BUSINESS STRATEGIE Text: Jan-Peter Wulf Tipps für moderne GastronomieKommunikation F 38 39 Aktuelle Ausgehtrends — und wie Sie darauf reagieren! ast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer von „going out 2013“ des Portals „virtualnights. com“, vorgestellt auf der BARZONE in Köln, geben an, sich vor dem Ausgehen mit Freunden zu Hause zu treffen. Erst dann geht es in Clubs, Discotheken, Bars und andere Gastronomien. Wohin es geht – diese Entscheidung fällt oft spontan. In der Zeit vor Mitternacht aktiv werbliche Kommunikation zu betreiben, bietet Gastronomen und Veranstaltern großes Potenzial. Sagt Kai Brökelmeier, Geschäftsführer von virtualnights:media, die das Ausgehportal betreibt. Für die FIZZZLeser hat er sieben Tipps für eine erfolgreiche Ansprache der „Nightlifer“. 1. Beiträge vorbereiten Gleich ein Einwand: Wie soll ein Gastronom oder Veranstalter am Abend Kommunikation betreiben, wenn in der Location so viel vorzubereiten ist? Kai Brökelmeier: „In sozialen Netzwerken, auf Facebook wie auf anderen Kanälen, hat man die Möglichkeit, seine Beiträge zu terminieren. Sie erscheinen dann automatisiert zum gewählten Zeitpunkt.“ Wer z.B. eine Facebook-Unternehmensseite betreibt und einen Post vorbereitet, findet unten links unter dem Post ein kleines Uhr-Symbol, mit dem sich der Erscheinungstermin des Beitrages einstellen lässt. So ist es möglich, am Donnerstagvormittag einen Beitrag vorzubereiten, der dann am Freitagabend um 22 Uhr veröffentlicht wird. Auch für Twitter gibt es zahlreiche Tools (z.B. „Twuffer“ oder „Tweetcaster“), mit denen die Tweets zu einem gewünschten späteren Zeitpunkt live gehen. „Auch mit genau datiertem Newsletter-Marketing – über den eigenen Verteiler und über Verteiler von Stadtmagazinen, Onlineportalen und anderen – lässt sich in der Zeit vor Mitternacht aktive Kommunikation betreiben“, fügt Brökelmeier hinzu. E-Mails werden per Smartphone schließlich auch von unterwegs gecheckt. 2. Unentschlossene Nightlifer erreichen Dass dieses wichtig ist, zeigt „going out 2013“ deutlich: 92 Prozent der im Rahmen der Umfrage Interviewten geben an, sich per Smartphone zum Ausgehen zu verabreden – oft spontan. Wer als Gastronom hier eine gezielte Ansprache betreibe, erreiche die vielen Unentschlossenen, so Brökelmeier: „Heute, wo quasi jeder ein Smartphone besitzt, # 09 13 wird doch ständig aufs mobile Gerät geschaut: Was machen meine Freunde heute Abend? Sind sie schon irgendwo unterwegs? Wohin gehen sie später?“ Unentschlossenheit ende nicht unbedingt mit dem Betreten einer Location: Oft genug, so Brökelmeier, komme es schließlich vor, dass die Stimmung in der gewählten Location doch nicht so gut ist wie zunächst gedacht: „Dann kann der Gastronom auf diese Weise auch kurzfristig auf sein Angebot als Alternative hinweisen und die Gäste zu sich locken.“ 3. Kommunikation über Bilder betreiben Worauf ist aus Sicht des Experten für junge Zielgruppen bei der digitalen Ansprache zu achten? Brökelmeier: „Ich glaube fest an die Macht der Bilder. Wir sehen es daran, wie erfolgreich Portale wie Instagram oder Pinterest sind. Auch Facebook hat vor einiger Zeit die Anzeige der Bilder deutlich vergrößert.“ Über starke Motive würden die Leute am besten abgeholt, viel begleitender Text sei nicht nötig: „Lieber kurz, prägnant und mit einer klaren inhaltlichen Aussage texten – in einer Tonalität, die zum Konzept passt.“ Wer im Umgang mit diesen Dingen weniger sicher sei, sollte sich in Bild und Text von jemandem unterstützen lassen, der sich gut damit auskennt – zum Beispiel ein Grafiker, ein Fotografen oder ein Texter. 4. Meinungsführer identifizieren... In nahezu jedem Freundeskreis gibt es ihn bzw. sie: die Person, die sich besonders gut im Nachtleben auskennt, gut vernetzt ist und häufig mit ihrem Vorschlag die Entscheidung herbeiführt, wohin es geht. „Meinungsführer“ oder „Opinion Leader“ nennt die Marketingwelt diese Menschen. Sie zu identifizieren und gezielt zu adressieren, das sei das i-Tüpfelchen in der Kommunikation vor Mitternacht und werde noch viel zu selten gemacht, findet Brökelmeier. Dabei sei dies, dank moderner digitaler Kommunikationstools, kein Ding der Unmöglichkeit: „Mul# 09 13 tiplikatoren, die für die Gruppe sprechen, identifiziere ich, indem ich mir meine Fanbase in sozialen Netzwerken genauer anschaue: Wer schätzt mein Objekt und postet Bilder aus meinem Betrieb oder teilt meine Postings? Wer hat sich, zum Beispiel über Facebook oder Foursquare, in meine Location eingecheckt? Wie hoch ist der soziale Status dieser Person? Hat sie viele Freunde in sozialen Netzwerken, bekommt sie viel Feedback auf ihre Postings?