F36 – Berechnung von Molekülstrukturen Aufgabenstellung: In diesem Versuch sollen die Grundlagen zur quantenchemischen Berechnung von IR- und NMR-Spektren vermittelt werden. Dazu werden verschiedene Methoden der Theoretischen Chemie benutzt, um die Struktur von Molekülen mittels Geometrieoptimierung zu bestimmen und die Struktur als Grundzustand aus dem Minimum der Potentialfläche zu charakterisieren. 1. Durchführung der Geometrieoptimierung für die Moleküle Chlorwasserstoff, Ethan, Diazoacetonitril und Furan auf Grundlage folgender Methoden: - semiempirsche Methode (AM1) - Dichtefunktionaltheorie mit kleinem Basissatz (PBEPBE/3-21G) - Dichtefunktionaltheorie mit mittleren Basissatz (PBEPBE/6-31G*) - Møller-Plesset Störungstheorie (MP2/6-31*) Vergleich der geometrischen Parameter mit Literaturwerten und untereinander und treffen einer Aussage zur Genauigkeit der Methoden. 2. Bestimmen der Abhänigkeit der Rechenzeit der Geometrieoptimierung von der Molekülgröße, also besonders der Anzahl der Atome und der Elektronen, für die oben genannten Moleküle und Vergleich der Optimierungschritte und der geometrischen Parameter. 3. Bestimmung der Struktur von Biphenyl mit AM1 und PBEPBE/6-31G*. Durchführung: 1. Zeichnen der Moleküle im Moleküleditor molden und Abspeichern der Struktur in ZMatrix-Form. 2. Manuelle Änderung von internen Koordinaten in der Z-Matix, wie Bindunglängen, Bindungswinkel und Diederwinkel um einen gegebenenfalls entstehenden Übergangszustand zu verlassen. 3. Veränderung der molden-Datei in eine gültige g03-Inputdatei. 4. Bestimmung der Struktur durch Geometrieoptimierung mit den vier genannten Methoden. 5. Visualisierung der Ergebnisse im Moleküleditor molden und Verfolgung des Verlaufs der Gesamtenergie während der Optimierungsschritte. 6. Kontrolle der Struktur auf einen stationären Punkt durch eine Frequenzanalyse. Ergebnisse: Aufgabenteil 1 H6 H7 α C1 H5 C2 H8 Cl AM1 H3 β C2 α N5 Länge H-Cl 1,2830 PBEPBE/ 3-21G 1,3250 Länge C-C Länge C-H 1,5003 1,1171 1,5458 1,1043 1,5302 1,1039 110,7180 110,8950 111,4760 Winkel α O1 α (1) C1 H4 N4 H H8 H6 β C2 (2) N3 PBEPBE/ MP2/6-31* 6-31G* 1,2960 1,2800 -1- C3 ε H7 γ C5 H9 (1) δC 4 (2) H6 Lit. 1,2746 HCl 1,5256 1,0933 1,5351 1,0940 Ethan 111,1950 111,1700 AM1 Länge N=N Länge C=N (1) Länge C-H Länge C-C Länge C=N (2) Winkel α Winkel β Länge C=C Länge C-C Länge C-O Länge C-H (1) Länge C-H (2) Winkel α Winkel β Winkel γ Winkel δ Winkel ε 1,1316 1,3173 1,1022 1,4089 1,1644 PBEPBE/ 3-21G 1,1658 1,3201 1,0904 1,4038 1,1837 PBEPBE/ MP2/6-31* 6-31G* 1,1505 1,1484 1,3164 1,3252 1,0914 1,0806 1,4105 1,4093 1,1797 1,1855 Lit. 120,0640 122,4310 121,3060 122,2740 123,1900 120,4810 125,2660 118,4150 117,0000 119,5000 1,3795 1,4480 1,3955 1,0854 1,0857 1,3724 1,4500 1,4109 1,0803 1,0853 1,3703 1,4369 1,3711 1,0875 1,0891 1,3661 1,4280 1,3666 1,0797 1,0812 1,3610 1,4310 1,3620 1,0750 1,0770 114,4090 106,5560 110,0970 106,6190 127,7540 115,6560 105,7700 110,1650 106,9520 126,5550 115,3480 106,5710 110,5830 106,1300 126,5390 115,5340 106,6190 110,4590 106,2320 126,2710 115,9000 106,6000 110,7000 106,1000 128,0000 1,1320 Diazoacetonitil 1,2800 1,0820 1,4240 1,1650 Aufgabenteil 