Da bin i dahoam?! Regionale Identität in Zeiten der Globalisierung Rotary Lecture 27.10.2015 Universität Bayreuth Univ.Prof. EoE Dr.-Ing. Holger Magel Präsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum Mitglied der Enquetekommission “Gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern” Mitglied des Landesplanungsbeirats Bayern 1 www.landentwicklung-muenchen.de www.akademie-bayern.de 2 Google-Projekt: Generation25: Warum ist Heimat für Dich wichtig? „Wer hätte gedacht, dass „Heimat“ 2015 so konsensfähig ist, dass Heimat-Gefühl in einer Welt, deren Grenzen immer fliessender werden, existiert und sogar fest im Herzen dieser jungen Menschen verankert ist?“ Hatten Bayerische Staatsregierung (Heimatministerium) und der Bayerische Rundfunk („dahoam is dahoam“, Heimatfunk / -spiegel) doch immer schon das richtige Feeling ? 3 Auch McKinsey! Siehe ihre (unbestellte) Studie „Bayern 2025. Alte Stärke. Neuer Mut“: 4 5 New local oder new regional: Identität ist der Zwilling von Heimatbewusstsein Univ.-Doz. Dr. Franz Schausberger (früherer Landeshauptmann des Landes Salzburg) beim Pfingstdialog 2015 „Europa.wertvoll“ in Schloss Seggau/Stmk: „Zunehmender Nationalismus, weltweiter Terrorismus und die Wirtschaftskrise machen es notwendig, in manchen Bereichen die EU zu stärken. Zum Ausgleich müssen die Regionen und Kommunen und ihre Identität gestärkt und die aktive demokratische Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger ausgebaut werden“ 6 7 Alt(ober)bayerische Folklore, regionales Selbstbild oder gar Identität? 8 Fränkisches Selbstbild oder Identität? 9 Heimat – ein Ort irgendwo? “Die Heimat , die jeder Mensch braucht, kommt zu ihrem sichtbaren und greifbaren Ausdruck an Orten, die sich einprägen. Der Zusammenhang solcher Erinnerungs- und Fühlorte in Dorf , Stadt und Landschaft mit dem Leben der Menschen prägt die Vorstellung von Heimat und Identität. Diese Orte sind es, die bei allen privaten und öffentlichen Planungen und Baumassnahmen beachtet werden müssen, um nicht das innere Gleichgewicht eines Lebensraumes zu zerstören“. 10 Quelle: E. Haindl/ W .Landzettel : „Heimat – ein Ort irgendwo?“. Bayer. StMELF, 1991 s "Was macht Heimat aus, was stiftet Identität in einem Freistaat, der heute schon bunter ist als weißblau? Die traditionelle bayerische Identität wird sich künftig aus mehr zusammensetzen als aus Tradition und Brauchtum. Können wir vielleicht ein Mehr an Identität und Zusammenarbeit stiften , indem wir umfassend Teilhabe am bayerischen Erfolgsmodell ermöglichen? Ich denke da an Bildung , Aufstiegschancen und politische Partizipation….“ Aktuelle Frage aus gegebenem Anlass : kurzum an Integration? 11 12 Generation25: Wie können wir Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenbringen? „Bildung und Gemeinsamkeiten als größte Mittel für Integration! Das Ganze als ein Projekt annehmen und daran (zusammen) wachsen“. „Akzeptanz ,Toleranz und Respekt – Offenheit, Mut und Integration als Chance und Abenteuer für beide Seiten“ Quelle: Deutschland 25.Eine Momentaufnahme zu 25 Jahren deutscher Wiedervereinigung.Google 13 Regionale Identität als Antwort und Projekt? 14 Identität ist „in“ Mc Kinsey Studie Bayern 2025: oder EUREGIO EGRENSIS! 