97 Versorgung chronischer Wunden im ambulanten Setting. DiDiee

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Versorgung chronischer Wunden im ambulanten
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Von L. Rust, R. Klaaßen-Mielke,
Prof. Dr. Chr. Kugler
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METHODIK DER STUDIE
In einer Querschnittstudie des Departments Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke wurden Daten von
146 ambulant versorgten Menschen mit chronischen Wunden erhoben. Ziel derr Be
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n Deutschland leben rund vier Millionen Menschen
mit einer chronischen Wunde (Statistisches Bundesamt 2011). Eine Wunde wird als chronisch bezeichnet,
wenn sich innerhalb von vier bis zwölf Wochen nach
Entstehung trotz fachgerechter Therapie keine Heilungstendenz zeigt (DNQP 2009). Am häufigsten werden
Pflegende mit chronischen Wunden wie Ulcus cruris,
diabetischem Fußsyndrom und Dekubitus konfrontiert
(Schümmelfeder et al. 2009). Ältere Menschen ab 65
Jahre sind besonders gefährdet, an einer chronischen
Wunde zu erkranken (Hopkins et al. 2006). Chronische
Wunden beeinträchtigen die Lebensqualität (Herber et
al. 2007) und das Selbstmanagement (Hopkins et al.
2006, Persoon et al. 2004) der Betroffenen. Schmerzen,
die im Zusammenhang mit der Wunde bestehen, werden
von den Betroffenen als Hauptproblem beschrieben
(Briggs & Flemming 2007) und beeinträchtigen die
Wundheilung (Moffatt et al. 2008).
Zunehmend erfolgt die Versorgung von Menschen
mit chronischen Wunden im häuslichen Setting über
ambulante Pflegedienste (DNQP 2009). Mit der wachsenden Anzahl an über 65-Jährigen wird künftig auch die
Zahl älterer Menschen, die an einer chronischen Wunde
leiden, steigen (Statistisches Bundesamt 2009). Um die
Situation der Betroffenen zu beschreiben sowie Versorgungskonzepte zu entwickeln und zu überprüfen, gewinnt die Sichtweise der Betroffenen zunehmend an
Bedeutung (Marquis et al. 2006).
Wundschmerzen sind das
Hauptproblem der Betroffenen.
Nur 6,2 Prozent der Befragten
gaben an, schmerzfrei zu sein.
Jeder Dritte empfindet Schmerzen
als belastend
Deshalb wurden in einer Querschnittstudie Daten von
146 Menschen mit chronischen Wunden erhoben, die zu
Hause von ambulanten Pflegediensten versorgt wurden
(siehe Kasten). Untersucht wurden die Aspekte Selbstmanagement, Schmerzen und Lebensqualität.
Die Studienergebnisse zeigen, dass die Betroffenen
ihr Selbstmanagement – also ihre Fähigkeit, ihre Wunde
so weit es geht selbst zu versorgen – insgesamt als gut
einschätzten. Ein Großteil der Befragten, rund 78 Prozent (n = 90), beurteilte dies als mindestens zufriedenstellend, knapp 22 Prozent (n = 25) als weniger zufriedenstellend. Die größten Defizite zeigten sich im
Wissen, das die Betroffenen über ihre Wunde haben.
Diesbezüglich wiesen Menschen mit Ulcus cruris die ge-
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ringsten, die Gruppe mit diabetischem Fuß die größten
Defizite auf. Allein lebende Männer und Menschen über
65 Jahre haben häufiger Probleme bei der Versorgung
ihrer Wunde. Versorgten die Betroffenen ohne die Unterstützung eines Wundexperten ihre Wunde, stieg das
Risiko für ein eingeschränktes Selbstmanagement. Verfügten sie hingegen über ein adäquates krankheitsspezifisches Wissen, das ihnen der Wundexperte vermittelte,
bedeutete das in der Regel ein gutes Selbstmanagement.
