Juristische Hausarbeiten mit LATEX

Juristische Hausarbeiten mit LATEX
Wiss. Mit. Rechtsanwalt Norman Jäckel
29. April 2015
A. Vorbemerkungen
LATEX ist ein Textsatzprogramm, das von Leslie Lamport entwickelt wurde und auf TEX
von Donald E. Knuth aufbaut. Die grundlegenden Textsatzfunktionen von TEX werden
in LATEX durch zahlreiche Makros vereinfacht. Im Ergebnis können damit Texte von sehr
guter typografischer Qualität gesetzt werden, ohne dass sich der Bearbeiter während der
inhaltlichen Arbeit mit dem Layout befassen muss. Der eigentliche Text liegt unformatiert in einer Quelldatei, die mit jedem beliebigen Editor erzeugt und bearbeitet werden
kann. Das Layout wird mit Hilfe einzelner Kommandos gesteuert. Erst nach dem „Setzen“, also der Ausführung des Programms und damit der Ausführung der verwendeten
Kommandos entsteht der fertige Text. Heute wird zum „Setzen“ häufig pdfLaTeX verwendet. Damit wird als Ausgabe eine PDF-Datei erzeugt, die mit jedem PDF-Betrachter
angesehen werden kann.
Zu LATEX im Allgemeinen und zu LATEX mit juristischen Texten (Hausarbeiten und Dissertationen) gibt es im Internet zahlreiche Anleitungen und Foreneinträge, die Anfängern
einen schnellen Einstieg geben und bei fast allen Problemen weiterhelfen.
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B. Wahl einer Dokumentklasse aus dem KOMA - Script
Ein im deutschen Sprachraum weit verbreitetes Paket ist das KOMA-Script. Es ist ausführlich in einer langen Anleitung (scrguide.pdf) dokumentiert, die auch viele weiterführende Hinweise enthält.
I. Grundeinstellungen
KOMA-Script stellt die Dokumentklassen scrartcl, scrbook und scrreprt zur Verfügung. Zu empfehlen ist die Klasse scrartcl. Ihr Äquivalent unter den Standardklassen
in LATEX ist article. Als Klassenoption sollten die Sprache und die Standardschriftgröße
übergeben werden. In der Regel werden 12 Punkte verlangt.
\documentclass[ngerman,fontsize=12pt]{scrartcl}
Es folgt die Einbindung mehrere Pakete, die für die Bestimmung der Ein- und Ausgabekodierung wichtig oder für einen deutschen Textsatz sinnvoll sind.
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{textcomp}
\usepackage{babel}
Das Paket inputenc gibt LATEX an, in welcher Kodierung der Quelltext steht. Hier muss
je nach Betriebssystem und Editor die korrekte Option gewählt werden. Häufig sind die
Optionen latin1, ansinew oder utf8. Bei korrekter Einstellung können so zum Beispiel
deutsche Umlaute direkt in den Quelltext eingegeben werden. Das Paket fontenc übernimmt die Kodierung im Ausgabedokument. So können mit der Option T1 beispielsweise
die Umlaute in der gewünschten Schriftart in das PDF übertragen werden. Die direkte
Eingabe des Eurozeichens (€) und weiterer Sonderzeichen ohne ein Makro ermöglicht das
Paket textcomp. Das Sprachpaket babel bietet Sprachunterstützung etwa bei der Silbentrennung und der Übersetzung allgemeiner Überschriften („Inhaltsverzeichnis“ statt
„Table of Contents“). Die Sprache (ngerman) muss entweder hier als optionales Argument oder oben als Klassenoption übergeben werden.
Schließlich sollte noch eine angemessene Schriftart gewählt werden. Gut verwendbar ist
zum Beispiel das Schriftartenpaket lmodern.
\usepackage{lmodern}
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Weitere Schriftarten finden sich im LATEX-Schriftenkatalog unter folgenden URL:
http://www.tug.dk/FontCatalogue/
Zu beachten ist, dass eine passende Kombination einer serifenlosen Schrift für Überschriften und einer Serifenschrift für den Haupttext gewählt wird.
