ZOOM 2/15 Das Kundenmagazin von BDO XXX YYY GESUNDHEIT AKTIVE GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN UNTERNEHMEN WIRD MIT EINEM LABEL AUSGEZEICHNET. BAD SCHINZNACH AG AAAA BBBBB CCCCC 1651 WURDE DURCH ZUFALL EINE DER STÄRKSTEN SCHWEFELTHERMEN IN DER SCHWEIZ ENTDECKT. DDDDDD EEEE FFFF DER WEG EINER LEISTUNGSABRECHNUNG DIE CSS VERARBEITET TÄGLICH RUND 61 000 LEISTUNGSABRECHNUNGEN. GGGGGGGG ZOOM HAT EINEN BLICK HINTER DIE (VERARBEITUNGS-)KULISSEN GEWORFEN. HHHHH IIIII JJJJJ Prüfung • Treuhand • Steuern • Beratung ZOOM 2/15 Das Kundenmagazin von BDO XXX YYY GESUNDHEIT AKTIVE GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN UNTERNEHMEN WIRD MIT EINEM LABEL AUSGEZEICHNET. BAD SCHINZNACH AG AAAA BBBBB CCCCC 1651 WURDE DURCH ZUFALL EINE DER STÄRKSTEN SCHWEFELTHERMEN IN DER SCHWEIZ ENTDECKT. DDDDDD EEEE FFFF DER WEG EINER LEISTUNGSABRECHNUNG DIE CSS VERARBEITET TÄGLICH RUND 61 000 LEISTUNGSABRECHNUNGEN. GGGGGGGG ZOOM HAT EINEN BLICK HINTER DIE (VERARBEITUNGS-)KULISSEN GEWORFEN. HHHHH IIIII JJJJJ Prüfung • Treuhand • Steuern • Beratung 4 8 10 13 SC H W E R PU N K T-T H E M A Wikipedia bezeichnet «Gesundheit» als (undefinierten) Zustand des körperlichen wie geistigen Wohlbefindens und somit die Nichtbeeinträchtigung durch eine Krankheit. Die aktuellen Zahlen für die Gesundheitskosten in unserem Lande zeichnen ein eher krankes Bild. Alleine die Leistungskosten der obligatorischen Grundversicherung beliefen sich 2012 auf 25 Milliarden Franken. Prävention ist deshalb heute mehr als nur ein Schlagwort. Prävention wird gelebt. Auf prviater Ebene wie auch in Unternehmen. Wir beleuchten den Begriff «Gesundheit» aus verschiedenen Blickwinkeln. DAS ZOOM-GESPRÄCH Stefan Wülser, Patrick Renggli und Sandra Bregenzer haben bei der CSS führende Funktionen im Bereich der Leistungsabrechnung und Leistungsabwicklung. ZOOM hat mit ihnen einen Rundgang durch den komplizierten Leistungsabrechnungsprozess gemacht und anschliessend ein Gespräch geführt. KREBSLIGA SCHWEIZ Die Behandlungsmethoden bei einer Krebserkrankung sind heute direkter und umfassender auf die persönlichen Bedürfnisse eines Patienten ausgerichtet. Ein Porträt der Krebsliga Schweiz. F R I E N D LY W O R K S PA C E ® Gesundheitsmanagement in einem Unternehmen lässt sich auszeichnen. Buchstäblich. Das Unternehmen muss sich einem Assessment der Gesundheitsförderung Schweiz unterziehen. BERNER REHA ZENTRUM HEILIGENSCHWENDI Die erste Volksheilstätte der Schweiz ist auf 1123 Meter, auf einem idyllischen Fleck Erde gelegen. Sie ist zu einem hochmodernen medizinischen Zentrum geworden. 19 HOLMES PL ACE LIFEST YLE FITNESS Holmes Place ist ein führender Anbieter für eine ganzheitliche Gesundheits- sowie Fitnessbetreuung mit 250 000 Mitgliedern in neun Ländern. Einblick in ein interessantes Netzwerk, das auch BDO als gesetzlicher Prüfer bei diesem Unternehmen anwendet. 22 RÖNTGENINSTITUT A AR AU Das seit 1978 bestehende Röntgeninstitut Aarau bietet einen eindrücklichen und modernen Apparatepark mit sieben verschiedenen Röntgendiagnosemöglichkeiten. 24 STIFTUNG SCHWEIZERISCHE SCHULE FÜR BLINDENFÜHRHUNDE Die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde züchtet Hunde und bildet sie in unterschiedlichen Bereichen in der Führung von behinderten Menschen aus. 26 BLICKPUNKT BDO lud zum 8. Steuertag ins Verkehrshaus Luzern. Über 500 Gäste folgten der Einladung und erfreuten sich an spannenden Diskussionen und illustren Rednern. 28 WEN ICH SCHON IMMER TREFFEN W O L LT E Roger Müller, Gruppenleiter Treuhand von BDO in der Niederlassung Wetzikon, trifft Lukas Frick, Senior Pilot bei der Rega. 32 BDO ADRESSEN BAD SCHINZNACH AG Bad Schinznach AG steht für eine erfolgreiche Unternehmensgruppe mit unterschiedlichen Profitcentren. Ein Porträt. Impressum: ZOOM 2/2015, Kundenmagazin von BDO Herausgeber: BDO AG, Direktion Schweiz, Marketing und Kommunikation, Biberiststrasse 16, 4501 Solothurn, www.bdo.ch Redaktion: De-Jo Press GmbH, Joseph Weibel, Solothurn Fotografie: Bernhard Strahm Layout: Pomcany’s Marketing AG, Solothurn/Zürich Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen Das Kundenmagazin von BDO erscheint 3-mal pro Jahr. Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. BDO ist Mitglied von 16 PERFOR MANCE neutral Drucksache No. 01-15-655931 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership EDITORIAL Werner Schiesser, CEO BDO AG «Gesundheit …!» … wünschen wir dem niessenden Mitmenschen und dem Zeitgenossen gemeinhin bei verschiedenen Gelegenheiten: zum Geburtstag, zum neuen Jahr oder vor einer langen Reise. «Gesundheit» steht auch auf unseren persönlichen Wunschzetteln häufig zuoberst. Es ist daher erstaunlich, dass wir noch nie eine ZOOM-Ausgabe zu diesem Thema reali siert haben. Wir holen das mit dieser Nummer nach. Für uns als Unternehmen hat Gesundheit ganz viele Facetten. Zunächst haben wir eine Verantwortung, die Gesundheit unserer Mitarbeitenden zu schützen und wo möglich und sinnvoll zu fördern. Zwar üben wir ein relativ ungefährliches Metier aus – trotzdem ist die sehr tiefe Krankheitsabsenz am Arbeitsplatz keine Selbstverständlichkeit und zeugt von einem guten Betriebsklima. Die gute Gesundheit unserer Mitarbeitenden hat überdies positive Auswirkungen auf die finanzielle Gesundheit von BDO insgesamt. Weniger Fehltage und tiefere Prämien für die verschie- denen Personalversicherungen haben einen direkten Einfluss auf den Erfolg. Die Gesundheit unserer Kunden ist uns ebenso wichtig – auch bei ihnen hat die persönliche Gesundheit oberste Priorität. Dank der gelebten Kundennähe und einem besonderen Augenmerk auf einen Exceptional C lient Service ist die persönliche Gesundheit ein wichtiger Aspekt im Gesamtbild unserer Kunden! Unsere Dienstleistungen dagegen zielen naturgemäss primär auf die finanzielle Gesundheit. Die Treuhänder konzentrieren sich auf die finanzielle Gesundheit des Kunden und bewahren ihn bei der Bewältigung der administrativen Aufgaben vor Kopfschmerzen. Die Wirtschaftsprüfer überzeugen sich von der Richtigkeit der in der Jahresrechnung darge stellten Zahlen – unabhängig davon, ob diese ein «gesundes» Bild oder eher das Bild eines Patienten auf dem Sterbebett zeichnen. Und unsere Steuerexperten sorgen dafür, dass die Steuerbelastung massvoll bleibt – zu viel des Guten ist auch da ungesund. In dieser ZOOM-Ausgabe erfahren Sie Neues und Überraschendes aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zum Thema «Gesundheit». Wir zeichnen Bilder von völlig unterschiedlichen Betrieben, die sich im Bereich Gesundheit im weitesten Sinne bewegen. Sie legen ein faszinierendes Zeugnis von der Vielschichtigkeit des Begriffs «Gesundheit» ab. Den Abschluss bildet ein Beitrag über die Rega – eine Einrichtung, auf die wir stolz sein dürfen; gleichzeitig aber hoffen wir, dass wir sie nie rufen müssen. Das hoffe ich auch für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, und wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Werner Schiesser, CEO «Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.» Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph BDO ZOOM 2/2015 | 3 DAS ZOOM - GESPR ÄCH HINTER DEN KULISSEN DER CSS: EIN BLICK IN EINE FASZINIERENDE MASCH Sandra Bregenzer (43) ist Ressortleiterin Leistungsabrechnung Luzern und Mitglied der Direktion. Sie arbeitet seit 1994 bei der CSS. Immer höher werdende Krankheitskosten und als Folge steigende Prämien. Alleine die Leistungskosten der obligatorischen Grundversicherung beliefen sich in der Schweiz 2012 auf knapp 25 Milliarden Franken. 59 zugelassene Krankenversicherer sind es dieses Jahr, die eine solche Last bewältigen und tragen müssen. Dazu gehört auch die Marktleaderin in der Grundversicherung, die CSS Versicherung. ZOOM hat den Weg von rund 61 000 Leistungsabrechnungen, die täglich per Post oder auf elektronischem Weg beim Krankenversicherer eingehen, verfolgt. JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS) Die Zahlen der CSS sind schnell aufgezählt und überaus eindrucksvoll: Die CSS Gruppe mit Hauptsitz in Luzern wurde 1899 gegründet, versichert heute rund 1,8 Millionen Menschen und zählt mit einem Prämienvolumen von knapp 5,4 Milliarden Franken zu den führenden Kranken-, Unfall- und Sachversicherern. In der Grundversicherung ist sie mit gegen 1,3 Millionen versicherten Menschen und 2700 Mitarbeitenden Marktleaderin. Im Unternehmensgeschäft sind bei ihr rund 20 750 Unternehmen und Institutionen kollektiv versichert. Die CSS nimmt auch hier eine führende Rolle ein. Als einer der ganz wenigen Versicherer in der Schweiz hält die CSS zudem ein schweizweites Agenturnetz mit 117 Filialen aufrecht. Wir sind am Hauptsitz der CSS in Luzern, an der Tribschenstrasse 21. Von hier aus werden nicht nur täglich rund 58 000 Rechnungen oder Bestätigungen über Leistungsabrechnungen verschickt, sondern hier gehen an einem Tag im Schnitt auch 61 000 Rechnungen von Leistungserbringern ein – auf elektronischem Weg (33 000) und auf dem Postweg (28 000). Im Jahr 2014 reichten die Kundinnen und Kunden der CSS sowie die Leistungserbringer insgesamt 14 Millionen Rechnungen zur Bezahlung ein. Hier beginnt der Weg eines klar strukturierten, aber nicht ganz unkomplizierten Verfahrens, bis eine Leistungserbringung in Form einer Schlussabrechnung oder eines Kundenbriefs abgeschlossen wird. Die Abteilung heisst «Input Management». 80 Mitarbeitende sind in diesem ersten Triageverfahren in Luzern involviert. 4 | BDO ZOOM 2/2015 Patrick Renggli (45) ist Ressortleiter Input Management und Mitglied der Direktion. Er ist seit 2000 für die CSS tätig. CHINERIE Stefan Wülser (46) ist Leiter Leistungsabrechnung/Prozessverantwortlicher Leistungsabwicklung und Mitglied der Direktion. Er arbeitet seit 2002 bei der CSS. Vivit – für die Gesundheit im Betrieb Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) besteht schon lange nicht mehr nur aus dem Hinstellen eines Wasserspenders und eines Korbes voller Äpfel, die beim Eingangsbereich der Büros die Mitarbeitenden begrüssen. Heute haben viele Unternehmen erkannt, wie wichtig das Thema «Gesundheit» am Arbeitsplatz ist. Wenn sich Vera Bregger, Fachspezialistin bei Vivit, dem Kompetenzzentrum für Gesundheit und Prävention der CSS Versicherung, mit einem Kunden zum Erstgespräch trifft, will sie das Unternehmen und seine Bedürfnisse ganzheitlich erfassen können: «Ich fühle sehr schnell den Puls. Denn die Gesundheitsförderung tangiert alle Ebenen des Managements und ist Teil der Unternehmenskultur.» Vivit berät Unternehmen in allen Fragen rund um das betriebliche Gesundheitsmanagement und unterstützt sie in der Erarbeitung und Einführung eines systematischen Gesundheitsmanagements und in der Umsetzung von konkreten Massnahmen. Dazu verfügt Vivit über eine breite Palette von Dienstleistungen wie das Erstellen von Analysen oder die Durchführung von Workshops, Referaten oder Schulungen in den Bereichen Stressmanagement, Führung und Gesundheit, Ernährung, Bewegung und Ergonomie sowie Medizin. Voraussetzung für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung des BGM ist der Wille der Geschäftsleitung, für die Mitarbeitenden bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie ihre Arbeit gesund, fit und mit viel Freude erledigen können. Wenn immer möglich, nimmt ein Geschäftsleitungsmitglied des Kunden auch beim Start eines Projektes teil und hilft, eine umfassende Ist-Analyse zu erarbeiten und Meilensteine zu definieren. Optimalerweise setzen Massnahmen immer sowohl bei der Verhaltens(Mitarbeitende) als auch bei der Verhältnisebene (Unternehmen) an. Ein erstes Thema kann zum Beispiel die Ernährung am Arbeitsplatz sein. Als Massnahme werden Workshops mit dem gesamten Personal durchgeführt, bei denen Tipps für eine ausgewogene Ernährung vermittelt werden, einschliesslich Dokumentationsmaterial. Der ganzheitliche Ansatz von Vivit bedeutet aber auch, dass die Kantine unter die Lupe genommen wird. Die Fachexperten schulen die Küchenéquipe gleich vor Ort in ihrer Küche, damit sie die ausgewogene Ernährung unmittelbar im Menüplan integrieren kann. Das Team von Vivit besteht aus fundiert ausgebildeten und erfahrenen Fachexpertinnen und deckt alle Facetten eines betrieblichen Gesundheitsmanagements ab. In den vergangenen zehn Jahren hat Vivit in der Schweiz mehrere hundert BGM-Projekte erfolgreich umgesetzt. «Wir haben keine Standardlösung. Jeder Kunde und somit auch jedes einzelne Projekt ist einzigartig. Wir arbeiten partnerschaftlich und ziel- und lösungsorientiert. Jedes Unternehmen erhält ein massgeschneidertes Angebot, eben ganz persönlich, gemäss dem Credo der CSS», sagt Vera Bregger. Aufgrund der breiten und langjährigen Erfahrung ist Vivit auch die optimale Partnerin, wenn ein Unternehmenskunde auf das begehrte Label «Friendly Work Space®» hinarbeiten will. Mit dieser Auszeichnung der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz verschafft sich jedes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil und kann sich im Markt als attraktiver und moderner Arbeitgeber positionieren. Kontaktdaten Vivit Kompetenzzentrum für Gesundheit und Prävention Tribschenstrasse 21, Postfach 2568, 6002 Luzern Telefon 058 277 60 00, [email protected], www.vivit.ch Stefan Wülser ist im Konzernbereich «Leistungen» Abteilungsleiter und für den Bereich «Leistungsabrechnung» zuständig. Dieser zentrale Bereich umfasst den beeindruckenden Weg, den eine Leistungsabrechnung innerhalb von wenigen Tagen vollzieht. Innerhalb dieses Prozesses werden alle Aufgaben wahrgenommen, welche die Kontrolle, das Bearbeiten und Erfassen von Leistungen betreffen. Zentral sind zwei klar formulierte Ziele: zum einen fristgerechte und qualitativ korrekte Abrechnungen, zum anderen die Realisierung von Leistungskostenoptimierungen. «Fristgerecht» heisst, dass der Kunde innerhalb von 15 Tagen zur Abrechnung und seinem Guthaben kommt. Angesichts des täglichen Inputs eine hohe Zielsetzung, die aber beim Luzerner Versicherer grundsätzlich immer erfüllt werden kann. Herr Wülser, was heisst Leistungskostenoptimierung? Stefan Wülser: Einfach ausgedrückt: Kosten ausscheiden, die uns von den Leistungserbringern in Rechnung gestellt werden, für die wir aber nicht aufkommen müssen. 