Wundschmerzen sind das Hauptproblem der Betroffenen. Insgesamt gaben lediglich 6,2 Prozent (n = 9) der
Befragten an, zum aktuellen Zeitpunkt schmerzfrei zu
sein. Etwa jeder Sechste (17,5 Prozent) bezeichnete die
Intensität der Wundschmerzen als gering oder leicht, jeder Vierte (24,5 Prozent) als unangenehm, fast jeder
Dritte (34 Prozent) als belastend. Für 13 Prozent waren
die Schmerzen fürchterlich, für zwei Prozent qualvoll.
Die Betroffenen mit diabetischem Fuß wiesen am
häufigsten Wundschmerzen im Vergleich zu den anderen
Wundarten auf. 87 Prozent der Betroffenen mit diabetischem Fuß, 71,6 Prozent mit Ulcus cruris und 65,2 Prozent mit Dekubitus hatten zum Zeitpunkt der Datenerhebung Schmerzen, die mindestens unangenehm waren.
Die Intensität der Schmerzerfahrung war bei Personen
mit diabetischem Fuß am stärksten ausgeprägt. Betroffene mit einer Wundinfektion gaben durchschnittlich stärkere Schmerzen an als jene, bei denen keine Infektion der
chronischen Wunde vorlag. Schmerzen erhöhten ebenfalls das Risiko für ein eingeschränktes Selbstmanagement und wirkten sich negativ auf die Lebensqualität
aus. Lagen andere Erkrankungen vor, die auch Leiden
hervorriefen, erhöhte dies das Risiko, dass die Schmerzen
als stärker empfunden wurden.
Insgesamt zeigte die Stichprobe eine deutlich
schlechtere psychische und körperliche Lebensqualität
verglichen mit Personen ohne chronische Wunden.
Dabei wiesen Betroffene mit diabetischem Fuß eine
schlechtere psychische und körperliche Lebensqualität
auf als die Betroffenen mit Ulcus cruris und Dekubitus.
Bestand eine Infektion der chronischen Wunde, wirkte
sich das negativ auf die Lebensqualität aus und führte zu
Problemen bei der Wundversorgung.
Defiziten aktiv entgegenwirken
Die ambulante Langzeitbetreuung von Menschen mit
chronischen Wunden ermöglicht Pflegenden, Defiziten
entgegenzuwirken und Betroffene aktiv im Umgang mit
ihren Wunden zu stärken. Damit die Betroffenen ihre
Wunde selbst gut versorgen können, ist die Unterstützung von Pflegenden notwendig. Sie können Informationsdefizite innerhalb der täglichen Versorgung identifizieren und gezielte Hilfestellungen individuell geben,
auch in Form von Broschüren.
Betroffene mit diabetischem Fußsyndrom zeigten im
Selbstmanagement, im Erleben der Schmerzen und in
der empfundenen Lebensqualität schlechtere Ergebnisse
verglichen mit den anderen untersuchten Wundarten. Es
Die Schwester Der Pfleger 54. Jahrg. 10|15
ist also eine besondere Unterstützung dieser Patientengruppe empfehlenswert.
Da sich Wundschmerzen als Hauptproblem der Betroffenen zeigten, sollte dieser Aspekt in der Versorgung
stärker berücksichtigt werden. Wenn die Behandlung von
Wundschmerzen im Fokus der pflegerischen Versorgung
der Betroffenen steht, können auch Selbstmanagement
und Lebensqualität positiv beeinflusst werden.
Die Ergebnisse der Studie eignen sich dazu, Pflegende für die Thematik zu sensibilisieren. Sie können ihr
Wissen hinsichtlich der untersuchten Faktoren überprüfen und vorhandenes Wissen vertiefen. Indem Pflegende
Betroffene in Behandlungs- und Therapieprozesse einbeziehen, unterstützen sie diese, selbst Experten im Umgang mit ihrer chronische Wunde zu werden.
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Rahmen der Pflegeversicherung. 3. Bericht: Ländervergleich – ambulante Pflegedienste. Wiesbaden.
Prof. Dr. Christiane Kugler, Universität Witten/Herdecke, Fakultät für
Gesundheit, Department für Pflegewissenschaft, Witten
Renate Klaaßen-Mielke, Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum
Lisa Rust
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Pflegewissenschaftlerin (MSc)
Universität Witten/Herdecke
Stockumer Straße 12
58453 Witten
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