Basiskurs zur Alphabetisierung

BASISKURS ZUR
ALPHABETISIERUNG
VON NICHTMUTTERSPRACHLERN
Inhalt
1.
2.
3.
Einführung/ Einstieg ins Thema
Theorie
Von der Theorie zu Praxis
Grundlage:
Feldmeier, Alexis: Von A bis Z – Praxishandbuch
Alphabetisierung. Klett Verlag, 2010
BAMF: Konzept für einen bundesweiten Alphabetisierungskurs.
Neuauflage, Mai 2015
Lückendiktat
Der ________ bestand aus einem großen ________
und einem hohen _____.
Es _________ und _________ im Gebüsch.
Plötzlich begann es zu _______ und zu _______.
Sie _______ schnell nach Hause und fand dort viele
bunte ________ .
Es war für alle ein anstrengender ______.
Lückendiktat
Der Terwohden bestand aus einem großen
Fereuer und einem hohen Kess.
Es füdelte und gabbelte im Gebüsch.
Plötzlich begann es zu kräsen und zu tuggern.
Sie zrug schnell nach Hause und fand dort
viele bunte Kadulen .
Es war für alle ein anstrengender Pries.
Ziel der Alphabetisierung
o Alphabetisierung in der Teilnehmermuttersprache findet kaum statt.
 Alphabetisierung in der L1
o In multinationalen Gruppen wird in der Zweitsprache Deutsch
alphabetisiert.
 Vermittlung von Deutschkenntnissen
 Vermittlung schriftsprachlicher Kenntnisse
Letztendliches Ziel bleibt die schriftsprachliche Handlungsfähigkeit. Im
Bereich des Lesens heißt dies das sinnentnehmende Lesen bei häufig
vorkommenden Textsorten.
Heterogenität
Aus: Bolton (1996): Probleme der Leistungsmessung. Fernstudieneinheit. Langenscheidt
•
•
•
nicht alle Teilnehmer verfügen über dasselbe Wissen.
nicht alle Teilnehmer haben dieselben Fähigkeiten.
nicht alle Teilnehmer haben dieselben Interessen.
Formen des Analphabetismus
Primäre Analphabeten
•
keinerlei Schulbildung; auch in ihrer Muttersprache nicht schreibkundig
Funktionale Analphabeten
•
•
haben eine Schule besucht, jedoch sind die schriftsprachlichen
Kompetenzen in der MS nicht ausreichend
durch Vermeidungsstrategien oft unauffällig
Sekundäre Analphabeten
• u.a. Zweitschriftlerner
Lernungewohnte Teilnehmer (v.a. Primäre AA)
Im Allgemeinen vorausgesetzte Kenntnisse und Kompetenzen fehlen
durch nicht gegebene bzw. nicht ausreichende Schulbildung
 Lehrwerks-, medienbasiertes und Autonomieförderndes Lernen
wird dadurch erschwert

Es fehlt Weltwissen, unterrichtsmethodisches Wissen und es gibt nur
ein eingeschränktes Repertoire an Lernstrategien

Die TN sind nicht alleine/ von selbst im Stande, (un-)gesteuerte
geschaffene Lernangebote zu nutzen
Lernungewohntheit im weiteren Sinne
• Fehlende Flexibilität oder Unfähigkeit von Menschen, ihre
bereits vorliegenden Kompetenzen in einem Unterricht nutzbar
zu machen, der nicht der selbst erfahrenen Lerntradition
entspricht.
Lernprozess wird erschwert
Betroffen hiervon: Zweitschriftlerner und funktionale AA
Deutschunterricht mit Alphabetisierung
• Vermittlung mündlicher Deutschkenntnisse ebenso wichtig
• Verhältnis muss man selbst anhand der TN-Vorkenntnisse
festlegen
Gesteuerter vs. Ungesteuerter Schrifterwerb
• Ungesteuerter Erwerb vor allem bei Erstschriftlernern (z.B.
