Ein halbes Jahr im Land der Mitte Auslandssemester an der Southwestern University of Finance and Economics von Paul Bashir 保罗 „Jede große Reise beginnt mit einem kleinen Schritt“ Chinesische Volksweisheit Im Herbst 2014 habe ich gemeinsam mit meinem Studienkollegen Moritz Elser diesen Schritt gewagt und mich für ein Auslandssemester in China beworben. Ich habe viele neue Erfahrungen gesammelt, mich zahlreichen großen und kleinen Herausforderungen stellen müssen und Kontakte auf der ganzen Welt geknüpft. Ich hoffe, dass dieser Erfahrungsbericht so manche/n inspiriert ein Auslandssemester in einem etwas andern Land zu machen. Einleitung: Wir haben den 3. Februar 2015. Ich stehe am Wiener Flughafen und verabschiede mich von meiner Familie und meiner Freundin. Wie die meisten anderen Menschen in Österreich habe ich zuvor noch nie etwas von der Stadt Chengdu gehört. Zirka zehn Millionen Einwohner soll sie haben. Meine Chinesisch Kenntnisse beschränken sich auf „你好“ bzw. „Hallo“. Gemeinsam mit meinem Kollegen Moritz Elser steige ich ins Flugzeug nach China. Das Projekt Auslandssemester in China beginnt. Erste Eindrücke: Die ersten Wochen waren wir mit vielen organisatorischen Dingen beschäftigt. Wir haben uns eine Unterkunft organisiert, uns eine chinesische SIM-Karte besorgt, uns bei der örtlichen Polizeistation registriert und vieles mehr erledigt. Außerdem haben wir die Stadt erkundet und uns einige der vielen Tempel und Parks von Chengdu angesehen. Wir sind drei Wochen vor Studienbeginn angereist und haben diese zusätzliche Zeit definitiv gebraucht, um uns zu akklimatisieren. Wichtig ist anzumerken, dass kaum bis gar nicht Englisch gesprochen wird und dadurch Kleinigkeiten, wie das Kaufen einer Busfahrkarte, zu einer Herausforderung werden. Jeden Tag haben wir neue Dinge und Aspekte der chinesischen Kultur entdeckt. Wir haben Street-Food 烧烤 gegessen, Teehäuser erkundet und das Nachleben von Chengdu kennengelernt. Die Universität: Die Southwestern University of Finance and Economics ist eine der renommiertesten Universitäten Chinas. Das Studienprogramm ist eine Kombination aus Sprachkurs und Finanzkursen. Der Sprachkurs findet jeden Vormittag statt. Der Lernfortschritt ist gewaltig, da zum einen die Lehrer außergewöhnlich gut unterrichten und man zum anderen das gelernte gleich im Alltag umsetzen kann/muss. Die Finanzkurse fanden auf einem separaten Campus statt. Dieser befindet sich zirka 45 Minuten außerhalb der Stadt. Wir hatten insgesamt drei Finanzkurse an zwei Nachmittagen pro Woche. Diese waren nicht allzu anspruchsvoll. Daher konnte ich meinen Lernfokus sehr stark auf den Chinesisch Unterricht legen. Wohnen: Von der Universität wurde uns im Voraus kein Zimmer im Studentenwohnheim zur Verfügung gestellt. Dies war am Anfang sehr mühsam, da wir uns mit der Hilfe eines Buddys selbst eine Unterkunft organisieren mussten. In Nachhinein war ich jedoch sehr froh darüber, da wir in einem großen Apartment in unmittelbarer Nähe zum Sprachcampus gewohnt haben. Essen: Ich habe mir viel vom Essen in China erwartet, da ich auch in Österreich oft und gerne zum Chinesen essen gehe. Das Essen in Chengdu war ganz anders und damit nicht vergleichbar. In Sichuan isst man vor allem gerne ölig und scharf. Das ist nicht jedermanns Sache und meine war es auch nicht. In der Nähe der Uni ist jedoch ein „Metro“, in welchem auch westliche Lebensmittel eingekauft werden können. Wir haben uns daher öfter Schnitzel gemacht. Nachtleben: Das Nachtleben in China ist ganz anders als in Österreich. An einem durchschnittlichen Partyabend gibt man zirka 3 € pro Person aus. Fürs Taxi nämlich. Denn Getränke sind in den meisten Clubs für Ausländer umsonst. Es wird auch weniger getanzt und dafür mehr gespielt und gemeinschaftlich getrunken. Eine tolle und witzige Erfahrung. Preise: Das allgemeine Preisniveau ist in Chengdu noch sehr niedrig. Für die Miete haben wir pro Person zirka 200 € im Monat bezahlt. Hierbei ist anzumerken, dass wir eine sehr große Wohnung im 18ten Stock hatten. Der Durchschnitt liegt etwa bei 150 €. Taxis sind in China extrem billig und das Hauptverkehrsmittel in Chengdu. Man zahlt im Durchschnitt 3 € bis 5 € für eine Taxifahrt. Außerdem sehr billig ist das chinesische Essen. Um 1,50 € bekommt man eine große Portion Nudeln. Westliches Essen ist jedoch unverhältnismäßig Teuer. Eine Pizza kann schnell mal 15 € kosten. Reisen: Der wichtigste Bestandteil eines Auslandssemesters ist neben dem Studium das Kennenlernen eines neuen Landes und einer neuen Kultur. Daher waren wir so oft wie möglich auf Reisen. Wir haben uns in der Provinz Sichuan den tibetisch angehauchten Jiuzhaigou Nationalpark angesehen, waren auf den Bergen Huanglong, Emei und Qingcheng wandern und haben den größten Buddha der Welt in Leshan bewundert. Für eine Woche sind wir in die Karibik Chinas auf der Insel Hainan geflogen, wo wir schwimmen und relaxen waren. Auf einer zwölftägigen Rundreise durch die wunderschöne Provinz Yunnan im Süden des Landes, haben wir den 6740m hohen Khawa Karpo bestaunt, sind durch die tiefste Schlucht der Welt gewandert und sind mit dem Motorrad durch die Reisfelder in der Umgebung von Dali gefahren. Auf unserer Abschlussreise waren wir Bootfahren am Yangtze-Fluss, wandern auf den Bergen aus dem Film Avatar, Motorrad fahren in Guilin, feiern in Shanghai und Ente essen in Peking. Zudem waren wir danach noch eine Woche in London. Abschluss: Ich habe in China sehr schnell Chinesisch gelernt, viele Aspekte der chinesischen Kultur gesehen und viele Kontakte auf der ganzen Welt geknüpft. Ich kann jedem der seinen Horizont erweitern möchte ein Auslandssemester in Chengdu nur empfehlen. Für weitere Informationen stehe ich gerne per Mail zur Verfügung. Paul Bashir Wien, 19. September 2015
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