2 Länge H-Cl PBEPBE/ 3-21G 1,3246 Länge C-C Länge C-H 1,5456 1,1043 1,5308 1,1038 110,8714 Winkel α Länge N=N Länge C=N (1) Länge C-H Länge C-C Länge C=N (2) Winkel α Winkel β Länge C=C Länge C-C Länge C-O Länge C-H (1) Länge C-H (2) Winkel α Winkel β Winkel γ Winkel δ Winkel ε PBEPBE/ MP2/6-31* 6-31G* 1,2966 1,2798 Lit. 1,2746 HCl 1,5257 1,0933 1,5351 1,0940 Ethan 111,4075 111,1928 111,1700 1,1657 1,3201 1,0904 1,4038 1,1837 1,1505 1,3164 1,0914 1,4105 1,1797 1,1483 1,3255 1,0806 1,4092 1,1854 121,3058 122,2737 123,1904 120,4809 125,3337 118,3744 117,0000 119,5000 1,3723 1,4499 1,4109 1,0830 1,0853 1,3702 1,4369 1,3710 1,0875 1,0891 1,3660 1,4281 1,3667 1,0797 1,0812 1,3610 1,4310 1,3620 1,0750 1,0770 115,6510 105,7798 110,1530 106,9571 126,5006 115,3586 106,5890 110,5722 106,1333 126,5373 115,5467 106,6326 110,4470 106,2367 126,2751 115,9000 106,6000 110,7000 106,1000 128,0000 -2- 1,1320 Diazoacetonitil 1,2800 1,0820 1,4240 1,1650 Furan Furan Auswertung / Diskussion: Aufgabenteil 1 Fehler AM1 0,008400 0,66% Fehler kBS 0,050400 3,95% Fehler gBS 0,021400 1,68% Fehler MPST 0,005400 0,42% HCl 0,034800 0,023100 2,267% 2,112% 2,19% 0,010700 0,010300 0,697% 0,941% 0,82% 0,004900 0,009900 0,319% 0,905% 0,61% 0,009500 0,000700 0,619% 0,064% 0,34% 0,452000 0,41% 0,275000 0,25% 0,306000 0,28% 0,025000 0,02% 0,000400 0,037300 0,020200 0,015100 0,000600 0,035% 2,914% 1,867% 1,060% 0,052% 1,19% 0,033800 0,040100 0,008400 0,020200 0,018700 2,986% 3,133% 0,776% 1,419% 1,605% 1,98% 0,018500 0,036400 0,009400 0,013500 0,014700 1,634% 2,844% 0,869% 0,948% 1,262% 1,51% 0,016400 0,045200 0,001400 0,014700 0,020500 1,449% Diazoacetonitil 3,531% 0,129% 1,032% 1,760% 1,58% 3,064000 2,931000 2,619% 2,453% 2,54% 4,306000 2,774000 3,680% 2,321% 3,00% 6,190000 0,981000 5,291% 0,821% 3,06% 8,266000 1,085000 7,065% 0,908% 3,99% 0,018500 0,017000 0,033500 0,010400 0,008700 1,359% 1,188% 2,460% 0,967% 0,808% 1,36% 0,011400 0,019000 0,048900 0,005300 0,008300 0,838% 1,328% 3,590% 0,493% 0,771% 1,40% 0,009300 0,005900 0,009100 0,012500 0,012100 0,683% 0,412% 0,668% 1,163% 1,123% 0,81% 0,005100 0,003000 0,004600 0,004700 0,004200 0,375% 0,210% 0,338% 0,437% 0,390% 0,35% 0,044000 0,603000 0,519000 1,491000 0,246000 0,041% 0,545% 0,489% 1,286% 0,192% 0,51% 0,830000 0,535000 0,852000 0,244000 1,445000 0,779% 0,483% 0,803% 0,211% 1,129% 0,681% 0,029000 0,117000 0,030000 0,552000 1,461000 0,027% 0,106% 0,028% 0,476% 1,141% 0,36% 0,019000 0,241000 0,132000 0,366000 1,729000 0,018% 0,218% 0,124% 0,316% 1,351% 0,41% Ethan Furan Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, lässt sich keine einheitlich Aussage dazu treffen, welche Optimierungsmethode die beste ist. Es ist immer davon abhängig, wovon ausgegangen wird und was das Ziel der Berechnung ist, um eine geeignete Methode zu wählen. Im einzelnen zeigt sich, dass bei der Geometrieoptimierung von HCl die Methode nach der Störungstheorie die besten Ergebnisse zu experimentell ermittelten Werten liefert, aber auch die semiempirische Berechnung liefert schon sehr genaue Ergebnisse. Im Gegensatz dazu sind die Abweichungen in der Bindungslänge bei der Berechnung auf Grundlage der DFT deutlich