II. Gliederung
Die Klassen des KOMA-Script verwenden standardmäßig eine rein numerische Gliederung. In juristischen Hausarbeiten ist jedoch eine alphanumerische Gliederung üblich
(etwa A. I. 1. a) aa) (1) (a) (aa)) Außerdem wird von KOMA-Script eine Gliederung nur
bis zur Tiefe 5 angeboten. Man kann entweder versuchen ein passenden Paket nutzen,
das die Gliederung selbst neu einstellt, zum Beispiel alphanum oder alnumsec, oder man
definiert die vorhandenen Gliederungszeichen wie folgt um:
\renewcommand{\thesection}{\Alph{section}.}
\renewcommand{\thesubsection}{\Roman{subsection}.}
\renewcommand{\thesubsubsection}{\arabic{subsubsection}.}
\renewcommand{\theparagraph}{\alph{paragraph})}
\renewcommand{\thesubparagraph}{\alph{subparagraph}\alph{subparagraph})}
Eine weitere Gliederungsebene könnte wie folgt definiert werden:
\makeatletter
\let\size@abschnitt\normalsize
\newcounter{abschnitt}[subparagraph]
\newcommand\abschnitt{\@startsection{abschnitt}{6}{\parindent}%
{3.25ex \@plus1ex \@minus .2ex}{-1em}%
{\setlength{\parfillskip}{\z@ \@plus 1fil}%
\raggedsection\normalfont\sectfont\nobreak\size@abschnitt\nobreak}}
\newcommand*{\scr@fnt@abschnitt}{\size@abschnitt}
\newcommand*\l@abschnitt{\@dottedtocline{6}{10em}{5em}}
\let\abschnittmark\@gobble
\renewcommand{\theabschnitt}{(\arabic{abschnitt})}
\makeatother
Als Klassenoption sollte (oben) numbers=noenddot gesetzt werden, damit die Klasse
nicht automatisch hinter allen Gliederungszeichen einen Punkt setzt. Schließlich sollten
die für die Gliederung relevanten Zähler noch auf die maximal mitzuzählende Ebene
gesetzt werden.
\setcounter{secnumdepth}{6}
\setcounter{tocdepth}{6}
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III. Seitenränder und Zeilenabstand
Die Seitenränder können mit dem Paket geometry eingestellt werden. Vgl. dazu auch
Seiten 51–54 (Punkt 2.8) der KOMA-Script-Anleitung (scrguide.pdf).
\usepackage{geometry}
\geometry{a4paper,left=20mm,right=70mm,top=20mm,bottom=30mm}
Für den geforderten Zeilenabstand kann das Paket setspace helfen.
\usepackage{setspace}
Der Gutachtenteil kann damit in die entsprechende Umgebung eingebunden werden.
\begin{onehalfspace}
...
\end{onehalfspace}
Wer auch die automatische Literaturverzeichnis- und Fußnotenverwaltung mit BibTeX
benutzen möchte, kann auf das Paket jurabib zurückgreifen.
\usepackage{jurabib}
Im Text wird dann an der richtigen Stelle das Literaturverzeichnis eingefügt mit:
\bibliography{meineliteraturdatenbankdatei}
\bibliographystyle{jurabib}
Auch zum Paket jurabib gibt es eine ausführliche Anleitung (jbgerdoc.pdf).
Etwas moderner und flexibler ist das Paket biblatex, das aber etwas mehr Einarbeitung
und Konfiguration erfordert.
Hier ein unvollständiges Beispiel:
\usepackage[backend=biber,bibstyle=authortitle,dashed=false,isbn=false,%
url=false,citestyle=authortitle-terse]{biblatex}
\usepackage{csquotes}
\addbibresource{meineliteraturdatenbankdatei.bib}
Im Text wird dann an der richtigen Stelle das Literaturverzeichnis eingefügt mit:
\printbibliography
Auch zum Paket biblatex gibt es eine ausführliche Anleitung (biblatex.pdf).
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C. Verwendung der jura-Klasse
Vor einiger Zeit wurde extra für juristische Hausarbeiten auch eine eigene Klasse entwickelt, die etwas unglücklich als jura-Klasse bezeichnet ist. Sie ist nicht zu verwechseln
mit dem Paket scrjura. Zu dieser Klasse gibt es ebenfalls eine ausführliche Anleitung
(jura.pdf).
\documentclass[widefront]{jura}
Hierbei sollte jedoch unbedingt im Hauptteil der Arbeit die Randeinstellung angepasst
werden. Der Korrekturrand ist zwingend auf der rechten Seite, nicht wie in der Klasse
standardmäßig vorgesehen links.
\setlength{\oddsidemargin}{-7,4mm}
\setlength{\evensidemargin}{4,46cm}
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