Rede von Achim Wegmer

Liebe Frau Mutters,
liebe Familie Mutters,
liebe Lebenshilfevertreterinnen und -vertreter und Freunde,
heute müssen wir uns leider von Tom Mutters verabschieden.
Tom Mutters war der Gründer der Lebenshilfe und das hatte
Auswirkungen auf mein Leben, davon möchte ich Ihnen erzählen.
Er hat von Anfang an dafür gekämpft, dass Menschen mit Behinderung
mitten in der Gesellschaft sein können. Ihm war es wichtig zu zeigen,
dass wir bildungsfähig sind. Dass wir etwas lernen können und zu der
Gesellschaft beitragen können.
Tom Mutters hat dafür gesorgt, dass Menschen mit Behinderung für die
Gesellschaft etwas darstellen – und er hat auch mich verändert. Ich
arbeite, ich traue mir etwas zu, ich halte Reden.
Ich bin seit dem Jahre 2000 der erste Selbstvertreter im Bundesvorstand. Man könnte fast sagen, ein Pionier wie Tom Mutters.
In dieser Funktion bin ich an den Beratungen beteiligt und
gestalte die Lebenshilfe von heute mit.
Ich wohne – ganz normal - in einer eigenen Wohnung mitten in der
Stadt. Ich arbeite in einer Werkstatt, gehe auf Veranstaltungen und ich
nehme am kulturellen Leben teil.
Ich bestimme mein Leben selbst und bin anerkannt als jemand, der
etwas zu sagen hat. Ich vertrete die Lebenshilfe.
Das alles war in den fünfziger Jahren in Deutschland undenkbar.
Tom Mutters brachte einen Gedanken aus Dänemark nach Deutschland
mit:
Menschen mit Behinderung sollen leben und arbeiten, so normal
wie alle anderen.
Damals war es noch ein weiter Weg. Denn es lebten viele behinderte
Menschen in großen Anstalten. Tom Mutters arbeitete dort und lernte
dort die schlimmen Zustände kennen. Deshalb war ihm so wichtig, eine
starke Bewegung zu schaffen.
Er wollte die Anerkennung der Menschen mit Behinderung und deren
Unterstützung in der Gesellschaft erreichen. Sie sollten mitten in der
Gemeinde leben. Deshalb gründete er die Lebenshilfe.
Er hat sich dafür eingesetzt und unzählige Mitstreiter gewonnen und
erfolgreich gearbeitet. Mit dieser starken Bewegung, der Lebenshilfe, ist
ein Wandel möglich geworden.
Es gibt jetzt Selbstvertreter im Rat behinderter Menschen. Diesen „Rat“
hat Tom Mutters besucht und unterstützt.
Die Selbstvertretung von uns ist die Fortsetzung dessen, was er mit der
Gründung der Lebenshilfe begonnen hat. Wir sind dabei — auch bei der
LH — in Vorständen und Beiräten, in Ausschüssen und Veranstaltungen
für uns selbst zu sprechen.
„Nichts über uns ohne uns.“
Wir sind heute 10.000 Mitglieder mit Behinderung in der Lebenshilfe. Die
Lebenshilfe lebt als Verband gemeinsames Engagement von Menschen
mit und ohne Behinderung vor. So wie Bundespräsident Weizsäcker
gesagt hat:
„Es ist normal verschieden zu sein.“
Die Lebenshilfe hat heute über 4.000 Dienste und Einrichtungen. Diese
sorgen dafür, dass wir in jeder Lebensphase gute Unterstützung und
Hilfe bekommen.
Dies - immer öfter — auch gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung.
- In integrativen Kitas und Schulen,
- in gemischten Freizeitgruppen oder
- bei der Arbeit auf Außenarbeitsplätzen.
Die Erfolgsgeschichte der Lebenshilfe ist eine Erfolgsgeschichte
von Herrn Mutters –
Ich bin sehr froh, dass er die Lebenshilfe gegründet hat. Die LH hat
unser Leben sehr verändert. Ich bin Tom Mutters, dem Gründer sehr,
sehr dankbar.
Danke, dass sie mir zugehört haben.
Achim Wegmer, Mitglied im Bundesvorstand der Lebenshilfe