größer. Für Ethan bestätigen sich die Ergebnisse soweit, dass auch hier die Berechnung auf Grundlage der Störungstheorie die besten Ergebnisse in Bezug aus Bindungslängen und – winkel ergibt. Bei diesem Molekül erscheint aber die semiempirische Methode ungeeignet zu sein, da doch erhebliche Fehler auftreten. Die anderen untersuchten Methoden sortieren sich hier dazwischen ein. Bei der Optimierung der Struktur von Diazoacetonitril zeigt sich ein ganz anderes Bild. Hier erhält man sowohl bei den Bindungslängen, als auch bei den –winkeln mit der -3- semiempirischen Berechnung die besten Ergebnisse. Alle anderen Methoden ergeben deutlich schlechtere Werte. Für das letzte untersuchte Molekül (Furan) sind die Ergebnisse noch unterschiedlicher. So erhält man für die Bindungslängen mit der Methode der Störungstheorie die besten Ergebnisse, wohingegen bei den Bindungswinkeln die Berechnung nach der DFT mit größerem Basissatz die genausten Werte lieferte. Aufgabenteil 2 Fehler kBS Längen Fehler gBS Fehler MPST HCl 3,92% 1,73% 0,41% 0:00:18.8 3 0:00:15.0 2 0:00:18.2 2 Längen 0,81% 0,59% 0,34% Winkel 0,27% 0,21% 0,02% 0:01:31.4 4 0:02:13.0 4 0:00:44 4 Längen 1,98% 1,51% 1,58% Diazoacetonitil Winkel 3,00% 3,06% 4,03% 0:01:15.1 5 0:02:58.0 6 0:03:46.2 6 Längen 1,45% 0,81% 0,35% Winkel 0,69% 0,35% 0,41% 0:05:06.2 6 0:09:33.0 6 0:10:37.2 6 Rechenzeit Optimierungsschritte Rechenzeit Optimierungsschritte Rechenzeit Optimierungsschritte Rechenzeit Optimierungsschritte Ethan Furan Die Berechnung der Fehler erfolgte analog zu Aufgabenteil 1. Im Überblick lässt sich sagen, dass die Verhältnisse unter den verschiedenen Methoden sich nicht geändert haben. Also ist auch weiterhin die Methode die beste, die schon vor der ersten Optimierung die besten Werte geliefert hatte. Auch an der Genauigkeit an sich hat sich nichts signifikant geändert. Die Abweichungen sind sehr ähnlich (also nur geringe Änderungen nach oben und unten) oder sogar gleich geblieben. Aus den Ergebnissen ist zu erkennen, dass die Rechenzeit und die Anzahl der Optimierungsschritte erheblich von der Anzahl der Atome und Elektronen, also von der Molekülkomplexität abhängen. So steigt die Anzahl der Rechenschritte von 2-3 beim HCl (je nach Methode) bis auf 6 beim Furan an. Es ist aber kein deutlicher Unterschied zwischen den verschiedenen Methoden zu erkennen. Bei der Rechenzeit sieht man zum einen einen höheren Rechenzeitbedarf mit steigender Molekülgröße (von ca. 19s bei HCl bis ca. 306s bei Furan und AM1-Methode). Außerdem ist die Rechenzeit noch abhängig von der gewählten Optimierungsmethode. Je komplexer die durchgeführten Rechnungen sind, umso länger dauert die Optimierung. -4- Aufgabenteil 3 Biphenyl in der energetisch günstigsten Konformation Diederwinkel 142,975° Länge C-C zw. Ringen 1,485 Länge C-C im Ring 1,405 Länge C-H 1,095 Zur Struktur des Biphenyls lässt sich nun sagen, dass sich nach der Methode AM1 ein Diederwinkel von 142,975° ergeben hat. Das Molekül befindet sich in der oben gezeigten Konformation im Minimum der Potentialfläche, da die Frequenzanalyse durchgehend positive Werte aufweist. -5-
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