ZOOM 2-2015

ZOOM
2/15
Das Kundenmagazin von BDO
XXX YYY
GESUNDHEIT
AKTIVE GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN UNTERNEHMEN WIRD MIT EINEM
LABEL AUSGEZEICHNET.
BAD
SCHINZNACH
AG
AAAA BBBBB
CCCCC
1651 WURDE DURCH ZUFALL EINE DER STÄRKSTEN SCHWEFELTHERMEN IN
DER SCHWEIZ ENTDECKT.
DDDDDD
EEEE FFFF
DER WEG EINER LEISTUNGSABRECHNUNG
DIE CSS VERARBEITET TÄGLICH RUND 61 000 LEISTUNGSABRECHNUNGEN.
GGGGGGGG
ZOOM HAT EINEN BLICK HINTER DIE (VERARBEITUNGS-)KULISSEN GEWORFEN.
HHHHH IIIII JJJJJ
Prüfung • Treuhand • Steuern • Beratung
ZOOM
2/15
Das Kundenmagazin von BDO
XXX YYY
GESUNDHEIT
AKTIVE GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN UNTERNEHMEN WIRD MIT EINEM
LABEL AUSGEZEICHNET.
BAD
SCHINZNACH
AG
AAAA BBBBB
CCCCC
1651 WURDE DURCH ZUFALL EINE DER STÄRKSTEN SCHWEFELTHERMEN IN
DER SCHWEIZ ENTDECKT.
DDDDDD
EEEE FFFF
DER WEG EINER LEISTUNGSABRECHNUNG
DIE CSS VERARBEITET TÄGLICH RUND 61 000 LEISTUNGSABRECHNUNGEN.
GGGGGGGG
ZOOM
HAT EINEN BLICK HINTER DIE (VERARBEITUNGS-)KULISSEN GEWORFEN.
HHHHH IIIII JJJJJ
Prüfung • Treuhand • Steuern • Beratung
4
8
10
13
SC H W E R PU N K T-T H E M A
Wikipedia bezeichnet «Gesundheit»
als (undefinierten) Zustand des
körperlichen wie geistigen Wohlbefindens und somit die Nichtbeeinträchtigung durch eine Krankheit. Die aktuellen Zahlen für die
Gesundheitskosten in unserem Lande
zeichnen ein eher krankes Bild.
Alleine die Leistungskosten der obligatorischen Grundversicherung
beliefen sich 2012 auf 25 Milliarden
Franken. Prävention ist deshalb
heute mehr als nur ein Schlagwort.
Prävention wird gelebt. Auf prviater
Ebene wie auch in Unternehmen. Wir
beleuchten den Begriff «Gesundheit»
aus verschiedenen Blickwinkeln.
DAS ZOOM-GESPRÄCH
Stefan Wülser, Patrick Renggli und Sandra Bregenzer
haben bei der CSS führende Funktionen im Bereich
der Leistungsabrechnung und Leistungsabwicklung.
ZOOM hat mit ihnen einen Rundgang durch den
komplizierten Leistungsabrechnungsprozess gemacht
und anschliessend ein Gespräch geführt.
KREBSLIGA SCHWEIZ
Die Behandlungsmethoden bei einer Krebserkrankung
sind heute direkter und umfassender auf die
persönlichen Bedürfnisse eines Patienten ausgerichtet. Ein Porträt der Krebsliga Schweiz.
F R I E N D LY W O R K S PA C E ®
Gesundheitsmanagement in einem Unternehmen
lässt sich auszeichnen. Buchstäblich. Das Unternehmen muss sich einem Assessment der Gesundheitsförderung Schweiz unterziehen.
BERNER REHA ZENTRUM
HEILIGENSCHWENDI
Die erste Volksheilstätte der Schweiz ist auf
1123 Meter, auf einem idyllischen Fleck Erde gelegen.
Sie ist zu einem hochmodernen medizinischen
Zentrum geworden.
19
HOLMES PL ACE LIFEST YLE FITNESS
Holmes Place ist ein führender Anbieter für eine
ganzheitliche Gesundheits- sowie Fitnessbetreuung
mit 250 000 Mitgliedern in neun Ländern. Einblick in
ein interessantes Netzwerk, das auch BDO als gesetzlicher Prüfer bei diesem Unternehmen anwendet.
22
RÖNTGENINSTITUT A AR AU
Das seit 1978 bestehende Röntgeninstitut Aarau
bietet einen eindrücklichen und modernen
Apparatepark mit sieben verschiedenen Röntgendiagnosemöglichkeiten.
24
STIFTUNG SCHWEIZERISCHE
SCHULE FÜR BLINDENFÜHRHUNDE
Die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde züchtet Hunde und bildet sie in
unterschiedlichen Bereichen in der Führung von
behinderten Menschen aus.
26
BLICKPUNKT
BDO lud zum 8. Steuertag ins Verkehrshaus Luzern.
Über 500 Gäste folgten der Einladung und erfreuten
sich an spannenden Diskussionen und illustren
Rednern.
28
WEN ICH SCHON IMMER TREFFEN
W O L LT E
Roger Müller, Gruppenleiter Treuhand von BDO in
der Niederlassung Wetzikon, trifft Lukas Frick, Senior
Pilot bei der Rega.
32
BDO ADRESSEN
BAD SCHINZNACH AG
Bad Schinznach AG steht für eine erfolgreiche Unternehmensgruppe mit unterschiedlichen Profitcentren.
Ein Porträt.
Impressum: ZOOM 2/2015, Kundenmagazin von BDO Herausgeber: BDO AG, Direktion Schweiz,
Marketing und Kommunikation, Biberiststrasse 16, 4501 Solothurn, www.bdo.ch
Redaktion: De-Jo Press GmbH, Joseph Weibel, Solothurn Fotografie: Bernhard Strahm
Layout: Pomcany’s Marketing AG, Solothurn/Zürich Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen
Das Kundenmagazin von BDO erscheint 3-mal pro Jahr.
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.
BDO ist Mitglied von
16
PERFOR MANCE
neutral
Drucksache
No. 01-15-655931 – www.myclimate.org
© myclimate – The Climate Protection Partnership
EDITORIAL
Werner Schiesser,
CEO BDO AG
«Gesundheit …!»
… wünschen wir dem niessenden Mitmenschen und dem Zeitgenossen gemeinhin bei
verschiedenen Gelegenheiten: zum Geburtstag, zum neuen Jahr oder vor einer langen
Reise. «Gesundheit» steht auch auf unseren
persönlichen Wunschzetteln häufig zuoberst.
Es ist daher erstaunlich, dass wir noch nie
eine ZOOM-Ausgabe zu diesem Thema reali­
siert haben. Wir holen das mit dieser Nummer nach.
Für uns als Unternehmen hat Gesundheit
ganz viele Facetten. Zunächst haben wir eine
Verantwortung, die Gesundheit unserer
­Mitarbeitenden zu schützen und wo möglich
und sinnvoll zu fördern. Zwar üben wir ein relativ ungefährliches Metier aus – trotzdem ist
die sehr tiefe Krankheitsabsenz am Arbeitsplatz keine Selbstverständlichkeit und zeugt
von einem guten Betriebsklima. Die gute
­Gesundheit unserer Mitarbeitenden hat überdies ­positive Auswirkungen auf die finanzielle
­Gesundheit von BDO insgesamt. Weniger
Fehltage und tiefere Prämien für die verschie-
denen Personalversicherungen haben einen
direkten Einfluss auf den Erfolg.
Die Gesundheit unserer Kunden ist uns
ebenso wichtig – auch bei ihnen hat die persönliche Gesundheit oberste Priorität. Dank
der gelebten Kundennähe und einem besonderen Augenmerk auf einen Exceptional C
­ lient
Service ist die persönliche Gesundheit ein
wichtiger Aspekt im Gesamtbild unserer Kunden! Unsere Dienstleistungen dagegen zielen
naturgemäss primär auf die finanzielle Gesundheit. Die Treuhänder konzentrieren sich
auf die finanzielle Gesundheit des Kunden und
bewahren ihn bei der Bewältigung der administrativen Aufgaben vor Kopfschmerzen. Die
Wirt­schafts­prüfer überzeugen sich von der
Richtigkeit der in der Jahresrechnung dar­ge­
stellten Zahlen – unabhängig davon, ob diese
ein «gesundes» Bild oder eher das Bild eines
Patienten auf dem Sterbebett zeichnen. Und
unsere Steuerexperten sorgen dafür, dass die
Steuerbelastung massvoll bleibt – zu viel des
Guten ist auch da ungesund.
In dieser ZOOM-Ausgabe erfahren Sie
Neues und Überraschendes aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zum Thema
­«Gesundheit». Wir zeichnen Bilder von völlig
unterschiedlichen Betrieben, die sich im
­Bereich Gesundheit im weitesten Sinne bewegen. Sie legen ein faszinierendes Zeugnis von
der Vielschichtigkeit des Begriffs «Gesundheit» ab. Den Abschluss bildet ein Beitrag
über die Rega – eine Einrichtung, auf die wir
stolz sein dürfen; gleichzeitig aber hoffen wir,
dass wir sie nie rufen müssen. Das hoffe ich
auch für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, und
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Werner Schiesser, CEO
«Gesundheit ist zwar nicht alles,
aber ohne Gesundheit ist alles nichts.»
Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph
BDO ZOOM 2/2015 | 3
DAS ZOOM - GESPR ÄCH
HINTER DEN KULISSEN DER CSS: EIN BLICK IN EINE
FASZINIERENDE MASCH
Sandra Bregenzer (43) ist Ressortleiterin Leistungsabrechnung
Luzern und Mitglied der Direktion.
Sie arbeitet seit 1994 bei der CSS.
Immer höher werdende Krankheitskosten und als Folge steigende
Prämien. Alleine die Leistungskosten der obligatorischen Grundversicherung beliefen sich in der Schweiz 2012 auf knapp 25 Milliarden Franken. 59 zugelassene Krankenversicherer sind es dieses
Jahr, die eine solche Last bewältigen und tragen müssen. Dazu
gehört auch die Marktleaderin in der Grundversicherung, die CSS
Versicherung. ZOOM hat den Weg von rund 61 000 Leistungsabrechnungen, die täglich per Post oder auf elektronischem Weg
beim Krankenversicherer eingehen, verfolgt.
JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)
Die Zahlen der CSS sind schnell aufgezählt und überaus eindrucksvoll:
Die CSS Gruppe mit Hauptsitz in Luzern wurde 1899 gegründet,
versichert heute rund 1,8 Millionen Menschen und zählt mit einem Prämienvolumen von knapp 5,4 Milliarden Franken zu den führenden
Kranken-, Unfall- und Sachversicherern. In der Grundversicherung ist
sie mit gegen 1,3 Millionen versicherten Menschen und 2700 Mitarbeitenden Marktleaderin. Im Unternehmensgeschäft sind bei ihr rund
20 750 Unternehmen und Institutionen kollektiv versichert. Die CSS
nimmt auch hier eine führende Rolle ein. Als einer der ganz wenigen
Versicherer in der Schweiz hält die CSS zudem ein schweizweites
Agenturnetz mit 117 Filialen aufrecht.
Wir sind am Hauptsitz der CSS in Luzern, an der Tribschenstrasse
21. Von hier aus werden nicht nur täglich rund 58 000 Rechnungen
oder Bestätigungen über Leistungsabrechnungen verschickt, sondern
hier gehen an einem Tag im Schnitt auch 61 000 Rechnungen von Leistungserbringern ein – auf elektronischem Weg (33 000) und auf dem
Postweg (28 000). Im Jahr 2014 reichten die Kundinnen und Kunden
der CSS sowie die Leistungserbringer insgesamt 14 Millionen Rechnungen zur Bezahlung ein. Hier beginnt der Weg eines klar strukturierten,
aber nicht ganz unkomplizierten Verfahrens, bis eine Leistungserbringung in Form einer Schlussabrechnung oder eines Kundenbriefs abgeschlossen wird. Die Abteilung heisst «Input Management». 80 Mitarbeitende sind in diesem ersten Triageverfahren in Luzern involviert.
4 | BDO ZOOM 2/2015
Patrick Renggli (45) ist Ressortleiter Input Management und
Mitglied der Direktion. Er ist seit
2000 für die CSS tätig.
CHINERIE
Stefan Wülser (46) ist Leiter Leistungsabrechnung/Prozessverantwortlicher
Leistungsabwicklung und Mitglied der
Direktion. Er arbeitet seit 2002 bei der CSS.
Vivit – für die Gesundheit im Betrieb
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) besteht schon lange
nicht mehr nur aus dem Hinstellen eines Wasserspenders und eines
Korbes voller Äpfel, die beim Eingangsbereich der Büros die Mitarbeitenden begrüssen. Heute haben viele Unternehmen erkannt, wie
wichtig das Thema «Gesundheit» am Arbeitsplatz ist. Wenn sich
Vera Bregger, Fachspezialistin bei Vivit, dem Kompetenzzentrum für
Gesundheit und Prävention der CSS Versicherung, mit einem
Kunden zum Erstgespräch trifft, will sie das Unternehmen und seine
Bedürfnisse ganzheitlich erfassen können: «Ich fühle sehr schnell
den Puls. Denn die Gesundheitsförderung tangiert alle Ebenen des
Managements und ist Teil der Unternehmenskultur.»
Vivit berät Unternehmen in allen Fragen rund um das betriebliche Gesundheitsmanagement und unterstützt sie in der Erarbeitung
und Einführung eines systematischen Gesundheitsmanagements
und in der Umsetzung von konkreten Massnahmen. Dazu verfügt
Vivit über eine breite Palette von Dienstleistungen wie das Erstellen
von Analysen oder die Durchführung von Workshops, Referaten
oder Schulungen in den Bereichen Stressmanagement, Führung und
Gesundheit, Ernährung, Bewegung und Ergonomie sowie Medizin.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung
des BGM ist der Wille der Geschäftsleitung, für die Mitarbeitenden
bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie ihre
Arbeit gesund, fit und mit viel Freude erledigen können. Wenn immer möglich, nimmt ein Geschäftsleitungsmitglied des Kunden
auch beim Start eines Projektes teil und hilft, eine umfassende
Ist-Analyse zu erarbeiten und Meilensteine zu definieren. Optimalerweise setzen Massnahmen immer sowohl bei der Verhaltens(Mitarbeitende) als auch bei der Verhältnisebene (Unternehmen)
an. Ein erstes Thema kann zum Beispiel die Ernährung am Arbeitsplatz sein. Als Massnahme werden Workshops mit dem gesamten
Personal durchgeführt, bei denen Tipps für eine ausgewogene Ernährung vermittelt werden, einschliesslich Dokumentationsmaterial. Der ganzheitliche Ansatz von Vivit bedeutet aber auch, dass die
Kantine unter die Lupe genommen wird. Die Fachexperten schulen
die Küchenéquipe gleich vor Ort in ihrer Küche, damit sie die ausgewogene Ernährung unmittelbar im Menüplan integrieren kann.
Das Team von Vivit besteht aus fundiert ausgebildeten und
erfahrenen Fachexpertinnen und deckt alle Facetten eines betrieblichen Gesundheitsmanagements ab. In den vergangenen zehn
Jahren hat Vivit in der Schweiz mehrere hundert BGM-Projekte erfolgreich umgesetzt. «Wir haben keine Standardlösung. Jeder Kunde
und somit auch jedes einzelne Projekt ist einzigartig. Wir arbeiten
partnerschaftlich und ziel- und lösungsorientiert. Jedes Unternehmen erhält ein massgeschneidertes Angebot, eben ganz persönlich,
gemäss dem Credo der CSS», sagt Vera Bregger.
Aufgrund der breiten und langjährigen Erfahrung ist Vivit auch
die optimale Partnerin, wenn ein Unternehmenskunde auf das begehrte Label «Friendly Work Space®» hinarbeiten will. Mit dieser
Auszeichnung der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz verschafft
sich jedes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil und kann sich im
Markt als attraktiver und moderner Arbeitgeber positionieren.