15 Regionale Identität Von Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Robert Jungk Stiftung, JBZ Verlag 2012, Salzburg „Regionale Identitäten sind heute Teil unseres Alltags in Kultur, Wirtschaft und Politik. Denn verschärfter Standortwettbewerb auf verschiedenen Ebenen verlangt auch nach einer Selbstvergewisserung …Insofern wäre der Regionalismus die andere Seite einer Münze, die wir Globalisierung nennen.. Lokales und Regionales wird zur Besonderheit , und diese definierten, hoch bewerteten Eigenheiten werden zur Selbstdefinition, zur Selbststilisierung und zur 16 Sinnstiftung eingesetzt.“ Dr. Michael Weigl, früher CAP, jetzt Uni Passau ge 17 Multibedeutung von Regionaler Identität… • als Wertschöpfung in Wirtschaft und Tourismus.Sie ist ein Werbefaktor im wirtschaftlichen Wettbewerb (z. B. „Steirische Toskana“ , Weinland Franken oder auch Hochfranken?) • als Distinktion im Rahmen der Bewusstseinsbildung:Sie wird Teil von persönlichen Identitäts- und Rollenkonzepten und damit ein Faktor der Beheimatung und der sozialen Verankerung. • als Raum wacher Bewusstheit zur Schaffung eines regionalen Bewusstseins im Diskurs der Regionen als kulturell gewachsene Einheit mit Potenzialen der Vernetzung (z. B. EUREGIOs). Hier wird versucht , Gemeinsamkeiten darzustellen und alle in einer Region lebenden Personen zu integrieren, anstatt eine Grenzziehung zu vollziehen. • zur Erhaltung und Förderung gewachsener Kultur. Die Bewahrung, Schaffung und Artikulation regionaler Identitäten steht hier im Vordergrund (z. B. „Salz-Seen-Region“, „Mozartjubileen“, „Wagnerstadt Bayreuth“ etc.) • als Sprachlandschaft der Dialekte und Minderheitensprachen. ….. Quelle: Kammerhofer a.a.O. Aktueller denn je… • Die Wahrung regionaler Identitäten kann beispielsweise auf die Verankerung der Menschen in einem Identifikationsraum , die Sicherheits-, Migrations- und Friedenssituation einer Region und auf das Demokratieverständnis wie die Toleranz in gemischtsprachigen Regionen fördernd wirken. • Für die Integration in komplexen Gesellschaften sind überschaubare Einheiten besonders wichtig, da in ihnen aktive Produktions- und Reproduktionsgemeinschaften entstehen, in denen Übereinstimmung in Bezug auf den Sinn des Lebens möglich ist. • Da die Ausbildung regionaler Identität einen Prozess mit offenem Ausgang darstellt, muss dieser gefördert, unterstützt und begleitet werden, um ihn weiter voran treiben zu können. Quelle: Kammerhofer a.a.O 19 Regionale Identität gestalten von Leo Baumfeld ,Wien 20 Regionale Identität muss Orientierung vermitteln (Weigl) . Sie kann gemeinsam erarbeitet werden (Kammerhofer) z.B. im Rahmen von und durch Regionalentwicklungsprozesse(n) Beispiel: Unterfränkische „Integrierte Ländliche Entwicklung Dorfschätze“ (Castell, Abtswind, Wiesentheid, etc.) Ziel: Stiftung Regionaler Identität , Lebenskraft und hohen bürgerschaftlichen Engagements! 21 Regionale Identität ist kein Selbstzweck.. Sie soll etwas bewirken , z.B. Kraft geben im Kampf gegen Abwanderung und Niedergang „…Aber es ist auch an der Zeit, kritische Bilanz zu ziehen. Es ist schwer nachzuvollziehen, auch schwer zu vermitteln, mit welch liebevoller Detailgenauigkeit wir uns um Trachtenpflege und Musikkultur, um Bräuche und Denkmäler kümmern, während wir hilf- oder interesselos die wirklich lebensund kulturverändernden Flutwellen über uns ergehen lassen, die mit zunehmender Wucht auf unsere Dörfer und Städte heranrollen. Was bedeutet es etwa, wenn in den Ballungsräumen der Metropolregionen Zersiedelung, Landverbrauch und Grundstücksspekulation nie gekannte Ausmaße erreichen, während in anderen Regionen Landflucht und Strukturschwäche ganze Dörfer veröden lassen?