Theoretische Informatik Prof. Dr. Juraj Hromkovič Prof. Dr. Emo Welzl http://www.ita.inf.ethz.ch/theoInf15 Departement Informatik Lösungsvorschläge – Blatt 1 Zürich, 25. September 2015 Lösung zu Aufgabe 1 (a) Sei w = a1 a2 . . . am ein Wort mit m ≤ n verschiedenen Buchstaben. Dann sind offensichtlich alle möglichen Teilwörter paarweise verschieden. Es bleibt also nur die Anzahl der Teilwörter von w zu zählen. Für ein Teilwort der Länge i ≥ 1 gibt es m − i + 1 mögliche Anfangspositionen in w, denn die Positionen m − i + 2, . . . , m sind nicht möglich. Aufsummieren über alle möglichen Längen nichtleerer Teilwörter ergibt insgesamt m X (m − i + 1) = m · (m + 1) − i=1 m X i = m · (m + 1) − i=1 m · (m + 1) m · (m + 1) = 2 2 nichtleere Teilwörter. Dazu kommt noch das leere Wort, das Teilwort von jedem Wort ist, insgesamt gibt es also 1+ m · (m + 1) 2 verschiedene Teilwörter von w. (b) Wir zählen zunächst, wieviele Wörter der Länge n über {a, b, c} die Bedingung aus der Aufgabenstellung nicht erfüllen. Dies sind alle diejenigen Wörter, die höchstens zwei der Buchstaben enthalten. Es gibt 2n verschiedene Wörter, die nur die Buchstaben a und b enthalten, denn für jede der n Positionen kann einer der beiden Buchstaben gewählt werden. Analog gibt es 2n verschiedene Wörter, die nur a und c enthalten, sowie 2n verschiedene Wörter, die nur b und c enthalten. Unter diesen 3 · 2n Wörtern haben wir die Wörter an , bn und cn jeweils doppelt gezählt, also gibt es insgesamt 3 · 2n − 3 Wörter, die die Bedingung der Aufgabenstellung nicht erfüllen. Weil es insgesamt 3n Wörter der Länge n über {a, b, c} gibt, haben wir insgesamt also 3n − 3 · 2n + 3 Wörter, die jeden der drei Buchstaben mindestens einmal enthalten. Lösung zu Aufgabe 2 (a) Die Aussage ist korrekt, wir beweisen zwei Inklusionen. ({a}∗ {b}∗ )∗ ⊆ ({a, b}∗ )2 : Wir bemerken zunächst, dass {a, b}∗ die Menge aller Wörter über Σ = {a, b} ist. Da auch ({a}∗ {b}∗ )∗ offenbar nur Wörter über Σ = {a, b} enthält, folgt ({a}∗ {b}∗ )∗ ⊆ {a, b}∗ . Weil λ ∈ {a, b}∗ gilt, folgt auch {a, b}∗ = {λ}{a, b}∗ ⊆ ({a, b}∗ )2 , also insgesamt ({a}∗ {b}∗ )∗ ⊆ ({a, b}∗ )2 . ({a, b}∗ )2 ⊆ ({a}∗ {b}∗ )∗ : Die Menge ({a, b}∗ )2 ist eine Teilmenge der Menge {a, b}∗ aller Wörter über Σ = {a, b}. Deshalb reicht es aus zu zeigen, dass alle Wörter aus {a, b}∗ in ({a}∗ {b}∗ )∗ enthalten sind. Sei also x ∈ {a, b}∗ . Dann ist x = x1 . . . xn für ein n ∈ N und xi ∈ {a, b} für alle 1 ≤ i ≤ n. Falls xi = a = aλ gilt, dann ist xi ∈ {a}∗ {b}∗ , da a ∈ {a}∗ und λ ∈ {b}∗ gilt. Analog folgt für ein xj = b = λb, dass xj ∈ {a}∗ {b}∗ . Damit gilt xi ∈ {a}∗ {b}∗ für alle 1 ≤ i ≤ n, also x ∈ ({a}∗ {b}∗ )n und damit auch x ∈ ({a}∗ {b}∗ )∗ . (b) Die Aussage ist falsch, wie das folgende Gegenbeispiel zeigt. Wir bemerken zunächst, dass jedes Wort in {a, b}2 genau zwei Buchstaben enthält, also sind in ({a, b}2 )∗ nur Wörter gerader Länge enthalten. Es gilt a ∈ ({a}∗ {b}∗ )∗ , aber a ∈ / ({a, b}2 )∗ , da a ein Wort ungerader Länge ist. (c) Auch diese Aussage ist falsch und wir können ein Gegenbeispiel angeben. Sei L1 = {λ} und L2 = {a}∗ . Dann ist L2 − L1 = {a}+ , also L2 (L2 − L1 ) = {a}∗ {a}+ = {a}+ . Andererseits ist (L2 )2 = {a}∗ {a}∗ = {a}∗ und L2 L1 = {a}∗ {λ} = {a}∗ , also (L2 )2 − (L2 L1 ) = {a}∗ − {a}∗ = ∅. Lösung zu Aufgabe 3 (a) Wir betrachten die Sprache L = {ab}∗ . Dann gilt Li = L für alle i ≥ 1. Wir zeigen hierfür zwei Inklusionen. Sei i ≥ 1. Li ⊆ L : Es gilt x ∈ Li ⇐⇒ ∃x1 , . . . , xi ∈ L : x = x1 . . . xi ⇐⇒ ∃j1 , . . . , ji ∈ N : x = (ab)j1 . . . (ab)ji ⇐⇒ ∃j1 , . . . , ji ∈ N : x = (ab)j1 +...+ji ⇐⇒ ∃k ∈ N : x = (ab)k ⇐⇒ x ∈ L L ⊆ Li : Sei x ∈ L. Es gilt x = xλi−1 , da xλ = x. Da λ = (ab)0 ist, folgt x = x((ab)0 )i−1 . Da x ∈ L und (ab)0 ∈ L, ist x = x((ab)0 )i−1 ∈ Li . Mit einem analogen Beweis kann man zeigen, dass jede Sprache der Form L = (L1 )∗ für eine beliebige Sprache L1 über einem beliebigen Alphabet die Bedingung L = Li für alle i ≥ 1 erfüllt. (b) Eine solche Sprache gibt es nicht. Angenommen, es gäbe eine nichtleere endliche Sprache L 6= {λ}, so dass L2 = L. Dann gäbe es ein Wort w ∈ L maximaler Länge, also |w| = max{|v| | v ∈ L}. Aus L 6= {λ} folgt |w| ≥ 1. Da nach Annahme L2 = L, muss w2 ∈ L gelten. Dies ist ein Widerspruch zu der Annahme, dass w ein Wort maximaler Länge in L ist, da |w2 | > |w|.
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