Kontaktdaten
Vivit Kompetenzzentrum für Gesundheit und Prävention
Tribschenstrasse 21, Postfach 2568, 6002 Luzern
Telefon 058 277 60 00, [email protected], www.vivit.ch
Stefan Wülser ist im Konzernbereich «Leistungen» Abteilungsleiter
und für den Bereich «Leistungsabrechnung» zuständig. Dieser zentrale
Bereich umfasst den beeindruckenden Weg, den eine Leistungsabrechnung innerhalb von wenigen Tagen vollzieht. Innerhalb dieses Prozesses werden alle Aufgaben wahrgenommen, welche die Kontrolle, das
Bearbeiten und Erfassen von Leistungen betreffen. Zentral sind zwei
klar formulierte Ziele: zum einen fristgerechte und qualitativ korrekte
Abrechnungen, zum anderen die Realisierung von Leistungskostenoptimierungen. «Fristgerecht» heisst, dass der Kunde innerhalb von
15 Tagen zur Abrechnung und seinem Guthaben kommt. Angesichts
des täglichen Inputs eine hohe Zielsetzung, die aber beim Luzerner
Versicherer grundsätzlich immer erfüllt werden kann.
Herr Wülser, was heisst Leistungskostenoptimierung?
Stefan Wülser: Einfach ausgedrückt: Kosten ausscheiden, die
uns von den Leistungserbringern in Rechnung gestellt werden,
für die wir aber nicht aufkommen müssen. 2014 haben wir so
Kosten im Umfang von 570 Millionen Franken abgelehnt. Als
Basis dienen uns einerseits die gesetzlichen Grundlagen und
andererseits die individuellen Vertragsinhalte über die Leistungserbringung für einen Versicherten. Die Leistungskostenoptimierung ist übrigens Teil des gesamten Leistungsabrechnungsprozesses. Über 400 Mitarbeitende – oder rund jeder
Sechste der gesamten CSS- Belegschaft – arbeiten im Bereich der
Leistungsabrechnung.
Und trotz dieser Massnahme, die zweifellos auch andere
Versicherer ergreifen, müssen die Prämien praktisch jährlich
erhöht werden.
Die Prämienerhöhungen würden ohne Leistungskostenoptimierungsmassnahmen noch wesentlich höher ausfallen. Die steigenden Krankheitskosten können wir nur bedingt beeinflussen.
Tarifanpassungen macht grundsätzlich der Gesetzgeber. Wir sind
im Herbst letztlich der Überbringer der schlechten Nachricht …
… und diese führt dann zu einer Kündigungswelle bei den
Versicherern?
Sicher ist, dass unsere Serviceline im Herbst überproportional beansprucht wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Versicherte
bei einer Prämienerhöhung Vergleiche mit Mitbewerbern anstellt.
Wir wissen aus Erfahrung, dass neun von zehn Versicherten zu den
lang jährigen, treuen Kunden gehören und die verbleibenden zehn
Prozent wechseln in regelmässiger Folge den Anbieter. Diese vermeintliche Wechselhektik ist nicht so dramatisch, wie sie von den
Medien zeit weilig dargestellt wird.
Machen wir einen Schritt zurück in die Eingangsabteilung, wo täglich
Tausende Postbriefe ein erstes Mal einer Triage unterzogen werden.
Wir fragen den Verantwortlichen Patrick Renggli.
Herr Renggli, statistisch sind es 28 000 Rechnungen, die hier
durch die Hände dieser Frauen und Männer laufen und nach
verschiedenen Parametern vorsortiert werden. Was für
berufliche Voraussetzungen müssen diese Mitarbeitenden
mitbringen?
Patrick Renggli: Sie müssen effizient sein, also an rasches und
unkompliziertes Arbeiten gewohnt sein. Auch eine schnelle
Auffassungsgabe ist erforderlich. Gute Kenntnisse der anderen
Landessprachen sind von Vorteil. Beruflich kommen diese
Mitarbeitenden, sowohl bei der Vorsortierung wie auch beim
Scanning, aus verschiedenen Richtungen.
Das Scannen erfolgt automatisch in einer hohen Geschwindigkeit. Was passiert später mit den Originalbelegen?
Sie werden in einem verschlossenen Behälter für drei Monate
aufbewahrt und dann sicher entsorgt.
Seit wann arbeitet die CSS mit diesem hocheffizienten
System?
Um die Jahrtausendwende wurde von der dezentralen und
manuellen Bearbeitung auf das neue System umgestellt. Seither
wird es laufend optimiert und angepasst.
Von 1088 auf 59 Krankenversicherer
1865 waren 75 000 Personen in der Schweiz (vorwiegend Männer)
bei 489 Krankenkassen versichert. 1960 gab es 1088 Krankenversicherer, so viele wie nie zuvor. Sie betreuten damals 4,4 Millionen
Männer und Frauen. 2000 gab es immer noch 110 Krankenversicherungen (Versicherte: 7,6 Millionen). Dieses Jahr werden die weit
über 8 Millionen Versicherten von noch 59 Versicherern betreut.
Nur gerade fünf Player (darunter die CSS als Leaderin bei der
Grundversicherung) haben 500 000 Versicherte und mehr. 2012
wurden in der Schweiz monatlich 709 Franken pro Einwohner für
die Gesundheit ausgegeben. Gesamthaft beliefen sich 2012 die
Kosten des Gesundheitswesens auf 68 Milliarden Franken. Die
709 Franken setzen sich wie folgt zusammen: 254 Franken (Krankenversicherung), 44 Franken (AHV/IV/UVG), 32 Franken (andere
Träger der sozialen Sicherheit), 51 Franken (Zusatzversicherungen),
143 Franken (Staatsbeiträge), 7 Franken (privatrechtliche Stiftungen). Zusätzlich mussten die Haushalte einen Restbetrag von
178 Franken bezahlen. Dieser setzte sich vor allem aus Leistungen
für Pflegeheime und Zahnärzte sowie Kostenbeteiligungen an der
Krankenversicherung zusammen. Bei den 59 Versicherern sind
derzeit knapp 13 000 Personen beschäftigt. Das Obligatorium für
das Krankenversicherungsgesetz (KVG) mit einer Einheitsprämie
wurde auf den 1. Januar 1996 eingeführt.
Quelle: Bundesamt für Statistik, BFS.
6 | BDO ZOOM 2/2015
In einem ersten Triageverfahren werden die
­Leistungsabrechnungen vorsortiert und später in
­einem überaus aufwendigen Verfahren elektro­
nisch geprüft und verarbeitet.
Der Bereich Leistungsabrechnung wird auf vier Standorte verteilt: L­ uzern,
Schlieren, Lausanne und Breganzona. Trotzdem landen sämtliche
­eingehenden Belege – ob auf dem Postweg oder elektronisch – zuerst am
Hauptsitz in Luzern. Hier werden die Belege triagiert. Erst nach dem
Scanning gehen die Leistungsbelege für die weitere Bearbeitung sozusagen getrennte Wege an einen der vier Standorte. Bevor die Belege dann
in einen aufwendigen Leistungsprüfungsprozess eingespeist werden,
­werden die Dokumente einem Fitting unterzogen. Das heisst, fehlende
Daten, die beim Scannen teilweise oder nicht erfasst werden konnten,
­müssen manuell ergänzt werden. Nun folgt im Leistungsprozess mit dem
«Shark» die eigentliche Kernaufgabe. Die Leistungsbelege machen
­anschliessend den Weg durch ein automatisiertes Regelwerk mit sieben
Prüfeinheiten, auf Englisch «Graphical User Interface (GUI)» genannt:
Personen- und Tarifdaten werden geprüft, allenfalls korrigiert oder
­ergänzt, ebenso Rechnungen und Leistungsberechtigungen. Die entsprechenden Korrekturen werden dann von den Mitarbeitenden manuell
­vorgenommen. Sandra Bregenzer leitet diesen Bereich am Standort in
Luzern.
Frau Bregenzer, welches sind die häufigsten Korrekturen?
Sandra Bregenzer: Das betrifft in erster Linie Rechnungen von
statio­nären Massnahmen, also von Aufenthalten und medi­
zinischen Ver­sorgungen in Spitälern oder Reha-Kliniken, ausserdem von A
­ rzt- und ­Apothekenrechnungen.
Was sind die Gründe?
Besonders Rechnungen aus stationären Massnahmen sind in der
Regel sehr komplex und bedürfen einer eingehenden Kontrolle.
Bei Arzt- und Apothekenrechnungen müssen wir vielleicht
­gewisse Leistungen a­ b­erkennen, wenn sie im Vertrag des Ver­
sicherten nicht eingeschlossen sind. Diesen Fall treffen wir nach
stationären Behandlungen weniger an, weil vorgängige Kosten­
gut­sprachen erfolgen. Interne Regel­werke und gesetzliche Tarifstrukturen (wie Tarmed/DRG) bilden dabei wich­tige Grund­lagen.
In mehreren Schritten werden die Rechnungen i­ n ­diesem Leistungsprozess auf «Herz und Nieren» geprüft und a­ nschliessend
zur Zahlung oder Weiterverarbeitung weitergeführt.
Wie erfährt der Versicherte, dass ihm ein Teil oder eine
­ganze L­ eistung nicht vergütet wird?
Mit einem persönlichen Schreiben unserer Mitarbeitenden oder
der e­ ntsprechenden Leistungsabrechnung.
Wie aufwendig dieses sogenannte Regelwerk ist, verdeutlichen die
f­ olgenden Zahlen: Letztes Jahr wurden 10,9 Millionen Transaktionen
getätigt. Ein Mitarbeitender hat im Schnitt ein Tagesziel von 120 GUI-­
Transaktionen. Dieser Prozess erfordert nicht nur ein hohes Mass an
Konzentration, sondern vor allem auch ausgewiesene Fachkenntnisse.
Die Mitarbeitenden in dieser Abteilung kommen meist aus paramedizinischen Berufen: Drogist, Apotheker, Praxisassistent. Gewöhnlich
v­ erfügen diese Fachpersonen zusätzlich über kaufmännische Kenntnisse, weil sie neben den GUI-Transaktionen auch Korrespondenz auf dem
Brief- oder Mailweg erledigen. Freude an der Arbeit am Computer ist
eine weitere zwingende Voraussetzung.
Herr Wülser, das Netz für die Abrechnung von Krankheits­
kosten ist immer engmaschiger geworden. Auch durch neue
Versicherungs­produkte, die durch höhere Selbstleistung
der Versicherten die Tragbarkeit erleichtern sollen. Diese
vermeintliche Entlastung kann aber auch zum Damokles­
schwert werden?
Stefan Wülser: Callmed ist dafür ein gutes Beispiel. Bei e­ inem
Krankheitsfall, der keine notfallmässige Behandlung e­ rfordert,
muss der Ver­sicherte immer zuerst unser Callmed-Zentrum
«Medgate» k­ ontaktieren. Tut er dies nicht, so wird ihm die Vergütung einer m
­ edi­zinischen Leistung verweigert.
Auch wenn er diese Massnahme einmal vergisst?
Es gibt eine Toleranzgrenze. Wenn der Kunde aber öfters den
­nötigen V
­ orkontakt missachtet, so muss er die Kosten selber
übernehmen. Er wird dann allerdings von der für ihn zuständigen
Agentur kontaktiert. G
­ ewöhnlich wird man dem Kunden einen
Modellwechsel ­vorschlagen.
Welche Rolle nimmt die erstaunliche Zahl von 117 Agentu­
ren in der ganzen Schweiz ausserdem noch ein?
Eine Agentur hat immer noch die klassische Rolle, wie man sie
von ­früher her kennt. Der Kunde kann mit seinem Anliegen direkt
zur A
­ gentur gehen, oder es gibt Versicherte, die ihre Leistungs­
belege der Agentur zukommen lassen.
Und das lohnt sich?
Ich glaube, das ist eine Stärke der CSS, die sich seit 1899, also
seit 116 Jahren erfolgreich auf dem Markt behauptet. Wir haben
auch eine e­ twas ältere Versichertenstruktur und wissen, dass 20
Prozent unserer Kunden rund 80 Prozent der Kosten verur­
sachen. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, braucht es
eine gesunde Struktur, sodass das Solidaritätsprinzip, auf dem
eine Krankenversicherung basiert, auch wirklich funktioniert. Der
­ afür
­eingangs erwähnte Leistungsoptimierungsprozess bildet d
eine entscheidende Grundlage.
Sie betreiben zusätzlich ein Call-Center, das rege benutzt
wird. Wird das Call-Center zentral geführt?
Die Serviceline ist auf vier Standorte verteilt: Kriens, Schlieren,
­L ausanne und Breganzona. Je nach Sprache des Fragestellers
wird er an einen dieser Standorte vermittelt. Es kann theoretisch
sein, dass ein Kunde aus Lausanne in Kriens anruft, spanisch
spricht und deshalb nach Schlieren weitergeleitet wird, weil dort
ein Mitarbeitender ­spanisch spricht. ■
BDO ZOOM 2/2015 | 7
KREBSLIGA SCHWEIZ
IMMER MEHR
MENSCHEN WERDEN
VON
KREBS
GEHEILT
Krebs ist kein Todesurteil mehr. Die Behandlungsmethoden sind
heute direkter und umfassender auf die persönlichen Bedürfnisse
des Patienten ausgerichtet. Auch Prävention, Früherkennung und
Beratung haben sich verbessert. Der Krebsliga Schweiz sei Dank.
SABINE SCHMID (TEX T), BERNHARD STR AHM, ZVG (FOTOS)
Krebs betrifft alle. Jeder Dritte erkrankt irgendwann in seinem Leben
an Krebs. Und wer nicht selbst betroffen ist, nimmt Anteil als Angehöriger oder Freund. Ärzte stellen schweizweit mehr als 37 000 Diagnosen pro Jahr. Die gute Nachricht: Mehr als die Hälfte der Patienten
wird erfolgreich behandelt. Die Zahl der Erkrankungen wird in den
nächsten Jahren weiter zunehmen. «Das hat vor allem mit der demografischen Entwicklung zu tun», erklärt Dr. Rolf Marti, Leiter Forschung, Innovation & Entwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung
bei der Krebsliga Schweiz.
Sich vor der Sonne gut schützen:
Ein wichtiges Anliegen der Krebsliga
Schweiz ist die Prävention. Die Krebsliga
bedient Betroffene und Angehörige
jährlich mit fast einer viertel Million
Infor mationsbroschüren und
Faktenblättern.
Schweizerinnen und Schweizer werden immer älter. Mehr als zwei
Drittel der Erkrankten sind über 60 Jahre alt. «Krebs ist also ganz klar
eine Alterskrankheit», sagt Rolf Marti. «Es ist die Kontrolle über die
Zellteilung, die im Körper versagt», erklärt er den Beginn einer Krebserkrankung. «Krebs ist aber heute längst kein Todesurteil mehr.» Zum
Beispiel leben mehr als 80 Prozent der Brustkrebs-Patientinnen fünf
Jahre nach der Krebsdiagnose noch, bei Hodenkrebs sind es sogar über
90 Prozent der Erkrankten.
Jede Krebsart ist anders. 200 verschiedene Krebsarten kennt die
Krebsforschung heute. Einige Krebsarten kann man mit Früherkennungsuntersuchungen wie Darmspiegelung, Mammografie oder Abstrich früh erkennen und gut behandeln. Für andere gibt es keine oder
nur mangelhafte Tests. Den Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Beispiel erkennt man meistens zu spät, dann, wenn es kaum noch Hoffnung gibt.
