Öko-Milchproduktion lohnt sich - Öko

Foto: Andreas Hermsdorf/pixelio.de
RIND
Öko-Milchproduktion lohnt sich
Betriebswirtschaftlich stehen Öko-Milchbauern gut
da, zeigen offizielle Zahlen der LfL Bayern. Mit der
neuen Öko-Förderung der Länder ab 2015 lohnt es
sich umso mehr, über eine Umstellung nachzudenken, denn heimische Öko-Milch ist knapp.
Von Stefan SIMON
Stabile Öko-Milchpreise, eine solide Förderpolitik und eine steigende Nachfrage nach
Öko-Milch machen die ökologische Milchproduktion attraktiv. Doch Vorsicht, nicht jeder
Betrieb eignet sich für eine Umstellung.
Stephan Scholz, Berater beim Naturland Erzeugerring aus Sondermoning, rät den Landwirten: „Lassen Sie sich in einem unverbindlichen, kostenlosen Erstgespräch von Fachleuten beraten. Innerhalb von zwei bis drei Stunden wissen Sie, was Sie verändern müssen,
um die Produktion im Betrieb ökokonform zu
gestalten.“ Die Zahlen geben dem Berater
Recht, der seit knapp 20 Jahren Landwirte bei
der Umstellung im Chiemgau begleitet. Langfristig zahlt sich die Umstellung für den Großteil der Betriebe ökonomisch aus.
Preisaufschläge pro Liter Öko-Milch
LANDWIRT Tipp
Für Betriebe mit diesen Kriterien
lohnt sich eine Umstellung
Günstige Rahmenbedingungen für
eine erfolgreiche Umstellung auf
ökologische Wirtschaftsweise für
Milchviehhalter sind:
■ Gute Flächenausstattung und
idealerweise Sommerweidegang
■ Ausreichende Stallmaße beziehungsweise unkomplizierte Umbaumöglichkeiten
■ Durchschnittliche Milchleistung
bei moderatem Kraftfuttereinsatz
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Zwischen 6.000 und 11.000
Euro höhere Gewinne erzielten
die buchführenden Öko-Betriebe
in Bayern über alle Größenklassen hinweg im Jahresdurchschnitt
zwischen 2007 und 2012. Das ist
das Ergebnis einer im Herbst 2014
veröffentlichten langjährigen Betrachtung der LfL. Diese Höfe haben zwischen 800 und 1.000 Liter
Milch pro Kuh weniger gemolken
als ihre konventionell wirtschaftenden Vergleichskollegen. Der
Öko-Zuschlag schwankte in
dieser Zeit zwischen 6 und 11,5 Cent netto. „Im
Mittel – und das gilt es bei derartigen Betrachtungen immer heranzuziehen – lag der ÖkoZuschlag bei akzeptablen 8,54 Cent“, resümiert
Scholz und ergänzt: „Dieser Trend setzt sich
auch in den Wirtschaftsjahren 2012/13 und
2013/14 fort.“ Für ganz Deutschland errechnete
die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH
(AMI) für 2013 Öko-Zuschläge zwischen 8 und
11 Cent. Die Naturland Milchpreiserhebung
zeigt für 2014 einen Durchschnittspreis von
48,83 Cent für Süddeutschland, was einem ÖkoZuschlag von 10 Cent entspricht. Der konventionelle Preisverfall zum Jahresende 2014 hat
im Öko-Landbau nur sehr abgeschwächt stattgefunden (Abb. 1). Im Januar 2015 lagen die
Biozuschläge in den meisten Regionen sogar
im Bereich von 15 Cent.
Kleine Betriebe schneiden gut ab
In einem jüngeren Vergleich aus den Jahren
2011 bis 2014 schneiden die kleineren Höfe vor
allem in den schlechten Milchjahren im Vergleich am besten ab (Abb. 2). „Zum einen wird
die Milch in diesen Betrieben mit weniger Kraftfutter und niedrigeren tierbezogenen Kosten
erzeugt. Andererseits fallen Pachtkosten und
Investitionen geringer aus“, erklärt Scholz dieses
Phänomen. „Die kleineren Betriebe waren in
den vergangenen zehn Jahren deutlich stabiler
und gegen negative Ausschläge besser gewappnet – dafür sind die größeren Betriebe für die
Zukunft besser aufgestellt, weil sie notwendige
Investitionen im Bereich der Tierhaltung schon
vollzogen haben. Im vierjährigen Mittel erzielten
alle Betriebe mit 30 und 48 Kühen über
8.000 Euro Mehrgewinn gegenüber den konventionellen Kollegen. In den kleinsten Strukturen waren es 5.800 Euro Betriebsgewinn –
eine beträchtliche Summe bei lediglich 24 Kühen
Bestandsdurchschnitt und 5.700 kg Herdenleistung. Im konkreten Vergleich bayerischer ÖkoBetriebe stehen aktuell die kleinsten Betriebe
mit einem Gewinn pro Kuh und Hektar in Höhe
LANDWIRT
7 / 2015
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von 1.600 Euro am besten da (Abb. 3), während
die größten hier dargestellten Betriebe mit guten
1.000 Euro/ha und 1.300 Euro/Kuh ebenfalls
positiv abgeschlossen haben.
