Wirtschaftsausblick 2016 und Einblicke von Carla del Ponte in die

Medienmitteilung vom 08. Januar 2016
NAB Finanzanlass: Wirtschaftsausblick 2016 und Einblicke von Carla del
Ponte in die internationale Strafverfolgung
Am Donnerstag, 7. Januar 2016, lud die NEUE AARGAUER BANK (NAB) zum NAB Finanzanlass
ein. Im Mittelpunkt stand der Ausblick auf die Finanzmärkte 2016 von Konstantin Giantiroglou,
Leiter Konjunktur- und Finanzmarktanalysen der NAB. Carla del Ponte, ehemalige Bundesanwältin und Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs, untersucht derzeit die
Menschenrechtsverletzungen in Syrien. Sie berichtete über ihre schwierige Arbeit im Kampf
gegen die schlimmsten Verbrechen.
Der traditionelle Anlass mit dem Ausblick auf die Finanzmärkte 2016 lockte mehr als 300 Gäste ins
Kultur & Kongresshaus in Aarau. Die international bekannte Tessiner Juristin Carla del Ponte war
Chefanklägerin des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Ihre aufwühlenden Einblicke in ihre
Arbeit in der internationalen Strafverfolgung zog alle Gäste in ihren Bann.
Nach Jahrzehnten, in denen sie sich mit den schlimmsten Verbrechen beschäftigt habe, meint Carla
del Ponte, sie sei in diese Schrecken hineingewachsen. Was sie antreibe, sei die Leidenschaft für die
Arbeit. Es sei befriedigend, wenn man Kriminelle hinter Gitter bringt. Doch auch die Opfer würden sie
motivieren. «Als ich für das Jugoslawien-Tribunal nach Sarajevo kam, erwarteten mich 400 Frauen.
Ich liess sie ins Büro und hörte zu, was diese armen Frauen erlebt hatten.» Nach diesem Treffen mit
den Opfern seien ihre Batterien voll aufgeladen gewesen.
Zum Völkermord in Srebrenica sagt Carla del Ponte, dass dieser präzise geplant worden sei. «Ich
hatte Telefonprotokolle, die 1995 den USA und der UNO vorlagen. Darin sprach man von Völkermord.
Von den 161 verhafteten Politikern, Ministern und hochrangigen Militärs aus Ex-Jugoslawien wurden
158 verurteilt.» Für Carla del Ponte ein grosser Erfolg der Internationalen Justiz. Sie sagt: «Bei der
Bestrafung geht es auch um Genugtuung für die Opfer. Die Angehörigen der Opfer in den Kriegsverbrecherprozessen sind erleichtert, wenn harte Strafen ausgesprochen werden.»
Carla del Ponte ist der Ansicht, dass die Welt den Moment für ein Einschreiten in Syrien verpasst hat.
«In Syrien kann keiner mehr gewinnen. Es geschieht taktisch gar nichts. Sicher ist nur: Dieser Staat
wird zerstört. Es ist nicht einmal mehr eine politische Lösung möglich.» Dennoch ermittelt Carla del
Ponte in Syrien weiter. Alle sechs Monate fertigen sie und ihr Team einen Bericht zuhanden des UNOMenschenrechtsrats in Genf an und warten, bis es endlich ein Tribunal gibt.
Anziehende globale Konjunktur
Konstantin Giantiroglou, Leiter Konjunktur- und Finanzmarktanalysen der NAB, gab einen Ausblick auf
die Konjunktur und die Finanzmärkte 2016: Die globale Konjunktur dürfte sich trotz Verlangsamung in
China wieder etwas beschleunigen. Die Schwellenländer leisten auch 2016 einen grossen Beitrag
zum Weltwirtschaftswachstum.
Die Eurozone profitiert gemäss Giantiroglou von der expansiven Geldpolitik, dem schwächeren Euro
und dem tiefen Erdölpreis. Länder wie Portugal und Irland, die die notwendigen Strukturreformen früh
angepackt haben, weisen mittlerweile hohe Wachstumsraten aus. Frankreich hingegen, das nur
halbherzig Strukturanpassungen vornahm, stagniert weiterhin. Positiv äusserte sich der NABChefökonom zu Italien. Dort trügen die Reformen langsam Früchte. Die hohe Arbeitslosigkeit bleibt
ein Sorgenkind der Eurozone.