Gut organisiert
Um Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen auf ihrem
Leidensweg zu begleiten, zu beraten und zu unterstützen, gibt es die
Krebsliga Schweiz. «Sie ist eine schweizweit agierende Non-Profit-
Zum Unternehmen
Die Krebsliga ist eine nationale, gemeinnützige Organisation,
die als Verband organisiert ist und aus einer Dachorganisation,
der Krebsliga Schweiz, und 19 kantonalen und regionalen Ligen
besteht. Zu ihren Hauptaufgaben zählen die psychosoziale
Unterstützung und die Interessensvertretung von krebsbetroffenen Menschen, die Krebsprävention sowie die Förderung der
industrieunabhängigen Krebsforschung. Die Krebsliga Schweiz
hat ihren Sitz in Bern und besteht aus einem elfköpfigen
Vorstand, fünf Geschäftsleitungsmitgliedern und rund 100 meist
teilzeitangestellten Mitarbeitenden. Ihr angegliedert sind die
Wissenschaftliche Kommission, die Geschäftsstelle der
«Nationalen Strategie gegen Krebs» und die Stiftung Krebsforschung Schweiz. Die Krebsliga Schweiz trägt das ZEWOGütesiegel für gemeinnützige Institutionen. www.krebsliga.ch
8 | BDO ZOOM 2/2015
Markus Sallin, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Finanzen, Personal & Dienstleistungen. «Die Krebsliga Schweiz finanziert sich zu mehr als
80 Prozent aus Zuwendungen wie Spenden, Erbschaften und Legaten.»
Organisation, die sich zu mehr als 80 Prozent aus Zuwendungen wie
Spenden, Erbschaften und Legaten finanziert», erklärt Markus Sallin,
ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Finanzen, Personal
& Dienstleistungen. Die wichtigsten Pfeiler der Krebsliga sind Vorsorge,
Betreuung und Nachsorge sowie Forschungsförderung.
Die Krebsliga Schweiz überdacht 19 kantonale und regionale Krebsligen. «Als Dienstleistungszentrale unterstützen wir die kantonalen
Ligen, indem wir etwa ihren Administrationsaufwand vermindern, sie
mit Informationsmaterialien beliefern oder einen Grossteil der Mittelbeschaffung übernehmen.» Den direkten Kontakt zu Krebspatientinnen und -patienten vor Ort pflegen vor allem die Mitarbeitenden der
kantonalen Ligen. «Abgesehen vom Krebstelefon, das wir selber betreiben», so Sallin. Dies ist ein schweizweit verfügbarer, mehrsprachiger
Informations- und Beratungsdienst, der jährlich über 4000 Anfragen
verzeichnet und heuer sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Die Krebsliga
händigt pro Jahr ausserdem fast eine Viertelmillion Informationsbroschüren und Faktenblätter aus – der Download über das Internet noch
nicht eingerechnet.
Patientennah und unabhängig
Die Krebsliga gibt es seit 1910. Damals haben sich ein paar Ärzte zusammengeschlossen, um an einem Krebskongress in Berlin teilzunehmen. Krebs war zu der Zeit ein grosses Tabuthema. Eine Strafe Gottes
und damit für die Betroffenen nicht nur eine schwere Krankheit sondern auch ein sehr schuldbeladenes Leid.
Noch heute ist Krebs ein Schicksal, das viele ereilt. Inzwischen ist
es aber ein Thema, über das man spricht und forscht. Die Stiftung
Krebsforschung Schweiz beispielsweise, eine der Krebsliga angegliederte Institution, die jährlich fast 15 Millionen Franken Spendengelder in
die onkologische Forschung an Universitäten, Spitälern und akademischen Forschungsinstitutionen investiert.
«Unsere Forschung ist patientennah und unabhängig», erklärt Marti.
«Wir erforschen auch seltene Krebsarten, die für Pharmabetriebe
wenig attraktiv sind.» Die Krebsforschung Schweiz will aber auch die
psychosoziale Forschung vorantreiben, die sich mit Fragen beschäftigt,
wie sich zum Beispiel die Lebensqualität von Menschen mit Krebs und
ihren Angehörigen verbessern lässt. Eine unabhängige ex terne Evaluation hat der Schweizer Krebsforschung letztes Jahr ein hervorragendes
Zeugnis ausgestellt: «Wir unterstützten Forschungsprojekte von
Zusammenarbeit Krebsliga Schweiz – BDO
BDO ist seit 2010 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnungen
des Vereins Krebsliga Schweiz und der Stiftung Krebsforschung
Schweiz tätig. Wir prüfen die Jahresrechnungen nach
Swiss GAAP FER 21 und nach OR und stehen für spezifische
Fragestellungen zur Verfügung.
Matthias Hildebrandt, Vizedirektor, dipl. Wirtschaftsprüfer,
BDO AG, Niederlassung Bern
ausgezeichneter Qualität, aus denen viele bedeutende Publikationen
hervorgehen – mit Topwerten im internationalen Vergleich», sagt
Rolf Marti.
Der Blick in die Zukunft
«Es wird nie eine Welt ohne Krebs geben», auch das macht Rolf Marti
unmissverständlich klar. Immer mehr Menschen können jedoch mit
immer besseren Behandlungsmethoden behandelt werden. «Es geht
nicht mehr allein ums Überleben, sondern um ein möglichst schmerzfreies, aktives Leben nach der Krebserkrankung. Um eine Begleitung
des Menschen vor, während und nach der Diagnose.»
Die Prävention spielt eine wichtige Rolle: «Durch einen gesunden
Lebensstil kann man Krebs nicht verhindern, aber die Wahrscheinlichkeit senken, dass er auftritt. Gesund essen, sich bewegen, nicht rauchen, sich vor der Sonne gut schützen – darüber informiert die Krebsliga laufend und zum Teil in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsförderung Schweiz und dem Bundesamt für Gesundheit. Auch politisch
engagiert sich die Krebsliga. Sie setzt sich beispielsweise dafür ein,
dass die Kosten von Früherkennungsmassnahmen wie Mammografien
oder Darmspiegelungen von der Krankenkasse übernommen werden.»
Die Vision aus der Verbandsstrategie 2015–2019 beschreibt in treffenden Worten, wofür sich die Krebsliga auch in den nächsten Jahren
Tag für Tag einsetzen wird, nämlich «für eine Welt, in der weniger Menschen an Krebs erkranken, weniger Menschen an den Folgen von Krebs
leiden und sterben, mehr Menschen von Krebs geheilt werden und
Betroffene und ihre Angehörigen in allen Phasen der Krankheit und im
Sterben Zuwendung und Hilfe erfahren.» ■
Schnell-Information
■
■
■
Dr. Rolf Marti, Leiter Forschung, Innovation & Entwicklung und Mitglied
der Geschäftsleitung bei der Krebsliga Schweiz. «Krebs ist ganz klar eine
Alterskrankheit.»
Jeder Dritte erkrankt irgendwann in seinem
Leben an Krebs. Mehr als die Hälfte der
Patienten wird heute erfolgreich behandelt.
Die Krebsliga Schweiz will Patientinnen und
Patienten und ihre Angehörigen auf ihrem
Leidensweg begleiten, beraten, unterstützen.
Die wichtigsten Pfeiler der Krebsliga sind
Vorsorge, Betreuung und Nachsorge sowie
Forschungsförderung.
BDO ZOOM 2/2015 | 9
G E S U N D H E I T S F Ö R D E R U N G S C H W E I Z : « F R I E N D LY W O R K S P A C E ® »
AUSGEZEI
Wollen Sie einen Job bei der Process Partner AG,
müssen Sie 32 Mitarbeitende überzeugen.
In diesem Betrieb reden alle mit. Respekt und
Toleranz spielen eine wichtige Rolle.
Verdientermassen trägt das KMU die
Auszeichnung der Gesundheitsförderung
Schweiz: «Committed to Friendly Work
Space®».
SABINE SCHMID (TEX T), BERNHARD STR AHM,
ZVG (FOTOS)
Eigentlich haben sie intuitiv alles richtig gemacht. Bereits 1996 bei der
Gründung. Der Kunde ist Partner, aber kein König. Das gilt auch für den
Mitarbeitenden, der eben nicht nur Angestellter, sondern auch Partner
ist, mitverantwortlich für geschäftliche Erfolge und Misserfolge. Man
begegnet einander mit Wertschätzung, Toleranz und Respekt. So steht
es im Unternehmensleitbild. In dem Sinn hat die Geschäftsleitung der
Process Partner AG bereits damals die Grundpfeiler für ein erfolgreiches «Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)» gelegt. Heute
ist es in aller Munde und kann mit dem Label «Friendly Work Space®»
von Gesundheitsförderung Schweiz zertifiziert werden.
Aber alles der Reihe nach. Die Process Partner AG ist ein Beratungsunternehmen im Bereich SAP mit Sitz in St. Gallen. SAP ist eine Unternehmenssoftware, die in Mittel- und Grossunternehmen Geschäftsprozesse abbildet, vom Einkauf über die Administration bis hin zum
Verkauf. «Wir machen Voranalysen, erstellen Konzepte, konfigurieren
das System beim Kunden und schulen die Mitarbeitenden», umreisst
Marcel Aebi, CFO der Process Partner AG das Tätigkeitsfeld in kurzen
Worten. «Nach der Implementierung von SAP betreuen wir die Kunden
weiter. Und wir bieten selbst entwickelte Zusatzlösungen an.»
Mitarbeitende sind sehr zufrieden
«Alle zwei Jahre führen wir Mitarbeiterumfragen durch», erklärt Marcel
Aebi, der im Unternehmen auch für das Gesundheitsmanagement
zuständig ist. «Vor zwei Jahren waren wir auf der Suche nach etwas
Neuem, nach einer Umfrage, die auch die gesundheitlichen Aspekte
mitberücksichtigt.» Das passende Instrument hiess «S-Tool», ein
Befragungsinstrument von Gesundheitsförderung Schweiz mit wissen-
10 | BDO ZOOM 2/2015
Gemeinsam unterwegs – nicht nur im
Arbeitsalltag, sondern
auch in den Bergen.
Die Process Partner
AG organisiert jedes
Jahr alternierend
zweitägige Aktivund Passivtage.
schaftlich validierten Fragen, die das Potenzial einer Organisation
offenlegen und damit zielgerichtete Massnahmen ermöglichen.
Die Resultate waren sehr gut, die Mitarbeiterzufriedenheit ausserordentlich hoch. «Das hat uns in unserem Ansinnen bestätigt, das
Wohl unserer Mitarbeitenden mit optimalen Rahmenbedingungen
weiterhin zu fördern.»
Und die sehen konkret so aus: In den Büroräumlichkeiten der Process
Partner AG gibt es einen Ruheraum. Mit einem Beleuchtungskonzept
wurden optimale Raumbedingungen geschaffen, auch Stehtische stehen zur Verfügung. «Aber wir haben keinen Fitnessraum», erklärt Marcel Aebi, «nicht weil es nicht sinnvoll wäre, sondern weil viele Mitarbeitende unterwegs sind und diesen nicht nutzen könnten.» Das ist ein
weiterer Grundsatz der Process Partner AG: Alle Mitarbeitenden sollen
von den Massnahmen gleichermassen profitieren können.
Und so ist das Gesundheitsmanagement auch eine Frage des
Geschäftsmodells. «Für unser Unternehmen ist vor allem die Teamförderung wichtig, weil ein Grossteil der Mitarbeitenden häufig unterwegs ist und wir höchstens an der monatlichen Teamsitzung alle zusammenkommen», erklärt CFO Marcel Aebi. Deshalb legt die Firma
viel Wert auf attraktive Teamevents.
Dazu gehören zweitägige Aktiv- und Passivtage, die jährlich alternierend stattfinden. «An den Aktivtagen sind wir sportlich unterwegs,
an den Passivtagen werden Meditations- und Entspannungsübungen
trainiert, um ein Beispiel zu nennen.» Einen Kulturtag gibt es, an dem
Schweizer Kulturgüter gepflegt werden. «Hornussen zum Beispiel.»
Dann gibt es ein Ski-Weekend mit Partnern und natürlich ein Weihnachtsessen.
ICHNETES
GESUNDHEITSMANAGEMENT
Nachgefragt
«Der Fokus liegt auf der Systematik und den Prozessen»
Andreas Wieser ist Key Account Manager bei Gesundheitsförderung Schweiz. Er kennt die Prozesse zur Erlangung der
Auszeichnung «Friendly Work Space®». Wir haben nachgefragt.
Herr Wieser, bei der Process Partner AG fehlten im Gesundheitsmanagement vor allem die Systematik und die Integration
in die Management-Prozesse – wie wichtig sind diese beiden
Faktoren?
Andreas Wieser: Das systematische Vorgehen sowie die Integration in die Management-Prozesse sind aus zwei Gründen enorm
wichtig: Erstens wird die Nachhaltigkeit des eingeführten Gesundheitsmanagements gewährleistet, wenn es zu Wechseln in der Führung kommt. Die Investitionen in den Gesundheitsbereich sind so
langfristig ausgerichtet und das Kosten-Nutzen-Verhältnis entsprechend optimal.
Zweitens werden durch das systematische Herangehen sowie
durch das regelmässige Bewerten der gesetzten Ziele im Bereich der
Mitarbeitendengesundheit wie auch aufgrund anderer Kennzahlen
(Verbesserungs-)Massnahmen abgeleitet. Dadurch wird eine
gesundheitsförderliche Kultur gelebt und die Mitarbeitenden profitieren noch mehr.
In welchem Verhältnis werden Systematik und Prozesse sowie
konkrete Massnahmen beurteilt?
Der Fokus liegt auf der Systematik und den Prozessen, da die
konkreten Massnahmen je nach Unternehmen sehr verschieden
ausfallen. Wichtig ist, dass die konkreten Massnahmen den Kriterien
entsprechen.
Wie muss man sich ein Assessment durch Gesundheitsförderung Schweiz vorstellen?
Das Assessment findet in der Regel an einem Tag statt. Zwei von
Gesundheitsförderung Schweiz beauftragte Assessoren, welche im
Bereich «Betriebliches Gesundheitsmanagement» und/oder Qualitätsmanagement spezialisiert sind, besuchen das sich bewerbende
Unternehmen. In der Regel sind die projektleitende Person sowie
weitere Personen des Unternehmens anwesend. Die Assessoren
gehen in einem strukturierten Gespräch die Kriterien durch, wäh-
rend die Befragten ihre bisherigen Anstrengungen in diesen Bereichen erläutern und zu vertiefenden Fragen Auskunft geben. Je nach
Kriterien werden weitere Personen zum Gespräch beigezogen.
Was bringt einem Unternehmen die Auszeichnung «Friendly
Work Space®»?
Drei zentrale Elemente widerspiegeln den Nutzen:
Erstens ist das Label «Friendly Work Space®» eine Medaille für
die Anstrengungen zugunsten der Gesundheit der Mitarbeitenden.
Durch das Label wird den Unternehmen attestiert, dass sie gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen schaffen, was zu leistungsfähigen Mitarbeitenden führt. Wir sprechen oft von einer Steigerung des Human Capital Managements.
Zweitens steigern die Firmen durch die Auszeichnung ihre Arbeitgeberattraktivität. Gerade im Umfeld von Fachkräftemangel und
der Generation «Y» ist dies ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil.
Drittens zeichnen sich Unternehmen mit dem Label «Friendly
Work Space®» gleichzeitig im Bereich der Corporate Social
Responsibility aus. Im internationalen Umfeld und im Wettbewerb
um neue Aufträge durchaus eine gern gesehene Auszeichnung.
Wer soll sich darum bemühen?
Ideal ist es, wenn sich Unternehmen um das Label bemühen, welche
die Mitarbeitenden ins Zentrum stellen und auch gewillt sind, ein
systematisches Gesundheitsmanagement Schritt für Schritt und
mit den nötigen Ressourcen aufzubauen. Dabei spielt die Branche
keine Rolle.
Was sind die grössten Fehler, die Unternehmen im Gesundheitsmanagement begehen?
