Genügend und gutes Wasser war schon immer wichtig

8. Oktober 2015
Genügend und gutes Wasser war schon immer wichtig
ALTSTÄTTEN. Dank einer leistungsfähigen Wasserversorgung ist es heute im Rheintal
selbstverständlich, immer über genügend Wasser von hoher Qualität zu verfügen. Das war
nicht immer der Fall. So wurde in Altstätten erst am Ende des 19. Jahrhunderts von der 1895
gegründeten Hydranten- und Wasserversorgungsgesellschaft eine moderne
Wasserversorgung erstellt. In einer mittelalterlichen Stadt wie Altstätten wurde Wasser zum
Trinken für Menschen und Tiere, zum Waschen, für gewerbliche Zwecke, für das Antreiben
von Maschinen, zum Entsorgen von Abfällen und nicht zuletzt zur Brandbekämpfung
benötigt.
Teuchelbohrer im Museum
Für die Trinkwasserversorgung und zum Teil
auch für Reinigungszwecke gab es innerhalb
der Stadtmauern vier Brunnen, die mit
hölzernen Wasserleitungsrohren,
sogenannten Teucheln, mit Quellwasser
gespeist wurden. Bei Teucheln handelt es
sich um Baumstämme, die mit Hilfe eines
Teuchelbohrers ausgehöhlt und dann
ineinander gesteckt werden. Das Bild zeigt
einen solchen Teuchelbohrer im Museum
Schloss Prestegg in Altstätten.
Typhus am Kornberg
Teuchel-Leitungen waren aufwendig im Unterhalt, weil die Rohre nach einer gewissen Zeit
verrotteten. Zudem waren sie nicht immer dicht, was zur Verschmutzung des Wassers
führen konnte. So brach 1890/91 am Kornberg in Altstätten der Typhus aus, weil zwei
Abtritt-Gruben undicht waren und Jauche den Weg in die hölzernen, teilweise defekten
Wasserleitungen gefunden hatte.
Mit den Teuchelleitungen ist auch das Wort «Teuchel» weitgehend verschwunden und
beispielsweise auch die Redewendung: «Er häd an Gränd, dass er dor en onborete Tüchel
dori gäng» (Er hat einen so harten Kopf, dass er damit einen noch nicht ausgebohrten
Teuchel durchstossen könnte).
Holzbrunnen gang und gäbe
Wie im Vogler'schen Hausbuch nachzulesen ist, waren die ersten Brunnen in Altstätten, zum
Beispiel jener bei der Prestegg, ebenfalls aus Holz hergestellt und mussten von Zeit zu Zeit
erneuert werden. Vogler schreibt: «Item aber ain bronnenbett by dem ober tor ward
gemacht 1513, mach ain zimerman von Wil.». Weiter erwähnt Vogler einen Ziehbrunnen aus
Stein.
In verschiedenen Gassen der Altstadt gab es zudem offene und gedeckte Kanäle, die nicht
nur Brauchwasser in die Stadt führten, sondern auch Abfälle hinaus schwemmten.
Sehr wichtig waren auch die Bäche zum Antrieb von Mühlen, Sägereien und
Knochenstampfen. 1857 gab es allein am Stadtbach elf Mühlen.
Feuerweiher Krottenmette
Gerade im föhnigen Rheintal war das Löschwasser von besonderer Bedeutung. Vor der
Einrichtung einer modernen Druckwasserversorgung mit Hydranten wurde es in
Feuerweihern bereitgestellt. Zum Brandort gelangte das Wasser entweder mit Löscheimern,
die in Eimerketten von einer Person zur nächsten weitergereicht wurden, oder später mit
handbetriebenen Pumpen. Es versteht sich von selbst, dass diese Löschmethoden – vor
allem bei einem Föhnsturm – nicht sehr effektiv waren.
Ein Altstätter Feuerweiher befand sich oberhalb der Prestegg und hiess Krottenmette.
Wegen dauernder Klagen wegen des Lärms der Frösche musste die Krottenmette 1835
eingedeckt werden. Zudem konnte bei einem Brand Wasser aus den Bächen mit
Wasserfallen abgeleitet werden. (ri)