Kawasaki Z 300

Kawasaki Z 300
- Fahrbericht aus MOTORRAD 08/2015 -
Z - das hat lange Tradition bei Kawasaki. Und die Ninja 300 darf als Erfolgsmodell in
der A2-Klasse gelten. Was liegt also näher, als den 300er-Sportler zur kleinen Zette
umzustrippen? Wir fuhren die brandneue Kawasaki Z 300 im Umland von Girona.
Die kleine Hubraumklasse ist im Aufwind, von 2012 auf 2014 hat sich die Zahl der in
Deutschland verkauften Motorräder zwischen 250 und 499 cm³ von knapp 3000
Stück auf über 7500 gesteigert – ein Plus von rund 130 Prozent. Die Stars der
Einsteigerszene? KTM Duke 390, Honda CB 500 F und CBR 500 R sowie die
Kawasaki Ninja 300. Angesichts des anhaltenden Erfolgs der kleinen Ninja und des
Wachstums im Segment verwundert es fast ein wenig, dass sich die Grünen mit der
Z 300 ein paar Jährchen Zeit gelassen haben. Jetzt jedenfalls steht die Z 300 in den
Schauräumen, technisch nahezu identisch mit der Ninja 300. Der Lenkkopfwinkel
steht um ein Grad steiler, was einen elf Millimeter kürzeren Nachlauf ergibt, und das
Weniger an Verkleidung schlägt sich in vier Kilo Gewichtsersparnis nieder (170 Kilo
fahrfertig, Werksangabe). Statt Lenkerhälften wie bei der Ninja kommt ein nicht zu
breiter, niedriger Rohrlenker zum Einsatz – das war’s schon mit den Änderungen.
Unterm 17-Liter-Spritfass werkelt weiterhin der quirlige Vierventil-Reihenzweizylinder,
der aus 296 cm³ bei knackigen 11.000 Umdrehungen 39 PS presst, immerhin eine
Literleistung von 132 PS. So verwundert es kaum, dass für flottes Vorankommen die
Nadel des gut ablesbaren, analogen Drehzahlmessers mindestens die 6, besser die
8 und für richtig Spaß die 10 anzeigen sollte. Dabei hat der Twin, der über doppelte
Drosselklappen gesteuert wird, tolle Manieren, nimmt brav schon aus niedrigsten
Drehzahlen Gas an, vibriert kaum und zeigt keine störenden Lastwechselreaktionen.
Dass für zügige Fahrt viel Schaltarbeit nötig ist, stört gar nicht, denn die Kupplung
arbeitet dank Servo-Funktion extrem leichtgängig (eine Slipper-Funktion ist ebenfalls
an Bord), genau wie das herrlich flutschende Getriebe, das jeden Gangwechsel zum
kleinen Fest macht. Zum Überholen ein-, zweimal runterschalten, den Motor so
richtig ausquetschen, das macht eine Menge Laune, denn oben heraus schnarrt er
supersportlich und hat echte Drehfreude.
Unterhaltsam und unkompliziert ist die Kurvenhatz mit der Dreihunderter-Zette, die
Kehren können ihr kaum eng genug sein. Die Sitzposition ist ausgesprochen
fahraktiv, etwas zum Vorderrad orientiert, der Kniewinkel sportlich, aber nicht
unbequem. Das knackig gepolsterte Sitzkissen ist nach vorne geneigt, lässt aber
auch größeren Piloten nach hinten genügend Platz. So, wie man sitzt, in der Mitte
zwischen Komfort und Angriff, so fährt die Z 300 auch. Die Showa-Teleskopgabel
vorne spricht gut an und arbeitet mit weicher Abstimmung Schläge und Wellen
sauber ab. Das Setup des nur in der Vorspannung verstellbaren Kayaba-Federbeins
hinten geriet recht straff und etwas überdämpft, sodass kurze Stöße hier trotz
Umlenkung schon mal durchgereicht werden. Trotzdem, dem Autor taugte die
Abstimmung der Federelemente auf den nicht immer ebenen Sträßchen um Girona
insgesamt gut.