Abb. 1: Ø Öko-Milchpreise Deutschland
ct/kg netto, 4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß, inklusive S-Klasse, ohne NZ, mengengewichtet
Dez. 14
47,3 Ct.
KuLaP mit zusätzlichem Anreiz
Mit der aufgezeigten Öko-Milchpreisentwicklung sowie durch die neuen Fördersätze
und Kombinationsmaßnahmen ab 2015 im
bayerischen KuLaP steigt der Anreiz zur Umstellung vor allem für Milchviehbetriebe noch
deutlicher an. 350 Euro/ha für die beiden Umstellungsjahre und eine Beibehaltungsprämie
von 273 Euro/ha sind bundesweit Spitze. Dazu
kommen zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten wie Weidegang (50 Euro/GV), Steilhangmahd (450 bzw. 650 Euro/ha) und Schnittzeitpunkt nach Vertragsnaturschutz (230–350
Euro/ha). Das macht die Umstellung für extensive und Bergbauernbetriebe wieder hochinteressant. Aber auch größere Betriebe bekommen durch die Abschaffung der Deckelung und die angehobenen Flächensätze neue
Umstellungsanreize.
31,8 Ct.
15,5 Ct.
Quelle: Tomas Sonntag, Naturland Marktgesellschaft 2015
Abb. 2: Gewinnvergleich ökologischer und konventioneller Milcherzeuger
Gute Aussichten für Deutschland
Eine bundesweite Untersuchung des Thünen-Instituts in Braunschweig aus den Jahren
2005 bis 2010 zur Wirtschaftlichkeit des ÖkoLandbaus zeigt, dass etwa ein Drittel der ÖkoMilchviehhalter in allen Jahren ein höheres
Einkommen als die konventionellen Berufskollegen in der Vergleichsgruppe erwirtschaftete. Das Ergebnis der Untersuchung: ohne
Förderung würde sich die Situation bei den
meisten Betrieben deutlich verändern. Das
scheint die Politik erkannt zu haben, denn die
Fördersätze sind in allen Bundesländern gestiegen. Deutschlandweit sollten auch die hohen Öko-Zuschläge anhalten, weil die volatile
Preisentwicklung im konventionellen Milchmarkt nicht in gleichem Ausmaß im ÖkoMilchmarkt stattfand und stattfinden wird.
Denn die Öko-Milchmengen können richtlinienbedingt (Flächenbindung, Tierhaltung) nicht
unbegrenzt steigen und die Nachfrage liegt
noch immer über der Inlandsproduktion.
Geringe Konkurrenz
aus dem Ausland
Aus den beiden Öko-Milch exportierenden
Nachbarländern Dänemark und Österreich gibt
es keine Signale einer Ausweitung. In Dänemark ist die Entwicklung bei den Betriebszahlen seit zwei Jahren leicht negativ; in Österreich
scheint vorerst die Grenze der Öko-Milchproduktion erreicht. Die Zahl der Öko-Milchviehbetriebe stagnierte in den vergangenen drei
Jahren, und die Milchmenge ist nur geringfügig gestiegen. Außerdem gibt es eine rege
Nachfrage nach europäischen Öko-Milchprodukten in Asien.
LANDWIRT
7 / 2015
Quelle: eigene Darstellung nach Schmidlein LfL Buchführungsergebnisse Bayern
Abb. 3: Gewinnvergleich bayerischer Öko-Betriebe
Quelle: eigene Darstellung nach Schmidlein LfL Buchführungsergebnisse Bayern
Fazit
Öko-Milchviehbetriebe haben im Rückblick
der vergangenen zehn Jahre teils deutlich bessere betriebswirtschaftliche Ergebnisse erzielt
als ihre konventionellen Berufskollegen. Gleichwohl war der Einstieg neuer Betriebe in den
Öko-Landbau aus verschiedenen Gründen in
den vorigen Jahren eher verhalten. Mit den
gegenwärtigen Rahmenbedingungen in
Deutschland, wie der Anhebung der Fördersätze und gestiegener Öko-Milchzuschläge,
sind die Chancen, in die Öko-Milchviehhaltung
einzusteigen, zurzeit gut. Das hat auch damit
zu tun, dass der Öko-Milchmarkt in Deutschland bei nicht gesättigtem Selbstversorgungsgrad und stagnierenden Importen weiter
wächst.
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Stefan Simon
ist DiplomAgraringenieur und
Berater bei
Naturland.
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