Erzfeinde Teil 3

Erzfeinde Teil 3
Frontwork CIS
«Wieso dauert denn das so lange?» NiDozzo schaute ungeduldig Gabby über die Schulter, welche
aus den Scherbenstücken den Zauberspiegel rekonstruierte. «Man könnte meinen, Gabby sei bei
ihrem morgendlichen Schönheitsritual. Den Spiegel wiederherstellen dauert ähnlich lange wie
Zöpfe zusammenknüpfen», stichelte NiDozzo weiter. Gabby hielt inne. Sie wandte sich langsam,
aber bestimmt ihrem Kollegen zu. «Wir können gerne die Rollen tauschen. Nur wären wir dann
morgen Abend noch hier. Männer kennen Spiegel ja zumeist nur vom Hörensagen. Speziell, wenn
sie immer denselben langweiligen Scheitel auf dem Kopf spazieren führen.» Nun wurde es Fibbs zu
bunt. «Könnten sich die Herrschaften auf ihren Job konzentrieren, bitte?» Wenige Minuten später
hatte es Gabby tatsächlich geschafft, den Zauberspiegel zusammenzusetzen.
Gebannt starrte das gesamte Team auf die Glasfläche. «Na los, komm schon!» NiDozzo schien den
Spiegel förmlich zu beschwören.
«Spieglein, Spieglein, in dem Saal
wohin führt uns deine Wahl?»
Es funktionierte. Aufgrund der eher behelfsmässig ausgeführten Reparatur hatte die Stimme
des Spiegels zwar einen blechernen, hohlen Ton – doch die Botschaft war mehr oder weniger
verständlich.
«Mit vielen Lettern bestückt der Raum
was Sache ist, übersieht man kaum
Rundum die Mauern klar und edel…»
Der Spiegel machte eine Pause. Dann begann er aufgeregt zu hüsteln, als hätte er sich verschluckt.
Es war aber offensichtlich mehr ein Zeichen der Verlegenheit.
«Sendepause, Herr Spiegel? Oder geht‘s gleich weiter?» sagte Fibbs ungeduldig.
«Okay, okay, lassen wir diesen Reimchen-Zirkus: Frau Rostow ist hinter dem Geheimnis der
Glaslamination her. Die Spur hat sie in die Rehaklinik Bellikon beziehungsweise in das betreffende
Provisorium in Dättwil geführt. Dort angekommen, wird sie unschwer ausfindig machen, dass der
entscheidende Hinweis in einem Hotel in Winterthur versteckt ist.»
Das sass. Das Team von Frontwork CIS starrte teils ungläubig, teils belustigt auf den Spiegel. Dieser
geriet nun richtig in Fahrt. «Na ja, was denkt ihr denn, ihr oberschlauen Agenten?! Irgendwann ist
auch der gewiefteste Zauberspiegel mit seinem Latein am Ende, mit dieser ganzen Versli-Brünzlete.
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Da will unsereiner endlich mal sagen, was Sache ist. Das tut so gut. Das Hotel in Winterthur
ist übrigens von der Best Western-Kette, mit einem maskulinen Namen. Der Ball bei euch,
Herrschaften», sprudelte es nur so aus dem Spiegel heraus. «Oder hat der Herr mit Betonscheitel
noch eine Frage?» Damit war offensichtlich NiDozzo gemeint, der sich ein Grinsen nicht verkneifen
konnte.
Wenig später war das Team unterwegs nach Winterthur. Im Hotel war der «mit vielen Lettern
bestückte Raum» nicht zu übersehen: im Eingangsbereich thronte eine beleuchtete Empfangstheke,
verziert mit grossen Buchstaben, welche die Gäste in verschiedenen Sprachen willkommen hiess.
«War kürzlich eine Frau hier? Nicht zu übersehen: gross, rotes Haar, schwarz gekleidet?» Der
Rezeptionist, noch sichtlich beeindruckt vom bestimmten Auftreten Fibbs‘, verneinte. «Sie muss
noch hier sein. Ihr Vorsprung war nicht so gross.» Während NiDozzo und McFee sich in die
oberen Etagen begaben, stürmte Fibbs in die Küche des Hotels. Er gab sich zu erkennen, streckte
dem überraschten Personal seine Dienstmarke entgegen. «Frontwork-Agent! Haben Sie jemand
gesehen, eine Frau, schwarze Kleidung, rotes Haar?» Die Küchenmannschaft starrte ihn an. «Nun?»
fragte Fibbs ungeduldig. Einer der Köche hob langsam den Arm, zeigte Richtung Fibbs. «Hinter
Ihnen, Herr Kommissar.» Fibbs drehte sich um. In ungefähr fünf, sechs Metern Entfernung stand
sie. Natalia Rostow. Katze. Ex-Agentin. Ex-Geliebte. «Lange nicht mehr gesehen, mein Lieber. Und
wie habt ihr mich bloss so schnell gefunden?» Fibbs‘ Blick schweifte auf die grosskalibrige Waffe,
welche Rostow auf ihn richtete. «Hier ist Endstation für dich, Fibbs.» Dann feuerte seine Traumfrau
mit ihrer 44er-Magnum auf den Leiter von Frontwork CIS.
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