Dipl.-Psych. André Kellner, Psychotherapie & Traumatherapie

Dipl.-Psych.AndréKellner,Psychotherapie&Traumatherapie,
Burnout&MentalCoaching
Burnout und Trauma – Jonas Teil 2
In unserer zweiten Stunde ist Jonas bereits deutlich entspannter und stabiler.
Nach einer kurzen Aufklärungssequenz zum Thema Trauma (Psychoedukation) und zeige ich ihm
Körperübungen aus dem KungFu und Qi Gong, welche einerseits helfen Energien zu zentrieren und
zum anderen auch dazu führen dass angestaute Spannungen aus dem Körper geleitet werden.
Dass diese Spannungen dafür verantwortlich sind, dass er sich oftmals überfordert und gestresst
fühlt, habe ich Jonas in unserer ersten Stunde ausführlich erklärt. (Burnout & Trauma Teil 1).
Nun geht es darum diese Spannungen endlich mal loszuwerden!
Dieses Prinzip wurde von David Berceli (2010) als Neurogenes Zittern beschrieben und wird von
ihm TRE (Trauma Releasing Exercises) genannt. Das Unterstützen und Begleiten von
bioenergetischen Impulsen ist auch aus der Gestalttherapie, dem Somatic Experiencing oder der
Leiborientierten Gestalttherapie bekannt. Im Unterschied zu den anderen Verfahren wird beim TRE
das Zittern explizit eingeleitet. Durch spezielle Körperübungen wird der Psoas Muskel (großer
Lendenmuskel) zum Zittern gebracht. Anschließend legt sich der Patient auf den Rücken, wobei
dieses Zittern sich fortsetzen kann und teilweise den gesamten Körper erfasst. Dies wir in der
Regel als sehr entspannend, manchmal sogar als befreiend erlebt. Körperliches Zittern zeigt sich
häufig nach traumatischen Schockereignissen. Dieses Zittern tritt aber auch oftmals noch nach
Jahren auf, wenn Menschen an die traumatischen Ereignisse denken oder von einem Schlüsselreiz
getriggert werden. Was ein Trigger ist hat Jonas bereits in unserer ersten Stunde gelernt. Trigger
sind Auslöser, welche irgendwie an das Trauma erinnern. Das gemeine daran ist, dass dies oft auch
unbewusst sein kann und man gar nicht versteht warum man sich auf einmal so angespannt, unter
Strom oder irgendwie komisch fühlt. Trigger können fast alles sein, z.B. Bilder, Geräusche,
Gerüche, Orte, Menschen, usw. Das Zittern ist eigentlich ein Versuch unseres Körpers die
angestauten Schockenergien loszuwerden. Blöderweise haben wir gelernt diese sehr heilsame
Reaktion zu unterdrücken. Ich helfe Jonas und seinem Körper nun dabei dieses Zittern wieder zu
„Erlernen“ und vor allem auch Zuzulassen. Dadurch kann sich sein Körper deutlich erholen und
entspannen. Anschließend wiederhole ich die Übung zum „Inneren sicheren Ort“ mit ihm. Hier zeigt
sich schon, wie gut er auf die Imaginationen anspricht. Er ist im Anschluss an diese Übungen
vegetativ wieder deutlich „heruntergefahren“ und leicht müde.
In der dritten Stunde wiederholen wir alle bisher gelernten Techniken und Übungen und es gibt
wieder Informationen und etwas Aufklärung zum Thema Trauma und Traumabehandlung. Jonas
soll schließlich auch verstehen was mit ihm los ist und was wir geneinsam daran ändern können.
Zudem schlage ich Jonas vor, dass wir den „kleinen Jonas“ aus der Unfallsituation (1. Unfall)
herausholen und an einen eigenen „Sicheren Ort“ bringen. Jonas entscheidet sich dafür, dass der
„Retter“ eine Art Engel sein soll und lässt den „kleinen Jonas“ an einen schönen und sicheren Ort
bringen. Im Anschluss an diese Intervention mache ich mit ihm noch eine Abwandlung der
Lichtdusche (Reddemann 2002). Hierbei kann der Patient sich aussuchen an welcher Stelle des
Körpers eine angenehme Farbe und Energie in den Körper eintritt und an welcher Stelle
unangenehme Gefühle oder Spannungen den Körper verlassen. Dabei lasse ich die Patienten
beobachten wie das angenehme Licht die unangenehmen Gefühle oder auch Spannungen
„abtransportiert“. Wenn die Patienten das Gefühl haben, dass im Moment alles Unangenehme weg
ist oder zumindest all das, was im Moment weg sein darf, dann lasse ich sie den „Ausgang“
verschließen und nur noch das positive und angenehme Licht einfließen. Bis sie das Gefühl haben,
dass der ganze Körper davon ausgefüllt ist. Nun lassen wir dieses Licht auch über den physischen
Körper hinausstrahlen, bis es sie wie ein Mantel aus Licht oder ein Kugel aus Licht einhüllt
(Schutzkugel).
