Sehr geehrte Damen und Herren, den Auftakt unseres auf drei

Deutsche Oper Berlin
Kirsten Hehmeyer
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Stiftung Oper in Berlin
Highlights im Oktober 2015
Berlin, 8. September 2015
Sehr geehrte Damen und Herren,
den Auftakt unseres auf drei Spielzeiten angelegten Meyerbeer-Zyklus‘
macht am 4. Oktober die Premiere von VASCO DA GAMA unter musikalischer Leitung von Enrique Mazzola und in der Regie von Vera Nemirova
mit Roberto Alagna in der Titelpartie. Mit Sophie Koch als indische Prinzessin Selica und Nino Machaidze als Inès steht sich ein starkes Paar
gegenüber, zwischen dem sich Vasco hin- und hergezogen fühlt. (Auch am
7., 11., 15., 18. und 24. Oktober.)
Als einer der beliebtesten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts wurde
Meyerbeer schnell Opfer seines Erfolges, indem seine Opern oft nur in drastisch gekürzter oder veränderter Form präsentiert wurden – auch wenn der
Komponist zu Lebzeiten nach Kräften versuchte, solchen Eigenmächtigkeiten durch persönliche Anwesenheit bei den wichtigsten Premieren gegenzusteuern. Die Uraufführung von VASCO DA GAMA konnte Meyerbeer nicht
mehr miterleben und so auch nicht verhindern, dass die Welt sein Werk
1865 nur in einer entstellenden Bearbeitung von Francois-Joseph Fétis als
L’AFRICAINE kennenlernte. Erst die Neuausgabe, die der Verlag BMG
Ricordi seit mehreren Jahren von Meyerbeers Werken erarbeitet, hat die
Intentionen des Komponisten wieder freigelegt.
Während die Anbindung von Stücken wie DIE HUGENOTTEN an die Pariser Bartholomäusnacht oder DER PROPHET an die Münsteraner Wiedertäufer zur Folge hatte, dass die geschilderten Konflikte im 20. Jahrhundert
oft als Begebenheiten einer überwundenen Epoche wahrgenommen wurden, hat die weltpolitische Entwicklung der letzten Jahre dafür gesorgt,
durch die historische Draperie den religiösen Fanatismus als beängstigend
aktuelles Grundthema von Meyerbeers Grand Opéras spürbar werden zu
lassen. Tatsächlich scheint es derzeit – leider – kaum aktuellere Opernstoffe zu geben, nicht zuletzt durch die sehr überzeugende Verquickung von
Massen- und Einzelschicksalen in Meyerbeers Werken. Der Schlüssel für
das Verständnis seiner Opern liegt eben nicht in der Identifikation mit einem Hauptakteur, sondern in der panoramischen Sicht auf gesellschaftliche Konstellationen, denen der Einzelne hilflos ausgeliefert ist.
Berits am 2. Oktober um 10 Uhr eröffnen wir mit der Uraufführung von DIE
IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS, einem Musiktheater für alle ab 10 Jahren
2/3
in einer Fassung von Harriet Maria Meining und Peter Meining, die Saison in der Tischlerei. Die Musik komponiert Ole Hübner, der in seinen
intermedialen Kompositionen oft mit klanglichen Anspielungen auf Pop,
Jazz, Hiphop, aber auch auf klassische Traditionen arbeitet.
Keine Götter und Fabelwesen, sondern ein einzelner Mensch steht mit all
seinen Widersprüchen im Zentrum von Homers „Odyssee“. Odysseus ist
Held und Gauner, unerschöpflich in seiner Neugier und seiner Erfindungsgabe, Rebell gegen die Macht der Götter und dennoch deren Spielball,
Familienmensch und Machtpolitiker. Kennzeichnend für die Arbeit des
Regieduos Peter und Harriet Maria Meining ist ein raffinierter Umgang mit
Video und Film, das Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit. Die Inszenierung
entsteht in Kooperation mit dem Theater an der Parkaue, für das die Beiden schon verschiedene Jugendprojekte auf die Bühne gebracht haben.
Und am 16. und 21. Oktober wird die junge, aber bereits vielfach mit Preisen ausgezeichnete Star-Sopranistin Pretty Yende die Titelpartie in
Donizettis LUCIA DI LAMMERMOOR übernehmen.
