Wintersemester 14/15

Erfahrungsbericht PROMOS Auslandsstudium
Ich habe mein Auslandssemester an der Auckland University of
Technology absolviert. In meinem Studiengang ist ein
Auslandssemester, zwischen dem dritten und fünften Semester,
vorgesehen. Deswegen wird uns Studenten ab dem dritten Semester
bei der Organisation viel Unterstützung angeboten.
Ich habe mein Auslandssemester in meinem fünften Semester
absolviert, und mit dem Planen schon Anfang des dritten Semesters
begonnen. In unserem Studiengang wurde eine
Informationsveranstaltung im dritten Semester angeboten, dort
wurden die Formalitäten, die bis Antritt des Auslandssemester geklärt werden müssen, und vieles
andere erklärt und die Partnerunis vorgestellt.
Einen Monat später im Dezember sollte jeder Student seine Erst-, Zweit- und Drittwahl angeben,
an welche Partneruni er gehen möchte. Außerdem sollte die Bewerbung für die Erstwahl mit
abgegeben werden. Dazu gehört
• das aktuelle Transcript of Records,
• die Liste, welche Kurse man an der Hochschule gerne besuchen würde,
• ein Letter of Motivation,
• das Language Certificate über das C1 Niveau, dieses konnte aber noch nachgereicht
werden,
• das Curriculum Vitae
• und für die Studenten, die an eine Partnerhochschule der HfK studieren wollen, ein
Portfolio.
Für die Auswahl meiner Partnerhochschule war mir wichtig, dass das Auslandssemester auch
etwas zu meiner persönlichen Entwicklung beiträgt. Dazu war es mir wichtig, dass das Land in
dem sich die Uni befindet nicht in Europa, also nicht in Reichweite befindet. Außerdem wollte ich
mich vor Herausforderungen stellen. Die AUT hat sich für mich als passende Universität
herauskristallisiert, weil sie einerseits am anderen Ende der Welt ist, sie ist in einer Stadt in der ich
bis dato niemanden kannte. Außerdem liegt der Schwerpunkt der Universität auf Technik,
Mathematik und Informatik, auf den ersten Blick eine Herausforderung für mich.
Ich habe tatsächlich auch meine Erstwahl AUT bekommen, doch stellte sich die Bewerbung an der
Universität schwieriger dar, als gedacht. Die AUT war gelistet als Partneruniversität der Universität
Bremen, doch ist sie das nicht. Für mich ist es unmöglich die Semestergebühren in Neuseeland zu
bezahlen, deswegen musste ich nach einer anderen Möglichkeit, an Kursen an der AUT
teilnehmen zu dürfen, suchen.
Der Verantwortliche an der Universität Bremen für die AUT, hat Kontakt zu einem Professor in
Auckland. Er hat mir vorgeschlagen, ich solle mich bei diesem für ein Praktikum bewerben. So
wäre es mir eventuell möglich ein paar Kurse als Gaststudentin zu besuchen. Er hat mir auch
angeboten, ein Empfehlungsschreiben an meine Bewerbung zu hängen.
Dieses Angebot habe ich angenommen, nachdem ich Rücksprache mit dem Verantwortlichen für
das Auslandssemester meines Fachbereichs gehalten habe. Da habe ich erfragt, ob das so
möglich wäre, ob mir die CP's dann angerechnet werden, speziell im Hinblick auf das Praktikum
und was passiert, wenn ich eventuell zu wenig CP's erreiche (weil ich zu wenig Kurse besuchen
kann) .
Nachdem ich alle nötigen Informationen gesammelt habe, habe ich meine Bewerbung an den
Professor in Auckland geschickt, der mir dann auch schnell die Bestätigung, für das Praktikum und
den Kurs den er unterrichtet, schickte. Er konnte mir aber zu diesem Zeitpunkt noch keine
Informationen, beziehungsweise keine Bestätigung über die weiteren Kurse, die ich gern an der
AUT besucht hätte, geben. In der E-Mail hieß es, dass das erst zu Beginn meines Semesters in
Auckland geklärt werden kann.
