Aktuelle Ausgeh- trends — und wie Sie darauf reagieren!

BUSINESS STRATEGIE
Text: Jan-Peter Wulf
Tipps für moderne
GastronomieKommunikation
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Aktuelle
Ausgehtrends —
und wie
Sie darauf
reagieren!
ast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer
von
„going out 2013“ des
Portals
„virtualnights.
com“, vorgestellt auf der
BARZONE in Köln, geben an, sich
vor dem Ausgehen mit Freunden
zu Hause zu treffen. Erst dann
geht es in Clubs, Discotheken,
Bars und andere Gastronomien.
Wohin es geht – diese Entscheidung fällt oft spontan. In der Zeit
vor Mitternacht aktiv werbliche
Kommunikation zu betreiben,
bietet Gastronomen und Veranstaltern großes Potenzial. Sagt Kai
Brökelmeier, Geschäftsführer von
virtualnights:media, die das Ausgehportal betreibt. Für die FIZZZLeser hat er sieben Tipps für eine
erfolgreiche Ansprache der „Nightlifer“.
1. Beiträge
vorbereiten
Gleich ein Einwand: Wie soll ein
Gastronom oder Veranstalter am
Abend Kommunikation betreiben,
wenn in der Location so viel vorzubereiten ist? Kai Brökelmeier:
„In sozialen Netzwerken, auf Facebook wie auf anderen Kanälen,
hat man die Möglichkeit, seine
Beiträge zu terminieren. Sie erscheinen dann automatisiert zum
gewählten Zeitpunkt.“ Wer z.B.
eine Facebook-Unternehmensseite
betreibt und einen Post vorbereitet, findet unten links unter dem
Post ein kleines Uhr-Symbol, mit
dem sich der Erscheinungstermin
des Beitrages einstellen lässt. So
ist es möglich, am Donnerstagvormittag einen Beitrag vorzubereiten, der dann am Freitagabend
um 22 Uhr veröffentlicht wird.
Auch für Twitter gibt es zahlreiche
Tools (z.B. „Twuffer“ oder „Tweetcaster“), mit denen die Tweets zu
einem gewünschten späteren Zeitpunkt live gehen. „Auch mit genau
datiertem Newsletter-Marketing
– über den eigenen Verteiler und
über Verteiler von Stadtmagazinen, Onlineportalen und anderen
– lässt sich in der Zeit vor Mitternacht aktive Kommunikation betreiben“, fügt Brökelmeier hinzu.
E-Mails werden per Smartphone
schließlich auch von unterwegs
gecheckt.
2. Unentschlossene
Nightlifer erreichen
Dass dieses wichtig ist, zeigt „going
out 2013“ deutlich: 92 Prozent der
im Rahmen der Umfrage Interviewten geben an, sich per Smartphone
zum Ausgehen zu verabreden – oft
spontan. Wer als Gastronom hier
eine gezielte Ansprache betreibe,
erreiche die vielen Unentschlossenen, so Brökelmeier: „Heute, wo
quasi jeder ein Smartphone besitzt,
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wird doch ständig aufs mobile Gerät geschaut: Was machen meine
Freunde heute Abend? Sind sie
schon irgendwo unterwegs? Wohin
gehen sie später?“ Unentschlossenheit ende nicht unbedingt mit dem
Betreten einer Location: Oft genug,
so Brökelmeier, komme es schließlich vor, dass die Stimmung in der
gewählten Location doch nicht
so gut ist wie zunächst gedacht:
„Dann kann der Gastronom auf
diese Weise auch kurzfristig auf
sein Angebot als Alternative hinweisen und die Gäste zu sich locken.“
3. Kommunikation über
Bilder betreiben
Worauf ist aus Sicht des Experten für junge Zielgruppen bei der
digitalen Ansprache zu achten?
Brökelmeier: „Ich glaube fest an die
Macht der Bilder. Wir sehen es daran, wie erfolgreich Portale wie Instagram oder Pinterest sind. Auch
Facebook hat vor einiger Zeit die
Anzeige der Bilder deutlich vergrößert.“ Über starke Motive würden
die Leute am besten abgeholt, viel
begleitender Text sei nicht nötig:
„Lieber kurz, prägnant und mit
einer klaren inhaltlichen Aussage
texten – in einer Tonalität, die zum
Konzept passt.“ Wer im Umgang
mit diesen Dingen weniger sicher
sei, sollte sich in Bild und Text von
jemandem unterstützen lassen, der
sich gut damit auskennt – zum Beispiel ein Grafiker, ein Fotografen
oder ein Texter.
4. Meinungsführer
identifizieren...
In nahezu jedem Freundeskreis
gibt es ihn bzw. sie: die Person, die
sich besonders gut im Nachtleben
auskennt, gut vernetzt ist und
häufig mit ihrem Vorschlag die
Entscheidung herbeiführt, wohin
es geht. „Meinungsführer“ oder
„Opinion Leader“ nennt die Marketingwelt diese Menschen. Sie zu
identifizieren und gezielt zu adressieren, das sei das i-Tüpfelchen in
der Kommunikation vor Mitternacht und werde noch viel zu selten gemacht, findet Brökelmeier.
