nach
oben aus, der Freibord
ist konkav ausgeführt
Seltene Mischung
Die Rufi-Werft in Polen baut einen Performance-Cruiser, der die Konkurrenz zumindest in
Sachen Preis klar achteraus lässt. Die Cobra 33 ist aber mehr als nur ein Discount-Renner
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COBRA 33 YACHT-TEST
halbautomatisierte Serienproduktion der
Giebelstädter Yachtbauer macht die scharfe
Kalkulation möglich. Über hohe Stückzahlen lassen sich Preise senken, logisch. Das ist
schön für die Kunden, unerfreulich jedoch
für viele Mitbewerber, die diesen Kurs nicht
mitgehen können.
Anders als Bavaria, können die Polen
von Rufi mit ihrer Cobra 33 nicht in großer
Serie produzieren. So drängt sich angesichts
des Preises die Frage auf, wo die Werft spart
und worauf sie verzichtet, um dennoch auf
dem Markt bestehen zu können. Das Schiff
kostet in der Grundausstattung inklusive der
Segel nur 68 800 Euro. Die Forderungen der
Konkurrenzwerften in dieser Klasse sind
derweil meist schon in Richtung sechsstelliger Bereich angesiedelt.
Winkel von 45 Grad zum wahren Wind auch
die für eine sportlich orientierte Fahrtenyacht dieser Größe gewünschten Leistungsdaten. Positiv fällt die hohe Drehfreudigkeit
auf. Der schlanke T-Kiel und das ungewöhnlich weit achtern angebaute Ruderblatt sorgen zudem für eine Menge Dynamik beim
Segeln.
Probleme stellen sich beim Testboot mit
der Steuerung ein, das Ruderblatt ist offenbar
zu stark vorbalanciert. Unterwegs muss man
das große Steuerrad deshalb dauerhaft festhalten, damit die an der Flosse anliegende
Strömung es nicht herumreißen kann, unter
Maschine sogar krampfhaft. Der Werft ist das
Thema bekannt, und man wird die neuen
Boote mit einem anderen, besseren Ruderblatt bestücken. Das Problem soll damit behoben sein.
FOTOS: YACHT/T. STOERKLE
Der Preis als Blender
E
ine richtige, vollständig ausgestattete
Segelyacht von zehn Metern Länge
für weniger als 70 000 Euro? Das ist
nicht mehr nur Wunschdenken, sondern
mittlerweile schon Realität. Zuletzt hat es
Bavaria mit der Cruiser 32 (Test in YACHT
22/09) geschafft, einen derartigen Kampfpreis zu präsentieren. Die hochentwickelte,
Eine oder vielmehr die Antwort liefert die
Bestandsaufnahme der Ausstattung an Deck.
Für einen Performance-Cruiser, als der die
Cobra 33 angeboten wird, fehlt es hier an
Funktion und Qualität. Leinenverstellbare
Holepunkte für die Genua zum Beispiel oder
einen Traveller für die Großschot gibt es
nicht. Die 30er-Schotwinschen sind zu klein,
um damit wirkungsvoll arbeiten zu können.
Die Umlenkblöcke und Klemmen stammen
von namenlosen Herstellern, und die Fallen,
Trimmleinen und Schoten sind von minderer Qualität, dehnen unter Belastung über
ein verträgliches Maß hinaus.
Natürlich erhält man über die Werft und
den Handel entsprechende Upgrades und
die zusätzlichen Ausstattungen als Optionen, sogar in umfangreichen Paketen. Wer
mit der Cobra 33 ambitioniert und ohne Enttäuschungen segeln will, muss also deutlich
tiefer in die Tasche greifen. So gesehen ist der
erstaunlich niedrige Grundpreis ganz klar
ein Blender.
Am norditalienischen Lago Maggiore hat
der dortige Händler sein Vorführboot für einen YACHT-Test zur Verfügung gestellt. Der
Wind weht nur schwach, 6 Knoten sind es im
Mittel. Damit zeigt die Cobra 33 aber schon
ein ganz gutes Potenzial. Ausgestattet mit
den etwas besseren, optional erhältlichen Segeln, kommt die Konstruktion von Andrzej
Skrzat schnell in Fahrt, beschleunigt zügig
und erreicht mit 4,5 Knoten Speed auf einem
Noch Abstimmungsprobleme
Ebenfalls als unangenehm wird am Wind eine ausgeprägte Leegierigkeit empfunden.
