Schwarzes Brot, klarer Schnaps und kein Humor?

Schwarzes Brot, klarer Schnaps und kein Humor?
Eine Ausstellung feiert 200 Jahre Westfalen.
Dortmund. Es geht um Heimat und Identität, um Bilder im Kopf und gern zitierte Klischees, um (fast) vergessene
Helden, große Geschichte und kleine Geschichten. Die Jubiläumsausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ (28.08.2015
- 28.02.2016) im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte fragt, was die Region heute ausmacht, was und
wer sie geprägt hat. Rund 800 Exponate werden auf insgesamt 1.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche aufwändig
inszeniert. Partner des Dortmunder Museums sind der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der
Westfälische Heimatbund, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert.
Westfalens Aufschwung kam mit den Preußen.
Es waren die Beschlüsse des Wiener Kongresses von 1815, die es ermöglichten, dass aus einem Flickenteppich von
Territorien die preußische Provinz Westfalen entstehen konnte. Eine Zeit des Umbruchs begann: Neue Strukturen in
Politik und Verwaltung, der Ausbau der Infrastruktur, Erfindungen und Innovationen veränderten Westfalen und den
Alltag der Menschen.
Beständigkeit und Wandel
„Es freut mich, dass wir diese Ausstellung in unserer Stadt präsentieren können. Dortmund ist ein wichtiger Teil
Westfalens, und Westfalen ist wichtig für Dortmund. Die Ausstellung zeigt das. Um nur zwei der Ereignisse aus den
letzten 200 Jahren zu nennen: 1899 weihte Kaiser Wilhelm II. den Dortmunder Hafen ein, bis heute ist er der größte
Kanalhafen Europas. Und die Dortmunder Westfalenhalle ist nach wie vor ein Ort mit großer Strahlkraft. Unterdessen
sind Menschen mit mehr als 180 Nationalitäten hier her gekommen und haben mit ihrer Kultur unsere Stadt und damit
auch Westfalen bunter, spannender und reicher gemacht“, sagte Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau.
Westfalen ist vielfältig …
… und das westfälische „Who is Who“ ist beachtlich: Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff war Westfälin,
Friedrich Harkort – der „Vater des Ruhrgebiets“ –, der Theologe Friedrich von Bodelschwingh ebenso wie der
Computerpionier Heinz Nixdorf und auch der seltsame Freiherr Gisbert von Romberg II., der als der „Tolle Bomberg“ in
die Annalen einging. Man produzierte hier Alu für das erste Luftschiff, baute die damals größte Talsperre Europas und
die Köln-Mindener-Eisenbahn. Erze und Kohle, Salz aus den königlichen Salinen in Unna, feines Leinen,
Wacholderschnaps oder Schrauben, Nägel und Aluminiumknöpfe – per Schiff, per Bahn und auf der Straße gelangten
sie in alle Landesteile und manchmal in die ganze Welt. So lieferte man sogar Nähnadeln nach China und Sensen nach
Südamerika.
Ein sinnliches Erlebnis.
Für die Ausstellung wurden Objekten und Relikte zusammengetragen, die Veränderungen sichtbar machen, Meilensteine markieren oder den Menschen in Westfalen etwas bedeuten. Das Spektrum reicht vom „Spott-Tuch“ bis zum
Grenzstein, vom Luftschiff aus dem 19. Jahrhundert bis zum hochmodernen Maisgebiss. „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“
will zeigen, dass „Made in Westphalia“ auch in der globalisierten Welt noch eine Rolle spielt und fragt: Wie sieht es mit
den gern zitierten Klischees aus? Westfalen sind stur, arbeitsam, humorlos und eher rückständig, sie essen Pumpernickel, Schinken und trinken Schnaps.
Die Ausstellung hat sechs Hauptbereiche: Den PROLOG, das GEWÄCHSHAUS, die SIEDLUNG, den HORIZONT und das
TERRITORIUM, außerdem gibt es das ARCHIV. Während alle anderen Abteilungen permanent und unverändert zu
sehen sind, ist das TERRITORIUM, der etwa 400 Quadratmeter große Hauptraum, eine wandelbare „Spielfläche“. Hier
werden nacheinander drei verschiedene Themenfelder bearbeitet. Anfangs geht es um den „Aufbruch in die
Moderne“. In preußischer Zeit entwickelten sich Bergbau, Stahlproduktion und Eisenbahn in rasantem Tempo und die
Städte boomten. Ab November heißt es: „Industrie und Mobilität – Arbeit und Produktion mit Wasserkraft“. Aus
Manufakturen wurden Fabriken, Unternehmen, sogar Weltmarktführer. Überall benötigte man Wasser und Energie.
