Thema: Gesetz – auflösen oder erfüllen

„Wie beeinflusst meine Herkunftsfamilie mein Leben? 2“
Text: verschiedene Stellen
Predigt: Wilf Gasser
Datum: 6.September 2015
Am letzten Sonntag haben wir vor allem über die Frage nachgedacht, ob es so etwas wie „Generationenfluch“ gibt. Darauf kann man kommen, wenn wir Dinge im Leben feststellen, welche nicht vernünftig erklärbar sind. Wenn zum Beispiel
der Jähzorn nicht abnimmt, eine Depression über lange Zeit mich belastet oder ich eine Krankheit nicht wegbeten kann.
Es gibt Christen, die behaupten, solche Dinge hätten mit Schuld von Vorfahren zu tun, welche sich nun über Generationen auf mich auswirkt. Heute klären wir nun die Frage, was dabei als Anfechtung einzuordnen ist und wie es mit möglichen seelischen Bindungen und Prägungen aussieht.
1. Väterschuld
Die Annahme, dass ich als Christ an Folgen der Schuld meiner Eltern oder Grosseltern leide, gründet in der Bibel auf der
Aussage Gottes im 2.Gebot: 2.Mose 20,3-6, welches noch an anderen Stellen im fast gleichen Wortlaut vorkommt. Es
gibt jedoch keine Stelle in der Bibel, wo beschrieben wird, dass wiedergeborene Christen von Dämonen bewohnt werden. Und wir finden auch keine detaillierten Anweisungen, mit welcher Art Gebet solche Bindungen gelöst werden müssten.
Wir haben verschiedene Stellen verglichen und gesehen, dass es fast wie ein Widerspruch aussieht. Aber die Bibel
macht im gesamten Zusammenhang deutlich: Jeder ist für sein Leben verantwortlich und muss Gott dafür Rechenschaft
geben. Jeder muss für seine Sünde die Strafe selber tragen. Es geht nichts auf die nächste Generation über. Natürlich
werden die nächsten Generationen Folgen spüren, aber die Botschaft ist eindeutig: Jeder bekommt die Strafe für seine
eigene Sünde, nicht für die von Vorfahren. Wenn ein Mensch sein Leben Jesus anvertraut und die Wiedergeburt erlebt,
nimmt Jesus seine Strafe auf sich und es findet ein Herrschaftswechsel statt. Somit gibt es auch keine Bindungen mehr.
Aber: Es gibt Prägungen in unserem Leben, welche wie ein Fluch aussehen, dem wir ausgeliefert sind. Denn es ist beobachtbar, dass Kinder von Alkoholikern tendenziell öfters zur Flasche greifen und dass Scheidungskinder ihre Ehen
tendenziell öfters beenden als andere. Doch da handelt es sich nicht um einen Generationenfluch, sondern um Prägungen und Lebensskript. Wir können durchaus auch von Bindungen sprechen, welche jedoch nicht im okkulten Sinn zu verstehen sind. Bevor wir darauf eingehen, müssen wir noch den Aspekt der Anfechtung klären.
2. Anfechtung
Wer Jesus nachfolgt und daher das Herrschaftsgebiet gewechselt hat, betet nun Gott an. Der Teufel hat seine Macht
verloren. Aber er wird darum kämpfen, um einen Keil zwischen dich und Gott zu treiben. Das bedeutet, er wird dich versuchen und von Gott und dessen Anbetung weglocken. Er will Zweifel an Gott in deinem Herzen säen. Petrus schreibt,
dass er wie ein brüllender Löwe herumstreicht und Menschen zu verschlingen sucht (1.Petrus 5,8). Und Paulus benutzt
das Bild vom Krieg, wo der Feind brennende Pfeile schiesst, mit dem Ziel, dich zu verletzen und in Brand zu setzen
(Epheser 6,16). Deshalb sollen wir als Christen die Waffenrüstung Gottes anziehen (Epheser 6), damit nicht brennende
Pfeile in unserem Herzen stecken bleiben und uns von Gott wegbringen. Deshalb ist es wichtig, dass wir mit den Götzen
aus unserem Leben wegräumen, damit wir später nicht wieder durch Zweifel an Gott plötzlich wieder beginnen, diese
anzubeten. Das kann ein Kupferarmreif, ein Kupferkästchen, ein Amulett oder sonst etwas sein.
