Sitzungsniederschrift Gemeinderat Willstätt Nr. 09 ÖFFENTLICH verhandelt in der Sander Halle in Willstätt-Sand am Montag, den 14. September 2015, von 19.00 bis 20.30 Uhr. Einladung vom 08.09.2015 Vorsitzender: Bürgermeister Marco Steffens Gemeinderäte (GR): Brassel, Hans-Wolfgang Erhardt, Siegfried Erhardt, Tobias Fahrner, Tobias Fladt, Hans Hörnel, Bernd Jockers, Reinhard Künster, Annette Lindt-Herrmann, Amalia Lusch, Annette Maaß, Dirk Mehne, Volker Nagel, Erich Scheffel, Peter Schurter, Frank Türkl, Ilse Vögele, Dieter Walter-Schmidt, Elvira Protokollführer: Verwaltungsfachangestellter Holger Hemler Verwaltung: Hauptamtsleiterin (HAL) Susanne Hansert Rechnungsamtsleiter (RAL) Philip Kaufmann Bauamtsleiter (BAL) Clemens Schönle Leiter FB Liegenschaften Hans-Peter Höferlin Zuhörer, Gäste: Ortschaftsräte, Michael Loritz (Dezernent für Infrastrukturen, Baurecht und Migration im Landratsamt Ortenaukreis), über 100 Bürgerinnen und Bürger, Pressevertreter Tagesordnung : 1. Bürgerfragestunde 2. Information über die vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen durch das Landratsamt Ortenaukreis im ehemaligen AKA-Motel in Willstätt-Sand 3. Bekanntgaben, Verschiedenes, Anfragen -1- Sitzungsniederschrift Gemeinderat Willstätt 1. Information über die vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen durch das Landratsamt Ortenaukreis im ehemaligen AKA-Motel in Willstätt-Sand BM Steffens begrüßt die zahlreich anwesenden Bürgerinnen und Bürger sowie Gemeinde- und Ortschaftsräte. Dezernent Michael Loritz informiert anschließend, dass im derzeit leer stehenden Motel in Sand effektiv 70 bis 75 Flüchtlinge unterkommen werden. Die offizielle Kapazität liegt bei 88 Plätzen in 25 Zimmern. Diese »Idealbelegung« sei aber unwahrscheinlich, so Loritz. Der Grund: Etwa durch bestimmte Familienkonstellationen werden ungerade Belegungen zustande kommen. In solchen Fällen werden Zimmer nicht willkürlich „aufgefüllt“. Der Kreis kümmere sich mit einer Heimleitung und Sozialarbeitern vor Ort um die Flüchtlinge. Hausmeister seien für die Gebäude und Wohnungen abgestellt. Bei der Flüchtlingswelle sei im Moment kein Abschwung in Sichtweite, so Loritz. Die Menschen seien da und man müsse sich um sie kümmern. Deshalb bittet er darum, das zu akzeptieren beziehungsweise zu tolerieren. Wichtig sei auch, dass die Flüchtlinge von der Bevölkerung aufgenommen werden. Ehrenamtliche Helfer seien hierbei gerne willkommen. Im Anschluss an den Vortrag beantwortet Dezernent Loritz Nachfragen aus den Reihen des Gemeinderates und der Zuhörer. Bei der Frage nach den zu erwartenden Nationalitäten erklärt Loritz, dass man genauere Informationen erst rund zwei Wochen bevor die Asylbewerber eintreffen erhalte. Derzeit seien aber ungefähr 50 Prozent Flüchtlinge vom Balkan. Ziel sei es in der Regel, verschiedene Nationalitäten zu mischen. So entstünden weniger Strukturen, die von außen schlecht zu durchschauen seien. Auch die soziale Kontrolle untereinander sei auf diese Weise besser. Wichtig sei auch, dass die Asylanträge schnell und verläßlich entschieden werden, damit man die weitere Integration vorantreiben könne. Gerade Bürgerkriegsflüchtlingen müsse man auf lange Sicht hin Asyl gewähren. Hier sei es wichtig, dass die Menschen schnell die deutsche Sprache erlenen, was bei Kindern schneller funktioniere als bei Erwachsenen. Auf eine weitere Frage erklärt Loritz, dass die Erstunterbringung maximal auf zwei Jahre ausgelegt sei. Viele würden jedoch nach einem halben oder dreiviertel Jahr die Unterbringung wieder verlassen. Für die Flüchtlinge aber auch für die Bevölkerung werde das Landratsamt tagsüber eine Anlaufsstelle vor Ort einrichten. Zudem werde man eine entsprechende Telefonnummer für Anfragen bekannt geben. Ein Sicherheitsdienst sei nicht vorgesehen. Den Brandschutz in den Gebäuden des ehemaligen AKA-Motels habe man durch ein Gutachten prüfen lassen. Ergänzend seien noch neue Brandmelder eingebaut worden. BM Steffens erklärt, dass die Erstunterbringung aus Kullanz auf die Gemeindequote für die Anschlussunterbringung angerechnet werde. Deshalb seien derzeit keine Zuweisung von zusätzlichen Personen zur Anschlussunterbringungn zu erwarten. Für die Anschlussunterbrinung werde derzeit das Obergeschoss im Sander Rathaus ausgebaut. -2- Sitzungsniederschrift