“ Dr. Norbert Göttler, Schriftsteller, Filmemacher und Bezirksheimatpfleger von Obb. 22 1990-2010 Population dynamics in Germany 2010 -2030 Zweifelhafte Parolen aus Berlin!! 24 Alte Kalauer 25 Alles schon mal da gewesen: Aus der 119.Sitzung Deutscher Bundestag 26.9.1974 26 Englische Experten plädieren für Umkehr 27 „I have a dream…..“ President Xi Jinpings chinese dream on the great national renaissance : „Blue sky, green meadows and clean water for future generations“ (see his book „The Governance of China“) Xi Jinping in terms of territorial development: „As long as rural areas,especially their poor parts lag behind the rest of the country so long we can not talk about having reached a society with modest wealth“ (see his book ibd.) Immer noch unser offizielles europäisches und deutsches Ideal: Balance zwischen Stadt und Land German Federal Office of Building and Regional Planning (BBR) Univ. Prof. EoE Holger Magel 29 Bayerische Bevölkerung will exakt die Realisierung dieses Leitbildes 30 In der Enquetekommission diskutiert: Modell „Räumliche Gerechtigkeit“ 31 Regionale Entwicklung ist die beste Antwort auf Erfüllung der Räumlichen Gerechtigkeit Sie braucht -Eigenwillen und Eigenanstrengungen der Region (endogene Entwicklung; bottom up) -Staatliche Aktivitäten und Garantien im Zuge von Aushandlungsprozessen und wo notwendig besondere Unterstützung/Kompensation zur Gewährleistung der Räumlichen Gerechtigkeit (Landesentwicklung, ganzheitliche Heimatstrategie in Kooperation mit allen Ministerien, FAG, etc.) (top down) 32 Univ. Prof. EoE Holger Magel 33 Kabinettssitzung vom 16.6.2015 34 35 Die Wirtschaft muss folgen 36 37 Regionale Entwicklung in Oberfranken Kommunale Allianz „Integrierte Ländliche Entwicklung Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz“ Kooperation von 18 Städten und Gemeinden im ländlichen Raum mbH., der zur Europäischen Metropolregion Nürnberg gehört. Ein wichtiges Ziel der ILE : Identität und Bürgerengagement stärken Quelle: http://www.wirtschaftsbanda9.de 38 Ein unbequemer Vorschlag : Regionale Entwicklung ist Querschnittsaufgabe (McKinsey a.a.O.) 39 Heimat – Ein Versprechen gerade auch für die Neuankömmlinge? „Konkrete und individuelle Heimaten und Identifikationen werden von den Menschen selbst geprägt und geschaffen und auch geschützt bzw. zerstört. Das führt uns (zurück) zu den drei Formen der Heimat und zur Verpflichtung unserer Generation um Bewahrung und Weiterentwicklung der bayerischen Heimat: •Heimat ist ein konkret gestaltbarer und erlebbarer Ort, •Heimat ist, wie es auch Herbert Grönemayer einst besang, ein Gefühl, und •Heimat ist im Sinne von Ernst Bloch immer auch ein Versprechen….“ 40 H.Magel : Resümee zum ALR Sommerkolloquium 2015 …..ein Versprechen auch im Sinne von „Mia san ned nur mia. Miteinander dahoam in der Region?!“ 41 Manfred Miosga :Gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern - Nicht nur Aufgabe der Kommunen! Friedrich Ebert Stiftung BAYERNFORUM 2015 42 Regionale Identität und Regionale Entwicklung Überlebensprinzip in Zeiten von Globalisierung, Migration und Integration?! Versuch einer Antwort: Zumindest ein unerlässlicher sozial - kultureller Kitt sowie eine Orientierungsstütze, wenn nicht gar eine Resilienzund Rückfallstrategie im Sinne von Prof. Radermacher! 43
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