2014 haben wir so Kosten im Umfang von 570 Millionen Franken abgelehnt. Als Basis dienen uns einerseits die gesetzlichen Grundlagen und andererseits die individuellen Vertragsinhalte über die Leistungserbringung für einen Versicherten. Die Leistungskostenoptimierung ist übrigens Teil des gesamten Leistungsabrechnungsprozesses. Über 400 Mitarbeitende – oder rund jeder Sechste der gesamten CSS- Belegschaft – arbeiten im Bereich der Leistungsabrechnung. Und trotz dieser Massnahme, die zweifellos auch andere Versicherer ergreifen, müssen die Prämien praktisch jährlich erhöht werden. Die Prämienerhöhungen würden ohne Leistungskostenoptimierungsmassnahmen noch wesentlich höher ausfallen. Die steigenden Krankheitskosten können wir nur bedingt beeinflussen. Tarifanpassungen macht grundsätzlich der Gesetzgeber. Wir sind im Herbst letztlich der Überbringer der schlechten Nachricht … … und diese führt dann zu einer Kündigungswelle bei den Versicherern? Sicher ist, dass unsere Serviceline im Herbst überproportional beansprucht wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Versicherte bei einer Prämienerhöhung Vergleiche mit Mitbewerbern anstellt. Wir wissen aus Erfahrung, dass neun von zehn Versicherten zu den lang jährigen, treuen Kunden gehören und die verbleibenden zehn Prozent wechseln in regelmässiger Folge den Anbieter. Diese vermeintliche Wechselhektik ist nicht so dramatisch, wie sie von den Medien zeit weilig dargestellt wird. Machen wir einen Schritt zurück in die Eingangsabteilung, wo täglich Tausende Postbriefe ein erstes Mal einer Triage unterzogen werden. Wir fragen den Verantwortlichen Patrick Renggli. Herr Renggli, statistisch sind es 28 000 Rechnungen, die hier durch die Hände dieser Frauen und Männer laufen und nach verschiedenen Parametern vorsortiert werden. Was für berufliche Voraussetzungen müssen diese Mitarbeitenden mitbringen? Patrick Renggli: Sie müssen effizient sein, also an rasches und unkompliziertes Arbeiten gewohnt sein. Auch eine schnelle Auffassungsgabe ist erforderlich. Gute Kenntnisse der anderen Landessprachen sind von Vorteil. Beruflich kommen diese Mitarbeitenden, sowohl bei der Vorsortierung wie auch beim Scanning, aus verschiedenen Richtungen. Das Scannen erfolgt automatisch in einer hohen Geschwindigkeit. Was passiert später mit den Originalbelegen? Sie werden in einem verschlossenen Behälter für drei Monate aufbewahrt und dann sicher entsorgt. Seit wann arbeitet die CSS mit diesem hocheffizienten System? Um die Jahrtausendwende wurde von der dezentralen und manuellen Bearbeitung auf das neue System umgestellt. Seither wird es laufend optimiert und angepasst. Von 1088 auf 59 Krankenversicherer 1865 waren 75 000 Personen in der Schweiz (vorwiegend Männer) bei 489 Krankenkassen versichert. 1960 gab es 1088 Krankenversicherer, so viele wie nie zuvor. Sie betreuten damals 4,4 Millionen Männer und Frauen. 2000 gab es immer noch 110 Krankenversicherungen (Versicherte: 7,6 Millionen). Dieses Jahr werden die weit über 8 Millionen Versicherten von noch 59 Versicherern betreut. Nur gerade fünf Player (darunter die CSS als Leaderin bei der Grundversicherung) haben 500 000 Versicherte und mehr. 2012 wurden in der Schweiz monatlich 709 Franken pro Einwohner für die Gesundheit ausgegeben. Gesamthaft beliefen sich 2012 die Kosten des Gesundheitswesens auf 68 Milliarden Franken. Die 709 Franken setzen sich wie folgt zusammen: 254 Franken (Krankenversicherung), 44 Franken (AHV/IV/UVG), 32 Franken (andere Träger der sozialen Sicherheit), 51 Franken (Zusatzversicherungen), 143 Franken (Staatsbeiträge), 7 Franken (privatrechtliche Stiftungen). Zusätzlich mussten die Haushalte einen Restbetrag von 178 Franken bezahlen. Dieser setzte sich vor allem aus Leistungen für Pflegeheime und Zahnärzte sowie Kostenbeteiligungen an der Krankenversicherung zusammen. Bei den 59 Versicherern sind derzeit knapp 13 000 Personen beschäftigt. Das Obligatorium für das Krankenversicherungsgesetz (KVG) mit einer Einheitsprämie wurde auf den 1. Januar 1996 eingeführt. Quelle: Bundesamt für Statistik, BFS. 6 | BDO ZOOM 2/2015 In einem ersten Triageverfahren werden die Leistungsabrechnungen vorsortiert und später in einem überaus aufwendigen Verfahren elektro nisch geprüft und verarbeitet. Der Bereich Leistungsabrechnung wird auf vier Standorte verteilt: L uzern, Schlieren, Lausanne und Breganzona. Trotzdem landen sämtliche eingehenden Belege – ob auf dem Postweg oder elektronisch – zuerst am Hauptsitz in Luzern. Hier werden die Belege triagiert. Erst nach dem Scanning gehen die Leistungsbelege für die weitere Bearbeitung sozusagen getrennte Wege an einen der vier Standorte. Bevor die Belege dann in einen aufwendigen Leistungsprüfungsprozess eingespeist werden, werden die Dokumente einem Fitting unterzogen. Das heisst, fehlende Daten, die beim Scannen teilweise oder nicht erfasst werden konnten, müssen manuell ergänzt werden. Nun folgt im Leistungsprozess mit dem «Shark» die eigentliche Kernaufgabe. Die Leistungsbelege machen anschliessend den Weg durch ein automatisiertes Regelwerk mit sieben Prüfeinheiten, auf Englisch «Graphical User Interface (GUI)» genannt: Personen- und Tarifdaten werden geprüft, allenfalls korrigiert oder ergänzt, ebenso Rechnungen und Leistungsberechtigungen. Die entsprechenden Korrekturen werden dann von den Mitarbeitenden manuell vorgenommen. Sandra Bregenzer leitet diesen Bereich am Standort in Luzern. Frau Bregenzer, welches sind die häufigsten Korrekturen? Sandra Bregenzer: Das betrifft in erster Linie Rechnungen von stationären Massnahmen, also von Aufenthalten und medi zinischen Versorgungen in Spitälern oder Reha-Kliniken, ausserdem von A rzt- und Apothekenrechnungen. Was sind die Gründe? Besonders Rechnungen aus stationären Massnahmen sind in der Regel sehr komplex und bedürfen einer eingehenden Kontrolle. Bei Arzt- und Apothekenrechnungen müssen wir vielleicht gewisse Leistungen a berkennen, wenn sie im Vertrag des Ver sicherten nicht eingeschlossen sind. Diesen Fall treffen wir nach stationären Behandlungen weniger an, weil vorgängige Kosten gutsprachen erfolgen. Interne Regelwerke und gesetzliche Tarifstrukturen (wie Tarmed/DRG) bilden dabei wichtige Grundlagen. In mehreren Schritten werden die Rechnungen i n diesem Leistungsprozess auf «Herz und Nieren» geprüft und a nschliessend zur Zahlung oder Weiterverarbeitung weitergeführt. Wie erfährt der Versicherte, dass ihm ein Teil oder eine ganze L eistung nicht vergütet wird? Mit einem persönlichen Schreiben unserer Mitarbeitenden oder der e ntsprechenden Leistungsabrechnung. Wie aufwendig dieses sogenannte Regelwerk ist, verdeutlichen die f olgenden Zahlen: Letztes Jahr wurden 10,9 Millionen Transaktionen getätigt. Ein Mitarbeitender hat im Schnitt ein Tagesziel von 120 GUI- Transaktionen. Dieser Prozess erfordert nicht nur ein hohes Mass an Konzentration, sondern vor allem auch ausgewiesene Fachkenntnisse. Die Mitarbeitenden in dieser Abteilung kommen meist aus paramedizinischen Berufen: Drogist, Apotheker, Praxisassistent. Gewöhnlich v erfügen diese Fachpersonen zusätzlich über kaufmännische Kenntnisse, weil sie neben den GUI-Transaktionen auch Korrespondenz auf dem Brief- oder Mailweg erledigen. Freude an der Arbeit am Computer ist eine weitere zwingende Voraussetzung. Herr Wülser, das Netz für die Abrechnung von Krankheits kosten ist immer engmaschiger geworden. Auch durch neue Versicherungsprodukte, die durch höhere Selbstleistung der Versicherten die Tragbarkeit erleichtern sollen. Diese vermeintliche Entlastung kann aber auch zum Damokles schwert werden? Stefan Wülser: Callmed ist dafür ein gutes Beispiel. Bei e inem Krankheitsfall, der keine notfallmässige Behandlung e rfordert, muss der Versicherte immer zuerst unser Callmed-Zentrum «Medgate» k ontaktieren. Tut er dies nicht, so wird ihm die Vergütung einer m edizinischen Leistung verweigert. Auch wenn er diese Massnahme einmal vergisst? Es gibt eine Toleranzgrenze. Wenn der Kunde aber öfters den nötigen V orkontakt missachtet, so muss er die Kosten selber übernehmen. Er wird dann allerdings von der für ihn zuständigen Agentur kontaktiert. G ewöhnlich wird man dem Kunden einen Modellwechsel vorschlagen. Welche Rolle nimmt die erstaunliche Zahl von 117 Agentu ren in der ganzen Schweiz ausserdem noch ein? Eine Agentur hat immer noch die klassische Rolle, wie man sie von früher her kennt. Der Kunde kann mit seinem Anliegen direkt zur A gentur gehen, oder es gibt Versicherte, die ihre Leistungs belege der Agentur zukommen lassen. Und das lohnt sich? Ich glaube, das ist eine Stärke der CSS, die sich seit 1899, also seit 116 Jahren erfolgreich auf dem Markt behauptet. Wir haben auch eine e twas ältere Versichertenstruktur und wissen, dass 20 Prozent unserer Kunden rund 80 Prozent der Kosten verur sachen. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, braucht es eine gesunde Struktur, sodass das Solidaritätsprinzip, auf dem eine Krankenversicherung basiert, auch wirklich funktioniert. Der afür eingangs erwähnte Leistungsoptimierungsprozess bildet d eine entscheidende Grundlage. Sie betreiben zusätzlich ein Call-Center, das rege benutzt wird. Wird das Call-Center zentral geführt? Die Serviceline ist auf vier Standorte verteilt: Kriens, Schlieren, L ausanne und Breganzona. Je nach Sprache des Fragestellers wird er an einen dieser Standorte vermittelt. Es kann theoretisch sein, dass ein Kunde aus Lausanne in Kriens anruft, spanisch spricht und deshalb nach Schlieren weitergeleitet wird, weil dort ein Mitarbeitender spanisch spricht. ■ BDO ZOOM 2/2015 | 7 KREBSLIGA SCHWEIZ IMMER MEHR MENSCHEN WERDEN VON KREBS GEHEILT Krebs ist kein Todesurteil mehr. Die Behandlungsmethoden sind heute direkter und umfassender auf die persönlichen Bedürfnisse des Patienten ausgerichtet. Auch Prävention, Früherkennung und Beratung haben sich verbessert. Der Krebsliga Schweiz sei Dank. SABINE SCHMID (TEX T), BERNHARD STR AHM, ZVG (FOTOS) Krebs betrifft alle. Jeder Dritte erkrankt irgendwann in seinem Leben an Krebs. Und wer nicht selbst betroffen ist, nimmt Anteil als Angehöriger oder Freund. Ärzte stellen schweizweit mehr als 37 000 Diagnosen pro Jahr. Die gute Nachricht: Mehr als die Hälfte der Patienten wird erfolgreich behandelt. Die Zahl der Erkrankungen wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. «Das hat vor allem mit der demografischen Entwicklung zu tun», erklärt Dr. Rolf Marti, Leiter Forschung, Innovation & Entwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Krebsliga Schweiz. Sich vor der Sonne gut schützen: Ein wichtiges Anliegen der Krebsliga Schweiz ist die Prävention. Die Krebsliga bedient Betroffene und Angehörige jährlich mit fast einer viertel Million Infor mationsbroschüren und Faktenblättern. Schweizerinnen und Schweizer werden immer älter. Mehr als zwei Drittel der Erkrankten sind über 60 Jahre alt. «Krebs ist also ganz klar eine Alterskrankheit», sagt Rolf Marti. «Es ist die Kontrolle über die Zellteilung, die im Körper versagt», erklärt er den Beginn einer Krebserkrankung. «Krebs ist aber heute längst kein Todesurteil mehr.» Zum Beispiel leben mehr als 80 Prozent der Brustkrebs-Patientinnen fünf Jahre nach der Krebsdiagnose noch, bei Hodenkrebs sind es sogar über 90 Prozent der Erkrankten. Jede Krebsart ist anders. 