Deutschland muss ab jetzt konsequent umsteuern

Presse-Information
Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele: Deutschland muss ab jetzt
konsequent umsteuern
Berlin, 28. September 2015. Auf ihrem Gipfel am Wochenende verabschiedeten
die Vereinten Nationen die 2030-Agenda mit den Sustainable Development
Goals – den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs). Armuts- und
Hungerbekämpfung stehen im Zentrum, gleichzeitig gibt es Ziele zu
Gesundheit und Bildung, Umweltschutz, nachhaltigen Produktions- und
Konsumweisen, Frieden und Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie
sowie vielem Mehr – zu erreichen bis 2030. Alle Staaten haben sich verpflichtet,
die SDGs umsetzen – auch Deutschland. terres des hommes, WWF, AWO und
das Forum Umwelt und Entwicklung mahnen an: Das bedeutet ein
konsequentes Umsteuern in der deutschen Sozial-, Umwelt- und
Entwicklungspolitik.
„Die Welt ist um 17 Ziele und 169 Unterziele reicher. Aber mit ihrer Umsetzung
kommt jetzt der Realitätscheck. Die SDGs können eine Bedienungsanleitung für eine
bessere Welt werden oder eine Zeitverschwendung, die lediglich Ressourcen bindet.
Eins ist klar, die Bundesregierung muss nun einen umfassenden Umsetzungsplan
erarbeiten, der unsere Wirtschaftsweise grundlegend hinterfragt. Eine Beschränkung
auf bestehende Strategien – wie die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie – reicht da
bei Weitem nicht aus“, so Marie-Luise Abshagen, Referentin beim Forum Umwelt
und Entwicklung.
Wirtschafts-, Finanz- und Verkehrsministerien können Nachhaltigkeit nicht
länger ignorieren
„Wenn die Bundesregierung ernst meint, was sie richtiger Weise in New York
verhandelt und zugesagt hat, muss es einen grundlegenden Wechsel in der
deutschen Nachhaltigkeitspolitik geben“, sagt Alois Vedder, Leiter Politik beim WWF
Deutschland. „Im Umweltbereich muss der Abschied von der Kohle forciert werden
und es muss Schluss sein mit der finanziellen und politischen Unterstützung einer
Landwirtschaft, die Hauptverursacherin für den Verlust an biologischer Vielfalt im
Inland ist. Und Deutschland muss endlich Verantwortung übernehmen für den
ökologischen Fußabdruck unserer Wirtschaft außerhalb der eigenen Grenzen –
entstanden etwa durch Auslagerung industrieller Vorfertigungen und riesiger
landwirtschaftlicher Produktionsflächen für Viehfutter sowie durch den Export
klimaschädlicher Produkte. Diese Belastungen muss schrittweise reduziert werden.
Vor allem aber müssen die Zeiten vorbei sein, in denen Wirtschafts-, Finanz- oder
Verkehrsministerien Nachhaltigkeitsanforderungen ignorieren können!“, so Vedder.
Entwicklungspolitik muss auf Menschenrechten basiert sein
Auch Danuta Sache, Vorstandsvorsitzende von terres des hommes, fordert: „Politik
insgesamt muss SDG-kompatibel gemacht werden.“ Sacher weiter: „Ziel der SDG ist,
dass es bis 2030 keinen Hunger und keine Armut mehr gibt. Um dies zu erreichen
brauchen wir einerseits eine effektive, auf den Menschenrechten basierende
Entwicklungspolitik. Diese darf keinen wirtschaftlichen oder handelspolitischen
Interessen untergeordnet sein. Aber dazu gehört andererseits auch, dass wir
unseren Lebensstil in Deutschland hinterfragen und ändern. Die Produktion unserer
Kleidung und Konsumgüter, industrielle Landwirtschaft oder Dumping-Exporte – all
das sind Faktoren, die Armut weltweit verstärken. Eine Umsetzung der SDGs in und
durch Deutschland muss genau hier ansetzen.“
Umsetzung der SDGs in Deutschland braucht modernen Sozialstaat
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als einer der sechs Spitzenverbände der Freien
Wohlfahrtspflege in Deutschland engagiert sich für die Erreichung der UNNachhaltigkeitsziele. Nachhaltige Ökonomie und gesellschaftlicher Zusammenhalt
erfordern eine verlässliche Infrastruktur an individuellen Unterstützungsangeboten –
gerade in einer Zeit, in der sich Familie, Arbeit und Gesellschaft schnell wandeln.
Deswegen betont AWO Vorstandsmitglied Brigitte Döcker, dass soziale, und auf
Befähigung ausgerichtete Dienstleistungen ein fundamentaler Bestandteil des
modernen Sozialstaats sind. „Die hohe gesellschaftliche Anerkennung, die
Beschäftigte des sozialen Bereiches erhalten, müssen sich in staatlichen
Investitionen in Vergütung, Ausbildung und Infrastruktur widerspiegeln“, betont
Döcker. Eine Orientierung ausschließlich an kurzfristigen Effizienzzielen wäre
dagegen fatal.
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