Die fehlende Systematisierung führt oft zu einem intensiven, aber
unkoordinierten Aktionismus. Dies wirkt sich einerseits auf das
Kosten-Nutzen-Verhältnis aus, weil durch die mangelnde ganzheitliche Sichtweise nicht am richtigen Ort angesetzt wird. Damit zusammen hängt natürlich auch eine gewisse Ungeduld in der Umsetzung und der Ergebniserwartung.
Ebenfalls wird unserer Ansicht nach zu oft auf Ergonomie, Sport
und Bewegung fokussiert. Die psychische Gesundheit wird noch
etwas vernachlässigt.
BDO ZOOM 2/2015 | 11
F R I E N D LY W O R K S P A C E ®
Den Menschen respektieren
«Man muss aber auch darauf achten, dass es nicht zum Overkill
kommt», erklärt Marcel Aebi. Darüber werde vielleicht zu wenig
gesprochen. Die Mitarbeitenden sollen sich nicht bevormundet fühlen
und letztlich ist jeder selber verantwortlich, wie viel er für sein
Wohlergehen tut. «Wir verschicken beispielsweise quartalsweise
einen Gesundheitsbrief.» Da höre man auch mal Feedbacks wie:
«Muss ich das jetzt auch noch lesen.»
Solche Signale muss man ernst nehmen. Wie überhaupt die
Meinung und den Menschen an sich. Das tut die Process Partner AG
vorbildlich: «Wird ein neuer Mitarbeiter gesucht, machen wir eine
Vorselektion, über die definitive Anstellung entscheiden abschliessend
alle 32 Mitarbeitenden.» Damit sei man – von Ausnahmen abgesehen
– sehr gut gefahren. Entsprechend tief ist die Fluktuation.
Marcel Aebi, CFO der Process
Partner AG: «Wird ein neuer
Mitarbeiter gesucht, machen
wir eine Vorselektion, über
die definitive Anstellung
entscheiden abschliessend
alle 32 Mitarbeitenden.»
Zum Unternehmen
Die Process Partner AG ist ein Beratungsunternehmen im Bereich SAP mit Sitz in St. Gallen und beschäftigt 32 Mitarbeitende. Sie ist eine 100-prozentige Tochter der All for One Steeb AG,
der Nummer 1 unter den SAP-Partnern im deutschsprachigen
Mittelstandsmarkt. Die Process Partner AG ist ausserdem Mitglied des internationalen SAP-Partner-Netzwerks United VARs
und damit ein idealer Partner, wenn ein Unternehmen die
SAP-Software weltweit einführen will. www.processpartner.ch
Zusammenarbeit Gesundheitsförderung
Schweiz – BDO
BDO ist seit April 2014 als Treuhänder der Gesundheitsförderung
Schweiz tätig. Wir führen die Finanz-, Debitoren-, Kreditorensowie Lohnbuchhaltung inklusive umfangreiche Kostenstellenbuchhaltung. Im Weiteren erfassen und versenden wir die
Debitorenfakturen und stehen für spezifische Fragestellungen
zur Verfügung.
Thomas Affolter, Leiter Treuhand und Beratung, BDO AG,
Niederlassung Bern
12 | BDO ZOOM 2/2015
«Wir gewähren auch flexible Arbeitszeiten und für Beraterinnen
und Berater, die am Unternehmenserfolg beteiligt sind, ist ein HomeOffice-Tag pro Woche vorgesehen. Ein beliebtes und viel genutztes
Angebot. Jeder Mitarbeiter erhält zusätzlich pro Jahr neben produktspezifischen Ausbildungen ein Ausbildungskontingent im Wert von
5000 Franken, welches er in die fachliche oder gesundheitliche Weiterbildung investieren kann.»
Potenzial in der Evaluation
All diese Massnahmen machen die Process Partner AG zu einem ausgezeichneten Unternehmen: «Committed to Friendly Work Space®». Das
wiederum ist nur die Silbermedaille, welche Gesundheitsförderung Schweiz
vergibt. Die Top-Auszeichnung heisst «Friendly Work Space®». «Über diesen Entscheid war ich im ersten Moment enttäuscht», erzählt Marcel Aebi.
«Zuerst haben wir mittels eines Self-Assessments eine detaillierte
Standortanalyse erarbeitet.» In einem zweiten Schritt bewerteten
die Assessoren von Gesundheitsförderung Schweiz das Unternehmen.
26 Subkriterien werden auf einer Punkteskala von 1 bis 5 beurteilt.
Es geht darum, wie systematisch das «Betriebliche Gesundheitsmanagement» aufgebaut ist und wie gut es in bestehende Managementprozesse
integriert ist, um seine Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Höchste
Bewertungen werden erteilt, wenn zudem ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess nachgewiesen werden kann.
Die Erklärung für Silber war demnach rasch eruiert und auch nachvollziehbar. «Unser betriebliches Gesundheitsmanagement ist
zwar vorbildlich gelöst, es fehlen jedoch die Rahmenbedingungen bei
der Einbettung ins Management-System», erklärt Marcel Aebi. Das
heisst, die Process Partner AG hat die Ziele und die Prozesse des
betrieblichen Gesundheitsmanagements nicht klar definiert, nicht in
Konzepten systematisiert und zu wenig Verbesserungsmassnahmen
definiert. Dadurch besteht auch die Gefahr, dass die bisherigen Investitionen ins betriebliche Gesundheitsmanagement die langfristige
Wirkung verfehlen könnten. «Als mir das bewusst wurde, war ich mit
dem Resultat mehr als zufrieden. Für eine KMU ist diese Auszeichnung
ein sehr gutes Zeugnis.» Die offenen Punkte werde das Unternehmen
künftig angehen. Ob sie sich in zwei Jahren einer neuen Beurteilung
stellen, ist noch offen. «Fest steht: Wir haben intuitiv vieles richtig
gemacht, weil wir uns bewusst sind, dass unsere Mitarbeitenden unser
grösstes Kapital sind. Sie und ihr Auftreten sind das Aushängeschild
unseres Unternehmens.» ■
Schnell-Information
■
■
■
Die Process Partner AG ist ein Beratungsunternehmen im Bereich SAP.
Das Unternehmen hat sich einem Assessment
von Gesundheitsförderung Schweiz unterzogen,
in dem das betriebliche Gesundheitsmanagement untersucht wurde.
Die Process Partner AG hat das Label
«Committed to Friendly Work Space®» erlangt.
BAD SCHINZNACH AG
WIE EIN BADE-, KUR- UND REHA-BETRIEB FIT GEMACHT WIRD
FÜR DIE ZUKUNFT
Schon die alten Römer kannten die heilende und wohltuende Wirkung von Thermalbädern und genossen die wärmenden Quellen
für ihre ausgiebigen Ruhestunden. Im 19. Jahrhundert gab es in der
Schweiz 350 bekannte Heilquellen. Im aargauischen Schinznach
Bad wurde 1651 durch Zufall eine warme Quelle entdeckt, die sich
später als eine der stärksten Schwefelthermen in der Schweiz
entpuppte. Ein Porträt einer erfolgreichen Unternehmensgruppe
Was ist älter? Der Name Schinznach oder die Thermalquelle von
Schinznach? Definitiv die 1651 entsprungene Quelle mit schwefelhaltigem Wasser. Bis 1938 hiess das Dorf am Eingang des Schenkenbergertals nämlich Birrenlauf. Das ist nicht die einzige Geschichte, die das
mittlerweile 951 Jahre alte Dorf schreibt. «Als das Hochwasser vom
November 1651 den Aarelauf nach rechts verlegte, sprudelte das warme
Wasser am juraseitigen Ufer aus einer Kiesbank hervor. Ab dann konnte
man es riechen und spüren», berichtete der Emmentaler Heinz Balmer
während eines Vortrags über den Ursprung der Quelle, die Schinznach
später zu einem wichtigen Heilkurort machen sollte.
mit unterschiedlichen Profitcentren.
JOSEPH WEIBEL (TEX T), ZVG (FOTOS)
BDO ZOOM 2/2015 | 13
BAD SCHINZNACH AG
Schon in der Antike wurden Thermen genutzt
Nicht nur in Schinznach sprudeln jährlich viele Millionen Hektoliter
heilbringendes Wasser aus dem Boden. In Graubünden gab es Anfang
des 19. Jahrhunderts 160 bekannte Heilquellen, nur 29 wurden aktiv
genutzt. Die Thermalquellen von Baden (AG), Lostorf (SO), Yverdonles-Bains (VD) oder St. Moritz (GR) waren schon in der Antike bekannt
und wurden genutzt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich
schweizweit in praktisch allen Landesteilen Thermalbadorte mit mehr
oder weniger grosser Bedeutung. In früherer Zeit konnte sich in erster
Linie nur die Oberschicht die Reise in Kurorte leisten. Zwischenzeitlich
hat sich das geändert. Die wohltuende und heilende Wirkung von
Thermalwasser wird nicht nur zur Nachpflege nach einer Krankheit
oder Operation genutzt, sondern auch als prophylaktische Massnahme angewendet.
Bad Schinznach AG im Kurzporträt
Zahlen und Fakten
Mitarbeitende
300 Mitarbeitende
(210 Vollzeitstellen)
Quelle
Entspringt aus 370 Metern Tiefe
mit 45 Grad Celsius.
Wasserzusammensetzung Calcium-Natrium-Sulfat-Chlorit
Anlagen
Seit 1991: Aquarena
(Freizeitbad mit Wellness)
Seit 2012: Thermi spa
(Bäder- und Wellnesseinrichtung)
Hotelbetriebe
Kurhotel im Park (31 Zimmer,
Logiernächte: 9 915)
Reha-Privatklinik (49 Zimmer,
Pflegetage: 20 209)
Psychiatrische Frauenklinik
Meissenberg, Zug
(Logiernächte: 24 604)
Schwob AG, Burgdorf (Textilunternehmen), 40-Prozent-Beteiligung
Schinznach Gruppe 2014 Umsatz: 48 Mio. Franken
Frequenzen
Bäder
Sauna
Pitch & Putt
14 | BDO ZOOM 2/2015
338 864
77 427
13 632
Mischbetrieb als Erfolgsfaktor
Das gilt in einem ausnehmenden Masse auch für Bad Schinznach AG.
Dem Unternehmen gehören heute zwei Thermenbäder mit sechs
Badebecken an, eine Kur- und Reha-Klinik und seit 2000 betreibt Bad
Schinznach AG ausserdem eine psychiatrische Frauenklinik in Zug. «Ein
solcher Mischbetrieb ist durchaus nötig und ist zu einer eigentlichen
Stärke geworden, die es möglich macht, nachhaltig und auf Dauer erfolgreich agieren zu können», sagt Rolf Tanner, Direktor Finanzen und
Controlling. Erfolgreich sein heisst aber auch regelmässig investieren.
Im Jahr seien das im Schnitt drei bis vier Millionen Franken. Bei neuen
Projekten kann diese Zahl schnell in die Höhe schiessen. Zwischen 2011
und 2014 waren es 42 Millionen Franken die das Unternehmen mit
einem Jahresumsatz von knapp 50 Millionen Franken, investiert hat.
Der grösste Teil davon wurde für das Thermi spa (25 Millionen Franken)
eingesetzt. Der neue Bäderbetrieb bietet ein Rundum-Wohlfühlpaket
mit Bad, Wellness und Spa an. «Selbst für einen Betrieb wie den
unsrigen ist ein solches Projekt natürlich eine riesige Herausforderung», sagt Tanner.
Refreshing für Aquarena
«Solche Investitionen sind unabdingbar, um in einem immer grösser
gewordenen Umfeld von Mitbewerbern erfolgreich zu bleiben. Vor
24 Jahren wurde die Aquarena mit Aussen- und Innenbädern sowie
einem Wellnessbereich gebaut. Die Anlage ist noch heute ein Prunkstück, das aber, ebenfalls in die Jahre gekommen, einem Refreshing unterzogen werden muss», wie sich Finanzchef Rolf Tanner ausdrückt.
Das wird diesen Sommer der Fall sein. Investitionskosten: 4 Millionen
Franken. 2013/2014 wurde zudem die Heizzentrale mit Investitionen
von 2,5 Millionen Franken ersetzt. 2015 soll eine zweite Wärmepumpe
installiert werden (Investitionssumme 1,5 Millionen Franken). Durch
diese zweite Wärmepumpe muss künftig nur noch in Ausnahmefällen
auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen werden.
Trotzdem kann Rolf Tanner ruhig schlafen. Mit dem Kauf der psychiatrischen Frauenklinik in Zug im Jahr 2000 entwickelte sich ein weiteres
wichtiges Standbein des Unternehmens. Zum Betrieb gehörte nämlich
auch ein grösseres noch freies Grundstück, das gewinnbringend verkauft
werden konnte und Mittel frei machte, um an bester Lage in Zug eine
Mehrfamilienhaussiedlung mit vier Einheiten zu realisieren. Die Appartements von drei der vier Häuser werden vermietet, die anderen verkauft.
Zusammenarbeit Bad Schinznach AG – BDO
BDO ist seit über 10 Jahren als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnungen der Bad Schinznach AG tätig. Wir prüfen den
Einzelabschluss nach OR sowie die Konzernrechnung nach Swiss
GAAP FER.
Eva Maranta, Wirtschaftsprüferin, BDO AG, Niederlassung Zürich
1993 wurde der Rundbau (links) komplett erneuert. Oben ein
Blick auf die wunderschöne Gartenanlage bei der Reha-Klinik.
Rolf Tanner, Direktor Finanzen und Controlling, sagt:
«Erfolgreich sein heisst auch, regelmässig zu investieren.»
Der technische Aufwand ist immens
Ein Thermalbad, das täglich im Schnitt fast 1000 Besucher anlockt,
müsste doch ein Unternehmen, das auch noch eine Klinik betreibt,
in seinen Festungen sichern. Könnte man meinen. Die Realität ist eine
andere. «Der technische Aufwand ist immens», so Rolf Tanner. Der
Betrieb ist vor allem auch personalintensiv. An den Bäderkassen werden 18 Personen mit Teilzeitpensen beschäftigt. 20 Bademeister sind
nötig, um den Betrieb von 8 bis 22 Uhr sicherheitstechnisch zu gewährleisten. Hinzu kommen zehn Vollzeitbeschäftigte aus dem technischen Bereich. Der ganze Betrieb beschäftigt mittlerweile 300 Mitarbeitende (210 Vollzeitstellen). Die Bäder in Schinznach erzielten letztes
Jahr über 338 000 Eintritte, dazu kommen knapp 78 000 Eintritte in
die Saunaanlagen. Pitch und Putt, eine Kleingolf-Anlage für jedermann,
gibt es seit 2000. Sie generierte 2014 knapp 14 000 Eintritte. Drei
Viertel des Umsatzes werden mit der Kur- und Reha-Klinik erzielt.
Darin enthalten ist auch der Umsatz der psychiatrischen Frauenklinik
Meissenberg (rund 14 Millionen Franken). Die Bad Schinznach AG
erzielt etwas mehr als 60 Prozent des Umsatzes mit dem Kurhotel und
der Rehaklinik. Das Kurhotel im Park bietet 31 Zimmer im Landhausstil,
die Reha-Klinik 49 Zimmer mit 64 Betten. Die Bettenbelegung (2014:
20 200 Pflegetage) der Reha-Klinik ist im Schnitt zweimal so hoch
wie die des Kurhotels. Es liegt in einem drei Hektaren grossen Park mit
einer Waldanlage von 15 Hektaren. 260 Allee- und Parkbäume stehen
hier, ebenso 50 Koniferen, 350 Blütensträucher und 27 000 Frühlingsund Sommerblumen. Wen wundert es, wenn hier täglich fünf vollamtliche Gärtner für die Erhaltung dieser grünen Welt sorgen. Ein Garten
Eden auf Erden, sozusagen.