200 verschiedene Krebsarten kennt die Krebsforschung heute. Einige Krebsarten kann man mit Früherkennungsuntersuchungen wie Darmspiegelung, Mammografie oder Abstrich früh erkennen und gut behandeln. Für andere gibt es keine oder nur mangelhafte Tests. Den Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Beispiel erkennt man meistens zu spät, dann, wenn es kaum noch Hoffnung gibt. Gut organisiert Um Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen auf ihrem Leidensweg zu begleiten, zu beraten und zu unterstützen, gibt es die Krebsliga Schweiz. «Sie ist eine schweizweit agierende Non-Profit- Zum Unternehmen Die Krebsliga ist eine nationale, gemeinnützige Organisation, die als Verband organisiert ist und aus einer Dachorganisation, der Krebsliga Schweiz, und 19 kantonalen und regionalen Ligen besteht. Zu ihren Hauptaufgaben zählen die psychosoziale Unterstützung und die Interessensvertretung von krebsbetroffenen Menschen, die Krebsprävention sowie die Förderung der industrieunabhängigen Krebsforschung. Die Krebsliga Schweiz hat ihren Sitz in Bern und besteht aus einem elfköpfigen Vorstand, fünf Geschäftsleitungsmitgliedern und rund 100 meist teilzeitangestellten Mitarbeitenden. Ihr angegliedert sind die Wissenschaftliche Kommission, die Geschäftsstelle der «Nationalen Strategie gegen Krebs» und die Stiftung Krebsforschung Schweiz. Die Krebsliga Schweiz trägt das ZEWOGütesiegel für gemeinnützige Institutionen. www.krebsliga.ch 8 | BDO ZOOM 2/2015 Markus Sallin, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Finanzen, Personal & Dienstleistungen. «Die Krebsliga Schweiz finanziert sich zu mehr als 80 Prozent aus Zuwendungen wie Spenden, Erbschaften und Legaten.» Organisation, die sich zu mehr als 80 Prozent aus Zuwendungen wie Spenden, Erbschaften und Legaten finanziert», erklärt Markus Sallin, ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Finanzen, Personal & Dienstleistungen. Die wichtigsten Pfeiler der Krebsliga sind Vorsorge, Betreuung und Nachsorge sowie Forschungsförderung. Die Krebsliga Schweiz überdacht 19 kantonale und regionale Krebsligen. «Als Dienstleistungszentrale unterstützen wir die kantonalen Ligen, indem wir etwa ihren Administrationsaufwand vermindern, sie mit Informationsmaterialien beliefern oder einen Grossteil der Mittelbeschaffung übernehmen.» Den direkten Kontakt zu Krebspatientinnen und -patienten vor Ort pflegen vor allem die Mitarbeitenden der kantonalen Ligen. «Abgesehen vom Krebstelefon, das wir selber betreiben», so Sallin. Dies ist ein schweizweit verfügbarer, mehrsprachiger Informations- und Beratungsdienst, der jährlich über 4000 Anfragen verzeichnet und heuer sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Die Krebsliga händigt pro Jahr ausserdem fast eine Viertelmillion Informationsbroschüren und Faktenblätter aus – der Download über das Internet noch nicht eingerechnet. Patientennah und unabhängig Die Krebsliga gibt es seit 1910. Damals haben sich ein paar Ärzte zusammengeschlossen, um an einem Krebskongress in Berlin teilzunehmen. Krebs war zu der Zeit ein grosses Tabuthema. Eine Strafe Gottes und damit für die Betroffenen nicht nur eine schwere Krankheit sondern auch ein sehr schuldbeladenes Leid. Noch heute ist Krebs ein Schicksal, das viele ereilt. Inzwischen ist es aber ein Thema, über das man spricht und forscht. Die Stiftung Krebsforschung Schweiz beispielsweise, eine der Krebsliga angegliederte Institution, die jährlich fast 15 Millionen Franken Spendengelder in die onkologische Forschung an Universitäten, Spitälern und akademischen Forschungsinstitutionen investiert. «Unsere Forschung ist patientennah und unabhängig», erklärt Marti. «Wir erforschen auch seltene Krebsarten, die für Pharmabetriebe wenig attraktiv sind.» Die Krebsforschung Schweiz will aber auch die psychosoziale Forschung vorantreiben, die sich mit Fragen beschäftigt, wie sich zum Beispiel die Lebensqualität von Menschen mit Krebs und ihren Angehörigen verbessern lässt. Eine unabhängige ex terne Evaluation hat der Schweizer Krebsforschung letztes Jahr ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt: «Wir unterstützten Forschungsprojekte von Zusammenarbeit Krebsliga Schweiz – BDO BDO ist seit 2010 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnungen des Vereins Krebsliga Schweiz und der Stiftung Krebsforschung Schweiz tätig. Wir prüfen die Jahresrechnungen nach Swiss GAAP FER 21 und nach OR und stehen für spezifische Fragestellungen zur Verfügung. Matthias Hildebrandt, Vizedirektor, dipl. Wirtschaftsprüfer, BDO AG, Niederlassung Bern ausgezeichneter Qualität, aus denen viele bedeutende Publikationen hervorgehen – mit Topwerten im internationalen Vergleich», sagt Rolf Marti. Der Blick in die Zukunft «Es wird nie eine Welt ohne Krebs geben», auch das macht Rolf Marti unmissverständlich klar. Immer mehr Menschen können jedoch mit immer besseren Behandlungsmethoden behandelt werden. «Es geht nicht mehr allein ums Überleben, sondern um ein möglichst schmerzfreies, aktives Leben nach der Krebserkrankung. Um eine Begleitung des Menschen vor, während und nach der Diagnose.» Die Prävention spielt eine wichtige Rolle: «Durch einen gesunden Lebensstil kann man Krebs nicht verhindern, aber die Wahrscheinlichkeit senken, dass er auftritt. Gesund essen, sich bewegen, nicht rauchen, sich vor der Sonne gut schützen – darüber informiert die Krebsliga laufend und zum Teil in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsförderung Schweiz und dem Bundesamt für Gesundheit. Auch politisch engagiert sich die Krebsliga. Sie setzt sich beispielsweise dafür ein, dass die Kosten von Früherkennungsmassnahmen wie Mammografien oder Darmspiegelungen von der Krankenkasse übernommen werden.» Die Vision aus der Verbandsstrategie 2015–2019 beschreibt in treffenden Worten, wofür sich die Krebsliga auch in den nächsten Jahren Tag für Tag einsetzen wird, nämlich «für eine Welt, in der weniger Menschen an Krebs erkranken, weniger Menschen an den Folgen von Krebs leiden und sterben, mehr Menschen von Krebs geheilt werden und Betroffene und ihre Angehörigen in allen Phasen der Krankheit und im Sterben Zuwendung und Hilfe erfahren.» ■ Schnell-Information ■ ■ ■ Dr. Rolf Marti, Leiter Forschung, Innovation & Entwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Krebsliga Schweiz. «Krebs ist ganz klar eine Alterskrankheit.» Jeder Dritte erkrankt irgendwann in seinem Leben an Krebs. Mehr als die Hälfte der Patienten wird heute erfolgreich behandelt. Die Krebsliga Schweiz will Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen auf ihrem Leidensweg begleiten, beraten, unterstützen. Die wichtigsten Pfeiler der Krebsliga sind Vorsorge, Betreuung und Nachsorge sowie Forschungsförderung. BDO ZOOM 2/2015 | 9 G E S U N D H E I T S F Ö R D E R U N G S C H W E I Z : « F R I E N D LY W O R K S P A C E ® » AUSGEZEI Wollen Sie einen Job bei der Process Partner AG, müssen Sie 32 Mitarbeitende überzeugen. In diesem Betrieb reden alle mit. Respekt und Toleranz spielen eine wichtige Rolle. Verdientermassen trägt das KMU die Auszeichnung der Gesundheitsförderung Schweiz: «Committed to Friendly Work Space®». SABINE SCHMID (TEX T), BERNHARD STR AHM, ZVG (FOTOS) Eigentlich haben sie intuitiv alles richtig gemacht. Bereits 1996 bei der Gründung. Der Kunde ist Partner, aber kein König. Das gilt auch für den Mitarbeitenden, der eben nicht nur Angestellter, sondern auch Partner ist, mitverantwortlich für geschäftliche Erfolge und Misserfolge. Man begegnet einander mit Wertschätzung, Toleranz und Respekt. So steht es im Unternehmensleitbild. In dem Sinn hat die Geschäftsleitung der Process Partner AG bereits damals die Grundpfeiler für ein erfolgreiches «Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)» gelegt. Heute ist es in aller Munde und kann mit dem Label «Friendly Work Space®» von Gesundheitsförderung Schweiz zertifiziert werden. Aber alles der Reihe nach. Die Process Partner AG ist ein Beratungsunternehmen im Bereich SAP mit Sitz in St. Gallen. SAP ist eine Unternehmenssoftware, die in Mittel- und Grossunternehmen Geschäftsprozesse abbildet, vom Einkauf über die Administration bis hin zum Verkauf. «Wir machen Voranalysen, erstellen Konzepte, konfigurieren das System beim Kunden und schulen die Mitarbeitenden», umreisst Marcel Aebi, CFO der Process Partner AG das Tätigkeitsfeld in kurzen Worten. «Nach der Implementierung von SAP betreuen wir die Kunden weiter. Und wir bieten selbst entwickelte Zusatzlösungen an.» Mitarbeitende sind sehr zufrieden «Alle zwei Jahre führen wir Mitarbeiterumfragen durch», erklärt Marcel Aebi, der im Unternehmen auch für das Gesundheitsmanagement zuständig ist. «Vor zwei Jahren waren wir auf der Suche nach etwas Neuem, nach einer Umfrage, die auch die gesundheitlichen Aspekte mitberücksichtigt.» Das passende Instrument hiess «S-Tool», ein Befragungsinstrument von Gesundheitsförderung Schweiz mit wissen- 10 | BDO ZOOM 2/2015 Gemeinsam unterwegs – nicht nur im Arbeitsalltag, sondern auch in den Bergen. Die Process Partner AG organisiert jedes Jahr alternierend zweitägige Aktivund Passivtage. schaftlich validierten Fragen, die das Potenzial einer Organisation offenlegen und damit zielgerichtete Massnahmen ermöglichen. Die Resultate waren sehr gut, die Mitarbeiterzufriedenheit ausserordentlich hoch. «Das hat uns in unserem Ansinnen bestätigt, das Wohl unserer Mitarbeitenden mit optimalen Rahmenbedingungen weiterhin zu fördern.» Und die sehen konkret so aus: In den Büroräumlichkeiten der Process Partner AG gibt es einen Ruheraum. Mit einem Beleuchtungskonzept wurden optimale Raumbedingungen geschaffen, auch Stehtische stehen zur Verfügung. «Aber wir haben keinen Fitnessraum», erklärt Marcel Aebi, «nicht weil es nicht sinnvoll wäre, sondern weil viele Mitarbeitende unterwegs sind und diesen nicht nutzen könnten.» Das ist ein weiterer Grundsatz der Process Partner AG: Alle Mitarbeitenden sollen von den Massnahmen gleichermassen profitieren können. Und so ist das Gesundheitsmanagement auch eine Frage des Geschäftsmodells. «Für unser Unternehmen ist vor allem die Teamförderung wichtig, weil ein Grossteil der Mitarbeitenden häufig unterwegs ist und wir höchstens an der monatlichen Teamsitzung alle zusammenkommen», erklärt CFO Marcel Aebi. Deshalb legt die Firma viel Wert auf attraktive Teamevents. Dazu gehören zweitägige Aktiv- und Passivtage, die jährlich alternierend stattfinden. «An den Aktivtagen sind wir sportlich unterwegs, an den Passivtagen werden Meditations- und Entspannungsübungen trainiert, um ein Beispiel zu nennen.» Einen Kulturtag gibt es, an dem Schweizer Kulturgüter gepflegt werden. «Hornussen zum Beispiel.» Dann gibt es ein Ski-Weekend mit Partnern und natürlich ein Weihnachtsessen. ICHNETES GESUNDHEITSMANAGEMENT Nachgefragt «Der Fokus liegt auf der Systematik und den Prozessen» Andreas Wieser ist Key Account Manager bei Gesundheitsförderung Schweiz. Er kennt die Prozesse zur Erlangung der Auszeichnung «Friendly Work Space®». Wir haben nachgefragt. Herr Wieser, bei der Process Partner AG fehlten im Gesundheitsmanagement vor allem die Systematik und die Integration in die Management-Prozesse – wie wichtig sind diese beiden Faktoren? Andreas Wieser: Das systematische Vorgehen sowie die Integration in die Management-Prozesse sind aus zwei Gründen enorm wichtig: Erstens wird die Nachhaltigkeit des eingeführten Gesundheitsmanagements gewährleistet, wenn es zu Wechseln in der Führung kommt. Die Investitionen in den Gesundheitsbereich sind so langfristig ausgerichtet und das Kosten-Nutzen-Verhältnis entsprechend optimal. Zweitens werden durch das systematische Herangehen sowie durch das regelmässige Bewerten der gesetzten Ziele im Bereich der Mitarbeitendengesundheit wie auch aufgrund anderer Kennzahlen (Verbesserungs-)Massnahmen abgeleitet. Dadurch wird eine gesundheitsförderliche Kultur gelebt und die Mitarbeitenden profitieren noch mehr. In welchem Verhältnis werden Systematik und Prozesse sowie konkrete Massnahmen beurteilt? Der Fokus liegt auf der Systematik und den Prozessen, da die konkreten Massnahmen je nach Unternehmen sehr verschieden ausfallen. Wichtig ist, dass die konkreten Massnahmen den Kriterien entsprechen. Wie muss man sich ein Assessment durch Gesundheitsförderung Schweiz vorstellen? Das Assessment findet in der Regel an einem Tag statt. Zwei von Gesundheitsförderung Schweiz beauftragte Assessoren, welche im Bereich «Betriebliches Gesundheitsmanagement» und/oder Qualitätsmanagement spezialisiert sind, besuchen das sich bewerbende Unternehmen. In der Regel sind die projektleitende Person sowie weitere Personen des Unternehmens anwesend. Die Assessoren gehen in einem strukturierten Gespräch die Kriterien durch, wäh- rend die Befragten ihre bisherigen Anstrengungen in diesen Bereichen erläutern und zu vertiefenden Fragen Auskunft geben. Je nach Kriterien werden weitere Personen zum Gespräch beigezogen. Was bringt einem Unternehmen die Auszeichnung «Friendly Work Space®»? Drei zentrale Elemente widerspiegeln den Nutzen: Erstens ist das Label «Friendly Work Space®» eine Medaille für die Anstrengungen zugunsten der Gesundheit der Mitarbeitenden. Durch das Label wird den Unternehmen attestiert, dass sie gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen schaffen, was zu leistungsfähigen Mitarbeitenden führt. Wir sprechen oft von einer Steigerung des Human Capital Managements. Zweitens steigern die Firmen durch die Auszeichnung ihre Arbeitgeberattraktivität. Gerade im Umfeld von Fachkräftemangel und der Generation «Y» ist dies ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil. Drittens