In den TANNHÄUSER-Vorstellungen am 31. Oktober und 15. November
ist Stephen Gould, der gerade als Tristan in Bayreuth allseits gefeiert
wurde, neben Heidi Melton als Venus und Elisabeth zu erleben. Die Partie
des Landgraf Hermann übernimmt Ante Jerkunica und die des Wolfram
Markus Brück.
Vom 29. bis 31. Oktober zeigen wir in der Tischlerei die Kammeroper
PRIVATE VIEW von Annelies Van Parys unter musikalischer Leitung von
Etienne Siebens. PRIVATE VIEW konfrontiert sein Publikum mit der Ambiguität von Sehen und Gesehen-Werden, der man auch im privaten Umfeld nicht entgehen kann. Annelies Van Parys, Composer in Residence
des Muziektheater Transparant, und die schottische Dichterin Jen Hadfield, Gewinnerin des T. S. Eliot Prize 2008, spinnen in bester Hitchcock’
scher Manier ein dichtes Netz aus Suspense um eine nachbarschaftliche
Gemeinschaft, die einen Mörder unter sich vermutet. Dieser musiktheatrale
Krimi wird von dem irischen Regisseur Tom Creed in Szene gesetzt, mit
dem Asko | Schönberg Ensemble und den Neuen Vocalsolisten Stuttgart musizieren ausgewiesene Spezialisten für zeitgenössisches Musiktheater. Die Frage, ob wir unseren Augen und Ohren eigentlich trauen
können, wird durch die von Videoprojektionen geprägte Raumgestaltung
des niederländischen Collective 33 ⅓ ins Extreme getrieben. So wie die
Gattungsgrenzen zwischen Oper und Film verschwimmen, verschwimmen
auch die Grenzen zwischen Akteuren und Zuschauern.
PRIVATE VIEW wurde im Mai 2015 uraufgeführt an der Vlaamse Opera
Antwerpen und gewann den Fedora Rolf Liebermann Preis für Oper 2015
und den Preis für die beste Produktion beim Armel Festival Budapest 2015.
Zwei neue Reihen bereichern in der Saison 2015/16 das Konzertprogramm
der Deutschen Oper Berlin: am 18. Oktober startet Jazz & Lyrics in der
Tischlerei mit Movie-Jazz. Die Movie-Jazzband mit Marc Secara unter der
Leitung von Professor Wolfgang Köhler präsentiert verschiedene Spots
zur synergetischen Beziehung von Bild, Sprache und Jazz im Kino. Ein
"musthave" für Kino, Lyrik und Jazzfans mit einer Vertonung des Kurzfilms
„Liberty“ mit Stan Laurel und Oliver Hardy u.v.a.
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Tags darauf, am 19. Oktober, laden wir zur ersten Folge der Reihe Lieder
und Dichter ins Foyer des Opernhauses ein, in der die enge Wechselbeziehung von Poesie und Musik der programmatische Leitfaden ist. Robert
Schumann fand seine Inspiration bei Heinrich Heine, Brahms bei Ludwig
Tieck und Benjamin Britten bei Rimbaud – die Geschichte des Kunstlieds
ist immer auch eine Geschichte der Auseinandersetzung mit Lyrik. Den
Anfang macht der junge Autor Christian Filips, der seine Texte im Umfeld
von Strauss-, Berg- und Wolf-Liedern („Michelangelo-Lieder“) vorstellt. Als
Solisten sind Heidi Melton und Marko Mimica zu erleben, begleitet von
John Parr am Flügel. Die Reihe wird in Zusammenarbeit mit der Literaturwerkstatt Berlin veranstaltet.
Die Saisonkampagne 2015/2016 der Deutschen Oper Berlin arbeitet mit
Fotografien von Julian Röder, die einen starken Subtext aufweisen: sie
verweisen über das Gezeigte hinaus auf gesamtgesellschaftliche Zustände
und Entwicklungen. Mit seinem konzeptuell-dokumentarischen Ansatz
thematisiert er Strukturen von Macht und Ökonomie. In einer Ausstellung
im Foyer der Deutschen Oper präsentieren wir weitere Werke von Julian
Röder, zur Vernissage am 1. Oktober um 19 Uhr laden wir sehr herzlich
ein!
Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Hehmeyer
Leitung des Pressebüros