Investitionen im ständigen Kreislauf
Die 1929 eingeweihte 9-Loch-Golf-Anlage in dieser überaus beschaulichen Gegend gehört zu einem der ältesten Golfclubs der Schweiz
(Gründer ist Schuhfabrikant Carl Franz Bally) und ist Teil des Unternehmens. Der Platz wurde an den örtlichen Golfclub verpachtet. Auch in
diesem Bereich sind Investitionen unabdingbar. 1999 hat der Golfclub
die Infrastruktur erneuert, 2001 gab es ein Re-Design des 9-LochGolfplatzes. «Investitionen in ein solches Unternehmen sind einem
ständigen Kreislauf unterworfen. Wenn die letzte Runde eingeläutet
wird, so beginnt das Rennen wieder von vorne.»
Bad Schinznach AG ist für die kommenden Runden gut gewappnet.
■
Die Geschichte im Zeitraffer
1651
1663
1670
1691
1738
1786
1824
1965
1972
1974
1988
1991
1993
2011
Quelle wird entdeckt.
Zwei Gebäude werden gebaut (Scheune,
Badehäuschen).
Hochwasser spült alles weg und verschiebt den
Quellenursprung.
Die Quelle kann wieder gefasst werden.
Der Kurpark wird angelegt.
Das Bad ist erstmals im Besitz eines Aargauers.
Der grosse Rundbau entsteht (Badekabinen, Fremdenzimmer).
Klinikbetrieb wird als Stiftung umgewandelt.
Neue Rheumaklinik gegründet.
Thermi wird gegründet im sogenannten HofratsGebäude (als Thermalbad spielt es seither eine besonders wichtige Rolle).
Renovation des Kurhotels.
Bau der Aquarena.
Rundbau (Reha-Betrieb) wird komplett erneuert.
Bau des Thermi spa.
Schnell-Information
■
■
■
1651 konnte die Thermalquelle in Schinznach
gefasst werden. Rund 40 Jahre später wurde das
Wasser in einem Laboratorium auf seine Zusammensetzung und Heilwirkung geprüft.
Thermalbäder, Reha- und Kurklinik werden heute
von der Bad Schinznach AG geführt. Zur Gruppe
gehören noch eine psychiatrische Frauenklinik in
Zug und eine 40-Prozent-Beteiligung am Burgdorfer Textilunternehmen Schwob AG.
Der Betrieb eines Thermalbades mit Hotel- und
Reha-Betrieb ist sehr kostenintensiv mit einem
hohen Investitionsbedarf. Alleine zwischen 2011
und 2014 hat das Unternehmen 42 Mio. Franken
in die Anlagen investiert.
BDO ZOOM 2/2015 | 15
BERNER REHA ZENTRUM HEILIGENSCHWENDI
DIE ERSTE VOLKSHEILSTÄTTE DER SCHWEIZ IST ZU EINEM
HOCHMODERNEN MEDIZINISC
Die Terrasse im Haupthaus des Berner Reha Zentrums Heiligenschwendi eröffnet einen wunderschönen Blick auf den Thunersee
und auf die Alpen. Der idyllische Fleck Erde auf 1123 Meter über
Meer ist Ferien- und Erholungsort zugleich. Für rund 2500 Patientinnen und Patienten pro Jahr bietet die Klinik einen hochmodernen Medizinalbetrieb mit optimalen Rehabilitationsangeboten für
unterschiedlichste Krankheitsbilder.
JOSEPH WEIBEL (TEX T), ZVG (FOTOS)
1891 war es, als die Berner Asylkommission aus Anlass des 600-JahrBestehens der Schweiz und des 700. Gedenktags der Gründung der
Stadt Bern die Erstellung einer Volksheilstätte für unbemittelte Tuberkulosekranke beschloss. Vier Jahre später wurde die erste Volksheilstätte der Schweiz in Heiligenschwendi ins Leben gerufen.
16 | BDO ZOOM 2/2015
Beste Luft in der ganzen Schweiz
Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit und heute praktisch
inexistent in der Schweiz. Es gibt aber viele andere Lungenkrankheiten,
die einen Menschen nachhaltig beeinträchtigen können. Patienten, die
sich im Berner Reha Zentrum einer Rehabilitation unterziehen, haben
sehr unterschiedliche Krankengeschichten. Lungenkranke bilden heute
nur noch rund einen Viertel der jährlich ca. 2500 Eintritte. Zwei Drittel
der meist älteren Klientel haben einen Eingriff am Herzen oder am Bewegungsapparat hinter sich und geniessen auf über 1100 Meter eine
hervorragende medizinische und therapeutische Pflege. «Hinzu kommt
die beste Luft in der ganzen Schweiz», schmunzelt Direktor Jürg Wägli.
So sagen jedenfalls die Einheimischen.
Gästeservice ist grossgeschrieben
Die einstige Armenstätte für Tuberkulosekranke hat sich längst zu
einem hochmodernen Medizinalbetrieb entwickelt. Das ist mit ein
Grund, dass die Klinik immer mehr auch von ausserkantonalen Zusatzversicherten aufgesucht wird. In einem der drei Gebäude, der Privatklinik «Waldhuus», erhalten sie nicht nur eine medizinische Betreuung
auf höchster Stufe, sondern auch verschiedene zusätzliche Dienstleistungen, vor allem im Bereich der Hotellerie. Ausgebildete Hotel-
CHEN ZENTRUM GEWORDEN
und Restaurationsmitarbeitende sorgen für einen Wohlfühl-Service,
der von einem eigentlichen Klinikbetrieb ablenken soll. «Das hat uns in
den letzten Jahren sehr positive Rückmeldungen gebracht», freut sich
Jürg Wägli. Das Berner Reha Zentrum platzt aus allen Nähten. «Mit
140 Betten waren wir letztes Jahr immer am Limit.» Zwischenzeitlich
wurde die Kapazität auf über 150 Betten aufgestockt.
Das Alter der Patienten sinkt
Das Durchschnittsalter der Patienten im Berner Reha Zentrum bewegt
sich zwischen 70 und 72. «Patienten werden aber eher jünger», erkennt
Direktor Jürg Wägli eine Tendenz. Andererseits sind ältere Menschen
heute im Durchschnitt in einem besseren Allgemeinzustand, «sodass
Operationen im hohen Alter keine Seltenheit mehr sind». Dass medizinische Betriebe den Kostendruck immer mehr zu spüren bekommen, ist
ein offenes Geheimnis. Und dieser Druck macht auch vor einer RehaKlinik nicht Halt. Jürg Wägli: «Wir stehen unter einem ständigen Kostendruck und müssen trotzdem eine hochstehende Leistung erbringen.
Die privatwirtschaftlich geführte Reha-Klinik steht auf der Spitalliste des
Kantons Bern. Deshalb ist klar, dass die Patienten primär aus dem eigenen
Kanton zugewiesen werden. In der Pneumologie (Lungenerkrankungen)
steht das Berner Reha Zentrum exklusiv auf der Spitalliste.
Mit dem höchsten Label ausgestattet
Auffallend ist der gute Zustand der Gebäulichkeiten. Das älteste
Gebäude stammt aus dem Jahr 1914, ein Jugendstilhaus. Ein zweites
Gebäude kam 1956 dazu, das letzte 1976. Die Liegenschaften sind
praktisch auf aktuellem Stand. «Wir investieren gegenwärtig vor allem
in die Verbesserung im Convenience-Bereich.» Dazu gehören im ältesten Gebäude Hotelzimmer, die von Begleitpersonen von Patienten
oder auch durch Feriengäste gebucht werden können. «Die Zimmer
sind aber praktisch immer ausgebucht», macht Jürg Wägli wenig Hoffnung. Das Berner Reha Zentrum ist von SW!SS REHA zertifiziert und
zählt damit zu den führenden Rehabilitationskliniken der Schweiz und
ist auch bei Schweiz Tourismus mit dem höchsten Label (3 Q) ausgestattet.
Präventionsmodule für den Alltag zu Hause
Zur Rehabilitation gehört nicht nur eine intensive medizinische und
therapeutische Betreuung, immer wichtiger werden auch Präventionsmodule, die die Patienten auf den Alltag zu Hause nach der Rehabilitation vorbereiten. Aus diesem Grund können auch Lebenspartner der
Patienten an solchen Schulungen teilnehmen. «Patienten lernen dabei,
mit ihrer Krankheit umzugehen, Symptome rechtzeitig zu erkennen
Reha Zentrum Heiligenschwendi
im Kurzporträt
Standort
Gründung
Gebäudekomplexe
Fakten und Zahlen (2014)
Patienteneintritte stationär
Pflegetage
Anzahl Pflegebetten
Durchschnittlicher Aufenthalt
Umsatz
Muskuloskelettale Reha
Kardiovaskuläre Reha
Pulmonale Reha
Internistische Reha
Anzahl Stellen
Ärzte
Pflege
Therapie
Medizin
Verwaltung
Hotellerie
Lernende
1123 m.ü.M.
1894
3
2 515
48 330
140
19,2
34,8 Mio. Fr.
16 478 Tage
15 634 Tage
11 661 Tage
4 557 Tage
257
19,3
95,2
25
18
18,2
66,5
15
BDO ZOOM 2/2015 | 17
BERNER REHA ZENTRUM HEILIGENSCHWENDI
und zum Beispiel Messungen des Blutzuckers oder des Blutdrucks
selbst ständig vorzunehmen. Ein grosses Augenmerk wird auch auf eine
gesunde und ausgewogene Ernährung gerichtet. Die Bedeutung der
Ernährung für die Rehabilitation und im Alltag bildet den Schwerpunkt
des Ende Mai erschienenen Jahresberichts 2014. Insgesamt stehen derzeit rund 20 unterschiedliche Präventionsmodule auf dem Programm
des Berner Reha Zentrums.
Blick auf See und Meer
Die einst erste Volksheilstätte der Schweiz bestand immer schon aus
drei Gebäuden – aus besonderem Grund: Männer, Frauen und Kinder
wurden getrennt in diesen Häusern platziert. Die Geschlechtertrennung ist längst Geschichte. Nicht an Reiz verloren hat der Standort, der
vor der Gründung sorgfältig evaluiert wurde. Die Asylkommission
prüfte viele mögliche Standorte im Berner Oberland. Viele Standorte
wurden wegen ihrer Föhnlage als ungeeignet beurteilt. «Am 16.4.1893
wurde die Kommission über Goldiwil, Hüniboden, in den Sattel östlich
des Winterberges nach Heiligenschwendi geführt. Dort erblickten sie
freudig überrascht, eine von waldigen Berghängen geschützte, nach
Süden offene Talmulde mit wundervoller Aussicht auf den Thunersee,
den mächtigen Niesen und die Kette der Berner Hochalpen mit der
majestätischen Blüemlisalp», steht in den Geschichtsbüchern der ersten Volksheilstätte.
Direktor Jürg Wägli hat für den Standort des Berner Reha Zentrums
eine noch ganz andere Umschreibung: «Im Sommer gibt es einen Blick
auf den See, im Winter aufs (Nebel-)Meer.» ■
In einem der drei Gebäude, der Privatklinik «Waldhuus», erhalten die
Patienten nicht nur medizinische Betreuung, sondern auch verschiedene
zusätzliche Dienstleistungen, vor allem im Bereich der Hotellerie.
Direktor Jürg Wägli hat eine ganz
besondere Umschreibung der luftigen
Umgebung von Heiligenschwendi:
«Im Sommer gibt es einen Blick auf den
See, im Winter einen aufs (Nebel-)Meer.»
Schnell-Information
■
■
Zusammenarbeit Berner Reha Zentrum
Heiligenschwendi – BDO
BDO ist seit 2013 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnung der
Berner Reha Zentrum AG tätig. BDO prüft die Jahresrechnung
nach Swiss GAAP FER und steht für spezifische Fragestellungen
zur Verfügung. Auch als Revisionsstelle profitieren wir vom Blick
auf See und Meer – so finden die Zwischenbesprechungen mit
den Verantwortlichen der Klinik jeweils draussen beim Rundgang
statt. Dies öffnet den Blick von den Zahlen auf die Unternehmung als Ganzes.
Marcel Wasem, Abteilungsleiter Wirtschaftsprüfung,
Niederlassung Biel
18 | BDO ZOOM 2/2015
■
■
1894 wurde mit der Tuberkuloseklinik auf der
Heiligenschwendi im Berner Oberland die erste
Volksheilstätte der Schweiz errichtet. So wurde
auch unbemittelten Patienten eine Behandlung
ermöglicht.
Das Berner Reha Zentrum Heiligenschwendi
wird heute privatwirtschaftlich geführt und
beschäftigt über 360 Mitarbeitende, vornehmlich im medizinischen, therapeutischen und
pflegerischen Bereich.
Das Berner Reha Zentrum hat zwar den Charakter eines hochmodernen Medizinalbetriebs. Die
Klinikleitung legt grossen Wert auf einen Wohlfühlservice, der eher an einen Hotellerie-, denn
an einen Spitalbetrieb erinnert.
Einen wichtigen Teil in der Rehabilitation von
Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern machen die sogenannten Präventionsmodule aus, die Patienten zu einer besseren
Integration in den Alltag zu Hause führen sollen.
HOLMES PL ACE LIFEST YLE FITNESS
GESUND,
FIT,
ENTSPANNT
Roger Federer trainiert in Oberrieden, Stan Wawrinka in Lausanne, der Stylist Clifford Lilley in Zürich. Alle drei trainieren bei
Holmes Place, einem führenden Anbieter für eine ganzheitliche
Gesundheits- und Fitnessbetreuung, mit über 250 000 Mitgliedern
und rund 80 Clubs in neun Ländern.
SABINE SCHMID (TEX T), ZVG (FOTOS)
BDO ZOOM 2/2015 | 19
Holmes Place schreibt Fitnesstrends. Trends, von denen man zeitgleich
in angesagten Lifestyle-Magazinen liest. «Die Schweiz dient gerne als
Testfeld. Sie gilt als Gradmesser, ob neue Fitness-Trends ankommen
oder nicht», weiss Corinne Oschwald, Marketing-Verantwortliche von
Holmes Place Schweiz.
«Im Moment heisst ein Trend AntiGravity® Hammock-Training»,
erklärt Oschwald. Oder anders gesagt: Yoga in der Hängematte. Eine
Stoffbahn ist ähnlich einer Schaukel an der Decke befestigt. Sie dient
dazu, die dynamische Beziehung zum Boden zu verändern, die Gesetze
der Schwerkraft auszuhebeln. «Das Training ist eine Kombination aus
Pilates, Yoga, Tanz und Gymnastik – so ausgerichtet, das die Wirbelsäule
entlastet und die Muskeln gleichzeitig gedehnt und gestärkt werden.»
den und international agierenden Lifestyle Fitness Club wie Holmes
Place, immer einen Schritt voraus zu sein. «Das sind sicher die Vorteile
eines länderübergreifenden Netzwerks», weiss Corinne Oschwald.
In Barcelona werden Trends ausgemacht, in der Schweiz getestet und
schliesslich in allen Holmes-Place-Filialen eingeführt.
Auch Marketingmassnahmen können länderübergreifend lanciert
werden. «Die Finanzkraft ist eine andere, als beim kleinen Fitnessstudio um die Ecke.» Ebenfalls ein zentrales Element: die Corporate
Identity. Dazu gehört nicht nur der einheitliche Auftritt des Unter-
International vernetzt
Geboren werden Fitnesstrends häufig in Spanien, Portugal und den
USA, von namhaften Fitnessschulen, mit denen Holmes Place eng
zusammenarbeitet. Trends lancieren, das ist wichtig für einen führen-
«Die Gesetze sind in jedem
Land anders»
Simon Oswald ist diplomierter Wirtschaftsprüfer bei BDO in Zürich. Er
betreut Holmes Place als international
tätiges Unternehmen. Wir haben
nachgefragt.
Herr Oswald, Holmes Place ist ein internationales Unternehmen mit 80 Clubs in neun Ländern, auch BDO ist weltweit
vernetzt. Können Sie ein paar Zahlen vom BDO Netzwerk
nennen?
