200 Jahre preußische Provinz Westfalen Archivale des Monats Juni 2015: Preußischer Landesvater und westfälische Untertanen – eine zwiespältige Beziehung König Friedrich Wilhelm III. regierte bereits seit 18 Jahren, als er 1815 die neue Provinz Westfalen in Besitz nehmen konnte. Trotz der Animositäten zwischen katholischen Westfalen und protestantischen Preußen scheint der König in der Bevölkerung zunächst durchaus angesehen oder gar beliebt gewesen zu sein. Würdigungen, Feierlichkeiten oder auch Huldigungsgedichte wie im Hagener Wochenblatt zu seinem Geburtstag am 3. August waren nicht eben selten. Noch 1837, als die so genannten „Kölner Wirren“ bereits auf ihren Höhepunkt zusteuerten, soll es in Münster eine lebhafte Anteilnahme am entsprechenden Fest gegeben haben. Erst die Verhaftung des Kölner Erzbischofs Clemens August Droste zu Vischering am 20. November 1837 und seine 18monatige Festungshaft in Minden haben das Image des Königs in Westfalen offenbar nachhaltig beschädigt. Nach seinem Tod am 7. Juni 1840 haben sich etwa mancherorts die katholischen Geistlichen der behördlich angeordneten Landestrauer widersetzt und die Glocken ihrer Kirchen nicht oder nur sporadisch geläutet. Darüber berichtet am 15. Juni der Dirigent des Gronauer Zollamtes an den Oberpräsidenten Vincke und denunziert zudem den Mitbürger Franz Deuters, der sich im Schalterraum des Postamtes abfällig über den König geäußert habe: „Dem Bischof (Clemens August gemeint) sei Unrecht geschehen, daß ihn der König habe arretieren lassen; Gott habe jetzt dem Bischof Recht widerfahren lassen, indem der König krepiert sei.“ (OP Nr. 243 fol. 30) Landesarchiv NRW W, Oberpräsidium Nr. 242,1 / Bildersammlung Nr. 1496 (Foto eines Kupferstiches im Besitz des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster)
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