Dank schmaler Bereifung (vorne 110 Millimeter, hinten 140, auf 17 Zoll),
handlingfreundlicher Geometrie sowie geringer rotierender Motormassen lenkt das
Zettchen irre leichtfüßig ein, wirkt aber nie kippelig. So lassen sich
maulwurfshügelgroße Wurzelaufbrüche und gelegentlich auf die Straße verirrte
Felsbrocken mit spielerischer Leichtigkeit umsegeln. Kurskorrekturen mitten in der
Kurve? Die Z 300 macht’s nicht mürrisch, sondern mit Elan. In richtig winkligem
Geläuf wird sie Kreise um schwerere Motorräder fahren, versprochen. Jedenfalls
dann, wenn der Asphalt trocken und der IRC-Roadwinner-Pneu auf Temperatur ist,
denn unter diesen Bedingungen liefert er ordentlich Grip und damit Vertrauen. Im
Nassen wollten wir die Haftgrenze des Budget-Reifens nicht ergründen – wenig
Rückmeldung führt zur Schere im Kopf.
Den sportlichen Auftritt unterstreicht die Bremse, die beiden Einzelscheiben (vorne
290 Millimeter, hinten 220, je Doppelkolben-Sattel) verzögern mit ausreichend Biss
und guter Dosierbarkeit. Bloß das Nissin-ABS erreicht mit seinen groben
Regelintervallen nicht den gleichen, hohen Standard wie etwa das an der Kawasaki
Vulcan S verbaute Bosch-Modul.
Die Verarbeitung der Z 300 liefert keinerlei Anlass zur Klage, stellenweise, etwa an
der Edelstahlabdeckung des Auspuffs oder der eleganten, matten MetallicLackierung, wirkt sie richtig wertig. Schickes Zubehör wie die Soziusabdeckung (130
Euro), die Felgenringe (15 Euro pro Rad) und der Akrapovic-Auspuff (550 Euro)
komplettieren den überaus erwachsenen, stimmigen Auftritt. Kleiner Tipp: Bei den
Preisverhandlungen mit dem freundlichen Kawa-Händler lässt sich übers Zubehör
bestimmt noch etwas Rabatt heraushandeln, in Benelux haben die Importeure mit
der Performance-Edition ein preislich äußerst attraktives Zubehörpaket
(Soziusabdeckung, Felgenringe, Tankpad und Akrapovic für rund 500 Euro)
geschnürt.
Und damit zur Preisfrage: Für rund 5200 Euro mag die Z 300 nicht als JahrhundertSchnäppchen durchgehen. Aber nicht falsch verstehen: Der Gegenwert des
wieselflinken Landstraßenfegers geht absolut in Ordnung – Fahrverhalten, Motor,
Auftritt, Qualitätseindruck, das passt. Als Einsteiger-Naked liefert das zackige
Zettchen eine rundum zünftige Vorstellung ab.
Technische Daten Kawasaki Z 300
Motor
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile
pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, 2 x Ø 32 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine
322 W, Batterie 12 V/8 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung (Anti-Hopping), Sechsganggetriebe, ORing-Kette, Sekundärübersetzung 3,000.
Bohrung x Hub: 62,0 x 49,0 mm
Hubraum: 296 cm³
Verdichtungsverhältnis: 10,6:1
Nennleistung: 29,0 kW (39 PS) bei 11.000/min
Max. Drehmoment: 27 Nm bei 10.000/min
Fahrwerk
Brückenrahmen aus Stahl, Telegabel, Ø 37 mm, Zweiarmschwinge aus Stahl, Zentralfederbein mit Hebelsystem,
verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn, Ø 290 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, Scheibenbremse hinten, Ø
220 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, ABS.
Alu-Gussräder: 2.75 x 17; 4.00 x 17
Reifen: 110/70 17; 140/70 17
Maße und Gewicht
Radstand 1405 mm, Lenkkopfwinkel 64 Grad, Nachlauf 82 mm, Federweg v/h 120/ 132 mm, Sitzhöhe 785 mm, Gewicht
vollgetankt 170 kg, Tankinhalt 17,0 Liter.
Preis und Garantie
Garantie: zwei Jahre
Farben: Grün, Schwarz
Preis: 5195 Euro
Nebenkosten: 170 Euro
Copyright: MOTORRAD, Motor
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