zeichnen sich Unternehmen mit dem Label «Friendly Work Space®» gleichzeitig im Bereich der Corporate Social Responsibility aus. Im internationalen Umfeld und im Wettbewerb um neue Aufträge durchaus eine gern gesehene Auszeichnung. Wer soll sich darum bemühen? Ideal ist es, wenn sich Unternehmen um das Label bemühen, welche die Mitarbeitenden ins Zentrum stellen und auch gewillt sind, ein systematisches Gesundheitsmanagement Schritt für Schritt und mit den nötigen Ressourcen aufzubauen. Dabei spielt die Branche keine Rolle. Was sind die grössten Fehler, die Unternehmen im Gesundheitsmanagement begehen? Die fehlende Systematisierung führt oft zu einem intensiven, aber unkoordinierten Aktionismus. Dies wirkt sich einerseits auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus, weil durch die mangelnde ganzheitliche Sichtweise nicht am richtigen Ort angesetzt wird. Damit zusammen hängt natürlich auch eine gewisse Ungeduld in der Umsetzung und der Ergebniserwartung. Ebenfalls wird unserer Ansicht nach zu oft auf Ergonomie, Sport und Bewegung fokussiert. Die psychische Gesundheit wird noch etwas vernachlässigt. BDO ZOOM 2/2015 | 11 F R I E N D LY W O R K S P A C E ® Den Menschen respektieren «Man muss aber auch darauf achten, dass es nicht zum Overkill kommt», erklärt Marcel Aebi. Darüber werde vielleicht zu wenig gesprochen. Die Mitarbeitenden sollen sich nicht bevormundet fühlen und letztlich ist jeder selber verantwortlich, wie viel er für sein Wohlergehen tut. «Wir verschicken beispielsweise quartalsweise einen Gesundheitsbrief.» Da höre man auch mal Feedbacks wie: «Muss ich das jetzt auch noch lesen.» Solche Signale muss man ernst nehmen. Wie überhaupt die Meinung und den Menschen an sich. Das tut die Process Partner AG vorbildlich: «Wird ein neuer Mitarbeiter gesucht, machen wir eine Vorselektion, über die definitive Anstellung entscheiden abschliessend alle 32 Mitarbeitenden.» Damit sei man – von Ausnahmen abgesehen – sehr gut gefahren. Entsprechend tief ist die Fluktuation. Marcel Aebi, CFO der Process Partner AG: «Wird ein neuer Mitarbeiter gesucht, machen wir eine Vorselektion, über die definitive Anstellung entscheiden abschliessend alle 32 Mitarbeitenden.» Zum Unternehmen Die Process Partner AG ist ein Beratungsunternehmen im Bereich SAP mit Sitz in St. Gallen und beschäftigt 32 Mitarbeitende. Sie ist eine 100-prozentige Tochter der All for One Steeb AG, der Nummer 1 unter den SAP-Partnern im deutschsprachigen Mittelstandsmarkt. Die Process Partner AG ist ausserdem Mitglied des internationalen SAP-Partner-Netzwerks United VARs und damit ein idealer Partner, wenn ein Unternehmen die SAP-Software weltweit einführen will. www.processpartner.ch Zusammenarbeit Gesundheitsförderung Schweiz – BDO BDO ist seit April 2014 als Treuhänder der Gesundheitsförderung Schweiz tätig. Wir führen die Finanz-, Debitoren-, Kreditorensowie Lohnbuchhaltung inklusive umfangreiche Kostenstellenbuchhaltung. Im Weiteren erfassen und versenden wir die Debitorenfakturen und stehen für spezifische Fragestellungen zur Verfügung. Thomas Affolter, Leiter Treuhand und Beratung, BDO AG, Niederlassung Bern 12 | BDO ZOOM 2/2015 «Wir gewähren auch flexible Arbeitszeiten und für Beraterinnen und Berater, die am Unternehmenserfolg beteiligt sind, ist ein HomeOffice-Tag pro Woche vorgesehen. Ein beliebtes und viel genutztes Angebot. Jeder Mitarbeiter erhält zusätzlich pro Jahr neben produktspezifischen Ausbildungen ein Ausbildungskontingent im Wert von 5000 Franken, welches er in die fachliche oder gesundheitliche Weiterbildung investieren kann.» Potenzial in der Evaluation All diese Massnahmen machen die Process Partner AG zu einem ausgezeichneten Unternehmen: «Committed to Friendly Work Space®». Das wiederum ist nur die Silbermedaille, welche Gesundheitsförderung Schweiz vergibt. Die Top-Auszeichnung heisst «Friendly Work Space®». «Über diesen Entscheid war ich im ersten Moment enttäuscht», erzählt Marcel Aebi. «Zuerst haben wir mittels eines Self-Assessments eine detaillierte Standortanalyse erarbeitet.» In einem zweiten Schritt bewerteten die Assessoren von Gesundheitsförderung Schweiz das Unternehmen. 26 Subkriterien werden auf einer Punkteskala von 1 bis 5 beurteilt. Es geht darum, wie systematisch das «Betriebliche Gesundheitsmanagement» aufgebaut ist und wie gut es in bestehende Managementprozesse integriert ist, um seine Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Höchste Bewertungen werden erteilt, wenn zudem ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess nachgewiesen werden kann. Die Erklärung für Silber war demnach rasch eruiert und auch nachvollziehbar. «Unser betriebliches Gesundheitsmanagement ist zwar vorbildlich gelöst, es fehlen jedoch die Rahmenbedingungen bei der Einbettung ins Management-System», erklärt Marcel Aebi. Das heisst, die Process Partner AG hat die Ziele und die Prozesse des betrieblichen Gesundheitsmanagements nicht klar definiert, nicht in Konzepten systematisiert und zu wenig Verbesserungsmassnahmen definiert. Dadurch besteht auch die Gefahr, dass die bisherigen Investitionen ins betriebliche Gesundheitsmanagement die langfristige Wirkung verfehlen könnten. «Als mir das bewusst wurde, war ich mit dem Resultat mehr als zufrieden. Für eine KMU ist diese Auszeichnung ein sehr gutes Zeugnis.» Die offenen Punkte werde das Unternehmen künftig angehen. Ob sie sich in zwei Jahren einer neuen Beurteilung stellen, ist noch offen. «Fest steht: Wir haben intuitiv vieles richtig gemacht, weil wir uns bewusst sind, dass unsere Mitarbeitenden unser grösstes Kapital sind. Sie und ihr Auftreten sind das Aushängeschild unseres Unternehmens.» ■ Schnell-Information ■ ■ ■ Die Process Partner AG ist ein Beratungsunternehmen im Bereich SAP. Das Unternehmen hat sich einem Assessment von Gesundheitsförderung Schweiz unterzogen, in dem das betriebliche Gesundheitsmanagement untersucht wurde. Die Process Partner AG hat das Label «Committed to Friendly Work Space®» erlangt. BAD SCHINZNACH AG WIE EIN BADE-, KUR- UND REHA-BETRIEB FIT GEMACHT WIRD FÜR DIE ZUKUNFT Schon die alten Römer kannten die heilende und wohltuende Wirkung von Thermalbädern und genossen die wärmenden Quellen für ihre ausgiebigen Ruhestunden. Im 19. Jahrhundert gab es in der Schweiz 350 bekannte Heilquellen. Im aargauischen Schinznach Bad wurde 1651 durch Zufall eine warme Quelle entdeckt, die sich später als eine der stärksten Schwefelthermen in der Schweiz entpuppte. Ein Porträt einer erfolgreichen Unternehmensgruppe Was ist älter? Der Name Schinznach oder die Thermalquelle von Schinznach? Definitiv die 1651 entsprungene Quelle mit schwefelhaltigem Wasser. Bis 1938 hiess das Dorf am Eingang des Schenkenbergertals nämlich Birrenlauf. Das ist nicht die einzige Geschichte, die das mittlerweile 951 Jahre alte Dorf schreibt. «Als das Hochwasser vom November 1651 den Aarelauf nach rechts verlegte, sprudelte das warme Wasser am juraseitigen Ufer aus einer Kiesbank hervor. Ab dann konnte man es riechen und spüren», berichtete der Emmentaler Heinz Balmer während eines Vortrags über den Ursprung der Quelle, die Schinznach später zu einem wichtigen Heilkurort machen sollte. mit unterschiedlichen Profitcentren. JOSEPH WEIBEL (TEX T), ZVG (FOTOS) BDO ZOOM 2/2015 | 13 BAD SCHINZNACH AG Schon in der Antike wurden Thermen genutzt Nicht nur in Schinznach sprudeln jährlich viele Millionen Hektoliter heilbringendes Wasser aus dem Boden. In Graubünden gab es Anfang des 19. Jahrhunderts 160 bekannte Heilquellen, nur 29 wurden aktiv genutzt. Die Thermalquellen von Baden (AG), Lostorf (SO), Yverdonles-Bains (VD) oder St. Moritz (GR) waren schon in der Antike bekannt und wurden genutzt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich schweizweit in praktisch allen Landesteilen Thermalbadorte mit mehr oder weniger grosser Bedeutung. In früherer Zeit konnte sich in erster Linie nur die Oberschicht die Reise in Kurorte leisten. Zwischenzeitlich hat sich das geändert. Die wohltuende und heilende Wirkung von Thermalwasser wird nicht nur zur Nachpflege nach einer Krankheit oder Operation genutzt, sondern auch als prophylaktische Massnahme angewendet. Bad Schinznach AG im Kurzporträt Zahlen und Fakten Mitarbeitende 300 Mitarbeitende (210 Vollzeitstellen) Quelle Entspringt aus 370 Metern Tiefe mit 45 Grad Celsius. Wasserzusammensetzung Calcium-Natrium-Sulfat-Chlorit Anlagen Seit 1991: Aquarena (Freizeitbad mit Wellness) Seit 2012: Thermi spa (Bäder- und Wellnesseinrichtung) Hotelbetriebe Kurhotel im Park (31 Zimmer, Logiernächte: 9 915) Reha-Privatklinik (49 Zimmer, Pflegetage: 20 209) Psychiatrische Frauenklinik Meissenberg, Zug (Logiernächte: 24 604) Schwob AG, Burgdorf (Textilunternehmen), 40-Prozent-Beteiligung Schinznach Gruppe 2014 Umsatz: 48 Mio. Franken Frequenzen Bäder Sauna Pitch & Putt 14 | BDO ZOOM 2/2015 338 864 77 427 13 632 Mischbetrieb als Erfolgsfaktor Das gilt in einem ausnehmenden Masse auch für Bad Schinznach AG. Dem Unternehmen gehören heute zwei Thermenbäder mit sechs Badebecken an, eine Kur- und Reha-Klinik und seit 2000 betreibt Bad Schinznach AG ausserdem eine psychiatrische Frauenklinik in Zug. «Ein solcher Mischbetrieb ist durchaus nötig und ist zu einer eigentlichen Stärke geworden, die es möglich macht, nachhaltig und auf Dauer erfolgreich agieren zu können», sagt Rolf Tanner, Direktor Finanzen und Controlling. Erfolgreich sein heisst aber auch regelmässig investieren. Im Jahr seien das im Schnitt drei bis vier Millionen Franken. Bei neuen Projekten kann diese Zahl schnell in die Höhe schiessen. Zwischen 2011 und 2014 waren es 42 Millionen Franken die das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von knapp 50 Millionen Franken, investiert hat. Der grösste Teil davon wurde für das Thermi spa (25 Millionen Franken) eingesetzt. Der neue Bäderbetrieb bietet ein Rundum-Wohlfühlpaket mit Bad, Wellness und Spa an. «Selbst für einen Betrieb wie den unsrigen ist ein solches Projekt natürlich eine riesige Herausforderung», sagt Tanner. Refreshing für Aquarena «Solche Investitionen sind unabdingbar, um in einem immer grösser gewordenen Umfeld von Mitbewerbern erfolgreich zu bleiben. Vor 24 Jahren wurde die Aquarena mit Aussen- und Innenbädern sowie einem Wellnessbereich gebaut. Die Anlage ist noch heute ein Prunkstück, das aber, ebenfalls in die Jahre gekommen, einem Refreshing unterzogen werden muss», wie sich Finanzchef Rolf Tanner ausdrückt. Das wird diesen Sommer der Fall sein. Investitionskosten: 4 Millionen Franken. 2013/2014 wurde zudem die Heizzentrale mit Investitionen von 2,5 Millionen Franken ersetzt. 2015 soll eine zweite Wärmepumpe installiert werden (Investitionssumme 1,5 Millionen Franken). Durch diese zweite Wärmepumpe muss künftig nur noch in Ausnahmefällen auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen werden. Trotzdem kann Rolf Tanner ruhig schlafen. Mit dem Kauf der psychiatrischen Frauenklinik in Zug im Jahr 2000 entwickelte sich ein weiteres wichtiges Standbein des Unternehmens. Zum Betrieb gehörte nämlich auch ein grösseres noch freies Grundstück, das gewinnbringend verkauft werden konnte und Mittel frei machte, um an bester Lage in Zug eine Mehrfamilienhaussiedlung mit vier Einheiten zu realisieren. Die Appartements von drei der vier Häuser werden vermietet, die anderen verkauft. Zusammenarbeit Bad Schinznach AG – BDO BDO ist seit über 10 Jahren als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnungen der Bad Schinznach AG tätig. Wir prüfen den Einzelabschluss nach OR sowie die Konzernrechnung nach Swiss GAAP FER. Eva Maranta, Wirtschaftsprüferin, BDO AG, Niederlassung Zürich 1993 wurde der Rundbau (links) komplett erneuert. Oben ein Blick auf die wunderschöne Gartenanlage bei der Reha-Klinik. Rolf Tanner, Direktor Finanzen und Controlling, sagt: «Erfolgreich sein heisst auch, regelmässig zu investieren.» Der technische Aufwand ist immens Ein Thermalbad, das täglich im Schnitt fast 1000 Besucher anlockt, müsste doch ein Unternehmen, das auch noch eine Klinik betreibt, in seinen Festungen sichern. Könnte man meinen. Die Realität ist eine andere. «Der technische Aufwand ist immens», so Rolf Tanner. Der Betrieb ist vor allem auch personalintensiv. An den Bäderkassen werden 18 Personen mit Teilzeitpensen beschäftigt. 20 Bademeister sind nötig, um den Betrieb von 8 bis 22 Uhr sicherheitstechnisch zu gewährleisten. Hinzu kommen zehn Vollzeitbeschäftigte aus dem technischen Bereich. Der ganze Betrieb beschäftigt mittlerweile 300 Mitarbeitende (210 Vollzeitstellen). Die Bäder in Schinznach erzielten letztes Jahr über 338 000 Eintritte, dazu kommen knapp 78 000 Eintritte in die Saunaanlagen. Pitch und Putt, eine Kleingolf-Anlage für jedermann, gibt es seit 2000. Sie generierte 2014 knapp 14 000 Eintritte. Drei Viertel des Umsatzes werden mit der Kur- und Reha-Klinik erzielt. Darin enthalten ist auch der Umsatz der psychiatrischen Frauenklinik Meissenberg (rund 14 Millionen Franken). Die Bad Schinznach AG erzielt etwas mehr als 60 Prozent des Umsatzes mit dem Kurhotel und der Rehaklinik. Das Kurhotel im Park bietet 31 Zimmer im Landhausstil, die Reha-Klinik 49 Zimmer mit 64 Betten. Die Bettenbelegung (2014: 20 200 Pflegetage) der Reha-Klinik ist im Schnitt zweimal so hoch wie die des Kurhotels. Es liegt in einem drei Hektaren grossen Park mit einer Waldanlage von 15 Hektaren. 