Schaffhauser Zeitung vom 02. Juli 2015

Donnerstag, 2. JULI 2015
Stein/Weinland 21
EDAK-Areal wird wiederbelebt
In die leeren Gewerbehallen
in Dachsen zieht nun eine
Blechverarbeitungsfirma –
ein weiterer Mosaikstein, um
das EDAK-Areal in eine Hochburg für Metallverarbeiter
zu verwandeln.
Jetzt fehlt nur noch ein Ingenieur
Ganz nach der Idee Schneiders,
kommt so ein weiterer Metall verarbeitender Betrieb nach Dachsen. Ihm
schwebt eine «Ansammlung verschiedenster Kleinstbetriebe» unter dem
Dach der EDAK vor, die als Vermieterin auftritt. Vorerst werden neu 100 Prozent der EDAK-Lagerfläche, 50 Prozent
der Produktionsfläche (die auch als Lagerfläche dienen kann) und 35 Prozent
der Büroflächen vermietet sein. Was
nun aus Sicht von Schneider im Produktionszyklus noch fehlt, wäre eine
Dreherei/Fräserei. «Und wenn man
dann noch einen Ingenieur für die Büros findet, dann ist das super.»
Auch die bisherige Mieterin im Produktionsbereich, die Firma MAKK,
freut sich auf die neuen Mieter: Deren
Firmengründer Albert Keel und Marcel Kramer hatten sich durch ein Ma-
Stephan Brügel
kündigt – und nennt
keinen Grund dafür
von alfred Wüger
von Mark Gasser
Dachsen Erst am Mittwoch vor einer
Woche habe er den Mietvertrag unterschrieben, sagt Marcel Krämer, Geschäftsführer des Blechverarbeitungsbetriebs Blechtech aus Rümlang. Und
schon diesen Dienstagabend kam er
mit vielen seiner 28 Mitarbeiter im
Schlepptau nach Dachsen – zur Besichtigung. Und zum Feiern. Beim Apéro
konnten sich bisherige Mitarbeiter der
Firma MAKK, die aus der EDAK entstand, und Mitarbeiter der neuen Mieterin, der Firma Blechtech, kennenlernen. Das Unternehmen muss seinen
Standort im Kaba-Areal in Rümlang infolge Eigengebrauchs des Vermieters
verlassen (siehe Interview). Der Umzug in die freien EDAK-Hallen und Büros ist Anfang 2016.
Die Besitzerin der Blechtech, die
Hammer-Genossenschaft, will in den
nächsten Jahren in Dachsen investieren – unter anderem in eine Laserschneidmaschine. Dadurch sei «der Erhalt des Standorts Dachsen und die damit verbundenen Arbeitsplätzen gesichert», meinte EDAK-Geschäftsführer
Josef Schneider stolz. Die Partnerschaft schaffe auch beste Voraussetzungen für weitere Ansiedlungen im
Gewerbezentrum. «Schön, dass wir ein
volles Haus haben», sagte Schneider
vor vollen Stuhlreihen in der sonst eher
schwach bevölkerten EDAK-Cafeteria.
Steiner Stadtschreiber
Albert Keel (MAKK), Josef Schneider (EDAK), Marcel Krämer (Blechtech) und der Dachsemer Gemeinderat Beat Weingartner
(v. l.) hoffen, dass in Zukunft nicht nur die Kasse in der Cafeteria am Standort Dachsen lauter klingelt.
Bild Mark Gasser
nagement-Buy-out eigenständig gemacht und die Produktbereiche Garderoben, Abfallsysteme, Transportwagen
und Leitern von der EDAK sowie den
Maschinenpark und die 25 Mitarbeiter
in die neue Firma integriert.
Abfallbehälter fürs Rämibühl
Letztere hat ein gutes erstes halbes Jahr hinter sich: Ins Zürcher
Schulhaus Rämibühl konnten für
160 000 Franken Abfallbehälter geliefert werden, dazu kamen Garderoben
für Schulanlagen, Transportwägelchen fürs Gesundheitswesen (Wäschereien, Mahlzeitendienste), und für die
Stadt Winterthur kann ein Grossauftrag für Schachtleitern ausgeführt
werden. Daneben importiert und verkauft die MAKK auch fertige Handelsprodukte.