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Als Jonas in der vierten Stunde zu mir kommt, berichtet er davon dass er neben dem „Sicheren
Ort“ sowohl die Körperübungen als auch die Klopftechniken bereits zu Hause selbstständig einsetzt
und davon sehr profitiert. Er kann wieder schlafen und fühlt sich nicht mehr so stark unter innerem
Druck und Anspannung. Außerdem macht er mir einen hoffnungsvolleren Eindruck, was er auch
bestätigt. Da der „Sichere Ort“ gut funktioniert und er sehr davon profitiert, schlage ich ihm vor
dass wir einen Arbeitsort „installieren“, wo er sich ein Team aus inneren Helfern zusammenstellen
kann. Dieser kann an einem völlig anderen Ort sein oder auch eine Verbindung zu seinem
„Sicheren Ort“ haben. Hierauf kann er sich gut einlassen. Jonas hat, wie die meisten Menschen,
einen guten Zugang zu inneren Bildern, Phantasien und Imaginationen. Im Vorfeld frage ich meine
Patienten, ob es in Ordnung ist wenn ich während der Übung nachfrage wo sie sich gerade
befinden. Sie dürfen mich natürlich jederzeit stoppen, wenn ihnen mein Nachfragen zu viel werden
sollte. Wichtig ist, dass sie sich wohl fühlen und jederzeit die Übung beenden dürfen. Jedes meiner
Angebote darf natürlich auch abgelehnt werden (sog. „Ungehorsamkeitsregel“ aus der
Hypnotherapie).
Ich leite die Sequenz mit ein paar Atem- und Achtsamkeitsübungen ein. Zuerst begibt Jonas sich
an seinen „Sicheren Ort“. Ich leite ihn an, hier alle Qualitäten des Ortes wahrzunehmen und auf
allen Sinneskanälen zu spüren (sehen, hören, spüren, riechen, schmecken). Weiter lenke ich seine
Wahrnehmung auf sein sich beruhigendes Nervensystem.
A.K.: Wenn Du nun die Ruhe und Kraft, die von diesem Ort ausgeht ganz und gar in Dich
aufgenommen hast, dann kannst Du Dich auf den Weg zu Deinem inneren Arbeitsort machen. Der
Arbeitsort ist auch ein sehr angenehmer Ort und auch ein sicherer Ort, doch hier möchten Dir ein
paar Freunde begegnen, ein inneres Helferteam. Wo führt Dein Weg Dich hin, wo befindest Du
Dich?
Jonas: Ich bin auf der anderen Seite vom See, hier ist eine Art Blockhütte.
A.K.: Wenn Du magst, dann kannst Du nun in diese Hütte hineingehen und Deinem Helferteam
begegnen. Oder vielleicht wollt ihr Euch auch lieber davor, vielleicht auf der Terrasse treffen?
Jonas: Ich bin drinnen. Hier ist ein schöner Raum. Sehr angenehm.
A.K.: Wunderbar. Zuerst möchte Dir ein ganz wichtiger und wunderbarer Helfer begegnen. Ich
möchte ihn „die innere Stärke“ nennen. Wen siehst Du?
Jonas: Ein Leopard.
A.K.: Du kannst ihn fragen, ob er wirklich Deine „Innere Stärke“ ist.
Jonas: Ja.
Dies wiederholen wir nun für die innere Weisheit und den inneren Freund und Helfer.
Diese Vorgehensweise entstammt der Hypnotherapie und der Ego-State-Therapie und wird je nach
Therapierichtung, Therapeut und auch Vorlieben der Patienten in sehr verschiedenen
Ausprägungen und Facetten angewandt. Letztlich geht es darum innere, stärkende Bilder zur
Stabilisierung der Patienten zu nutzen.
Nachdem der Arbeitsort und ein Helferteam zusammengestellt ist, kann dieses nun in Zukunft
jederzeit zur Stärkung, Unterstützung oder auch zur Bearbeitung von anstehenden Themen befragt
und hinzugezogen werden.
Wenn Sie wissen möchten, welche Übungen für Jonas hilfreich waren und wie es mit Jonas
weiterging, dann lesen Sie doch meinen nächsten Blog.
Herzlichst Ihr
André Kellner
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