Kann eHealth dazu beitragen, die Versorgung im ländlichen Raum

Kann eHealth dazu beitragen, die Versorgung im
ländlichen Raum zu sichern? Klare Antwort – ja
Dr. Johannes Fechner hat das eHealth Forum Freiburg maßgeblich mit auf den Weg
gebracht. Im Interview mit TK spezial Baden-Württemberg erläutert der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, welche
Funktion die Telemedizin im Gesundheitswesen spielen kann und welche Hindernisse
dafür noch aus dem Weg geräumt werden müssen.
TK: Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse des Forums?
Dr. Fechner: Erfreulich war, dass das Thema eHealth aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet
und diskutiert wurde: aus Sicht der Praktiker, den Entwicklern, aber auch aus rechtlicher
Sicht durch Herrn Schenk vom Bundesgesundheitsministerium. Der Wille, die zahlreich vorgestellten Projekte in der Praxis zur Anwendung zu bringen, ist vorhanden, jetzt müssen sich
die Verantwortlichen rasch zusammen finden und die Finanzierung sicherstellen.
TK: Kann eHealth dazu beitragen, die Versorgung im ländlichen Raum zu sichern?
Dr. Fechner: Klare Antwort – ja. Schon heute gibt es viele
gelungene Bespiele, wie die telemedizinische Überwachung von Kranken mit automatisierter Übermittlung medizinisch relevanter Parameter (z. B. Körpergewicht, Blutzuckerwerte, Sauerstoffgehalt des Blutes, EKG usw.).
eHealth hilft, Kontrolltermine beim Arzt oder im Krankenhaus zu verringern und erspart damit im ländlichen Raum
lange Anfahrtswege. Gleichzeitig werden die
Patientensicherheit erhöht und stationäre Notfalleinweisung reduziert. Schließlich belegen Pilotprojekte, dass
strukturierte, IT-gestützte Kommunikation - z. B. mit an
Depression Erkrankten - die Symptomatik deutlich verbessern und den Einsatz von Arzneimitteln einsparen kann.
TK: Welche Hindernisse – organisatorischer, politischer oder ideeller Natur - müssen überwunden werden, um eHealth in Deutschland zu etablieren? Welche Maßnahmen sind dafür
notwendig?
Dr. Fechner: Der politische Wille ist sicher vorhanden – das bestätigt die Vorlage des Entwurfs eines eHealth-Gesetzes Auch fehlt es nicht am guten Willen der Selbstverwaltung. Wir
scheitern aus meiner Sicht immer noch an der Beseitigung technischer Hindernisse. Auch
scheint mir der Datenschutz in Deutschland strenger als in anderen EU-Ländern und wird
damit zu einem limitierenden Faktor.
TK: Welche Impulse können dabei von Baden-Württemberg ausgehen?
Dr. Fechner: Baden-Württemberg hat die allerbesten Voraussetzungen für eine rasche
Etablierung telemedizinischer Anwendungen: zukunftsorientierte Krankenkassen, auf Ärzteseite eine interessierte Krankenhauslandschaft und - darauf bin ich stolz – eine sehr innovative Kassenärztliche Vereinigung. Gleichzeitig arbeiten in Baden-Württemberg zahlreiche
IT-Firmen – vom Start-up Unternehmen bis zu Weltmarktführern. Die Landesregierung hat
durch das Wissenschaftsministerium in enger Kooperation mit dem Sozialministerium die AG
Gesundheitstelematik ins Leben gerufen, die die IT-Branche mit der Medizin und den Wirtschaftsunternehmen verknüpfen soll.
TK: Welche Rolle sollten die Ärzte bzw. Krankenkassen dabei spielen?
Dr. Fechner: Die Ärzte müssen aus der Vielzahl der auf dem Markt angebotenen telemedizinischen Projekte diejenigen mit Praxisrelevanz und echter Verbesserung der Versorgung
auswählen. Die Krankenkassen müssen den Mut aufbringen, die für die Einführung von Telemedizin erforderlichen Investitionen zu finanzieren, ohne unmittelbar Einsparungen zu erwarten. Die Gesamtwirtschaftlichkeit von eHealth wird sich erst mittelfristig darstellen.
Zur Person
Dr. Johannes Fechner ist seit dem Jahr 2011 stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen
Vereinigung (KV) Baden-Württemberg. Seit dieser Zeit ist er auch Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Seit Jahren ist er zudem Mitglied im Landesverband Baden-Württemberg
des Hausärzteverbandes.
Der Facharzt für Allgemeinmedizin war über viele Jahre niedergelassener Arzt in Emmendingen
und auch Mitglied in der Vertreterversammlung sowie im Vorstand der damaligen KV Südbaden.
Anschrift
Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
Albstadtweg 11
70567 Stuttgart
Telefon: 0711/7875-0
Telefax: 0711/7875-3274
[email protected]
http://www.kvbawue.de