Kinder sehen ihre Eltern schreiben und wollen das auch tun)
• Voraussetzung: phonologische Bewusstheit
Phonologische Bewusstheit
Dazu gehören u.a. folgende Fähigkeiten:
• Zu hören, ob ein Wort kurz oder lang ist
• Wort- und Satzakzente zu erkennen
• Sätze auf Lautebene segmentieren zu können
• Ein lautiertes Wort synthetisieren zu können
• An-, In- und Auslaute zu hören
• Reime zu erkennen
Sprachliche Aktivitäten
Singen, Sprachspiele
Phonologische Bewusstheit darf vor allem bei primären AA nicht vorausgesetzt werden.
Wichtige Aufgabe des Alphabetisierungsunterrichts:
• All jene Fähigkeiten ausbilden, die zur phonologischen Bewusstheit gezählt werden.
Methoden im Alpha-Unterricht
• Analytische Methode (vom Text zur Silbe)
• z.B. Ganz-Wort-Methode: Auswendiglernen einzelner Wörter, ohne dabei
die Laute darin zu kennen
• Erst wenn schon zahlreiche Wortbilder auswendig gelernt wurden, wird
begonnen, das Wort in seine einzelnen Laute zu zerlegen
• Hat sich im Erwachsenenunterricht nicht durchgesetzt, doch Elemente
daraus verwendbar
• Synthetische Methode (vom Laut zum Satz)
• Hat viele Vorteile für die Erwachsenenalphabetisierung
• Wenn TN am Beginn des Alphaunterrichts Buchstaben und deren
Lautwerte kennenlernen, ist die Chance hoch, dass sie diesen auswendig
gelernten Einheiten außerhalb des Unterrichts begegnen, und sich daran
erinnern, wie sie ausgesprochen werden
Offene Unterrichtsformen
• das Gruppenpuzzle
• die Stationenarbeit
• der Werkstattunterricht
• Wochenpläne
• der Projektunterricht
• entdeckendes Lernen
Im Alphabetisierungsunterricht, wenn es sich nicht um gebildete Zweitschriftlerner
handelt, wird vorgeschlagen, sehr kleinschrittig vorzugehen.
Ziel: auf dem Weg zum autonomen Lerner begleiten
Binnendifferenzierung
Lernphasen
Beeinflussung der Phasen durch:
•
•
•
•
•
Intelligenz
Sprachlerneignung
Einstellung
Motivation
Persönlichkeitsfaktoren
(Extrovertiertheit, Risikobereitschaft)
• externe Faktoren (Lernkontext,
Qualität und Quantität des
Unterrichts usw.)
10 Gebote zur Motivierung
• „Sei durch dein eigenes Verhalten ein gutes Vorbild;
• schaffe eine angenehme und entspannte Atmosphäre im Unterricht;
• präsentiere Aufgaben so, dass den Lernenden deren Sinn und Zweck
deutlich wird;
• entwickle ein gutes Verhältnis zu den Lernenden;
• verbessere das Selbstvertrauen der Lernenden in ihre eigenen (schrift) sprachlichen Fähigkeiten
• gestalte den Unterricht interessant;
• fördere die Autonomie der Lernenden;
• gestalte den Unterricht so, dass er für die Lernenden persönlich
relevant ist;
• unterstütze die Lernenden dabei, sich eigene und realistische Lernziele
zu setzen;
• mache die Lernenden mit der Zielsprachenkultur vertraut.“
Stifthaltung bei Schreibanfängern
Wünschenswert ist das Ausprobieren von verschiedenen Stifthaltungen, aber nur
bei Verkrampfungen sollte eingegriffen und eine andere Schrifthaltung empfohlen
werden.
Zur Bewusstmachung des Schreibens gehört auch der Einsatz mehrerer
unterschiedlicher Schreibwerkzeuge. (Dicke, Gripp, Art und Härte der Mine,
Material des Stiftes) – z.B. Übungen zum Kennenlernen verschiedener Stifte
einbinden
Ziele des Schreibunterrichts
zügige Schrift
lesbare Schrift
Von oben nach unten
Von links nach rechts
Der Endpunkt endet möglichst unten und/oder rechts
Credo
Lehrwerke für die Erwachsenenalphabetisierung sollten
erwachsenengerecht sein.