Simon Oswald: Das BDO Netzwerk ist weltweit die fünfgrösste Organisation, welche im Bereich Prüfung, Treuhand, Steuern und Beratung tätig ist. Das Netzwerk besteht aus rechtlich unabhängigen
Gesellschaften in mehr als 150 Ländern und beschäftigt in über
1300 Niederlassungen rund 60 000 Personen. Der Hauptsitz der
BDO Schweiz ist in Zürich, der Hauptsitz des BDO Netzwerks in
Brüssel. In der Schweiz ist BDO an 33 Standorten vertreten und
beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende.
Was sind Ihrer Ansicht nach die Vorteile eines
welt weiten Netzwerks?
Die Zusammenarbeit auf weltweiter Ebene hat viele Vorteile. Wir
arbeiten international zusammen und profitieren voneinander.
Ausserdem pflegen wir weltweit gleiche Qualitätsstandards. Wir
arbeiten mit gleichen Prüftools, Arbeitsmitteln und Methoden.
Auch für internationale Kunden wie Holmes Place ist es ein Vorteil,
wenn wir weltweit agieren und auf diese Weise durch unsere
Kollegen mit ausländischem Recht vertraut sind.
20 | BDO ZOOM 2/2015
Genau das stelle ich mir schwierig vor. Im Bereich Treuhand und
Wirtschaftsprüfung gelten in jedem Land andere Gesetze – wie
kann man hier international zusammenarbeiten?
Ja, das ist so. Der Gesetzgeber regelt die Buchhaltung, das Lohnwesen, die Steuern in jedem Land anders. Der Rahmen ist länderspezifisch gegeben und darin bewegen wir uns. Trotzdem gibt es viele
Bereiche, die übergeordnet sind. Dort macht eine Zusammenarbeit
Sinn. Es gibt beispielsweise eine weltweite Marketingstrategie, die
für die einzelnen Länder adaptiert wird. Auch der Qualitätsanspruch
«Exceptional Client Service» ist eine globale Vorgabe. Wir wollen
uns mit einem besonders guten Kundenservice abheben. Im
Grossen und Ganzen agieren wir aber sehr unabhängig.
Wird die Einhaltung von Qualitätsstandards auch geprüft?
Ja, es gibt den sogenannten «Quality Assurance Review». Qualitätsmanager vom Headquarter kommen in die Schweizer Niederlassungen und beurteilen unsere Arbeit, auch ob BDO Qualitätsstandards eingehalten und korrekt umgesetzt werden.
Inwieweit macht sich das BDO Netzwerk in der täglichen Arbeit
bemerkbar?
Ich habe viele internationale Kunden, sodass ich entsprechend
oft mit Prüfern aus anderen Ländern zu tun habe. Man rapportiert,
tauscht sich aus. Holmes Place ist ein internationaler Kunde und
die Clubs der anderen Länder werden mehrheitlich ebenfalls von
BDO betreut. Bei Holmes Place Schweiz werden einige administrative Tätigkeiten lokal in der Schweiz erbracht und weitere in einem
Shared Service Center. In diesem Zusammenhang muss eine grenzüberschreitende Koordination stattfinden.
Holmes Place steht nicht nur für das klassische Fitnesscenter, sondern
für eine ganzheitliche Gesundheitsberatung – getreu dem Slogan: «One
Life. Live it well.» Die Clubs sind exklusiv, grosszügig gestaltet und an
attraktiver Lage.
Zum Unternehmen
Holmes Place wurde 1980 in England gegründet und betreibt
heute 80 Clubs in neun Ländern. Der Premium Fitness Club beschäftigt weltweit 6500 Angestellte, 370 sind es in der Schweiz.
In der Schweiz ist Holmes Place als AG organisiert und betreut
fünf exklusive Standorte: Holmes Place City Zürich, 5. & 6. Stock
Jelmoli, (1999), Crowne Plaza Zürich, (2013), Seepark Oberrieden, (1999), Genf, 4. Stock Globus, (1999), Lausanne, 4. Stock
Globus, (1999).
nehmens, sondern auch international geltende Qualitätsstandards. Ein
Beispiel: «Unsere Kundinnen und Kunden erhalten von uns Handtuchservice.» Auch Duschgel und Shampoo werden zur Verfügung gestellt.
«Grundsätzlich haben wir aber viel Spielraum», so Oschwald. Der Kontakt zum Mutterhaus sei eher marginal. Jedes Land hat seine Klientel,
auf die jede Holmes-Place-Filiale individuell eingeht. Gemeinsam ist
einzig der exklusive Service für eine exklusive Kundschaft.
Umgekehrt versucht Corinne Oschwald auch selber Netzwerke zu
knüpfen. «So sprechen wir beispielsweise gezielt Unternehmen an.»
Lösen deren Mitarbeitende ein Abo, profitieren sie von besseren Konditionen. Holmes Place arbeitet auch mit Bonussystemen. So erhalten
Neu-Mitglieder einen Reisegutschein im Wert von 100 Franken vom
TUI Reisecenter und noch andere Rabatte.
Ein Premium-Angebot
In 80 Clubs in neun Ländern beschäftigt Holmes Place 6500 Angestellte. In der Schweiz sind es 370. Gegründet wurde das Unternehmen
1980 in Chelsea (GB) von Alan Fisher. «In England heisst Holmes Place
inzwischen Virgin Fitness», weiss Oschwald. Mittlerweile hat Fishers
Sohn Jonathan die Geschäftsführung übernommen. Im September
1999 ist am Standort Zürich das europaweit erste Holmes Place Spa
eröffnet worden. Es liegt im Zentrum von Zürich und bietet neben
Sauna, Dampfbädern, Whirlpool und grosszügigen Erholungszonen
auch eine breite Auswahl an Beauty- und Wellnessanwendungen an.
Holmes Place steht heute nicht mehr nur für das klassische Fitnesscenter, sondern für eine ganzheitliche Gesundheitsberatung – getreu
dem Slogan: «One Life. Live it well.» Nebst den Studio-Programmen
wie Zumba, Kick Power, Fitboxen, Body Pump gibt es Kraft- und Konditionstrainings. «Sehr beliebt sind auch die Personal Trainer, die mit
massgeschneiderten Programmen und Ernährungstipps individuell auf
die Kundin, den Kunden eingehen», weiss Corinne Oschwald.
In Oberrieden beläuft sich der Indoor-Bereich der Filiale auf 3600 m2.
Der Outdoor-Bereich beträgt 80 m2. Mit Seesicht notabene. Die Standorte sind alle exklusiv, erlesen, grosszügig, luxuriös. «Deshalb ist das
Eröffnen von neuen Standorten gar nicht so einfach», erklärt Corinne
Oschwald. Die Ansprüche sind hoch, die Raumbedürfnisse enorm und
das Angebot entsprechend klein. ■
www.holmesplace.ch
Zusammenarbeit Holmes Place – BDO
BDO ist seit 2014 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnung
der Holmes Place Gruppe tätig. Nebst der gesetzlichen Prüfung
erbringen wir im Rahmen der Konzernprüfung weitere Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit unseren ausländischen BDO
Netzwerkpartnern. Zudem konnten wir das Management von
Holmes Place bei der Ermittlung eines Brandschadens
unterstützen.
Simon Oswald, dipl. Wirtschaftsprüfer, BDO AG Zürich
Schnell-Information
■
■
Holmes Place ist eine Gruppe von luxuriösen
Lifestyle Fitness Clubs in Europa und im Nahen
Osten.
Holmes Place richtet sich an ein exklusives Publikum und bietet die neusten Fitnessprogramme
an. Daneben auch Massgeschneidertes: Ernährungsberatung, Personal Trainer, Programme
zum Abnehmen und Spa für die Erholung.
BDO ZOOM 2/2015 | 21
RÖNTGEN I NST IT UT A AR AU
DIE R ADIOLOGIE IST EIN WICHTIGER
1978 wurde das Röntgeninstitut Aarau gegründet. Seither sind
37 Jahre vergangen und die Röntgendiagnostik und der dazu
er forderliche Apparatepark haben zum Teil grosse Zeitsprünge
gemacht und zu noch präziseren Diagnosen und schonenderen
Untersuchungsmethoden geführt.
JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)
Das Röntgeninstitut Aarau liegt unmittelbar beim Bahnhof an bester
Lage. Das ist wichtig für seine Kunden, die hier täglich ein- und ausgehen. Zuweiser sind Hausärzte, Spezialisten und Spitäler aus der
Region. Dr. med. Beat Rehmann ist seit Anfang des 1978 gegründeten
Röntgen-Instituts in Aarau mit dabei. Er steht heute noch den zwei
anderen Radiologen Dr. med. Herbert Wegmüller und Dr. med. Thierry
Littmann zur Seite. Im Laufe der letzten Jahre wurde der Apparatepark
ständig erweitert und auf den neusten Stand gebracht. «Eine sehr kostenintensive aber unverzichtbare Massnahme», sagt Thierry Littmann.
Gut geschultes Personal ist enorm wichtig
Der deutsche Wissenschaftler Wilhelm Conrad Röntgen ahnte wohl
1895 nicht, was er mit der Entdeckung der sogenannten X-Strahlen, welche später in «Röntgenstrahlen» umbenannt wurden, auslösen würde.
Die Radiologie hat riesige Fortschritte gemacht und wird sie wohl weiter
machen. Im Röntgeninstitut in Aarau werden sieben verschiedene
Röntgen-Methoden angewendet (siehe Kasten). Der Apparatepark befindet sich auf zwei Etagen und wird von MTRA-Radiologieassistentinnen
bedient. «Gut geschultes Personal ist in diesem Bereich besonders
wichtig», betont Thierry Littmann. Die Ausbildung zum medizinischtechnischen Radiologieassistenten dauert drei Jahre und umfasst ebenso
theoretischen wie praktischen Unterricht in einem Krankenhaus.
Links überwacht eine MTRA­Radiologieassistentin eine sogenannte MRI
(Magnetresonanz­Tomografi e). Rechts bereitet Dr. med. Thierry Littmann
den Bericht einer radiologischen Untersuchung vor.
22 | BDO ZOOM 2/2015
Innert kürzester Zeit eine präzise Diagnose
Der Radiologe nimmt in der medizinischen Hierarchie nach wie vor
keine führende Rolle ein. Seine Erfahrung und vor allem sein Wissen
werden unterschätzt. Er muss nicht nur über sämtliche Bereiche in
Anatomie und Pathologie, sondern über den immer komplexer werdenden Apparatepark Bescheid wissen. Der jährliche Besuch von Fortbildungsseminaren sei deshalb unverzichtbar. Die grosse Kunst des
Radiologen ist aber, innert kürzester Zeit eine präzise Diagnose zu
stellen. Er wird dabei in seinem Tageswerk mit Bildern von allen Diagnosegeräten konfrontiert. Idealerweise kann der Patient die Aufnahmen der durchgeführten Untersuchungen mitnehmen, um diese
möglichst rasch mit seinem Haus- oder Facharzt zu besprechen. Oder
die Bilder und die Diagnose werden direkt vom zuweisenden Arzt auf
dem Server des Röntgeninstituts noch am selben oder anderen Tag
abgerufen.
In der Workstation gehen die Bilder ein
In der Praxis sieht das so aus: Nach einer erfolgten Untersuchung
werden die Bilder von einem MTRA-Mitarbeitenden bearbeitet und
digital in die sogenannte Workstation weitergeschickt. In dieser
Workstation stehen höchst sensible und hochwertige Bildschirme –
ähnlich wie in einem Newsroom in einem Medienhaus. Hier sitzen die
Radiologen und beurteilen in höchster Konzentration die ständig
eingehenden Bilder und erstellen gleichzeitig mithilfe einer Sprachsteuerungssoftware den Bericht. Sein Vorgehen bei einer Diagnose
umschreibt Thierry Littmann mit einer Checkliste. Sowohl die Untersuchung wie die spätere Diagnostik würden nach einem bestimmten
systematischen Schema erfolgen. «Damit wird die Gefahr, etwas
zu übersehen, deutlich vermindert.» Die schnelle und präzise Diagnose
sei letztlich die Visitenkarte eines Röntgeninstituts, sagt Thierry Littmann. «Wir wollen und müssen optimale Qualität bieten.» Dazu
gehöre auch die Flexibilität. «Auf kurzfristige Terminanfragen müssen
wir reagieren können. Und das tun wir auch.»
Auch wenn der Facharzt nicht mit dem Patienten ins vertiefte
Gespräch kommt, so weiss Radiologe Littmann, dass sich die Menschen
heute immer mehr eine Laienbildung im Internet aneignen würden
und deshalb ganz allgemein kritischer sind gegenüber der Medizin.
«Das hat Vor-, aber auch ebenso viele Nachteile», weiss er aus langjähriger Berufserfahrung. ■
FAKTOR
IN DER MEDIZIN
Der Apparatepark im Röntgeninstitut Aarau
Magnetresonanz-Tomografi e MRI
Sie gilt als die beste Untersuchungsmethode von Gehirn, Wirbelsäule, Gelenken und Weichteilen. Die MRI benötigt keine Röntgenstrahlen, sondern es wird mittels Radiowellen gemessen.
Computertomografi e CT
Sie dient vor allem zur Darstellung der Bauchorgane, der Lunge,
des Schädels, des Gehirns, der Knochenstrukturen sowie teils
auch der Gefässe. Die Untersuchung benötigt Röntgenstrahlung.
Die Strahlenbelastung hat mit dem neuen Gerät des Röntgeninstituts jedoch deutlich abgenommen.
Digitales Röntgen
Röntgenaufnahmen werden primär zur Untersuchung von
Knochen oder Lunge gemacht. Dabei können Veränderungen
am Knochen und den Gelenken festgestellt werden (wie zum
Beispiel Brüche, Arthrose ect.).
Ultraschall
Diese Technik wird vor allem zur Untersuchung von Bauch- und
Beckenorganen, Weichteilen, Gelenken und Gefässen eingesetzt.
Durchleuchtung
Sie wird zur Darstellung von Speiseröhre, Magen, Darm oder
Venen (vor einer Krampfader-OP zum Beispiel) und Nieren eingesetzt. Zusätzlich dient die Untersuchung zur Gelenkspunktion
(etwa bei der Kontrastmittelfüllung eines Gelenkes). Verwendet
werden schwache, anhaltende Röntgenstrahlen.
Mammografi e
Sie dient als empfindlichste Früherkennungsmethode von Brustkrebs. Die Röntgenstrahlung durchdringt den Körper und bildet
ein Röntgenbild ab.
Knochendichtemessung
Diese Methode gilt zur Erkennung von Osteoporose als das
exakteste Verfahren (Feststellen der Knochendichte). Die
Strahlenbelastung ist gering (1/100 einer normalen Röntgenaufnahme der Wirbelsäule).
Das Ärzteteam
Dr. med. Beat Rehmann, Facharzt Radiologie FMH
Dr. med. Herbert Wegmüller, Facharzt Radiologie FMH
Dr. med. Thierry Littmann, Facharzt Radiologie FMH
Die Mitarbeitenden
MTRA-Radiologieassistentinnen
Medizinisches Praxispersonal (Patientenaufnahme/Sekretariat)
Zusammenarbeit Röntgeninstitut Aarau – BDO
Sandra Vinci ist Teamleiterin Treuhand
bei BDO und arbeitet in der Niederlassung in Aarau. Sie führt für das Röntgeninstitut ein vielfältiges Treuhand-Mandat. Wir haben nachgefragt.
Frau Vinci, was denken Sie, wenn Sie regelmässig bei Ihrem
Kunden in Aarau vorbeischauen?
Sandra Vinci: Ich bin immer wieder von Neuem beeindruckt
von der Komplexität eines radiologischen Instituts, dem umfangreichen Apparatepark und der Effizienz der Arbeitsabläufe.
Das Röntgeninstitut Aarau wird von drei Radiologen geführt
und von rund 25 medizinischen Fachpersonen begleitet. Da
bleibt wohl nicht mehr viel Zeit für administrative Pflichten?