260 Allee- und Parkbäume stehen hier, ebenso 50 Koniferen, 350 Blütensträucher und 27 000 Frühlingsund Sommerblumen. Wen wundert es, wenn hier täglich fünf vollamtliche Gärtner für die Erhaltung dieser grünen Welt sorgen. Ein Garten Eden auf Erden, sozusagen. Investitionen im ständigen Kreislauf Die 1929 eingeweihte 9-Loch-Golf-Anlage in dieser überaus beschaulichen Gegend gehört zu einem der ältesten Golfclubs der Schweiz (Gründer ist Schuhfabrikant Carl Franz Bally) und ist Teil des Unternehmens. Der Platz wurde an den örtlichen Golfclub verpachtet. Auch in diesem Bereich sind Investitionen unabdingbar. 1999 hat der Golfclub die Infrastruktur erneuert, 2001 gab es ein Re-Design des 9-LochGolfplatzes. «Investitionen in ein solches Unternehmen sind einem ständigen Kreislauf unterworfen. Wenn die letzte Runde eingeläutet wird, so beginnt das Rennen wieder von vorne.» Bad Schinznach AG ist für die kommenden Runden gut gewappnet. ■ Die Geschichte im Zeitraffer 1651 1663 1670 1691 1738 1786 1824 1965 1972 1974 1988 1991 1993 2011 Quelle wird entdeckt. Zwei Gebäude werden gebaut (Scheune, Badehäuschen). Hochwasser spült alles weg und verschiebt den Quellenursprung. Die Quelle kann wieder gefasst werden. Der Kurpark wird angelegt. Das Bad ist erstmals im Besitz eines Aargauers. Der grosse Rundbau entsteht (Badekabinen, Fremdenzimmer). Klinikbetrieb wird als Stiftung umgewandelt. Neue Rheumaklinik gegründet. Thermi wird gegründet im sogenannten HofratsGebäude (als Thermalbad spielt es seither eine besonders wichtige Rolle). Renovation des Kurhotels. Bau der Aquarena. Rundbau (Reha-Betrieb) wird komplett erneuert. Bau des Thermi spa. Schnell-Information ■ ■ ■ 1651 konnte die Thermalquelle in Schinznach gefasst werden. Rund 40 Jahre später wurde das Wasser in einem Laboratorium auf seine Zusammensetzung und Heilwirkung geprüft. Thermalbäder, Reha- und Kurklinik werden heute von der Bad Schinznach AG geführt. Zur Gruppe gehören noch eine psychiatrische Frauenklinik in Zug und eine 40-Prozent-Beteiligung am Burgdorfer Textilunternehmen Schwob AG. Der Betrieb eines Thermalbades mit Hotel- und Reha-Betrieb ist sehr kostenintensiv mit einem hohen Investitionsbedarf. Alleine zwischen 2011 und 2014 hat das Unternehmen 42 Mio. Franken in die Anlagen investiert. BDO ZOOM 2/2015 | 15 BERNER REHA ZENTRUM HEILIGENSCHWENDI DIE ERSTE VOLKSHEILSTÄTTE DER SCHWEIZ IST ZU EINEM HOCHMODERNEN MEDIZINISC Die Terrasse im Haupthaus des Berner Reha Zentrums Heiligenschwendi eröffnet einen wunderschönen Blick auf den Thunersee und auf die Alpen. Der idyllische Fleck Erde auf 1123 Meter über Meer ist Ferien- und Erholungsort zugleich. Für rund 2500 Patientinnen und Patienten pro Jahr bietet die Klinik einen hochmodernen Medizinalbetrieb mit optimalen Rehabilitationsangeboten für unterschiedlichste Krankheitsbilder. JOSEPH WEIBEL (TEX T), ZVG (FOTOS) 1891 war es, als die Berner Asylkommission aus Anlass des 600-JahrBestehens der Schweiz und des 700. Gedenktags der Gründung der Stadt Bern die Erstellung einer Volksheilstätte für unbemittelte Tuberkulosekranke beschloss. Vier Jahre später wurde die erste Volksheilstätte der Schweiz in Heiligenschwendi ins Leben gerufen. 16 | BDO ZOOM 2/2015 Beste Luft in der ganzen Schweiz Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit und heute praktisch inexistent in der Schweiz. Es gibt aber viele andere Lungenkrankheiten, die einen Menschen nachhaltig beeinträchtigen können. Patienten, die sich im Berner Reha Zentrum einer Rehabilitation unterziehen, haben sehr unterschiedliche Krankengeschichten. Lungenkranke bilden heute nur noch rund einen Viertel der jährlich ca. 2500 Eintritte. Zwei Drittel der meist älteren Klientel haben einen Eingriff am Herzen oder am Bewegungsapparat hinter sich und geniessen auf über 1100 Meter eine hervorragende medizinische und therapeutische Pflege. «Hinzu kommt die beste Luft in der ganzen Schweiz», schmunzelt Direktor Jürg Wägli. So sagen jedenfalls die Einheimischen. Gästeservice ist grossgeschrieben Die einstige Armenstätte für Tuberkulosekranke hat sich längst zu einem hochmodernen Medizinalbetrieb entwickelt. Das ist mit ein Grund, dass die Klinik immer mehr auch von ausserkantonalen Zusatzversicherten aufgesucht wird. In einem der drei Gebäude, der Privatklinik «Waldhuus», erhalten sie nicht nur eine medizinische Betreuung auf höchster Stufe, sondern auch verschiedene zusätzliche Dienstleistungen, vor allem im Bereich der Hotellerie. Ausgebildete Hotel- CHEN ZENTRUM GEWORDEN und Restaurationsmitarbeitende sorgen für einen Wohlfühl-Service, der von einem eigentlichen Klinikbetrieb ablenken soll. «Das hat uns in den letzten Jahren sehr positive Rückmeldungen gebracht», freut sich Jürg Wägli. Das Berner Reha Zentrum platzt aus allen Nähten. «Mit 140 Betten waren wir letztes Jahr immer am Limit.» Zwischenzeitlich wurde die Kapazität auf über 150 Betten aufgestockt. Das Alter der Patienten sinkt Das Durchschnittsalter der Patienten im Berner Reha Zentrum bewegt sich zwischen 70 und 72. «Patienten werden aber eher jünger», erkennt Direktor Jürg Wägli eine Tendenz. Andererseits sind ältere Menschen heute im Durchschnitt in einem besseren Allgemeinzustand, «sodass Operationen im hohen Alter keine Seltenheit mehr sind». Dass medizinische Betriebe den Kostendruck immer mehr zu spüren bekommen, ist ein offenes Geheimnis. Und dieser Druck macht auch vor einer RehaKlinik nicht Halt. Jürg Wägli: «Wir stehen unter einem ständigen Kostendruck und müssen trotzdem eine hochstehende Leistung erbringen. Die privatwirtschaftlich geführte Reha-Klinik steht auf der Spitalliste des Kantons Bern. Deshalb ist klar, dass die Patienten primär aus dem eigenen Kanton zugewiesen werden. In der Pneumologie (Lungenerkrankungen) steht das Berner Reha Zentrum exklusiv auf der Spitalliste. Mit dem höchsten Label ausgestattet Auffallend ist der gute Zustand der Gebäulichkeiten. Das älteste Gebäude stammt aus dem Jahr 1914, ein Jugendstilhaus. Ein zweites Gebäude kam 1956 dazu, das letzte 1976. Die Liegenschaften sind praktisch auf aktuellem Stand. «Wir investieren gegenwärtig vor allem in die Verbesserung im Convenience-Bereich.» Dazu gehören im ältesten Gebäude Hotelzimmer, die von Begleitpersonen von Patienten oder auch durch Feriengäste gebucht werden können. «Die Zimmer sind aber praktisch immer ausgebucht», macht Jürg Wägli wenig Hoffnung. Das Berner Reha Zentrum ist von SW!SS REHA zertifiziert und zählt damit zu den führenden Rehabilitationskliniken der Schweiz und ist auch bei Schweiz Tourismus mit dem höchsten Label (3 Q) ausgestattet. Präventionsmodule für den Alltag zu Hause Zur Rehabilitation gehört nicht nur eine intensive medizinische und therapeutische Betreuung, immer wichtiger werden auch Präventionsmodule, die die Patienten auf den Alltag zu Hause nach der Rehabilitation vorbereiten. Aus diesem Grund können auch Lebenspartner der Patienten an solchen Schulungen teilnehmen. «Patienten lernen dabei, mit ihrer Krankheit umzugehen, Symptome rechtzeitig zu erkennen Reha Zentrum Heiligenschwendi im Kurzporträt Standort Gründung Gebäudekomplexe Fakten und Zahlen (2014) Patienteneintritte stationär Pflegetage Anzahl Pflegebetten Durchschnittlicher Aufenthalt Umsatz Muskuloskelettale Reha Kardiovaskuläre Reha Pulmonale Reha Internistische Reha Anzahl Stellen Ärzte Pflege Therapie Medizin Verwaltung Hotellerie Lernende 1123 m.ü.M. 1894 3 2 515 48 330 140 19,2 34,8 Mio. Fr. 16 478 Tage 15 634 Tage 11 661 Tage 4 557 Tage 257 19,3 95,2 25 18 18,2 66,5 15 BDO ZOOM 2/2015 | 17 BERNER REHA ZENTRUM HEILIGENSCHWENDI und zum Beispiel Messungen des Blutzuckers oder des Blutdrucks selbst ständig vorzunehmen. Ein grosses Augenmerk wird auch auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung gerichtet. Die Bedeutung der Ernährung für die Rehabilitation und im Alltag bildet den Schwerpunkt des Ende Mai erschienenen Jahresberichts 2014. Insgesamt stehen derzeit rund 20 unterschiedliche Präventionsmodule auf dem Programm des Berner Reha Zentrums. Blick auf See und Meer Die einst erste Volksheilstätte der Schweiz bestand immer schon aus drei Gebäuden – aus besonderem Grund: Männer, Frauen und Kinder wurden getrennt in diesen Häusern platziert. Die Geschlechtertrennung ist längst Geschichte. Nicht an Reiz verloren hat der Standort, der vor der Gründung sorgfältig evaluiert wurde. Die Asylkommission prüfte viele mögliche Standorte im Berner Oberland. Viele Standorte wurden wegen ihrer Föhnlage als ungeeignet beurteilt. «Am 16.4.1893 wurde die Kommission über Goldiwil, Hüniboden, in den Sattel östlich des Winterberges nach Heiligenschwendi geführt. Dort erblickten sie freudig überrascht, eine von waldigen Berghängen geschützte, nach Süden offene Talmulde mit wundervoller Aussicht auf den Thunersee, den mächtigen Niesen und die Kette der Berner Hochalpen mit der majestätischen Blüemlisalp», steht in den Geschichtsbüchern der ersten Volksheilstätte. Direktor Jürg Wägli hat für den Standort des Berner Reha Zentrums eine noch ganz andere Umschreibung: «Im Sommer gibt es einen Blick auf den See, im Winter aufs (Nebel-)Meer.» ■ In einem der drei Gebäude, der Privatklinik «Waldhuus», erhalten die Patienten nicht nur medizinische Betreuung, sondern auch verschiedene zusätzliche Dienstleistungen, vor allem im Bereich der Hotellerie. Direktor Jürg Wägli hat eine ganz besondere Umschreibung der luftigen Umgebung von Heiligenschwendi: «Im Sommer gibt es einen Blick auf den See, im Winter einen aufs (Nebel-)Meer.» Schnell-Information ■ ■ Zusammenarbeit Berner Reha Zentrum Heiligenschwendi – BDO BDO ist seit 2013 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnung der Berner Reha Zentrum AG tätig. BDO prüft die Jahresrechnung nach Swiss GAAP FER und steht für spezifische Fragestellungen zur Verfügung. Auch als Revisionsstelle profitieren wir vom Blick auf See und Meer – so finden die Zwischenbesprechungen mit den Verantwortlichen der Klinik jeweils draussen beim Rundgang statt. Dies öffnet den Blick von den Zahlen auf die Unternehmung als Ganzes. Marcel Wasem, Abteilungsleiter Wirtschaftsprüfung, Niederlassung Biel 18 | BDO ZOOM 2/2015 ■ ■ 1894 wurde mit der Tuberkuloseklinik auf der Heiligenschwendi im Berner Oberland die erste Volksheilstätte der Schweiz errichtet. So wurde auch unbemittelten Patienten eine Behandlung ermöglicht. Das Berner Reha Zentrum Heiligenschwendi wird heute privatwirtschaftlich geführt und beschäftigt über 360 Mitarbeitende, vornehmlich im medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Bereich. Das Berner Reha Zentrum hat zwar den Charakter eines hochmodernen Medizinalbetriebs. Die Klinikleitung legt grossen Wert auf einen Wohlfühlservice, der eher an einen Hotellerie-, denn an einen Spitalbetrieb erinnert. Einen wichtigen Teil in der Rehabilitation von Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern machen die sogenannten Präventionsmodule aus, die Patienten zu einer besseren Integration in den Alltag zu Hause führen sollen. HOLMES PL ACE LIFEST YLE FITNESS GESUND, FIT, ENTSPANNT Roger Federer trainiert in Oberrieden, Stan Wawrinka in Lausanne, der Stylist Clifford Lilley in Zürich. Alle drei trainieren bei Holmes Place, einem führenden Anbieter für eine ganzheitliche Gesundheits- und Fitnessbetreuung, mit über 250 000 Mitgliedern und rund 80 Clubs in neun Ländern. SABINE SCHMID (TEX T), ZVG (FOTOS) BDO ZOOM 2/2015 | 19 Holmes Place schreibt Fitnesstrends. Trends, von denen man zeitgleich in angesagten Lifestyle-Magazinen liest. «Die Schweiz dient gerne als Testfeld. Sie gilt als Gradmesser, ob neue Fitness-Trends ankommen oder nicht», weiss Corinne Oschwald, Marketing-Verantwortliche von Holmes Place Schweiz. «Im Moment heisst ein Trend AntiGravity® Hammock-Training», erklärt Oschwald. Oder anders gesagt: Yoga in der Hängematte. Eine Stoffbahn ist ähnlich einer Schaukel an der Decke befestigt. Sie dient dazu, die dynamische Beziehung zum Boden zu verändern, die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln. «Das Training ist eine Kombination aus Pilates, Yoga, Tanz und Gymnastik – so ausgerichtet, das die Wirbelsäule entlastet und die Muskeln gleichzeitig gedehnt und gestärkt werden.» den und international agierenden Lifestyle Fitness Club wie Holmes Place, immer einen Schritt voraus zu sein. «Das sind sicher die Vorteile eines länderübergreifenden Netzwerks», weiss Corinne Oschwald. In Barcelona werden Trends ausgemacht, in der Schweiz getestet und schliesslich in allen Holmes-Place-Filialen eingeführt. Auch Marketingmassnahmen können länderübergreifend lanciert werden. «Die Finanzkraft ist eine andere, als beim kleinen Fitnessstudio um die Ecke.» Ebenfalls ein zentrales Element: die Corporate Identity. Dazu