Die Ursache dafür ist im Rigg zu suchen. Der
recht dünne und zudem weiche Mast steht
auf dem Testboot mit deutlich zu wenig Mastfall, was sich leider auch nicht mal eben korrigieren ließ, weil das Vorstag zu kurz abgepresst war. Somit liegt der Segeldruckpunkt wohl zu weit vorn. Zweifellos ist dem
aber beizukommen, im besten Fall gleich
schon vonseiten der Werft.
Des Steuermanns gute Position ist stehend hinter dem Rad, so kann er mit Übersicht lenken. Auf den schön langen, aber
Hoch angeschlagen. Der Segelhals liegt
weit über Deck. Das mindert die Leistung
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M E S SW E RTE
TE CH N I S CH E DAT E N
Segelleistungen ohne Abdrift und Strom
Konstrukteur . . . . . . . . . . . . . . Andrzej Skrat
CE-Entwurfskategorie . . . A (Hochsee)
Lüa (Rumpflänge) . . . . . . . . . . . . . . . 9,93 m
LWL (Wasserlinienlänge) . . . . . . 9,47 m
Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,33 m
Tiefgang/alternativ . . . . . . . 2,05/1,65 m
Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,2 t
Ballast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . . 1,1 t/27 %
Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36,1 m2
Genua (106 %) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26,8 m2
Maschine (Yanmar) . . . 14 kW/20 PS
Am Wind (ca. 45 Grad) 4,3 kn
60 Grad Windeinfall 4,7 kn
90 Grad Windeinfall 5,1 kn
120 Grad (mit Gennaker) 5,6 kn
150 Grad (mit Gennaker) 4,2 kn
2 kn
4 kn
6 kn
8 kn
10 kn
Windgeschwindigkeit: 6 kn (2 Bft.),
Wellenhöhe: glattes Wasser
Potenzial
STZ 1
4,9
4,0 Cruiser
Performance-Cruiser 5,0
Die Cobra 33 ist leicht und gut betucht.
Die hohe Segeltragezahl weist auf eine
sportliche Grundausrichtung hin
Rumpf- und Decksbauweise
Rumpf: GFK-Volllaminat in Handauflage. Deck: GFK-Sandwichkonstruktion
in Handauflage mit Schaumkern
Vorschiff
Achtern
Knapp
2,07 x 1,40/0,50 m
2,03 x 0,64/0,40 m
1,90 x 1,56/1,33 m
Durchschnitt
Komfortabel
Konstruktion und Konzept
Å Hohe Flexibilität
Å Sehr niedriger Preis
Í Steuerposition eingeschränkt
Segelleistung und Trimm
Å Drehfreudig und agil
Å Gute Beschleunigung
Í Leegierig am Wind
Wohnen und Ausbauqualität
Å Ordentliche Verarbeitung
Å Sehr geräumiges Bad
Í Keine Stehhöhe im Vorschiff
Grundpreis ab Werft . . . . . . . 68 800 Euro
Preis segelfertig 2 . . . . . . . . . 72 960 Euro
Garantie/gegen Osmose . . . 2/4 Jahre
Werft Rufi Sp. Jawna, Radomosko/
Ausrüstung und Technik
Polen; www.cobrayachts.com
1
Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der
Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in
Relation zur Verdrängung (V) 2 Gemäß YACHT-Definition
Sportlich orientiertes Fahrtenschiff
mit Potenzial. Aggressive Preisgestaltung, aber mangelhafte Grundausstattung, vor allem an Deck
PR E I S U N D W E R F T
Kojenmaße
Salon
Y-B E W E R T U N G
Vertrieb Impol Yacht & Bootsimporte,
Å Solide Kielaufhängung
Í Minderwertige Decksausstattung
Í Kein Traveller
Viel Mast, schlanke Anhänge. Die
40721 Hilden; www.impol-boote.de
auch tiefen Cockpitduchten sitzend, hat er
es deutlich schwerer, freie Sicht nach vorn zu
erlangen.
Der T-Kiel mit Gusseisenbombe ist in
zwei verschiedenen Tiefgängen (2,05 und
1,65 Meter) erhältlich. Speziell ist die Auf-
hängung des Ballastträgers: Für den Schaft
ist in der Bodengruppe eine geschlossene
Box einlaminiert, eine Art Kielkasten. Das
soll die Struktur entlasten und für eine homogene Verbindung sorgen. Zudem liegt die
Kielwurzel so überhalb der Wasserlinie, Was-
Cobra 33 hat sportliche Züge
sereinbruch durch den Kielflansch ist damit
kein Thema. Zudem machbar sind Ausführungen mit Kielschwert oder Schwenkkiel
und variablen Tiefgängen von 0,45 bis 1,65
Meter. In diesen Fällen werden doppelte Ruderblätter angebaut, gut zum Trockenfallen
oder zum Segeln in seichten Gewässern.