Dabei sei dies, dank moderner digitaler Kommunikationstools, kein
Ding der Unmöglichkeit: „Mul# 09 13
tiplikatoren, die für die Gruppe
sprechen, identifiziere ich, indem
ich mir meine Fanbase in sozialen
Netzwerken genauer anschaue:
Wer schätzt mein Objekt und postet Bilder aus meinem Betrieb oder
teilt meine Postings? Wer hat sich,
zum Beispiel über Facebook oder
Foursquare, in meine Location eingecheckt? Wie hoch ist der soziale
Status dieser Person? Hat sie viele
Freunde in sozialen Netzwerken,
bekommt sie viel Feedback auf
ihre Postings?“ Analysetools wie
„Klout“, „PeerIndex“ oder „Socialmention“, mit denen sich der Social-Media-Einfluss von Usern auf
bestimmte Inhalte messen lässt,
können den Gastronomen oder
Veranstalter dabei unterstützen.
5. … und persönlich
adressieren
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die persönliche Adressierung dieser Personen per direkter Nachricht – generell sind diese
„Influencer“ sehr kommunikative
Menschen und stehen Anfragen
dieser Art offen gegenüber. Oder
– wenn die Person erkannt wird –
durch eine „Live-Ansprache“ direkt
in der Location. Vielleicht lädt man
sie einfach mal auf einen Drink ein
und sagt auf diese Weise Danke
für die befürwortende Unterstützung? So signalisiert man Wertschätzung, aus Meinungsführern
werden dann Botschafter, die das
positive Erlebnis bestimmt mit
ihrem Freundeskreis in sozialen
Netzwerken teilen. „Heute erzähle
ich über moderne Medien meinen
Freunden, wo es mir gefällt und wo
ich mich gut aufgehoben fühle“, so
Brökelmeier.
phone versendet. Auch Bilder und
Videos lassen sich anhängen, zudem ist der Dienst kostenlos (für
ein Jahr, danach kostet die App
einmalig 99 US-Cent). Spannend
ist hier, dass es auch eine Gruppenfunktion gibt, sodass sich Freundeskreise oder Interessengruppen
zusammenschließen und Nachrichten austauschen können. Teil
einer solchen Gruppe zu sein und
in diesem „inneren Kreis“ Tipps
für die Abendplanung zu platzieren, bietet ein weiteres interessantes Vermarktungspotenzial, meint
Brökelmeier.
„GOING OUT 2013“:
DIE ERGEBNISSE
92% verabreden sich mit dem
Smartphone zum Ausgehen
89% sagen: „Ich gebe gerne
Geld für Qualität aus.“
71% vertrauen vor allem den
Event-Empfehlungen ihrer
Freunde
63% treffen sich vor dem Ausgehen mit Freunden zu Hause
59% besuchen gerne unterschiedliche Locations
56% gehen in einer größeren
Gruppe ins Nightlife
48% sind bereit 2-4 Euro extra
bei einer GEMA-Tariferhöhung
zu zahlen (pro Eintritt)
47% gehen erst nach 23 Uhr
ins Nachtleben
6. WhatsApp:
SMS-Marketing 2.0
35% gehen einmal pro Woche
aus
SMS-Marketing kennt jeder Discotheken- und Clubbetreiber. „Wenn
die Frequenz nicht überstrapaziert
wird, ist das auch weiterhin ein
spannendes Thema“, findet Brökelmeier.
29% gehen zweimal pro Woche
aus
Aber die Zeit bleibt nicht stehen:
Der historische Nachfolger der
SMS heißt „WhatsApp“: Hier werden Kurznachrichten über das Internet von Smartphone zu Smart-
28% geben 20-30 Euro pro
Ausgehtermin aus
Download der Umfrage:
bit.ly/goingout_2013
Mehr Infos zu
virtualnights:media:
www.virtualnightsmedia.com
In eine solche Gruppe zu gelangen,
ist allerdings nicht ganz einfach.
Einfacher wäre es, wie es schon
länger für SMS- oder Mailing-Listen betrieben wird, den Gästen am
Ein- oder Ausgang (oder auf der
eigenen Webseite) die Möglichkeit
zu bieten, sich in die WhatsAppGruppe des Clubs oder der Diskothek einzutragen.
7. Präsenz aufbauen und
Geduld haben
Die Möglichkeiten des digitalen
Clubmarketings sind vielfältig. Jedoch sei ein langer Atem notwendig, betont Kai Brökelmeier: „Die
Maßnahmen nehmen Zeit und Arbeit in Anspruch. Es kann dauern,
bis ich Feedback bekomme.“ Der
Gastgeber müsse ein Gespür dafür
entwickeln, wie er sich seine eigene
Medienwelt aufbauen kann. Hilfreich sei es, sich eine Struktur aufzusetzen, eine Art Themen- oder
Redaktionsplan für die Postings
und Nachrichten, die in der Zeit
vor Mitternacht rausgehen sollen.
Der Experte für junge Zielgruppen
ist sich sicher: „Habe ich mir dann
erst einmal eine Präsenz aufgebaut, dann werden mir auch meine Gäste durch Sharing zu mehr
Reichweite, mehr Sichtbarkeit und
mehr Inhalten verhelfen.“
„In der Zeit vor Mitternacht betreiben Gastronomen sehr wenig werbliche Kommunikation.
Hier besteht großes Potenzial,
auf digitalem Weg Gäste zu sich
zu ziehen“, fasst Kai Brökelmeier
das zentrale Ergebnis der Virtualnights-Studie zusammen.