Für die Schweiz und den Aargau insgesamt ist der NAB-Chefökonom leicht optimistisch: «Wir rechnen
mit einem Wirtschaftswachstum von 1.5% nach knapp 1.0% im Vorjahr, das vom anhaltenden
Tiefzinsniveau begünstigt wird. Die exportorientierten Unternehmen sollten 2016 wieder ein leichtes
Wachstum vorweisen können. Der Anpassungsdruck bleibt jedoch enorm, um sich den neuen
Rahmenbedingungen zu stellen.»
Währungsausblick: Leichte Abschwächung des Schweizer Franken erwartet
Zu den Währungen sagt Giantiroglou: «Der Franken-Kurs zum Euro pendelte sich in den letzten
Monaten bei 1.07 bis 1.10 ein. Aufgrund positiver Konjunktursignale aus der Eurozone dürfte der Euro
bei 1.07 gut unterstützt bleiben.» Die US-Notenbank hat Ende 2015 in den Zinserhöhungszyklus
eingelenkt. Gründe dafür sind eine angestiegene Kapazitätsauslastung und eine Erholung am
Arbeitsmarkt, die mittelfristig den Inflationsdruck erhöhen. Für die Schweizer Exportwirtschaft sind
dies laut Giantiroglou gute Nachrichten: «Der Schweizer Franken wird sich mit steigendem USZinsniveau gegenüber dem Dollar weiter abschwächen.»
Wirtschaft: Schweiz hat Finanzkrise gut überstanden
Auch steht die Schweiz im Vergleich gut da, so Giantiroglou: «Die Schweizer Wirtschaft hat seit dem
Ausbruch der Finanzkrise sowohl die Eurozone als auch die Vereinigten Staaten übertroffen. Auffällig
ist die hohe Konstanz des Wirtschaftswachstums, die dank hoher Wettbewerbsfähigkeit und breiter
Diversifikation über die verschiedenen Sektoren erzielt wurde.»
Anlagen: Aktien attraktiver als Staatsanleihen
Im Ausblick auf die Finanzmärkte unterstrich Giantiroglou die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu
Staatsanleihen dank hoher Aktienrisikoprämie: «Hauptgrund für die Attraktivität ist das nach wie vor
sehr tiefe Zinsniveau.» Eine Investition in Schweizer Aktien lässt aktuell rund 7 Prozentpunkte mehr
Rendite erwarten als eine Investition in Schweizer Staatsanleihen. Für sich gesehen sind die Aktienmärkte jedoch mit Ausnahme der Eurozone und den Schwellenländern in etwa fair bewertet. Die
überdurchschnittlichen Kurssteigerungen dürften der Vergangenheit angehören. Im festverzinslichen
Bereich sieht Giantiroglou Potenzial bei den Unternehmensanleihen. Aufgrund der höheren
Risikoaufschläge lassen sich wieder ansprechende Renditen erzielen.
Kurzporträt Carla del Ponte: In ihrer bewegten Karriere war die international bekannte Tessiner
Juristin von 1994 bis 1998 Bundesanwältin der Schweizerischen Eidgenossen-schaft. Danach
fungierte sie als Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für die Kriegsverbrechen im
ehemaligen Jugoslawien (1999-2007) und für den Völkermord in Ruanda (1999-2003) in Den Haag.
Ab 2008 war Carla Del Ponte Botschafterin der Schweiz in Argentinien. Seit September 2012
untersucht sie im Auftrag des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte die Menschenrechtsverletzungen in Syrien.
Bildlegende
vlnr: Sandro Meichtry, Leiter Private Banking NAB, Carla del Ponte, Chefanklägerin am
Internationalen Gerichtshof in den Haag, Konstantin Giantiroglou, Leiter Konjunktur- und
Finanzmarktanalysen der NAB
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Weitere Auskünfte:
Roland Teuscher, Leiter externe Unternehmenskommunikation NAB, Bahnhofstrasse 49, 5001 Aarau
Die Medienmitteilung finden Sie auf unserer Website unter www.nab.ch/medienmitteilungen
Telefon 062 838 86 53, E-Mail: [email protected]