3. Kinder spüren Folgen vom Fehlverhalten der Eltern
Wir haben in 2.Mose 20,3-6 gelesen, dass Kinder die Folgen spüren vom falschen Verhalten der Eltern. Eltern sind Vorbilder und prägen die nächste Generation mit ihren Werten. Die Kinder machen es den Eltern nach. Sie müssen jedoch
nicht.
In Jeremia 16,11-12 wirft Gott dem Volk Israel vor, dass sie „es schlimmer als ihre Vorfahren gemacht“ hätten. Das bedeutet, dass die Kinder es nicht nur den Eltern nachgemacht haben, sondern sogar noch eins draufgelegt haben.
Bei den Königen im alten Israel ist das Phänomen des Nachmachens deutlich zu beobachten:
Joahas folgt dem bösen Beispiel der Eltern – er lebt „in den Sünden Jerobeams“ (2.Könige 13,2). Jerobeam war ein paar
Generationen früher König.
Josia hingegen orientierte sich am Beispiel von König David, welcher ebenfalls einige Generationen früher gelebt hatte –
und machte es gut in den Augen Gottes (2.Könige 22,2). Zu beachten ist, dass Josias bereits mit 8 Jahren König wurde.
In 1.Könige 15,11-14 lesen wir die Geschichte vom König Asa. Er hatte Eltern, welche sich in der Götzenanbetung betätigten. Aber Asa fällte eine Entscheidung und machte es anders.
Diese Beispiele zeigen: Man ist nicht dazu verdonnert, es den Eltern nachzumachen. Man kann selber entscheiden, wie
man sein Leben nach welchen Werten leben will.
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4. Seelische Bindungen und Prägungen
Wenn wir nichts überlegen, werden wir tendenziell in ähnliche Lebensmuster fallen wie unsere Eltern sie gelebt haben.
Allerdings machen wir es nicht einfach dem Vater oder der Mutter nach, sondern wir bauen – unbewusst natürlich – unser eigenes Lebenskonzept zusammen. Allerdings sollten wir etwas differenzieren und zumindest drei Ebenen bzw. Arten unterscheiden.
a) Wir schauen ab und machen nach:
Wir sehen Verhaltensmuster im Leben der Eltern und übernehmen diese unbewusst in unser eigenes Lebenskonzept. So ist z.Bsp. ein Elternteil bei Problemen aus der Ehe davongelaufen oder hat sich das Leben genommen.
Dann übernehmen wir tendenziell (nicht immer!) dieses Muster: Bei Problemen einfach davonlaufen. Oder ein Elternteil hat die persönlichen Probleme oder Herausforderungen im Leben mit Suchtmittel zugedeckt. Dann tendieren wir
dazu, dies ebenso zu machen. Aber: Es gibt auch Ausnahmen! Es ist eben nicht in jedem Fall so.
b) Muster werden durch Beziehung übertragen:
In der Neurobiologie hat man herausgefunden, dass sich unsere Gene verändern. Je nach dem, mit welchen Menschen wir uns abgeben. Anders ausgedrückt: Wir prägen einander. Wenn das tatsächlich stimmt, dann kann man
zumindest teilweise damit erklären, warum Kinder ähnliche Dinge – oder klar gegenteilige Dinge wie ihre Vorfahren
tun.
c) Tiefe seelische Bindungen:
Irgendeine Überzeugung über uns oder über andere oder über irgendetwas frisst sich derart tief in die Seele ein,
dass wir es gar nicht mehr bemerken, wie einseitig wir die Dinge (auch andere Menschen und ihr Verhalten) beurteilen. Es sieht dann aus wie eine okkulte Belastung, weil wir es uns absolut nicht erklären können, warum wir mit gewissen Situationen überhaupt nicht zurechtkommen. Aber es ist nur eine tiefe seelische Bindung oder Prägung. Bei
einem Trauma ist das Phänomen vermutlich ähnlich gelagert. Da frisst sich ebenfalls etwas derart tief in die Seele
ein, so dass wir daran leiden, nicht darüber hinwegkommen und möglicherweise psychisch oder sogar physisch
krank werden.