gehört nicht nur der einheitliche Auftritt des Unter- International vernetzt Geboren werden Fitnesstrends häufig in Spanien, Portugal und den USA, von namhaften Fitnessschulen, mit denen Holmes Place eng zusammenarbeitet. Trends lancieren, das ist wichtig für einen führen- «Die Gesetze sind in jedem Land anders» Simon Oswald ist diplomierter Wirtschaftsprüfer bei BDO in Zürich. Er betreut Holmes Place als international tätiges Unternehmen. Wir haben nachgefragt. Herr Oswald, Holmes Place ist ein internationales Unternehmen mit 80 Clubs in neun Ländern, auch BDO ist weltweit vernetzt. Können Sie ein paar Zahlen vom BDO Netzwerk nennen? Simon Oswald: Das BDO Netzwerk ist weltweit die fünfgrösste Organisation, welche im Bereich Prüfung, Treuhand, Steuern und Beratung tätig ist. Das Netzwerk besteht aus rechtlich unabhängigen Gesellschaften in mehr als 150 Ländern und beschäftigt in über 1300 Niederlassungen rund 60 000 Personen. Der Hauptsitz der BDO Schweiz ist in Zürich, der Hauptsitz des BDO Netzwerks in Brüssel. In der Schweiz ist BDO an 33 Standorten vertreten und beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende. Was sind Ihrer Ansicht nach die Vorteile eines welt weiten Netzwerks? Die Zusammenarbeit auf weltweiter Ebene hat viele Vorteile. Wir arbeiten international zusammen und profitieren voneinander. Ausserdem pflegen wir weltweit gleiche Qualitätsstandards. Wir arbeiten mit gleichen Prüftools, Arbeitsmitteln und Methoden. Auch für internationale Kunden wie Holmes Place ist es ein Vorteil, wenn wir weltweit agieren und auf diese Weise durch unsere Kollegen mit ausländischem Recht vertraut sind. 20 | BDO ZOOM 2/2015 Genau das stelle ich mir schwierig vor. Im Bereich Treuhand und Wirtschaftsprüfung gelten in jedem Land andere Gesetze – wie kann man hier international zusammenarbeiten? Ja, das ist so. Der Gesetzgeber regelt die Buchhaltung, das Lohnwesen, die Steuern in jedem Land anders. Der Rahmen ist länderspezifisch gegeben und darin bewegen wir uns. Trotzdem gibt es viele Bereiche, die übergeordnet sind. Dort macht eine Zusammenarbeit Sinn. Es gibt beispielsweise eine weltweite Marketingstrategie, die für die einzelnen Länder adaptiert wird. Auch der Qualitätsanspruch «Exceptional Client Service» ist eine globale Vorgabe. Wir wollen uns mit einem besonders guten Kundenservice abheben. Im Grossen und Ganzen agieren wir aber sehr unabhängig. Wird die Einhaltung von Qualitätsstandards auch geprüft? Ja, es gibt den sogenannten «Quality Assurance Review». Qualitätsmanager vom Headquarter kommen in die Schweizer Niederlassungen und beurteilen unsere Arbeit, auch ob BDO Qualitätsstandards eingehalten und korrekt umgesetzt werden. Inwieweit macht sich das BDO Netzwerk in der täglichen Arbeit bemerkbar? Ich habe viele internationale Kunden, sodass ich entsprechend oft mit Prüfern aus anderen Ländern zu tun habe. Man rapportiert, tauscht sich aus. Holmes Place ist ein internationaler Kunde und die Clubs der anderen Länder werden mehrheitlich ebenfalls von BDO betreut. Bei Holmes Place Schweiz werden einige administrative Tätigkeiten lokal in der Schweiz erbracht und weitere in einem Shared Service Center. In diesem Zusammenhang muss eine grenzüberschreitende Koordination stattfinden. Holmes Place steht nicht nur für das klassische Fitnesscenter, sondern für eine ganzheitliche Gesundheitsberatung – getreu dem Slogan: «One Life. Live it well.» Die Clubs sind exklusiv, grosszügig gestaltet und an attraktiver Lage. Zum Unternehmen Holmes Place wurde 1980 in England gegründet und betreibt heute 80 Clubs in neun Ländern. Der Premium Fitness Club beschäftigt weltweit 6500 Angestellte, 370 sind es in der Schweiz. In der Schweiz ist Holmes Place als AG organisiert und betreut fünf exklusive Standorte: Holmes Place City Zürich, 5. & 6. Stock Jelmoli, (1999), Crowne Plaza Zürich, (2013), Seepark Oberrieden, (1999), Genf, 4. Stock Globus, (1999), Lausanne, 4. Stock Globus, (1999). nehmens, sondern auch international geltende Qualitätsstandards. Ein Beispiel: «Unsere Kundinnen und Kunden erhalten von uns Handtuchservice.» Auch Duschgel und Shampoo werden zur Verfügung gestellt. «Grundsätzlich haben wir aber viel Spielraum», so Oschwald. Der Kontakt zum Mutterhaus sei eher marginal. Jedes Land hat seine Klientel, auf die jede Holmes-Place-Filiale individuell eingeht. Gemeinsam ist einzig der exklusive Service für eine exklusive Kundschaft. Umgekehrt versucht Corinne Oschwald auch selber Netzwerke zu knüpfen. «So sprechen wir beispielsweise gezielt Unternehmen an.» Lösen deren Mitarbeitende ein Abo, profitieren sie von besseren Konditionen. Holmes Place arbeitet auch mit Bonussystemen. So erhalten Neu-Mitglieder einen Reisegutschein im Wert von 100 Franken vom TUI Reisecenter und noch andere Rabatte. Ein Premium-Angebot In 80 Clubs in neun Ländern beschäftigt Holmes Place 6500 Angestellte. In der Schweiz sind es 370. Gegründet wurde das Unternehmen 1980 in Chelsea (GB) von Alan Fisher. «In England heisst Holmes Place inzwischen Virgin Fitness», weiss Oschwald. Mittlerweile hat Fishers Sohn Jonathan die Geschäftsführung übernommen. Im September 1999 ist am Standort Zürich das europaweit erste Holmes Place Spa eröffnet worden. Es liegt im Zentrum von Zürich und bietet neben Sauna, Dampfbädern, Whirlpool und grosszügigen Erholungszonen auch eine breite Auswahl an Beauty- und Wellnessanwendungen an. Holmes Place steht heute nicht mehr nur für das klassische Fitnesscenter, sondern für eine ganzheitliche Gesundheitsberatung – getreu dem Slogan: «One Life. Live it well.» Nebst den Studio-Programmen wie Zumba, Kick Power, Fitboxen, Body Pump gibt es Kraft- und Konditionstrainings. «Sehr beliebt sind auch die Personal Trainer, die mit massgeschneiderten Programmen und Ernährungstipps individuell auf die Kundin, den Kunden eingehen», weiss Corinne Oschwald. In Oberrieden beläuft sich der Indoor-Bereich der Filiale auf 3600 m2. Der Outdoor-Bereich beträgt 80 m2. Mit Seesicht notabene. Die Standorte sind alle exklusiv, erlesen, grosszügig, luxuriös. «Deshalb ist das Eröffnen von neuen Standorten gar nicht so einfach», erklärt Corinne Oschwald. Die Ansprüche sind hoch, die Raumbedürfnisse enorm und das Angebot entsprechend klein. ■ www.holmesplace.ch Zusammenarbeit Holmes Place – BDO BDO ist seit 2014 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnung der Holmes Place Gruppe tätig. Nebst der gesetzlichen Prüfung erbringen wir im Rahmen der Konzernprüfung weitere Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit unseren ausländischen BDO Netzwerkpartnern. Zudem konnten wir das Management von Holmes Place bei der Ermittlung eines Brandschadens unterstützen. Simon Oswald, dipl. Wirtschaftsprüfer, BDO AG Zürich Schnell-Information ■ ■ Holmes Place ist eine Gruppe von luxuriösen Lifestyle Fitness Clubs in Europa und im Nahen Osten. Holmes Place richtet sich an ein exklusives Publikum und bietet die neusten Fitnessprogramme an. Daneben auch Massgeschneidertes: Ernährungsberatung, Personal Trainer, Programme zum Abnehmen und Spa für die Erholung. BDO ZOOM 2/2015 | 21 RÖNTGEN I NST IT UT A AR AU DIE R ADIOLOGIE IST EIN WICHTIGER 1978 wurde das Röntgeninstitut Aarau gegründet. Seither sind 37 Jahre vergangen und die Röntgendiagnostik und der dazu er forderliche Apparatepark haben zum Teil grosse Zeitsprünge gemacht und zu noch präziseren Diagnosen und schonenderen Untersuchungsmethoden geführt. JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS) Das Röntgeninstitut Aarau liegt unmittelbar beim Bahnhof an bester Lage. Das ist wichtig für seine Kunden, die hier täglich ein- und ausgehen. Zuweiser sind Hausärzte, Spezialisten und Spitäler aus der Region. Dr. med. Beat Rehmann ist seit Anfang des 1978 gegründeten Röntgen-Instituts in Aarau mit dabei. Er steht heute noch den zwei anderen Radiologen Dr. med. Herbert Wegmüller und Dr. med. Thierry Littmann zur Seite. Im Laufe der letzten Jahre wurde der Apparatepark ständig erweitert und auf den neusten Stand gebracht. «Eine sehr kostenintensive aber unverzichtbare Massnahme», sagt Thierry Littmann. Gut geschultes Personal ist enorm wichtig Der deutsche Wissenschaftler Wilhelm Conrad Röntgen ahnte wohl 1895 nicht, was er mit der Entdeckung der sogenannten X-Strahlen, welche später in «Röntgenstrahlen» umbenannt wurden, auslösen würde. Die Radiologie hat riesige Fortschritte gemacht und wird sie wohl weiter machen. Im Röntgeninstitut in Aarau werden sieben verschiedene Röntgen-Methoden angewendet (siehe Kasten). Der Apparatepark befindet sich auf zwei Etagen und wird von MTRA-Radiologieassistentinnen bedient. «Gut geschultes Personal ist in diesem Bereich besonders wichtig», betont Thierry Littmann. Die Ausbildung zum medizinischtechnischen Radiologieassistenten dauert drei Jahre und umfasst ebenso theoretischen wie praktischen Unterricht in einem Krankenhaus. Links überwacht eine MTRARadiologieassistentin eine sogenannte MRI (MagnetresonanzTomografi e). Rechts bereitet Dr. med. Thierry Littmann den Bericht einer radiologischen Untersuchung vor. 22 | BDO ZOOM 2/2015 Innert kürzester Zeit eine präzise Diagnose Der Radiologe nimmt in der medizinischen Hierarchie nach wie vor keine führende Rolle ein. Seine Erfahrung und vor allem sein Wissen werden unterschätzt. Er muss nicht nur über sämtliche Bereiche in Anatomie und Pathologie, sondern über den immer komplexer werdenden Apparatepark Bescheid wissen. Der jährliche Besuch von Fortbildungsseminaren sei deshalb unverzichtbar. Die grosse Kunst des Radiologen ist aber, innert kürzester Zeit eine präzise Diagnose zu stellen. Er wird dabei in seinem Tageswerk mit Bildern von allen Diagnosegeräten konfrontiert. Idealerweise kann der Patient die Aufnahmen der durchgeführten Untersuchungen mitnehmen, um diese möglichst rasch mit seinem Haus- oder Facharzt zu besprechen. Oder die Bilder und die Diagnose werden direkt vom zuweisenden Arzt auf dem Server des Röntgeninstituts noch am selben oder anderen Tag abgerufen. In der Workstation gehen die Bilder ein In der Praxis sieht das so aus: Nach einer erfolgten Untersuchung werden die Bilder von einem MTRA-Mitarbeitenden bearbeitet und digital in die sogenannte Workstation weitergeschickt. In dieser Workstation stehen höchst sensible und hochwertige Bildschirme – ähnlich wie in einem Newsroom in einem Medienhaus. Hier sitzen die Radiologen und beurteilen in höchster Konzentration die ständig eingehenden Bilder und erstellen gleichzeitig mithilfe einer Sprachsteuerungssoftware den Bericht. Sein Vorgehen bei einer Diagnose umschreibt Thierry Littmann mit einer Checkliste. Sowohl die Untersuchung wie die spätere Diagnostik würden nach einem bestimmten systematischen Schema erfolgen. «Damit wird die Gefahr, etwas zu übersehen, deutlich vermindert.» Die schnelle und präzise Diagnose sei letztlich die Visitenkarte eines Röntgeninstituts, sagt Thierry Littmann. «Wir wollen und müssen optimale Qualität bieten.» Dazu gehöre auch die Flexibilität. «Auf kurzfristige Terminanfragen müssen wir reagieren können. Und das tun wir auch.» Auch wenn der Facharzt nicht mit dem Patienten ins vertiefte Gespräch kommt, so weiss Radiologe Littmann, dass sich die Menschen heute immer mehr eine Laienbildung im Internet aneignen würden und deshalb ganz allgemein kritischer sind gegenüber der Medizin. «Das hat Vor-, aber auch ebenso viele Nachteile», weiss er aus langjähriger Berufserfahrung. ■ FAKTOR IN DER MEDIZIN Der Apparatepark im Röntgeninstitut Aarau Magnetresonanz-Tomografi e MRI Sie gilt als die beste Untersuchungsmethode von Gehirn, Wirbelsäule, Gelenken und Weichteilen. Die MRI benötigt keine Röntgenstrahlen, sondern es wird mittels Radiowellen gemessen. Computertomografi e CT Sie dient vor allem zur Darstellung der Bauchorgane, der Lunge, des Schädels, des Gehirns, der Knochenstrukturen sowie teils auch der Gefässe. Die Untersuchung benötigt Röntgenstrahlung. Die Strahlenbelastung hat mit dem neuen Gerät des Röntgeninstituts jedoch deutlich abgenommen. Digitales Röntgen Röntgenaufnahmen werden primär zur Untersuchung von Knochen oder Lunge gemacht. Dabei können Veränderungen am Knochen und den Gelenken festgestellt werden (wie zum Beispiel Brüche, Arthrose ect.). Ultraschall Diese Technik wird vor allem zur Untersuchung von Bauch- und Beckenorganen, Weichteilen, Gelenken und Gefässen eingesetzt. Durchleuchtung Sie wird zur Darstellung von Speiseröhre, Magen, Darm oder Venen (vor einer Krampfader-OP zum Beispiel) und Nieren eingesetzt. Zusätzlich dient die Untersuchung zur Gelenkspunktion (etwa bei der Kontrastmittelfüllung eines Gelenkes). Verwendet werden schwache, anhaltende Röntgenstrahlen. Mammografi e Sie dient als empfindlichste Früherkennungsmethode von Brustkrebs. Die Röntgenstrahlung durchdringt den Körper und bildet ein Röntgenbild ab. Knochendichtemessung Diese Methode gilt zur Erkennung von Osteoporose als das exakteste Verfahren (Feststellen der Knochendichte). Die Strahlenbelastung ist gering (1/100 einer normalen Röntgenaufnahme der Wirbelsäule). Das Ärzteteam