„Was uns bewegt - Gegensätze und Toleranz“ lautet das Thema ab Anfang 2016. Im dritten TERRITORIUM werden
Migration, Integration, soziokulturelle Spannungen, Religionen, Fremde und Heimat über Exponate und ihre
Inszenierung begreifbar. Damit den einmaligen Besucher/innen nichts entgeht, ziehen die wichtigsten Objekte des
jeweils vorangegangenen TERRITORIUMS in ein begehbares ARCHIV um und bleiben so präsent und erfahrbar.
Stadt, Land, Heimat
„Westfalen war von Beginn an vor allem eine politische Klammer für ein Gebiet mit großen Gegensätzen“ so Matthias
Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes
(WHB). „Das verlangte der Region viel Anpassung und Integrationsfähigkeit ab und hat sie umgekehrt durch Offenheit
für andere und anderes zukunftsfähig gemacht. Diese Wandlungsfähigkeit ist der Wirtschaft in Westfalen bei
Strukturkrisen sehr zugute gekommen. In der Gesamtregion gab es keine wirtschaftliche Monostruktur, so dass – mit
unterschiedlichem Tempo in den Teilregionen – der Strukturwandel gelungen ist und noch gelingt. Die Teilregionen in
Westfalen sind stark – und warum auch nicht: So wie es doppelte Staatsbürgerschaften gibt, so kann man sich
gleichzeitig als Dortmunder, als Bürger des Ruhrgebietes und als Westfale fühlen. Diesem modernen
Westfalenbewusstsein können Sie in der Ausstellung nachspüren. Darum ist dieses Jubiläum für uns ein willkommener
Anlass, die historisch gewachsene Vielfalt unserer Region zu zeigen, deren verbindende Klammer heute der LWL ist.
Auch der Westfälische Heimatbund, trägt – seit 100 Jahren – maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein der
Zusammengehörigkeit zu vertiefen. Viele Heimatverbände haben die Ausstellung aktiv unterstützt und besondere
Exponate beigesteuert: Dazu gehören unter anderem Produkte, die den Namen „Westfalia“ tragen, gerade davon gibt
es nach wie vor erstaunlich viele.“
Selfie ohne Kaiser oder mach mit und mach dir dein eigenes Bild!
Unter dem Motto „Mach dir dein eigenes Bild“ sind die Besucher/innen eingeladen – in der Ausstellung, bei
Exkursionen und Veranstaltungen des vielfältigen Rahmenprogramms – Westfalen selbst zu erforschen. Und auf dem
Dortmunder Königswall, direkt vor dem Museum, steht ein Nachbau des Kaiser-Wilhelm-Denkmals der Porta
Westfalica. Hier fehlt allerdings die Statue von Wilhelm I., an ihrer Stelle ist Platz für alle, die Selfies machen wollen, um
Teil der Ausstellung zu werden – gern mit Geburtstagsglückwünschen für Westfalen: ([email protected]) Mehr dazu vor
Ort und unter „Mach mit“ auf der Homepage: www.200JahreWestfalen.Jetzt
Es erscheint ein reichbebilderter Katalog (Aschendorff Verlag, 496 S., 19,90 €), ein Entdeckerhandbuch für Kinder
und je eine Ausstellungszeitung für jedes Territorium.
Die Ausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund entsteht in enger Zusammenarbeit
mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und dem Westfälischen Heimatbund, der 2015 sein 100-jähriges
Bestehen feiert.
Schirmherrin ist die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft.
Für die großzügige Förderung dieses Projekts bedanken wir uns beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der
LWL-Kulturstiftung, der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, dem Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, den Sparkassen in Westfalen-Lippe, dem Westfälischen
Heimatbund, der Westfalen-Initiative und der Kulturstiftung der Provinzial Versicherung.
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund ist WDR3 Kulturpartner.
Alle Informationen, Pressetexte und -bilder unter: www.200JahreWestfalen.Jetzt
Hintergrundinformationen finden Sie hier: www.westfaelische-geschichte.LWL.org,
www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional
Pressekontakt: Waltraud Murauer-Ziebach, [email protected], 02 31-177 06 46
Im Auftrag des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund, Hansastr. 3, 44137 Dortmund