Die Rechnungsstellung, die Debitorenverwaltung und das Mahnwesen werden durch den Kunden selber vor Ort erledigt. Mit unserem umfassenden Treuhand-Angebot bietet sich für die Ärzte
die Möglichkeit, sich vollumfänglich von allen weiteren auf das
Rechnungswesen bezogenen Aufgaben zu befreien. Sie können
sich auf ihre Haupttätigkeit konzentrieren und wissen die administrativen Arbeiten in guten Händen.
In welchen Bereichen unterstützen Sie das Institut vor allem?
Wir machen alles rund um die Löhne, von der monatlichen Auszahlung bis zur Abrechnung mit den Sozialversicherungen und
den Lohnausweisen. Wir erledigen auch die ganze Personaladministration (Arbeitsverträge und An- und Abmeldungen bei den
Sozialversicherungen). Die Zahlung der Kreditoren läuft über uns
und wir planen und überwachen die Liquidität. Natürlich machen
wir auch die Buchführung und den Jahresabschluss sowie die
Steuererklärungen der Ärzte. Das ganze Inkassowesen ist ebenfalls Teil dieses umfangreichen Mandats.
Schnell-Information
■
■
■
Das Röntgeninstitut Aarau besteht seit 1978 und
wird von drei Radiologen geführt.
Das radiologische Institut verfügt über einen
modernen Apparatepark mit sieben verschiedenen Röntgendiagnosemöglichkeiten. Röntgengeräte zeichnen sich heute durch ihre Genauigkeit aus. Die Strahlenbelastung hat mit der
Entwicklung der Geräte deutlich abgenommen.
Ein Radiologe kann innert kürzester Zeit eine
Diagnose stellen, sodass Zuweiser (Haus- und
Fachärzte, Spitäler) und Patient meist noch am
gleichen Tag über die Informationen verfügen.
BDO ZOOM 2/2015 | 23
STIFTUNG SCHWEIZERISCHE SCHULE FÜR BLINDENFÜHRHUNDE
TIERISCHE
BEGLEITER BIETEN MOBILITÄT
UND SICHERHEIT
1972 gegründet, ist die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde heute eine professionelle Einrichtung für die Ausbildung von Führ-, Assistenz- und Autismusbegleithunden. Das
Wohl der Hunde geniesst einen hohen Stellenwert. Nach bestandener Eignungsprüfung verhelfen sie behinderten Menschen zu
mehr Mobilität und Selbstständigkeit.
Die Hunde werden mit rund
30 italienischen Hörzeichen
befehligt, weil diese Sprache
dank vieler Vokale für die
Hunde gut verständlich ist.
SABINE SCHMID (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)
Rika, Rasmus, Rocket und Rover heissen die vier jüngsten Schüler der
Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde – drei Rüden,
eine Hündin. «Sie kamen am 24. Februar zur Welt und durchliefen bis
Mitte Mai unser Welpenförderungsprogramm», erklärt Gérard Guye,
Geschäftsleiter und Leiter Administration und PR.
Gérard Guye, Geschäftsleiter
und Leiter Administration und
PR: «Wir arbeiten ausschliesslich mit Labrador- Retrievern,
weil diese Rasse lern- und spielfreudig ist. Die Hunde sind
anpassungsfähig und freundlich zu Mensch, Tier und
Kindern.»
Zum Unternehmen
Die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde wurde
1972 in Allschwil gegründet. Sie steht unter Aufsicht des Bundes.
Die Jahresrechnung und der Tätigkeitsbericht werden vom Eidgenössischen Departement des Innern jährlich geprüft. Die Schule
beschäftigt rund 43 Personen, die hauptsächlich als Experten in
der Hundebetreuung und -ausbildung tätig sind.
www.blindenhundeschule.ch
24 | BDO ZOOM 2/2015
«Spielend lernen» lautet dabei das Motto. Und tatsächlich ähnelt
ihr Trainingsgelände in vielerlei Hinsicht einem Kinderspielplatz.
Da gibt es ein Bällebad, einen Kriechtunnel, einen Plastikzylinder und
Holzkonstruktionen zum Klettern und sich verstecken. Die Welpen
toben herum. Immer in ihrer Nähe Mutter Dinara. Als eines der vier
Welpen erschrickt, ist der Laie bedacht, den kleinen Hund reflexartig
zu trösten. «Falsch», sagt die Welpenbetreuerin. «Das Tier muss
lernen, Schreckmomente als etwas Normales auszuhalten.»
Über 40 Jahre Erfahrung
Die ersten zehn Wochen sind sehr wichtig für die Entwicklung der
Hunde. «Bereits hier erhalten wir erste Aufschlüsse über ihre mögliche
Entwicklung, obwohl diese längst nicht abgeschlossen ist.» Nicht alle
haben eine Karriere als Blindenführhund vor sich. «Seit 2002 bilden wir
Sozialhunde aus, seit 2012 auch Assistenz- und Autismusbegleithunde»,
erklärt Gérard Guye. «Doch der Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung
von Blindenführhunden.» Das seit 1972. Damals wurde die von Walter
und Rosa Rupp gegründete und privat geführte «Schweizerische Schule
für Blindenführhunde» durch die Vereinigung der «Freunde Schweizerische Schule für Blindenführhunde» in die heutige Stiftung überführt.
Die Schule war im «Waldheim», einem ehemaligen Geburtshaus in Allschwil untergebracht. Seither kamen in Allschwil 1866 Welpen zur
Welt, 873 davon wurden zu Blindenführhunden ausgebildet.
Das Waldhaus steht heute nicht mehr. Die Stiftung Schweizerische
Schule für Blindenführhunde ist seit 2003 auf einem rund 17 000 Quadratmeter grossen Campus eingerichtet, der der erfolgreichen Weiterentwicklung der Schule Rechnung trägt. Die Bauten und Trainingsgelände sind von einfacher, schlichter Architektur. Auch die Innenräume
überzeugen durch ihre simple, saubere und übersichtliche Raumaufteilung. Es gibt sechs moderne Wurfboxen und 48 Hundeboxen, die
mit Bodenheizung und automatischen Tränken ausgestattet sind. Über
Klapptüren gelangen die Hunde in den Aussenbereich. Alles ist gut
organisiert, professionell und zum Wohl des Hundes eingerichtet. Die
Hunde verbringen die meiste Zeit jedoch bei ihrem Ausbilder.
Training in der Stadt
Auf dem weitläufigen Schulareal leben auch fünf Katzen. «Damit sich
die Hunde früh an sie gewöhnen», sagt der Geschäftsleiter. «Ein Blindenführhund darf seinem Jagdtrieb nicht nachgeben.» Die Gewöhnung
an Katzen ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Labradorhunde in einem
intensiven Trainingsalltag lernen, sich den Gegebenheiten ihrer Umwelt anzupassen.
«Dazu gehört das tägliche Training in der Stadt», so Guye. Zweimal
täglich führen die Trainer ihre Labradorhunde in der Stadt aus. Hier
lernen sie Hindernisse zu erkennen und zu umgehen, mit dem Strassenverkehr klarzukommen, sich an Lärm und andere Hunde zu gewöhnen.
Auf dem Trainingsgelände in Allschwil gibt es Hindernisparcours, auf
denen das Gelernte weiter vertieft wird.
Zusammenarbeit Stiftung Schweizerische
Schule für Blindenführhunde – BDO
BDO ist seit 2011 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnung der
Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde tätig. Die
Jahresrechnung wird nach OR geprüft. Daneben unterstützen wir
die Stiftung bei spezifischen Fragestellungen.
Peter Graber, leitender Wirtschaftsprüfer, BDO AG,
Niederlassung Liestal
Kostenpunkt: 65 000 Franken
Ein Führhund verhilft Sehbehinderten zu mehr Mobilität und Selbstbewusstsein. Er ist auch ein guter Brückenbauer. «Der Sehbehinderte
muss aber selber agil und gerne unterwegs sein», weiss Gérard Guye.
«Er muss sich gut orientieren können, da der Hund zwar führt, aber
nicht die Funktion eines GPS-Geräts übernimmt.» Das Zusammenführen von Sehbehindertem und Tier spielt eine wichtige Rolle. In Schulungen und mehrtägigen Kursen lernen die Behinderten ihren Hund
kennen, pflegen und leiten.
Die Kosten bis zum geprüften Hund belaufen sich insgesamt auf
rund 65 000 Franken. «Wir arbeiten ausschliesslich mit Labrador-Retrievern, weil diese Rasse lern- und spielfreudig ist, anpassungsfähig
und freundlich zu Mensch, Tier und Kindern.»
Nach dem zehnwöchigen Welpenförderungsprogramm kommen die
Hunde für 12 bis 15 Monate zu Patenfamilien. «Diese sorgen für die
Grunderziehung und eine gute Sozialisierung», erklärt Gérard Guye. Im
Anschluss an das Patenjahr erfolgt das spezialisierte sechs- bis neunmonatige Intensivtraining des Hundes. «Jetzt entscheidet sich, welche
Karriere der Hund anstreben wird.» Je nach Charakter werden sie mit
fachspezifischen Trainings zu Blindenführ-, Assistenz- oder Autismusbegleithunden ausgebildet. Kommt keine dieser Ausbildungen infrage,
werden die Hunde als Sozial- oder Familienhunde eingesetzt.
Nach der Ausbildung prüft ein Experte der Invalidenversicherung
die Eignung des Blindenführhundes. «Die IV übernimmt rund zwei
Drittel der Kosten, beim Assistenzhund (Kosten 45 000 Franken) nur
ein Drittel.» An der Ausbildung von Autismusbegleithunden beteiligt
sich die IV nicht – «weil die Wirksamkeit in der Schweiz noch nicht
wissenschaftlich erforscht, nachgewiesen und dokumentiert ist». Deshalb finanziert sich die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde zu einem grossen Teil durch Spendengelder. Damit Sehbehinderte, Kinder mit Autismus und Menschen im Rollstuhl auch weiterhin
auf ihre tierischen Begleiter zählen können. ■
Schnell-Information
■
■
■
■
■
Die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde züchtet Hunde und bildet sie zu
Blindenführ-, Assistenz-, Autismusbegleit- oder
Sozialhunden aus.
Blindenführhunde begleiten blinde oder sehbehinderte Menschen durch ihren Alltag.
Assistenzhunde verhelfen Menschen im Rollstuhl zu mehr Selbstständigkeit, indem sie zum
Beispiel Türen öffnen, Schlüssel aufheben oder
beim Auskleiden helfen.
Autismusbegleithunde verleihen Kindern mit
Autismus Sicherheit und Schutz. Sie erfordern
eine erwachsene Person, die Befehle erteilt.
Sozialhunde sorgen in Altersheimen, psychiatrischen Kliniken, Kindergärten, Gefängnissen
oder anderen Einrichtungen für eine geschätzte
Ablenkung.
BDO ZOOM 2/2015 | 25
BLICKPUNKT
BDO STEUERTAG
STEFAN SCHÄR (TEX T), CUT & SHOOT GMBH (FOTOS)
Mit der Frage «Vom Steuerhimmel in die Steuerhölle?» lud BDO zum
8. Steuertag ins Verkehrshaus Luzern ein. Über 500 Gäste folgten der
Einladung. Was sie erwartete, waren spannende Diskussionen, harte
Fakten und illustre Redner: Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, die
Ständeräte Konrad Graber (Kanton Luzern) und Roberto Zanetti (Kanton Solothurn), Regierungsrat Peter Hegglin (Kanton Zug) sowie die
Gastgeber und BDO Referenten Heinz Vogel (Leiter Region Zentralschweiz), Erich Ettlin (Leiter Produktbereich Steuern und Recht) sowie
Dr. Peter Vollenweider (Leiter Steuern und Recht, Zentralschweiz).
Gewohnt souverän moderierte Franz Fischlin die Veranstaltung. Im
Impulsgespräch wies Ständerat Konrad Graber darauf hin, dass die
Schweiz noch immer massiv unter Druck stünde, steuerliche Anpassungen vorzunehmen. Die beiden BDO Steuerexperten Erich Ettlin und
Peter Vollenweider erläuterten die aktuelle Situation. Mit durchschnittlich 18 Prozent der Unternehmensgewinnsteuern sei die Schweiz
im Vergleich mit den USA (rund 40 Prozent) «relativ nahe am Himmel». Weil auf internationalen Druck Steuerprivilegien abgeschafft
werden müssen, sei die Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III
ausgesprochen wichtig, folgerte Peter Vollenweider. Diese Einschätzung teilten auch die Podiumsteilnehmer Bundesrätin Eveline
Widmer-Schlumpf, Ständerat Roberto Zanetti und Regierungsrat Peter
Hegglin. Wie diese umzusetzen sei und was genau sie zu beinhalten
habe, da waren die Teilnehmenden erwartungsgemäss unterschiedlicher Meinung.
Der nächste BDO Steuertag findet am 1. April 2016 im Verkehrshaus in Luzern statt. ■
Heinz Vogel, BDO AG, Leiter Region Zentralschweiz, Mitglied der Geschäftsleitung.
26 | BDO ZOOM 2/2015
2015
Podiumsdiskussion mit Moderator Franz Fischlin, Ständerat Roberto Zanetti, Finanzdirektor
Peter Hegglin und Bundesrätin Eveline Widmer­Schlumpf.
Sie sorgten für angeregte Steuerdiskussionen: (v.l.n.r.) Heinz Vogel (BDO AG), Erich Ettlin (BDO AG), Dr. Peter Vollenweider (BDO AG), Finanzdirektor
Peter Hegglin (Kt. Zug), Bundesrätin Eveline Widmer­Schlumpf, Moderator Franz Fischlin, Überraschungsgast «Veri», Ständerat Konrad Graber
(Kt. Luzern) und Ständerat Roberto Zanetti (Kt. Solothurn).
BDO ZOOM 2/2015 | 27
WEN ICH
SCHON
IMMER
TREFFEN
W O L LT E
ROGER MÜLLER TRIFFT LUKAS FRICK, SENIOR PILOT BEI DER REGA
EIN
BUBENTRAUM
Auf dem Militärflugplatz Dübendorf liegt die Zürcher Basis der
Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega. Hier trifft Roger Müller
frühmorgens auf den Rega-Helikopterpiloten Lukas Frick. Seine
Maschine ist bereits einsatzbereit. Die Crew, bestehend aus Pilot,
Rettungssanitäter und einem Arzt, hat das allmorgendliche
Briefing bereits hinter sich. Jederzeit kann ein Alarm eintreffen.
ZOOM hat Lukas Frick mit Roger Müller, Gruppenleiter Treuhand
von BDO, Niederlassung Wetzikon, zusammengebracht.
PETER J. AEBI (TEX T), BERNHARD STR AHM UND REGA (FOTOS)
Roger Müller hört sich interessiert die Ausführungen
von Rega-Pilot Lukas Frick an.
28 | BDO ZOOM 2/2015
WIRD WAHR
Roger Müller hat schon immer interessiert, wer hinter den Steuerknüppeln der Rettungshelikopter bei der Rega sitzt und wie er dazu
gekommen ist. Nun trifft er auf der Einsatzbasis in Dübendorf auf
Lukas Frick. Neugierig sieht er sich um und lässt sich im Hangar von
Lukas Frick dessen Arbeitsgerät – einen Eurocopter EC 145 – erläutern:
«Insgesamt sechs solche Helikopter setzt die Rega auf ihren Mittellandbasen ein. Die Crews der Gebirgsbasen fliegen einen anderen
Helikopter-Typ.» Seit der Gründung im Jahr 1952 verbessert die Rega
laufend die Standards in der Luftrettung zugunsten der Schweizer
Bevölkerung. «Wir haben eine optimale Infrastruktur für unsere Mission, medizinische Hilfe aus der Luft zum Patienten zu bringen», erklärt
er. «Das ist allerdings nur möglich, weil uns über zweieinhalb Millionen
Gönnerinnen und Gönner unterstützen und so die Finanzierung der
Rega sichern.» Natürlich will Roger Müller wissen, wie Lukas Frick zu
seinem Beruf gekommen ist. «Schon mit neun Jahren war Rega-Pilot
mein Traumberuf», antwortet Lukas Frick.
