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staunend denken.
Markt und Moral
Zwei Gespräche gegen die Ohnmacht
Das Buch Markt und Moral gibt eine Unterhaltung zwischen zwei
ebenbürtigen Geistesarbeitern wieder, dem britischen Politikwissenschaftler und
Soziologen Colin Crouch und dem Leiter des Passagen-Verlags Peter Engelmann.
Crouch ist Professor für Governance und Public Management an der Universität
von Warwick und sorgte u. a. mit seinem Buch Postdemokratie für Aufsehen,
Engelmann ist Philosoph, Herausgeber und Verleger. Das Buch erschien in der
Reihe Passagen Gespräche, in denen Engelmann schon mit Philosophen wie
Alain Badiou oder Angelo Bolaffi sprach. In zwei Gesprächen wird die politische
und sozioökonomische Situation unserer Gegenwart reflektiert und diskutiert.
Beginnend bei den Problemen der derzeitigen Form des Neoliberalismus,
unterhalten sich die zwei befreundeten Kollegen über eine Fülle von Themen und
zeigen die Komplexität unserer Zeit auf.
Im ersten Gespräch wird schnell ersichtlich, dass es sich um zwei Denker
der „Postmoderne“ handelt. Ausgehend von einer Kritik am Neoliberalismus,
spricht sich Crouch für die „Differenz als die Grundlage von allem“1 aus, und
grenzt sich insofern von marxistischen Geschichtsauffassungen, sowie der Idee
einer aufgeklärten „habermasschen Welt“ ab. Er will das kapitalistische System
nicht umstürzen, sondern „akzeptiert und versteht“ die Werte der Märkte, erkennt
deren Grenzen an, aber plädiert (eben deshalb) für eine stärkere Kontrolle der
neoliberalen Märkte durch Sozialdemokratie und einer starken Zivilgesellschaft.
Das zweite Gespräch beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Markt und
Moral. Crouch übersetzt dafür einleitend den Kategorischen Imperativ Kants
in die Sozialpolitik: „eine Handlung ist eine gute Handlung, wenn sie hilft,
die Fähigkeiten von Menschen zu erweitern, vorausgesetzt, sie schadet nicht
anderen.“2 Davon ausgehend werden die Bedeutung von Sozialdemokratie und
Zivilgesellschaft als Kontrollelement besprochen, sowie im Zusammenhang mit
Korruption und Globalisierung erörtert.
Markt und Moral ist ein gut lesbares Buch, das zum nach- und weiterdenken
anregt. Die Gesprächs- teilnehmer schaffen es, komplexe Themengebiete einfach
zu erklären und weisen den Leser, die Leserin auf die Vorteile, Risiken und
Nebenwirkungen einer neoliberalen Marktwirtschaft hin.
| Bastian Zwölfer
Peter Engelmann (2014): Colin Crouch. Markt und Moral. Im Gespräch mit Peter Engelmann. Passagen.
136 Seiten.