«Wir hatten einen tollen Start, und
wir freuen uns natürlich als Mieter für
fünf Jahre mit der Option für weitere
fünf Jahre», so Co-Geschäftsführer
­Albert Keel. «Wir wollen wachsen, und
wir fühlen uns wohl an diesem Standort: Die Anfahrt ist gut, es gibt viele
Parkplätze und die Möglichkeit der
Selbstverpflegung. Doch am wichtigsten: 200 Meter von hier liegt die
schönste Badi der Region.» Er hoffe auf
förderliche Zusammenarbeit im gegenseitigen Vertrauen, so Keel weiter.
Dazu brauche es Toleranz zwischen
den Firmen und Wertschätzung. «Wenn
wir miteinander statt gegeneinander
arbeiten, wird das eine tolle Sache hier
im Gewerbezentrum EDAK.»
Nachgefragt
«Distanz ist kein Problem»
tendruck. Nicht zuletzt wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am
15. Januar. Unsere Hauptkunden, die Maschinenbauer, sind exportorientiert und
stehen auch stark unter Preisdruck.
Marcel
Krämer
Geschäftsführer
Blechtech AG
Herr Krämer, was führte Ihren Blechverarbeitungsbetrieb aus dem Raum
Zürich ausgerechnet nach Dachsen?
Marcel Krämer: Eine Produktionshalle
mit 2500 bis 3000 Quadratmeter Fläche,
möglichst wenigen Säulen und hoher
Bodenbelastung – das ist nicht einfach
zu finden. Darum haben wir den Suchkreis erweitert bis nach Frauenfeld, Felben und an den Rheinfall. Der Standort
Dachsen war mit Abstand der beste.
Was produzieren Sie am häufigsten?
Krämer: Wir arbeiten zu circa 70 Prozent als Zulieferer für exportorientierte Maschinen- und Anlagenbauer.
Das können Maschinenverschalungen,
Abdeckungen, aber auch tragende Elemente für Maschinen sein. Es handelt
sich um Kunden, die etwa Maschinen
für die Holzbearbeitung, Dosenfertigungsanlagen oder für die grafische
­Industrie herstellen. Rund 20 Prozent
unserer Aufträge sind aus dem Bereich
Werbetechnik-Ladenbau. Die restlichen 10 Prozent sind Halbfabrikate für
Metallbaufirmen.
Und der Standort ist nicht zu abgelegen
für Ihre Bedürfnisse?
Krämer: Für einige Mitarbeiter wird
der Arbeitsweg teilweise etwas länger.
Aber ein grosses Problem ist die Distanz
nicht. Wir meinen, dass in der Region
das Rekrutieren von zusätzlichen Mitarbeitern etwas einfacher sein wird. Vorteilhaft sind hier sicher die Infrastruktur und die Mietkonditionen. Die Zulieferbranche steht unter enormem Kos-
Wo sehen Sie Synergien mit der Firma
MAKK, die aus der EDAK entstand?
Krämer: Allein schon darin, dass die
Firma MAKK ein grosses Volumen an
Blechteilen fertigen lassen muss. Jetzt
kann sie das in-house machen: Wir machen Halbfabrikate wie etwa Sprossen
für ihre Schachtleitern, Tablare für
Transportwägen oder Wandhalter für
Garderobeneinrichtungen.
Interview Mark Gasser
stein am rhein Am Dienstag hatten
die Steiner Stadtpräsidentin Claudia
Eimer und Stadtschreiber Stephan
Brügel noch gemeinsam das neue Leitbild für Stein am Rhein an einer Medienkonferenz im Stadthaus vorgestellt. Gestern kam dann ein Schreiben,
in dem der Stadtrat mitteilt, dass er
«mit Bedauern» Kenntnis davon nehme,
dass Stadtschreiber Stephan Brügel
seine Stelle gekündigt habe.
Brügel habe «mit Elan, Kompetenz
und dem Gespür für das Mach- und
Umsetzbare in der Stadtverwaltung
Neuerungen eingeführt und umgesetzt
und dadurch einen grossen Beitrag für
die Weiterentwicklung und Modernisierung des Verwaltungsbetriebs geleistet», heisst es in der Mitteilung.
«Der Stadtrat dankt für den überdurchschnittlichen Einsatz und das Engagement zu Gunsten der Stadt Stein am
Rhein und wünscht Stephan Brügel für
die Zukunft alles Gute.»