“ Analysetools wie „Klout“, „PeerIndex“ oder „Socialmention“, mit denen sich der Social-Media-Einfluss von Usern auf bestimmte Inhalte messen lässt, können den Gastronomen oder Veranstalter dabei unterstützen. 5. … und persönlich adressieren Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die persönliche Adressierung dieser Personen per direkter Nachricht – generell sind diese „Influencer“ sehr kommunikative Menschen und stehen Anfragen dieser Art offen gegenüber. Oder – wenn die Person erkannt wird – durch eine „Live-Ansprache“ direkt in der Location. Vielleicht lädt man sie einfach mal auf einen Drink ein und sagt auf diese Weise Danke für die befürwortende Unterstützung? So signalisiert man Wertschätzung, aus Meinungsführern werden dann Botschafter, die das positive Erlebnis bestimmt mit ihrem Freundeskreis in sozialen Netzwerken teilen. „Heute erzähle ich über moderne Medien meinen Freunden, wo es mir gefällt und wo ich mich gut aufgehoben fühle“, so Brökelmeier. phone versendet. Auch Bilder und Videos lassen sich anhängen, zudem ist der Dienst kostenlos (für ein Jahr, danach kostet die App einmalig 99 US-Cent). Spannend ist hier, dass es auch eine Gruppenfunktion gibt, sodass sich Freundeskreise oder Interessengruppen zusammenschließen und Nachrichten austauschen können. Teil einer solchen Gruppe zu sein und in diesem „inneren Kreis“ Tipps für die Abendplanung zu platzieren, bietet ein weiteres interessantes Vermarktungspotenzial, meint Brökelmeier. „GOING OUT 2013“: DIE ERGEBNISSE 92% verabreden sich mit dem Smartphone zum Ausgehen 89% sagen: „Ich gebe gerne Geld für Qualität aus.“ 71% vertrauen vor allem den Event-Empfehlungen ihrer Freunde 63% treffen sich vor dem Ausgehen mit Freunden zu Hause 59% besuchen gerne unterschiedliche Locations 56% gehen in einer größeren Gruppe ins Nightlife 48% sind bereit 2-4 Euro extra bei einer GEMA-Tariferhöhung zu zahlen (pro Eintritt) 47% gehen erst nach 23 Uhr ins Nachtleben 6. WhatsApp: SMS-Marketing 2.0 35% gehen einmal pro Woche aus SMS-Marketing kennt jeder Discotheken- und Clubbetreiber. „Wenn die Frequenz nicht überstrapaziert wird, ist das auch weiterhin ein spannendes Thema“, findet Brökelmeier. 29% gehen zweimal pro Woche aus Aber die Zeit bleibt nicht stehen: Der historische Nachfolger der SMS heißt „WhatsApp“: Hier werden Kurznachrichten über das Internet von Smartphone zu Smart- 28% geben 20-30 Euro pro Ausgehtermin aus Download der Umfrage: bit.ly/goingout_2013 Mehr Infos zu virtualnights:media: www.virtualnightsmedia.com In eine solche Gruppe zu gelangen, ist allerdings nicht ganz einfach. Einfacher wäre es, wie es schon länger für SMS- oder Mailing-Listen betrieben wird, den Gästen am Ein- oder Ausgang (oder auf der eigenen Webseite) die Möglichkeit zu bieten, sich in die WhatsAppGruppe des Clubs oder der Diskothek einzutragen. 7. Präsenz aufbauen und Geduld haben Die Möglichkeiten des digitalen Clubmarketings sind vielfältig. Jedoch sei ein langer Atem notwendig, betont Kai Brökelmeier: „Die Maßnahmen nehmen Zeit und Arbeit in Anspruch. Es kann dauern, bis ich Feedback bekomme.“ Der Gastgeber müsse ein Gespür dafür entwickeln, wie er sich seine eigene Medienwelt aufbauen kann. Hilfreich sei es, sich eine Struktur aufzusetzen, eine Art Themen- oder Redaktionsplan für die Postings und Nachrichten, die in der Zeit vor Mitternacht rausgehen sollen. Der Experte für junge Zielgruppen ist sich sicher: „Habe ich mir dann erst einmal eine Präsenz aufgebaut, dann werden mir auch meine Gäste durch Sharing zu mehr Reichweite, mehr Sichtbarkeit und mehr Inhalten verhelfen.“ „In der Zeit vor Mitternacht betreiben Gastronomen sehr wenig werbliche Kommunikation. Hier besteht großes Potenzial, auf digitalem Weg Gäste zu sich zu ziehen“, fasst Kai Brökelmeier das zentrale Ergebnis der Virtualnights-Studie zusammen.
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