Dr. med. Beat Rehmann, Facharzt Radiologie FMH Dr. med. Herbert Wegmüller, Facharzt Radiologie FMH Dr. med. Thierry Littmann, Facharzt Radiologie FMH Die Mitarbeitenden MTRA-Radiologieassistentinnen Medizinisches Praxispersonal (Patientenaufnahme/Sekretariat) Zusammenarbeit Röntgeninstitut Aarau – BDO Sandra Vinci ist Teamleiterin Treuhand bei BDO und arbeitet in der Niederlassung in Aarau. Sie führt für das Röntgeninstitut ein vielfältiges Treuhand-Mandat. Wir haben nachgefragt. Frau Vinci, was denken Sie, wenn Sie regelmässig bei Ihrem Kunden in Aarau vorbeischauen? Sandra Vinci: Ich bin immer wieder von Neuem beeindruckt von der Komplexität eines radiologischen Instituts, dem umfangreichen Apparatepark und der Effizienz der Arbeitsabläufe. Das Röntgeninstitut Aarau wird von drei Radiologen geführt und von rund 25 medizinischen Fachpersonen begleitet. Da bleibt wohl nicht mehr viel Zeit für administrative Pflichten? Die Rechnungsstellung, die Debitorenverwaltung und das Mahnwesen werden durch den Kunden selber vor Ort erledigt. Mit unserem umfassenden Treuhand-Angebot bietet sich für die Ärzte die Möglichkeit, sich vollumfänglich von allen weiteren auf das Rechnungswesen bezogenen Aufgaben zu befreien. Sie können sich auf ihre Haupttätigkeit konzentrieren und wissen die administrativen Arbeiten in guten Händen. In welchen Bereichen unterstützen Sie das Institut vor allem? Wir machen alles rund um die Löhne, von der monatlichen Auszahlung bis zur Abrechnung mit den Sozialversicherungen und den Lohnausweisen. Wir erledigen auch die ganze Personaladministration (Arbeitsverträge und An- und Abmeldungen bei den Sozialversicherungen). Die Zahlung der Kreditoren läuft über uns und wir planen und überwachen die Liquidität. Natürlich machen wir auch die Buchführung und den Jahresabschluss sowie die Steuererklärungen der Ärzte. Das ganze Inkassowesen ist ebenfalls Teil dieses umfangreichen Mandats. Schnell-Information ■ ■ ■ Das Röntgeninstitut Aarau besteht seit 1978 und wird von drei Radiologen geführt. Das radiologische Institut verfügt über einen modernen Apparatepark mit sieben verschiedenen Röntgendiagnosemöglichkeiten. Röntgengeräte zeichnen sich heute durch ihre Genauigkeit aus. Die Strahlenbelastung hat mit der Entwicklung der Geräte deutlich abgenommen. Ein Radiologe kann innert kürzester Zeit eine Diagnose stellen, sodass Zuweiser (Haus- und Fachärzte, Spitäler) und Patient meist noch am gleichen Tag über die Informationen verfügen. BDO ZOOM 2/2015 | 23 STIFTUNG SCHWEIZERISCHE SCHULE FÜR BLINDENFÜHRHUNDE TIERISCHE BEGLEITER BIETEN MOBILITÄT UND SICHERHEIT 1972 gegründet, ist die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde heute eine professionelle Einrichtung für die Ausbildung von Führ-, Assistenz- und Autismusbegleithunden. Das Wohl der Hunde geniesst einen hohen Stellenwert. Nach bestandener Eignungsprüfung verhelfen sie behinderten Menschen zu mehr Mobilität und Selbstständigkeit. Die Hunde werden mit rund 30 italienischen Hörzeichen befehligt, weil diese Sprache dank vieler Vokale für die Hunde gut verständlich ist. SABINE SCHMID (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS) Rika, Rasmus, Rocket und Rover heissen die vier jüngsten Schüler der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde – drei Rüden, eine Hündin. «Sie kamen am 24. Februar zur Welt und durchliefen bis Mitte Mai unser Welpenförderungsprogramm», erklärt Gérard Guye, Geschäftsleiter und Leiter Administration und PR. Gérard Guye, Geschäftsleiter und Leiter Administration und PR: «Wir arbeiten ausschliesslich mit Labrador- Retrievern, weil diese Rasse lern- und spielfreudig ist. Die Hunde sind anpassungsfähig und freundlich zu Mensch, Tier und Kindern.» Zum Unternehmen Die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde wurde 1972 in Allschwil gegründet. Sie steht unter Aufsicht des Bundes. Die Jahresrechnung und der Tätigkeitsbericht werden vom Eidgenössischen Departement des Innern jährlich geprüft. Die Schule beschäftigt rund 43 Personen, die hauptsächlich als Experten in der Hundebetreuung und -ausbildung tätig sind. www.blindenhundeschule.ch 24 | BDO ZOOM 2/2015 «Spielend lernen» lautet dabei das Motto. Und tatsächlich ähnelt ihr Trainingsgelände in vielerlei Hinsicht einem Kinderspielplatz. Da gibt es ein Bällebad, einen Kriechtunnel, einen Plastikzylinder und Holzkonstruktionen zum Klettern und sich verstecken. Die Welpen toben herum. Immer in ihrer Nähe Mutter Dinara. Als eines der vier Welpen erschrickt, ist der Laie bedacht, den kleinen Hund reflexartig zu trösten. «Falsch», sagt die Welpenbetreuerin. «Das Tier muss lernen, Schreckmomente als etwas Normales auszuhalten.» Über 40 Jahre Erfahrung Die ersten zehn Wochen sind sehr wichtig für die Entwicklung der Hunde. «Bereits hier erhalten wir erste Aufschlüsse über ihre mögliche Entwicklung, obwohl diese längst nicht abgeschlossen ist.» Nicht alle haben eine Karriere als Blindenführhund vor sich. «Seit 2002 bilden wir Sozialhunde aus, seit 2012 auch Assistenz- und Autismusbegleithunde», erklärt Gérard Guye. «Doch der Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung von Blindenführhunden.» Das seit 1972. Damals wurde die von Walter und Rosa Rupp gegründete und privat geführte «Schweizerische Schule für Blindenführhunde» durch die Vereinigung der «Freunde Schweizerische Schule für Blindenführhunde» in die heutige Stiftung überführt. Die Schule war im «Waldheim», einem ehemaligen Geburtshaus in Allschwil untergebracht. Seither kamen in Allschwil 1866 Welpen zur Welt, 873 davon wurden zu Blindenführhunden ausgebildet. Das Waldhaus steht heute nicht mehr. Die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde ist seit 2003 auf einem rund 17 000 Quadratmeter grossen Campus eingerichtet, der der erfolgreichen Weiterentwicklung der Schule Rechnung trägt. Die Bauten und Trainingsgelände sind von einfacher, schlichter Architektur. Auch die Innenräume überzeugen durch ihre simple, saubere und übersichtliche Raumaufteilung. Es gibt sechs moderne Wurfboxen und 48 Hundeboxen, die mit Bodenheizung und automatischen Tränken ausgestattet sind. Über Klapptüren gelangen die Hunde in den Aussenbereich. Alles ist gut organisiert, professionell und zum Wohl des Hundes eingerichtet. Die Hunde verbringen die meiste Zeit jedoch bei ihrem Ausbilder. Training in der Stadt Auf dem weitläufigen Schulareal leben auch fünf Katzen. «Damit sich die Hunde früh an sie gewöhnen», sagt der Geschäftsleiter. «Ein Blindenführhund darf seinem Jagdtrieb nicht nachgeben.» Die Gewöhnung an Katzen ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Labradorhunde in einem intensiven Trainingsalltag lernen, sich den Gegebenheiten ihrer Umwelt anzupassen. «Dazu gehört das tägliche Training in der Stadt», so Guye. Zweimal täglich führen die Trainer ihre Labradorhunde in der Stadt aus. Hier lernen sie Hindernisse zu erkennen und zu umgehen, mit dem Strassenverkehr klarzukommen, sich an Lärm und andere Hunde zu gewöhnen. Auf dem Trainingsgelände in Allschwil gibt es Hindernisparcours, auf denen das Gelernte weiter vertieft wird. Zusammenarbeit Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde – BDO BDO ist seit 2011 als gesetzlicher Prüfer der Jahresrechnung der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde tätig. Die Jahresrechnung wird nach OR geprüft. Daneben unterstützen wir die Stiftung bei spezifischen Fragestellungen. Peter Graber, leitender Wirtschaftsprüfer, BDO AG, Niederlassung Liestal Kostenpunkt: 65 000 Franken Ein Führhund verhilft Sehbehinderten zu mehr Mobilität und Selbstbewusstsein. Er ist auch ein guter Brückenbauer. «Der Sehbehinderte muss aber selber agil und gerne unterwegs sein», weiss Gérard Guye. «Er muss sich gut orientieren können, da der Hund zwar führt, aber nicht die Funktion eines GPS-Geräts übernimmt.» Das Zusammenführen von Sehbehindertem und Tier spielt eine wichtige Rolle. In Schulungen und mehrtägigen Kursen lernen die Behinderten ihren Hund kennen, pflegen und leiten. Die Kosten bis zum geprüften Hund belaufen sich insgesamt auf rund 65 000 Franken. «Wir arbeiten ausschliesslich mit Labrador-Retrievern, weil diese Rasse lern- und spielfreudig ist, anpassungsfähig und freundlich zu Mensch, Tier und Kindern.» Nach dem zehnwöchigen Welpenförderungsprogramm kommen die Hunde für 12 bis 15 Monate zu Patenfamilien. «Diese sorgen für die Grunderziehung und eine gute Sozialisierung», erklärt Gérard Guye. Im Anschluss an das Patenjahr erfolgt das spezialisierte sechs- bis neunmonatige Intensivtraining des Hundes. «Jetzt entscheidet sich, welche Karriere der Hund anstreben wird.» Je nach Charakter werden sie mit fachspezifischen Trainings zu Blindenführ-, Assistenz- oder Autismusbegleithunden ausgebildet. Kommt keine dieser Ausbildungen infrage, werden die Hunde als Sozial- oder Familienhunde eingesetzt. Nach der Ausbildung prüft ein Experte der Invalidenversicherung die Eignung des Blindenführhundes. «Die IV übernimmt rund zwei Drittel der Kosten, beim Assistenzhund (Kosten 45 000 Franken) nur ein Drittel.» An der Ausbildung von Autismusbegleithunden beteiligt sich die IV nicht – «weil die Wirksamkeit in der Schweiz noch nicht wissenschaftlich erforscht, nachgewiesen und dokumentiert ist». Deshalb finanziert sich die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde zu einem grossen Teil durch Spendengelder. Damit Sehbehinderte, Kinder mit Autismus und Menschen im Rollstuhl auch weiterhin auf ihre tierischen Begleiter zählen können. ■ Schnell-Information ■ ■ ■ ■ ■ Die Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde züchtet Hunde und bildet sie zu Blindenführ-, Assistenz-, Autismusbegleit- oder Sozialhunden aus. Blindenführhunde begleiten blinde oder sehbehinderte Menschen durch ihren Alltag. Assistenzhunde verhelfen Menschen im Rollstuhl zu mehr Selbstständigkeit, indem sie zum Beispiel Türen öffnen, Schlüssel aufheben oder beim Auskleiden helfen. Autismusbegleithunde verleihen Kindern mit Autismus Sicherheit und Schutz. Sie erfordern eine erwachsene Person, die Befehle erteilt. Sozialhunde sorgen in Altersheimen, psychiatrischen Kliniken, Kindergärten, Gefängnissen oder anderen Einrichtungen für eine geschätzte Ablenkung. BDO ZOOM 2/2015 | 25 BLICKPUNKT BDO STEUERTAG STEFAN SCHÄR (TEX T), CUT & SHOOT GMBH (FOTOS) Mit der Frage «Vom Steuerhimmel in die Steuerhölle?» lud BDO zum 8. Steuertag ins Verkehrshaus Luzern ein. Über 500 Gäste folgten der Einladung. Was sie erwartete, waren spannende Diskussionen, harte Fakten und illustre Redner: Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, die Ständeräte Konrad Graber (Kanton Luzern) und Roberto Zanetti (Kanton Solothurn), Regierungsrat Peter Hegglin (Kanton Zug) sowie die Gastgeber und BDO Referenten Heinz Vogel (Leiter Region Zentralschweiz), Erich Ettlin (Leiter Produktbereich Steuern und Recht) sowie Dr. Peter Vollenweider (Leiter Steuern und Recht, Zentralschweiz). Gewohnt souverän moderierte Franz Fischlin die Veranstaltung. Im Impulsgespräch wies Ständerat Konrad Graber darauf hin, dass die Schweiz noch immer massiv unter Druck stünde, steuerliche Anpassungen vorzunehmen. Die beiden BDO Steuerexperten Erich Ettlin und Peter Vollenweider erläuterten die aktuelle Situation. Mit durchschnittlich 18 Prozent der Unternehmensgewinnsteuern sei die Schweiz im Vergleich mit den USA (rund 40 Prozent) «relativ nahe am Himmel». Weil auf internationalen Druck Steuerprivilegien abgeschafft werden müssen, sei die Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III ausgesprochen wichtig, folgerte Peter Vollenweider. Diese Einschätzung teilten auch die Podiumsteilnehmer Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, Ständerat Roberto Zanetti und Regierungsrat Peter Hegglin. Wie diese umzusetzen sei und was genau sie zu beinhalten habe, da waren die Teilnehmenden erwartungsgemäss unterschiedlicher Meinung. Der nächste BDO Steuertag findet am 1. April 2016 im Verkehrshaus in Luzern statt. ■ Heinz Vogel, BDO AG, Leiter Region Zentralschweiz, Mitglied der Geschäftsleitung. 