Zur Person
Lukas Frick
Jahrgang 1974
Wohnort Wettingen
Pilot auf den Einsatzbasen
Zürich und Basel
Ausbildung: HelikopterBerufspilot, Fluglehrer
Aktuelle Position: Senior
Pilot der Einsatzbasis Zürich
Zur Person
Roger Müller
Jahrgang 1982
Wohnort Pfäffikon/ZH
Seit März 2009 bei BDO,
aktuell Gruppenleiter
Treuhand, Niederlassung
Wetzikon
Ausbildung: KV, Treuhänder mit eidg. Fachausweis
Am Anfang stand ein Buch
Er erinnert sich noch genau an den Zeitpunkt, als er wusste: «Das ist
mein Beruf!» Mit seiner Familie weilte er in einer Ferienwohnung. Dort
fand sein Vater ein Buch über einen Rega-Piloten, der seine Erfahrungen und Abenteuer bei Rettungseinsätzen schilderte. «Mein Vater gab
mir das Buch und meinte, es wäre auch was für mich», lacht er. «Ich
habe es förmlich verschlungen und mein Entscheid war klar: Ich wollte
Rega-Pilot werden.» Roger Müller hakt nach, ihn interessiert der Weg
zum Ziel. «Haben Sie den Weg über die Militärflugausbildung gemacht?» Lukas Frick schüttelt den Kopf. «Natürlich steht einem der
Weg über die militärische Ausbildung offen. Doch das gelingt nicht
vielen. Der Sohn von Bekannten ist dabei gescheitert.» Das hat ihn
damals davon abgehalten, es überhaupt erst zu versuchen. Obwohl:
«Später, als ich bei der damaligen Helog-Heliswiss die Umschulung auf
Super Puma absolvierte, meinte mein Ausbildner, ein ehemaliger
Offizier der Luftwaffe, dass ich die militärische Ausbildung vermutlich
geschafft hätte.» Daraus leitete er daher sein Lebensmotto ab: «Lass
dich nie entmutigen, zieh dein Ding durch.»
Zu jener Zeit stellte er die Weichen anders. Er lernte Plattenleger
und arbeitete im Familienbetrieb mit. «Als mit Anfang zwanzig die
Ausbildung zum Meister anstand, zog ich die Reissleine.» Er begann mit
der Ausbildung zum Helikopter-Piloten. «Zuerst machte ich den Privatpilotenschein, danach das Berufspilotenbrevet.» Hinzu kamen unter
anderem die Ausbildungen für Landungen im Gebirge, Nachtflug und
zum Fluglehrer. «Die Ausbildungskosten waren erheblich und so investierte ich meinen ganzen Lohn in die Fliegerei.» In dieser Zeit galt es,
neben der Arbeit möglichst viel zu fliegen. «Ich machte alle möglichen
Bedarfsflüge und reiste teilweise für einen halbstündigen Flug durch die
halbe Schweiz.» Nach sieben intensiven Jahren erhielt Frick bei der
Helog-Heliswiss seine erste Festanstellung. «Dort durfte ich auf den
Super Puma umschulen und stand vor allem in Darfur im Sudan für die
Vereinten Nationen im Einsatz. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und
reifer werden lassen.»
Rega-Bewerbung
Und wie ist er dann schliesslich zur Rega gekommen? «Ich habe mein
Ziel nie aus den Augen verloren. Schliesslich habe ich mich bei der Rega
beworben. Da half es natürlich, dass ich alle nötigen Ausbildungen vorweisen konnte. Daher durfte ich dann das Assessment absolvieren.»
Rega-Basis Zürich
Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega organisierte im Jahr
2014 insgesamt 14 435 Einsätze mit Ambulanzjets und Helikoptern. Die Crews der 12 Einsatzbasen flogen mit ihren Rettungshelikoptern insgesamt 10 802 Einsätze. 944-mal startete der
Heli der Zürcher Basis zu einem Einsatz. In 419 Fällen brachten
sie medizinische Hilfe direkt auf die Unfallstelle, bei den anderen
Einsätzen handelte es sich um Verlegungsflüge von Spital
zu Spital.
Die Rega-Basis Zürich steht im Schichtbetrieb rund um die
Uhr das ganze Jahr über im Einsatz. Dieser wird mit vier vollständigen Crews, jeweils mit je einem Piloten, Rettungssanitäter
und Arzt sichergestellt.
BDO ZOOM 2/2015 | 29
WEN ICH
S C H O N
IMMER
TREFFEN
W O L LT E
Die Beurteilung fiel positiv aus. Aber: «Es war damals noch keine Stelle
frei. Es dauerte noch einmal vier Jahre bis es so weit war.» In dieser
Zeit blieb man in Kontakt. Dann endlich kam die Chance. «Als letzten
Eignungstest verbrachte ich 48 Stunden zusammen mit der Crew auf
der Einsatzbasis und machte jeden Einsatz mit. So findet man heraus,
ob es auch menschlich passt. Das ist zentral, schliesslich verbringen w
­ ir
sehr viel Zeit miteinander.»
Roger Müller möchte wissen, wie denn der Einstieg in die Rega
stattfindet. «Man wird sehr sorgfältig eingeführt», erklärt Lukas Frick.
«Zuerst absolviert man eine zweiwöchige Einführung beim Helikopter-­
Hersteller. Dabei geht es vor allem um theoretische Kenntnisse der
Maschine.» Es folgt eine gut einmonatige Schulung im praktischen
­Bereich. «Nach erfolgreich bestandener Typenumschulung folgt die
Einführung in die verschiedenen Flugverfahren bei Rettungseinsätzen.
Während dieser Zeit wird man von einem Instruktor und später vom
Senior Pilot der jeweiligen Einsatzbasis b­ egleitet.» Erst dann folgt der
erste Einsatz «alleine» mit der Crew.
«Wie war denn der erste Einsatz?», fragt Roger Müller. Lukas Frick
lacht. «Das war etwas frustrierend: Kaum waren wir in der Luft, wurde
der Einsatz abgebrochen. Für die Betroffenen war das natürlich ein
­gutes Zeichen, bei mir fühlte es sich jedoch ein wenig wie bei einem
Skifahrer an, der sich gut vorbereitet hat und kurz vor seinem Start
­erfährt, dass das Rennen abgebrochen wird.»
Auf die Frage nach seinem bisher schlimmsten Einsatz antwortet er
lieber mit einem positiven. Ein solcher liegt nur kurze Zeit zurück. «Da
stimmte einfach alles», freut er sich noch heute darüber. «Es war ein
Einsatz mit der Rettungswinde beim grossen Mythen. Wir retteten einen abgestürzten Kletterer vom Fuss einer Felswand. Wir hatten Mühe,
den bewegungslosen Mann, der in einem abschüssigen Geröllfeld lag,
überhaupt auszumachen. Auch fliegerisch war es eine Herausforderung, aber die Rettung gelang perfekt und die Zusammenarbeit im
Team war einmal mehr hervorragend. Der Patient konnte schnell und
sicher gerettet, erstversorgt und ins Spital geflogen werden. Vor wenigen Tagen erhielten wir sogar einen Dankesbrief von ihm. Trotz schwerer Verletzungen befindet er sich auf dem Weg der Besserung und wird
wohl wieder ganz gesund werden. Was will man mehr?»
Er ist nun der Autor der Geschichten, die er als Junge verschlungen
hat. Aber sein Beruf besteht nicht nur aus den Einsätzen direkt auf der
Unfallstelle, wo die Crew nie recht weiss, was sie erwartet. «Wir
30 | BDO ZOOM 2/2015
­ achen oft Verlegungen von Patienten – das heisst wir fliegen sie von
m
einem Spital in ein anderes. Das sind einigermassen planbare und meist
besser einschätzbare Einsätze.» Pro 24 Stunden fliegen die Crews der
Einsatzbasis Zürich im Durchschnitt ungefähr drei bis vier Einsätze,
­davon einen in der Nacht. «Wie sieht denn ein durchschnittlicher
­Arbeitstag aus?», will Roger Müller wissen. «Der beginnt um 7.30 Uhr
mit der Übernahme der Maschine und der Crew», erklärt Lukas Frick.
Danach bereitet der Pilot den Helikopter für den nächsten Einsatz vor
und macht seine individuellen Einstellungen im Cockpit. Während­
dessen überprüfen der Rettungssanitäter und der Notarzt das gesamte
medizinische Material sowie die Rettungswinde. «Auch während diesen Arbeiten bleibt die Crew einsatzbereit», unterstreicht Lukas Frick.
Um 8.30 Uhr nimmt die Crew ein gemeinsames Frühstück ein und
macht das Briefing. «Wir besprechen auch, ob alle Crew-Mitglieder fit
sind – körperlich und mental. Man muss wissen, ob bei jemandem
­irgendetwas Belastendes vorliegt, das seine Leistung allenfalls beein-
Zum Beispiel der Rufname und Funkkanal des Ansprechpartners vor
Ort. Wenn eine Landung am Einsatzort nicht möglich erscheint,
­nehmen wir auf dem Weg zum Einsatzort einen Bergretter des Schweizerischen Alpen-Clubs (SAC) auf.» Der Bergretter ist zuständig für die
Sicherheit bei einer Rettung in unwegsamem Gelände. «Nachdem der
Verunfallte lokalisiert wurde, wird der Bergretter durch unseren
­Rettungssanitäter, der den Piloten einweist und die Rettungswinde
­bedient, abgeseilt. Danach sichert er den Verunfallten s­ owie sich
­selber. Es folgt der Arzt, der ebenfalls gesichert wird und sich dann um
den Verletzten kümmern kann. Danach fliegen wir den Verunfallten
und den Arzt an der Rettungswinde zu e­ inem Zwischenlandeplatz, wo
sich der Arzt weiter um den Patienten kümmern kann und ihn für den
Transport ins nächstgelegene und am besten geeignete Spital vorbereitet. Schliesslich fliegen wir den Patienten mit dem Heli in ein Spital.»
«Sie scheinen ein weites Einsatzgebiet zu haben», staunt Roger
Müller. Lukas Frick erläutert, dass die Einsätze der Zürcher Rega-Basis
in Dübendorf in der Regel im Gebiet der Kantone Aargau, Zürich
und Schaffhausen erfolgen. Bei Bedarf gibt es Flüge in den Kantonen ­
St. Gallen, Schwyz sowie im süddeutschen Raum. «Einsätze in anderen
Gebieten sind für uns jeweils eine willkommene Abwechslung»,
erklärt Lukas Frick.
flussen könnte.» Geprüft wird auch die aktuelle Situation im Luftraum.
«Manchmal gibt es Einschränkungen, und die muss man kennen.»
­Roger Müller fragt, wie es denn während des WEF in Davos sei. «Das ist
ein Beispiel, bei dem markante Einschränkungen gelten», bestätigt der
Rega-Pilot. «Ein Teil des normalen Tagesablaufs ist auch die Reinigung
des Helikopters und des Hangars», erklärt Lukas Frick. Zudem müssten
administrative Arbeiten erledigt werden. «Hinzu kommen sogenannte
Refresher und Weiterbildungen, damit alle Bewilligungen, die ein P­ ilot
benötigt, gültig bleiben.»
Einsatz
Roger Müller ist von der Leidenschaft, mit welcher Lukas Frick über
­seinen Beruf berichtet, beeindruckt. «Wie läuft denn ein Einsatz überhaupt ab», will er wissen. «Die Einsatzzentrale alarmiert uns und kurze
Zeit später starten wir in Richtung Einsatzort. Die genauen Koordinaten und weitere Informationen zum Einsatz folgen während des Fluges.
Einblicke in einen
Rega-Einsatz.
Herausforderung Wetter
Die beeindruckenden Schilderungen von Lukas Frick bestätigen, dass
die Einsätze sehr anspruchsvoll sein können. «Was macht die Tätigkeit
aber besonders schwierig?», fragt Roger Müller nach. «Schneefall
und Sprühregen in der Nacht, welche die Sicht schnell auf ein Minimum sinken lassen», antwortet Lukas Frick sofort. Das sind auch mit
den m
­ odernsten Helikoptern immer noch grosse Herausforderungen.
«Wir fliegen auf Sicht und entsprechend anstrengend ist das Fliegen
bei w
­ idrigen Wetterbedingungen.» Sind die Wetterbedingungen ganz
schlecht, müssen sogar die Rega-Helis am Boden bleiben. Ungefähr
600 Patienten jährlich kann die Rega in der Schweiz wegen schlechten
Wetters nicht aus der Luft versorgen. Um das zu ändern, hat die Rega
deshalb verschiedene Massnahmen lanciert, damit ihre Rettungs­
helikopter in Zukunft auch bei Nebel und Schneefall fliegen können.
Abschalten
«Sie stehen im Beruf unter Hochdruck – immerhin geht es um
­Menschenleben, wie können Sie sich davon in Ihrer Freizeit erholen?»
Auch hier antwortet Lukas Frick umgehend: «Vor allem beim Sport
in der Natur. Mountainbiken und Skifahren mag ich sehr», sagt er.
«Aber auch die Technik fasziniert mich. So bin ich seit einiger Zeit dabei, ­einen alten Landrover zu restaurieren. Zudem bin ich sehr gerne
am Wasser. Lesen gehört auch zu meinen bevorzugten Freizeitaktivitäten. Ich liebe historische Romane.» Nicht zuletzt pflegt er auch seine
­musische Seite. Musik hat es ihm angetan, vor allem Jazz und Funk:
«Seit meinem 10. Lebensjahr, spiele ich Schlagzeug.»
Roger Müller ist fasziniert von der Organisation bei der Rega und
dem vielfältigen Aufgabenbereich des Piloten Lukas Frick. Vor allem die
Leidenschaft, mit welcher auf der Rega-Einsatzbasis ans Werk gegangen wird – immer mit dem Fokus auf das Wohl der Patientinnen und
Patienten, die es zu retten gilt – hat ihn überzeugt. ■
BDO ZOOM 2/2015 | 31
BDO AG
www.bdo.ch
Langenthal
Tel. 062 919 01 70
Affoltern a. A. Tel. 043322 77 55
Laufen
Tel. 061 766 9060
Altdorf
Lausanne
Tel. 021 310 2323
Baden-Dättwil Tel. 0564830245
Liestal
Tel. 061927 8700
Basel
Tel. 061317 3777
Lugano
Tel. 091913 3200
Bern
Tel. 031327 17 17
Luzern
Tel. 041 36812 12
Biel
Tel. 0323462222
Olten
Tel. 062387 9525
Burgdorf
Tel. 034421 88 11
Sarnen
Tel. 041 6662777
Chur
Tel. 081 4034848
Sion
Tel. 0273247070
Delémont
Tel. 032 421 0666
Solothurn
Tel. 0326246246
Frauenfeld
Tel. 0527283500
St. Gallen
Tel. 071 2286200
Fribourg
Tel. 0264353333
Stans
Tel. 041 618 0550
Genf
Tel. 0223222424
Sursee
Tel. 0419255555
Glarus
Tel. 0556452930
Wetzikon
Tel. 044931 35 85
Grenchen
Tel. 0326549696
Zug
Tel. 041 757 5000
Herisau
Tel. 071 3533533
Zürich
Tel. 04444435 55
Lachen
Tel. 055451 5230
Aarau
Tel. 06283491 91
Tel. 041874 7070
Erhalten Sie unsere Informationen schnell, kurz und prägnant.
Auf twitter.com/BDO_AG_Schweiz finden Sie unsere aktuellen Newsletter,
Blogs, Studien, Medienmitteilungen und vieles mehr auf einen Blick.