Mit dieser Bestätigung, fertigte ich ein Learning Agreement an. Da listete ich das Praktikum und
den Kurs auf. Die Anzahl der CP's war mir da noch nicht bekannt, also ließ ich das offen.
Außerdem listete ich die Kurse auf, an denen ich interessiert war, die ich eventuell als
Gaststudentin besuchen kann. Nachdem der Verantwortliche das Learning Agreement
unterschrieben an mich zurück sendete, waren die Formalitäten vor meinem Auslandssemester für
die Universität Bremen geregelt.
Ich war in ständigem Kontakt mit dem Professor in Auckland, denn er hat sich als Hilfe für alles
Mögliche angeboten. Ich habe ihn also entweder wegen einer Bestätigung für das Praktikum oder
über das Projekt an dem ich dort dann arbeiten würde, befragt. Ich habe dadurch Sicherheit
bekommen, dass das Praktikum und alles Weitere dort klappen würde.
Wichtig für mich war die Bestätigung für das Praktikum für viele organisatorische Dinge. Ohne eine
Bestätigung hätte ich nicht früh genug aus meiner Wohnung ausziehen können. Außerdem ist sie
wichtig gewesen, damit ich vom Semesterticket für mein Auslandssemester befreit werden konnte.
Im Wintersemester vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich neben dem Studium halbtags
gearbeitet, damit ich den sehr teuren Flug und Geld für das Reisen im Anschluss zusammen
bekommen konnte.
Etwa vier Monate bevor ich nach Neuseeland geflogen bin, habe ich mich für das PROMOS
Stipendium beworben. Es ist möglich ein Stipendium in Höhe von 300€ pro Monat zu bekommen.
Die Stipendienzusage habe ich dann Mitte Mai bekommen. In Neuseeland ist ein Stipendium oder
ein Nebenjob so gut wie Pflicht, da hier die Mieten und die Essenspreise weit über denen in
Deutschland liegen.
Zur gleichen Zeit habe ich ein Visa in Neuseeland beantragt. Ich habe ein Working Holiday Visa
beantragt, so hätte ich die Möglichkeit gehabt in Neuseeland zu arbeiten. Außerdem war es mir
nicht möglich ein Student Visa zu beantragen, weil ich keine Immatrikulationsbescheinigung von
der AUT bekommen konnte. Ich war ja nicht als Student immatrikuliert.
Nach einer Woche wurde mir mein Visa bestätigt, und ich habe kurz darauf meinen Flug gebucht.
Obwohl ich den Flug schon 3 Monate vor Abflug gebucht habe, war er schon sehr teuer und es
waren nicht mehr viele Flüge für das gewünschte Abflugdatum verfügbar. Es ist sehr wichtig bei so
einem langen Flug sehr früh zu buchen.
Bevor ich nach Neuseeland gereist bin, etwa drei Wochen davor, habe ich einen Internationalen
Führerschein beantragt, damit ich als ich durch Neuseeland gereist bin, auch Auto fahren durfte.
Da wurde der Linksverkehr gar keine so große Herausforderung wie erwartet.
Außerdem habe ich mich Monate vorher schon um eine Wohnung bemüht, doch in Neuseeland
sieht man das ganz entspannt. Die meisten suchen erst nach einem Mitbewohner, wenn der
vorherige schon ausgezogen ist. Ich habe erst eine Woche vor Ankunft eine Wohnung gefunden.