Es entwickeln sich somit Lebensmuster bzw. Verhaltensmuster, welche aussehen, wie wenn wir dazu bestimmt worden
wären. Man hat den Eindruck, es handle sich um einen Generationenfluch, welchem wir ausgeliefert sind.
Bei den alttestamentlichen Königen sehen wir jedoch, dass wir aussteigen können. Wir können eine Entscheidung fällen
und etwas anderes tun und andere Werte leben als unsere Vorfahren. In jedem Fall entscheidest du (meist unbewusst!),
welches Lebensmuster du leben willst. Und wenn man aussteigen will? Das ist möglich. Aber wie?
5. Aussteigen
Aussteigen und umlernen ist beim eigenen Lebensmuster nicht einfach, aber es ist möglich:
a) Eigenes Verhalten beobachten und sich spiegeln lassen: Wo habe ich Schwierigkeiten, stehe an, falle immer
wieder ins gleiche ungewollte Verhalten oder leide endlos an etwas. Dabei musst du nicht ängstlich bis vor der
eigenen Geburt nach möglichen Problemen suchen, sondern du kannst da ansetzen, wo du Schwierigkeiten
hast.
b) In der Seelsorge bzw. Beratung das persönliche Lebensmuster und Leitsätze herausfinden. Da können auch
traumatische Situationen bearbeitet werden.
c) Sich im Gebet davon lösen und Gott darum bitten, dass er hilft, neue Werte einzuüben. Das ist keine Lossprache
von okkulten Belastungen, sondern ein schlichtes Gebet, wo du Gottes Hilfe und Kraft suchst und ausdrückst,
dass du nicht mehr an dieser Prägung festhängen willst.
d) Umlernen und sich dazu genügend Zeit geben.
Die Bibel nennt diesen Prozess „Heiligung“. Das bedeutet, dass ich Sünde bekenne und ablege und eigenen Prägungen
ins Auge schaue und umlerne. Gott gibt dir die nötige Kraft dazu!
Somit gilt das Motto: umfallen – aufstehen – Krone richten – etwas daraus lernen – weitergehen!
Fazit:
- Bei der Hinwendung zu Christus ereignet sich die Lösung von sämtlichen Mächten und ihren Ansprüchen. Deshalb
haben deine Blockaden im Leben nichts mit den Sünden deiner Vorfahren zu tun. Siehe Kolosser 1,13-14.
- Du kannst nun in Freiheit durch Christus leben und Gott anbeten. Auch wenn du nicht alles, was im Leben passiert,
gleich erklären kannst! Siehe Johannes 8,36.
- Es gibt Blockaden im Leben aufgrund von selbst gewählten Lebensmustern oder zugefügten Traumas.
- Du kannst die Blockaden bearbeiten, aussteigen und neue Werte und Verhalten einüben.
- Deshalb bist du als Christ dank der Kraft Gottes in dir fröhlich unterwegs (2.Timotheus 1,7).
Kleingruppe: Mögliche Fragen fürs Gruppengespräch oder für die persönliche Verarbeitung
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Erklärt einander den Unterschied zwischen Okkulter Belastung, Anfechtung und seelischer Bindung.
Was können wir aus den Geschichten der Könige und ihrem Verhalten bezüglich Götzendienst im 1. und 2. Königebuch (Stellen siehe oben) ableiten?
Wie bauen wir unser eigenes Lebensmuster zusammen?
Wie können wir aus den bisherigen Mustern aussteigen? Vorgehen?
Wie ist es bei traumatischen Erfahren? Wie können wir darüber hinauswachsen?
Wie weit reicht die Befreiung durch Christus (Johannes 8,36) – was wird davon betroffen und was nicht direkt?