Gemeinderat Willstätt Herr Arnoldt vom Badischen Glashandel meldet sich als Nachbar des Motelgeländes zu Wort und weist darauf hin, dass sich auf seinem Betriebsgrundstück Container für Glasabfälle befinden, die für spielende Flüchtlingskinder evtl. zu einer Gefahr werden könnten. In diesem Bereich gebe es keine optimale Einzäunung des Geländes. Auch der LKW-Lieferverkehr stelle ein möglich Gefahr dar. Grundsätzlich hätte er eine Besprechung mit ihm als Nachbar für sinnvoll gehalten. Herr Loritz erklärt, dass man hier die Eltern entsprechend aufklären und auf die Gefahren hinweisen müsse. Das Areal habe sich durch die Frei- und Wiesenflächen gerade für Familien mit Kinder angeboten. Eine komplette Einzäunung des Geländes wolle man nicht vornehmen. Allerdings werde man die angesprochenen Punkte kritisch überprüfen. Dazu gehöre auch eine mögliche Gefahr, die von der nahegelegenen B28 ausgehe. Grundsätzlich liege die Haftung für die Kinder aber bei den Eltern und nicht beim Kreis. BM Steffens bietet Herrn Arnoldt ein Gesprächstermin an, um die Bedenken zu besprechen und auszuräumen. Auf die Befürchtungen einer Bürgerin, es könnte wie bei einem Beispiel in Freiburg ein „Sperrmüllchaos“ entstehen, erklärt Loritz, dass man bei entsprechenden Einrichtungen in Offenburg keine solchen Verhältnisse habe. Mit entsprechendem Personal vor Ort werde man dem auch in Sand entgegenwirken. Auf eine weitere Frage erklärt Loritz, dass er keine Garantie geben könne, ob alle in Sand ankommenden Flüchtlinge registriert sind und ein entsprechender Asylantrag läuft. Er erklärt, dass derzeit alle durch die Vielzahl der Flüchtlinge und die langsamen Asylverfahren überfordert seien. Zur ärztlichen Versorgung meint Loritz, dass neben der Notfallversorgung durch den Rettungsdienst vor allem auch die niedergelassenen Ärzte gefordert seien. Diese sollten sich bereit erklären, die Flüchtlinge bei Schmerzzuständen und akuten Erkrankungen in ihren Praxen zu behandeln. Auf den Vorschlag aus den Zuhörerreihen, eine Arzt-Sprechstunde im AKA-Motel anzubieten, erklärt Loritz, dass dies nicht vorgesehen sei. Sollte dies aber ein ansässiger Arzt anbieten, könne man drüber reden. Auf die Frage, wie man sich als ehrenamtlicher Helfer einbringen kann, erklärt Loritz, dass es hier verschiedene Möglichkeiten gibt: Hilfestellung beim Einkaufen, Sportangebote, usw.. Insbesondere die Vereine seien hierbei gefragt. Auch die örtliche Wirtschaft sei dazu aufgerufen, den Flüchtlingen eine Beschäftigung zu geben, da diese nach drei Monaten arbeiten dürfen. Aus den Reihen des Helferkreises „Gastfreundschaft in Willstätt“ wird darauf hingewiesen, dass es für ehrenamtliche Helfer auch spezielle Schulungen geben soll. BM Steffens erklärt, dass man sich auch in den Bereichen Schule und Kindergarten auf die Flüchtlinge einstellen werde. Für die Schule gebe es z.B. zusätzliche Lehrerdeputate. Hier müsse man allerdings auch abwarten, bis die Menschen angekommen sind. Man sehe die Flüchtlingen als Bewohner der Gemeinde und wollen auch so mit ihnen umgehen, so Steffens. Er weist darauf hin, dass es derzeit nicht sinnvoll sei, zu Sach- und Kleiderspenden aufzurufen. Zu -3- Sitzungsniederschrift Gemeinderat Willstätt gegebener Zeit werde die Gemeinde sich dazu jedoch über die lokalen Medien wie Mitteilungsblatt, Zeitung und auch die Sozialen Netze im Internet äußern. In einer weiteren Wortmeldung wird vorgeschlagen, im Bereich der L90 für die künftigen Bewohner im ehemaligen AKA-Motel eine Querungshilfe zu bauen. Dies sei auch für die dort arbeitenden Menschen und bei der geplanten Ansiedlung eines Discounters sinnvoll. BM Steffens erklärt, dass man dies über das Land prüfen lassen müsse, da es sich hier um eine Landesstraße handelt. Auf eine Wortmeldung, wonach von 80 Prozent Männeranteil bei den Flüchtlingen die Rede ist, erklärt Herr Loritz, dass in Sand vor allem Familienverbände erwartet werden. Eine Garantie könne er aber auch hier nicht geben. Nachdem keine weiteren Wortmeldungen vorgebracht spricht BM Steffens noch ein Schlusswort und beendet die öffentliche Gemeinderatssitzung um 20.20 Uhr. Der Vorsitzende Der Protokollführer Marco Steffens Holger Hemler Die Urkundspersonen Elvira Walter-Schmidt Amalia Lindt-Herrmann -4-
© Copyright 2024 ExpyDoc