26 | BDO ZOOM 2/2015 2015 Podiumsdiskussion mit Moderator Franz Fischlin, Ständerat Roberto Zanetti, Finanzdirektor Peter Hegglin und Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf. Sie sorgten für angeregte Steuerdiskussionen: (v.l.n.r.) Heinz Vogel (BDO AG), Erich Ettlin (BDO AG), Dr. Peter Vollenweider (BDO AG), Finanzdirektor Peter Hegglin (Kt. Zug), Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf, Moderator Franz Fischlin, Überraschungsgast «Veri», Ständerat Konrad Graber (Kt. Luzern) und Ständerat Roberto Zanetti (Kt. Solothurn). BDO ZOOM 2/2015 | 27 WEN ICH SCHON IMMER TREFFEN W O L LT E ROGER MÜLLER TRIFFT LUKAS FRICK, SENIOR PILOT BEI DER REGA EIN BUBENTRAUM Auf dem Militärflugplatz Dübendorf liegt die Zürcher Basis der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega. Hier trifft Roger Müller frühmorgens auf den Rega-Helikopterpiloten Lukas Frick. Seine Maschine ist bereits einsatzbereit. Die Crew, bestehend aus Pilot, Rettungssanitäter und einem Arzt, hat das allmorgendliche Briefing bereits hinter sich. Jederzeit kann ein Alarm eintreffen. ZOOM hat Lukas Frick mit Roger Müller, Gruppenleiter Treuhand von BDO, Niederlassung Wetzikon, zusammengebracht. PETER J. AEBI (TEX T), BERNHARD STR AHM UND REGA (FOTOS) Roger Müller hört sich interessiert die Ausführungen von Rega-Pilot Lukas Frick an. 28 | BDO ZOOM 2/2015 WIRD WAHR Roger Müller hat schon immer interessiert, wer hinter den Steuerknüppeln der Rettungshelikopter bei der Rega sitzt und wie er dazu gekommen ist. Nun trifft er auf der Einsatzbasis in Dübendorf auf Lukas Frick. Neugierig sieht er sich um und lässt sich im Hangar von Lukas Frick dessen Arbeitsgerät – einen Eurocopter EC 145 – erläutern: «Insgesamt sechs solche Helikopter setzt die Rega auf ihren Mittellandbasen ein. Die Crews der Gebirgsbasen fliegen einen anderen Helikopter-Typ.» Seit der Gründung im Jahr 1952 verbessert die Rega laufend die Standards in der Luftrettung zugunsten der Schweizer Bevölkerung. «Wir haben eine optimale Infrastruktur für unsere Mission, medizinische Hilfe aus der Luft zum Patienten zu bringen», erklärt er. «Das ist allerdings nur möglich, weil uns über zweieinhalb Millionen Gönnerinnen und Gönner unterstützen und so die Finanzierung der Rega sichern.» Natürlich will Roger Müller wissen, wie Lukas Frick zu seinem Beruf gekommen ist. «Schon mit neun Jahren war Rega-Pilot mein Traumberuf», antwortet Lukas Frick. Zur Person Lukas Frick Jahrgang 1974 Wohnort Wettingen Pilot auf den Einsatzbasen Zürich und Basel Ausbildung: HelikopterBerufspilot, Fluglehrer Aktuelle Position: Senior Pilot der Einsatzbasis Zürich Zur Person Roger Müller Jahrgang 1982 Wohnort Pfäffikon/ZH Seit März 2009 bei BDO, aktuell Gruppenleiter Treuhand, Niederlassung Wetzikon Ausbildung: KV, Treuhänder mit eidg. Fachausweis Am Anfang stand ein Buch Er erinnert sich noch genau an den Zeitpunkt, als er wusste: «Das ist mein Beruf!» Mit seiner Familie weilte er in einer Ferienwohnung. Dort fand sein Vater ein Buch über einen Rega-Piloten, der seine Erfahrungen und Abenteuer bei Rettungseinsätzen schilderte. «Mein Vater gab mir das Buch und meinte, es wäre auch was für mich», lacht er. «Ich habe es förmlich verschlungen und mein Entscheid war klar: Ich wollte Rega-Pilot werden.» Roger Müller hakt nach, ihn interessiert der Weg zum Ziel. «Haben Sie den Weg über die Militärflugausbildung gemacht?» Lukas Frick schüttelt den Kopf. «Natürlich steht einem der Weg über die militärische Ausbildung offen. Doch das gelingt nicht vielen. Der Sohn von Bekannten ist dabei gescheitert.» Das hat ihn damals davon abgehalten, es überhaupt erst zu versuchen. Obwohl: «Später, als ich bei der damaligen Helog-Heliswiss die Umschulung auf Super Puma absolvierte, meinte mein Ausbildner, ein ehemaliger Offizier der Luftwaffe, dass ich die militärische Ausbildung vermutlich geschafft hätte.» Daraus leitete er daher sein Lebensmotto ab: «Lass dich nie entmutigen, zieh dein Ding durch.» Zu jener Zeit stellte er die Weichen anders. Er lernte Plattenleger und arbeitete im Familienbetrieb mit. «Als mit Anfang zwanzig die Ausbildung zum Meister anstand, zog ich die Reissleine.» Er begann mit der Ausbildung zum Helikopter-Piloten. «Zuerst machte ich den Privatpilotenschein, danach das Berufspilotenbrevet.» Hinzu kamen unter anderem die Ausbildungen für Landungen im Gebirge, Nachtflug und zum Fluglehrer. «Die Ausbildungskosten waren erheblich und so investierte ich meinen ganzen Lohn in die Fliegerei.» In dieser Zeit galt es, neben der Arbeit möglichst viel zu fliegen. «Ich machte alle möglichen Bedarfsflüge und reiste teilweise für einen halbstündigen Flug durch die halbe Schweiz.» Nach sieben intensiven Jahren erhielt Frick bei der Helog-Heliswiss seine erste Festanstellung. «Dort durfte ich auf den Super Puma umschulen und stand vor allem in Darfur im Sudan für die Vereinten Nationen im Einsatz. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und reifer werden lassen.» Rega-Bewerbung Und wie ist er dann schliesslich zur Rega gekommen? «Ich habe mein Ziel nie aus den Augen verloren. Schliesslich habe ich mich bei der Rega beworben. Da half es natürlich, dass ich alle nötigen Ausbildungen vorweisen konnte. Daher durfte ich dann das Assessment absolvieren.» Rega-Basis Zürich Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega organisierte im Jahr 2014 insgesamt 14 435 Einsätze mit Ambulanzjets und Helikoptern. Die Crews der 12 Einsatzbasen flogen mit ihren Rettungshelikoptern insgesamt 10 802 Einsätze. 944-mal startete der Heli der Zürcher Basis zu einem Einsatz. In 419 Fällen brachten sie medizinische Hilfe direkt auf die Unfallstelle, bei den anderen Einsätzen handelte es sich um Verlegungsflüge von Spital zu Spital. Die Rega-Basis Zürich steht im Schichtbetrieb rund um die Uhr das ganze Jahr über im Einsatz. Dieser wird mit vier vollständigen Crews, jeweils mit je einem Piloten, Rettungssanitäter und Arzt sichergestellt. BDO ZOOM 2/2015 | 29 WEN ICH S C H O N IMMER TREFFEN W O L LT E Die Beurteilung fiel positiv aus. Aber: «Es war damals noch keine Stelle frei. Es dauerte noch einmal vier Jahre bis es so weit war.» In dieser Zeit blieb man in Kontakt. Dann endlich kam die Chance. «Als letzten Eignungstest verbrachte ich 48 Stunden zusammen mit der Crew auf der Einsatzbasis und machte jeden Einsatz mit. So findet man heraus, ob es auch menschlich passt. Das ist zentral, schliesslich verbringen w ir sehr viel Zeit miteinander.» Roger Müller möchte wissen, wie denn der Einstieg in die Rega stattfindet. «Man wird sehr sorgfältig eingeführt», erklärt Lukas Frick. «Zuerst absolviert man eine zweiwöchige Einführung beim Helikopter- Hersteller. Dabei geht es vor allem um theoretische Kenntnisse der Maschine.» Es folgt eine gut einmonatige Schulung im praktischen Bereich. «Nach erfolgreich bestandener Typenumschulung folgt die Einführung in die verschiedenen Flugverfahren bei Rettungseinsätzen. Während dieser Zeit wird man von einem Instruktor und später vom Senior Pilot der jeweiligen Einsatzbasis b egleitet.» Erst dann folgt der erste Einsatz «alleine» mit der Crew. «Wie war denn der erste Einsatz?», fragt Roger Müller. Lukas Frick lacht. «Das war etwas frustrierend: Kaum waren wir in der Luft, wurde der Einsatz abgebrochen. Für die Betroffenen war das natürlich ein gutes Zeichen, bei mir fühlte es sich jedoch ein wenig wie bei einem Skifahrer an, der sich gut vorbereitet hat und kurz vor seinem Start erfährt, dass das Rennen abgebrochen wird.» Auf die Frage nach seinem bisher schlimmsten Einsatz antwortet er lieber mit einem positiven. Ein solcher liegt nur kurze Zeit zurück. «Da stimmte einfach alles», freut er sich noch heute darüber. «Es war ein Einsatz mit der Rettungswinde beim grossen Mythen. Wir retteten einen abgestürzten Kletterer vom Fuss einer Felswand. Wir hatten Mühe, den bewegungslosen Mann, der in einem abschüssigen Geröllfeld lag, überhaupt auszumachen. Auch fliegerisch war es eine Herausforderung, aber die Rettung gelang perfekt und die Zusammenarbeit im Team war einmal mehr hervorragend. Der Patient konnte schnell und sicher gerettet, erstversorgt und ins Spital geflogen werden. Vor wenigen Tagen erhielten wir sogar einen Dankesbrief von ihm. Trotz schwerer Verletzungen befindet er sich auf dem Weg der Besserung und wird wohl wieder ganz gesund werden. Was will man mehr?» Er ist nun der Autor der Geschichten, die er als Junge verschlungen hat. Aber sein Beruf besteht nicht nur aus den Einsätzen direkt auf der Unfallstelle, wo die Crew nie recht weiss, was sie erwartet. «Wir 30 | BDO ZOOM 2/2015 achen oft Verlegungen von Patienten – das heisst wir fliegen sie von m einem Spital in ein anderes. Das sind einigermassen planbare und meist besser einschätzbare Einsätze.» Pro 24 Stunden fliegen die Crews der Einsatzbasis Zürich im Durchschnitt ungefähr drei bis vier Einsätze, davon einen in der Nacht. «Wie sieht denn ein durchschnittlicher Arbeitstag aus?», will Roger Müller wissen. «Der beginnt um 7.30 Uhr mit der Übernahme der Maschine und der Crew», erklärt Lukas Frick. Danach bereitet der Pilot den Helikopter für den nächsten Einsatz vor und macht seine individuellen Einstellungen im Cockpit. Während dessen überprüfen der Rettungssanitäter und der Notarzt das gesamte medizinische Material sowie die Rettungswinde. «Auch während diesen Arbeiten bleibt die Crew einsatzbereit», unterstreicht Lukas Frick. Um 8.30 Uhr nimmt die Crew ein gemeinsames Frühstück ein und macht das Briefing. «Wir besprechen auch, ob alle Crew-Mitglieder fit sind – körperlich und mental. Man muss wissen, ob bei jemandem irgendetwas Belastendes vorliegt, das seine Leistung allenfalls beein- Zum Beispiel der Rufname und Funkkanal des Ansprechpartners vor Ort. Wenn eine Landung am Einsatzort nicht möglich erscheint, nehmen wir auf dem Weg zum Einsatzort einen Bergretter des Schweizerischen Alpen-Clubs (SAC) auf.» Der Bergretter ist zuständig für die Sicherheit bei einer Rettung in unwegsamem Gelände. «Nachdem der Verunfallte lokalisiert wurde, wird der Bergretter durch unseren Rettungssanitäter, der den Piloten einweist und die Rettungswinde bedient, abgeseilt. Danach sichert er den Verunfallten s owie sich selber. Es folgt der Arzt, der ebenfalls gesichert wird und sich dann um den Verletzten kümmern kann. Danach fliegen wir den Verunfallten und den Arzt an der Rettungswinde zu e inem Zwischenlandeplatz, wo sich der Arzt weiter um den Patienten kümmern kann und ihn für den Transport ins nächstgelegene und am besten geeignete Spital vorbereitet. Schliesslich fliegen wir den Patienten mit dem Heli in ein Spital.» «Sie scheinen ein weites Einsatzgebiet zu haben», staunt Roger Müller. Lukas Frick erläutert, dass die Einsätze der Zürcher Rega-Basis in Dübendorf in der Regel im Gebiet der Kantone Aargau, Zürich und Schaffhausen erfolgen. Bei Bedarf gibt es Flüge in den Kantonen St. Gallen, Schwyz sowie im süddeutschen Raum. «Einsätze in anderen Gebieten sind für uns jeweils eine willkommene Abwechslung», erklärt Lukas Frick. flussen könnte.» Geprüft wird auch die aktuelle Situation im Luftraum. «Manchmal gibt es Einschränkungen, und die muss man kennen.» Roger Müller fragt, wie es denn während des WEF in Davos sei. «Das ist ein Beispiel, bei dem markante Einschränkungen gelten», bestätigt der Rega-Pilot. «Ein Teil des normalen Tagesablaufs ist auch die Reinigung des Helikopters und des Hangars», erklärt Lukas Frick. Zudem müssten administrative Arbeiten erledigt werden. «Hinzu kommen sogenannte Refresher und Weiterbildungen, damit alle Bewilligungen, die ein P ilot benötigt, gültig bleiben.» Einsatz Roger Müller ist von der Leidenschaft, mit welcher Lukas Frick über seinen Beruf berichtet, beeindruckt. «Wie läuft denn ein Einsatz überhaupt ab», will er wissen. «Die Einsatzzentrale alarmiert uns und kurze Zeit später starten wir in Richtung Einsatzort. Die genauen Koordinaten und weitere Informationen zum Einsatz folgen während des Fluges. Einblicke in einen Rega-Einsatz. Herausforderung Wetter Die beeindruckenden Schilderungen von Lukas Frick bestätigen, dass die Einsätze sehr anspruchsvoll sein können. «Was macht die Tätigkeit aber besonders schwierig?», fragt Roger Müller nach. «Schneefall und Sprühregen in der Nacht, welche die Sicht schnell auf ein Minimum sinken lassen», antwortet Lukas Frick sofort. Das sind auch mit den m odernsten Helikoptern immer noch grosse Herausforderungen. «Wir fliegen auf Sicht und entsprechend anstrengend ist das Fliegen bei w idrigen Wetterbedingungen.» Sind die Wetterbedingungen ganz schlecht, müssen sogar die Rega-Helis am Boden bleiben. Ungefähr 600 Patienten jährlich kann die Rega in der Schweiz wegen schlechten Wetters nicht aus der Luft versorgen. Um das zu ändern, hat die Rega deshalb verschiedene Massnahmen lanciert, damit ihre Rettungs helikopter in Zukunft auch bei Nebel und Schneefall fliegen können. Abschalten «Sie stehen im Beruf unter Hochdruck – immerhin geht es um Menschenleben, wie können Sie sich davon in Ihrer Freizeit erholen?» Auch hier antwortet Lukas Frick umgehend: «Vor allem beim Sport in der Natur. Mountainbiken und Skifahren mag ich sehr», sagt er. «Aber auch die Technik fasziniert mich. So bin ich seit einiger Zeit dabei, einen alten Landrover zu restaurieren. Zudem bin ich sehr gerne am Wasser. Lesen gehört auch zu meinen bevorzugten Freizeitaktivitäten. Ich liebe historische Romane.» Nicht zuletzt pflegt er auch seine musische Seite. Musik hat es ihm angetan, vor allem Jazz und Funk: «Seit meinem 10. Lebensjahr, spiele ich Schlagzeug.» Roger Müller ist fasziniert von der Organisation bei der Rega und dem vielfältigen Aufgabenbereich des Piloten Lukas Frick. Vor allem die Leidenschaft, mit welcher auf der Rega-Einsatzbasis ans Werk gegangen wird – immer mit dem Fokus auf das Wohl der Patientinnen und Patienten, die es zu retten gilt – hat ihn überzeugt. ■ BDO ZOOM 2/2015 | 31 BDO AG www.bdo.ch Langenthal Tel. 062 919 01 70 Affoltern a. A. 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