In Details besser als andere
Praktisch. Die einseitig aufklappbare
Heckbrücke öffnet den Zugang
Multifunktional. Die Bugnase führt den
Gennaker und dient als Ankerhalterung
Eingespart. Eine große Decksluke gibt es
nicht, zwei kleine sollen sie ersetzen
Offen. Der Quadrant ist erreichbar, die
Verkabelung der Elektrik ungeschützt
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Für eine ganze Reihe positiver Überraschungen sorgt die Cobra 33 unter Deck. Der Innenausbau ist modern und freundlich gestaltet, die hellen Einbauten aus Mahagoni
vermitteln ein angenehmes und wohnliches
Ambiente. Auch ist die Qualität der Verarbeitung gut. Die Cobra 33 kann die Standards der höherpreisigen Konkurrenz klar
mitgehen, in besonders schön gemachten
Bereichen sogar übertrumpfen. So sind etwa
die Stauräume unterhalb der Kojen in den
Kabinen sowie der Sofas im Salon als Teile
der durchgehenden Bodengruppe ausgeformt. Staugut liegt hier trocken und geschützt. Rand- und Schlingerleisten sowie
die Türrahmen bestehen aus formverleimten
Mahagoni-Teilen. Das alles hinterlässt einen
hochwertigen Eindruck.
Die Kojen in den Kabinen sind zwar
nicht üppig in den Abmessungen, aber noch
COBRA 33 YACHT-TEST
Flexibel. Ein Einlagebrett mit Polster
vergrößert die Koje im Standbereich
Eingeengt. Die Pantry fällt insgesamt
klein aus, Kochen ist schwierig
Ausgedehnt. Die Nasszelle übertrifft
den Klassenstandard um Längen
Behaglich. Im Salon wohnt man komfortabel, auf den Sofas kann man schlafen
groß genug, damit zwei erwachsene Personen mit ausreichend Komfort schlafen können. Einzige Einschränkung in dieser Hinsicht: Im Vorschiff beträgt die Höhe gerade
mal 1,60 Meter. Aufrecht stehen kann man
hier also nicht.
Booten um zehn Meter Länge mittlerweile
eine übliche Anordnung. Der kleine Navigationstisch mit den Randleisten bietet sich
auch als Ablagefläche für dies und das an.
Standard ist die Version mit zwei Kabinen, großer Nasszelle und geräumiger Backskiste. Alternativ dazu wird auch eine
Variante mit drei
Kammern angeboten. In diesem Fall
fällt die Navigation ganz weg, und das Bad
wird auf ein Minimum geschrumpft.
Fazit: Die Cobra 33 wäre auch ohne die
aggressive Kampfpreis-Politik ein gutes, attraktives Boot. Das Interieur weist einen erfreulichen Ausbaustandard auf, und die
Yacht zeigt auch Potenzial unter Segeln. Für
eine bessere Decksausstattung mit höherwertigen Anbauteilen wären zweifellos viele
Kunden bereit, etwas mehr Geld lockerzumachen. Und die Kinderkrankheiten, vor
allem im Rigg- und Steuerungsbereich, wird
die Werft fraglos in den Griff bekommen.
Michael Good
FOTOS: YACHT/T. STOERKLE; ZEICHNUNG: A. HOPPENHAUS
Es lockt der niedrige Preis. Darunter
leidet die Qualität der Ausstattung
Geräumig und komfortabel zeigt sich die
Nasszelle achtern. Die Auszugsdusche und
Wasserdrainage am Boden sind standardmäßig eingebaut, und es stehen eine Reihe
gut erreichbare Stauräume zur Verfügung, in
die viel hineinpasst. Allerdings müssen größere Leute auch hier den Kopf einziehen, die
Innenraumhöhe von 1,76 Meter ist knapp.
Wer auf der Toilette sitzt, wird zudem von den
eingeformten Cockpitduchten behindert.
Als beengt in Größe und Funktion erweist sich auch der Pantrybereich, die Ablagen sind klein, Staufächer knapp. Zudem
ist das Kochen in der schmalen Nische zwischen Kajütschott und Küchenblock nur mit
Einschränkungen möglich. An der kleinen
Navigation arbeitet man auf dem Sofa sitzend mit dem Rücken zur Fahrtrichtung – bei
Tests zu Vergleichsschiffen als PDFDownload plus weitere Infos im Internet:
www.yacht.de, Webcode #69863
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Vetus3.42x248.indd 1
26.11.2008 14:34:47 Uhr