Auch Claudia Eimer schweigt
Stephan Brügel sagt nichts zu den
Gründen seiner Kündigung. Schriftlich
teilt er mit: «Als Stadtschreiber und damit als Angestellter der Stadt halte ich
mich an die gesetzliche Auflage, dass
die Kommunikation nach aussen durch
die Stadtpräsidentin in Absprache mit
den Mitgliedern der Behörde geführt
wird. Grundsätzlich kann ich festhalten:
Gerne habe ich für die Steinerinnen und
Steiner mit den Mitarbeitenden der
Stadtverwaltung zusammengearbeitet.
Ebenso geschätzt habe ich die Zusammenarbeit mit meiner direkten Vorgesetzten, Stadtpräsidentin Claudia
­Eimer.» Eimer verweist am Telefon auf
die schriftliche Meldung des Stadtrates.
Was der Hintergrund dieses überraschenden persönlichen Entscheides
ist, bleibt somit vorderhand offen. Insbesondere, ob die Kündigung im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Schule, dem Streit im
Stadtrat und der Verwaltungsreform
steht. Brügel ist in Stein aufgewachsen
und Steiner Bürger, was seinem Entscheid eine ganz besondere Note gibt.
Chef der Steiner Verwaltung war er
seit Anfang 2010. Davor war er Gemeindeschreiber in Benken.
Stephan
Brügel
Stadtschreiber
in Stein
am Rhein
Nicht immer ist PET drin, wo PET draufsteht
Unbeaufsichtigt bringt
die Spezialentsorgung
von PET-Flaschen nur halb
so viel. Truttikon löst seine
Sammelstelle jetzt auf.
Truttikon Die Schweizer sind Weltmeister im Rezyklieren, heisst es. Doch der
Schein trügt mitunter. Nicht immer ist
auch drin, was draufsteht: «Der Fremdstoffanteil in der PET-Sammlung hat
in den letzten Jahren stark zugenommen», heisst das dann im Fachjargon.
Die Dachorganisation PET-Recycling
Schweiz rät daher von der unbewachten
Sammlung von PET-Getränkeflaschen
an öffentlichen Sammelstellen aus diesem Grund ab: Oft landet «artfremder»
Haushaltsmüll zusammen mit den Behältern aus Polyethylenterephthalat
(PET) im dafür vorgesehenen Entsor-
Nicht nur PET-Flaschen wie jene vorne links landeten in Truttikon in den dafür vorgesehenen
blauen Containern. Die Sammelstelle wurde deshalb aufgehoben.
Bild Mark Gasser
gungscontainer. Das wurde auch in Truttikon festgestellt. Die Gemeinde hatte
PET-Flaschen zusammen mit anderen
Abfällen bislang freiwillig gesammelt.
Doch seit gestern ist die PET-Sammelstelle an der öffentlichen Sammelstelle beim Werkgebäude aufgehoben.
«Es landet zu viel Fremdmaterial in den
PET-Säcken», erklärt Gemeindeschreiberin Irina Pletscher. «Der Verband
empfahl uns Gemeinden daher die Aufhebung an jenen Orten, wo die Sammelstelle nicht überwacht ist.» Das bestätigt auch Gemeinderat Ueli Ryter: «In
letzter Zeit landete viel anderer Abfall
– etwa Milchpackungen, Fläschchen –
und nicht reines PET in den Behältern.»
Das mache die PET-Reinigung und
-Trennung umständlich.
Viele Gemeinden haben ihre Entsorgungsstellen daher eingezäunt. Und
manche Gemeinde, die ähnliche Erfahrungen mit unbeaufsichtigten Sammelstellen machte, hob in den letzten Jah-
ren ihre PET-Sammelstelle auf, zum
Beispiel jüngst auch Ossingen sowie
­einige andere Gemeinden im Kanton.
Fortan können die Truttiker nur noch
beim Volg, wenige Meter neben dem bisherigen Entsorgungsstandort, oder an
anderen Verkaufsstellen PET-Flaschen
abgeben. «Dort kann man auch grosse
Spezialsäcke beziehen», sagt Ryter.
Probleme auch mit Getränkekartons
Ähnliche Probleme wie bei der PETEntsorgung stellte auch der Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz fest. In
Absprache mit dem Gemeinderat von
Marthalen hob er daher wegen vermehrter «Fehleinwürfe» die Getränkekartonsammelstelle bei der Landi in Marthalen
als Pilotversuch bereits im Herbst 2013
auf. Der Container mit zwei quadratischen Löchern für die Tetrapaks und Getränkekartons war zu oft zweckentfremdet worden, teilweise war dieser bis zur
Hälfte mit Fremdstoffen gefüllt. (M. G.)