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Hinter den Opferzahlen stehen Gesichter
Festakt an der Kriegerkapelle zum Volkstrauertag – Gedenkminute für die von Terroristen in Paris getöteten Menschen
Von Kurt Singer
Pfarrkirchen. Als Tag des Gedenkens an die Opfer von Krieg,
Terrorismus, Gewaltherrschaft,
Bürgerkrieg und sinnloser Gewalt, aber auch als Tag der Hoffnung auf Frieden und Versöhnung unter Menschen und Völkern bezeichnete stellv. Landrat
und VdK-Ortsvorsitzender Kurt
Vallée den Volkstrauertag. Beim
Gedenkakt an der Kriegerkapelle auf dem Gartlberg wurde auch
eine Gedenkminute für die Opfer des Terroranschlags in Paris
eingelegt.
„Der Terror hat uns alle mit
unglaublicher Wucht und in
neuer Dimension getroffen“, erANZEIGE
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klärte Bürgermeister Wolfgang
Beißmann. Über die Menschen,
die an diesem Tag Freude haben
wollten, sei unvorstellbares Leid
gekommen. Man denke in diesen Stunden auch an die Freunde in der Partnerstadt St.Rémy
und trauere mit ihnen.
„Zerbombte Städte, großer
Hunger und bitterkalte Nächte –
Eine große Anzahl Bürger nahm am Gedenkakt an der Kriegerkapelle teil. Unter ihnen waren auch (vorne, von rechts) Stadtpfarrer Hans Eder, MdB Max Straubinger, MdL Reserl Sem, Bürgermeister Wolfgang
Beißmann und sein Stellvertreter Martin Wagle.
− Fotos: Singer
daran erinnern sich die Überlebenden“, erklärte Vallée unter
Hinweis auf die traurigen und
oft verzweifelten Stunden der
Nachkriegszeit. Es sei gut, dass
es noch immer Zeitzeugen gäbe,
denn vielen der Nachgeborenen
erscheine es fast zu selbstverständlich, in Frieden zu leben.
70 Jahre lang kein Krieg auf
deutschem Boden sei angesichts
einer ganz und gar nicht friedlichen Welt fast ein Wunder.
Vallée erinnerte an die Millionen Toten, die der Zweite Weltkrieg gefordert hat. So hätte
Deutschland 9,5 Prozent, die
Sowjetunion zwölf Prozent und
Polen 17 Prozent der Bevölkerung verloren. „Hinter all diesen
Zahlen von Opfern stehen Geschichten und Gesichter – damals wie heute“, betonte der
VdK-Sprecher. Besonders erschüttere der Tod von Kindern
in Kriegswirren oder auf der
Flucht. „Das Bild des kleinen
Jungen in einem roten T-Shirt,
der tot am Strand des türkischen
Badeorts Bodrum lag, hat niemanden kalt gelassen“. Das
Boot, das Flüchtlinge von der
Türkei nach Griechenland bringen sollte, war auf offenem Meer
gekentert, die gewissenlosen
Für den VdK legten 3. Bürgermeisterin Franziska Wenzl und
Schriftführer Thomas Renner einen Kranz in der Kriegerkapelle
nieder.
Die Gedenkrede hielt stellv.
Landrat und VdK-Ortsvorsitzender Kurt Vallée. Er bezeichnete
den Volkstrauertag als Tag der
steten Mahnung.
Schlepper brachten sich in Sicherheit.
„Der Tod eines kleinen Jungen, den seine Familie vor Krieg
und Gewalt schützen wollte,
darf nicht zur Normalität werden“, forderte Vallée. Viele
Kriegskinder von 1945 erinnerten sich noch an die eigene
Flucht. „Sie können nachvollziehen, wie es den Flüchtlingen
aus den Kriegsgebieten wie Syrien, Irak oder Afghanistan heute
ergeht“, so der Redner. „Wir
müssen uns dem Flüchtlingsthe-
ma stellen, denn auch diese
Menschen haben Schreckliches
erlebt.“ Sie würden unter Lebensgefahr ihre Heimat verlassen und kämen nicht nach
Deutschland, um den Sozialstaat auszunutzen. „Jeder, der in
Not ist, hat ein Recht auf
Menschlichkeit,
gleichgültig,
woher er kommt, welchen Glauben oder welche Hautfarbe er
hat“.
Ausdrücklich lobte Valleé die
große Hilfsbereitschaft durch
engagierte Menschen vor Ort.
Abseits von politischen Querelen habe sich eine Helferkultur
in Deutschland entwickelt, die
ihresgleichen suche und die zu
einem positiven Deutschlandbild in der Welt beitrage. Es gäbe
auch Aussagen, die nachdenklich stimmen, meinte er weiter.
Man spreche von frischem Arbeitskräftepotenzial, das man
gegebenenfalls wieder zurückschicken kann. „Es kommen
aber Menschen, die ihre Kultur
und die ihre Familie bei sich haben wollen.“
Valleé warnte davor, die Not
der Flüchtlinge gegen andere sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen politisch auszuspielen. „An fehlenden bezahlbaren Mietwohnungen sind die
Flüchtlinge
ebenso
wenig
schuld wie an der um sich greifenden Altersarmut“. Aufgrund
der florierenden deutschen Wirtschaft könnten die Mehrausgaben für die Integration der
Flüchtlinge aufgebracht werden.
„Diese Hilfe ist zu schaffen, ohne dass Rentnerinnen und Rentner, Menschen mit Behinderung, chronisch Kranke oder Arbeitslose zurückstecken müssen“. Den Einsatz für soziale Gerechtigkeit bezeichnete Vallée
als aktive Friedensarbeit. „Nur
lebendige Werte wie Solidarität
und Fürsorge erhalten den Frieden unseres Landes.“
Bei dem von der Trachtenblaskapelle (Leitung Monika Fürstberger) und der Liedertafel (Leitung Claus Buchner) musikalisch umrahmten Gedenkakt
legten die Bürgermeister für die
Stadt, der VdK-Ortsverband, die
sudetendeutsche und schlesische Landsmannschaft und die
Krieger-, Soldaten- und Reservistenkameradschaft Kränze in
der Kriegerkapelle nieder. Das
Kommando bei der Abordnung
der Reservisten führte Oberfeldwebel d.R. Engelbert Rieger.