Für mich war es wichtig mit den Mitbewohnern zu skypen, da ich die Wohnung und die
Mitbewohner sonst ja überhaupt nicht sehen konnte. Ich habe ein paar Webseiten wie
nzflatmates.com und viele Facebook Gruppen genutzt, um nach einer Wohnung zu suchen. Die
Suche durch Facebook war deutlich effektiver, dadurch hatte ich mehrere Wohnungen in Aussicht
von denen ich mich dann auch für eine entschieden hatte. Die Gruppen lassen sich ganz leicht
finden, wenn man nach dem Namen der Stadt oder der Uni und flat/flatmates sucht. Man sollte
sich nicht nur erkunden, wo die Wohnung liegt, sondern auch was für ein Stadtteil das ist. Ich habe
zwar in einem relativ sicheren Häuserkomplex gewohnt, doch hat sich der an einer Straße
befunden, die man nachts nicht unbedingt alleine laufen wollte.
Ich hatte mich bewusst gegen ein Bankkonto in Neuseeland entschieden und auch keins eröffnet
bis zum Schluss meiner Reise. Ein Konto in Neuseeland zu eröffnen ist auf jeden Fall eine
Überlegung wert. Der entscheidende Grund für mich keins zu eröffnen war, da ich sowieso lieber
mit Bargeld bezahle und deswegen pro Monat immer eine Summe abgehoben habe, sodass sich
die Steuern in Grenzen hielten. Nur für die Miete für meine Wohnung waren die Steuern relativ
hoch.
Nach all den Vorbereitungen ging es dann am 16. Juli los in Richtung Auckland, ganze 2 Tage war
ich unterwegs und kam vom Hochsommer in den Winter.
Meine Mitbewohnerin hat mich am ersten Tag durch Auckland geführt, wichtig war für mich zu
wissen, wo der nächste (nicht allzu teure) Supermarkt ist, wie ich zur
Uni komme und wie ich in die Stadt komme. Glücklicherweise lag
das alles auf der selben Strecke, maximal zwanzig Minuten entfernt.
Die AUT liegt sehr zentral direkt an der Hauptstraße im
Stadtzentrum. In Auckland macht es Sinn ins Stadtzentrum zu
ziehen, da zu den Hauptverkehrszeiten, kaum ein Durchkommen ist.
Meine Mitbewohnerin hat außerdem mit mir eine AT HOP - Buskarte
geholt, mit der man in Auckland City umsonst fahren kann. Mit der
Buskarte kann man auch in die Außenbezirke und zu nahe
gelegenen Inseln fahren. Auckland ist sehr gut vernetzt. Ich war ganz dankbar für meine
Mitbewohnerin, die ersten Tage. Auch wenn man eventuell nicht auf der gleichen Wellenlänge
liegt, hat man die Möglichkeit Hilfe und Anschluss zu bekommen.
Am ersten Tag an der AUT hat mein Professor sich Zeit genommen, mir zu erklären, welche
Aufgaben ich übernehmen kann und mich gefragt, was ich gerne machen würde. Außerdem habe
ich erfahren, dass ich die Kurse, die ich eigentlich gerne belegen wollte nicht machen kann, da sie
nur in Semester 1 angeboten werden. Dafür konnte ich einen anderen Kurs belegen. Er hat sich
auch gleich darum gekümmert, dass ich die Schlüssel für das Gebäude und Internetzugang
bekomme.
Weil sich die Kurse, die ich belegen werde, geändert haben, musste ich mein Learning Agreement
anpassen. Das war aber kein Problem.
Die ersten Tage hat mir ein Student, der in der Forschungsgruppe mitarbeitet, in der ich mein
Praktikum mache, mir den Campus gezeigt und mir Hilfe angeboten, falls irgendwas unklar ist.
Ich war wirklich dankbar für jede Hilfe, die mir in den ersten Tagen angeboten wurde.
Neuseeland ist nicht umsonst für seine Freundlichkeit bekannt.
Die Orientierungswoche an der Universität habe ich leider verpasst, da mein reguläres Semester
noch bis Ende Juli lief. Doch wird auf dem gesamten Campus davon geschwärmt und es finden
sehr viele Events in der Orientierungswoche auf dem Campus statt. Aber auch sonst bietet das
AUT Student Movement viele Events, Clubs und einmal in der Woche sogar Essen für umsonst an.