Folgende Übungen sind interessant:
o Kritzeln (Briefform aus der realen Welt adaptieren – Briefkopf, Datum, Mitte,
Abschiedsformel, Name)
o Ausmalen (Mandalas –nicht zu kitschig-, Hohlbuchstaben)
o Nachzeichnen von Bögen, Linien und Buchstaben
o Druckschrift; von Einführung einer gebundenen Schrift wird abgeraten
Methodenvielfalt
•
Der Einsatz von Visualisierungen und Gebärden
Buchstabiermethode:
 es werden Buchstabennamen vermittelt
 wenig Probleme bei Vokalen, da die Buchstabennamen den
Lautwerten entsprechen (kurze Vokale u. lange Vokale, aber nur ein
Schriftzeichen)
 ABER: der Buchstabe <H> heißt „ha“, sein Lautwert ist allerdings [h]
 Wenn die TN den Buchstabennamen kennen (oftmals ist dieser
ungesteuert erworben worden) lesen sie zum Beispiel: das Wort
<Hose> mit Buchstabennamen „haoese“
 Beim Schreiben tritt das Problem andersherum auf: <essen> wird „sn“
geschrieben, nach den Buchstabennamen (Skelettschreibung) .
Lautiermethode
• es werden Lautwerte vermittelt
<Schokolade> wird nicht / ɛs tse ha o ka o ɛl a de e /; sondern mit den
Lautwerten / ʃ o k o l a d ɛ /
• Förderung der Analyse- und Synthesefähigkeit,
indem teilnehmerrelevante Wörter verwendet
werden
Bei einer Einheit über das Essen kennt ein Teilnehmer das Wort <Tomate>;
der KL greift dies auf; durch gezieltes Fragen wird nun Wortschatz
aktiviert, semantisiert und gefestigt:
Weiß jemand, was das Wort Tomate bedeutet?
Ist es der, die oder das Tomate?
Kaufen Sie Tomaten auf dem Markt?
Wie sieht eine Tomate aus?
…
/t o m a t ɛ/
Die Lautiermethode stellt eine Grundmethode dar, da sie
Bestandteil aller weiteren synthetischen Methoden ist.
Förderung der phonologischen Bewusstheit
Ohne Hören kein Sprechen – richtiges Hören ist der Beginn des
Ausspracheunterrichts: Wer bestimmte Laute nicht wahrnehmen
kann, kann diese auch nicht bewusst produzieren.
Übungen Hören:
vorbereitende Hörübungen (Eintauchübungen, Diskriminationsübungen
und anschließend Identifikationsübungen)
angewandte Hörübungen
Übungen Sprechen:
vorbereitende Sprechübungen: einfache Nachsprechübungen,
Chorsprechen, synchrones halblautes Mitsprechen, kaschierte
Nachsprechübungen und produktive Übungen
angewandte Sprechübungen: Vortragen/Lesen und freies Sprechen
Übungstypen
• Vorbereitende Übungen
• Angewandte Übungen
• Übungen zur Förderung der phonologischen Bewusstheit
• Übungen zur Wahrnehmung
• Diskriminationsübungen
• Identifikation
• Analyse- Syntheseübungen
• Angewandte Übungen
• Vor- Lese-, Schreib-, und Vortragsübungen
Lehrwerke (Auswahl)
Von A bis Z – Alphabetisierungskurs für Erwachsene A1. Schreibmappe, Kursbuch, Übungsbuch, LHB,
Lesehefte; Klett-Verlag 2011.
Erste Schritte plus Alpha 1-3. Kursbuch, LHB im Internet; Hueber Verlag 2011.
Lesen und Schreiben 1-2. Lehrbuch, Schreibmappe, LHB; Hueber Verlag 2003.
Das Alphabuch. Hueber Verlag 1992.
Hamburger ABC. Verschiedene Teile; AG Karolinenviertel, ab 1992.
Ihr Start ins Deutsche – Alphabetisierungskurs für Erwachsene Teil 1-2. Hempen Verlag 2009.
Der Vorkurs. Klett Verlag 2009.
Erste Schritte plus – Vorkurs. Hueber Verlag 2012.
Alpha und PC: Übungsgenerator „Druckschrift Ideal“. Eugen-Traeger-Verlag für Lern- und
Therapiesoftware.
www. integrationsfonds.at