Gedenken am 9. November, um Erinnerung wachzuhalten

20
Dienstag, 3. November 2015
Dienstag, 3. November 2015
Gedenken am 9. November, um Erinnerung wachzuhalten
Vor 77 Jahren wurde auch in Fulda während der Reichspogromnacht die Synagoge zerstört
Von Michael Schwab
FULDA. Am 9. November
jähren sich zum 77. Mal die
schrecklichen Ereignisse
der Reichspogromnacht,
von denen auch die jüdischen
Mitbürgerinnen
und Mitbürger Fuldas
nicht verschont blieben.
Diesen Tag des Gedächtnisses und der Mahnung am 9.
November werden die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die
Stadt sowie die beiden großen christlichen Kirchen
und die jüdische Gemeinde
mit einer Gedenkfeier am 9.
November um 18 Uhr am
Platz der ehemaligen Synagoge „Am Stockhaus“ begehen. Sprechen werden Fuldas Oberbürgermeister Dr.
Heiko Wingenfeld, Bischof
Heinz Josef Algermissen
(Gebet), Wolfgang Hengstler, 2. Vorsitzender der Ge-
Das linke Foto zeigt einen Ausschnitt aus dem Stück „Brundibár“, das in der Marienschule aufgeführt worden ist. Schülerinnen, die mitgewirkt haben, gestalten die
Gedenkveranstaltung am 9. November mit. Das rechte Foto zeigt das Innere der Synagoge.
Fotos (2): M. Schwab/Archiv
sellschaft für christlich-jüdische
Zusammenarbeit
(GCJZ) Fulda, Alisia Marquardt, Lea Lechner und Michelle Schuchowow, Projekt
„Brundibár“, Marienschule,
Pfarrer Dr. Heinz-Georg
Henning (Gebet) sowie Ro-
AMTLICHE BEKANNTMACHUNGEN
man Melamed, Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde (Gebet).
Vortrag
Nach der Gedenkstunde
gibt im Kanzlerpalais (VHS,
Unterm Hl. Kreuz. 1, 36037
Fulda) Dr. Konrad Görg aus
Marburg seine Buchvorstellung: „Wir sind, was wir erinnern – Zwei Generationen
nach Auschwitz. Plädoyer
für Pluralismus, Toleranz
und Demokratie“. Dabei
werden folgende Kernfragen
beleuchtet: Was ist damals
passiert? Wie konnte das damals nur passieren? Was
können wir tun, dass sich so
etwas in Zukunft nicht noch
einmal wiederholt? Dr. Konrad Görg will in seinem Vor-
trag im Kanzlerpalais ein
Zeichen setzen gegen das
Vergessen und gleichzeitig
zivilgesellschaftliches Engagement einfordern. Gerade
angesichts der aktuellen Herausforderungen gewinnt
das Thema an Bedeutung.
19
Dienstag, 3. November 2015
Dienstag, 3. November 2015
Bebaubare und unbebaute
Bestandsflächen im Fokus
Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner und Stadtplanungsamtsleiter Andreas Becker stellen neues „Baulandkataster“ vor
Von Michael Schwab
ner Außenentwicklung geboten“, präzisiert Schreiner
die städtischen Vorstellungen. Baulücken hätten den
entscheidenden Vorteil, voll
erschlossen zu sein. „Das
macht sie für uns auch so
wertvoll.“ Gleichwohl lässt
Schreiner keinen Zweifel daran, in Fulda „zweigleisig“
fahren zu wollen: „Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung müssen wir beides
machen: Baugebiete im Rahmen unserer Möglichkeiten
konzipieren und Baulücken
nutzbar machen. Die Stadt
ist auf alle Fälle auf den Verkaufswillen der Eigentümer
angewiesen.“
FULDA. Auch in Fulda ist
der Bau-Trend ungebrochen. Mit der Fulda Galerie hat die Stadt in den
letzten zehn Jahren eines
der größten Neubaugebiete der Nachkriegszeit entwickelt. Weitere Flächen
wie in Edelzell sind entstanden oder wie in Sickels
in Vorbereitung.