Da das Essen sehr teuer ist und es keine Mensa auf dem Campus gibt, ist das ein echter Vorteil.
Auf dem Campus gibt es aber auch einige etwas günstigere Cafes und da sich die Uni direkt in der
Stadt befindet, war die Nahrungssuche meistens kein Problem. Außerdem sind überall Küchen, die
für die Studenten zugänglich sind. Da Anfangs tiefster Winter in Neuseeland war, habe ich sie
mindestens einmal am Tag für eine Tasse Tee oder Kaffee genutzt.
Ich war sehr davon überrascht, dass die Gallerien oder Museen meist sehr günstig oder sogar
kostenlos waren. Auch mein deutscher Studentenausweis wurde meist auch akzeptiert, sodass ich
nur ermässigten Eintritt bei vielen Attraktionen zahlen musste.
Bis Ende meines Aufenthaltes habe ich nur wenige Austauschstudenten oder Studenten an der
AUT kennen gelernt. Ich denke, das lag hauptsächlich daran, dass ich die Orientierungswoche
verpasst habe und auch nur zwei Kurse besucht habe und sonst das Praktikum gemacht habe.
Trotzdem ist es überhaupt kein Problem in Auckland Anschluss zu finden. Ich habe hauptsächlich
dadurch Freunde gefunden, dass ich versucht habe, bei egal was ich gemacht habe offen zu sein.
Außerdem kann ich jedem nur empfehlen einfach nach draußen zu gehen, feiern zu gehen oder
Sportkurse zu besuchen. Die meisten Kiwis sind sowieso offen und Austauschstudenten sind meist
auch auf der Suche nach neuen Leuten.
In der Mitte des Semesters hatte ich zwei Wochen Semester Break. In der Zeit habe ich mit zwei
Freunden aus Deutschland einen Road Trip von Auckland auf der Nordinsel bis nach Dunedin auf
der Südinsel unternommen. Ich würde keine Sekunde davon missen wollen. Neuseeland hat
unglaublich viele Facetten, die Natur ist überragend. Obwohl die Uni im Vordergrund steht, sollte
man die Chance Neuseeland zu erkunden, nicht verstreichen lassen. Auch dort habe ich sehr viele
unterschiedliche Leute kennen gelernt, die alle total offen auf mich zugegangen sind.
Nach der Semester Break wurde einer meiner Kurse relativ anstrengend, da ich dort jede 14 Tage
einen praktischen Test machen musste. Deswegen war ich froh, davor schon meine Reise
gemacht zu haben.
Als es auf die Prüfungen zuging, wurde es Sommer in Auckland,
was das Lernen nicht unbedingt einfacher gemacht hat. Doch wenn
man schonmal die Möglichkeit hat, in Neuseeland im November in
der Sonne direkt am Meer zu Lernen, während bei den meisten
Kommilitonen in Bremen gerade das Semester beginnt, kann man
sich doch glücklich schätzen. Die Prüfungen gingen dann auch
schnell vorbei, sodass ich noch den Sommer hier genießen kann.
Alles in Allem hat mich mein Auslandsaufenthalt in meiner
persönlichen Entwicklung sicher weiter gebracht. Ich bin offener und
selbstständiger geworden. Nach diesem Semester fühle ich mich sicher, wenn ich Englisch
spreche und auch schreibe. Außerdem habe ich sehr viele neue Einblicke in die
unterschiedlichsten Themenfelder meines Studienganges bekommen und neue Erkenntnisse für
mich und mein weiteres Studium gewonnen.
Ob mir meine Credit Points alle so angerechnet werden wie geplant, kann ich bis jetzt noch nicht
sagen, da ich noch in Neuseeland und Australien reisen werde, bis das Geld knapp wird.
Ich kann ein Auslandssemester in Auckland und an der AUT jedem empfehlen.