Doch bevor Überlegungen
für ein neues Baugebiet in
der Kernstadt oder den
Stadtteilen überhaupt zum
Tragen kommen, ist die Verwaltung nach geltendem
Baurecht verpflichtet die Erfordernisse für eine Bauleitplanung zu prüfen. Ob und
wie viele freie Bauflächen in
einem Siedlungsgebiet vorhanden sind, gehört zur
Prüfung dazu.
Fulda wächst
Erfassung
Über ein neues „Baulandkataster“ soll die Erfassung
möglicher Bau-Flächen in
den nächsten zwei Jahren
erfolgen. Für Fulda ist diese
Praxis ein „Novum“, betont
Stadtbaurat Daniel Schreiner. Nach dem „Ja“ der Gremien zum „Baulandkataster“ wird das zuständige
Stadtplanungsamt bereits
mit den Arbeiten beginnen.
Für den Stadtteil Dietershan
sind versuchsweise sämtliche Flächen erfasst worden,
die sich als mögliche Baufenster innerhalb des vorhandenen Bestands der Gemeinde eignen. Das können
einzelne Grundstücke ebenso sein wie zusammenhängende, die den Bau gleich
mehrerer Häuser ermöglichen. Über die Erfassung
und Darstellung der Flächen
hinaus soll eine Abfrage der
Stadtbaurat Daniel Schreiner und Stadtplanungsamtsleiter Andreas Becker erläutern die Vorgehensweise beim neuen Baulandkataster der Stadt.
Foto: M. Schwab
Entwicklungsabsichten bei
den Eigentümern durchgeführt werden. Diese dient
der internen Übersicht und
unterliegt
dem
Datenschutz.
In Dietershan haben die
Vorarbeiten für Überraschung gesorgt. Dort existieren Grundstücke im Umfang von fast drei Hektar als
Baulücke“, fasst Fuldas
Stadtbaurat Schreiner das
Ergebnis der Erfassung zusammen.
Grundlage für das neue
STELLENAUSSCHREIBUNG
„Baulandkataster“ ist das aktuell geltende Baurecht, in
dem Aspekte wie Bodenund Klimaschutz immer
breiteren Raum einnehmen.
Angesichts des kontinuierlich weiter zunehmenden
Siedlungsdrucks soll mit
Grund und Boden möglichst sparsam umgegangen
werden, lautet folgerichtig
die Devise. „Das bedeutet
eben auch: Wenn direkt bebaubare Grundstücke (Baulücken) vorhanden sind,
dann sollen diese mit Vor-
rang bebaut werden, ehe auf
eine landwirtschaftlich genutzte Fläche zugegriffen
wird“, erläutert Stadtplanungsamtsleiter
Andreas
Becker. Erst wenn es keine
„passiven Reserven“ wie
Baulücken mehr gibt und eine entsprechende Nachfrage Bauwilliger nachgewiesen werden kann, darf ein
Bebauungs-Plan aufgestellt
werden. „Für uns gilt: Innenentwicklung ist vor ei-
STELLENAUSSCHREIBUNG
Fulda hat allen Anlass so
zu handeln. Denn entgegen
des noch vor wenigen Jahren prognostizierten Bevölkerungsschwunds, hat die
Einwohnerzahl ständig zugenommen. Hält diese Tendenz an, dürfte in überschaubarem Zeitrahmen sogar die 70.000 Marke geknackt werden. Ursachen
dieser Entwicklung sieht Becker unter anderem in der
verkehrsgünstigen Lage Fuldas, nicht zuletzt durch den
noch relativ neuen Autobahnanschluss der A 66, den
Trend zunehmender „Verstädterung“ und „natürlich
den hervorragenden infrastrukturellen Angeboten der
Stadt in allen Lebensbereichen“, wie Stadtbaurat
Schreiner ergänzt.